Ein Raunen ging durch die Menge. Wie ein Krankenpfleger seinen Patienten, schob der Helfer den Heiligen an der ersten Reihe vorbei, die bewegt die Hände nach ihrem Gott ausstreckte. Gott selbst hing wie Stephen Hawking in Schräglage im Stuhl und sah blicklos ins Publikum.
Oh Gott, war alles, was ich denken konnte, als ich das schmächtige Männlein erblickte. Atmet der noch?
Oh Gott,
liebe Chai (eigentlich wollt ich die Einleitung reimen in der Art "hi, Chai"),
das ist ein gelungener Erstling, den man getrost ein zweites und jedes weitere Mal lesen kann. Aber jede Änderung/Überarbeitung wiederholt auch alte Schnitzer bzw. schafft neue. Ersgenanntess findet ich etwa hier
„Ich bin ein sehr kritischer Mensch, der viel zuviel über alles nachdenkt.
"Zuviel" (= Mehr, Überangebot, -fluss, -hang, -maß, -schuss, Unmenge) nur als Neutrum zusammen, ansonsten, in der Verbindung Adverb und unbestimmten Zahlwort immer auseinander "zu viel".
Hier ist das Komma vor der vergleichenden Konjunktion entbehrlich
Aber dann ist mir Baba im Traum erschienen und hat mich zu sich gerufen[...] wie fast alle seine Anhänger.
Hier
„Danach bin ich die Dinge mit viiiel mehr Leichtigkeit angegangen ...
behaupt ich mal, dass die Geschichte Comic-Elemente wie "viiiel" gar nicht nötig hat, lautschriftlich bleibt allemal ['fi:l].
Aber das ist nur meine bescheidene Meinung, wohlwissend, dass manchem der Mythos "Lesefluss" gestört würde, stünde da etwa nach "viel", dass es eben "sehr gedehnt ausgesprochen" wird.
"Vorhaben", wie hier
Mittlerweile hatte ich allerdings den Verdacht, dass Baba erst gar nicht vor hatte, mir in die Augen zu schauen.
als Verb und Substantiv zusammen.
Hier
Kurz kam mir in den Sinn, die Sonnenbrille abzunehmen, in der Hoffnung, dass Sai Babas Dauerlächeln dann verschwand und harmlosen Familienporträts in Fotoläden und Uni-Aushängen an Laternenpfählen wich.
ruft die Hoffnung geradezu nach dem Konjunktiv des Erhofften, also besser "verschwinde" oder noch besser, weil zweifelhafter "verschwände" und die Aushänge an den Pfählen "wichen".
Ähnliches würde ich auch zur Traumszene raten.
Zum Scjluss muss ich noch Abbitte leisten - zu
Abermals schielte ich zu Alex herüber, konnte aber nur ihre spitzen Knie vor der Brust erkennen, ...
das ursprünglich lautete
Abermals schulte ich zu Alex herüber, ...
und "schulen" ist tatsächlich eine landschaftliche Variante zum Verb "schielen", mittelniederdeutsch ursprünglich schūlen = "(im Verborgenen) lauern", im frühesten nhd. war es auch ein Synonym zu "schelten" (grimmsches Wörterbuch) und ebd. noch eine dritte, abweichende Bedeutung im "sich verbergen, schleichen, von der seite sehen, lauern".
Für neue Erfahrungen wird man eben nie zu alt, sagt der
Friedel,
der noch schöne Pfingsten wünscht!