Ohne Zweifel
Ohne Zweifel
Die Dezentheit in ihrer Grazie besticht ihn durch ihre liebevollen Details. Eine Reminiszenz an vergangene Tage, ihre eigene, persönliche Hommage, an das, was auch immer sie „Liebe“ nennen würde. Sei es ein Wagnis, oder eine Schale, in die sie sich fallen lässt, eine Überwindung oder die Zurückhaltung ihrer Selbst.
Was als Treibgut galt, warf ein Echo auf ihre Vergangenheit..
Mit dem sehnsuchtsvollen Ausdruck der Abenteuerlust hatte sie ihn damals kennengelernt, ihn zu Höchstformen angetrieben, sich selbst übertroffen, in ihrem Können, ihrer schöpferischen Gabe, die andere durch sie profitieren ließ.
Ist es nicht ein verrücktes Spiel?
Neue Impressionen brauchte sie. Nun ging sie raus, ging in die Offensive, in ihre spielerische Freiheit, ließ sich treiben.
Die glitzernden, funkelnden Wolken deuteten auf ein herbeigeführtes Schauspiel hin und überschatteten ihren Überdruß an kindlicher Vorfreude in keinster Weise. Die kleinen Farbenbringer sprenkelten purpurroten Jagdtrieb in ihre Pupillen und ließ sie wachsen. Sie wußte, was passieren würde. Ihr Drehbuch für ihren eigenen, kleinen Film versteckte sich nicht länger, die Richtung war bereits vorgegeben, die Impulse waren stets neu durch andere Charaktere zu besetzen.
Entrée – sie betrat den Raum, sie betrat ihn nicht nur, sie erfüllte ihn.
Doch dort war etwas anderes. Konnte sie ihren Augen nicht trauen? Eine Kreatur aus Muskeln und Sehnen, furchterregend, doch es war nicht nur die Furcht, es war auch die Erregung. Die riesengroße Gestalt, deren kräftiges Rot in all seinen Venen vibrierte, traf sie stichartig mit seinem Blick. Hammer, dieses Zeug! Wer sich hinter der Maskerade, diesem Teufelszeug in ihrem Kopf, wohl verbarg? Täuschten selbst seine Blicke, hatte sie alles nur diesem kleinen Filmchen in ihrem Kopf zu verdanken? Wieviel Täuschung lag in der Wahrnehmung?
Ein Quäntchen, ein Fünkchen müsste tatsächlich passieren, dieses Anstubsen der Kettenreaktion, die alles in Wallung brachte.
Es entzückte sie dieser Domino-Effekt, sie ließ sich weiter treiben....
Schon kurze Zeit später erfuhr sie auf eine phänomenal-zärtliche Weise diese unglaubliche Krafteinwirkung, ein Eingeständnis im einvernehmlichen Zugeständnis ihrer beiden Komponie. Ein melodiöser Einklang, Symbiose in vollster Vollendung.
Der Handlungsort wechselte.
Die Verpackung entglitt ihnen allmählich. War sie doch nur Beiwerk, eine Staffage. Stille stellte sich ein.
Das Maß an Dominanz war nun endgültig überschritten, die Grenze übergangen, doch das tat sie ja so oft! Ein Kräftemessen zweier verschiedener Komponenten. Eine Divergenz, die dieses Spiel belebte, ein Dualismus, der durch seine Sinneseindrücke fast schon tänzelnd wirkte. Machte dieser Antagonismus dieses reizvolle Spiel doch erst aus, überschritt er den leidenschaftlichen Horizont und drang immer weiter ein.....
Sie wollte Widerspruch einlegen, doch er enttarnte den Teil ihres Spiels, enthauptete den Gedanken schon in den Anfängen, führte ihre Gedanken durch seine Handlungen fort, schrieb selbst die Richtung vor.
Es schnürte ihr den Atem ab. Wollte sie den nächsten Schachzug führen, nahm er ihr das Zepter aus der Hand, wuchtete es fort und ließ sie spüren, wer nun der Regisseur in ihrem Film war. Fortan verwandelte sich ihre Provokation, die den Beigeschmack einer sanften Aggressivität trug, in Wohlwollen, in ein Hineinfallen seiner Dominanz, ergab sich ihm voll und ganz, weil sie wußte, er würde durch ihre Passion sein Maß nicht herunterschrauben, fiebrig würde er sie weiter tangieren.
Der schmale Grad des Kontrastes wurde schmaler, verschmolz in ihrem Handeln.
Plötzlich erklang Musik.
Von irgendwo her. Sie untermalte das Schauspiel, tänzelte um sie herum, wogte die Wellen und verschluckte sie manchmal mitsamt Haut und Haar, um sie im nächsten Augenblick in eine neue Begebenheit zu überreichen.
Ein neuartiges Gefühl machte sich breit. Ein Gefühl des Übereinkommens, eine Zusicherung ihres Gespürs füreinander, eine Lobpreisung für das, was beide nun ausmachte.
„Es fühlt sich nun so an, als ob er mich in und auswendig kennt, bis in alle meine Sinne vorgedrungen ist!“ Eine Wertschätzung für ihre Poesie, ihre Taten und ihr Ich.
Nie zuvor hatte ihr jemand solch ein elementares Fundament geschaffen, mit den künstlerischen Strömen, die kein Mensch erschaffen konnte.
© by Anna Kamenzin
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16.12.2009