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Nur ein Seitensprung
Der Tag war heiß, unbarmherzig knallte die Sonne in meinen Garten. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und rückte den Sonnenhut zurecht. Behutsam pflückte ich die reifen Beeren und ließ sie in den bereits gut gefüllten Korb gleiten. Die Früchte dufteten verführerisch. Meine blau verschmierten Hände wischte ich an der Schürze ab.
Drüben, auf der anderen Seite der Hecke, lag mein Nachbar Hoppe in der Sonne und schlief. Er ruhte auf einer der beiden Sonnenliegen, ein Handtuch über dem Gesäß und schien nichts von der Gefahr zu ahnen, in der er sich befand. Es war Mittwochnachmittag. Zu dieser Zeit war Hoppes Frau im Tennisclub, fiel mir ein. Ob ich ihn wecken sollte?
Flink warf ich die Schürze ab und schlüpfte durch ein Loch in der Hecke. Auf nackten Füßen schlich ich über den gut gepflegten Rasen zu den Liegestühlen, die auch heute, wie jeden Tag, eng zusammen standen. Zaghaft stupste ich Herrn Hoppe mit dem Zeigefinger in den Rücken.
„Hallo Herr Hoppe!“, flüsterte ich nahe an seinem Ohr.
Der kräftige Mann bewegte sich. Er wachte auf und schaute mich verdutzt an.
„Entschuldigen Sie bitte, ich glaube Sie sind in der Sonne eingeschlafen.“
Mit einem Satz sprang er hoch. Das Handtuch fiel auf den Rasen. Herr Hoppe stand nackt vor mir.
„Oh!“, rief ich überrascht.
Herr Hoppe streckte mir die Hand entgegen. „Hallo Frau Sommer!“, sagte er unbekümmert. „Tatsächlich, beinahe wäre ich verbrannt.“ Hoppe lachte. Er hob das Handtuch auf und warf es sich über die Schulter. „Wollen Sie etwas mit mir trinken?“
„Danke, gerne“, antwortete ich etwas zu schnell, bemüht, meinen Blick nicht tiefer gleiten zu lassen.
Wie er zum Haus lief, sah ich seine muskulösen Hinterbacken. Er ist gut gebaut, dachte ich, auch wenn er nicht von allzu großer Statur war.
Langsam folgte ich ihm zur Terrasse, auf der ein Sonnenschirm Schatten spendete.
Hoppe kam mit einer Glaskanne in der Hand zurück. Er hatte sich Bermudas angezogen.
„Eistee“, sagte er und bot mir einen Sessel an, in dem ich versank.
Er hat schöne Augen, dachte ich.
„Sie haben wundervolle blaue Augen, Marietta“, sagte er charmant. Jetzt musste ich lachen und spürte, wie ich rot wurde. Er kannte meinen Vornamen?
„Warum lebt eine so schöne Frau wie sie alleine?“
„Mein Mann ist gestorben, wissen Sie das nicht?“
„Doch, doch, meine Frau hat es mir erzählt.“
„Ihre Frau ist Tennis spielen?“, fragte ich, bestrebt, meiner Stimme einen bedeutungslosen Ton zu verleihen.
„Lore ist mit der Tennisabteilung zu einem Tournier gefahren. Die kommen erst morgen Abend wieder zurück.“
Mein Herz fing zu hämmern an. Warum? Unruhig rutschte ich auf dem Polster hin und her.
„Wir sollten zusammen etwas essen, denke ich, was halten Sie davon?“ Hoppes Stimme klang harmlos. Trotzdem war ich plötzlich aufgeregt.
„Vielleicht? Ja!“, stotterte ich.
Mit dem Glas Eistee in der Hand rückte Hoppe näher. „Sag Rolf zu mir!“
„Ja, gerne“, flüsterte ich und nahm den Duft von Old Spice wahr, als er jetzt ganz nahe kam.
„Marietta, du bist süß“, raunte er in mein Ohr und hauchte mir einen Kuss auf die Wange.
Das Blut in meinem Körper pulsierte. Gefühle, von denen ich glaubte, sie wären schon lange gestorben, erwachten zu neuem Leben. Ich betrachtete das dunkle Haar auf Hoppes muskulöser Brust und spürte eine grenzenlose Lust in mir aufsteigen.
Die Träger meines Sonnentops rutschten wie von selbst von meiner Schulter, während Rolf meinen Hals mit Küssen bedeckte. Sanft streichelten seine Finger über meine Brüste. Unsere Lippen trafen sich zu immer längeren, intensiveren Küssen. Spielerisch umkreisten sich unsere Zungen, schickten kleine elektrische Stromstöße durch mein Rückgrat. Ich fühlte seine Hände auf meinem nackten Schenkel. Vorsichtig tastete er sich hinauf, seine Finger schlüpften in mein Höschen. Jetzt muss er merken, wie erregt ich bin, dachte ich und ließ ihn gewähren.
„Marietta, ich will dich, ich muss dich haben!“, flüsterte er mit heißerer Stimme.
„Ja! Ja!“, antwortete ich. Schon stand er auf und trug mich zu den Liegestühlen.
Als er in mich eindrang, schloss ich die Augen. Seine Stöße waren hart und leidenschaftlich. Ich presste mich ihm entgegen, kleine Flammen gieriger Erregung durchzuckten mich. Das Ziel unserer Reise erreichten wir gemeinsam. Freudig hielten wir uns umklammert, Rolf gab mir einen Kuss.
„Jetzt hab ich Hunger!“, rief er und half mir auf die Beine.
Der Sommer war lang, die Brombeeren reif und saftig. Jeden Tag stand ich an der Hecke und schaute heimlich hinüber in Nachbars Garten, in dem sich die Hoppes sonnten. Die Liegestühle standen noch immer eng nebeneinander, so eng, dass sich Rolfs und Lores Hände manchmal berührten. Ich schob mir die Beeren in den Mund, schmeckte die Süße und fühlte einen leisen, ziehenden Schmerz in der Brust.