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Nur eine Stunde

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03.05.2012
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Nur eine Stunde

„Scheiße! War das eben ein verdammter Fisch? Nick, hast du das gesehen?“
Nick Temple hatte nicht gesehen, was gegen die Scheibe des Helis geklatscht war. Sein Blick klebte an den Wettertabellen und Diagrammen auf seinem Laptop.
„Nick!?“, wiederholte Alexander.
„Kann schon sein.“, murmelte er. „Der Hurrikan zieht sie aus dem Wasser und so.“
„Jesus, ich mache drei Kreuze, wenn wir erst im Superdome sind!“, sagte Alexander.
Nick widmete sich wieder den Wetterdaten. Wäre es nach ihm gegangen, wären sie in der meteorologischen Fakultät auf dem Campus geblieben. Dort war es bestimmt sicherer als in diesem fliegenden Schuhkarton.
Miguel hätte es sicherlich auch begrüßt, auf dem Universitätsgelände zu bleiben. Nicht, weil er dem Sturm mit trotziger Gelassenheit entgegen sah, sondern weil ihm das Gefährt raus aus New Orleans nicht zusagte. Der Flug glich dem Ritt auf einem betrunkenen Erdbeben – und Miguel hatte so schon eine verteufelt heftige Flugangst. Nick drehte sich zu ihm um. Der Teint seines Hiwis hatte sich bedenklich dem eines Frosches angenähert.
„Hey, Colega, wie ge-“
Wie ein rasender Güterzug überrollte die Böe den Helikopter und riss Nick die Worte aus dem Mund. Alexander fluchte ein ganzes Wörterbuch herunter, während er versuchte gegenzusteuern. Doch der Sturm ließ nicht locker, wirbelte sie herum wie Wäsche im Trockner. Und dann, ganz plötzlich, war da nichts mehr. Nur noch das extreme Gefühl von Schwere. Und dann: Dunkelheit.

Von tierischen Schmerzen durchzuckt kam Nick wieder zu sich. Hatte er verschlafen? Wo? - Verdammt! Sie waren abgestürzt wie ein verfluchter Stein. Mit einem Mal war er wieder hellwach. Nick sah sich um. Sein Magen zuckte spasmisch, als er Alexander entdeckte.
Sie waren in einer Baumkrone hängen geblieben und einer der Äste hatte die Frontscheibe durchstoßen. Der Kopf des Piloten war geplatzt wie ein überreifer Granatapfel. Stücke des Gehirns klebten in einer blutigen Soße über das gesamte vordere Cockpit verteilt. Irgendwie schaffte es Nick, seinen Mageninhalt bei sich zu behalten.
Sein nächster Gedanke ritt auf der plötzlichen Adrenalinwelle zu Miguel. Hastig versuchte Nick sich umzudrehen, doch ein heißes Stechen durchfuhr ihn und lähmte seine Bemühungen. Mühsam schob er den Arm über seinen Bauch und schaffte es zumindest, den Sicherheitsgurt aufspringen zu lassen.
„Hey Miguel! Colega! Bist du da?“
Ein Ächzen aus der hinteren Sitzreihe erklang zur Antwort und deutete an, dass der Hiwi sich ähnlich miserabel befand, wie Nick selbst.
„Kannst du dich bewegen?“
Miguel erwiderte nichts und Nicks Pumpe erhöhte augenblicklich ihre Drehzahl. Er stieß die Cockpitluke auf und rollte sich aus dem Heli. Draußen schüttete es wie aus Eimern und Nicks Kleidung klebte ihm fast sofort am Körper. Auf allen Vieren kroch er voran und rüttelte an der hinteren Tür. Aber es tat sich nichts. Das Mistding musste sich beim Absturz verzogen haben. Nick zog sich am Griff hoch, aber noch ehe er durch das Fenster spähen konnte, glitt die Tür doch noch zur Seite auf und er landete erneut unsanft auf dem Boden. Wieder war ein Stöhnen von Miguel zu hören. Ein Glück, er war also noch da. Kaum auf den Knien, zog sich Nick in den hinteren Teil des Helikopters hinein. Da lag Miguel und beinahe hätte man meinen können, er würde schlafen und hätte unruhige Träume. Geronnenes Blut klebte an seiner Stirn.
„Scheiße, wie lang sind wir weg gewesen?“, fragte sich Nick. „Miguel! Alter, wach auf!“
Doch der Hiwi kam nicht über das Höchstmaß an Aktivität der letzten paar Minuten hinaus. Hilflos ließ Nick seinen Blick durchs Cockpit schweifen. Er fand aber nichts, das ihm in seiner momentanen Lage hilfreich erschien. Nur einen spitzen Kasten an der Decke, an dem Blut klebte. Vermutlich hatte sich Miguel daran den Kopf gestoßen.
Es blieben ihm also nicht viele Möglichkeiten. Nick raffte alles an Kraft zusammen, was er gerade aufbieten konnte und hievte Miguel irgendwie aus dem Heli. Dann sackte er neben ihm zusammen, den Rücken an das Wrack gelehnt. Das Atmen fiel ihm auf einmal unendlich schwer und der Regen prasselte hernieder wie Schotter. Aber er durfte jetzt nicht ohnmächtig werden. Alles, nur das nicht. Zwei bewusstlose Akademiker im Auge des Sturms – das wär's dann wohl! Nein! Klar im Kopf bleiben, dass war jetzt die Devise. Zunächst einmal: Wo zum Geier waren sie?
Nick wischte sich das Gemisch von Wasser und Schweiß aus den Augen. Sein Gesichtsfeld wurde jedoch nicht viel schärfer. Der Baum, dessen Krone ihren Sturz so unglücklich gebremst hatte, ging genau über ein Flachdach. Wären sie einen Meter früher runter gekommen, wäre Alexanders Kopf vielleicht nicht zur Piñata geworden.
Ansonsten sah man nicht viel. Nach ein paar Yards verschwand alles hinter einem grauen Vorhang. Neben dem Gebäude, auf dem sie gerade lagen, befand sich ein zweistöckiges Wohnhaus. Das Dach war zum größte Teil bereits entblättert. Der Hurrikan schien sie arg vom Kurs abgebracht zu haben. Hatte Alexander nicht gesagt, sie müssten einfach nur nach Süden? So wie es aussah, schienen sie nun aber in der Nähe vom Pontchartrain Park zu sein.
Allmählich ging Nicks Atem wieder gleichmäßiger, auch wenn ihre Situation kaum Anlass zur Beruhigung bot. Neben ihm zuckte Miguel noch immer wie ein Träumender. Seine Lippen bewegten sich und schienen Worte zu formen. Doch das Brüllen des Sturms fegte jeden anderen Laut hinfort.
Nick ging mit seinem Ohr genau vor Miguels Mund.
„...y bendito es el fruto de tu vientre, Jesús. Santa María, Madre de Dios ruega por nosotros, pecadores, ahora y en la hora de nuestra muerte. Amén.“
„Miguel! Miguel, komm schon! Wach auf, du speckiger Latino!“
„Eres un hijo de puta, Temple!“, erwiderte Miguel, die Augen glasige Murmeln hinter den Lidern.
„Oh Mann. Du glaubst nicht wie froh ich bin, das von dir zu hören!“
„Temple, ich glaube du hast den Sinn einer Beleidigung noch nicht ganz kapiert.“
Kein Zweifel, Miguel kam zurück. Auch wenn er noch wie eine kaputte Bauchrednerpuppe wirkte. Sein Rechenzentrum nahm langsam wieder die Arbeit auf. Wenn sie nicht so tief drin gesteckt hätten, hätte sich fast ein Lächeln auf Nicks Lippen gestohlen.
„Was ist passiert, Mann?“, meldete sich Miguel wieder.
„Wir sind runter. Wie ein Albatros mit Durchfall!“
„Alex?“
„Frag nicht, Mann! Frag nicht!“
„Scheiße! So schlimm?“
„Schlimmer...“
Das war's. Mehr gab es nicht zu sagen. Die Karten lagen auf dem Tisch und mit einem so saumäßigen Blatt konnte man nur passen.
„Wie weit noch bis zum Superdome?“, fragte Miguel.
Nick lachte hysterisch auf. Der alte Hundesohn war Matsch und gab doch nicht auf.
„Keine Ahnung, bestimmt noch vier Meilen. Wenn nicht sogar mehr...“
„Dann sollten wir zusehen, dass wir unsere Ärsche in Bewegung kriegen!“
Nick schob sich das Ziffernblatt seiner Uhr unter die Brauen.
„Das wird eng, Colega. Wir haben nur noch eine Stunde, bis Katrina genau über der Stadt ist. Eine verdammte Stunde.“
Die Diskussion, wie sie die ganze Sache angehen sollten, hatte nicht allzu lange gedauert. Optionen waren ja auch rar gesät. Wenn Nick recht hatte und sie sich tatsächlich in der Nähe von Pontchartrain befanden, waren sie mitten in einem Wohngebiet und der Schauplatz ihrer Bruchlandung vermutlich eine protzige Garage. Die Frage lautete nur: Wie hinein kommen? Das Wasser stand schon zu hoch in den Straßen, als dass man das Tor oder eventuelle Türen hätte auf bekommen können. Und alles, was auf dem Dach nach Belüftungsschacht aussah, war viel zu winzig, um auch nur an ein Hindurchpressen zu denken.
Nick umrundete das Dach, dessen Sims ein wenig erhöht war, so dass auch hier schon das Wasser stand. Miguel lehnte noch immer an den kläglichen Überresten ihres Helikopters, während Nick nach einem Weg in das Gebäude suchte. Er hangelte sich halb über den Dachsims, wie ein Trinker beim Erklimmen einer Treppe am Geländer.
„Ha! So ein verdammter Hurensohn!“, brüllte er plötzlich auf.
Bevor noch Miguel genug Spucke für eine Reaktion gesammelt hatte, stürmte Nick aufgeregt an ihm vorbei und wühlte im Innenraum des Wracks herum. Nur ein Blinzeln später lachte er erneut hysterisch auf und hielt dem wütenden Himmel einen Schraubenschlüssel entgegen, als hätte er grade Excalibur dem Stein entrissen. Dann eilte er zurück zum Dachrand und kurz darauf vernahm Miguel das Splittern von Glas.
„Madre de dios! Das vermutlich einzige unvernagelte Fenster von ganz New Orleans!“
Nick ging als erster. Irgendwie schaffte er es, sich durch das Fenster zu hangeln, ohne sich an den im Rahmen stehen gebliebenen Scherben die Eier abzuschneiden. Drinnen stand eine Werkbank hinter dem Fenster. Nick segelte direkt darüber hinweg und landete klatschend im Wasser. Es drückte durch sämtliche Ritzen der Garage und stand bereits Hüfthoch. In der Garage herrschte finsterste Nacht. Blind fischte Nick in dem eiskalten Wasser nach seinem Schraubenschlüssel. Einen Moment später wurde ihm klar, dass er genauso gut den Hammer von der Werkbank nehmen konnte. Verfluchte Hektik.
Nick schlug die Scherben aus dem Fensterrahmen und rief Miguel. Der rollte sich unter einer Reihe spanischer Verwünschungen vom Dach, bis seine Beine vor dem eingeschlagenen Fenster baumelten. Nick kletterte auf die Werkbank, umschlang Miguel an der Hüfte und zog ihn hinein.
„Temple, ich muss dir ganz ehrlich sagen: Ich hätte nicht gedacht, dass das klappt!“, sagte Miguel.
„Ach, halt die Klappe! Lass dir lieber was einfallen, wie wir hier drinnen etwas Licht machen!“
Ein breites Grinsen zeichnete sich auf Miguels Gesicht ab. Er fingerte in dem Meer aus Taschen an seiner Weste herum und zauberte ein Benzinfeuerzeug hervor. Nick erwiderte das Grinsen. Funken stiebend wurde die Flamme entfacht.
„Madre de dios!“
Vor einem ganzen Waffenschrank voller Angelruten lag ein Boot wie festzementiert im Wasser. Ein gutes, altmodisches Holzboot mit Außenborder.
Nick und Miguel hätten vor Freude über so viel Glück im Kreis tanzen sollen. Doch Miguel war zu erschöpft und Nick spürte nur, wie sich alles in seinem Unterleib verhärtete. Er musste an Alexander denken. Dieses arme Schwein. Nein, Glück hatte nichts mit der Sache zu tun. Dies hier war blanker Zynismus.
Trotzdem hatte Nick sich als Erster wieder in der Gewalt. Er schob sich durchs Wasser und zerrte an dem verdammten Ding.
„Nichts. Bewegt sich kein Stück.“
„Nur vertäut, oder...“
Nick umrundete das Boot. Scheinbar war es wirklich nur mit den Stricken auf dem Anhänger fixiert. Das dafür aber bombenfest.
„Wir brauchen irgendwas um die Stricke durch zu bekommen!“
Miguel betrachtete kurz sein Feuerzeug und reichte es ihm dann unsicher hinüber.
„Nein, vergiss es Colega! Damit dauert das viel zu lange. Lass uns mal die Schubladen durchwühlen.“
Miguel widmete sich, da er ja nun mal schon darauf geparkt hatte, der Werkbank, während Nick in aller Eile den Werkzeugschränken ihren Inhalt entriss. Doch Nick fand nichts Brauchbares. Dieses Mal sollte es Miguel sein, der triumphieren konnte.
„Oye!“
Nick bekam gerade noch zu fassen, was ihm Miguel zugeworfen hatte: ein recht anständiges Taschenmesser. Hastig stürzte Nick sich auf die Bootsvertäuung. Mit Hacken und Sägen rückte er den Stricken zu Leibe, die so fest gespannt waren, dass sie knallend auseinander flogen.
Endlich schwamm das Boot frei und Nick fiel erst da auf, dass das Wasser in der Garage ihm nunmehr bis zum Bauchnabel ging.
„Wir müssen es drehen.“, sagte er schließlich.
Miguel ließ sich von der Werkbank gleiten und versuchte redlich, ihm zu helfen. Trotzdem war es Nick, dem es irgendwie gelang, dass vermaledeite Boot zu wenden. Glücklicherweise hatte es jemand für notwendig gehalten, der Garage die Ausmaße eines Luxus-Doppeltrailers zu geben. Dadurch ließen sich störenden Zusammenstöße mit Schränken und anderem Interieur vermeiden.
Doch kaum war das Boot bereit, standen sie vor der nächsten Schwierigkeit: Wie wieder hinaus kommen?
Draußen stand das Wasser bestimmt 12 Zoll höher. Selbst wenn sie das Tor irgendwie öffnen konnten, würde eine kräftige Welle durch die Garage fegen.
Es blieb ihnen schließlich nichts anderes übrig als es zu versuchen. Mit einer Spaltaxt und einem Hammer bewaffnet standen Nick und Miguel vor dem Tor. Entschlossenheit war jetzt ihre einzige Chance. Ein Nicken und dann droschen sie auf das Tor ein. Splitter flogen im hohen Bogen durch die Garage. Dreckiges Wasser quoll gierig durch die sich auftuenden Spalten. Das einzig Gute war, dass sich so der Drang des Wassers, die Pegel auszugleichen, nur langsam entladen konnte. Keiner von ihnen hätte darauf vertrauen wollen, dass das Boot einen Wellentango in der Garage ohne Schäden übersteht.
Zu ihrem großen Glück schien der Besitzer der Garage ausgerechnet beim Tor gespart zu haben. Es bestand nur aus billigem Sperrholz und in kürzester Zeit hatten sie ein Loch geschaffen, welches groß genug war. Miguel ging vor und zog von draußen am Boot, während Nick von hinten schob.
Ein Einstieg ohne Kentern erwies sich als weitaus schwieriger. Nicht nur, weil das Wasser bereits so hoch stand. Es herrschte zudem noch ein höllischer Wellengang.
„Komm schon, du verdammtes Mistding! Wehe du hast keinen Sprit mehr oder springst nicht an“, murmelte Nick, während er an der Reißleine des Außenborders zog. Hinter ihm betete Miguel auf Spanisch, vermutlich weit weniger unflätig, doch mit dem gleichen Anliegen.
Wer auch immer sich den Verdienst zuschreiben konnte, es funktionierte. Der Motor sprang an, wenn auch stotternd, und ihr Boot begann sich trotzig eine Schneise durch die Wellen zu erzwingen. Nicht nur wegen des Wellengangs kamen sie sich vor wie auf dem offenen Ozean. Nick und Miguel blickten zurück. Der Ort ihres Absturzes wirkte völlig deplatziert in dieser überzeugenden Imitation des Atlantiks. Eine bizarre Erinnerung an die menschliche Zähmung der Natur, die langsam hinter den trüben Regenschleiern verschwand.
Miguel schrie panisch auf. Das Boot hatte etwas gerammt.
„Ruhig, Colega! Das war nur ein Dach.“
„Die Leute hätten wenigstens ihren Müll noch verschwinden lassen können.“
Und tatsächlich stank es ganz plötzlich nach faulen Eiern.
Eine Weile bahnten sie sich schweigend ihren Weg. Es war auch reichlich anstrengend, gegen Sturm, Regen und Wellengang anzuschreien. Miguels Körpersprache deutete an, dass er erneut die Jungfrau Maria pries. Nick suchte nach aufmunternden Worten, als sich sein Hiwi unvermittelt umdrehte. Sein Gesicht sah glatte zehn Jahre älter aus.
„Wir werden es nicht mehr rechtzeitig schaffen, oder?“
Nick sah auf seine Uhr. Als er wieder aufsah, brauchte er nicht mehr zu antworten. Sein Blick sprach Bände.
„Hm. War ja klar.“
Sie fragten sich gar nicht, warum es immer noch nach faulen Eiern stank oder auch nur, wie sich bei dem Wetter überhaupt ein Geruch in der Luft halten konnte.
„Okay, weißt du was. Dann müssen wir uns was anderes suchen“, erwachte Miguel wieder aus der im Boot herrschenden Lethargie.
„Was?“, erwiderte Nick.
„Irgendein Gebäude, das hoch und stabil genug ist, um dort den Sturm auszusitzen, Temple!“
In Nicks Kopf setzten sich die Rädchen wieder in Gang. Sie mochten inzwischen eine Viertelmeile Richtung Südwesten geschafft haben. Wo konnten sie hin? Auf Sichtweite stach nichts wirklich überzeugend aus dem Wasser hervor. Das musste aber auch nichts heißen. Der Regen, der immer noch zuzunehmen schien, schnitt die Reichweite auf wenige Yards herunter. Dann machte es klick bei ihm.
„Gentilly Woods Mall!“, sagte Nick.
Vielleicht waren sie schon auf Höhe der Dreux Avenue. Ach was, bestimmt sogar. Das hieße, an einem besseren Tag hätten sie das Shopping Center sogar schon gesehen.
Eine leise Ahnung von Zuversicht wollte sich bei Nick ausbreiten, doch Miguel verhinderte es.
„Hast du das eben gespürt?“, fragte er.
Nick hatte es gespürt. Sie hatten wieder etwas gerammt.
„Wird ein Auto gewesen sein“, sagte er.
Aber Nick war selbst nicht ganz überzeugt. Denn es roch immer noch nach faulen Eiern.
Nick hatte es eine Weile erfolgreich vermieden, sich Gedanken über den seltsamen Geruch zu machen. In etwa, bis sich im Regengrau langsam die Umrisse der Mall abzeichneten. Da sprang Miguel plötzlich aufgeregt an den Bug.
„Mira!“
Etwas trieb vor ihnen im Wasser. Miguel hing schon über der Reling und kübelte ins Wasser, bevor Nick erkennen konnte, was sie da aufgetan hatten. Als er es sah, wollte er es auch gar nicht mehr wissen.
Wie eine Boje trieb der klägliche Rest eines Menschen in der grauen Brühe und klopfte im Gleichklang der Wellen gegen die Außenwand ihres Bootes. Der Mann sah aus, wie von einem überdimensionierten Gebiss attackiert. Nur sein Kopf, der linke Arm und ein kleines Stück des Oberkörpers waren von ihm übrig geblieben. Gerade genug um die Teile zusammen zu halten.
Nick musste arg mit sich kämpfen, um es Miguel nicht gleich zu tun. Durchhalten! Einer von ihnen beiden musste stark bleiben. Wenn Nick allen Rest von Beherrschung zusammennahm und ehrlich war, hatte er heute schon Schlimmeres gesehen.
Aber da war ja noch dieser absurde Gestank nach faulen Eiern. Schwefel. Faule Eier rochen nach Schwefel. Aber warum zum Geier sollte es im von den Vorboten des Hurrikans gepeinigten New Orleans nach Schwefel riechen? Einbildung konnte es nicht sein, Miguel roch es ja auch. Warum also...
Ein heftiger Ruck durchfuhr das Boot. Miguel schrie auf. Brackiges Wasser klatschte über die Bordwand. Ein sumpfgrüner Pfeil schoss aus der Brühe und landete krachend auf dem Boot.
Nick und Miguel fanden sich plötzlich im eiskalten Wasser wieder.
„Venga! Venga!“, brüllte Miguel und schwamm in hektischen Kraulbewegungen auf den schemenhaften Kasten im Dunst zu.
Gedankenfetzen wirbelten hinter Nicks Stirn im wilden Reigen. Irgendwie funktionierte er einfach und folgte Miguel.
In dem perversen Wirrwarr aus Pech und Glück, welches sie an diesem Tag bereits erlebt hatten, hatte Nick keine Idee, wie er es bewerten sollte, dass sich just an jener Seite der Mall, auf die sie nun zu schwammen, eine Feuerleiter befand. Es war auch egal. Sie hielten einfach Kurs.
Nick erreichte sie als Erster und kletterte nach oben. Hinter sich hörte er Miguel folgen. Aus irgendeinem Grund sah er sich um. Und seine Augen weiteten sich vor Schreck. Das trübe Wasser schäumte, als ein plötzlich ein zähnestarrendes Maul aufsprang und kurz vor Miguels rechtem Bein wieder zuschnappte.
Nick begriff, dass Miguel nur noch in einem Stück war, weil er ihn instinktiv am Kragen hoch gezerrt hatte.
„Que, en su nombre? Ein Alligator?“
In Nicks Kopf spukte als Antwort „Hölle ja! Und ein verdammt großer noch dazu!“ herum, aber was er sagte war: „Komm schon! Sehen wir zu, dass wir rein kommen!“
Er schob Miguel vor sich her, weiter die Leiter hinauf. Aber er löste seinen Blick nicht von der Wasseroberfläche. Er verschwendete auch keinen Gedanken daran, ob die Brandschutztür am anderen Ende offen sein würde. Woran Nick dachte, war, dass er noch nie von einem grauen Alligator gehört hatte.
Natürlich war die Brandschutztür von außen nicht zu öffnen, aber Nick machte keine Anstalten, sich darüber aufzuregen. Er kletterte einfach direkt aufs Dach weiter und Miguel blieb nur, ihm zu folgen.
Nick hatte das akute Bedürfnis möglichst viel Entfernung und solide Bausubstanz zwischen sich und dem offenen Wasser zu bringen.
Auf dem Dach fanden sie eine ganze Reihe von Fenstern. Sie boten nicht viel Widerstand.
Durch das Dachfenster waren sie in einen Versorgungsflur gelangt, der zu den sonst unsichtbaren Bereichen einer Mall gehörte. Der angenehm beruhigende Geruch von frisch gebohnertem Linoleum stieg Nick in die Nebenhöhlen. Den Manager wollte er gern sehen, der so blöd war, kurz vor einem Jahrhundertsturm noch mal die Böden polieren zu lassen.
Nun, da sie in Sicherheit waren, stürzte der Schock mit voller Wucht über Miguel herein. Er sackte mitten auf dem Flur zusammen.
Nick sprang ihm bei und richtete ihn, an die nächste Wand gelehnt, wieder auf.
„Hey Colega!“
„Was für ein Tag, oder Temple?“
„Ja, du sagst es, Mann! Ruh dich einen Moment aus und ich sehe mich mal ein bisschen um.“
„Bring Twinkies mit! Ich könnte jetzt sterben für Twinkies“, rief Miguel ihm hinterher.
Nick verließ, nicht ohne eine gehörige Portion Magenschmerzen, den Flur. Im öffentlichen Teil der Mall war bereits das Erdgeschoss überflutet. Der Pegel war zwischenzeitlich offenbar um weitere Zoll gestiegen. Eine Couchgarnitur schwamm, eine Rotte Eisberge imitierend, durchs Foyer und würde jeden Moment mit einem Hot-Dog-Stand kollidieren.
Nick lenkte seine Schritte die Galerie entlang und ertappte sich dabei, eine Einkaufsliste zusammen zu stellen. Taschenlampe, Funkgerät, Wasser oder besser noch Cola, Twinkies, viele Twinkies. Und dann nichts wie zurück. Der Anblick der trüben Wellen unten im Foyer gefiel ihm gar nicht.
Und dann war der Gestank wieder da. Nur ein schwacher Hauch. Schwefel.
Nick rannte zurück zum Flur.
Ein Schrei. Als hörte man einen Hund, der gerade überrollt wird. Miguel!
Nick schlitterte durch die letzte Tür, stolperte in die Dunkelheit hinein und setzte hart auf dem Fußboden auf. Die Deckenbeleuchtung war ausgefallen. Und es stank in bestialischem Ausmaß nach faulen Eiern.
Mit flatterndem Atem tastet Nick sich zu der Stelle, wo er Miguel wähnte. Und griff in etwas Schleimiges. Es brauchte nicht viel Phantasie, aus den darunter liegenden Konturen einen menschlichen Schädel zu erraten. Magensäure schoss seine Speiseröhre hinauf.
Um ihn herum tröpfelte Wasser geräuschvoll von der Decke. Dazwischen erklang ein Gemisch aus Schlürfen und Kriechen.
In Nicks Kopf übernahm etwas Älteres und Routinierteres als der Verstand die Kontrolle. Er sprang auf und stürmte zurück auf die Galerie.
Etwas Schweres schlug gegen die zurück federnde Flurtür. Und Nick rannte schneller.
Nick folgte noch immer dem Kommando seines Instinkts: Flucht! Mit wachsendem Abstand zum Flur, stieg der rationale Anteil in seinem Denken jedoch wieder an. Wo wollte er eigentlich hin? Er konnte ja schlecht bis zum Ablaufen des Wassers auf der Galerie herum rennen. Und sich zu verstecken ginge nur in einem der Geschäfte. Dazu hätte er aber ein Schaufenster einschlagen müssen und das wäre ja nun alles andere als unauffällig und damit dem Ansatz des Versteckens eher hinderlich. Neben diesem Gedankenwirrwarr wurde ihm bewusst, dass seine Kondition rasch nachließ. Das Lauftempo würde er nicht mehr lange durchhalten. Also doch verstecken.
Nick wagte einen Blick über die Schulter, sah in der verlassenen Mall aber nichts außer der flackernden Beleuchtung. Ein paar Schritte weiter war die Auslage eines Modegeschäftes. Soweit Nick es beurteilen konnte, der vermutlich größte Laden, den er bisher hier gesehen hatte.
Nun, besser wurde sein Blatt heute wohl nicht mehr.
Das Klirren der berstenden Fensterscheibe fuhr durch Nick wie ein Kreissägenblatt. Er hastete durch die Kleiderständer, die Augen wild herum jagende Murmeln, auf der Suche nach einem Versteck. Sein erster Impuls ging in Richtung der Umkleidekabine, doch dann entschied er sich doch für den Kassentresen.
Nick lag unter dem Tresen und setzte alles daran, seine Lunge zur Ruhe zu zwingen. In seinen Ohren klang jeder seiner Atemzüge wie ein Leck im Rumpf einer Linienmaschine auf Flughöhe. Die andere Hälfte seiner geistigen Kapazitäten war auf das Lauschen ausgerichtet.
Doch irgendwo in den hinteren Windungen seines Gehirns begann sich ein Gedanke zu formen. Lauter und lauter beanspruchte er Nicks Aufmerksamkeit: Was zum Geier versuchst du hier? Denkst du wirklich, was auch immer Miguel erwischt hat, wird dich hier drinnen nicht finden? Bei dem riesigen Loch in der Scheibe?
Nick schritt auf die Galerie hinaus, wie ein zum Tode Verurteilter – die Augen bereits verbunden und eine glimmende Zigarette im Mundwinkel – zur Exekution. Draußen kam ihm der Schwefelgeruch entgegen. Sehen konnte er nur ein paar Meter weit, denn die Elektrik, und damit auch das Licht, brachen unter den in die Stadt dringenden Wassermassen zusehends zusammen. Vage nahm er das Brüllen des Sturms wahr.
Zwischen dem vibrierenden Stöhnen des Gebäudes, welches vom machtvollen Zerren des Hurrikans kündete, war es wieder zu hören. Dieses Geräusch, als würden Tonnen von zähflüssigem Küchenabfall durch einen kolossalen Abfluss gespült. Nick stand mitten auf der Galerie, in einer der letzten flackernden Inseln aus Licht, die es in der Mall noch gab. Selbst wenn er es sich noch einmal anders überlegt und sein Heil doch in der Flucht hätte suchen wollen – keine Chance. Seine Beine gehorchten ihm nicht mehr.
Er verspürte einen stumpfen Schmerz, irgendwo zwischen Herz und Lungenflügeln. Das sich nähernde Geräusch hatte nun annähernd rhythmischen Charakter. Nicks Ohren waren taub für das Wüten des Hurrikans. Sein Atem ging laut und schwer.
Nicks Hirn hatte in Sekunden einen wahren Strauß an Absurditäten und Abscheulichkeiten ausgebrütet, die jeden Moment aus dem Dunkel treten mussten. Doch nichts reichte an das heran, was er zu erblicken verdammt war.
Was auch immer es nun wirklich sein mochte, gewiss stammte es aus den fauligen, lichtlosen Tiefen des Ozeans. Aufgeschreckt vom Wüten des Hurrikans, der es vor sich hergetrieben und schließlich in die verfluchte Stadt gespült hatte.
Es hatte annähernd menschliche Proportionen, doch war leicht vornüber gebeugt und völlig grau. Es schien weder Haut noch Fleisch zu haben, vielmehr erinnerte es an Schlick. Und dann die Augen. Diese Augen wie blasse, weiße Laternen.
Die graue, schleimige Karikatur einer Hand streckte sich nach Nicks Gesicht aus. Völlige Stille. Die Mall lag im Auge des Sturms.
Ein Schrei zerriss die Nacht in New Orleans. Aber niemand war dort, um ihn zu hören.

 

Hallo Carter

Der Text hatte mich dank der flüssigen Schreibweise schnell gepackt, wenngleich mich das Vokabular beinah etwas an Groschenromane erinnerte. Die Handlung ist auch so aufgebaut, dass sich schnell Action ergibt und dadurch die übertrieben wirkenden Szenarien nicht überraschen.

Sie waren in einer Baumkrone hängen geblieben und einer der Äste hatte die Frontscheibe durchstoßen.

Er stieß die Cockpitluke auf und rollte sich aus dem Heli. Draußen schüttete es wie aus Eimern und Nicks Kleidung klebte ihm fast sofort am Körper. Auf allen Vieren kroch er voran und rüttelte an der hinteren Tür.

Doch hier offenbarte sich statt Übertreibung eine Unterlassung. :D Der Heli war folglich keineswegs in der Baumkrone hängen geblieben, sondern anschliessend daraus abgestürzt. Dies fehlt im Text resp. wird dann erst drei Absätze weiter unten erwähnt.

„Irgendein Gebäude, das hoch und stabil genug ist, um dort den Sturm aus zu sitzen,Temple!“

Hier würde ich auszusitzen in einem Wort schreiben, liest sich sonst eigen, und nach dem Komma ein Leerschlag.

Es hatte annähernd menschliche Proportionen, doch war leicht vornüber gebeugt und völlig grau. Es schien weder Haut noch Fleisch zu haben, vielmehr erinnerte es an Schlick. Und dann die Augen. Diese Augen, wie blasse, weiße Laternen.

Wenn ich an die urförmigen Lebewesen in den Tiefen der Meere denke, hätte ich mir für dieses Wesen direkt noch etwas mehr Umschreibung gewünscht.

Der Ausgang der Geschichte dünkt mich nun beinah etwas harmloser, als der Verlauf. Doch ich muss gestehen, es war mir spannend zu lesen und durchaus mit Unterhaltungswert durchsetzt. Von dem her, ganz gern gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Carter,

und willkommen im Forum! Ich war mir erst nicht sicher, ob ich einen Kommentar zu deiner Geschichte schreiben soll, aber wie du siehst habe ich mich dann dazu entschlossen. :)

Kommentare bei jemandem, der neu und wenig aktiv ist, sind immer ein wenig ein Schuss ins Blaue. Du hast bis jetzt nur die Geschichte eingestellt und dich noch nicht an irgendeiner Diskussion beteiligt - weder zu deiner eigenen Geschichte noch zu anderen Texten. Das macht es schwierig einzuschätzen, ob du wirklich an Kritik interessiert bist oder ob ich die Zeit für den Kommentar umsonst investiere. Ich gehe bis zum Beweis des Gegenteils mal davon aus, dass es dich interessiert, wie Leser auf die Geschichte reagieren, und werde deshalb meine Reaktion möglichst konstruktiv zusammenzufassen.

Leider gibt es vieles, was mir an der Geschichte nicht gefällt. Ich versuche es mal halbwegs systematisch:

Setting
Ich habe ein wenig Bauchschmerzen, eine reale Katastrophe, bei der viele Menschen ums Leben gekommen sind und viele andere alles verloren haben, zum Hintergrund so einer trashigen Unterhaltungsstory zu machen. Warum Hurrican Katrina und New Orleans, statt irgendeiner fiktiven Stadt und eines fiktiven Sturms? Es trägt nichts Wesentliches bei zu der Geschichte, und es hinterlässt einen üblen Nachgeschmack bei mir. Damit will ich nicht sagen, man darf keine Geschichten schreiben die vor dem Hintergrund von Katrina (oder einer anderen Katastrophe) spielen. Aber dann sollte es dem Thema auch gerecht werden, es darf dann nicht billig sein.

Aufbau der Geschichte
So ein Countdown kann ein cleveres, effektives Mittel sein um Spannung zu erzeugen. In deiner Geschichte ist er das nicht. Ob das Monster nach einer Stunde auftaucht oder nach 40 Minuten, macht keinen Unterschied. Das ist ja keine Bombe, die zu einer bestimmten Zeit explodiert. Ich hatte den Eindruck, mit dem Countdown versuchst du zu übertünchen, dass deine Geschichte eigentlich bloß eine ganz gewöhnliche Monstergeschichte nach Schema F ist. Und das funktioniert nicht.

Glaubwürdigkeit
Ich wusste nicht so recht, wie ich diesen Punkt bezeichnen soll. Glaubwürdig im Sinne von "das könnte nebenan passiert sein" ist eine Geschichte über Monster, die aus der Tiefe kommen um Hurricanopfer zu verspeisen, so oder so nicht. Aber mir kommen zum Beispiel gleich am Anfang sehr viele Fragen wie: Ist es sinnvoll, bei einem heranziehenden Hurrican mit einem Helicopter zu fliegen? Ist das überhaupt legal? Besitzen Universtitäten überhaupt Helicopter? Und wenn die Antwort auf all das tatsächlich ja lautet: Warum sind Nick und Miguel wichtig genug, um ausgeflogen zu werden, und nicht, sagen wir mal, irgendwelche Notfälle - schwangere Frauen, kranke Menschen, was weiß ich? Warum sind zwei Akademiker, die alle Informationen über den Sturm im Voraus gehabt haben müssen, überhaupt noch dort? Das große Problem bei Hurrican Katrina war soweit ich weiß, dass viele arme Menschen einfach nicht die Mittel hatten, um rechtzeitig zu fliehen. Das waren diejenigen, die wochenlang im Superdome festsaßen, nicht die Universiätsprofessoren.

Charakterisierung
Mein Problem mit der Charakterisierung ist mehr oder weniger, dass es keine gibt. Nick ist ... eine Art Wissenschaftler eines nicht näher benannten Fachgebiets, redet, denkt und handelt aber wie das Abziehbild eines Fernseh-Actionhelden. Der flucht voll Pseudo-Coolness vor sich hin, und hat auf den Tod seiner Freunde und Kollegen allenfalls körperliche Reaktionen wie Übelkeit, aber Gott bewahre, dass da mal 'ne Emotion zu sehen wäre. Miguel ist ... ein Latino. Und das finde ich besonders schlimm, dass hier die Ethnizität als Ersatz für Charakterisierung herhalten muss. Es gibt sicherlich Latinos, die häufig spanische Redewendungen benutzen, viel beten und gerne Nachos essen. Aber es gibt keine Stelle mit Miguel, wo mehr zu sehen ist als Klischees, und das ist traurig. Wenn ein Deutscher nur dadurch charakterisiert würde, dass er Bier trinkt, Marschmusik hört und Mercedes fährt, würde ich einem nichtdeutschen Autor auch sagen, dass das scheiße ist. Ich neige gelegentlich dazu, auch bei harmlosen Sachen die Political Correctness-Keule zu schwingen. Niemand ist frei von Klischeevorstellungen, ich auch nicht, und es ist auch nicht verboten, mit Klischees zu arbeiten. Aber man sollte schon im Blick haben, wie dick man aufträgt.

Stil
Du schreibst flüssig, und stellenweise auch effektiv. Wenn es eklig sein soll, dann ist es auch eklig. Es gibt aber eine Menge verunglückte Metaphern, die unfreiwillig komisch wirken. Beispiel:

Ein Schrei. Als hörte man einen Hund, der gerade von einem Pickup überrollt wird.
Ernsthaft? Klingt ein Hund anders, wenn er von einer Straßenbahn überrollt wird?

Ich könnte eine ganze Liste von Stilblüten machen, aber es ist spät, und ich möchte gern erst mal sehen, ob du überhaupt an deiner Geschichte arbeiten willst. Wenn ja, dann kannst du zu dem Thema gerne noch einen Nachschlag haben :D.

Tut mir leid, dass es eine sehr negative Kritik geworden ist. Das ist nicht das, was man sich erhofft, wenn man eine Geschichte der Öffentlichkeit preisgibt.

Sieh's trotzdem positiv: Die Geschichte hat mir in vieler Hinsicht nicht gefallen, aber ich hatte trotzdem den Eindruck, dass es sich lohnt einen Kommentar zu schreiben, denn in der Geschichte steckt ja schon Arbeit drin, das ist kein Werk von zehn Minuten.
Du kannst dich verbessern, wenn du dran bleibst - die Geschichte überarbeitest, etwas neues schreibst, und am besten auch selbst andere Geschichten liest und kommentierst.

Grüße von Perdita

 

@Anakreon:

Danke für die Rückmeldung.
Das ihr Ende der zentrale Makel der KG ist, ist wohl unbestreitbar. An der Stelle war bisher keine Verbesserung zu machen.

@Perdita:

Auch wenn's ein ganz schöner Block ist, negative Kritik motiviert irgendwie immer besonders zur Reaktion. (Davon ab rangiert "Nur eine Stunde" auch meiner eigenen Einschätzung nach unter meinen literarischen Erzeugnissen qualitativ in den Kellerregionen.)
Ich versuche mal, mich an deiner Aufteilung langzuhangeln.

Setting

Warum Hurrican Katrina und New Orleans, statt irgendeiner fiktiven Stadt und eines fiktiven Sturms?
Ich bin der Meinung, dass man nicht mehr als nötig erfinden sollte - gerade wenn man sich im Genre "Horror" bewegt.
Das Setting passte wunderbar für meine grundlegende Idee (zwei Typen, die schleunigst aus einem überfluteten Katastrophengebiet verschwinden müssen und dabei mit eine Alligator bzw. noch schlimmeren konfrontiert werden) und warum dann eine fiktive Umgebung ersinnen?
Meiner Meinung nach sollte man dies nur in zwei Fällen tun: 1.) Man braucht bei den Örtlichkeiten eine Menge Gestaltungsfreiraum oder 2.) der Rechercheaufwand für die Beschreibung der realen Lokalitäten steht in keinem Verhältnis zu deren Wichtigkeit für die Handlung.
Mit Katrina haben wir einen großen Sturm, der über das Meer an Land geht und mit New Orleans eine Stadt mit Zugang zum Ozean, die großflächig überflutet wird. Und genau das brauchte ich für meine Story.

Aufbau der Geschichte
Der Countdown hängt mit dem ursprünglichen Kontext zusammen, für den ich "Nur eine Stunde" geschrieben habe. So ist er freilich überflüssig - also raus damit!

Glaubwürdigkeit

Ist es sinnvoll, bei einem heranziehenden Hurrican mit einem Helicopter zu fliegen? Ist das überhaupt legal?
Da die im Superdome Festsitzenden damals zeitweilig per Heli versorgt wurden, würde ich annehmen dass dem so ist.

Besitzen Universtitäten überhaupt Helicopter?
Keine Ahnung, manche vielleicht. Aber ohne Hubschrauberabsturz wäre es wesentlich komplizierter die beiden Protagonisten mitten in die überfluteten Stadtteile zu bekommen.

Warum sind Nick und Miguel wichtig genug, um ausgeflogen zu werden, und nicht, sagen wir mal, irgendwelche Notfälle - schwangere Frauen, kranke Menschen, was weiß ich? Warum sind zwei Akademiker, die alle Informationen über den Sturm im Voraus gehabt haben müssen, überhaupt noch dort? Das große Problem bei Hurrican Katrina war soweit ich weiß, dass viele arme Menschen einfach nicht die Mittel hatten, um rechtzeitig zu fliehen. Das waren diejenigen, die wochenlang im Superdome festsaßen, nicht die Universiätsprofessoren.
Ich dachte mir, dass unsere beiden Meteorologen möglichst lange Daten vor Ort aufzeichnen wollen - bis der Boss sagt: "Jetzt ist genug. Kommt da raus, denn die Uni hat keinen Bock euren Familien Millionen an Schadenersatz zu zahlen."
Und nach meiner Kenntnis, war das große Problem, dass die Behörden so oder so ziemlich schlampige Arbeit geleistet haben.

Man kann sich diese Fragen sicherlich alle Stellen - ich würde aber meinen, hier geht es in erster Linie darum, die Protagonisten möglichst rasch in die Ausgangssituation zu stoßen. Und ich würde vorschlagen, dafür ist es plausibel genug. (Wenn du da anderer Ansicht bist, nur raus damit)

Charakterisierung
Bei den Nachos habe ich mir selbst schon gedacht, dass es eine Einheit zu viel ist (weg damit!). Und ja, Miguel kommt in der Tat etwas kurz - andererseits würde ich die Frage einwerfen, wie viel Charakterzeichnung in einer KG mit Richtgröße 25'000 Zeichen sinnvoll ist. Zumal Miguel eher in Richtung Nebenfigur tendiert. Was das Spanische angeht, meine ich, dass es in Schockmomenten bzw. nach dem Absturz des Helis durchaus O.K. ist, dass Miguel in seine Muttersprache verfällt.
Was Nick anbelangt: er ist in meinen Augen alles andere als eine Actionfigur. Eine solche würde sicherlich in der Mall nicht so in Panik verfallen. Sicherlich gibt es nicht die großen Emotionen und man müsste darüber nachdenken, diese besser in Äußerungen und Reaktionen kenntlich zu machen. Auf den Anblick des toten Piloten scheint mir aber das Erbrechen die naheliegendere Reaktion zu sein, als Beispielsweise ein Weinkrampf. (Im Hintergrund läuft schließlich die ganze Zeit der Drang, möglichst schnell in Sicherheit zu gelangen. Ich glaube, emotionale Reaktionen auf Ereignisse wie die beschriebenen, treten erst mit gewissem zeitlichen Abstand ein.)

Soweit meine vorläufigen two cents. Ich wäre gespannt auf den Nachschlag.

 

Hallo Carter,

ich finde es super, dass du so schnell überarbeitet hast und echt kritikfähig bist. Das ist bei weitem nicht bei allen "Newcomern" hier so :)

Also mache ich wie versprochen weiter.

Ohne den Countdown ist es auf jeden Fall flüssiger zu lesen. Eventuell könntest du den Titel noch ändern, der bezog sich ja so ein bisschen darauf - aber er stört auch nicht unbedingt.

Das Setting passte wunderbar für meine grundlegende Idee (zwei Typen, die schleunigst aus einem überfluteten Katastrophengebiet verschwinden müssen und dabei mit eine Alligator bzw. noch schlimmeren konfrontiert werden) und warum dann eine fiktive Umgebung ersinnen?
Na ja, es war halt so ein Bauchgefühl. Durch Katrina haben Leute echten Horror erlebt, da finde ich es irgendwie pietätlos, das als Kulisse zu verwenden. Hört sich jetzt vielleicht etwas moralinsauer an, so meine ich es aber nicht. Ich habe auch schon Horrorgeschichten gelesen, die in einem KZ spielen und fand das okay. Ich sage nicht, das darf man nicht machen, aber ich fand es halt rein gefühlsmäßig nicht gut. Das geht wahrscheinlich nicht jedem Leser so.

Aber das Monster verblasst doch auch irgendwo, wenn man sich vor Augen führt, was der Sturm ganz ohne übernatürliches Zutun in New Orleans angerichtet hat. Wenn in einer Geschichte nach einem Nuklearkrieg plötzlich Vampire auftauchen, würde ich mir auch denken: wen juckt's? Da ist doch schon alles hinüber und die Überlebenschancen ohnehin sehr gering. :)

Da die im Superdome Festsitzenden damals zeitweilig per Heli versorgt wurden, würde ich annehmen dass dem so ist.
Hm, ich hätte gedacht, dass die danach eingesetzt wurden, also als der Sturm schon vorbei war, um die Überlebenden mit Lebensmitteln zu versorgen und so. Dass man im Sturm mit einem Helikopter umher fliegt, klingt halt nicht so plausibel für mich. Aber ich weiß es nicht. Es gibt ja auch Wissenschaftler, die mit Absicht in Stürme reinfliegen, aber ich glaube dazu verwendet man spezielle Flugzeuge ... /offtopic

Ich dachte mir, dass unsere beiden Meteorologen möglichst lange Daten vor Ort aufzeichnen wollen - bis der Boss sagt: "Jetzt ist genug. Kommt da raus, denn die Uni hat keinen Bock euren Familien Millionen an Schadenersatz zu zahlen."
Siehst du, dass das Meteorologen sind, war mir gar nicht klar. Nick schaut sich am Anfang zwar Wetterdiagramme oder so was auf seinem Laptop an, aber das könnte ja auch jemand aus einem anderen Fachgebiet tun, wenn er wissen will, womit er es da zu tun hat.

Was das Spanische angeht, meine ich, dass es in Schockmomenten bzw. nach dem Absturz des Helis durchaus O.K. ist, dass Miguel in seine Muttersprache verfällt.
Natürlich ist das okay. Auch Nachos sind okay. Aber es ist halt schade, wenn so eine Figur, die man in hundert Filmen schon gesehen hat, genau das tut, was man eben schon hundertmal gesehen hat, und nicht ein bisschen von den bekannten Klischees abweicht.

Was Nick anbelangt: er ist in meinen Augen alles andere als eine Actionfigur.
Ich gehe unten anhand von Textstellen darauf ein, was ich meine.

Auf den Anblick des toten Piloten scheint mir aber das Erbrechen die naheliegendere Reaktion zu sein, als Beispielsweise ein Weinkrampf.
Ja, Erbrechen ist eine naheliegende Reaktion, und mit Emotion meine ich auch nicht, dass er weinen und sich die Haare raufen soll. Aber du machst doch keinen Film, wo ich nur die Oberfläche sehen kann. In einer Geschichte kann ich sehen, was im Kopf des Protagonisten vor sich geht. Und wenn der in seinem Kopf eben nur feststellt: Boah, das Gehirn sieht aus wie ein geplatzter Granatapfel! Dann entsteht ein anderer Eindruck vom Protagonisten, als wenn er zum Beispiel denken würde: Alexander, der wollte doch nächsten Monat heiraten ... oder auch was weniger kitschiges, aber halt irgendwas, was klar macht, dass da ein Mensch gestorben ist, und zwar ein Mensch den Nick einigermaßen gut gekannt hat.
Natürlich kann ein Mensch in so einer Situation einen Schock haben oder so voller Adrenalin sein, dass Trauer und Mitleid sich noch nicht bemerkbar machen. Aber nur wenn ich als Leser die Emotionen deiner Figuren mitbekomme, kann ich was für sie empfinden, und wenn das der Fall ist, dann macht es mir auch etwas aus, wenn sie von Monstern angegriffen werden und sterben.

So, jetzt kommen Textstellen:

Das Gesicht seines Hiwis war grün wie der Arsch eines Laubfroschs.
Du hast von Anfang an sehr viele farbige Metaphern im Text. Auf der einen Seite möchte ich das loben - das zeigt ja, dass du dir Gedanken machst beim Schreiben, und dir Formulierungen und passende Bilder überlegst. Aber es ist insgesamt ein bisschen viel, finde ich. In diesem einen Absatz hast du schon: wie der Arsch eines Laubfroschs, wie ein rasender Güterzug, wie Wäsche im Trockner. Das sind für sich genommen alles gute, starke Bilder. Aber wenn die in so schneller Folge auf den Leser einprasseln, dann schwächt das die Konzentration auf das Wesentliche, nämlich auf die Geschichte. Es gibt diesen wundervollen Rat für das Schreiben: Töte deine Lieblinge. Das sind so Stellen, auf die man erst mal stolz ist, weil sie einem eingefallen sind, wo sich dann aber bei genauerer Betrachtung rausstellt, dass sie dem Text eigentlich nicht gut tun. Damit mit will ich auch nicht sagen, du sollst all diese Vergleiche rausnehmen. Aber ich würde die Dichte etwas reduzieren.

Von tierischen Schmerzen durchzuckt kam Nick wieder zu sich.
Das "durchzuckt" stört mich. Das beschreibt einen Schmerz, der schnell kommt und auch schnell wieder verschwindet, wie ein Stromschlag. Ich denke er hat länger anhaltende Schmerzen.

Er stieß die Cockpitluke auf und rollte sich aus dem Heli. Draußen schüttete es wie aus Eimern und Nicks Kleidung klebte ihm fast sofort am Körper. Auf allen Vieren kroch er voran und rüttelte an der hinteren Tür.
Weiter oben sagst du, der Helicopter ist ein einer Baumkrone hängen geblieben, da wundert es mich, dass er sich so bedenkenlos rausrollt. Dass er da auf einem Flachdach ist, kommt erst später.

Doch das Brüllen des Sturms fegte jeden anderen Laut hinfort.
hinfort ist ein bisschen zu altmodisch für den sonstigen Stil, es passt nicht zum Erzählton, finde ich.

Auch wenn er noch wie eine kaputte Bauchrednerpuppe wirkte. Sein Rechenzentrum nahm langsam wieder die Arbeit auf.
kaputte Bauchrednerpuppe und Rechenzentrum sind jedes für sich genommen als Bild okay, aber so dicht beieinander ist es dann auch wieder ein bisschen viel, weil es so gegensätzliche Bilder sind.

Nick schob sich das Ziffernblatt seiner Uhr unter die Brauen.
Das ist ne komische Beschreibung für auf die Uhr sehen, mir ist auch nicht ganz klar, was das eigentlich ausdrücken soll. Dass er sie dicht vor die Augen halten muss, um noch was zu erkennen, nehme ich an, aber richtig klar wird es nicht.

Er fingerte in den Taschenfavelas seiner Weste herum und zauberte ein Benzinfeuerzeug hervor.
Taschenfavelas? Würde das jemanden ohne lateinamerikanische Herkunft beschreiben, wäre es originell, aber hier dient es nur wieder als Erinnerung daran, dass Miguel ein Latino ist. :dozey:

Das dafür aber bombenfest.
Klingt etwas holprig, mein Vorschlag wäre "allerdings" statt "dafür aber" zu verwenden.

Mit einer Spaltaxt und einem Hammer bewaffnet standen Nick und Miguel vor dem Tor. Entschlossenheit war jetzt ihre einzige Chance. Ein Nicken und dann droschen sie auf das Tor ein.
Den Satz mit der Entschlossenheit würde ich rausnehmen, und auch das mit dem Nicken, das ist so actionfilmmäßig. :)

Keiner von ihnen hätte darauf vertrauen wollen, dass das Boot einen Wellentango in der Garage ohne Schäden übersteht.
überstehen würde (frag mich nicht nach der grammatischen Begründung, aber mein Bauchgefühl sagt, das kann da nicht einfach im Präsens stehen.)

Nick musste arg mit sich kämpfen, um es Miguel nicht gleich zu tun. Durchhalten! Einer von ihnen beiden musste stark bleiben. Wenn Nick allen Rest von Beherrschung zusammennahm und ehrlich war, hatte er heute schon Schlimmeres gesehen.
Hmm, da ist es wieder. Übelkeit, aber keine richtige Reaktion. Das ist bestimmt individuell verschieden, aber ich finde ein abgebissenes Rumpf-und-Kopfstück ist schlimmer als ein zerschmetterter Schädel. Und auch viel beängstigender, denn bei Alexander hat er zumindest gewusst, wie es passiert ist.

In Nicks Kopf spukte als Antwort „Hölle ja! Und ein verdammt großer noch dazu!“ herum
Hell yeah würde er sagen ... aber "Hölle ja" klingt einfach doof irgendwie. Ich glaube, "scheiße ja" passt besser. Deutsche Flüche sind irgendwie fäkalienlastiger als englische :D

Eine Couchgarnitur schwamm, eine Rotte Eisberge imitierend, durchs Foyer
Da quirlen wieder zuviele Bilder durcheinander. Es ist nur ein Gegenstand, aber mehrere Eisberge, die "imitiert" werden (was nach bewusster Täuschung klingt), und Rotten gibt es bei Wildschweinen aber nicht bei Eisbergen. Wenn man so eine Metapher erst mal im Kopf analysieren muss, um dann festzustellen, dass es nicht richtig passt - das lenkt zu sehr ab vom Text.

Ein Schrei. Als hörte man einen Hund, der gerade überrollt wird. Miguel!
Besser als mit dem Pickup :) ... aber ich bin immer noch nicht sicher, ob mir der Hund gefällt. Hunde heulen, winseln oder bellen, aber schreien?

Und griff in etwas Schleimiges. Es brauchte nicht viel Phantasie, aus den darunter liegenden Konturen einen menschlichen Schädel zu erraten. Magensäure schoss seine Speiseröhre hinauf.
Und wieder ist sein Magen das einzige, was reagiert. Und hier stört es mich wirklich ganz sehr. Dieser angeknabberte Mann war ein Unbekannter, und wir wissen nicht, wie gut Nick und Alexander sich gekannt haben, aber du hast über die ganze Geschichte gezeigt, dass Nick und Miguel gute Freunde sind, und dass Nick sich für Miguel verantwortlich fühlt. Da muss als Reaktion einfach mehr kommen als bloß Magensäure. Dass das eine hochgefährliche Situation ist, wo er blitzschnell reagieren muss, und dass er Miguel in dem Moment nicht mehr helfen kann, ist schon klar. Aber irgendwie muss Nick hier Wut und Trauer und Verzweiflung zeigen und nicht bloß Übelkeit.

Nick schritt auf die Galerie hinaus, wie ein zum Tode Verurteilter – die Augen bereits verbunden und eine glimmende Zigarette im Mundwinkel – zur Exekution.
Raus mit dem fetten Teil, das ist wieder so eine Ablenkung. Wie ein zum Tode Verurteilter zur Exekution - das ist eine treffende Beschreibung seiner Verfassung. Das mit der Augenbinde und der Zigarette macht das wieder zunichte, denn das ist ja etwas, was die Situation mit einer echten Hinrichtung nicht gemeinsam hat. Wenn du nicht willst, dass man sich als Leser Nick hier mit verbunden Augen und Zigarette vorstellt, dan kann das nicht drin bleiben.

Ich hoffe das ist nützlich beim Überarbeiten. Das sind natürlich alles nur Meinungen und du kannst alles aussortieren, wo du nicht meiner Ansicht bist. Aber mit reduzierter Metapherndichte und verbesserter Charakterisierung von Nick würde sich die Geschichte noch mal ein ganzes Stück verbessern, denke ich. Es ist erstaunlich, was manchmal schon eine kleine Änderung ausmachen kann. Allein dass du die Nachos durch Twinkies ersetzt hast - wenn das von Anfang an so gewesen wäre, hätte ich Miguel wahrscheinlich nicht als so klischeehaft empfunden.

Eine Sache noch, das hab ich jetzt nicht an einzelnen Zitaten festgemacht, es ist auch Geschmackssache: Ich finde, die Figuren - vor allem Nick - fluchen ganz schön viel, das würde ich etwas zurückschrauben. Wenn ich jetzt sage, das passt nicht zu Wissenschaftlern, dann ist das auch wieder ein Klischee :). Aber ich glaube, wenn sie seltener fluchen, dann wirkt es auch stärker. Wenn es nicht der normale Umgangston ist, sondern an Stellen zum Einsatz kommt, wo sie unter extremem Stress stehen (das tun sie natürlich in der gesamten Geschichte, aber es gibt schon ruhigere und angespanntere Momente).

Grüße von Perdita

 

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