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Nur sie beide
Von Ferne erklingt Musik. Stimmen, Leute lachen. Gute Laune.
Sie vernimmt das Zwitschern der Vögel.
Ein Stück weiter hört sie das ständige Aufprallen eines Balles- zwei Jugendliche spielen Fußball.
Sie vernimmt alle diese unterschiedlichen, gedämpften Geräusche während sie auf ihrer Veranda sitzt.
Ein lauer Sommerabend neigt sich dem Ende, bald wird die Sonne am Horizont nicht mehr zu sehen sein.
Heute Morgen erst sind sie angekommen.Sie und die Kinder. Eine Woche Urlaub.
Nach einem schönen, ereignisreichen Tag hat sie die Kleinen vor wenigen Minuten ins Bett gebracht.
Der Ausklang des Abends gehört ihr.
Ihr allein – und ihren Gedanken.
Sie denkt an ihn. Ihr Herz füllt sich mit Wärme. Ein angenehmes Gefühl umhüllt sie. Geborgenheit, Nähe. Unwillkürlich muss sie lächeln.
Ihre Erinnerung ist voll schöner, bereichernder Momente mit ihm.
So viele wundervolle Augenblicke haben sie miteinander verbracht.
Immer wieder von neuem intensiv, liebevoll. Alles das, was sie mit ihm erlebt hat, spürt sie auch jetzt noch mit jeder Faser ihres Körpers. Als ob er gerade hier wäre, hier bei ihr.
Ihre Gedanken schweifen zu dem letzten Urlaub. Er und sie. Die Kinder waren bei den Großeltern in dieser Zeit.
Ein verlängertes Wochenende, mehr hat die Zeit nicht hergegeben. Aber ein Wochenende nur für sie beide.
So lange im Vorfeld hatte sie sich darauf gefreut, genauso wie er. Dann endlich war es soweit gewesen.
Ein wunderschöner Spätnachmittag im Frühling. Der Stress lag hinter ihnen. Die Kinder gut untergebracht, im Job die letzten Dinge geregelt.
Der Start in ihr gemeinsames Wochenende hätte schöner nicht sein können.
Die Sonne schien. Mit offenem Verdeck fuhren sie durch die idyllische Landschaft. Vorbei an Feldern, weiten Ebenen und Wäldern.
Sie sprachen nicht viel. Das war auch nicht nötig. Sie freuten sich auf ihre Zeit zu zweit.
Nur sie und er. Eine Blockhütte sollte ihr Ziel sein. Sie waren sich sofort einig gewesen, als sie bei ihrer Suche nach einer Unterkunft auf dieses romantische Domizil aufmerksam geworden waren.
Und so wie die entspannende Autofahrt ihr Einstieg gewesen war, so wundervoll wurde auch ihr gemeinsames Wochenende.
Nur sie beide.
Gemeinsames Kochen, ganz in Ruhe, ohne Stress. Abende vor dem Kamin. Gespräche bei einem Glas Wein.
Diese Nähe, diese Harmonie. Das liebte sie so sehr an ihm. Und an ihrem Beisammensein.
Kuscheln, Nähe, Intimität, Berührungen, Geborgenheit, Eins sein.
Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie das alles so intensiv erleben dürfen. Erst mit ihm. Es war wie ein Abtauchen, weit weg von dieser Welt. Den Alltag ausgeblendet.
Viel zu schnell war dieses Wochenende vorbei gewesen.
Aber da war keine Traurigkeit, keine Wehmut.
Sie beide hatten Kraft geschöpft, Kraft für den Alltag.
So viel Nähe und Geborgenheit. So viel Liebe. Es war ein solch starkes Band, welches die beiden immer zusammenhielt, auch wenn sie getrennt waren.
Das Wochenende neigte sich dem Ende.
Aber es würde ein nächstes Wochenende geben, nur sie beide.
Bis dahin dauerte es allerdings noch.
Zweimal im Jahr, so hatten sie es sich vorgenommen, wollten sie sich diese Auszeit gönnen.
Während sie hier auf der Veranda sitzt, vertieft in die Gedanken dieses wunderschönen Wochenendes, hat sie kaum wahrgenommen, wie es um sie herum langsam dunkler und die Luft frischer wurde.
In ihren Augen ist immer noch der Glanz. Das Lächeln auf ihren Lippen ist bis zu den Ohrläppchen zu spüren.
Sie fühlt sich wohl. Erfüllt und einfach gut aufgehoben in den Gedanken an ihn.
Sie freut sich schon auf das nächste Wochenende zu zweit.
Nun genießt sie erstmal den Urlaub alleine mit ihren Kindern. Eine entspannte, abwechslungsreiche gemeinsame Zeit. Zeit für die Kinder.
Ihre Gedanken schwirren zu ihm.
Was er wohl gerade macht?
Auch er steht in den Startlöchern für den Urlaub.
Einem Urlaub mit seiner Frau und seinen Kindern.
In Gedanken sendet sie ihm einen Kuss.
Sie weiß, auch ihm geht es gut, er fühlt sich wohl.
Diese Auszeit, die sie sich zweimal im Jahr gönnen, nur er und sie, die erfüllt sie beide sehr.
Den Rest des Jahres lebt jeder von beiden sein Leben mit seiner Familie. In Glück und Harmonie.
In Gedanken immer beieinander.
Leise schließt sie die Tür der Veranda von innen. Auf dem Weg ins Bett geht sie ins Bad. Sie betrachtet ihr Spiegelbild. Sie sieht glücklich aus, genauso fühlt sie sich auch.
Dass sie sich so fühlt, das verdankt sie ihm.
Sie legt sich ins Bett, und bevor sie einschläft gibt es nur einen Gedanken: sie und er – nur sie beide.