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oh du fröhliche oder alle jahre wieder...
Weihnachten ist seit Jahren für mich ein Erlebnis und etwas ganz Besonderes...
Immer wieder werde ich mit der Nase drauf gestoßen, dass auch bei meiner Familie lediglich Klischees und Kommerz Einzug halten in diesen Tagen und die gute Laune, Nächstenliebe und unendliche Verzeih-Bereitschaft mit dem 25.12. so schnell verflogen, wie aufgekommen ist.
Somit mache ich meinen Anspruch auf einen halben Arbeitstag geltend und bin zur Zeit im Büro. Mit zwei Arbeitskollegen und Glühwein unkompliziert zusammensitzend. Heute Abend wird noch Krampf genug bei meinen Eltern.
Geschenke gibt es dieses Jahr von mir nicht. Dieses Jahr hab ich, mit einundzwanzig, es endlich geschafft, so ehrlich zu sein, um meinem Verdruss Ausdruck zu verleihen und ein wenig zu rebellieren.
Dass ich Ende Februar meinen Job verliere und mein Konto reichlich Geld hinter dem Minus aufweist, hat mich dabei unterstützt, in der Zeit der Heuchelei den Bezug zur Realität nicht zu vernachlässigen.
Meine Eltern werden mir meinen Verdruss zu dieser Jahreszeit wie immer für die ersten Stunden des Abends übel nehmen, bis die Bescherung eingeläutet wird und es gilt, jeden in die Arme zu schließen, ihm die besten Gesundheits- und Zukunftswünsche auszusprechen und mir wieder einmal zu versichern, dass man sich freuen würde, wenn man ein wenig mehr Zugang zu mir finden würde und ich mein Umfeld an meinen "Problemen und Sorgen" teilhaben ließe. Schnell noch auf die Tränendrüse drücken und das "Weihnachtsfest" ist wie die letzten Jahre damit vervollständigt.
Den Rest des Abends werde ich geherzt und nicht aus den Augen gelassen. Man will mir doch die Bemühungen und Sorgen um meine Person zumindest ein Mal im Jahr zeigen.
Somit zwinge ich mich dazu, mich der oberflächlichen Heiterkeit und Freude anzuschließen, will ich doch nicht missbilligende Blicke der restlichen Familie ernten, indem ich ansonsten den Rest des Abends im Mittelpunkt stünde.
Doch zum Glück wird dies nicht den restlichen Abend von mir verlangt, denn spätestens nach dem gemeinsamen Abendessen erinnert mein Vater daran, dass der 24. auch bloß ein Tag im Kalender ist wie jeder andere, indem er, nach Zuspruch vom altbekannten Herrn Alkohol, die ersten Spitzfindigkeiten und Missverständnisse zum Besten trägt.
Und nach einem alltäglichen Ausklang solcher Familientreffen schätze ich mich glücklich, den nächsten Tag in meinen eigenen vier Wänden verbringen zu können.
Ohne Tannenbaum, aber dafür mit meiner Katze, welche an guten wie an schlechten Tagen die Klappe hält und zu mir steht.
(psssst, das Katzenfutter hinter meinem Rücken hat niemand gesehen)