Nur einer dieser Tage...
Warten.
Wie immer.
Wieder einmal warte ich. Dabei hasse ich kaum etwas mehr als Warten.
Sicherlich kennen Sie das! An Tagen wie diesem kommt es einem bisweilen vor, als würde man sein halbes Leben damit verbringen auf irgendwas oder irgendwen zu warten.
Dabei spielt es kaum eine Rolle worauf man wartet oder wo. Das quälende Gefühl der Hilflosigkeit ist und bleibt immer das selbe. Man ist ausgeliefert, machtlos und verdammt dazu, der Dinge zu harren, die kommen mögen oder auch nicht.
Manche warten verzweifelt, andere voller Hoffnung, wieder andere, weil ihnen sonst nichts geblieben ist. Doch der selbe höhnische Pavian der Passivität grinst allen von ihnen über die Schulter, während er mit seinen verkrüppelten Klauen Verunsicherung in den Verstand des Wartenden ätzt.
Wird alles gut werden? Ist es schon vorbei? Bitte Gott, sag dass es noch nicht zu spät ist!
Leeren Blickes starre ich in meinen erkaltenden Kaffee, während ich nachgrüble wie oft ich wohl schon in einem Lokal wie diesem vergeblich gewartet habe und wie viele Möglichkeiten ich wohl schon verpasst haben mag. Das schmutzige Braun in meiner Tasse ist auch nicht unbedingt eine große Hilfe, meine Laune zu verbessern. So wende ich mich mit einem leisen Seufzer dem großen Panoramafenster zu und betrachte für einen Moment die vorbeieilende Menge.
Anonyme Gestalten, vermummt, hinter jeder aufgesetzten Fassade eine Geschichte, die mich nicht berührt.
Es ist mal wieder einer dieser Tage... „It`s just one of those days...”, wie der Sänger irgendeiner Rockband in sein Mikrophon schreit, womit er das trifft, was mir durch den Kopf geht.
Niedergeschlagenheit versucht sich in mir breit zu machen. Doch mir ist es egal. Ich bin zu müde, den Kampf aufzunehmen und lasse mich willenlos in den vertrauten Strudel der Depression hinabziehen. Während meine Gedanken von Minute zu Minute düsterer werden, kippe ich den Rest meines Kaffees in mich hinein und winke die Kellnerin herbei.
Sie sieht mich und kommt auf meinen Tisch zu. Sie dürfte etwa in meinem Alter sein und ist eigentlich sehr hübsch. Doch in ihren gequälten Bewegungen ist nichts anmutiges, nichts graziles zu erkennen. Sie läuft leicht gebückt, das Haupt wie ein Büßer gesenkt und die Schultern hängend, als würde sie das Gewicht der Welt mit sich tragen. Ihre Augen leuchten nicht mehr, und jeder Glanz, der sie einst umgeben haben mag ist längst verblasst.
Nun, da sie direkt vor mir steht und mich mit müdem Blick anschaut, sehe ich in ihrem Gesicht die Spuren der selben Schlacht, die so viele heutzutage zu schlagen scheinen. Unter ihrem hübschen Gesicht liegt etwas Dunkles und Giftiges auf der Lauer. Welche Geschichte würde dieses Geheimnis mir erzählen, wenn ich ihm auf den Grund gehen könnte? Welche Abgründe würden sich vor mir auftun und welche Wunden würde ich wieder aufreißen?
Ich bestelle noch einen Kaffee und sie geht zurück zur Theke. Ich schaue ihr nach ohne sie dabei wirklich zu sehen.
Sie und ich. Und alle anderen der Generation X. Zusammen befallen von den gleichen Krankheiten. Zusammen verdammt dazu, ziel- und orientierungslos durch ein Leben zu treiben, das uns heuchlerisch und fad vorkommt. Wir sind die, die alles haben und alles können. Wir ernten die Früchte des Kampfes unserer Eltern. Der Geist der 68er steckt in uns. Wir werden alles besser machen!
Das ich nicht lache!
Zynismus ist der Apfel in den wir beißen, Rassismus ist der Geist, der mit uns weiterlebt, Sinnlosigkeit steckt in allem was wir tun.
Die blanke Ironie.
Wir spielen im Garten der Zivilisation und verfallen der Schlange, die dort lebt. Schuldig sind wir uns selbst gegenüber, während wir lachend in den Abgrund fahren.
Geld, Macht und Ansehen sind das Triumvirat unserer Götter. Popstars und Medien unsere Priester, während wir selbst nur eine schlechte Satire unseres Selbstbildnisses sind.
Wütend versuche ich mich zusammen zu reißen. Grade richtig kommt die Bedienung mit meinem Getränk zurück. Ich zahle, gebe ihr ein großzügiges Trinkgeld, was ihr ein kränkliches Lächeln und ein gelogenes „Danke“ abringt.
Kurz schaue ich auf meine Uhr und sehe mich in meinen Befürchtungen bestätigt. Siebzehn Minuten, ... sie wird nicht mehr kommen. Hab ich mir gedacht.
Auf wen ich warte? Hatte ich Ihnen das noch nicht gesagt?
Nun, ... ich warte auf eine Frau, auf wen sonst?!
Ich habe sie erst vor kurzem kennen gelernt, wir haben uns gut verstanden und ich habe mich (wider besseren Wissens) in sie verliebt. Die selbe langweilige Geschichte, wie sie sich in zahllosen anderen Städten dieser Welt täglich abspielt.
Ich wusste, sie würde nicht kommen.
Die selbe Hoffnung, immer wieder enttäuscht.
Bei einem Schluck Kaffee überlege ich, ob es richtig ist, schon zu zahlen und nach dieser Tasse zu gehen.
„Klar, oder denkst du etwa sie würde doch noch kommen?“, sagt die gehässige Stimme in meinem Inneren, die genau zu wissen scheint wann sie mich am besten verletzen kann. Wie die eigene Zunge zu einer Verletzung im Mund, kehrt diese Stimme immer und immer wieder zu meinen wunden Punkten zurück, bohrt darin und genießt es, alte Narben wieder aufbrechen zu sehen.
„Halt die Klappe“, raune ich mir selbst zu und schaue mich desinteressiert im Raum um. Recht leer, was wohl am Wetter liegt. Nur vereinzelt sind die Tische belegt.
Zwei Tische neben mir sitzt ein Paar, das sich gegenseitig anschweigt und es geübt vermeidet sich anzusehen. Die kreischende Stille zwischen ihnen ist beinah sichtbar, die Tristes einer bereits verlorenen Beziehung hängt einem faulen Dunst gleich über den beiden.
Wie lang wird es noch dauern bis die Bande, die sie einst aneinander schmiedeten sich endgültig lösen?
Wie lang, bis Liebe zu Hass, Begierde zu Abscheu wird?
Der Anblick verbrennt. Weiter!
Rechts von mir starrt ein Student, den ich flüchtig von irgendeiner sinnentleerten Party kenne, mit unsicherem Blick in sein Bierglas und scheint den Tränen nahe zu sein. Mir tut er nicht sonderlich leid. So viel ich weiß, kommt er nicht über seine Verflossene hinweg, die sich währenddessen mit seinem ehemals besten Freund tröstet.
Gehüllt in verwaschenes Schwarz gibt er ein Bild des Elends ab. Die Antithese des strahlenden Helden. Gerüstet mit hohlen Ideologien und Phrasen, statt Schwert und Schild. Nihilismus statt Glaubensstärke.
Wahrlich ein moderner Kreuzritter!
Ich betrachte kurz die anderen Tische.
Niemand den ich kenne.
Nur mein Alter Freund Trostlos scheint in der einen oder anderen Form an jedem der Tische einen freien Platz gefunden zu haben. Fast bin ich versucht ihm zu winken, wie er fröhlich neben einer alten Frau sitzt, die leise mit sich selbst oder Leuten aus ihrer Einbildung redet. Gekleidet in das für alte und verlorene Menschen typische mausgrau, wirkt sie wie die tragischste Gestalt, die ein griechischer Dramaturg je erdachte. Vor ihr steht ein nur halb gegessener Kuchen, dessen Reste einem Mahnmal gleich von ihrem Teller aufragen. Sie fängt an, langsam mit dem Oberkörper vor und zurück zu wippen, wahrscheinlich innerlich zerrüttet von ihrer Isolation.
Auch für sie kann ich kein Mitleid finden.
Ich wende mich ab und betrachte mir gegenüber das Titelblatt einer aufgeblasenen Tageszeitung, hinter der sich irgendein mir unbekannter Jungbanker in einem neuen Boss Anzug versteckt.
Doch ich will die Schlagzeilen nicht lesen!
Brauche ich wirklich noch einen weiteren Beweis, dass wir mit wehenden Fahnen in unser eigenes Verderben rennen?
Toleranz, Freiheit und Gleichheit steht mit blutig roten Buchstaben auf unseren mächtigen Bannern, doch selten waren diese Begriffe so von den Maden der
Unmenschlichkeit zerfressen wie heute.
Glaubenskriege im Nahen Osten, Terroranschläge in den USA, moralischer Zerfall wohin man schaut. Kinder werden zum Freiwild für Sexualverbrecher, Frauen von ihren eigenen Männern vergewaltigt und verprügelt, Schüler von
ihren Klassenkameraden niedergeschossen.
Das Kleingedruckte in der Festrede über Toleranz.
Politisch verfolgte Asylbewerber, die abgeschoben werden, Menschenhandel in Osteuropa und Asien, Polizisten vergreifen sich an ihren Gefangenen im Strafvollzug. Kinderpornographie und Rassismus toben im Internet während sich die Politik über die richtige Größe einer europäischen Tomate streitet.
Die Schlussstrophe im Lied der Freiheit.
Schwarze werden als Nigger beschimpft, Behinderte als minderwertig betrachtet und Andersdenkende weggesperrt. Vorurteile schlängeln sich wie brennende Schwefelflüsse quer durch die Gesellschaft und entzünden Fegefeuer der Ignoranz.
Die Fußnote im Vertrag der Gleichheit.
Ich drohe immer mehr im bodenlosen Meer meiner Agonie zu ertrinken, während die brutale Wirklichkeit dieser Welt mir den Atem aus den Lungen presst.
Mit einem Kraftakt gelingt es mir nur mit Mühe, dem nassen Grab meiner geistigen Gesundheit zu entkommen und wieder metaphorisches Land unter mir zu spüren. Haarscharf entrinne ich dem schleimigen Griff, der sich um meinen Hals gelegt hatte und atme hektisch durch...
Ich hebe den Kopf und sehe direkt in das Gesicht meiner Kellnerin, die mich, ob meines nach außen sichtbaren inneren Ringens, misstrauisch anschaut.
Verlegen und errötend senke ich den Kopf, während ich ihren verurteilenden Blick auf meiner Kopfhaut stechen fühle.
Eine weitere Demütigung, welche der Alltag mir grinsend präsentiert.
„Hier, bitte! Unser heutiges Sonderangebot, Spott und Hohn! Darf es vielleicht noch ein wenig Missachtung sein?“, fragt er einem verrückten Clown gleich.
Mein alter Freund Trostlos kringelt sich vor Lachen.
Erleichtert, schon gezahlt zu haben, leere ich meine Tasse und beobachte aus den Augenwinkeln, wie die Kellnerin mit ihrer Kollegin tuschelt. Jene wirft einen abschätzenden Blick in meine Richtung und ich kann den Spott in ihren braunen Augen tanzen sehen.
Das alles nur wegen einer Frau, die keinen Pfifferling auf mich gibt!
Mittlerweile sind dreiundvierzig Minuten seit der vereinbarten Zeit vergangen und jegliche Hoffnung, die ich einst gehegt haben mag ist längst sauer und schal geworden. Langsam stehe ich auf und ziehe meine Jacke an. Ich wende mich zum Gehen und bemerke noch nebenbei, wie der Student, den ich entfernt kenne, mittlerweile Opfer seiner verschwendeten Liebe geworden ist und hemmungslos in sein halbleeres Bierglas schluchzt. Angewidert von dieser Szene stürze ich dem rettenden Ausgang entgegen und flüchte durch die Tür ins Freie.
Draußen verharre ich kurz während mir der Nieselregen die Kleidung durchnässt. Manchmal scheint es mir, als sei der Regen schon immer da gewesen, einem Geburtsfehler gleich, der einem das Leben schwer macht, den man aber gelernt hat zu akzeptieren.
Wenigstens hat der Wind nachgelassen. Bevor ich im Cafe´ ankam, fegte er mit der sinnlosen Gewalt einer gefangenen Bestie durch die grauen Häuserschluchten, wobei er ein Geräusch erzeugte, das an das irre Lachen eines Geisteskranken erinnerte. Mit debiler Freude war es diesem Wind gelungen durch jedes Kleidungsstück zu fahren und selbst den letzten Rest Wärme aus dem Körper zu vertreiben. Wenn die Kälte sich dann erst einmal festgesetzt hatte und man die Feuchte des Regens in den Knochen spürte, schien es fast, dass es einem nie gelingen würde, jemals wieder etwas anderes zu spüren als diese eisige Umnachtung.
„Oh, hallo! Wo wir schon einmal hier sind hast Du doch sicher nichts dagegen wenn wir es uns hier eine Weile gemütlich machen, oder!? Zittere einfach, wenn das in Ordnung geht. Danke, das reicht schon, Du kannst aufhören zu zittern, hahaha...!“
Ich fröstele kurz und mache mich dann missmutig auf den Weg in Richtung der Bushaltestelle.
Wahrscheinlich sollte ich dankbar sein, dass der Wind nicht mehr so stark ist und auch der Regen nachzulassen scheint.
Immerhin, eine kleine Gnade.
Ich dränge mich durch eine Flut aus Leibern, die mir entgegenkommt. Eine endlose Woge aus schwarzen und grauen Regenmänteln.
Häufig werde ich von irgendwem angerempelt, doch keine einzige Entschuldigung wird an mich gerichtet.
Auf der anderen Straßenseite wirbt das Plakat irgendeines Alkoholkonzerns mit dem Slogan: „..., nur die Liebe schmeckt besser!“
Sie scheinen nicht zu wissen, dass irgendwann jedes Getränk verdirbt und nur ein bitterer Geschmack bleibt, wo einst Genuss den Gaumen verwöhnte.
Die wahre Natur der Liebe haben auch sie nicht erkannt. Die Opfer einer irrwitzigen Verschwörung!
Die Liebe ist nicht romantisch. Sie ist nicht fair und gerecht.
Nein!
Sie ist ein Scharlatan, sie ist die Versuchung des Teufels, der niemand widerstehen kann. Wo sie Heilung verspricht, bringt sie nur Schmerz.
Eine Fata Morgana falschen Glücks. Ein Dolchstoß in der Nacht. Das Gift, das einem die Sinne trübt und den Verstand vernichtet.
Religion ist Opium für das Volk?
Liebe ist der Goldene Schuss für jedes Herz.
Doch vor allem ist sie eines...
Grausam
Ich spüre kalten Zorn in mir aufsteigen. Durch meinen Frust gestärkt drängt er nach draußen. Er will mich zerreißen, mich dazu treiben, Dinge zu tun, wie nur eine verlorene Seele sie wagen würde.
Könnte ich nur meine Gefühle offenbaren, meinem Zorn freien Lauf lassen.
Das dunkle Tier ist geweckt. Es labt sich an meinem Schmerz, bereit in Raserei auszubrechen. Es will seine Krallen in fremde Wunden schlagen, Kummer und Pein über jene bringen, denen das Glück hold ist.
Feuer mit Feuer bekämpfen.
Leise und schmeichelnd ist die stimme des Tieres, verlockend sind seine Versprechungen.
„Lass mich frei! Du ahnst nicht einmal, was ich für Dich tun kann. All Deine Sorgen! Überlass sie mir! Du wirst schon sehen, niemand kann uns aufhalten, wenn Du mich nur loslässt!“
Verzweifelt, versuche ich aus den Fängen des Tieres zu entkommen. Doch ich bin bereits verstrickt im Netz meiner eigenen Ängste. Und das Tier verbeißt sich immer tiefer...
Es ist zu spät!
Ein Gedanke formt sich...
„Jaaaa! Gut so...“, brüllt das Tier
... und wächst...
„Ooh, jaaaaaa...“
... er droht, mein Gehirn zu zerdrücken...
„Tu es! Kein zurück...“
... ein Schrei steigt in meiner Kehle auf, das Tier heult vor Triumph...
„Frei, frei, freeeiiii....“
... meine letzten Barrieren stürzen ein (O, Gott, bitte nicht)
... der Schrei, das Tier, verloren...
„Hallo, Süßer!“
„Neeeiiiiiiiin...!“, jault das Tier.
„Äääh...?“, sage ich.
Sie...
steht vor mir. Eine Erscheinung wie aus einem Märchen.
Mit offenem Mund starre ich Sie an.
Sie sagt, ein Bus sei ausgefallen, der nächste habe im Stau gestanden. Sie habe versucht, mich auf dem Handy zu erreichen. Ich antworte mechanisch, dass mein Akku leer gewesen sei und ich es deswegen nicht mitgenommen habe.
Meine Gedanken wirbeln und mein Körper vibriert.
Sie streicht sich mit einer Hand das nasse, blonde Haar beiläufig aus dem Gesicht, währen ich verwirrt feststelle, dass es aufgehört hat zu regnen.
Sie wirkt so unwirklich, wie sie dort steht. Ein Fabelwesen in der Welt der Sterblichen, die bunte Hauptdarstellerin aus einem schwarzweiß Film.
Sie sagt, sie sei froh, mich noch getroffen zu haben, während ich mich mühevoll aus ihrem Zauber löse und versuche einen klaren Gedanken zu fassen.
Ich wäre auch froh, dass sie mich noch gefunden hat, antworte ich. Ein strahlendes Lächeln ist meine Belohnung und...
War da ein Funkeln in ihren Augen oder war es nur eine Spiegelung in diesem tiefen Graublau?
Verjagt sind Kälte und Agonie. Wärme und Erregung haben ihren Platz eingenommen.
Wie in Zeitlupe kommt sie auf mich zu und bleibt einen Schritt vor mir stehen.
Ich erstarre unwillkürlich.
Wieder dieses leicht verwegene Lächeln, das mich bis in meine Träume verfolgt.
Mein Herzschlag rennt.
Und...
diesmal bin ich mir fast sicher!
Da war dieses Funkeln. Nur für einen Moment.
... vielleicht...?
Ich sehe Ihr tief in die Augen und Hoffnung und Visionen durchströmen mich. Der Moment scheint sich endlos zu dehnen. Alles tritt in den Hintergrund. Farben verblassen, Passanten entschwinden meiner Wahrnehmung. Geräusche klingen fern und unwichtig. Ihr Glanz ist alles was ich spüre. In Ihren Augen könnte ich ertrinken. Sie sind kalt und unendlich warm zugleich. Regentropfen schimmern in Ihrem Haar und lassen es leuchten. Sie strahlt eine Energie und Vitalität aus, dass Sie nur durch Ihre Anwesenheit die Schatten vertreiben kann. All diese Kleinigkeiten sind Teil Ihrer Magie.
Tausend Worte fallen mir ein, doch keines ist würdig, diesen Augenblick zu beschreiben. Jede Faser meines Körpers steht unter Spannung, ich weiß nicht, ob es mir gut geht oder schlecht. Meine Sinne sind überfordert und kapitulieren. Noch immer hält sie meinen Blick gefangen. Wie viel Zeit ist vergangen? Stunden, Minuten oder eine Ewigkeit?
Sie scheint unerreichbar und doch ist Sie mir so nah. Wie kann jemand nur so eine Wirkung auf mich haben?
Sie schaut kurz weg und bricht dadurch den Bann. Die Wirklichkeit kehrt zurück. Wieder streicht Sie Ihr Haar aus dem Gesicht. Ihre Hand zittert nur ganz leicht. Erstaunt bemerke ich, dass Sie nervös ist. Wie kann jemand wie Sie nervös sein? Was ist es, dass Sie aus der Ruhe bringen kann?
Die Antwort bahnt sich langsam einen Weg.
Ich bin es.
Kann das wahr sein?
Sie sieht mich wieder an und diesmal ist Ihre Nervosität nicht zu übersehen.
Das Gefühl der Unwirklichkeit kehrt zurück. Doch etwas ist anders. In diesem kurzen Augenblick hat sich alles geändert. Nichts ist, wie es vorher war.
Ein kleiner Schritt, eine kurze Bewegung. Ich berühre Sie am Arm. Eine Gefühlswelle rast über mich hinweg und beinah verliere ich den Mut. Doch wieder rettet Sie mich. Ihr Arm berührt meine Schulter. Unsere Körper berühren sich und ein Feuer entflammt. In mir, in Ihr, um uns herum. Wir können nicht mehr anders. Jetzt sind wir beide Gefangene unserer Gefühle und Sehnsüchte. Aus zwei wird eins. Wieder Ihre Augen. Süßer Schmerz zwischen uns, wir beide unseres freien Willens beraubt. Wie in Trance spüre ich Ihre Hand an meiner Wange. Ihre Haut unendlich weich. Ich beobachte wie meine Hand in Ihr Haar eintaucht. Ich ziehe Sie an mich. Sie lässt sich führen und zieht mich gleichzeitig zu Ihr. Die Welt steht still. Wir küssen uns...
Später,
als wir zusammen durch die Stadt schlendern, komme ich mir lächerlich vor.
Na ja, vielleicht wissen sie wie das so ist?!
Man ist angespannt, ein wenig (mehr) deprimiert und steigert sich in etwas hinein, verliert die Kontrolle und wird dann überrollt.
Jedenfalls,... vergessen sie mein Gerede von vorhin! Weiß wirklich nicht was da in mich gefahren war. Muss wohl am Kaffee gelegen haben...
Und was ist mit dem, was ich über die Liebe sagte, wollen sie wissen?
Ähm, ich hab wohl etwas übertrieben.
Schon gut, eigentlich ist die Liebe nicht wirklich so schlimm.
Eigentlich lässt sie uns alle doch nur auf den oder die Richtige(n) warten.
Hmmm, schon wieder warten?!
Doch während irgendwo weit vor uns die Sonne wieder friedlich durch die Wolken scheint, löse ich mich kurz aus unserer Umarmung, um sie anzuschauen. Da erkenne ich plötzlich, was ich bisher immer übersah...
..., dass sich das Warten manchmal lohnt.