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Nur geträumt?

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04.12.2001
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Nur geträumt?

Micha ist heute 7 Jahre alt geworden und es war ein schöner Kindergeburtstag. Jetzt sind alle Gäste schon eine Weile gegangen und seine Mutter ist dabei die Wohnung wieder etwas aufzuräumen. Micha hat sich in sein Zimmer verzogen und sitzt am Schreibtisch. Verträumt schaut er aus dem Fenster. Denkt an den schönen Tag. Draußen regnet es in Strömen. Viele, viele Wassertropfen schlängeln sich an der Fensterscheibe entlang bis sie schließlich unten ankommen und ineinander fließen.
Ein Wassertropfen bleibt hartnäckig an der Fensterscheibe hängen. Er will und will nicht weiter fließen. Oder kann er nicht? Irgendwas stimmt da nicht, denkt Micha. Er holt seine Lupe, die er heute geschenkt bekommen hat, vom Schreibtisch und schaut sich damit den Wassertropfen genauer an. Erschrocken zuckt er zurück. Hat der Tropfen etwa ein Gesicht? Er schaut noch einmal hin und tatsächlich der Tropfen, eisig schimmernd und warm glänzend zugleich, hat ein Gesicht. Bei genauerem Hinsehen sieht er auch, dass der Tropfen seine Mundwinkel schmerzhaft verzieht. Irgendetwas scheint er zu rufen. Ganz deutlich kann Micha erkennen, wie der Tropfen seine Lippen bewegt. Hm, was soll Micha tun? Er kann nichts hören! Kein einziges Wort verstehen.
Seine etwas ältere Schwester Bella kommt ins Zimmer und staunt: “Was machst du mit der Lupe am Fenster? Denkst du Mutti hat sie nicht richtig geputzt?“
„Quatsch!“
„Was machst du dann?“, fragt sie noch mal und rollt dabei mit ihren seeblauen Augen.
„Lass mich bitte in Ruhe! Du nervst!“
„ Aber hörst du nicht, wie da jemand um Hilfe ruft?“
Bella geht auf Micha zu und nimmt ihm die Lupe aus der Hand. Erstaunt und willenlos sitzt er in seinem Rollstuhl und wartet, was Bella wohl sehen wird, wenn sie durch die Lupe schaut.

Sie schaut und schaut und lauscht dabei. „Was hast du denn gesehen, Micha? Ich sehe nichts aber höre eine piepsige Stimme. Es klingt furchtbar!“
Micha weiß nicht, was er davon halten soll. Will ihn seine Schwester wieder veralbern. Das macht sie so gerne. Micha nimmt allen Mut zusammen und sagt ihr, was er durch die Lupe gesehen hat. „ Lach mich bitte nicht aus, aber an der Fensterscheibe hängt ein Wassertropfen und der schreit wohl so laut!“ Jetzt denkt Bella, dass ihr kleiner Bruder ihr nicht glauben will, dass sie etwas hört. Nun, es ist egal. Sie will sicher gehen, kein affiges Aufheben um die Sache machen und schreitet zur Tat. Sie öffnet das Fenster und durch den Ruck fließt der Wassertropfen wieder weiter und tropft ins Zimmer auf den Boden. Bella beugt sich über den Boden. Durch die Lupe kann sie nun endlich eine winzig kleine Pfütze entdenken.

„Au, au ich habe große Schmerzen!“ hört sie den Wassertropfen rufen. Mit seinem Rollstuhl bewegt sich Micha etwas zur Seite. Er ist aufgeregt und will auch durch die Lupe schauen.
„Was ist los?“, fragt er Bella. „Sag schon, kannst du jetzt was sehen?“, will er wissen. Bella nimmt ein Löschblatt und will damit den Boden trocknen. Sie kann nicht glauben, was sie hört und will das es ein Ende hat. Micha protestiert: „ Nein lass das, Bella!“ Er fährt in die Küche und holt einen Löffel. Zurückgekommen lässt er sich vorsichtig zu Bella auf den Boden gleiten. Sie muss ihm nicht helfen, denn das kann er schon gut allein. Dann lauschen sie gemeinsam und hören wie der Wassertropfen jammert: „ Ich bin krank. Mir tut alles weh!“
Wir müssen ihm helfen, sagt Micha. Aber wie? Ganz behutsam schiebt er den Wassertropfen auf seinen Löffel und Bella meint:“ Ich glaube da draußen hat ihm irgendetwas krank gemacht!“ „ Wieso – ihm-?, will Micha wissen. „ Es kann auch eine – sie- sein, oder?“
Bella schüttelt nur mit dem Kopf und will wissen wie es weiter gehen soll. „Was machst du jetzt mit dem Löffel und dem kranken Wassertropfen? Zum Arzt gehen?“
Micha ist beleidigt. Ganz sicher schafft er es wieder in den Rollstuhl und fährt zum Fenster. Dort hat er eine wunderschöne Topfpflanze stehen. Er blickt durch die Lupe auf den Löffel und lässt den Wassertropfen vorsichtig auf ein Blatt seiner Pflanze gleiten. „Schau mal Bella, es geht ihm besser!“ Gemeinsam sehen sie, wie der Tropfen sich ganz entspannt auf dem ganzen Blatt ausbreitet bis nichts mehr von ihm zu sehen ist. Sie hören nur noch ganz leise ein „Danke!“ sagen.

Die Mutter kommt ins Zimmer. „ Es wird Zeit zum Schlafengehen!“ Sie sieht ihre beiden Kinder über der Topfpflanze gebeugt und meint zufrieden:“ Eine schöne Lupe, stimmt´s und was man alles damit entdecken kann?“

Bella verdreht schon wieder die Augen und gibt Micha einen Kuss. Bevor sie das Zimmer verlässt flüstert sie noch leise zu Micha: “Gute Nacht, ihr zwei!“

[Beitrag editiert von: Sina am 06.12.2001 um 14:00]

 

"Nur Gerträumt?" Toller Titel! :rolleyes:

Editier ihn mal, sonst liest die Geschichte kein Schwein.

 

Hallo,eine ähnliche Geschichte habe ich schon gelesen , leider wird nicht beschrieben was mit dem Tropfen passiert nachdem dieser sich aufs Blatt ausbreitet.
Leider nicht ganz mein Fall.(Keine Beleidigung).
Gruß:Anja!!
;)

 

Hi, Anja!
Die Geschichte entstand bei dem Versuch Kindern die Probleme, die wir Erwachsenen mit der Umwelt haben, näher zu bringen. Fragen sollten entstehen und auch das offene Ende meiner Geschichte war gewollt. Was ist mit dem Regentropfen passiert und warum ist er krank geworden? Das sind oftmals die Fragen der Kinder. Auch wollen die Kinder gerne selbst weiterphantasieren und sich ein Ende selbst ausdenken.
Kann sein, es ist mir nicht so gut gelungen und ich lerne gerne dazu. Darum danke ich Dir für Deine Kritik.

Sei gegrüßt von Sina :)

 

Hi Sina,

Du bist ja schon lange nicht mehr hier gewesen, aber ich möchte trotzdem ein paar Worte zu Deiner Geschichte schreiben.

Die Idee, dass Micha einen Wassertropfen entdeckt, der lebendig ist, ein Gesicht hat und sogar reden kann (Bella kann ihn ja rufen hören) hat mir sehr gefallen.

Was ich auch ausgesprochen gelungen fand, ist die Art, wie Du den Jungen Micha vorstellst, ohne große Sentimentalität à la "der arme Rollstuhlfahrer". Ganz nebenbei erfahren wir beim Lesen, dass Micha eben im Rollstuhl sitzt, es ist ja auch nicht das Wesentlichste an dem Jungen. Das gefällt mir.

Ein bisschen fehlt mir die Erklärung, wieso es dem Tropfen so schlecht ging. Ich hätte es schön gefunden, wenn er sich noch etwas mit den beiden Kindern unterhalten hätte und ihnen erklärt hätte, worin sein großer Kummer bestand. In diesem Punkt stimme ich Anja also zu.

Ich bin über einige unglückliche Formulierungen und Komma - bezw. Grammatikfehler gestolpert. Die suche ich Dir gerne heraus, wenn Du noch manchmal auf dieser Seite vorbeikommst. Falls Du aber diese Kritik gar nicht mehr liest, dann will ich mir nicht die unnötige Mühe gemacht haben.

Liebe Grüße
Barbara

 

Hallo, Sina,

Ein schönes und recht gutes Beispiel für das Bewahren von Geheimnissen zwischen Geschwistern.

Was hat mich gestört?

Zunächst, dass so spät erst deutlich wird, dass Micha im Rollstuhl sitzt. Beabsichtigt? Wahrscheinlich. Aber ist er dann auch noch ‚willenlos’? Ich glaube nicht, denn er kann ein rechter Dickschädel sein.

Mit dem Tropfen, der auf den Fußboden fällt und dann auch noch lebt, habe ich Probleme. Normalerweise zerstiebt ein Wassertropfen, wenn er aus einem Meter Höhe auf eine glatte Fläche fällt, in einige Richtungen und ist kaum mehr wiederzu- erkennen. Insofern wäre es mir lieber gewesen, wenn der lebende Tropfen auf die Fensterbank gefallen wäre, denn da hätte er wirklich eine Chance zu überleben. Außerdem wäre es einfacher für Micha, den Tropfen nachher weiterzubearbeiten oder zu behandeln. Dass der Fall aus dieser geringeren Höhe dem Tropfen dennoch wehtun wird, ist gewiss. Alles andere kann so bleiben.

Er ist doch schon am Fenster mit dem Rollstuhl, warum muss er da erst wieder hinfahren? Klingt so, als müsste er einige Meter zurücklegen, es ist aber nur eine kurze Strecke. Besser raus mit dem Satz.

Nun einige Ausdrücke:
Zitat:
… der Tropfen, eisig schimmernd und warm glänzend zugleich, hat ein Gesicht.

Wie soll ich mir das vorstellen? Ich kann das Bild nicht sehen, zeig es mir, bitte.

Zitat:
… durch die Lupe schaut.
Sie schaut und schaut und lauscht dabei.

Au, sag ich da nur.

Zitat:
… Topfpflanze gebeugt und meint zufrieden:

Wirklich ‚zufrieden’? Ich würde auch die Feststellung und die Frage der Mutter anders formulieren.

Dann noch:
Ich glaube, da draußen hat ihn irgendetwas krank gemacht! Wieso ihn?
Nicht ‚IHM’.

Zur Zeichensetzung und vor allen Dingen zu Kommata sage ich nichts, da es oft Geschmacksache ist, wie sie gesetzt werden. Aber ich denke, sie sollten gesetzt werden, wenn sie zur Deutlichkeit für den Leser beitragen.

Ich hoffe, ich habe ein wenig helfen können und wünsche viel Erfolg beim Überarbeiten.

Peter

 

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