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11.11.2012
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Der Ballonfahrer sagt zu Nadine, dass sie jetzt bald über ihrer Wohngegend sein werden. Nadine, immer noch fasziniert von der Art der Fortbewegung, richtet nun ihren Blick nach unten.
Sie hätte nie gedacht, dass dieses geräuschlose Schweben durch den Himmel so ein Gefühl der Ruhe und der Gelassenheit in ihr auslösen würde.
Natürlich hatte sie beim Einsteigen in den Ballon ein mulmiges Gefühl im Bauch. Es ist ja immerhin ihre erste Ballonfahrt. Auch die Tatsache, dass sie diese Fahrt alleine antrat, nagte an ihr.
Aber Nadine hat sich fest vorgenommen, sich davon nicht die Laune verderben zu lassen. Immerhin ist es ein Geburtstagsgeschenk, und das will sie genießen. Redet sie sich zumindest ein.
Nadine hatte schon immer ihren eigenen Kopf gehabt. Wenn etwas nicht ihren Vorstellungen entsprach, hatte sie es geändert, bis es ihren Vorstellungen entsprach. Egal, ob in Beziehungen oder in der Arbeit.
Nadine schaut nun gespannt nach unten, denn sie kennt die Häuser, die tief unter ihnen vorbeiziehen. Hinter der nächsten Baumreihe kommt ihre kleine Wohnung mit Garten. Nadine ist schon gespannt wie ein kleines Kind, mit dem Finger nach unten zu zeigen und mit Stolz ihren Garten zu präsentieren.
Ihr Garten ist ihre Oase der Ruhe. Das Anpflanzen von Tomaten und anderem Gemüse beruhigt ihre hektische Seele. Für Nadine ist es selbstverständlich, sich für die Arbeit aufzuopfern und auch ihren Freunden die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Deshalb liebt sie Pflanzen.
Der Gedanke, dass ihre Tomaten nicht schneller und nicht langsamer wachsen würden, egal wie sehr sie sich auch bemüht, beruhigt sie. Zu sehen, wie sich die Pflanze ihre Zeit nimmt und einfach jeden Tag ein paar Millimeter wächst. Völlig unbeeindruckt von Wirtschaftskrise und Facebook.
Da Nadine die letzten zwei Wochen bei ihren Eltern auf Besuch war, fragt sie sich, ob nun schon etwas gewachsen ist in ihrem Garten. Es ist immerhin schon Ende März, und die letzten zwei Wochen waren sehr warm.
Die großen Kastanienbäume geben nun den Blick frei auf ihren Garten, und Nadine will gerade Klaus, dem Ballonfahrer, ihren ganzen Stolz zeigen, als sich plötzlich ihr Magen zusammenzieht und sie ein Stich ins Herz trifft. Sie kennt diesen Schmerz, es ist kein körperlicher Schmerz, es ist ein Stich, der die Seele trifft. Sie sieht es plötzlich wieder vor sich. Der Tag, an dem sie den Gutschein für diese Ballonfahrt bekommen hat.

Es klingelte, und Nadine ging mit leicht weichen Knien in den Vorraum, um die Tür zu öffnen. Nadine war leicht nervös, immerhin stand ihr Date vor der Tür.
Sie wusste nicht viel über ihn, da sie sich erst vor ein paar Tagen auf Facebook kennengelernt hatten. Sie schenke Markus ihr bestes Lächeln und begrüßte ihn leicht verhalten mit einem Kuss auf die Wange.
Markus war mit achtundzwanzig Jahren zwei Jahre älter als Nadine. Im Wohnzimmer überreichte Markus, der ein bisschen Kavalier der alten Schule ist, Nadine die Blume, die er mitgebracht hatte. Es war eine schöne Orchidee.
Eigentlich hatte Markus rote Rosen mitnehmen wollen, aber nicht gewusst, ob das nicht zu viel wäre für ein erstes Date.

Markus ist zwar ein Charmeur, aber immer etwas zu zurückhaltend. Er weiß, dass er eine gute Partie ist. Aber offensives Flirten gehört sicher nicht zu seinen Stärken. Markus vertritt immer die Ansicht, dass die richtige Frau schon erkennen wird, was für ein guter Mann er ist.
Seine Freunde haben ihm schon oft zu erklären versucht, dass man Frauen erobern müsse. Frauen wollen unterhalten werden, sie wollen Spaß.
Auch, wenn sie immer davon reden, dass sie einen netten, rücksichtsvollen Mann haben wollen, fehlt ihnen dann doch die Spannung.

Mit der Orchidee hatte Markus auf alle Fälle den Geschmack von Nadine getroffen. Nun holte Markus als besondere Überraschung einen Umschlag hervor und überreichte ihn Nadine mit den Worten: „Alles Gute zum Geburtstag.“
Nadine, völlig überrascht, nahm den Umschlag entgegen und öffnete ihn.
Ein Geschenk bei unserem ersten Date?, fragte sie sich und fühlte sich ein bisschen unwohl. Sie hoffte nur, dass es nichts zu Teures sei. Nadine hätte ein schlechtes Gewissen gehabt, ein zu teures Geschenk anzunehmen.
„Ein Gutschein für eine Ballonfahrt!“, sagte sie und schaute Markus in die Augen. Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet. Im ersten Moment war sie etwas enttäuscht, da sie es für langweilig hielt.
Diese plötzlichen negativen Gefühle schienen nun direkt zwischen ihnen zu stehen. Ein smarter Mann hätte diese Situation mit einem coolen Spruch entschärft und Nadine das Gefühl gegeben, alles im Griff zu haben. Nicht so Markus. Obwohl er spürte, dass das Geschenk nicht gut ankam, ließ er es einfach bleiben und erwähnte es nicht mehr.
Konflikten begegnet Markus immer auf die gleiche Art. Er weicht ihnen aus und tut so, als gäbe es sie nicht.
Dieser erste Augenblick war verstrichen und Nadine vermisste etwas: Diese Mischung aus Spannung und Nervosität, dieses Verlangen nach Nähe und gleichzeitig die Angst, zurückgewiesen zu werden.
Es war nicht da. Sie versuchte es noch ein paar Mal in seinen Augen zu finden, aber es wollte sich nicht einstellen.
Das erste Treffen sollte ein Abbild der nächsten Wochen sein. Die beiden unterhielten sich stundenlang, machten lange Spaziergänge, kochten zusammen und schauten sich gerne romantische Filme aus den 90er Jahren an. Auch der Sex war abwechslungsreich und gut. Sie waren eindeutig kompatibel.
Markus war im siebten Himmel. Diese Harmonie, die zwischen ihnen zu sein schien, ließ in Markus nicht einen Funken von Zweifel aufkommen. Obwohl er das nicht zeigte, spürte Nadine ganz eindeutig die starken Gefühle von seiner Seite. Was für sie die Sache nur noch komplizierter machte.
Völlig überfordert von ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen, wusste sie selbst nicht mehr, was sie wollte. Er ist ein Partner, der auf demselben intellektuellen Niveau ist wie ich, er ist nett und zuvorkommend, und ich verbringe gerne Zeit mit ihm, sagte sie sich immer wieder selbst vor. Ist es nicht das, was man sich als Frau wünscht? Ja, sagte sie zu sich selbst. Doch dann kam immer das große Aber.
Sie liebte ihn nicht. Für Nadine war Liebe ohne große Gefühle nicht vorstellbar.
Die endgültige Gewissheit, ihn zu lieben, hatte sie erst, als sie den Entschluss fasste, die Geschichte zu beenden. Nadine fühlte sich erleichtert, als sie für sich die Entscheidung traf. Das war für sie ein eindeutiges Zeichen, das Richtige zu tun.
Sie rechnete allerdings nicht mit dem, das folgen sollte.
Für Markus war es ein Schlag ins Gesicht. Obwohl er seine Gefühle nie offen gezeigt hatte, waren sie da. Nadine bemerkte erst, als sie die Worte aussprach, dass sie etwas Wundervolles zerstörte. Am Anfang hoffte sie noch, sie könnten Freunde bleiben, aber als sie in seine Augen sah, die sich nun mit Trauer und Wut füllten, wusste sie, dass sie Markus für immer verloren hatte.
Die einzige Reaktion, die sie von Markus bekommen sollte, war eine einzelne Träne, die über seine Wange rollte. Er drehte sich um und verließ die Wohnung, ohne ein Wort zu sagen.
Sie fühlte sich schrecklich. Es überkam sie plötzlich ein Gefühl der Übelkeit, das sie in dieser Form erst einmal erlebt hatte. Sie war damals sechzehn, und ihre große Liebe hatte sie verlassen.
Sie wünschte sich, er habe sie angeschrien, sie beschimpft. Doch es kam nichts. Innerlich wusste sie, dass sie es verdient hatte, sich schlecht zu fühlen. Die nächsten Wochen waren sehr schwierig für Nadine. Sie verstand nicht, warum sie ihn so vermisste.
Ihre Freundinnen wollten sie unterstützen und stimmten ihr in jeder Hinsicht zu, dass sie das Richtige gemacht hatte, obwohl sie insgeheim nicht verstanden, warum sie ihn hatte gehen lassen.

Der Tag der Ballonfahrt ist nun genau vier Monate nach ihrem ersten Treffen mit Markus. Das Bild, das sie in ihrem Garten sah, brannte sich in ihre Seele, und plötzlich verstand sie, was ihre Mutter ihr gestern gesagt hatte. „Das Kribbeln im Bauch ist Verliebtsein, aber Liebe, das ist, einfach mit jemanden zusammensein zu wollen!“
Markus hat vor zehn Wochen heimlich Tulpen in ihrem Garten gepflanzt. Nun ergibt auch die Ballonfahrt einen Sinn, denn erst von hier oben kann man die Form erkennen. Markus hat ein großes Herz aus Tulpen in ihren geliebten Garten gepflanzt.
Nun füllen sich auch die Augen von Nadine mit Trauer, denn nun weiß auch sie, was Liebe ist.

 

Hallo Alexander,

ohne auch nur einen Satz von deinem Text gelesen zu haben, möchte ich dich erst einmal bitten, hier etwas Formatarbeit in Form von Absätzen zu leisten.

So ist das eine Zumutung, jedenfalls für mich :).

Viele Grüße
bernadette

 

Also erstmal: Die ersten (und auch die letzten unten) zwei Sätze sind schon sehr gelungen ;)
Aber: mehr konnte ich nicht lesen.... :(
Du scheinst schriftstellerisch schon sehr gut (und ausdauernd) zu sein aber büdde formatiere deine coolen Texte vorher, dann versichere ich dir min. 1000 Leser (so ungefähr)
Wenn ich noch einen Text von dir sehe dann will ich ihn um jeden Preis lesen können, okay? Aber genialer Textanfang/ende! :)

 

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