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Ob es eine gute Idee war?

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06.01.2015
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Ob es eine gute Idee war?

Ob es eine gute Idee war, das Foto von der Silvesterparty auszudrucken? Meine Hände suchen es ständig, meine Augen blenden Lena, Yannick, Björn und Thorsten aus, bis einzig wir beide übrig sind: Esther und Daniel - der bildliche Beweis des Höhepunktes nach zwei, drei tollen Wochen.

Deine Augen strahlen durch die Fotopapierbeschichtung hindurch. Die Lachfalte zwischen Nase und Mund steht Dir so hervorragend. Deine Haare versprechen in dem Moment, sich drei oder vier Stunden später wie das Kostbarste auf der Welt anzufühlen; und sie haben nicht gelogen. Dein Mund... oh Dein Mund.

Theoretisch kennen wir uns seit Jahren, lebten verschiedene Leben, die sich gelegentlich zart berührten, mit gemeinsamen Freunden, nur manchmal in derselben Stadt. Du warst immer die schöne, ein wenig unnahbare, beste Freundin von Lena. Ich weiß nicht, wann meine Wahrnehmung anfing, sich zu korrigieren. Als ich bemerkte, wie schön und häufig du lachst? Als wir mit Lena in einer einzigen Nacht die erste Staffel von "The Killing" sahen und ich mir oft wünschte, sie würde sich noch auf die Couch setzen, damit du gezwungen wärest, näher an mich heranzurücken? Oder als Du beim Ehemaligentreffen so wunderbar süß betrunken warst, dass du mich batest, Dir die Jacke zuzumachen?

Wahrscheinlich waren es diese und weitere Momente, sodass es insgeheim meine Hoffnung für Silvester war, dass man nicht bloß nebeneinander feiern würde.

Ob es eine gute Idee war, das Foto auszudrucken? Während mich die Erinnerung an und die Hoffnung auf Dich in Gefangenschaft nehmen, sitzt Du im Flieger nach Hanoi. Ein Monat. 30 Tage Angst, dass das Foto verblassen könnte.

 

Das Zeitmagazin fragte vor anderthalb Jahren Prominente, was Liebe sei. Anke Engelke,

deren Namen Du vielleicht kennst,

lieber proud –
und damit erst einmal herzlich willkommen hierselbst –

Anke Engelke also antwortete scheinbar flapsig, „[n]icht an sich denken, das macht ja der andere schon" , und der Held bzw. Icherzähler „Daniel“ Deines Erstlings hierorts hat also diese Bedingung zur Hälfte erfüllt, denn das verschweigt Engelke: Wenn nicht die andere Seite – hier bei Dir Esther genannt – nicht analoge Gefühle und Gedanken, Zweifel (schon die titelgebende Frage zeigt Zweifel an) und Hoffnung hat, ist Daniel verliebt, was etwas anderes ist als die Liebe. Denn die fragt nicht, ist blind.

Nun, im Gegensatz zu andern hierorts, halt ich Monologe bzw. Gedankenströme/Erinnerungen durchaus für Geschichten und wer dies bezweifelt hat sicherlich noch nie den Ulysses zu Ende gelesen, wenn ohne Punkt und Komma Molly vor sich hin sinniert …

Um es kurz zu machen, will ich auch nicht über die alttestamentarischen Namen mich äußern, die ja jeder für sich wahnsinnig viel Geschichte ausmachen: Mir gefällt Deine Sprache und jeder kann nachvollziehen, was da geschieht (das Wort „Geschichte“ ist nix anderes als eine Ableitung des Verbs „geschehen“) und mag es auf seine Weise ähnlich erfahren haben. Erstaunlich, es kommt genau nur ein Fehler vor: Warum wird das vertraute „du“ klein und geradezu distanzierend das „Dir“ in der Höflichkeitsform große geschrieben, was mir erst hier auffiel, als nun mit Sicherheit versehentlich auch mal das „Du“ Distanz anzeigt:

, damit du gezwungen wärest, näher an mich heranzurücken? Oder als Du beim Ehemaligentreffen so wunderbar süß betrunken warst, dass du mich batest, Dir die Jacke zuzumachen?
Besser: Du und dir klein … Der Esther vertraut der liebe Daniel doch schon …

Nebenbei, die Auslassungspunkte wie hier verwendet

Dein Mund... oh Dein Mund.
Zeigen in der Form an, dass am vorhergehenden Wort wenigstens ein Buchstabe ausgelassen wäre. Aber „Munde“ wäre hier nun gar nicht möglich (im Dativ schon), also besser eine Leertaste zwischen Mund und Punkten.

Gern gelesen vom

Friedel,
der noch ein gutes neues Jahr wünscht!

 

Hallo "proud",

willkommen hier!

Ich bin ein wenig gespalten, was dein eitrag angeht. Für mich handelt es sich nicht um eine KG, dasmacht aber nichts. Sie bringt eher ein Gefühl rüber, auf das ich mich gut einlassen kann. Für mich ist das Bild stimmig. Es ist eine kleine Nettigkeit, gut zu lesen, schön geschrieben. Mehr aber auch noch nicht.

Ich bin auf deine weiteren Werke gespannt. Würde mich vor allem aber auch darüber freuen, auch Beiträge zu KGs anderer User zu lesen.

Gruß,

Freegrazer

 

Ich habe es gerne gelesen. Du erzeugst in mir eine Stimmung die ich kenne. Geschichte hin oder her, für mein Empfinden könnte es fast ein Liebesbrief sein. Deine Sprache gefällt mir gut.
Liebe Grüße
dieBiene

 

Vielen Dank für die konstruktiven Reaktionen, besonders an Friedel.
Ich bin mir bewusst, dass es keine KG, sondern vielmehr wirklich fast ein "Liebesbrief" (dieBiene) ist. Da mir diesen aber an die eine Person abzusenden, (noch?) der Mut fehlt, und ich trotzdem das Bedürfnis hatte, die Gedanken irgendwo mit irgendwem zu teilen, hatte ich mir die Freiheit genommen, es hier zu tun. Ich hoffe, man sieht mir das nach.

Liebe Grüße

 
Zuletzt bearbeitet:

proud schrieb:
Ich bin mir bewusst, dass es keine KG, sondern vielmehr wirklich fast ein "Liebesbrief" (dieBiene) ist. Da mir diesen aber an die eine Person abzusenden, (noch?) der Mut fehlt, und ich trotzdem das Bedürfnis hatte, die Gedanken irgendwo mit irgendwem zu teilen, hatte ich mir die Freiheit genommen, es hier zu tun. Ich hoffe, man sieht mir das nach.
Ich zumindest sehe es dir nach, proud, nicht nur deshalb, weil mir deine Aufrichtigkeit gefällt, sondern weil ich selbst ein hoffnungsloser Romantiker bin. Obendrein ist der Text wirklich schön geschrieben, auch wenn er sozusagen Ergebnis klassischer Sublimierung ist, also im Sinne Freuds psychoanalytischer Theorie die Umwandlung von Libido in eine geistige, künstlerische Leistung.
Die ist dir für mein Gefühl gut gelungen. Und so wie du mit der Sprache umgehst, traue ich es dir allemal zu, auch einen echten Liebesbrief hinzubekommen, dem sich keine Frau verschließen kann, sofern sie keinen Amboss anstelle des Herzens in der Brust trägt.

Also, gib dir verdammt noch mal einen Tritt in den Arsch, proud, und schreibe deiner Angebeteten.
Die wartet doch nur darauf, wollen wir wetten?

offshore

 

Hallo Proud,

ja, du solltest ihn einfach abschicken. Deine Zeilen lassen verstehen, was diese Frau für dich bedeutet. Sie sollte es wissen.
Alles Liebe

 

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