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Nur eine Nacht
okay das ist die zweite version - allerdings noch nicht zum zweiten mal verändert - mache ich aber bald.
Disco, laute Musik, schlechter DJ. Sie, Anfang 20, lange schwarze Haare, durchschnittliche Figur, aber alles in allem recht attraktiv, wühlt sich durch die Menge um an die Bar zu kommen. Da steht er, ein paar Jahr älter als sie, kurze blonde Haare, harte Gesichtszüge, aber freundlicher Blick. Ihr fällt sofort auf, dass sein Körper muskulös ist. Seine Muskeln zeichnen sich deutlich unter dem T-Shirt ab. Ein langer Blick, auf Anhieb Sympathie. Er lächelt sie an und bedeutet ihr, sich zu ihm zu stellen. Er ist eigentlich der Typ Mann, der nur auf die Figur achtet, aber irgendwie fasziniert ihn an diesem Wesen der Blick. Offen, nicht ausweichend und doch geheimnisvoll. Sie gesellt sich zu ihm an die Theke und unterhält sich mit ihm. Sie reden über fast alles, Job, Wünsche, Ziele. Sie hat eine ironische Art an sich und einen merkwürdigen Humor, über den er lachen muss. Es macht ihr Spaß ihn zum Lachen zu bringen, weil dabei seine Grübchen hervortreten. Ein interessanter Mann, der weiß was er will, stellt sie während des Gespräches fest. Er beschließt diese interessante Frau zumindest in dieser Nacht sehr genau kennenzulernen, nicht nur um festzustellen ob sie in jeder Lebenslage diesen Blick behält. Eine Nacht mit ihr, was ist schon dabei. Seine Freundin ist im Urlaub und wird es niemals erfahren, wie schon die Male zuvor. Seine Rechtfertigung für sich selbst ist immer dieselbe. Er braucht es nunmal, muss wissen ob er weiterhin so gut bei den Frauen ankommt und sie so abschleppen kann, außerdem reizt ihn die Abwechslung. Ein Blick auf die Uhr, so langsam wird es Zeit zu gehen. Er fragt sie ob er sie nach Hause bringen soll. Sie antwortet, sie hätte noch keine Lust nach Hause zu fahren, da würde nur ein Berg Arbeit auf sie warten. Er riskiert es und schlägt vor, sie könnte ja noch mit zu ihm kommen. Ohne zu zögern stimmt sie zu. Er jubelt innerlich, wenn sie erstmal bei ihm ist, wird alles andere nur noch ein Frage der Zeit sein.
Sie hatte gehofft, dass er vielleicht der Richtige für sie wäre, aber schon als sie bei ihm ankommt sieht sie bei ihm im Wohnzimmer das Bild von ihm mit einer hübschen blonden Frau in ihrem Alter. Er umarmt diese Frau darauf stürmisch und lacht. Soviel zu dem Thema feste Beziehung denkt sie sich und stellt sich darauf ein, dass es bei nur einer Nacht bleiben wird.
Er behält recht, es war nur noch eine Frage der Zeit. Obwohl er es vorher nie getan hatte, hatte er sie darauf aufmerksam gemacht, dass es für ihn nur eine Nacht sei und nicht mehr. Sie meinte er solle sich darüber keine Gedanken machen.
Er liegt im Bett, die Digitalanzeige des Weckers zeigt 5:54. Er kann nicht schlafen, lauscht einfach ihren gleichmäßigen Atemzügen. Liebevoll sieht er sie an, bedauernd nicht diesen Blick sehen zu können. Langsam begreift er wie sehr sie ihn gefangen genommen hat. Diese Frau faszinierte ihn, mit ihrem Blick, ihrer Art, ihrer Erscheinung. Er weiß, dass er bei ihr keine Bestätigung mehr braucht und auch keine Abwechslung. Einfach nur sie. Nie zuvor hatte er so etwas gefühlt, so eine starke Zuneigung – Liebe. Er hat nur noch einen Gedanken im Kopf "Mit dieser Frau will ich alt werden." Sie dreht sich auf die Seite, ihm zugewandt, so als ob sie wüsste, dass er gerade über so etwas nachgedacht hat und ihm zustimmen wollte. Er lächelt und legt ihr einen Arm um die Hüften, vergräbt sein Gesicht in ihren Haaren und merkt wie er langsam die nötige Ruhe verspürt und einschläft. Sein letzter Gedanke ist, dass er noch nie so glücklich eingeschlafen ist.
Das Klingeln des Weckers reißt ihn aus dem Schlaf. Er dreht sich um und will sie in die Arme schließen, doch sie liegt nicht mehr im Bett. Seine Vermutung ist, das sie ins Bad gegangen ist. Er beschließt einfach liegen zu bleiben und zu warten, bis sie zurück kommt. Das Bett riecht nach ihrem Parfüm , er schließt die Augen und atmet den Duft ein, der Duft, der ihm schon so vertraut ist, als würden sie sich jahrelang kennen. Er hört lange kein Geräusch aus dem Bad und steht schließlich auf um nachzusehen wo sie ist. Nicht im Bad, nicht im Wohnzimmer, nicht in der Küche. Nur ein Zettel auf dem Küchentisch mit der Nachricht, dass die Nacht mit ihm schön war und dass sie lieber weg sei, bevor er ihr nochmal sagen würde, dass es für ihn nur eine Nacht gewesen wäre. Der letzte Satz lautete: "Es war doch für dich nur eine Nacht oder?"
Nein das war es nicht für ihn, auch wenn er das abends zuvor gesagt hatte. Er läuft durch die Wohnung um einen Anhaltspunkt dafür zu finden, dass sie doch noch einmal zurückkommen wird. Zwecklos, er findet keinen. Doch er weiß, was er tun wird. Er wird jeden Abend in der Disco verbringen, egal wie schlecht der DJ ist und sie dort suchen. Er versucht sich einzureden, dass sie nur nicht geblieben ist, weil sie dachte, dass es für ihn nur eine Nacht war. Er könnte sich Ohrfeigen, dass er es zum ersten Mal gesagt hat und prompt zu der falschen Frau.
Abends geht er wieder in die Disco. Er sucht nach ihr und als er schon gehen will entdeckt er sie. In dem Arm von einem anderen. Sie lacht und sieht glücklich aus. Enttäuscht dreht er sich um und verlässt die Disco. Geht durch die nassgeregneten Straßen, der Himmel klar und die Luft eisig. Wie in ihm drin. Er hat Klarheit aber ihm ist kalt. Kälte aus seinem Herzen – Enttäuschung.
Plötzlich dreht er sich um, sollte er wirklich so einfach aufgeben? Das war nicht seine Art, normalerweise hätte er um sie gekämpft, alles versucht um sie zurück zu bekommen, auch wenn er dann kurze Zeit später Schluss machte, er brauchte den Beweis, dass er jede kriegen konnte. Doch sie war nicht jede, sie war besonders. Wieso hatte er ausgerechnet bei ihr nicht den Mut mit allen Waffen zu kämpfen? Er beschließt zu kämpfen, den letzten Kampf, der wirklich der erste notwendige Kampf ist. Er kann nicht einfach seine Liebe so aufgeben. Er macht sich auf den Weg zurück in die Disco. Doch vorher muss er noch etwas anderes tun. Er nimmt sein Handy, ruft seine Freundin an und erklärt ihr alles. Erzählt ihr die ganze Wahrheit, verschweigt keins der Mädchen. Es fällt ihm noch nicht mal schwer, auch wenn er ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber hat.
Er steht vor der Tür der Disco und holt tief Luft. „Der heutige Abend wird es entscheiden,“ wird ihm klar. Immer und immer wieder geht ihm ihr letzter Satz von dem Zettel durch den Kopf. "Es war doch für dich nur eine Nacht oder?"