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Nur ein Plan

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25.06.2011
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Nur ein Plan

Nur ein Plan

„Die haben mir´ s Leben doch schon kaputt gemacht. Und jetzt wollen sie´ s noch mal tun!“

In sich zusammengesunken sitzt Bodo an dem Tisch in seiner Zelle und schüttelt immer wieder den Kopf. Verzweifelt bearbeitet er mit seinen rissigen Händen die Stirn, als wolle er sich eine Lösung aus dem Kopf kratzen. Vor ihm liegt sein Entlassungsbescheid. Dann geht ein Ruck durch seinen Körper.

„Hey Stummer! Los, setz dich mal her zu mir. Ich will dir was erzählen.“

Ein hünenhafter Mann mit einer Narbe, die seinen Mund schrecklich entstellt, erhebt sich vom Bett und setzt sich mit an den Tisch. Bodo schaut ihn mit müden Augen an.

„Du hast noch nie was gesprochen und die sagen, es ist hoffnungslos mit dir. Also kann mir nichts passieren mit dem, was ich dir erzähle. Du quatschst ja nicht. Und morgen ist´ s zu spät!
Hör jetzt zu! Ich war damals anders. Heute kann ich auch mal schlimm sein, wenn einer was von mir will. Das weißte ja seit der Sache mit dem Wärter, diesem abartigen Schwein. Dem hab ich´ s gegeben und keiner hat was rausbekommen. Ich weiß, ich bin nicht richtig klug im Kopf, aber ich kann gute Pläne machen. Deshalb haben sie´ s nicht rausbekommen.
Stummer, glaub nur, ich war früher wirklich nicht so. In dem Kaff, wo ich lebte, da wollte ja auch keiner was von einem. Und meine Mutter und ich, wir wollten auch nichts von denen. Nur der Kerl im Haus nebenan, den hab ich gehasst. Der war was Besseres und das hat er Mutter immer gezeigt. Mit Vater hätte er das nicht gemacht. Aber Vater war ja nicht mehr. Egal, und dann seine Alte. In der Kirche, da musste ich immerzu auf ihre Beine gucken. Hab ich aber so gemacht, dass es keiner sah. Aber dieser Kerl sah es immer. Und nach der Kirche gingen sie vor uns her. Ja, jedes Mal gingen die vor uns, und dann streichelte er über ihren Hintern und zog den Rock ein Stück höher. Und dann drehte er sich um und grinste mich an. Dieses Schwein. Stummer, was sagst´ e? Das war doch ´n mieses Schwein oder?“

Bode ist sich nicht sicher, aber es scheint ihm so, als verziehe der Stumme seinen missgestalteten Mund zu einem Lächeln.

„ Naja, egal! Ich erzähl mal weiter. Jedenfalls hätte ich ihn umbringen wollen. Wie er immer mit Mutter umging und so. Er wollte unser Haus haben und Mut-ter wollte es nicht hergeben. Aber er ließ einfach nicht locker. Die selber hatten so ´n Gartenhaus. Direkt an der Grenze zu unserem Grundstück. Vielleicht auch schon ´n bisschen drüber zu uns. So ´n echt nobles Ding, mit viel Glas und so. Du weißt schon. Meist war seine Alte da drin und machte irgendwas. Und wenn keiner da war, bin ich dann immer wieder mal rein. Die haben´ s nie abgeschlossen. Hab aber nichts geklaut oder so. Die Sachen von der Alten und Alles, das roch so gut. Ich musste da immer wieder rein, aber keiner hat´ s gemerkt. Dachte ich. Und dann irgendwann war das Schwein krank geworden. Sah immer schlechter aus. Erst war er ewig weiß wie ´ne Wand und dann wurde er immer dürrer. Was soll ich sagen, es tat mir gar nicht leid. Tät´ s dir doch auch nicht, was Stummer? Ich dachte nur, der hat´ s verdient. Egal! Der Kerl ging mit seiner Krankheit ins Gartenhaus und da pennte er dann auch. Vielleicht hat seine Alte ihn im Haus nicht mehr ertragen können. Er hing an so ´nem Tropf und ´n paar Mal am Tag kamen dann Pfleger. Als er mal nicht da war, bin ich rein in sein Gartenhaus. Es roch da gar nicht mehr gut, das kann ich dir aber sagen. Ich hab dann dort all sein Zeug gelesen, was er alles auf-geschrieben hat, dass er seine Alte sehr liebt und er versteht, dass sie seine Krankheit nicht mehr ertragen kann. Und das er große Angst vor Schmerzen und vor´m Verrecken hat. Ich hab nur gedacht, der ist am Ende nichts Besseres. Der ist nur ein Feigling und mehr nicht. Und ich hab gedacht, es wäre jetzt ganz einfach, ihm was in seinen Tropf reinzutun. Rattengift, dachte ich. Einfach mit ´ner Spritze da rein. Und ich weiß nicht, was da mit mir war. Ich hab so ´ne Spritze mitgenommen und später das Gift da reingemacht. Und dann hab ich in den nächsten Wochen aufgeschrieben, wann seine Pfleger da waren, und wann er immer ins Krankenhaus musste, und dass seine Alte jede Woche zwei Tage nicht da war. Ich hab das genau aufgeschrieben und angekreuzt in meinem Plan. Den hatte ich mir an die Wand gehängt und wusste ganz klar, wann alle weg waren. Da hätte man ihm die Spritze locker in so ´ne Tropfflasche machen können. Die hatte er alle in einem Kühlschrank in seinem Glashaus. Ich hab das alles von oben mit ´nem Fernglas gesehen. Aber Stummer, glaub mir, ich hätte das nie gemacht. Obwohl er auch doch so ´n Schwein war und immer noch von Mutter das Haus wollte. Aber es war doch nur ein Plan.“

Bodo atmet tief ein und schaut auf seinen Entlassungsbescheid.

„Und dann verreckte er ganz plötzlich von ganz alleine. Und am gleichen Tag holten mich die Bullen. Die fanden dann meine Pläne und die Spritze und das alles, und ich bekam Lebenslänglich. Die fragten nicht mehr viel. Es hieß, ich wäre hinter seiner Alten hergewesen und dem Geld, dass sie für Mutter hatten. Aber ich wusste ja überhaupt nichts von, dass Mutter verkaufen wollte. Und es war ja alles auch nur ein Plan in meinem Kopf gewesen. Weil er doch so ein Schwein war, so ein feiges. Ich weiß nicht wie die´s gemacht haben, aber die haben mich gelinkt.“

Bodo vergräbt das Gesicht in seine Hände und weint. Dann nach einiger Zeit schaut er auf.

„Stummer, ich war´ s nicht. Die hatten mich bestimmt beobachtet und wussten Bescheid. Als Mutter dann mit denen durch unser Haus gegangen ist, haben sie mein Zeug gesehen, die Spritze und so. Das lag ja alles in meinem Zimmer ´rum. Und der Plan an der Wand. Und als seine Schmerzen und seine Angst so groß waren, da wollte er sterben. Doch wenn man das selber macht, das hat mir einer hinterher gesteckt, zahlt keine Versicherung. Deshalb brauchte er ´nen Mörder. Das feige Schwein hat sich selber umgebracht und brauchte mich als Mörder. Ist das zu fassen? Und Mutters Haus hat seine Alte dann auch bekommen. Für fast umsonst, als Mutter ein Jahr später starb.
Und jetzt wollen sie mich vorzeitig entlassen. Lebenslänglich hab ich gekriegt und nun nach 12 Jahren soll ich raus! Was soll ich denn da? Wenn sie das tun, ist das wie noch ´ne Strafe. Aber Stummer, ich hab wieder ´nen Plan. Für mich wird’s lebenslänglich bleiben. Und dieses Schwein von Wärter, das reiße ich morgen mit rein. Alle werden glauben, der hätte mich erledigt. So, jetzt weißt´e was los ist. Ist aber nicht schlimm für mich, du quatschst ja nichts aus.“

Zwei Stunden später liegen die beiden Männer in ihren Betten und Bodo schläft tief und zufrieden. Aber der Stumme schläft nicht. Ein schiefes Grinsen liegt auf seinem Gesicht und er murmelt mit kehliger Stimme:
„Ich glaube dein Plan klappt nicht. Du hast da nicht an alles gedacht!“

 

Hallo Robby

Ich bin zwiegespalten, was diesen Text angeht.

Die erste Hälfte hat mir gut gefallen, ich bin schnell reingekommen und finde auch den Monolog realistisch. Es gab einige tolle Stellen, wie bspw. das hier:

In der Kirche, da musste ich immerzu auf ihre Beine gucken. Hab ich aber so gemacht, dass es keiner sah. Aber dieser Kerl sah es immer. Und nach der Kirche gingen sie vor uns her. Ja, jedes Mal gingen die vor uns, und dann streichelte er über ihren Hintern und zog den Rock ein Stück höher. Und dann drehte er sich um und grinste mich an. Dieses Schwein. Stummer, was sagst´ e? Das war doch ´n mieses Schwein oder?

Ein nettes Detail in Verbindung mit einer glaubwürdigen Sprache kommt da sehr authentisch rüber. Und ich bin dann davon ausgegangen, dass er jetzt einen Mord gesteht.

Doch stattdessen wird die Geschichte, wie ich finde, recht wirr. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, du hast sie selbst nicht ganz ausgearbeitet, das klang für mich wie ein grosses Durcheinander.

Es stellen sich einfach zu viele Fragen, wie bspw:

- Warum wird der Mann, wenn er so schwer krank ist, dass er an einen Tropf muss, in seinem Gartenhaus behandelt?

- Warum kommt am Todestag des Mannes die Polizei und holt den Prot. ab? So plötzlich kann der Tod ja nicht gewesen sein, wenn der Mann schon lange eine solch schwere Krankheit hatte. Wie kommen die gleich darauf, dass es ein Verbrechen war (das es zudem ja gar nicht war, es also auch keine Beweise geben konnte?).

-

Als Mutter dann mit denen durch unser Haus gegangen ist, haben sie mein Zeug gesehen, die Spritze und so. Das lag ja alles in meinem Zimmer ´rum. Und der Plan an der Wand.

Er lässt die Spritze offen herum liegen? Und hängt Pläne für einen Mord an seine Zimmerwand? Und warum hat die Polizei einen Durchsuchungsbefehl für sein Zimmer? Und warum kooperiert die Mutter mit der Polizei?

-

Doch wenn man das selber macht, das hat mir einer hinterher gesteckt, zahlt keine Versicherung. Deshalb brauchte er ´nen Mörder. Das feige Schwein hat sich selber umgebracht und brauchte mich als Mörder. Ist das zu fassen?

Versteh ich nicht, wie hat er das gemacht? Es muss doch festzustellen sein, wie er starb. Wenn er sich selbst mit Rattengift getötet hat, muss da doch bspw. eine leere Ampulle oder irgendwas rumliegen. Falls es Rattengift war, woher wusste der Nachbar, dass der Prot. auch eine Spritze mit Rattengift bei sich liegen hatte? Wenn es kein Rattengift war, warum macht sich der Prot. durch die Spritze mit Rattengift verdächtig? Warum überhaupt Selbstmord? Und woher wusste der Nachbar, dass ihm der Prot. nach dem Leben trachtet?

usw.

Also du siehst, ich kann mit der Handlung nicht mehr viel anfangen, das ist mir zu konstruiert, da wird auch nichts mehr erklärt, alles nur noch als gegeben hingestellt. Da machst du es dir dann zu einfach.

Das Ende mit dem Wärter hab ich dann überhaupt nicht mehr kapiert. Mir ist das zu vage, ich will jetzt nicht etliche Möglichkeiten im Kopf durchgehen, wie du dir das als Autor gedacht haben könntest, ich brauch da was Konkreteres. Was hat er denn jetzt vor mit dem Wärter, und warum meint der Stumme, dass der Plan nicht aufgeht? Und warum redet der Stumme auf einmal?

Also mal abgesehen von den ganzen Fragen fand ich die Geschichte wie gesagt angenehm zu lesen. Aber mir ist da zu vieles unklar. Ich denke, wenn du das eine oder andere ein wenig sorgfältiger ausarbeitest, wird das richtig interessant. Vor allem, wie gesagt, interessiert mich der zweite Plan genauer.

Noch zur Textarbeit:

Die haben mir´ s Leben doch schon kaputt gemacht.

Du verwendest immer einen seltsamen Apostroph mit Leerzeichen danach, das sieht sehr komisch aus. Warum nicht diesen hier: "Die haben mir's Leben ..."

Die Sachen von der Alten und Alles, das roch so gut.

alles klein

Und das er große Angst vor Schmerzen und vor´m Verrecken hat

dass

Die fanden dann meine Pläne und die Spritze und das alles, und ich bekam Lebenslänglich.

lebenslänglich klein

Es hieß, ich wäre hinter seiner Alten hergewesen und dem Geld, dass sie für Mutter hatten.

das

Aber ich wusste ja überhaupt nichts von, dass Mutter verkaufen wollte.

Da fehlt im ersten Teil etwas.

Viele Grüsse.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Schwups,

vielen Dank dafür, dass Du nicht nur meinen Text gelesen hast, sondern Dir auch die Mühe einer Kritik machtest... :O)

Ich denke, daraus viel gelernt zu haben. Auch wenn ich den einen oder anderen Punkt erklärend auflösen könnte, spielte das keine wirkliche Rolle, denn Fakt ist, dass dieses Geschichtchen nicht so verstanden werden kann, wie ich es mir ausdachte und damit ist es ganz einfach schlecht PUNKT. Aber ich habe schon zu einigen "echten" Logikfehlern von mir beschämt zu Boden geschaut. Eins ist mir nun klar geworden: grad für Krimis ist eine lückenlose Erklärung und somit eine ganz sorgfältige Konstruktion des Plots noch wichtiger als für Texte anderer Genres (NEIN! Ich weiss! Das gilt natürlich für alle Texte!!!! Doch für Krimis sicherlich insbesondere!!!). Ein "raumsparendes" Ich weiß nicht wie die´s gemacht haben, aber die haben mich gelinkt, verärgert den Leser. Insofern habe ich für meine Übung, einem Protagonisten eine einfache, unverwechselbare Sprache zu geben, ein ganz falsches Genre gewählt bzw. es ungenügend bearbeitet.

Hab vielen Dank für Deine Anmerkungen - sie motivieren ungemein und so werde ich mich ganz sicher noch einmal an einen kurzen Krimi heranwagen wollen und freue mich schon jetzt auf Deine Kritik :O)

vg

Robert

 

Hallo Robby,

Ich finde deine Geschichte gar nicht schlecht. Du hast einen guten Spannungsbogen geschaffen und überraschst mit einer unerwarteten Wendung. Ich als Leser hatte erwartet, dass Bodo irgendwann eine detailierte Beschreibung des Mordes am Nachbarn gesteht, aber ... Überraschung ... falsch gedacht. Das fand ich gut!

Allerdings muss ich Schwups zustimmen, dass das ein oder andere Detail der Geschichte nicht ganz bis zum Ende durchgedacht ist. Ich bin ebenfalls über die Tatsache gestolpert, dass der kranke Mann ins Gartenhaus "abgeschoben" wird. Auch das der Tod und die Verhaftung an einem Tag statt finden, ist doch eher etwas unglaubwürdig. Jeder Krimi-Fan weiss, dass erst einmal eine Obduktion etc. stattfinden muss, ehe festgestellt werden kann, ob überhaupt ein Mord statt gefunden hat.
Ich finde aber, dass das nur ein paar Kleinigkeiten sind, die du einfach überarbeiten kannst und dann ist die Geschichte echt ganz gut!

Das einzige was mich wirklich gestört hat bzw. was ich nicht verstanden habe, ist das Ende. (Liegt das nur an mir, kann sein ;)) Was ist genau mit der Anspielung auf den Wärter gemeint und welche Rolle spielt der Stumme zum Schluss? Das würde ich persönlich etwas weniger geheimnisvoll lassen, sondern dem Leser da noch ein paar mehr Details liefern.

Insgesamt gute Idee, die vielleicht mit der ein oder anderen Überarbeitung richtig gut und spannend werden könnte!

Viele Grüße,
Urmelie

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Urmelie,

vielen Dank für Deinen Zuspruch und noch mehr für die kritischen Worte. Gerne möchte ich nun doch meine eigenen Gedanken zur Geschichte hier einstellen, vielleicht bekomme ich dann die eine oder andere Idee und Hilfestellung, wie der Text zu verbessern ist (wenn´s sich denn wirklich lohnen sollte…).

Zur Form: Entstanden ist das Geschichtchen einzig aus der Lust heraus, einer Figur eine eigene, besondere Sprache zu geben - mit Bodo entstand dabei ein eher schlichteres Gemüt. Ausprobieren wollte ich, ob eine entsprechende Sprache eher nervt, oder ob sie glaubhaft wirken kann.

Zum Handlungsinhalt: Bodo geriet in seiner Naivität und mit seiner ehrlichen Abneigung seinem Nachbarn gegenüber in eine dumme Situation und wurde schwer gelinkt. Er hatte sich „ganz schlau“ einen Plan gemacht, wie er diesen verhassten Menschen los wird; umsetzen wollte er seine Gedankenspielerei nicht wirklich. Doch nun wurde eben dieser Plan genutzt, um einen Versicherungsbetrug zu starten und einem eher elendigen, langsamen Tod aus dem Weg zu gehen.
Bodo kommt für lange Zeit ins Gefängnis und wird wegen guter Führung vorzeitig entlassen… trotz eines „Zwischenfalles“ mit einem Wärter, der zeigt, das aus dem eher harmlosen Bodo ein Mensch geworden ist, der auch böse handeln kann. Das was passierte, konnte ihm nicht nachgewiesen werden – Bodo kann halt gute Pläne machen ;O)
Nun steht er vor seiner vorzeitigen Entlassung, weiß aber nicht, was er in Freiheit soll; seine Mutter ist in der Zwischenzeit gestorben, das Haus gehört der Nachbarin.
Und nun will er dem „verhassten“ Wärter richtig an den Hals, indem er Suizid begeht und seinen Tod dem Wärter in die Schuhe schiebt. Es soll also eine Wiederholung der Geschichte passieren, die Bodo ins Gefängnis brachte – dies ist sein letzter „großartiger“ Plan…
In seiner Naivität erzählt er diesen Plan seinem Zellengenossen, der sich aus allem raus hält und nicht quatscht (hierzu überlegt ich mir als Sinnbild für die Verschwiegenheit, eine fürchterliche Narbe, die ihm eventuell auch die Stimme genommen hat). Doch Bodo wird auffliegen, denn sein Zellengenosse ist nicht stumm und wird ihn verraten.

Ich weiß nicht, ob dieses Geschichtchen überhaupt interessant ist und insgesamt aufgehen kann – auf jeden Fall habe ich sie ja nicht schlüssig und verständlich aufschreiben können:

Zu den Kritikpunkten:

- Ganz viele Menschen lassen sich auf ihrem letzten Weg zu Hause medikamentös behandeln und wollen nicht mehr im Krankenhaus sein und warum er nicht im Haus schlief, dachte ich mit

Ich hab dann dort all sein Zeug gelesen, was er alles auf-geschrieben hat, dass er seine Alte sehr liebt und er versteht, dass sie seine Krankheit nicht mehr ertragen kann.
erklärt zu haben.

- Der Tod und die Festnahme am gleichen Tag… ist schlecht gemacht von mir!!! Hätte es gereicht zu schreiben: … „und dann verreckte er ganz plötzlich von ganz alleine. Und ein paar Tage später holten mich die Bullen.“ Denn die Frau vom Nachbarn war ja im Plan involviert und gab der Polizei die verdächtigenden Hinweise zu Bodo. Sie hatten ja Bodo bei seinen Besuchen im Gartenhaus gesehen und beim Hausrundgang mit der Mutter Bodo´s unverheimlichten „Gedankenspiele“ in seinem Zimmer zu Gesicht bekommen.

- Warum lässt Bodo seine Pläne und Spritzen offen in seinem Zimmer herumliegen? Er ist halt etwas schlicht und sehr naiv und er will ja nicht wirklich jemanden etwas tun.

-Ungelöstes zum Tathergang: Den möchte ich eigentlich überhaupt nicht erklären. Es wäre vieles denkbar: Eine Überdosis der Medikamente, die der Nachbar bekam und ein Spritzen des Rattengiftes nach seinem Tod etc. … Eigentlich wollte ich ja nur einen Naivling beschreiben, der in eine schlimme Geschichte hineingerät. Vielleicht ist das ja aber zu wenig Substanz für eine Geschichte!?

-Der Stumme dürfte nun zwar erklärt sein, doch wie kann das im Text nett gelöst werden? Vielleicht hat er aber auch gar nichts in der Geschichte zu suchen?

So, nun habe ich versucht etwas Licht in mein Geschreibsel zu bringen und freue mich schon auf Eure Hilfen.

vG

Robert

 

Hallo Robby!

„Die haben mir´ s Leben doch schon kaputt gemacht. Und jetzt wollen sie´ s noch mal tun!“

Der erste Satz ist spannungsrubrikwürdig!

Mir gefällt auch der Kern der Geschichte.
Ein zur Selbsttötung entschlossener Mann tarnt sein Vorhaben nicht wie üblich als Unfall (dazu ist er evtl. zu schwach), sondern als Mord, und um sicher zu gehen, liefert er den mutmaßlichen Täter auch noch indirekt ans Messer.

Ich nehme an, der Notarzt hat sich für „unnatürliche Todesart“ entschieden. Bei einer Vergiftung mit Rattengift, die relativ leicht zu erkennen ist, macht das Sinn.
Die innere Leichenschau hat den Tod durch Vergiftung bestätigt. Daraufhin ist während der Zeugenvernehmung ein Verdacht auf Bodo gefallen. Dann geht die Sache den amtlichen Gang, zum Staatsanwalt und dann zu einem Richter, der die Haftanordnung ausstellt.
Das alles braucht etwas Zeit, wie meine Vorredner bereits angemerkt haben.

Ich sehe da noch ein ganz anderes Problemchen: Das Rattengift.

Rattengifte hemmen die Blutgerinnung und führen somit zu inneren und äußeren Blutungen. Die Wirkung tritt nach 6-48 Stunden ein. Der Tod tritt dann ziemlich langsam und qualvoll ein.

Es gibt ungefähr 6 verschiedene Wirkstoffe (derzeit verbotene oder nicht angewandte mitgezählt) und die sind nur in wasserunlöslicher Form erhältlich und meist in Futtergranulat gebunden. Es bedarf der Magensäure, um die Moleküle aufzubrechen.
Das Zeug in den Blutkreislauf zu spritzen bringt nix und ist auch gar nicht möglich.

Gruß

Asterix

 

Hallo Robby

Nach der Geschichte habe ich noch die Kommentare gelesen, die Schwächen wurden da ausgeleuchtet und zu Recht auch Positives ausgedrückt. So bin ich in der komfortablen Situation, mich kurz auf meine subjektive Lesermeinung insgesamt konzentrieren zu können.

Die Idee fand ich ganz gerissen. Dass Suizidenten ihren Akt vertuschen, ist nicht selten gegeben, wenn finanzielle oder moralische Hintergründe mitspielen. In einem Bericht, den ich vor sehr, sehr langer Zeit las, war angeführt, dass in solchen Fällen, in denen ein Mord vorgetäuscht wurde, dies meist mit einer Pistole auf einer Brücke erfolgte. Heutzutage wäre dies auch unzulänglich, da verschiedenste nachweisbare Indizien zurückbleiben. Doch dazu gleich einen Mörder zu präsentieren, gibt hier eine besondere Note.

Allerdings fehlen mir hier die Ergebnisse der Untersuchungsbehörden und Gutachtern sowie die Beurteilung durch das Gericht. Die Motivation für den Mord müsste doch analysiert worden sein. Einen anscheinend Todkranken umzubringen, würde vordringlich zwei Motive nahelegen: Hass oder Hilfeleistung. Auch wenn dann noch ein Fehlurteil möglich ist, diese Fakten müssten gewürdigt worden sein.

Die Figur von Bodo und seine Sprache hast du ganz gut gezeichnet, er wirkt mir glaubhaft in seiner etwas beschränkten Wesensart. Und obwohl es weitgehendst als Monolog daherkommt, wurde es mir nicht zu lang.

Ich denke der Stumme hat recht, wenn er sagt: „Ich glaube dein Plan klappt nicht. Du hast da nicht an alles gedacht!“ Die Möglichkeiten sich selbst umzubringen sind für Bodo beschränkt. Noch mehr, wenn es nach einer Tötung aussehen soll. Ausserhalb der Zelle wahrscheinlich äusserst schwierig, und innerhalb würde man wohl eher den Stummen verdächtigen.

Aber doch, wenn ich von den Schwächen absehe, war es mir unterhaltsam zu lesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

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