Was ist neu

Ohne Worte

Seniors
Beitritt
19.03.2003
Beiträge
1.883
Zuletzt bearbeitet:

Ohne Worte

Ohne Worte


Die meiste Zeit rennt er vor mir weg. Wenn er arbeitet, ist es nicht so offensichtlich. Dann sind die Stunden, die er fort ist, gut begründet. Es gibt viel zu tun, das erledigt werden muss.
Der Urlaub schwebt vor uns. Er fragt. „Was wollen wir machen?“
Ich zucke mit den Schultern. „Was hast du dir vorgestellt?“
„Sag du doch was!“
„Was möchtest du denn?“
„Mal sehen was kommt“

Und plötzlich ist er da, der Urlaub. Wir sitzen uns gegenüber, am Frühstückstisch. Er schweigt. Ich bemühe mich, locker zu sein. Will nicht spüren, dass da nichts mehr ist.
Wenigstens vertieft er sich nicht in eine Zeitung. Stattdessen schiebt er eine CD ein. Die Musik überdeckt die Sprachlosigkeit zwischen uns. Ich will etwas sagen, muss es herausschreien. Er antwortet nicht. Weil er mich nicht verstanden hat?
Mir schmeckt das Essen nicht und ich stehe auf. Ich gehe hinaus in den Garten, betrachte unser Haus.
Als wir es gebaut hatten, wollten wir ein Heim errichten. Es ist groß, zu groß für mich.
Im Urlaub findet er viel zu tun, an diesem Haus. Er ist überall, nur nicht bei mir.
Ich sehe nicht was er sieht. Ich sehe das was er macht, macht keinen Unterschied.
Jeden Tag stellt er die Frage?
„Was wollen wir machen?“
Ich zucke mit den Schultern. „ Wozu hast du Lust?“
„Ich habe dich gefragt.“
„Ja, ich weiß nicht.“ Ich mache eine Pause, „wir könnten reden.
Er sieht mich an. Auch er macht eine Pause bis er antwortet: „Ich gehe in den Garten, da gibt es noch was zu tun.“

Ich packe meinen Koffer. Was soll ich mitnehmen? Die Entfremdung, meine Verbitterung darüber, dass es uns nicht gelungen ist? Oder die Wahrheit?
Seine Liebe war meine Illusion. Meine Liebe war zugleich auch meine Hoffnung. Meine Hoffnungen waren wie ein Versprechen. Das Versprechen hatte er nie gegeben.
Ich gehe, wortlos.

 

Hallo goldene Dame,

bei deiner Geschichtejuckt es mich in den Fingern, deine Protagonistin zu analysieren.
Der Plot ist das alte aber leider auch oft stimmende Klischee, dass Männer nicht reden und Frauen die Stille nicht genießen können. Liebe ist, Zeit mit einander zu verbringen, die jeder für sich anders füllt und sich trotzdem dabei wohl zu fühlen. Das hat deine Prot nicht gekonnt. Sie stellt ganz andere Ansprüche an die Liebe, Ansprüche, die kein Alltag der Welt erfüllen kann.
Noch im Gehen schiebt sie jede Verantwortung von sich.
Er soll für sie entscheiden, wohin es im Urlaub geht, was sie unternehmen, hauptsache er verbringt Zeit mit ihr. Dabei übersieht sie die Zeit, die er mit ihr verbringt, während er im Garten ist oder am Haus baut.
Nie äußert sie ihre Bedürfnisse, aber da er sie nicht erfüllt, stellt sie seine Liebe in Frage.
Ihre Liebe war ihre Hoffnung, eine Hoffnung, von der er nichts weiß. Dsa daraus für sie resultierende Versprechen hätte er gar nicht geben können. Er wusste ja nicht einmal davon.
Die Frau produziert sich ihre Frustration selber.
Ich weiß nicht, ob du das ausdrücken wolltest, oder ob du eher Mitleid mit der armen angeschwiegenen Protagonistin heraufbeschwören wolltest. Im ersten Falle hast du es gut getroffen, im zweiten Falle begrenzt sich mein Mitleid auf ihre kommunikative Armut. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Entfremdung? Sehe ich eigentlich nicht so. Mir scheint es, dass es bei diesem Paar nie so etwas wie Nähe gegeben hat. Sie schweigt, weil er reden soll. Sie wartet, weil er tun soll. Sie beobachtet, damit er sie sehen soll. Aber nicht erst seit gestern. Schon seit vorgestern. Das Angebot zum Reden dient nur als Alibi, in Wirklichkeit hat sie schon vor langem kapituliert. Es ist schon Scheiße, wenn man Liebe mit blindem Verständnis gleichsetzt. Das kann schon mal zum Frust führen.

Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich von dem Text halten soll. Für mich ist er zu beliebig. Gelesen und vergessen. Schade.

 

ach danke Zaza,

ich hatte schon Angst, meine Betrachtung dieser Geschichte wäre eine rein männliche Schutzhaltung. ;)

 

Hallo Goldene Dame!
Dein Text ist in einer schönen Sprache geschrieben, andererseits ist er zu durchschnittlich, leider kein Text, der lange haften bleibt.
Wirklich schade um die Sprache, weil Sätze wie

Die Musik überdeckt die Sprachlosigkeit zwischen uns.
werden vom Thema des Textes verschluckt und sind so nicht länger schön, sondern normal.

Für mich ist der Text zu kurz, weil er so irgendwie fragmenthaft wirkt, einzelne Gedanken der Protagonistin zusammengefasst und in den Text gesetzt. Mir scheint, ich sollte Mitleid mit der Protagonistin haben, aber sie erreicht mich nicht - so, wie sie ihren Mann auch nicht erreicht hat.

Schade, denn was ich bisher von dir gelesen habe, hat mir gefallen und sprachlich dieser Text auch, nur der Inhalt ein wenig enttäuschend.

Liebe Grüsse,
Marana

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Goldene Dame,

ich hab begriffen, dass sich da zwei nichts mehr zu sagen haben. Aber warum nicht? Der Dialog am Anfang legt für mich den Schluss nahe, dass sie vor lauter Aufeinander-Rücksicht-Nehmen ihre eigenen Wünsche nicht mehr äußern - weil sie denen des anderen entgegenlaufen könnten. Oder schützen sie diese Rücksichtnahme nur vor, weil sie beide so öde Langweiler sind?

Du siehst, der Text wirft bei mir Fragen auf, aber was ist mit den Antworten?

Kleine Vertipper übrigens hier:
Ich sehe das was er macht, macht keinen Unterschied.
Jeden Tag stellt er die Frage?
„Was wollen wir machen?“
-> Ich sehe: Das was er macht, macht keinen Unterschied. Jeden Tag stellt er die Frage: „Was wollen wir machen?“

Grüße,
dein Stefan

 

Hi Goldene Dame,

ja, das ist so eine Sache, mit der Ehe ohne Worte.

Du schilderst eine Situation, die leider alltäglicher ist, als man es wahrhaben möchte.
Auch wenn wir, die Leser, kommentieren: Warum hat sie ihre Wünsche nicht geäußert, warum nimmt sie sein Schweigen hin, warum übernimmt sie nicht die Initiative,warum warum...?
Gut reden können wir alle.
Doch ich denke, wenn man den anfänglichen Punkt, wo die Worte verloren gingen, überschritten hat, tritt die Einsamkeit ein, in der jeder für sich nur noch in Gedanken redet. Die Worte kommen nicht mehr über die Lippen. Wer hat Schuld? Beide!
Man möchte, kann aber nicht mehr.
In deiner KG ist die Frau gegangen. Das wird ein Schock für den Mann sein. Denn über die Sprachlosigkeit
muß die Liebe ja nicht verloren gegangen sein. Nur eingeschlafen.
Mag sein, dass durch diese Wendung bei Beiden die Sprache wiederkommt und ein neuer Anfang für die Ehe geboren wird.
Ich könnte mir das jedenfalls vorstellen.
Ein altes und doch immer wieder neues Thema was du da beschreibst.

lg, coleratio

 

Hallo Goldene Dame,

als sie vom Hausbau spricht, sagt sie noch „wir“, aber dann empfindet sie seine Arbeit am Haus als überflüssig. Sie wirft ihm vor, dass er nicht bei ihr ist, nicht mit ihr redet. Sie hat „Hoffnungen“, „Illusionen“ auf die er nach ihrem Geschmack reagieren soll, sie weiß, was er (eigentlich) zu tun hätte (Zitat: „Wenigstens vertieft er sich nicht in eine Zeitung“). Die Frau erwartet nur, trägt nicht zur Lösung der Probleme bei, Resignation auf beiden Seiten, dann geht sie. Ihre Probleme wird sie kaum hinter sich lassen.

Zu Beginn wird seine Flucht geschildert, am Schluss ihre, sie ist da tatkräftiger, obwohl er sonst eher tätig ist.
Die Aussichtslosigkeit der Situation wird deutlich, es gibt auch keinen `Schuldigen´. Vielleicht ist es diese Uneindeutigkeit der Situation, die mich als Leser etwas unzufrieden zurück lässt.

LG,

tschüß… Woltochinon

 

Hallo Goldene Dame,

du hast die kurzen, prägnanten Sätze aus deinem kürzlichen >Experiment< erneut zu einer Erweiterung verwendet, wenngleich hier ein leicht abgewandeltes Szenario gezeichnet wird. Dadurch verliert leider der alte Text an Aufmerksamkeit.

Wieder geht es hier um das Mißverhältnis zwischen Männern und Frauen in der Kommunikation, allerdings liegen die Gründe dieses Mal auf beiden Seiten gleich verteilt. Meine Ansicht ist eine Mischung aus sims und coleratios Meinung, wobei die anderen ähnliches angedeutet haben. Ich möchte es präzisieren: Liebe hat es zwischen den beiden Leuten sehr wohl gegeben, aber sie haben ihre gegenseitigen Wünsche im Laufe der Zeit nicht mehr beachtet und haben sich auseinander gelebt -- Entfremdung eben!

Der Fehler, den ER macht ist: Er erkennt nicht, daß sie seine Aufmerksamkeit sucht; der Urlaub ist ein bloßer Vorwand, völlig egal, wohin es gehen soll, auch zu Hause wäre sie glücklich. Er sieht nicht, daß sie seine Nähe braucht und mit ihm reden will. Die zentralen Sätze sind: "Ich will etwas sagen, muss es herausschreien. Er antwortet nicht. Weil er mich nicht verstanden hat?"

Der Fehler, den SIE macht, ist: Sie versteht nicht, daß jeder Mann auch eine Zeit der Zurückgezogenheit benötigt. Während dieser Phase schweben Männer in "anderen Sphären". Es ist eine typisch männliche Art; man geht eventuell Hobbies nach (Gartenarbeit) und will auf keinen Fall gestört werden -- nach Urlaub ist ihm ebenfalls nicht zumute. Die Frau interpretiert (!) aber seine Beschäftigung fälschlicherweise als Lieblosigkeit und geht.

Diese Geschichte ist aus der Sicht der Protagonistin geschrieben, daher finden seine Gedanken keine Erwähnung, aber ich kenne dieses ewige Mißverständnis. Die unterschiedliche Auslegung des Verhaltens ist nicht bloß ein Klischee, sie ein Fakt! Und es hängt wirklich nur an der gegenseitigen Akzeptanz für die Wünsche des anderen. Dabei wäre es so herrlich einfach, die Sache ins Lot zu bringen... mehr will ich im Moment nicht sagen (und lächele nur).

Du beschreibst eine wunderbare Alltagssituation, mit der viele Ehen einfach nicht klar kommen. Es ist eine Vorzeige- Story!

Schöne Grüße,
Emil

 

Hallo, ich freue mich, das meine Geschichte von euch gelesen wurde und ihr mir Eure Gedanken dazu mitgeteilt habt.
@ sim

mich wunderte es nicht, dass Mann sich auf dieses Klischee beruft ;), ich bin dennoch überrascht, dass der Text dich zu dieser Analyse der Prot. herausgefordert hat.
Zitat
Ihre Liebe war ihre Hoffnung, eine Hoffnung, von der er nichts weiß. Dsa daraus für sie resultierende Versprechen hätte er gar nicht geben können. Er wusste ja nicht einmal davon.
Die Frau produziert sich ihre Frustration selber.
Ich weiß nicht, ob du das ausdrücken wolltest, oder ob du eher Mitleid mit der armen angeschwiegenen Protagonistin heraufbeschwören wolltest. Im ersten Falle hast du es gut getroffen, im zweiten sich mein Mitleid auf ihre kommunikative Armut.

Ich wollte weder das eine, noch das andere
Ich entnehme deiner Argumentation, dass dir der Text nicht gefallen hat. Ich befürchte fast, du bist deinem eigenen Klischee, von dem hier nicht die Rede war aufgesessen.
Nun denn das finde ich bedauerlich, aber vielleicht kannst du mir es mir bei Gelegenheit erläutern, so dass ich aufbauende Anregungen zu dem Text finde.


Hallo maxy,
Zitat
Anders wie sim denke ich hier nicht an ein Klischee. Es gibt sie, die stillen und schweigsamen, schönen Momente in der Liebe.
Aber ich denke dass sehr wohl unterscheiden werden kann zwischen verständnisvollem Schweigen und wortlosem Alltag...

Ich freue mich, dass du den Plot so verstanden hast, sonst hätte ich mich nach sims Anmerkung veranlasst gesehen unter meine KG zu schreiben Thema verfehlt.
Zitat
Die Prot ist frustriert, aber von ihr kommt ja auch das Angebot zum Reden, das er abweist. Vielleicht hätte sie ihm das noch deutlicher zeigen können, dass sie Reden will und unglücklich/unzufrieden ist. Aber das ist schwer in dieser Träge, vorallem wenn sie nicht mehr daran glaubt dass es helfen könnte, und ich glaube dem ist so...?

Hauptsächlich wollte ich aufzeigen, wie unterschiedlich beide mit ihrer Krise umgehen.
Er flüchtet sich in Arbeit und sie scheut sich die Gefühle auszusprechen, was sie bewegt. Beide haben also ein Kommunikationsproblem, das sich vielleicht sogar bewältigen ließe, wenn sie ihren Konflikt als solchen wahrnehmen.
@ zaza

Zitat:
Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich von dem Text halten soll. Für mich ist er zu beliebig. Gelesen und vergessen. Schade

Schade, dass du nicht gründlicher auf den Text eingegangen bist. So klingt das sehr subjektiv, und aus subjektiven Anmerkungen etwas herauszuholen, dass für den Text gut und wichtig ist, ist immer sehr schwer.
Ich kann deiner Argumentation insoweit folgen, dass du die Entfremdung nicht gesehen hast. Warum du sie nicht siehst, dagegen nicht.
Zitat
Aber nicht erst seit gestern. Schon seit vorgestern. Das Angebot zum Reden dient nur als Alibi, in Wirklichkeit hat sie schon vor langem kapituliert. Es ist schon Scheiße, wenn man Liebe mit blindem Verständnis gleichsetzt. Das kann schon mal zum Frust führen.
Wie kommst du darauf? Diese Interpretation entbehrt meiner Meinung nach jegliche Grundlage im Text


@ marana

Zitat
Für mich ist der Text zu kurz, weil er so irgendwie fragmenthaft wirkt, einzelne Gedanken der Protagonistin zusammengefasst und in den Text gesetzt. Mir scheint, ich sollte Mitleid mit der Protagonistin haben, aber sie erreicht mich nicht - so, wie sie ihren Mann auch nicht erreicht hat.

Ich weiß was du meinst. Du glaubst, zu einer runden Geschichte, muss mehr Handlung mehr Charakterisierung hinein. Im Prinzip gebe ich dir Recht. Ich bin sogar geneigt, diese Geschichte inhaltlich mehr auszuweiten.
Ich habe mich aber bewusst für eine knappe Inszenierung entschieden, um dem Leser zu verführen, ihm mehr Identifikationsmöglichkeiten zu geben. Du hast es selbst angesprochen, mit deinem Vergleich, du wurdest wie der Mann nicht erreicht.
Du benötigst mehr Informationen, genau wie der Mann auch, damit er weiss was sie fühlt, wie die Entfremdung sie desillusionniert hat.
Ich freue mich, dass dir meine Sprache gefallen hat.

@ Leixoletti

Zitat:
ich hab begriffen, dass sich da zwei nichts mehr zu sagen haben. Aber warum nicht? Der Dialog am Anfang legt für mich den Schluss nahe, dass sie vor lauter Aufeinander-Rücksicht-Nehmen ihre eigenen Wünsche nicht mehr äußern - weil sie denen des anderen entgegenlaufen könnten. Oder schützen sie diese Rücksichtnahme nur vor, weil sie beide so öde Langweiler sind?

Du siehst, der Text wirft bei mir Fragen auf, aber was ist mit den Antworten?

In der Tat, es gibt wenig Antworten über die Beweggründe, warum der Ehealltag so geworden ist.
Es können verschiedene Ursachen sein, die sie sprachlos werden ließen.
Wie gesagt, ich neige tatsächlich dazu, mehr Inhalt zu geben, aber hier wollte ich den Leser mit seinen Erfahrungen mitarbeiten lassen.

@ coleratio

Zitat :
Du schilderst eine Situation, die leider alltäglicher ist, als man es wahrhaben möchte.
Auch wenn wir, die Leser, kommentieren: Warum hat sie ihre Wünsche nicht geäußert, warum nimmt sie sein Schweigen hin, warum übernimmt sie nicht die Initiative,warum warum...?
Gut reden können wir alle.

Gerade die Wahrnehmung ist das Problem. Wenn Mann und Frau in der Lage wären, ihre Flucht vor der Wahrnehmung ihrer Krise zu erkennen, wäre es für beide leichter, sich auszusprechen
Zitat:
Doch ich denke, wenn man den anfänglichen Punkt, wo die Worte verloren gingen, überschritten hat, tritt die Einsamkeit ein, in der jeder für sich nur noch in Gedanken redet. Die Worte kommen nicht mehr über die Lippen. Wer hat Schuld? Beide!

Ich glaube, dass du recht hast. Beide steigern sich in ihre Wahrnehmung hinein, sehen etwas, was der andere in Wirklichkeit nicht macht.
Unausgesprochenes verleitet dazu, dass die Wahrnehmungen immer mehr einschränken. Und dann kann es passieren, dass man vereinsamt, obwohl man zu zweit ist.

Zitat:
Denn über die Sprachlosigkeit
muß die Liebe ja nicht verloren gegangen sein. Nur eingeschlafen.
Mag sein, dass durch diese Wendung bei Beiden die Sprache wiederkommt und ein neuer Anfang für die Ehe geboren wird.
Ich könnte mir das jedenfalls vorstellen.


Das ist ein interessanter Gesichtspunkt, den du da aufwirfst. Die Hoffnungen, die sich daran knüpfen könnten tatsächlich Motivationsgeber sein, die eingefahrene Situation aus einem anderen Blickwinkel zu beleuchten.

@ woltochinon


Zitat:

als sie vom Hausbau spricht, sagt sie noch „wir“, aber dann empfindet sie seine Arbeit am Haus als überflüssig. Sie wirft ihm vor, dass er nicht bei ihr ist, nicht mit ihr redet

Das war mir klar, das du dich auf die Ambivalenz stürzt.
Ob die Frau sie auch sieht? Ich denke du meinst eher nicht was du auch so schön formuliert hast.

Zitat:
Sie wirft ihm vor, dass er nicht bei ihr ist, nicht mit ihr redet. Sie hat „Hoffnungen“, „Illusionen“ auf die er nach ihrem Geschmack reagieren soll, sie weiß, was er (eigentlich) zu tun hätte (Zitat: „Wenigstens vertieft er sich nicht in eine Zeitung“).


Ich will die Frau durch inhaltliche Erklärungen nicht ins rechte Licht setzen, ob man ihr damit unrecht tut, habe ich natürlich als Autor zu vertreten. Aber ich dachte für den Plot ist es ausreichend und leichter vertändlich sie auch so zu charakterisieren.
Deine Schlußfolgerung.
Zitat:
Die Frau erwartet nur, trägt nicht zur Lösung der Probleme bei, Resignation auf beiden Seiten, dann geht sie. Ihre Probleme wird sie kaum hinter sich lassen.


bestätigt mich dann auch, denn da kann ich dir nur zustimmen; die Erfahrungen, die sie so sammelt, werden sich wiederholen.

Zitat:
Zu Beginn wird seine Flucht geschildert, am Schluss ihre, sie ist da tatkräftiger, obwohl er sonst eher tätig ist.
Die Aussichtslosigkeit der Situation wird deutlich, es gibt auch keinen `Schuldigen´. Vielleicht ist es diese Uneindeutigkeit der Situation, die mich als Leser etwas unzufrieden zurück lässt.


Irgendwo freut mich diese Unzufriedenheit auch, weil die Situation auch unzufrieden ist. Beide könnten sich aussprechen und so die vermeintlichen Fronten entschärfen.

@ Emil

Ich freue mich, dass du den Bezug zu meinem Experiment gefunden hast.

Das Szenario ist abgewandelt, aber das sollte auch so sein, das jeder Absatz für sich als Geschichte stehen könnte.
In der Hauptsache bin ich aber dem einem Thema treu geblieben

Zitat:
Meine Ansicht ist eine Mischung aus sims und coleratios Meinung, wobei die anderen ähnliches angedeutet haben. Ich möchte es präzisieren: Liebe hat es zwischen den beiden Leuten sehr wohl gegeben, aber sie haben ihre gegenseitigen Wünsche im Laufe der Zeit nicht mehr beachtet und haben sich auseinander gelebt -- Entfremdung eben!

Ja in der Tat so habe ich es ausdrücken wollen


Zitat:

Diese Geschichte ist aus der Sicht der Protagonistin geschrieben, daher finden seine Gedanken keine Erwähnung, aber ich kenne dieses ewige Mißverständnis. Die unterschiedliche Auslegung des Verhaltens ist nicht bloß ein Klischee, sie ein Fakt! Und es hängt wirklich nur an der gegenseitigen Akzeptanz für die Wünsche des anderen. Dabei wäre es so herrlich einfach, die Sache ins Lot zu bringen... mehr will ich im Moment nicht sagen (und lächele nur).


Da ich unverkennbar Frau bin, war natürlich mein Impuls nahe liegend, aus der Sicht der Frau zu schreiben, Ich sehe es auch als Fakt an und lächele mal ohne Worte zurück.

Zitat:

Du beschreibst eine wunderbare Alltagssituation, mit der viele Ehen einfach nicht klar kommen. Es ist eine Vorzeige- Story!
Danke Emil für diese Lob.

Danke an Euch alle.
Lieben Gruß
Goldene Dame

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo goldene Dame,

anscheinend ist meine Kritik viel vernichtender gewesen, als ich es beabsichtigt hatte. Das tut mir Leid.
Du hast die Situation der Frau aus ihrer Sicht des Alltags ja gut beschrieben. Ich weiß, dass viele Frauen sich genaus so fühlen. Das ändert aber leider nichts daran, dass viele Frauen sich in diesem Punkt leider sehr unemanzipiert verhalten. Da du die Geschichte aus der Perspektive der Frau als "Ich-Erzählung" geschrieben hast, ist sie natürlich subjektiv. Das ist ach gut so. Das birgt aber bei dieser Geschichte eine Gefahr. Die Geschichte spekuliert. Es geht nicht objektiv aus ihr hervor, dass der Mann unglücklich ist, dass er den Alltag frustrierend findet, oder dass er seine Frau nicht mehr liebt, auch wenn du das geschrieben hast. Was du geschrieben hast, sind ihre spekulativen Interpretationen seines Verhaltens. Sie empfindet es als Weglaufen, wenn er sich um den Garten oder das Haus kümmert, ob es wirklich Weglaufen ist, kann sie nicht wissen. Darauf bezieht sich meine Kritik. Die Geschichte geht davon aus, der Mann wäre in diesem Alltag genauso unzufrieden wie die Frau. Natürlich ist es schlimm genug, wenn nur einer in der Ehe unzufrieden ist. Also muss etwas passieren. Aber der erste Schritt beginnt damit, sich über die Unufriedenheit abzustimmen. Sind beide unzufrieden? Da die Frau von der Vorannahme ausgeht, ihr Mann wäre so unzufrieden wie sie, klärt sie diese Frage aber nicht.

Er schweigt. Ich bemühe mich, locker zu sein. Will nicht spüren, dass da nichts mehr ist.
Auch hier wird das Schweigen von der Frau nur interpretiert. Er schweigt, sie schließt aus dem Schweigen, da wäre nichts mehr. Aber woher weiß sie das? Gleiches passiert mit der Musik. Er legt eine CD ein, die Musik wird negativ interpretiert. Sie unterstellt ihm für sein Tun immer einen gegen sich gerichteten Grund.
So empfinde ich den Text leider. So ist er sogar sehr wahr, denn bei vielen Paaren herrscht genau diese Form von Kommunikation, und es sind nicht immer nur die Frauen, die jedes Verhalten auf die interpretierende Goldwaage legen. Ich kenne auch viele Männer, die das so tun. Genau aus dieser Interpretation entsteht zum Beispiel oft Eifersucht.
Du hast also gut beobachtet.

Leider reagiere ich auf diese Form von interpretierenden Unterstellungen aber sehr empfindlich. Ich bin damit aufgewachsen. Vielleicht hätte ich aus diesem Grund zu dieser Geschichte von dir besser schweigen sollen. Obejktiv bin ich da sicherlich nicht.

Ich weiß natürlich nicht, ob du mit dieser Geschichte vielleicht gerade deine eigene Situation erzählst, und dich so entsprechend unverstanden fühlst in deinen eigenen Gefühlen.. Solche Überlegungen müssen für eine Kritik ja auch nebensächlich bleiben. Allerdings agiere ich auch im realen Leben entsprechend, wenn mir jemand seine persönliche Situation so schildert. Es bringt leider in den seltensten Fällen Fortschritt, sich solidarisierend in die Frustration zu begeben. Die Geschichte ist aus der Perspektive der Frau geschrieben. Also muss sich die Antwort auch auf ihren Anteil an der Sprachlosigkeit konzentrieren. Denn sie kann sich ändern, nicht ihren Mann. ;)

Einen lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,
Deine Kritik war nicht vernichtend. Es ging mir nur darum, das ich den Eindruck hatte, dass du auf einen falschen Fährte warst. Mir war nur nicht klar, weshalb.

Leider reagiere ich auf diese Form von interpretierenden Unterstellungen aber sehr empfindlich. Ich bin damit aufgewachsen

Wenn du das so sagst, verstehe ich auch deine Schutzhaltung, die du in deinen Kommentar einnimmst.

Aber ich finde, das du Aussagen im meinem Text überbewertest. Du interpretierst, dass die Frau gefrustet ist, dass er sie nicht mehr liebt, sein Verhalten ihr gegenüber ihre Erwartungen an ihn nicht erfüllt. Du unterstellst ihr Gedankengänge aufgrund deiner Erfahrungen, die anders sein können als meine Erfahrungen. Und daher kommt es auch zu Missverständnissen. Du sagst einerseits habe ich das Verhalten gut beobachtet. Die Beweggründe hast aber du erschlossen.
Gerade das Beispiel mit der Zeitung un der Musik macht es deutlich.
Gehe mal davon aus, sie liebt ihn nicht mehr. Er reagiert auf ihr Desinteresse auf seine Frage hin was wollen wir machen mit einer Beschäftigung, die er zwar zwar in ihrer Nähe verbringt aber ihn abhält mit ihr zu reden. Es könnte ja sein, dass sie ihm etwas mitteilen will, was er nicht hören möchte? Anstatt beim Frühstück Zeitung zu lesen, was für sie nicht sehr einfallsreich für den den Rückzug aus der Kommunikation wäre, macht er lieber Musik an, weil ersich fürchtet etwas von ihr zu hören? Aber sie will es ihm sagen, spürt aber dass er leidet?Vielleicht ist die Frau ja auch froh, dass er so viel zu tun hat, weil sie sich vor einer Entscheidung fürchtet.


Du siehst jeder kann hineininterpretieren was er an Erfahrungsschatz in sich birgt. Daher war ich bemüht, meinen Text als solches verstanden zu wissen. Die Wertung die du hineingebracht hattest, kam mir daher als erste Kritik ungelegen, aber durchaus willkommen.

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

Zitat:
Das war mir klar, das du dich auf die Ambivalenz stürzt

Hilfe! Das menschliche Denken ist berechenbar!

Übrigens: Ich finde die "Unzufriedenheit" durchaus passend und diese Version der Geschichte besser als die `Urform´.

LG,

tschüß... Woltochinon

 

Hallo Woltochinon,

Zitat:Das war mir klar, das du dich auf die Ambivalenz stürzt

Hilfe! Das menschliche Denken ist berechenbar!


Natürlich war ich nicht wirklich darauf vorbereitet, so ein Argument zu hören :D, Das jemand doch darauf kommt, schreibe ich deinen Erfahrungen zu. Dass es von dir kam, hat mich daher nicht verwundert. Im Gegenteil, wenn der Leser Nuoncen aufspürt, ist ihm mein Respekt sicher. Und dass musste ich impulsiv zum Ausdruck bringen! :)

Danke, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Goldene Dame

 

Hehe, richtig. Warum habe ich Dir trotzdem meine Gedanken zur Frau geschenkt? Damit Du siehst, wie wenig mir der Text in dieser Form gibt.

Du willst Entfremdung thematisieren, schreibst aber nur Entfremdung.

 

Schreibst du immer so konstruktiv, Zaza?
Danke für dein Geschenk. Ich weiß es gut zu nutzen.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom