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Nur eine Frage der Zeit

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28.06.2003
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Nur eine Frage der Zeit

Ihr Blick schweifte über die Straße. Überall, wirklich überall konnte die Gefahr jetzt auf sie lauern. Sie wusste natürlich, dass sie permanent in Lebensgefahr schwebt und sie wusste auch dass sie den nächsten Tag vermutlich nicht mehr erleben wird, aber sie hing am Leben. Das Leben war es ihr wert darum zu kämpfen. Was war das? Sie Blickte auf das gegenüberliegende Gebäude. Dort hatte sich doch gerade etwas bewegt. Ihr Tod war nur noch eine Frage der Zeit.
Die Dämmerung setzte ein und der Berufsverkehr begann. Die Straße war voller Fahrzeuge. Maurer auf den Weg nach Hause, Männer auf den Weg zu ihren Affären und Studenten auf den Weg zu ihren Lernzirkeln. Irgendwo da draußen war auch jemand auf den Weg zu ihr. Das wusste sie mit absoluter Sicherheit. Wer er war und wie er es anrichten würde das konnte sie beim besten Willen noch nicht voraussagen. Vielleicht würde er es schnell und schmerzlos mit einen einfachen Kopfschuss erledigen, vielleicht würde er sie aber auch minutenlang würgen und quälen bevor er sie in den Tod schickt. Nervös sah sie auf ihre Uhr. Der Zeiger quälte sich von 18:00 auf 18:01. Wenn sie jetzt wenigstens Alkohol hätte oder vielleicht etwas Heroin. Sich den goldenen Schuss zu geben ist doch wirklich eine Art sich zu verabschieden dachte sie und konnte sich ein lächeln nicht verkneifen. Galgenhumor nennt man so etwas wohl.
Sie beobachtete weiter die Autos auf der Straße, und überlegte was sie mit den ihr noch verbleibenden Stunden machen solle. „Mach dich jetzt nicht wahnsinnig, mach dich jetzt verdammt noch mal nicht wahnsinnig“ sagte sie leise. Sie wusste, dass sie sich noch von ihren Freunden verabschieden sollte oder auch von ihrer Familie, aber sie wusste auch, dass irgendjemand sie verraten hatte, und sie niemanden mehr trauen konnte. Was war das? Ihr blick rasste zur Tür. Hatte dort tatsächlich jemand versucht sie aufzumachen und bildete sie sich das Geräusch nur ein? Sie schloß die Augen und zählte leise. Nichts passierte. Ihr Herz rasste jetzt und ihre schweißnase Hand schloß sich zur Faust. Sie durfte jetzt nicht die Fassung verlieren. Wieder sah sie aus dem Fenster, es war jetzt fast dunkel und noch sie wartete weiter auf ihren Mörder. Sein erscheinen war nur noch eine Frage der Zeit.
Sie nahm das Telefon und wählte die Nummer des Zimmerservices.
„Zimmerservice“ Sie hörte das klickende Geräusch, dass den Abhörer verriet.
„Hier Zimmer 702, ich...........bitte eine Flasche Wodka ok?“ ihre Stimme ziterte. Sie wusste, dass sie einen Fehler gemacht hat. Sie hatte ihren Killern geraden verraten wo sie ist.
„Kommt sofort“ sagte die jung klingende Mädchenstimme am anderen Ende. Sie knallte den Hörer auf die Gabel und ging zur Tür. Sie wartete. Dann klöpfte es. Schweiß schoß ihr aus allen Poren.
„Zimmerservice“ rief die stimme eines Mannes. Es konnte eben sogut ihr Mörder sein.
„Stellen sie die Flasche einfach vor die Tür“ rief sie und wartete. Nichts geschah. Ihr wurde klar, dass es sich um den Killer handeln musste.
„Dumme verrückte Gans“ sagte die Männerstimme und sie hörte wie er die Flasche hinstellte und ging. Schnell stieß sie die Tür auf und holte die Flasche in das Zimmer, dann machte sie die Tür wieder zu. Sie riß den Deckel ab und zöckerte. Sie kannte doch diesen Geruch. Es war nicht der Geruch von Wodka. Zumindest nicht nur der Geruch von Wodka, den kannte sie in und auswendig. „Überleg Mädchen, überleg“ befahl sie sich, dann hatte sie den Geistesblitz. Zyankali, das war es. Sie warf die Flasche an die Wand und lachte. „So einfach nicht, so einfach bekommt ihr mich nicht ihr verdammten Schweine“. Aber sie wussten jetzt wo sie war, es konnte nicht mehr lange dauern dann würden sie persönlich da sein um sich ihrer zu entledigen. Nachdem sie sich vergewisser hatte, dass die Tür abgeschloßen ist, kauerte sie sich auf den Boden zusammen und konnte ihre Tränen nicht mehr unterdrücken. Jetzt war alles nur noch eine Frage der Zeit.
Sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich. Als 26-Jährige befand sie sich im Politikgeschäft auf den aufsteigenden Ast. Auch privat konnte sie nicht klagen. Ihr Mann Richard, mit dem sie auch einen Sohn hatte, würde sie bestimmt vermissen. Er hatte sich in letzter Zeit ihr gegenüber so komisch verhalten. Die Regierung wird ihn eingeweiht haben, dachte sie sich. Eine andere Erklärung gab es nicht. Sie öffnete die Augen und starrte die gegenüberliegende Wand an. Das kitschige Bild eines Strandes zog ihre Aufmerksamkeit auch sich. „Freiheit“ sagte sie leise, und dann noch einmal „Freiheit“. Für ihr angagiertes Auftreten für Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Frieden musste sie jetzt bezahlen. Von vielen als idealistische Kommunistin beschimpft, ließ sie sich nicht beirren und kämpfte weiter gegen die Regierung an. Dann fiel ihr eine Akte in die Händer, die Akte. Sie konnte ihren Augen nicht trauen als sie die Akte öffnete. Die Bundesregierung war maßgeblich an der größten humanitären Katastrophe der letzten 20 Jahre beteiligt. Sie stellte den Türken das Giftgas zu verfügung, welches diese dann benutzten um tausende von Kurden zu töten. Nachdem sie die Akte durchgelesen hatte musste sie sich übergeben. Sie stellte die Akte zurück, beging aber den fatalen und tödlichen Fehler ihre Fingerabdrücke zu hinterlassen. Von da an hat sich ihr Leben massiv verändert. Alle sahen sie so komisch an. Nächtliche Anrufe unbekannter Personen und ständige Verfolgung waren nun an der Tagesordnung. Doch dann......
Plötzlich ein lautes Klopfen an der Tür. Ihr herz blieb für eine Sekunde stehen. Wieder klopfte es. Dann lange nichte. Sie vernahm ein leises Flüstern. Sie schlich sich zurück ans Fenster und blickte nach unten. Sieben Stockwerke. Wenn sie jetzt springen würde, wäre es in 5 Sekunden vorbei. Angesichts der möglichen Alternativen, sicherlich kein schlechter Tod. Ihr Blick fiel auf das Dach des gegenüberliegenden Hauses. Da war er, der Heckenschütze. Sie hat gerade noch gesehen wie er sich von dem Fenster entfernte, aber sie wusste dass er es war. Also doch durch den Schuss. Wieder ein Klöpfen an der Tür. Sie schwitzte jetzt aus allen Poren. Es ist aus, dachte sie, entgültig aus. Irgendjemand bearbeitete das Schloß zu ihrem Hotelzimmer. Gleich würden sie hier sein. „Spring aus dem Fenster, spring schon“ sagte eine innere Stimmung zu ihr. Sie fühlte wie ihr Herz sich immer mehr zusammenzog. Sie rannte in das Bad, schloß die Tür ab und wartete auf das unvermeidliche Ende. Sie hörte wie sie im Zimmerwaren und gegen die Badtür schlugen. „Verschwindet“ rief sie voller Verzweiflung und Angst und dann schon fast resignierend „bitte verschwinde“. Die Tür gab den Schlägen jetzt fast nach und würde wohl nicht mehr lange standhalten. Es war nur eine Frage der Zeit. Ihr Herz schlug immer schneller und dann sah sie wie die Tür nachgab und jemand schnellen Schrittes das Bad betrat.

Ein Zeitungsausschnitt aus der „Aktuellen“

Küster tot in Hotel gefunden
Gestern Abend wurde die aufstrebende Politikerin Isabel Küster tot in einem Berliner Hotelzimmer aufgefunden. Die Behörden gehen bei der Frage nach der Totesursache von Herzversagen aus. Die 26-jährige litt unter paranoiden Wahnvorstellungen und hinterläßt einen Mann und einen Sohn.


Tom H.
30.11.2003
Aachen

 

Hallo Koren,

Obwohl die Darstellung der Ängste der Protagonistin gut gelungen ist und ich am Ende ratlos bin, was passiert ist, leidet der Text etwas unter den belehrenden Passagen am Ende.
Hier hätte es mir mehr gefallen, wenn die Geschichte ganz aus Sicht der Protagonistin geschrieben worden wäre.

Von vielen als idealistische Kommunistin beschimpft, ließ sie sich nicht beirren und kämpfte weiter gegen die Regierung an.
wirkt da wie von jemand anderen erzählt.
ein lächeln nicht verkneifen. Galgenhumor nennt man so etwas wohl.
ein Lächeln nicht verkneifen. Das man stört. Glaube nicht, dass sie so denkt


Auch sind mir viele Rechtschreibfehler aufgefallen:

dass sie permanent in Lebensgefahr schwebt
schwebte
auf den Weg

auf dem Weg

Ihr blick rasste zur Tür
Ihr Blick raste zur Tür
Sie wusste, dass sie einen Fehler gemacht hat.

gemacht hatte

Es gibt noch mehrere solche Wechsel in der Zeit. Da täte eine genaue Überarbeitung gut

Grüße
Bernhard

 

Danke für deine konstruktive Kritik. Ich werde demnächst versuchen eine einheitliche Zeitform zu verwenden.

 

Hallo erstmal,
deine Geschichte hat mir ziemlich gut gefallen, vor allem wie du die Gefühle von Isabel Küster beschrieben hast!
Andererseits geht für mich alles etwas schnell. Damit meine ich, dass irgendwie etwas viel in diese kurze Geschichte gepackt ist(oder will ich einfach länger lesen? :))

Zwei Fehler sind mir mal aufgefallen, so beim ersten Durchlesen:


Für ihr angagiertes Verhalten,...

engagiertes

Die Behörden gehen bei der Frage nach der Totesursache von Herzversagen aus.

Todesursache


Ich freu mich schon auf deine nächste Geschichte.
jeled

 

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