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Oh Tannenbaum
Oh Tannenbaum!
So richtig schön grün ist der Weihnachtsbaum noch. Wir haben den 5. Jänner. Nun morgen ist es soweit, gelernt ist gelernt. Am 6. Jänner muss der Baum abgeräumt werden. So sagt es die Tradition. Ein Familiengesetz aus Generationen. Und am Land, da wird der Baum auch nur bis zum 12. Jänner abgeholt. In Wien hat man sich auf den 19. Jänner geeinigt. Danke MA48. Die zeigen wirklich Herz. Also gut. Wir könnten das Familiengesetz heuer doch einfach einmal verlängern. Wir müssen es ja nicht der Oma sagen, damit sie nicht beunruhigt ist. So gerne hätten die Kinder, dass die Oma etwas moderner wäre. Das wäre doch eigentlich ein Schritt für sie in die richtige Richtung.
Und heuer gefällt mir das mit dem Baumabräumen so gar nicht. Wir fliegen auch immer nach Weihnachten weg für eine Woche. Also wir sehen den Baum gar nicht. Und trotzdem, wenn wir wieder da sind, dieser wunderbare Anblick. Und da der Gedanke - der Baum muss weg am 6. Jänner - so sagt es die Familientradition. Die Zeit läuft.
So ein prächtiger Tannenbaum ist schon dekorativ. Der Raum sieht so prachtvoll aus. Nicht mehr wegzudenken, da wo er steht. Vor dem Fenster – wenigstens sehen die Nachbarn nicht herein. Naja, der Durchgang zur Bibliothek ist jetzt etwas eng, weil der Baum davorsteht. Aber was für eine Freude sich bei dem Prunkstück vorbeizuzwängen.
Heuer sieht der Baum auch wirklich besonders gelungen aus. Bis zur Decke geht er. Stolz gerade aufgerichtet breitet er seine Arme aus, symmetrisch im Kreis angeordnet, von oben nach unten in perfekt abgestimmter Harmonie, die Äste immer breiter werdend.
Die müssen genetisch behandelt sein, denke ich mir. Oder gibt es eine spezielle EU-Vorschrift, wie Tannenbäume gewachsen sein müssen? Eine Tanne ist es, aus Niederösterreich. Sie wurde natürlich laut dem Mondkalender geschlagen. So schreibt man. Ganz sicher ist der Baum deshalb noch so richtig satt grün und hat noch keine einzige Nadel verloren.
Der Verkäufer, der war richtig nett. So hilfsbereit, hat er mir den Baum mitten in der Innenstadt bis zu meinem Auto getragen. Es gibt schon noch richtig gute Menschen. Er hat mir auch geraten in den Baumständer Wasser zu gießen. Er meinte der Ständer wäre dafür geeignet, wenn es so einer ist, wo man den Baum an Krallen in einem Behälter festzurrt. So einen habe ich. Also habe ich Wasser in den Ständer gegossen. Der Baum soll es ja gut haben. Und lange seine Nadeln behalten.
Gebracht hat es nichts. Das Wasser. Denn nach kurzer Zeit floss es aus dem Ständer heraus und es sammelte sich eine riesige, nicht mehr endend wollende, Lacke an. So kroch ich unter den Baum, der doch so schön bis zum Fußboden hinunter seine Äste ausbreitet. Viele Tücher habe ich benötigt, damit das fortwährend ausfließende Wasser nicht das ganze Wohnzimmer bedeckt.
Ja, so viele Erinnerungen bringt so ein Baum. Geschmückt habe ich ihn am Weihnachtstag, damit die Kinder auch überrascht sind, wenn Sie am Abend zurückkommen von der Kindermette.
Rot. Die Farbe habe ich heuer gewählt. Und Gold. Mehr nicht. Rot und Gold und die dunkelgrüne Tanne. Was für ein prachtvoller Anblick diese roten großen, schillernden Kugeln. Und das glänzende Gold indem sich das Licht so schön spiegelt. Seit Jahren gebe ich eine Lichterkette auf den Baum. Damit ich ihn den ganzen Tag beleuchten kann. Die Kerzen dürfen natürlich auch nicht fehlen am Heiligabend. Sie machen eine besondere Stimmung. Und dann dieses Strahlen der Kinder, die Freude des Anblicks, dieses „Oh, wie schön“.
Also morgen ist nun der 6. Jänner. Der Baum soll abgeräumt werden, einfach hinweg mit dem seit 14 Jahren gewachsenen Tannenbaum. Aber es sagt die Tradition.
Aber heuer ist doch so bald schon Ostern. Im März. Was, wenn wir den Baum stehen lassen. Wir könnten ihn zwischenzeitlich mit Girlanden schmücken – für den Fasching. Mit Kunstkrapfen. Das ist wirklich eine Marktlücke. Soviel wird erfunden. Aber der Faschingsbaum, der dann zum Osterbaum wird. Ha. Endlich eine gute Geschäftsidee. Baumschmuck für das ganze Jahr.
Es könnte natürlich sein, dass gegen Februar die Nadeln etwas vom Baume herabfallen. Aber die Papierschlangen machen das sicher wett. Viele kleine Lampions. Und die Kunstkrapfen. Das gibt sicher irgendwo. Und zu Ostern sind wir es ja gewohnt, kahle Äste in die Vase zu geben. Diese braunen Zweige mit den grauen Plüschknöpfen dran. Da kann auch niemand etwas gegen einen etwas bräuneren Tannenbaum sagen. Dekorativ ist er allemal. Und die vielen Ostereier, die die Kinder bemalen können um sie darauf zu hängen. Da wird Freude herrschen. Und leuchtende Kinderaugen, wenn der Osterhase seine Geschenke hinter dem Baum versteckt. Oh Tannenbaum.