Hallo Andriko,
erst mal einen kleinen Willkommensgruß an dich.
Dein Text wirkt noch etwas spröde auf mich, irgendwie unfertig.
Ich verstehe dich so, dass du eine Art Parabel schreiben willst, in der das Verhältnis eines Mannes zur Katze stehen soll für das Verhältnis der Menschen zu Kindern.
Als Idee finde ich das gar nicht schlecht, wobei ich mich frage, warum in "Philosophisches"? Und als zweites frage ich mich, ob ich denn damit überhaupt richtig liege, denn so ganz durchdacht und durchgeplant wirkt das Ganze auf mich noch nicht. Das merkst du auch daran, dass ich dich überhaupt danach frage.
So wie die Geschichte jetzt gebaut und gegliedert ist, wirkt sie noch ruppig, die Parallele oft nicht sehr naheliegend. Und die Entwicklung der Beziehung Mann-Katze besonders gegen Ende hin nicht immer nachvollziehbar.
Zu deiner Nachfrage, welches Ende ich besser fände, kann ich dir gar nichts Genaues sagen, ist jetzt auch nur mein Eindruck. Anderen wird es vielleicht anders ergehen:
So, wie die Geschichte jetzt geschrieben ist, ist es ziemlich egal, welches Ende du wählst, der Leser wird immer stutzen. Und das leider nicht im guten Sinne. Das ist gemein gell, aber ich seh es leider so.
Zur Erklärung: Lies dir mal die Gesch. durch ohne das Kinder-Ende, dann ist es einfach eine Geschichte über einen Mann, der am Ende eine Katze weggibt, die alles vollgepinkelt hat und der sie dann doch vermisst. Kann man ja schreiben. Aber dann doch mit einem klaren Handlungsaufbau und schön farbig dargestellten Charakteren. Oder so karg, wie du es hier auch machst, aber dann muss jeder Satz seine innere Logik haben und da muss klar sein, was du uns anhand von dem Mann und seiner Katze zeigen willst. Aber so ist es naja, eine Geschichte ohne Spannungsverlauf, ohne Konflikt, ohne Darstellung eines Charakters. Warum vermisst er die Katze dann doch, was vermisst er da ganz genau?
Wählst du das Kinder-Ende, ist es was anderes, dann versuchst du wirklich eine Parabel. So klingt deine Geschichte eigentlich auch. Da dürfen die Charaktere schon schablonenartiger sein. Es kommt ja auf eine Lehre/Botschaft an, die sich aus dem Erzählten ergeben soll. Dafür aber müsstest du die Parallele "Kinderwunsch"/"Katzenwunsch" (vom Wunschkind und Lebenserfüllungsanspruch bis hin zur Weggabe, weil der kleine Lebenserfüller sich als störrisch und mit viel unangenehmem Eigenleben verbunden entpuppt) deutlicher herausarbeiten.
Der Kindersatz am Schluss müsste dann anders formuliert sein. Der Satz, den du geschrieben hast:
Er dachte oft: - es wären meine Kinder puhh, der lässt mich glauben, du meinst das noch mal anders.
Was soll das überhaupt heißen. Was ist „es“? Die Katze? Welche Kinder tauchen hier auf einmal warum auf? Wenn die Katze für einen Kind-Ersatz steht, wieso Kinder in der Mehrzahl?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass du da auf was rauswillst. Aber so, wie du vieles ausdrückst, klingt es nicht nur sehr holprig, sondern es wird nicht richtig verstanden.
Also ich wart da erst mal deine Antwort ab, bevor ich gedanklich von hier bis Hamburg durchgeritten bin.
Ein paar Detailanmerkungen:
Da war dieser Mann und der hatte eine Katze.
Das ist ein ungewöhnlicher Anfangssatz. Aber ich find ihn gar nicht mal schlecht. Sehr knapp, aber naja, den mag ich irgendwie.
Trotzdem: Vorsicht mit dem Gebrauch von "dieser". Das ist oft so ein Ersatz dafür, etwas besser und genauer zu beschreiben.
Als er sie bekam, diese Katze, freute er sich sehr. - Endlich ein Haustier KOMMA um das ich mich kümmern kann. - Eine Katze, die ich stundenlang streicheln kann.
Das Fette weg, denn du hast innerhalb von drei Zeilen dreimal das Wort "Katze". Du brauchst es hier doch auch gar nicht. Sich wiederholende Wörter stören beim Lesen oft. Da sollte man immer noch mal durchgucken. Natürlich gibt es das Stilmittel der Wiederholung, aber das macht an dieser Stelle für mich keinen Sinn.
Außerdem ist mir hier beim ersten Lesen nicht sofort klar geworden, dass er hier denkt. Da fehlt also eine Redeformel wie z. B.
dachte er.
Außerdem wäre das hier bereits eine Stelle, wo du gut mit deiner Parallele arbeiten könntest. Aber dafür müsstest du es deutlicher herausarbeiten, dass der Mann etwas Kuscheliges haben will, das ganz seinem Bedürfnis gemäß tickt.
Er hatte sich lange, schon jahrelang überlegt KOMMA ob er die Verantwortung für ein Tier übernehmen möchte. Als die Gelegenheit kam, entschied er sich nun dafür.
Also das mit der
Gelegenheit könnte weg, denn das scheint mir nicht wichtig. Es sei denn du willst sagen, dass er am Ende dann doch kopflos und zu schnell zur Katze gegriffen hat, dann musst du das deutlicher schreiben. Denn sonst steht es im Widerspruch zum ersten Satz.
Er sah die Katze vorher nicht, aber sie war sehr schön.
Du spielst auf etwas an, was in der Vergangenheit liegt. Jetzt hat er sie ja schon. Das musst du zeitlich deutlich machen. Es muss heißen: Er hatte die Katze vorher nicht gesehen .
Sie wurde schon oft herumgereicht – und muss sich wohl erst an mich gewöhnen, dachte er sich zu Anfang.
Der Mann fand das sehr schade, aber ihm war klar, das er sie so akzeptieren müsse. Er wusste das es so kommen konnte, er hatte sich entschieden. Also akzeptierte er die Katze wie sie war.
- Das/dass Regel mal wiederholen:
klar, dass er sie so …. Er wusste, dass es so kommen konnte
- Ich würde aber versuchen, dass-Sätze hintereinander zu vermeiden.
- Außerdem sind deine Formulierungen wieder unklar und nicht sehr elegant. Was hat der Mann vorher gewusst? Wozu hatte er sich entschieden? Worauf bezieht sich z. B. "das" in diesem Satz.: Der Mann fand das sehr schade. Du meinst sicherlich das Verhalten der Katze. So wie du es schreibst, bezieht sich "das" auf seinen Gedanken.
Ein bisschen liegt das daran, dass du häufig "das" "es" "sie" "er" verwendet hast. Liegt daran, dass hier auch nur eine namenlose Katze und ein namenloser Mann agieren. Da kriegst du dann Probleme, dich entweder zu wiederholen oder zu viele Pronomen zu verwenden, deren Bezug dann oft nicht mehr klar ist. Ich spreche hier nicht dafür, den beiden Namen zu geben, sondern ich würde dir einfach raten, die Geschichte noch mal dahingehend zu überarbeiten. Also auf solche unklaren Stellen zu durchforsten. Mir nützt es immer, wenn ich mir laut vorlese, was ich geschrieben habe. Und wenn du das beispielsweise bei dem obigen Satz machst, da bleibt die arme Zunge an den vielen
das und
dass hängen. Da kann sich keine Satzmelodie entwickeln, die deine Stimme durch den Text trägt.
Achte auch mal auf die Verben, die du benutzt: finden - akzeptieren – wissen – entscheiden. Die sind sehr allgemein, dadurch sehr blass, wenig aussagekräftig, wenig farbig. Sie sind gut für einen sachlichen Bericht oder eine allgemeine Information. Aber hier? Schwierig. Ist vielleicht nicht einfach, in dem Zusammenhang farbige Verben zu finden, aber den Versuch lohnt es doch.
Es würde auch schon viel helfen, die kleinen Füllwörtchen rauszuschmeißen wie "nur".
Schau mal zum Beispiel hier:
Er fragte sie: "Was ist mit dir los?" "Bist du unglücklich?" "Möchtest du woanders leben?" Sie biss ihm nur in die Finger.Als seine Wohnung nur noch stank, er mit dem Wischen nicht mehr hinterherkam, er permanent in Büroklammern und Reißzwecken trat, die die Katze kurz vorher heruntergeworfen hatte, auch da sagte er noch: "sie ist meine Katze ich kann sie nicht weggeben." Er war verzweifelt und er jammerte: "Ich kann einfach nicht."
Ich finde es eigentlich klasse, dass die Katz ihm in den Finger beißt. Aber du schwächst das ab durch das Füllwort "nur". Und leider taucht das gleich im nächsten Satz schon wieder auf. Da sollte das erste "nur" auf jeden Fall weg.
Einige Zeit später, der Mann war gerade umgezogen, konnte er nicht mehr richtig schlafen. Es ging ihm schon seit einiger Zeit so. Seit er die Katze hatte. Nun war es besonders schlimm. Er drehte sich häufig herum, kratze sich und ihm wurde oft übel.
Das ist so abrupt. Diese neue Entwicklung wirkt völlig unvorbereitet. Jetzt stellt er plötzich fest, dass er allergisch ist. Was hat das mit dem Umzug zu tun. Ich weiß schon, du willst mit dem Umzug das Pinkelverhalten der Katze erklären, aber die Zusammenhänge sind so, wie du es formulierst, doch recht kryptisch.
Monate später hegte er einen regelrechten Abscheu gegen die Katze. Mit anderen Katzen vertrug sie sich nicht. Sie verhielt sich nicht wie man es von Katzen kennt. Er hatte Angst sie würde ihm im Schlaf etwas antun. Ja er hatte richtig Angst vor der Katze. Als er mal wieder seine zerrissenen Hände sah, die ganzen Haare und er wegen diesem Geruch vor Kopfschmerzen nicht mehr klar denken konnte, da gab er sie weg.
Das kommt jetzt schon sehr überraschend. Eben hielt er doch noch gegen jeden Widerstand an dieser Katze fest. Warum hat er nun solchen Abscheu?
Ganz erhlich, das macht auf mich den Eindruck, als wolltest du einfach fertig werden mit deiner Geschichte.
FaziT: Deine Geschichte wirkt noch unausgegoren auf mich. Wie gesagt , unfertig, als hättest du eine Idee entwickelt , sie aber nicht bis zum Ende durchdacht. Ich bin mir noch nicht mal sicher, worauf du eigentlich raus willst mit der Geschichte. Und das passiert mir eigentlich selten.
Als Tipp von mir, denn deinem Profil entnehme ich, dass du schon Spaß hast am Schreiben, ich würde viel viel lesen, vor allem bewusst lesen, und mit diesem Bewusstsein schreiben, dadurch vielleicht so, dass ich mir von den gelesenen Geschichten so ein bisschen abgucke, wie andere Autoren mit bestimmten Problemen umgegangen sind.
Viel Spaß noch hier. Und lass den Kopf nicht hängen, wenn mein Kommentar nicht so ist, wie du es dir erhofft hast. Üben und Ausprobieren gehören dazu. Und auch die Erfahrung, dass mal was daneben geht. Daraus kann man aber auch lernen und sich weiterentwickeln und eine Menge Spaß haben.
Ich wünsch dir einen schönen Tag.
Novak