Nur ein Gefühl(?)
Jeder kennt wohl dieses Gefühl, ein Gefühl des Unwohlseins; ein Gefühl das einem sagt, dass etwas nicht stimmt. Jessica Rymes, eine 38jährige Hausfrau und Alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, hatte an jenem Montagmorgen ein solches Unbehagen. Sie konnte nicht genau feststellen ob es daher kam, dass es um fast zehn Grad wärmer war als in den vergangen Wochen oder ob es einen anderen Hintergrund hatte. Wenn ich ihnen jetzt erzähle was an diesem besagten Montag passiert ist, werden sie wohl schmunzeln, doch denken sie einmal daran, dass es ihnen genauso gehen könnte. Jessica brachte also an diesem Morgen ihre beiden hübschen, lieben Kinder (ein 7jähriger Junge und ein 11jähriges Mädchen) zur Schule. Danach fuhr sie noch in die Stadt, um Lebensmittel für die nächsten Tage zu kaufen. Schon den ganzen Morgen plagte sie das vorhin angesprochene Gefühl und irgendwie war sie deshalb ein wenig beunruhigt. Sie ging in den Supermarkt und packte einige Sachen in den Einkaufswagen. Als sie an der Kasse stand, dachte sie darüber nach, ob auch alles so war wie immer: Ihre Kinder waren in der Schule; ihre Wohnung war selbstverständlich aufgeräumt; der Wecker klingelte wieder pünktlich um halb sieben und alle hatten zusammen gefrühstückt. Ihr fiel nichts ein, was anders hätte sein können. Somit versuchte sie das Gefühl zu unterdrücken und bezahlte ihre Ware an der Kasse. Jedoch bereits auf der Fahrt nach Hause, mußte sie wieder nachdenken. Plötzlich fiel ihr ein Bericht der Sonntagszeitung ein. Darin hatte gestanden, dass Kreditkartenfälscher in der Stadt waren. Diese sollen unbemerkt von einigen Bankkontos Geld abgehoben haben. Jessica hatte nun Angst, dass auch ihr Geld betroffen sei. Dies war zwar sehr unwahrscheinlich, denn ihre Bank hatte bereits Sicherheitsvorkehrungen getroffen, doch Jessica wollte lieber selbst nachschauen. Sie hoffte, dass das Gefühl des „nicht-in-Ordnung-sein“ verschwindet, wenn sie sich vergewissert, dass ihr Geld noch da ist. Deshalb wendete sie den Wagen und fuhr zurück, in die Richtung der Stadtbank. Dort angekommen parkte sie den Wagen und ging in das Gebäude. Sie stellte sich vor den Automaten und schob ihr EC-Karte hinein. Dann drückte sie auf die gelbe Taste, auf der das Wort „Kontoauszüge“ stand. Nun wußte sie, dass sie in wenigen Sekunden Gewißheit haben würden. Als es soweit war, schaute sie gespannt auf die Auszüge. Diese würden ihr nun sagen, ob alles in Ordnung ist. Es war alles in Ordnung. Sie hatte immer noch 680.000DM auf ihrem Konto. Sie war nun deshalb zwar nicht mehr beunruhigt, doch dieses merkwürdige Gefühl plagte sie immer noch. Sie wunderte sich darüber und schaute in Gedanken auf ihr schickes, neues Kleid von Versace, als ihr plötzlich schwarz vor Augen wurde. Als Jessica ihre Augen wieder öffnete, lag sie in einem abgenutzten Sessel, hatte ein lumpiges altes Kleid an und ihr war kalt. Sie lag in einer dreckigen, alten Wohnung, in der es sehr unsauber und unaufgeräumt war. Auf einer alten Couch lag ein, nach Alkohol riechender, unfreundlich aussehender Mann und schaute fern. Neben Jessica lag der Brief eines Krankenhauses, in dem etwas von einer Gebärmutterentfernung vor 19Jahren stand und somit aussagte, dass es unmöglich sei, Kinder zu bekommen. An einer morschen Pinnwand hing ein Kontoauszug, auf dem eine Summe von minus 680.000DM zu erkennen war. Jessica konnte nur leise seufzen, doch das Gefühl war verschwunden.