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Nur ein Traum
Aufgeregt lief sie auf und ab, nicht wissen ob sie nun hinein gehen solle oder lieber nicht. Sie sah wunderschön aus, hatte sich sogar Locken gemacht. Ihr Haar war sorgfältig hochgesteckt, nur einzelne Strähnen fielen locker hinab. Eine rote Lilie steckte, als besonderes Highlight, in ihrem braunen Haar. Es war ihr Abschlussball, doch ihr war so gar nicht nach Ball. Am liebsten würde sie nach Hause gehen, ihr Kleid ausziehen und fernsehen. Sie fühlte sich overdressed mit ihrem roten, langen Kleid. Es war genauso wunderschön wie sie selbst. Schulterfrei, von Brust bis Hüfte leicht gerafft, in einem Stoff, der sich wunderbar ihren schönen Konturen anpasste. Am unteren Teil des Kleides, kam ein dunkelroter Stoff zum Vorschein, an dem eine passende rote Lilie befestigt war. Sie sah aus wie eine Prinzessin, die auf ihren Prinzen wartete. Elegant, mit passend roten Handschuhen.
Aufgeregt und unentschlossen spielte sie mit ihren Fingern. Dann atmete sie tief durch und ging einen Schritt auf die Tür zu, doch im letzten Moment drehte sie ab. Wütend über ihre Feigheit, stampfte sie auf den Boden. Leise flüsterte sie zu sich selbst: „Du bist doch wirklich dumm. Alle sind bereits drinnen, sogar deine Freunde und die warten jetzt auf dich! Du hast dich doch extra so schick gemacht, damit sie auch mal diese Seite von dir sehen und nicht nur diese gewöhnliche, hässliche Seite von dir.“ Trauer schlich sich in ihre Augen, als sie an ihre normale Erscheinung dachte. Sie empfand sich als äußerst hässlich und langweilig, doch sie war schon immer hübsch gewesen, sie hatte nur noch nie etwas aus sich gemacht.
Niedergeschlagen wollte sie sich gerade wieder auf den Weg nach Hause machen, als sie plötzlich gegen eine Person stieß. Erschrocken schaute sie auf. „Oh, Entschuldi…“ Ihr blieb der Rest des Wortes im Hals stecken, als sie bemerkte, in wessen himmlisches Gesicht sie nun blickte. Vor ihr stand der Junge, in den sie nun schon seit drei langen Jahren verliebt war. Ihr Gesicht färbte sich rot, fast so rot wie ihr Kleid. Der Junge lachte, als er dies bemerkte. Solch ein himmlisches Lachen hatte sie noch nie gehört. Es war schöner, als sie es sich je hätte vorstellen können. In diesem Moment konnte sie an nichts anderes mehr denken, als an dieses Lachen. Sie vergaß zu bemerken, dass er bereits seit einem Jahr von der Schule abgegangen war, eigentlich gar nicht hätte auf diesem Abschlussball sein dürfen, denn folglich war dies nicht sein Jahrgang.
Er lächelte und fragte: „Ist dies dein Abschlussball?“
Sie nickte ohne den Blick von diesen wundervollen blauen Augen zu nehmen. „Warum gehst du dann nicht hinein und amüsierst dich?“, fragte er weiter.
Nun wurde sie sich der Situation wieder bewusst und antwortete hektisch: „Ich … Ich weiß nicht, ob ich nicht vielleicht zu overdressed bin.“
„Das wirst du nie herausfinden, wenn du weiter hier draußen rumstehst.“ Lächelnd ergriff er ihren Arm und zog sie mit sich. Wie gelähmt ließ sie es geschehen. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass dies wirklich geschah. Er harkte sie ein und ging mit ihr durch die Tür. Sie schaute ihn skeptisch von der Seite an. Dies musste einfach ein Traum sein. Anders war das nicht zu erklären. Sie kamen in den festlich geschmückten Saal, einige drehten sich neugierig nach den Neuankömmlingen um. Doch was sie sahen löste eine Reaktion aus, die auch die restlichen, aus dem Jahrgang dazu bewegten sich nach ihnen umzudrehen. Als sie erkannten, wer sie waren, ging ein erstauntes Raunen durch die Menge. Niemand hätte geglaubt, dass sie so hinreißend aussehen könnte. Sogleich entbrannten Gespräche um ihre Erscheinung, doch ihr Begleiter wurde größtenteils ignoriert. Man kannte ihn nicht, also war er auch von weniger großem Interesse. Er entließ sie und ging zu den Leuten, die ihn eingeladen hatten. Sie wurde sogleich von ihren Freunden eingeschlossen, die mit neugierigen Fragen herausplatzten. Doch sie hörte sie gar nicht. Sie war immer noch unfähig den Blick von ihm zu nehmen.
„Du siehst wirklich wunderschön aus“, erklang eine Stimme hinter ihr. Nun kam sie wieder in die Realität zurück.
„Danke“, erwiderte sie knapp. Aufgeregt plapperte eine Freundin drauf los: „Wow, du bist mit ihm rein gekommen. Was war das für ein Gefühl? Was habt ihr miteinander geredet? Dein Kleid ist wirklich ein Traum.“
Sie Lächelte und schaute an sich herunter. Erst jetzt fiel ihr auf, was die anderen anhatten. Eine hatte ein blaues, halblanges Kleid an, mit seidener Schleife und Strass Steinen. Eine andere hatte ein dunkelgrünes Kleid an, welches einen tiefen Rückenausschnitt besaß. Insgesamt war sie also nicht die einzige, mit einem aufwendigeren Kleid. Erleichterung machte sich in ihr breit.
Als sich die Leute an ihren Anblick gewöhnt hatten verklangen die Gespräche über sie und die normalen Themen herrschten wieder vor. Im Laufe des Abends wurde immer wieder getanzt und gelacht, doch ab und zu schweifte ihr Blick zu ihm. Sie konnte nicht hören was er mit seinen Freunden besprach doch sie konnte sehen, dass er lachte, dieses wunderbare, himmlische Lachen.
Das Lied war zu Ende und gleich darauf erklang die Stimme des DJ: „Also Leute, jetzt wird’s kuschelig. Schnappt euch einen Tanzpartner und kommt auf die Tanzfläche!“ Kurz darauf erklang ein langsames Lied. Wie auf Befehl drehten sich die Freundinnen des Mädchens im roten Kleid um und ergriffen die Hand eines Jungen. Nur sie blieb zurück. Sie setzte sich am Rand des Saales auf einen Stuhl und schaute zu ihren Freunden herüber.
Zwei Jungen aus ihrem Jahrgang steuerten auf sie zu und streckten die verschwitzen Hände nach ihr aus. Anscheinend hatte es sie sehr viel Mut gekostet zu ihr zu kommen. Überrascht schaute sie zwischen den beiden hin und her, bis plötzlich noch eine dritte Hand sich ihr entgegen streckte. Sie schaute an dem muskulösen Arm hinauf und blickte in die meeresblauen Augen ihres Schwarmes. Mechanisch ergriff sie seine Hand und ließ sich hinter ihm herziehen. Es kam ihr alles vor, wie in einem Traum. Alles umhüllt von einem sanften Schleier, leicht verschwommen, so dass nur noch er und sie klar zu sehen waren. Alles um sie herum glitzerte, doch sie wusste nicht ob das von der Discokugel oder aus ihrer Fantasie stammte. Er drehte sich um und lächelte mit seinen hinreißend schönen Lippen. Sanft nahm er ihre Hände und legte sie sich auf die Schultern. Dann zog er sie nah an sich heran und legte die Hände an ihre Hüfte. Für diesen Moment vergaß sie zu Atmen, vergaß sie die Zeit, die erfreuten Blicke ihrer Freunde, die das organisiert hatten, die Musik. Sie schaute in seine hypnotischen Augen, spürte seine Berührung, roch seinen aromatischen Geruch. Sein Lächeln entwickelte sich zu einem Grinsen, als er sagte: „Du wirst schon wieder so rot wie dein Kleid.“ Erschrocken schaute sie zu Boden. Wie konnte sie ihn nur so anstarren? Er musste bestimmt denken, dass sie verrückt sei, schalte sie sich.
Langsam bewegten sie sich im Takt der Musik, doch sie schaute ihm nicht mehr in die Augen, aus Angst lächerlich zu erscheinen.
„Ich habe gehört, dass du mich schon seit längerer Zeit magst“, sagte er vorsichtig. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken und ihre Augen weiteten sich bei seinen Worten. Sie schaute ihn an, doch bei dem Blick in seine Augen, biss sie sich auf die Unterlippe. Sie wusste nicht wie sie reagieren sollte, also sog sie hilflos Luft ein. Jetzt war der gesamte Zauber verschwunden, sie wollte nur noch weg, vor ihm fliehen. Doch, er hielt sie sanft an der Hüfte fest. Ihre einzige Chance etwas Distanz zwischen sie zu bringen bestand darin, ihre Hände über seine Schultern auf seine Brust gleiten zu lassen, so dass ihre Arme zwischen ihnen waren.
Sie atmete tief durch, dann sagte sie: „Ja, aber, das tut nichts zur Sache.“ Die Musik kam ihr zu Hilfe, denn das Lied verebbte und sie befreite sich aus seinem Griff. Er wollte ihr nach, jedoch war sie in der Menge verschwunden. Nur ein besorgter Blick folgte ihr und wusste wo sie hin wollte. Der Saal hatte große Fenster, die bis zum Boden reichten und auch als Tür fungierten, um auf die angrenzende Terrasse zu gelangen. Sie saß draußen, auf einer dort stehenden Bank. Eine gute Freundin gesellte sich zu ihr und legte ihr den Arm um. Nach einer Weile fragte sie: „Was ist passiert?“
Sie hielt inne und kämpfte gegen die Tränen.
„Er weiß es… Dass ich ihn mehr als nur mag.“
Betreten schaute die Freundin zu Boden. Sie wusste nicht, was sie als Aufmunterung sagen sollte. Doch plötzlich, spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Sie schaute dem Jungen in seine meeresblauen Augen und wusste, dass sie gehen sollte. Sogleich setzte er sich an ihren Platz. Sie sagten nichts, schauten sich nicht an, bis er bemerkte, dass sie eine Gänsehaut hatte. Er zog seine Jacke aus und legte sie ihr stumm um. Das Pircing an seiner Unterlippe glänzte im Mondschein. Nach einer weiteren Pause fragte sie schließlich: „Was machst du hier?“
Er hielt kurz inne bis er antwortete.
„Ich sollte dir einen schönen Abend bescheren. Sozusagen als Abschluss von der Schule.“
Sie lächelte bitter.
„Du wolltest mir also Hoffnungen machen, die sich sowieso nie erfüllen?“
Fragend schaute er sie an. Sie fing seinen Blick auf, doch ihr Blick war fast emotionslos, nur ein leichter Hauch Traurigkeit lag über ihrem Gesicht. Er Lächelte sanft und sagte: „Du siehst wunderschön aus. Meiner Meinung nach sollte an so einem Abend, solch eine Schönheit nicht in Traurigkeit gehüllt sein. Mir wurde gesagt, dass es dein Traum gewesen sei mit mir zu tanzen. Und ich bin der Ansicht, dass ein Junge die Träume eines Mädchen erfüllen sollte.“
Er legte ihr einen Finger unter ihr Kinn und zog es zärtlich in seine Richtung. Er kam ihr immer näher, ihr Herz fühlte sich an, als ob es gleich zerspringt, doch sie konnte das nicht. Sie wandte den Blick ab und sagte mit zynischem Unterton: „Was wohl deine Freundin dazu sagen würde?“
Plötzlich verstand er und er musste lächeln. Deswegen, war es egal ob sie ihn mochte oder nicht, sie würde ihn sowieso nie haben können, da er bereits vergeben war. „Sie weiß davon“, sagte er mit sanfter Stimme. „Sie findet es irgendwie süß, dass du das seit drei Jahren mit dir rumträgst und dich bisher nicht für jemanden anderes interessierst.“
Entgeistert sah sie ihn an. „Sie findet es süß? Es ist also süß, wenn ein Mädchen für einen Abend Qualen erleidet? Wenn sie dem Jungen nahe sein kann und doch weiß, dass es nie mehr werden kann? Wenn es für sie, wie der Himmel auf Erden ist, wenn er sie berührt? Aber trotzdem sich die Hölle unter ihr auftut, da sie weiß, dass er eine andere liebt? Wenn ihr Herz in tausend Splitter zerspringt, wenn sie ihm in die Augen sieht und ganz genau weiß, dass sie ihn nach diesem Abend, nie mehr wieder sehen wird? Das ist also süß?“ Ihre Stimme wurde nicht lauter, als sie sprach. Sie behielt einen sachlichen Ton bei, der vollkommen ohne Emotionen zu sein schien. Sie könnte nie einem anderen Mädchen den Freund ausspannen. Lieber würde sie warten, wie es bei ihm der Fall war. Genau das wurde ihm nun klar. Plötzlich fühlte er sich schrecklich miserabel.
„Tut mir Leid“, sagte er kleinlaut, „ich wollte dir nicht weh tun.“ Sie lächelte und schaute zum Mond hinauf. Dann schüttelte sie den Kopf und sagte: „Es war ja wirklich schön. Also mach dir keine Vorwürfe.“ Sie atmete kurz durch, dann sagte sie: „Der Mond ist so schön. Manchmal würde ich einfach gerne dort hinauf fliegen und alles vergessen.“
Er lächelte und antwortete: „Dann müsstest du aber ziemlich hoch fliegen.“
„Stimmt, er ist ziemlich weit von der Erde entfernt.“
„Außerdem, könnte ich dann dein hübsches Gesicht nicht mehr sehen, wenn du dort hin fliegen würdest.“
Sie schüttelte den Kopf. „Du bist wirklich ein Mann. Du hast eine Freundin und trotzdem flirtest du mit einem anderen Mädchen.“
„Dieses Mädchen hat mir eben mit ihrem Blick den Kopf verdreht.“
Sie stand auf und entfernte sich ein paar Schritte von der Bank. Sie schloss die Augen und fragte, ohne sich umzudrehen: „Macht es dir Spaß, mir weh zu tun?“
„Hm, vielleicht. Aber es würde mir mehr Spaß machen dich Lächeln zu sehen, so wie beim tanzen.“ Er stand auf und kam langsam auf sie zu.
„Und was würde dir das bringen?“
„Ich weiß nicht. Aber vielleicht würde es dir etwas bringen?“ Er streifte ihr die Jacke wieder von den Schultern und ließ sie zu Boden gleiten. Dann ließ er seine Hände über ihre Schultern streifen und strich liebevoll mit den Lippen über ihren Nacken. Sie wollte sich nicht Bewegen, doch sie wand sich von ihm los und schaute ihm fest in die Augen.
„Ich bin nicht so eine mit der du eine Affäre anfangen kannst.“
Er kam ihr wieder näher.
„Vielleicht möchte ich das ja auch gar nicht.“
Bevor er sie erneut berührte wich sie zurück und sagte mit Traurigkeit in der Stimme: „Was bist du nur? Du spielst ein Spiel mit deiner Freundin. Sie ist dir anscheinend nichts wert, wenn du ständig versuchst einem anderen Mädchen näher zu kommen. Was soll ich also von dir halten? Spielst du auch mit mir? Behältst du nur solange deine Freundin, bis jemand kommt, der interessanter ist? Oder ist für dich das ganze Leben ein Spiel?“
Er schaute zu Boden, doch dann legte sich ein verlegenes grinsen auf seine Lippen. „Zwischen mir und meiner Freundin läuft es im Moment nicht so gut. Wir reden kaum noch miteinander und wenn sie mir was erzählt interessiert es mich nicht.“
„Und das kann man jetzt glauben oder auch nicht“
„Stimmt. Doch leider entspricht es der Wahrheit, oder ist es vielleicht auch Glück? Vielleicht ist es Schicksal, dass mich dein Blick, deine Augen so verzaubert haben.“
„Ich glaube ich sollte gehen. Diese Unterhaltung führt ja doch zu nichts.“
Sie drehte sich um, doch er erfasste ihren Arm und zog sie an sich heran. Es fühlte sich so gut an in seinen Armen zu sein, doch sie drückte ihn sanft weg.
„Wenn du mich in meiner normalen Kleidung sehen würdest, wärst du nicht mehr so angetan.“
„Ach nein? Verändern sich dadurch auch deine Augen? Oder dein Charakter? Ich glaube kaum. Ich kenne dich zwar erst seit ein paar Stunden, doch irgendetwas an dir ist… Ich weiß nicht. Wunderbar? Faszinierend? Großartig?“
Sie lachte bitter.
„Nein wir kennen uns schon länger. Wir haben vor drei Jahren mal miteinander geschrieben, da hat das alles angefangen. Doch, dann hast du deine Freundin bekommen und mir nicht mehr auf meine Mails geantwortet. Ich war eine Zeit lang ziemlich sauer auf dich.“
„Stimmt ich erinnere mich.“ Er musste leise Lachen. „Hm, ich mochte dich, obwohl du manchmal etwas seltsame Dinge geschrieben hast. Aber meine Freundin wollte nicht, dass ich weiter mit dir schreibe.“
Sie lachte wieder bitter. Wind umspielte leicht ihr Haar. Und wie der Wind so sanft waren seine Berührungen. Kaum zu spüren und doch, stellten sich bei dem Gefühl seiner Haut, ihre Nackenhaare auf. Steif blieb sie stehen und spürte, wie seine Hände über ihren Rücken zu ihrer Hüfte glitten. Er zog sie nahe an sich heran und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Gierig sog er ihren Duft ein. Sein Körper schmiegte sich an ihren. Sie musste sich zwingen ruhig weiter zu atmen.
Dann stieß sie hervor: „Geh zurück zu deiner Freundin und vergiss mich. Werde mit ihr glücklich, so wie es sein soll.“
„Aber ich möchte dich nicht vergessen. Ich möchte auch nicht zurück. Ich möchte hier bleiben, bei dir. Ich möchte mehr über dich erfahren“, hauchte er.
Er drehte sie zu sich um und legte sich ihre Arme um den Hals. Sie war unfähig sich zu bewegen, gefesselt von seinen Augen, zog er sie nun so nah es ging an sich heran. Sein fester Griff ließ kein entkommen mehr zu, sie war ihm hilflos ausgeliefert. Seine Lippen näherten sich den Ihrigen. Ihr Herz hämmerte schmerzhaft gegen ihren Brustkorb. Sie schlossen die Augen und als sich ihre Lippen berührten, kam es ihr vor, als würde ein Feuer in ihr wüten, welches sie von innen heraus verbrannte. Doch das spielte keine Rolle, alles war egal. Es standen nicht mehr zwei Personen auf der Terrasse, sondern eine Einzelne, verschmolzen in diesem einen Kuss. Tränen rannen über ihre Wangen. Der Kuss schien endlos zu dauern und doch war er zu kurz. Er wischte ihr mit solch einer zärtlichen Geste die Tränen von den Wangen, dass sie nur noch mehr weinen musste. Sein Geschmack war noch auf ihren Lippen, doch als er verblasste, brannte ihr Körper nach mehr. Es war wie eine Droge, die allein schon vom ansehen abhängig machte. Sie konnte nicht anders, sie musste es tun, ihr Körper drängte sie dazu. Sie musste ihn einfach erneut küssen. Diesmal, dauerte der Kuss länger, er war intensiver, doch immer noch zu kurz. Immer mehr Tränen brannten auf ihren Wangen. Doch als sie in seine Augen schaute, wusste sie, dass das aufhören musste. Sie drehte den Kopf weg, doch das hielt ihn nicht auf. Er küsste ihren Hals, Leidenschaft brannte in ihm auf, wie er zuvor noch keine verspürt hatte. „Nein“, stieß sie gepresst hervor, „Nicht. Bitte.“ Doch er hörte nicht auf sie. Sie versuchte ihn wegzudrücken, vergebens. Sie sah keinen anderen Ausweg, sie gab ihm eine Ohrfeige. Voller Tränen stand sie vor ihm und ihm wurde klar, dass er schon wieder einen Fehler begangen hatte. Er wollte ihr die Tränen abwischen doch sie wich zurück.
„Siehst du?“, sagte sie niedergeschlagen, „Ich kann das einfach nicht. Ich will kein Spiel mit dir spielen. Doch das bekommst du anscheinend nicht hin. Wenn du bereit bist für eine ernste Beziehung, dann sag Bescheid, aber ich will nicht dein Spielzeug sein. Denn ich will kein Spiel, ich will dich!“
Sie wischte sich die Tränen ab, doch sogleich nahmen neue ihren Platz ein.
„Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht verletzen, aber du löst in mir etwas aus, was mir bisher noch völlig unbekannt war.“
Sie hielt sich die Arme und weinte bittere Tränen. Sie wollte zurück in seine Arme, sie wollte seine Lippen spüren, seine Finger auf ihrer Haut. Er kam näher und schließlich, ließ sie ihn gewähren. Er schloss sie wieder in die Arme und sie schauten sich in die Augen. Sie merkten nicht, dass die Musik verklungen war und nicht einmal das leiseste Geräusch die Luft durchstrich. Wie gebannt sah der gesamte Jahrgang 13 zu den beiden hinaus, doch auch das merkten sie nicht. Er hielt sie fest in seinen Armen, doch diesmal nicht um sie zu fesseln, sondern um ihr seine Nähe bewusst zu machen, um sie zu trösten. Schluchzend krallte sie sich in seinem Hemd fest und dieser Kuss war so wirklich, wie nichts zuvor. Es war nicht, wie in einem Drogenrausch oder einem Traum, sondern real. Er hauchte ihr etwas ins Ohr bevor sie die Arme um ihn schlang und sie sich in einem weiteren Kuss verloren. Das was er ihr ins Ohr hauchte war so fein, dass es sich wie Musik anhörte: „Ich habe vorher nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, aber du hast mich mit nur einem Blick verzaubert. Du hast Recht: Ich will kein Spiel, ich will dich!“