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Ohne Moos nichts los?

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02.09.2006
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Ohne Moos nichts los?

Tomas schlurfte zum Briefkasten. Sein Magen krampfte sich zusammen. Hoffentlich nicht wieder eine Absage. Doch kaum hatte er den Briefkasten geöffnet, fiel ihm ein dicker großer Umschlag entgegen – seine Bewerbungsunterlagen kamen zurück: Firma Westhoff & Co. KG. Gerade hier hatte er sich Chancen ausgerechnet. Bedrückt schlich er zurück in die Wohnung. Vera schaute kurz auf, doch sein Gesicht sprach Bände. Er brauchte nichts zu sagen.
Um ihn abzulenken fragte sie: „Hast du schon mal nach einem Baum geguckt? Wo wollen wir ihn denn dieses Jahr aufstellen?“
Ach ja, einen Weihnachtsbaum, dafür war in der neuen Wohnung wirklich kein Platz! Sie waren gerade von 90 auf 60 Quadratmeter umgezogen. Und wovon sollte er einen Baum bezahlen?
Er zuckte mit den Schultern. „Wir haben ja nicht mal alle Möbel untergebracht. Hier ist kein Platz. Wenn ich wieder Arbeit habe, gibt’s erst mal wieder eine größere Wohnung, dann haben wir auch Platz für einen Baum.“
Er sah die enttäuschten Gesichter von Vera und seiner kleinen Tochter Leni. Es brach ihm das Herz. Was war er nur für ein elender Versager. Nicht mal einen Weihnachtsbaum konnte er seiner Familie bieten. Und Geschenke? Vera und Tomas wollten das dieses Jahr ausfallen lassen, aber für die Kleine hatte er versprochen, etwas zu besorgen. Doch wo von? An ein Festessen war schon gar nicht zu denken.
Tomas zog seine Jacke an und gab vor, bei einem Schrotthändler vorzusprechen, der angeblich eine Aushilfe suchte. Er musste einfach raus.
Als er ziellos durch die Straßen schlenderte, kam er schließlich zum Weihnachtsmarkt. Es roch nach Anis, Zimtwaffeln, gebrannten Mandeln und Glühwein. Gleich in der ersten Reihe war ein Stand mit gerösteten Maronen. Wie die wohl schmecken würden? .
Er ging weiter zu einem Stand mit Holzspielzeug. Leni wünschte sich ein Puppenbett. Da stand tatsächlich eins für 86,00 Euro, unbezahlbar. Weiter hinten stand eins für 20,00 Euro, weiß lackiert mit roter Bettwäsche. Das würde Leni gefallen.
Er ging weiter. Hier gab es sogar künstliche Weihnachtsbäume, die wunderschön geschmückt waren, mit vielen kleinen Lämpchen und die nur 30 cm groß waren. Die hätten sogar in der kleinen Wohnung Platz, aber 25,00 Euro, unmöglich!
Der nächste Stand hatte Duftkerzen in weihnachtlichen Kerzenhaltern, gar nicht kitschig, sehr schöne Handarbeit, 18,00 Euro.
Er ging weiter; Lebkuchen, Printen, Nüsse in feinen Schokoladen, ach ja, das wäre schön. .
Nun kam ein Kinderkarussell. Er sah die strahlenden Kindergesichter. Gern würde er Leni eine Fahrt spendieren.
Der nächste Stand hatte Kräuterseifen und Badezusätze. Das wäre was für Vera, sie liebte Kräutersachen, aber 5,00 Euro für ein Stück Seife, der helle Wahnsinn.
Er verließ den Weihnachtsmarkt und lief weiter durch die Straßen.
„Guten Tag Herr Breuer“, grüßte ihn ein gutgekleideter junger Mann. Im ersten Moment erkannte er ihn nicht, doch dann sah er, dass es der Sohn seines früheren Nachbarn war.
„Ja. Martin, gut schaust du aus! Du bist ja ein richtiger junger Herr geworden.“
„Ich habe meine Ausbildung zum Verkäufer beendet und arbeite jetzt im Kaufhaus Benz.“
Das Kaufhaus Benz bediente die gehobene Käuferschicht ... Hier hatte Tomas noch nie eingekauft, auch nicht, als er noch Arbeit hatte.
„Das ist ja wunderbar. Ich hätte auch gern wieder Arbeit. Seit Hoffmann dicht gemacht hat, läuft nichts mehr.“
„Mensch, das sind ja schon zwei Jahre ...“
„Inzwischen würde ich alles annehmen, glaub mir.“ Tomas Augen wurden feucht.
„Ja wissen Sie... das ist ja nichts Richtiges, aber ...“ Der Junge zögerte. „Bei Benz suchen sie gerade einen Weihnachtsmann, der die Werbegeschenke verteilt. Für 3 Tage, bis Heiligabend. Wie gesagt, es ist nichts Richtiges, aber ...“
„Meinst du denn die haben noch keinen, das Arbeitsamt hat doch Hunderte, die so was machen.“ Tomas Stimme klang mutlos.
„Versuchen Sie es doch. Rufen Sie an und fragen nach Herrn Keller, der hat mich auch eingestellt.“
Tomas bedankte sich, suchte gleich ein Telefonhäuschen und rief an. Herr Keller fragte, ob er von der Weihnachtsmann-Vermittlung komme. Tomas verneinte und erzählte von der Begegnung mit seinem jungen Freund.
„Das hört sich gut an, denn wissen Sie, was diese Vermittler einem da so schicken, nein das ist nicht unser Niveau. Können Sie denn gleich vorbeikommen und evtl. morgen anfangen?“
Tomas war glücklich. Schnellen Schrittes ging er zum Kaufhaus Benz. Herr Keller erwartete ihn, stellte ein paar Fragen nach seinem bisherigen Leben, seiner derzeitigen Situation und reichte ihm zum Abschied das Weihnachtsmannkostüm, das für die nächsten drei Tage seine Arbeitskleidung sein sollte. 150 Euro für 3 Tage! Da konnte er beim nächsten Besuch des Weihnachtsmarktes richtig zuschlagen, und ein Festessen war auch noch drin.
Als er das Kaufhaus verließ, sah er, wie ein Angestellter drei junge Leute verscheuchte, die vor dem Kaufhaus musiziert hatten.
„Aber wir sammeln das Geld doch nicht für uns!“, hörte er das junge Mädchen mit der Flöte rufen. „Es ist für die Einsamen, Kranken und Alten in unserer Pfarrgemeinde. Wir wollen Ihnen eine Weihnachtsfreude machen.“
„Bitte sammeln Sie woanders, unsere Kundschaft könnte sich belästigt fühlen.“
Die jungen Leute packten ihre Instrumente und räumten den Vorplatz des Kaufhauses. Tomas sagte zu dem Mädchen. „Vielleicht probiert ihr es am Rand vom Weihnachtsmarkt. - Ihr sammelt für die Kirche?“
Das Mädchen schaute auf und Begeisterung ließ ihre Augen strahlen und ihre Wangen glühen:
„Am Heiligen Abend besuchen wir kranke und alte Menschen, die nicht mehr zur Kirche kommen können und bringen Ihnen einen Weihnachtsgruß. Unsere Mutter packt kleine Päckchen mit Gebäck und einer verzierten Kerze. Im Pfarrsaal findet eine Weihnachtsfeier für einsame Menschen statt und da möchten wir ein Weihnachtsessen ausgeben, aber dafür brauchen wir noch Geld und Helfer. Deshalb machen wir Musik.“ Voller Erwartung fügte sie hinzu: „Können Sie uns helfen?“ .
Gerade wollte er antworten, dass er kein Geld habe, aber dann hörte er sich sagen: „Vielleicht braucht ihr noch jemanden zum Dekorieren oder Servieren? Kochen kann ich ja nicht, aber meine Frau ... Ich werde sie fragen!“
Die Drei strahlten ihn dankbar an.
„Ungewöhnlich – so Weihnachten zu feiern, aber warum eigentlich nicht ...“, dachte Tomas. „Mal sehen, was Vera dazu sagt...“

 

Hallo zauberfee,

hier geht ja eine Flut von Weihnachtsgeschichten ein, aber so richtig kommentiert wird kaum. Vielleicht sind alle schon mit dem Einkaufen beschäftigt. Wie dem auch sei, aber ich möchte dir trotzdem Antworten.
Eigentlich ist dieses Thema -Weihnachten kommt, kein Geld im Haus und ohne Shop - kurzum Familie und Weihnachtsfest sind in ärgsten Nöten - sehr häufig anzutreffen.
Hmm ... eigentlich nichts Besonderes, auch bei dir nicht. Vermutlich erfolgt hier deshalb keine Kritik.
Trotzdem fand ich den Schluß gar nicht mal so übel. Ich meine, den Einsatz für Vera.
Aufgefallen ist mir nur, bei allen Geschichten dieser Art, gibt es keine Verwanden - Oma, Opa ect. die mal was beisteuern können, sondern das Kind beinahe um sein Geschenk gebracht wird, wenn nicht im letzten Moment ein glücklicher Zufall die Situation rettet.

Habe dir noch einiges herausgefischt.

Er brauchte nicht zu sagen.
nichts zu sagen.
gerade von 85 auf 60 Quadtratmeter gezogen.
umgezogen
die Gesichter von Vera und Leni, seiner kleinen Tochter.
:confused: entweder nur Leni oder den Satz anders formulieren.
eine Aushilfe suche.
suchte
20,00 Euro, , weiß lackiert
ein Komma zuviel
Weihnachtsbäume, die wunderschön geschmückt waren, an denen viele kleine Lämpchen leuchteten und die nur 30 cm groß waren. Die hätten
Wortwiederholungen
gehobene Käuferschicht.. Hier hatte Tomas noch nie eingekauft, auch nicht als er noch Arbeit hatte.
Käuferschicht Leerzeichen ... Leerzeichen Hier hatte Tomas noch nie eingekauft, auch nicht, Komma als er noch Arbeit hatte.
"Vielleicht probiert es am Rand vom Weihnachtsmarkt. - Ihr sammelt für die Kirche?"
probiert ihr es ... und Bindestrich weg
Das Mädchen schaute auf und Begeisterung
schaute auf, und Begeisterung ...

Vom Stil her, ist es ganz nett geschrieben, aber die Story ist zu verbraucht. (Wollte nicht unbedingt "ausgelutscht" sagen.)

Trotzdem liebe Grüße
Goldis

 

Hallo Goldis,
vielen Dank fürs Lesen und für deine Hinweise. Schön, dass du dich erbarmt hast. Du vermisst die Omas, Opas und andere Verwandten. Aber manche Familien, die in die Armut abrutschen. schämen sich und ziehen sich zurück. Oft gibt es auch Streit, weil das Verständnis fehlt.
Du hast natürlich Recht, dass dieses Thema schon häufig aufgegriffen wurde. Ich arbeite in einer Kita im sozialen Brennpunkt und hatte einfach das Bedürfnis mal zu zeigen, wie weh das tut, wenn man überall die tollen Angebote sieht und kaum das Nötigste zum Leben hat. Andererseits wird nur noch der Kaufrausch gesehen
Ja, es ist leider nichts Neues. Aber Dinge, die nicht in Ordnung sind, sollten auch immer wieder gezeigt und beschrieben werden.
In diesem Sinne mache ich mich auch gleich an die Verbesserungen.
Viele Grüße
zauberfee

 

Hallo zauberfee,

ich hatte ein wenig in der Weihnachtsrubrik gestöbert und ausgerechnet die Geschichten erwischt, welche nach diesen Kriterien (arme Familie, kein Geld und das rettende Shopangebot) geschrieben waren. Deine Geschichte war die dritte und da dachte ich: oh Gott, nicht schon wieder.
Deshalb hätte ich mich gefreut, wenn zum Schluß z. B. eine längst verschollene Verwandte, eine Oma oder Onkel das Fest gerettet hätte. Es muß ja nicht immer finanziell sein, aber, wie z.B. in deiner Geschichte, hätte die Familie vielleicht auch eine schöne Weihnachtsfeier im Pfarrsaal erleben können. Das wäre einmal eine andere Lösung gewesen. Wer weiß, vielleicht geht doch noch die ganze Famielie hin. Das werden wir aber nicht mehr erfahren.
Den Bummel über den Weihnachtsmarkt hast du gut beschrieben, was die Gedanken von Tomas angehen. Wer kennt das nicht? Ein großes Angebot, aber wenn mann ehrlich ist, alles für überteuerte Preise. Der Händler will ja schließlich auch leben.

Freue mich, dass du die Korrektur gemacht hast. :) Habe ja noch spät daran gesessen und es ärgert einen, wenn man sich die Mühe macht und die Geschichte einfach aufs Eis gelegt wird.

Liebe Grüße
Goldis

 

Hallo Goldis,
ich habe das Ende bewusst etwas offen gelassen, weil ich es als Denkanstoß gedacht hatte und es nicht als Belehrung oder allein gültige Lösung präsentieren wollte.
Danke nochmals für deine Mühe!
Ich bin für Hinweise immer sehr dankbar und Korrekturen werden immer vorgenommen (auch wenn es mal länger dauert). Jetzt brannte mir diese Geschichte einfach auf den Nägeln, weil die Weihnachtsmärkte wieder eröffnet werden, die Werbebeilagen dicker sind als die Tageszeitung selbst und die Kleinen im Fernsehen von der Werbung wieder viele Weihnachtswünsche suggeriert bekommen.
Klar müssen die Händler auch leben, aber wenn du dir schon die nötigsten Sachen kaum leisten kannst, kommst du dir um so ärmer vor, wenn du ständig siehst, was du dir alles nicht leisten kannst. Und genau das ist gerade vor Weihnachten besonders schlimm.
Danke für deine Gedanken und viele Grüße
zauberfee

 

Guten Abend zauberfee,

ich mag Weihnachtsgeschichten besonders, wohl deshalb, weil in meiner Region das Weihnachtsfest einen besonderen Reiz und eine gute Tratition hat. Außerdem werden wir pünktlich mit reichlich Schnee versorgt. Bei uns wird es noch mit viel Liebe ausgerichtet, egal ob reich oder arm und ist eigentlich der Höhepunkt vom ganzen Jahr. Ein freundliches Miteinander kann schon einiges Leid lindern, wie du es in deiner Geschichte am Schluß angedeutet hast. Das fand ich schön und sollte überall so sein.:)

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
Goldis

 

Hallo Goldi,

vielen Dank für deine Weihnachtsgeschichte.

Es ist zwar ein Thema wie immer, doch du beschreibst anschaulich wie Thomas sich fühlt.

Vom Stil habe ich nicht viel zu meckern,die Verbesserungen hast du ja schon durchgeführt.

Agimar

 

Hallo Agimar,
danke fürs Lesen und Kommentieren. Ja, wie gesagt, nichts Neues, aber mir ist das Thema immer wieder wichtig.
Viele Grüße
zauberfee

 

Hallo Klaus,
danke fürs Lesen. Schade, dass ich deinen "literarischen" Ansprüchen nicht gerecht werde, aber ich bin ja lernfähig!
Mir ging es auch nicht darum meine "Meinung" kundzutun, sondern einen Denkanstoß zu geben. Sicher haben das auch schon andere vor mir getan. Aber manche Dinge müssen eben öfter wiederholt werden!!!
Viele Grüße
zauberfee

 

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