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November Rain – Raining Blood (The Cure)

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06.10.2017
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November Rain – Raining Blood (The Cure)

Da war er nun. Mit den Knien auf dem nassen Kopfsteinpflaster. Vielleicht gehörte er auch dorthin. Er spürte die kalte Feuchtigkeit durch seine Jeans dringen. Der Krampf im Magen ließ nur langsam nach. Die Lichter der Schaufenster spiegelten sich in der Pfütze vor ihm. Blut tropfte aus seiner Nase und zerstörte das ebene Spiegelbild.

Am Morgen war die Welt noch in Ordnung. Der Wecker ging das erste Mal um 7:03. Er tippte auf die Schlummertaste. Zurück in die Traumwelt. Um 7:12 lärmte der Wecker wieder. Er schaltete ihn aus und dachte über die Wahl der Weckzeit nach. Quersumme zehn. Auch nach neun Minuten Schlummerzeit. Die 7:21 erreichte er nie. Vorher rief seine Mutter von unten klar und deutlich seinen Namen. Jeden Morgen die gleiche Prozedur.

Er nahm die Jeans vom Schreibtischstuhl und zog sie an. Es folgten ein schwarzes, fein säuberlich gefaltetes Shirt aus dem Schrank, sowie der schwarze Hoodie, der an der kleine Garderobe an der Innenseite seiner Zimmertür hing. Barfuß schlurfte er rüber ins Badezimmer. Es roch nach Haarspray, Deo, Parfüm. Er kämmte seine widerspenstigen halblangen Haare. Schaute dann prüfend in den Spiegel. Alles wie immer. Obwohl das bisschen Flaum auf der Oberlippe im letzten halben Jahr schon fast zu so etwas wie einem Bart geworden war. Zahnbürste, Zahnpaste, etwas Wasser – zwei Minuten putzen.

«Zieh dir doch wenigstens Socken zum Frühstück an!» «Als würde es einen Unterschied machen!» Seine Schwester saß wie jeden Morgen schon perfekt hergerichtet am Frühstückstisch. Was hatte er hier eigentlich verloren? «Morgen», kam spärlich über seine Lippen. Er setze sich an den Tisch. Schaute aus dem Fenster, es war noch dunkel. Es nieselte. Wassertropfen bahnten sich an der Scheibe ihren Weg. Die Richtung war klar und vorherbestimmt. Physik. Mutter schob ihm einen Teller mit einer Scheibe Toast unter die Nase. Er biss ab. Salami. Wie immer. Danke. Vater war schon lange außer Haus. Er arbeitete sehr früh. Und sehr lang. Und immer. Seine Kaffeetasse stand noch an seinem Platz, ein bisschen war noch drin, er war wohl wie so oft recht schnell aus dem Haus, zum Auto, zum Büro. Ach, zum Teufel. Keine Ahnung, wann er das letzte Mal so richtig mit ihm gesprochen hatte. Vielleicht im Sommerurlaub? Bestimmt da. Oder so. «Jetzt aber ab in die Schule! Und zieh dir endlich Socken an.» Er ging noch mal nach oben, zog die Socken an, die von gestern Abend vor dem Bett lagen. Nahm den Walkman, checkte die Batterien, zirka 50 Prozent. Dann zog er die Armeejacke und die Stiefel an, nahm die Tasche mit seinen Schulsachen. Seine Mutter wartete schon unten an der Haustür. Sie bestand darauf. Jeden Morgen. «Pass gut auf in der Schule. Und hol’ dir etwas Vernünftiges zum Frühstück.» Sie gab ihm fünf Mark und einen Kuss.

Obwohl seine Schwester schon bestimmt einen ordentlichen Vorsprung haben müsste, ging er einen anderen Weg zur Schule. Er wollte nicht in irgendeiner Form mit ihr zusammen gesehen werden. Sie hatte sicherlich auch keine Ambitionen dieser Art. Die Mixtapes von Matze waren eigentlich echt gut, aber heute wurde sein Weg von «November Rain» begleitet. «Eine Luckies», sagte er dem Mann am Kiosk. Der Mann sagte: «Fünf Mark». Er gab ihm das Geldstück. Manches konnte so einfach sein. Fast schon rituell öffnete er die Schachtel, warf die Folie und das Stückchen Silberpapier in den Papierkorb vor dem Kiosk – Montagmorgen im November in einer Kleinstadt. Er zündete die Zigarette an, nahm den ersten Zug und atmete dann langsam in die nasse kalte Luft aus. An einem anderen Ort, mit anderem Wetter und einem anderen Typen hätte man damit prima Werbung machen können.

Noch ein Stockwerk, dann war er am Klassenraum. Als er über die letzten Stufen in den Flur schauen konnte, sah er schon seine Mitschüler – und Matze. Mitten in «Welcome to the Jungle» zog er die Kopfhörer runter. «Moin, na, wie war dat Wochenende?», fragte Matze und grinste breit. Auch wenn die beiden Kumpel waren – Matze war wohl der lebenslustige Gegenentwurf zu ihm. «Muss, ne», brachte er trocken hervor. «Keine Olle klargemacht?» Wieder dieses Grinsen. Wie machte der Kerl das bloß? Montag morgen, Doppelstunde Deutsch bei Frau Bessermann und der Kerl hatte gute Laune. Er zuckte mit den Schultern, was wohl die Antwort auf beide der Fragen war. Deutschunterricht fand er ja prinzipiell o. k. Literatur hatte was. Aber warum musste man immer alles komplett auseinandernehmen, analysieren und zerreden? Kafka hätte bestimmt seine helle Freude daran gehabt, dass seine Werke gelehrt, aber bestimmt nicht verstanden wurden. Heute gab es eine Lektion in Sachen Oxymoron. Ein schöner Montagmorgen.

Es folgten: große Pause, Physik, Chemie, große Pause, Englisch, Musik. Schön, wenn alles seine Ordnung hat. Gerade bei Physik und Chemie ist das der Fall. In der Chemie gibt es Ordnungszahlen. Da muss man gar nicht selbst sortieren. Physik ist unbezwingbar, das wussten selbst die Regentropfen an der Fensterscheibe. Und auch im Englischen ist das Deklinieren ja bis auf ein paar Ausnahmen äußerst gut geregelt. Musik ist dagegen etwas völlig anderes. Natürlich gab es Raster, Schemata und Regeln, die jeder echte Musiker einhielt. Aber da war auch noch etwas anderes. Gefühl. Konnte man Gefühle in Raster pressen? Gab es für so etwas Regeln? Passten diese beiden Welten eigentlich zusammen? Ordnung und Gefühle? Wie machten die großen Meister das eigentlich? Musste Chaos strukturiert werden, um es erträglich zu machen? «Hömma Junge», sagte Matze. «Hab dir da ma wat neues mitgebracht. Ist aber wat völlig anderes. Mein Bruder hat da nen paar coole Platten, schon heftiger Kram, aber hör ma rein. Hab dir mal was auf Tape gezogen. Pantera und Slayer und Anthrax und sowas. Voll geil, ey! Nich son Grunge-Genöhle, echt Metal!» Matze grinste breit und hielt ihm ein Tape hin. Superchrome, das Inlay komplett schwarz angepinselt. Darauf mit einem silbernen Edding geschrieben: «Matzes Mix – 666». «Danke. Ich hör’ ma rein.» «Was ist denn bei euch da hinten los?» Musiklehrer Hirsch kam auf die beiden zu. Beide sahen ihn schweigend an. Die Schelle ging, endlich Schulschluss.

Das «Guns’n’AC’n’DC»-Tape glitt in die Innentasche seiner Armeejacke. Der Walkman stand offen und lechzte nach neuem Futter. Das war schon ein echt cooles Teil. Er hatte ihn von seinem Vater zum 15. Geburtstag geschenkt bekommen. Mitsamt richtig tollen Kopfhörern. Ein super Sound. Genau das Richtige für ihn. Und alle anderen hörten nichts davon. Und er nichts von allen anderen. Ihm gefiel das. So wie der Moment zwischen 7:03 und 7:12. Eine Parallelwelt zwischen Augen und Ohren und Herz und Hirn. Aber so gut, wie die Kopfhörer auch waren, gerade konnte er dumpfes Gelächter hören. Er saß regungslos auf der nassen Parkbank. Sie kamen auf ihn zu. Stefan und seine Jungs. Halbstarke, vielleicht gerade mal zwei Jahre älter als er. Hohl wie ihre Phrasen und alles, was sie taten. Er wäre in manchen Momenten gern unsichtbar gewesen. War er aber nicht. Sie sahen ihn. «Na, da is ja der Spacko!», lachte einer der Halbstarken. «Wat hasse denn da, Spacko?” Am liebsten hätte er gesagt: «Wonach sieht’s denn aus?», aber das hätte er sich nie getraut. Er wusste schon, was jetzt kam. Auf der Parkbank sitzend ließ er das obligatorische Rumgeschubse, das Rumzerren und die Beleidigungen über sich ergehen. Der Walkman flog zu Boden. Die Kopfhörer ebenso. Er hörte hohles Gelächter. Dumme und dümmere Sprüche ließ er über sich ergehen. Irgendwann hatten sie dann genug und suchten sich an den einschlägigen Plätzen der Kleinstadt ein neues Opfer. Sie waren gelangweilt, ohne Orientierung. So wie er. Aber doch irgendwie anders. Nicht ernsthaft böse, aber definitiv dumm. Er hob den Walkman auf, es war lediglich die Batterieklappe offen. Er musste nur die Batterien wieder einsetzen und hoffen, dass er noch funktionierte. Er setzte die Kopfhörer auf, mit einem Knacken und Rauschen bestätigte der kleine Klinke-Stecker den Kontakt zum Walkman. Das «666-Tape» rastete ein. Er drückte auf «Play». Ein Donner. Regen. Ein ewig langes Intro. Dann harte Gitarren, perfekt abgestimmt mit dem Schlagzeug. Dann Chaos.

«Trapped in purgatory
A lifeless object, alive
Awaiting reprisal
Death will be their acquiescence»

Irgendwie traf es gerade seinen Nerv. Obwohl es natürlich schon sehr heftig klang. Die Gitarren waren hart und laut. Und er wusste nicht so genau, was wohl «acquiescence» hiess. Aber es gefiel ihm. Die ließen sich nicht herumschubsen. Und das Schlagzeug trieb all das so erbarmungslos voran. Waren das nun Slayer oder Pantera oder Anthrax? Egal, er mochte es.

Mitten in «The sky is turning red» wurde er herausgerissen. Jemand tippte auf seine Schulter. Ist denn niemals genug? Diesmal war er etwas entschlossener, er nahm sich selbst die Kopfhörer runter, drehte sich um und sah in ihr Gesicht. Anne. Oh nein, nicht Anne. Er kannte sie schon von der ersten Klasse. Sie war einfach das, was andere nicht waren. Sie war nett zu ihm. Und sie war wunderschön. Und zudem all das, was er nicht war. Er sah sie entgeistert an. Er wünschte sich, dass er etwas sagen könnte. Aber er schaute sie nur leer an. «Was war das?», fragte sie. «Ach, ist doch egal. Kennst doch die Typen. Stefan und seine Jungs», stammelte er. Sie schüttelte nur den Kopf. Sah ihn etwas mitleidig an. «Bis dann, ja?» Er erwiderte nur: «Bis denn dann.» Dann zog er die Kopfhörer wieder auf. «Awaiting the hour of reprisal. Your time slips away.» Er sah ihr zu, wie sie auf ihrem Rad wegfuhr. Verdammt. Warum musste sie gerade in dem Moment vorbeikommen, wo Stefan und die Jungs aufkreuzten und das Einzige machten, was sie konnten? Terror. Gleichzeitig ärgerte er sich über sich selbst. Der Regen nahm zu.

Das Tape war gut. Er ging durch den Regen zum Jugendhaus. Was, wenn Anne ihren Freundinnen von dem Vorfall an der Parkbank erzählte? Bisher wurde er ja, mit Ausnahme von Matze, von allen auf der Schule einfach nur ignoriert. Nicht gut, aber auch nicht schlecht. Es musste sich nicht zwingend etwas ändern. Gerne alles wie immer. Toast mit Salami. Schmeckt ok, ist nicht herausragend, stört aber auch niemanden. Du bist echt Toast mit Salami, dachte er. Er stapfte weiter. Regen tropfte von seinen Haaren, als er das Jugendhaus betrat. Hier ist auch alles beim Alten, dachte er, als Fussel mit einer Bierflasche auf ihn zu kam. «Wat is, Junge, Kickern oder Memme, Junge?” Nicht gerade eine herzliche Begrüßung. Aber es hatte einfach eine gewisse Verlässlichkeit. Und Verlässlichkeit war das, was für ein vertrautes Gefühl unabdingbar war. Irgendwie war es dann doch ganz gut dazuzugehören. Also Kickern. Nach unendlich scheinenden 15 Runden hatte das Elend ein Ende. Wer wirklich gewonnen hatte, war nicht ganz klar. Es folgten die immer gleichen Diskussionen. Glückstor, Tor aus der Mitte, falscher Anstoß. Danach nahm er wie immer seinen Platz ein. Oben, im ersten Obergeschoss, allein. Auf einer abgeranzten Couch. Dort hörte er Musik und schaute raus. Wie schon heute morgen, dunkel und mit Regentropfen an den Fenstern. Er hatte den «Matze Mix – 666» gegen «The Cure» getauscht. Irgendwie verstaubt aber schön die Musik. Sphärisch und verträumt. Tape. Open. High. «And the way the rain comes down hard. That's the way I feel inside.» Bis Fussel dazu kam und ihm eine CD von Pantera hinknallte. «Kennste Junge?» Er schaute auf das Cover, wo ein langhaariger Kerl eine Faust in die Fresse bekam. Künstlerisch in schwarz-weiß. Oben «Pantera» – unten «Vulgar display of power». Das war also das, was er vorhin gehört hatte. Passte ja ganz gut zu der Musik. «Hab ich schon gehört, schön hart.» sagte er. «Ach, der Herr Oberschlau kennt also alles, ganz ein Feiner …», sagte Fussel und lachte. Er war schon echt betrunken. «Naja, alles nicht, ich hab nur mal eben reingehört, hat mir ein Freund auf Tape gezogen, ich werde da nochmal genauer reinhören, bin da ja nicht so ein Profi, sorry, aber ich find es echt geil, so von den Gitarren her … und das Schlagzeug ist auch geil, geht echt ab die Mucke …» Fussel schlug ihm lachend auf den Oberschenkel: «Ja, du bist echt nicht so der Profi!» Dann nahm er die CD und ging.

Draussen war die Luft kühl und erfrischend. Er hatte genug von dem ewigen Gelaber und den ewig gleichen Figuren. Rhythmus und Ordnung sind gut, aber manchmal braucht es auch etwas Freiraum. Gleichzeitig stellte sich die Frage nach dem Wohin. Er zog die Schachtel Luckies aus der Seitentasche seiner Armee-Jacke. Sah sie an. Für eine Sekunde hatte er einen obskuren Ohrwurm: «I should be so lucky, lucky, lucky, lu…» Furchtbar. Er nahm eine Zigarette zwischen die Lippen, zündete sie an und zog. Fast schon beruhigend, wie die Glut aufleuchtete. Aktion und Reaktion. Dumm nur, dass es tödlich war. Er lief los. Durch das kurze Waldstück, dann über die schwach beleuchtete Straße Richtung Ortskern. Die nassen Pflastersteine glitzerten vor seinen Augen. Es roch nach nassem Laub und ein bisschen nach Kaminfeuer. Der Herbst war eindeutig da. Nass, kalt, dunkel. Fußgänger mit hochgezogenem Kragen und aufgespannten Schirmen kamen ihm entgegen. Sicherlich auf dem Weg in ihr Reihenhaus, zu Salami-Toast und Vorabendprogramm. Er beschleunigte seinen Schritt. Er wollte einfach nur weg.

Natürlich nicht zu weit weg. Gegen zehn musste er zuhause sein. Morgen war ja schließlich Schule. Aber das kleine bisschen Freiheit und Alleinsein wollte er definitiv noch genießen. Obwohl es nicht gerade in Genuss war, was er dort gerade tat. Er versuchte, sein Chaos zu sortieren. Der gleichmäßige, monotone Schritt geradeaus war ein guter Anfang. Wie ein Rhythmus, eine vorantreibendes Schlagzeug. Allerdings ohne klares Ziel. Es gab keine Songstruktur. Keine Strophe, keinen Refrain. Alles nacheinander und doch gleichzeitig. Wie eine Band von virtuosen Musikern, die aber einfach keine Lust hatten, zusammenzuspielen. Es wurde ihm zu laut. Er zog die Kopfhörer auf, schaltete den Walkman an. Es war noch das «The Cure»-Tape drin. «Just pull on your feet. And let's hit opening time. Down on Fascination Street.» Er bog in die kleine Einkaufsstraße ab. Er schaute runter auf das nasse Kopfsteinpflaster. Er hatte keine Lust, den Menschen in ihrem Weihnachtseinkauf-Stress in die Augen zu sehen. Das Stück noch die Straße runter, unten links, am Sportplatz vorbei bis nach Hause. Abendessen, Zähne putzen, ab ins Bett. Bis 7:03. Er mochte die Live-Platte von «The Cure». Der nächste Song war «A night like this».

«I'm coming to find you if it takes me all night
Can't stand here like this anymore
For always and ever is always for you
I want it to be perfect
Like before
I want to change it all»

Es regnete, wie schon den ganzen Tag. Er zog den Kopf tiefer zwischen die Schultern. Doch durch die Musik hörte er etwas. Er blickte hoch. Anne mit ihrem Fahrrad. Und Stefan mit seinen Jungs. Einer der Kerle hielt sie am Arm. Ein anderer zerrte an ihrem Rad. Die anderen standen um sie herum, lachten höhnisch. Sie standen am Ende der Einkaufsstraße, an den Parkbänken und Mülltonnen. Da, wo sie oft standen. Nur dieses Mal mit Anne. Warum war er eigentlich hierher gegangen? Warum war sie hier? Stefan schnippte lässig seine Kippe weg. Ging auf Anne zu. Atmete den Rauch in die feuchte kalte Luft aus. Annes Fahrrad fiel zu Boden.

Die nächsten Momente nahm er nur bruchstückhaft wahr. Kopfhörer flogen. Jemand rannte. Ein harter Schlag. Blitzartig das Cover von «Vulgar display of power» vor Augen. Dann Magenschmerzen. Lachen in der Dunkelheit. Die Schritte entfernten sich. Dann Stille.

Da war er nun. Mit den Knien auf dem nassen Kopfsteinpflaster. Vielleicht gehörte er auch dorthin. Er spürte die kalte Feuchtigkeit durch seine Jeans dringen. Eine Hand berührte seine Schulter. Der Krampf im Magen wich einem anderen Gefühl.

«I don't care if Monday's blue»

 
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Kurze Notiz:

Das ist meine erste Kurzgeschichte. Ich freue mich sehr über Kritik. Würde gern lernen, was man besser machen kann und wie man besser schreibt.

Wenn es interessiert, hier ist der Soundtrack zur Geschichte:

November Rain (G’n’R, 1991)
https://www.youtube.com/watch?v=8SbUC-UaAxE

Welcome to the Jungle (G’n’R, 1987)
https://www.youtube.com/watch?v=o1tj2zJ2Wvg

Raining Blood (Slayer, 1986)
https://www.youtube.com/watch?v=z8ZqFlw6hYg

Open (The Cure, 1992)
https://www.youtube.com/watch?v=CYiAfKa2kug

Fascination Street (The Cure, 1989)
https://www.youtube.com/watch?v=7ZsQdLlvuk4

darauf folgt auf der Live-Platte "Show" von 1993

A Night like this (The Cure, 1985)
https://www.youtube.com/watch?v=KE1nu67-U2I

Friday I’m in Love (The Cure, 1992)
https://www.youtube.com/watch?v=mGgMZpGYiy8

 
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Hallo DiPalma,

ich habe Deine Geschichte gerne gelesen.
Ich gehöre einer ganz anderen Altersgruppe an als Dein Protagonist und vermutlich Du, aber Du hast es geschafft mir seine Gefühle und wie er tickt zu übermitteln.

Das Spielchen mit der Quersumme 10 und den 9 Min Wecksequenz war orginell und hat mir Spass gemacht.
Gleichzeitig zeigt es, dass Zahlen für Deinen Protagonosten ein wichtiges Moment sind um die ORDNUNG in seinem Leben zu finden, die ihm in einer Zeit des Suchens Halt geben. Das Element taucht auch später bei der Aussage über Physik und Chemie wieder auf.
Auch der Soundtrack zur Geschichte ist etwas Besonderes und hat mir gut gefallen. Ich bin noch am Hören :)

Die Einfassung der Geschichte durch Anfangs- und Schlußsatz ist prima gelungen. Diese Ordnung ist wie in der Musik eine Ordnung mit Variation.

Die dargestellten Szenen sind "echt", dicht, gut beschrieben.

Du fragst danach, was man besser machen kann. Ehrlich, ich weiß es nicht.
Da müssen die Experten mal ran, die mehr Erfahrung haben als ich.

Ich kann nur sagen, schreib mehr davon.

Viele Grüße
Branwen

 

Hola DiPalma,

ich hoffe, Du fällst nicht gleich in Ohnmacht, wenn ein Opa Dir schreibt. Zur Geschichte selbst hätte ich wahrscheinlich auch nichts anmerken wollen, besser gesagt können, jedoch las ich unter #2:

DiPalma: schrieb:
Das ist meine erste Kurzgeschichte. Ich freue mich sehr über Kritik. Würde gern lernen, was man besser machen kann und wie man besser schreibt.
Du gönnst Dir wohl eine kleine Wortspielerei? Deine erste KG mag es ja sein, aber nicht der erste Text! Denn um das zu glauben, müsste ich als Leser den Hut mit dem Kran aufsetzen, zumal der Text aus DM-Zeiten stammt. Mir scheint der Text professionell geschrieben, wüsste auch nicht, was da zu bemängeln sei. Fehlerfrei sowieso, guter Flow, originelle Sprüche und ein großartiges Ende – Herz, was willst Du mehr? Nee, mein Lieber, Du hast schon paar Schreibkilometer auf’m Tacho.

Mir hat Deine Geschichte sehr gut gefallen, das Lebensgefühl der jungen Leute wird gekonnt dargestellt; selbst die manchmal kommentierenden, beinahe belehrenden Einschübe nerven nicht wegen der sachlichen, objektiven Sprache. Und wie schon gesagt: Das Ende hat mich überzeugt (Nicht, weil sich der Kreis ‚vorschriftsmäßig’ schließt, sondern wegen Annes Hand, die ihn in Ermanglung eines Schwertes zum Ritter schlägt).
Dem Vorwurf der Professionalität solltest Du nicht widersprechen, weil man einem guten Text nicht die reichlich investierte Arbeit anmerkt. Deiner schnauft wirklich nicht.

Bin beeindruckt, ganz ohne Staubzucker.
José

 
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Hi DiPalma,

ich lese es sicher nochmal. Manches mag mir entgangen sein, da ich mich auf dem Gebiet nicht so gut auskenne ;)

So long

Branwen

 

Hej DiPalma und herzlich willkommen,

dieser Einblick in eine Teenagerwelt der Neunziger liest sich wirklich extrem amüsant. Ich bin ganz bei dem kleinen Kerl, der auf jeden Fall ein cooler Typ ist.

Der Ton und die Perspektive passen schön zum Protagonisten. Lediglich mit den Bands und Songs komm ich leicht durcheinander und sind für meinen Geschmack nicht alle nötig. Für ihn schon, schon klar.

Anfang und Ende sind superklasse und passen hervorragend.

Ist ja nicht so viel passiert, aber der Weg hier durch hat mich gut unterhalten und mir Bilder verschafft und eiskalt Zigaretten für Mamas Frühstücksgeld zu kaufen, ist eine hübsche Darstellung.

Da war er nun. Mit den Knien auf dem nassen Kopfsteinpflaster. Vielleicht gehörte er auch dorthin. Er spürte die kalte Feuchtigkeit durch seine Jeans dringen. Eine Hand berührte seiner Schulter. Der Krampf im Magen wich einem anderen Gefühl.

Welches das wohl ist?

Danke für diese Geschichte und ich freue mich auf weitere von dir.

Freundlicher Gruß, Kanji

 
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Hi josefelipe,

danke für die warmen Worte. Es ist aber tatsächlich der erste Text, den ich nach meiner nicht so ruhmreichen Zeit im Deutschunterricht geschrieben habe. Das ist schon etwas länger her (DM-Zeiten). Und, ja, ich habe ab und zu etwas mit Sprache zu tun, allerdings nicht mit fiktionalen Texten. Professionalität überlasse ich dann doch lieber den Profis. Das hier ist ein Hobby und ein aus erzwungener Langeweile entstandener Text.

Mich freut es sehr, dass dir das Ende so gefällt. Für mich hat es etwas sehr erlösendes. The Cure;-)

Danke für deine Kritik!

DiPalma

Hi Branwen,

schön, dass du die Geschichte gelesen hast und dass sie dir ja scheinbar gefallen hat. Ich bin auch nicht mehr in dem Alter, war es aber Mitte der 90er, wo die Geschichte spielt. Es freut mich sehr, dass du die kleinen Randnotizen und Anspielungen verstanden hast. Da sind noch ein paar mehr drin versteckt;-) Ich wünsche dir viel Spaß mit dem Soundtrack, dem Soundtrack meiner Jungend.

Cheers
DiPalma


Hi Kanji,

schön, dass dir der Ausflug in die 90er gefallen hat! Danke für das Lob. Mal sehen, mit was ich mich im nächsten Text beschäftige...

Viele Grüße
DiPalma

 

Kafka hätte bestimmt seine helle Freude daran gehabt, dass seine Werke gelehrt, aber bestimmt nicht verstanden wurden.
Haha, nicht nur der!

Ist es ein Zufall, dass ich vor wenigen Tagen "November Rain" und seinen eher bescheidenen Text in einem Komm nannte (keine bange, die ersten Lennon-McCartney Songs waren miserabelste Schülerpoesie, bis sie in die Fänge von George Martin gerieten.

Und dann wird eine Zeit angerissen, da in Schüttorf die Brandos als Vorgruppe besser wirkten als der Neil Young der Harvest-Moon-Phase.

Ach, wenn alte Männer in Erinnerung schwelgen -

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts, oder pop-lastig welcome to the pleasurdome

DiPalma!

Klar kennt auch der alte Mann die Zeit, in der sein teenaged Töchterlein zur Schule ging und zwischen den ersten Sätzen und dem Schluss wird mehr als ein manierlicher Erstling dargeboten. Und auch noch was gelernt: Ich weiß nun, was ein "Hoodie" ist, die mir bisher neudeutsch als outdoor-pullover angedient wurden.

Gleichwohl gibt's einige Trivialitäten aus dem teutschen Schatzkästlein anzuzeigen, denn hier

Vater war schon lange ausser Haus.
stutzte ich das erste Mal, musste von vorne anfangen (null Problemo damit, ist ja ein durchaus gelungener Text - aber an Konzentration fehlt's einige Male), weil ich mich erinnerte, dass es keine Schweizer oder angloamerikanische Tatstatur sein kann, die Du bedienst. Und siehe, ich wurd fündig in der Nähe des Hoodies.
Barfuß schlurfte er rüber ins Badezimmer.
Also war Vater
... schon lange au[ß]er Haus.
(kommt öfters vor, diese kleine Flüchtigkeit. Die Regel ist eigentlich pupseinfach: Gedehnte Silbe "ß", kurze doppel-s, wie Fuß und Fluss.)

Ach[,] zum Teufel.
Neben dem Komma wäre evtl. unter der Prämisse, dass es nach mehr als einer bloßen Aussage klingt, ein Ausrufezeichen angesagt - oder?

Sie gab ihm 5 Mark und einen Kuss.
Zahlen bis zwölf werden üblicherweise ausgeschrieben. Prinzipiell kann jede Zahl ausgeschrieben werden (um mal in der Musikwelt zu bleiben: John Cage würde auch 1.111.111.111.... ausschreiben, was aber ziemlich lang zu lesen wäre ... und somit buchstäblich lange weilt, wenn auch noch hinter jeder Ziffer sich eine halb- bis zehnjährige Pause einstellte)

Wie machte der Kerl das bloss?
"bloß", kommt immer wieder mal vor - musstu halt noch mal durchgehen

.. .prinzipiell ok.
Wie's da ohne Abkürzungspunkte steht, steht da die Abkürzung von "Oklahoma". Okay immer mit Punkten, O. K. und/oder o. k. Oki-do-key?

Da muss man garnicht selbst sortieren.
Gar nicht wird gar nicht zusammengeschrieben.
Kommentarlos:
Natürlich gab[...] es Raster, Schemata und Regeln, ...

Hier schnappt mal die Fälle-Falle zu
Mitsamt richtig toller Kopfhörer.
"Mitsamt" verlangt nach DEM Dativ, also "tollem" Kopfhörer

Und dann kommt eine Verwechselung, die eigentlich gar nicht vorkommen dürfte, lesen und lassen zu verwechseln

Auf der Parkbank sitzend lie[ß] er das obligatorische Rumgeschubse, das Rumzerren und die Beleidigungen über sich ergehen.... Sprüche lie[ß] er über sich ergehen.
Da es zweimal passiert ist das halt mehr als bloße Flüchtigkeit ... Musstu richtig aufpassen!, denn auch die Variante
Die liessen sich nicht herumschubsen.
gesellt sich dazu.

Vielleicht ist mir zuvor die fehlerhafte Zeichensetzung zur wörtl. Rede wie hier

«Was war das?»[,] fragte sie. «Ach, ist doch egal. Kennst doch die Typen. Stefan und seine Jungs[...]»[,] stammelte er.
nur noch nicht aufgefallen. Müsstestu noch mal selber durchschauen - einfache Aussagesätze schließen nicht mit Punkt ab, wenn der Übergeordnete Satz ("stammelte er") weitergeführt wird, aber den auslaufenden Gänsefüßchen ist ein Komma einzufügen (sonst müsste der erste Buchstabe des folgenden Satzes groß geschreiben werden)

«Ach[,] der Herr Oberschlau kennt also alles, ganz ein Feiner[...]…», sagte Fussel und lachte.
Auslassungspunkte i. d. R. immer mit Freistelle zwischen letztem Buchstaben und erstem Punkt -

dto., aber auch besser "Mucke"

..., geht echt ab die Mukke…»

Zur Übung
Morgen war ja schliesslich Schule. Aber das kleine bisschen Freiheit und Alleinsein wollte er definitiv noch geniessen.

Er versuchte[,] sein Chaos [zu] sortieren.
Da[,] wo sie oft standen.

So viel oder wenig für heute vom

Freatle

 
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Hallo Freatle,

vielen Dank, dass du dich des Textes angenommen hast und vielen Dank für die vielen Verbesserungen. Werde ich in Bälde nachtragen!

Gruß
DiPalma

 
Zuletzt bearbeitet:

Für mich klingt das ein bisschen wie ein früher zigga. Und das darfst du jetzt ruhig als Kompliment auffassen, DiPalma, weil ich gerade die ersten Storys von zigga, in denen er sich ja vorwiegend mit dem Gefühlskuddelmuddel von Teenagern beschäftigte, also mit all diesen Mühen des elendigen fucking Erwachsenwerdens, sehr mag.
Auch stilistisch gefällt mir dein Ding recht gut, du bleibst ja trotz der dritte-Person-Perspektive sehr nahe am Sprachduktus des Protagonisten und dadurch erscheint die ganze Geschichte sehr echt, sehr ehrlich.
Und, yeah Mann, ein Happyend hat die Story auch. So was mag ich sowieso. :D

Bin auf jeden Fall neugierig auf weitere Sachen von dir. Willkommen hier, DiPalma.

offshore


Ach ja, apropos Stilistik:

Friedrichard schrieb:
Hier schnappt mal die Fälle-Falle zu
Mitsamt richtig toller Kopfhörer.
"Mitsamt" verlangt nach DEM Dativ, also "tollem" Kopfhörer

In diesem Fall würde ich „tollen Kopfhörern“ schreiben, weil du „Kopfhörer“ in der restlichen Geschichte ja durchgängig im Plural verwendest - wie es umgangssprachlich auch durchaus üblich ist (und dementsprechend zum jugendlichen Protagonisten und zur Erzählsprache der Geschichte passt.)

 
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Recht hat er, der ernst offshore, dieser Jungspund, kann bei einem wie mir auch gar nicht anders kommen, als Kopfhörer nur singulär zu kennen. Wozu genießt man sonst die Gnade des tauben Ohrs?

Aber,

DiPalma,

der vielgestaltige Friedel / Freatle aus Ironien ist bei allen benachbarten Göttern Ioniens und Homers kein

Freatie
, dem sicherlich irgendwann ein Pommesfritz oder -freetea hinzukäme. Namen sind eben nicht Schall und Rauch, sagt das

Dante Friedchen,
das noch ein schönes Wochenende wünscht!

 

Hallo DiPalma,

willkommen hier! Dass das dein erster Text überhaupt sein soll, finde ich erstaunlich, denn er liest sich wie aus lang geübter Hand. Die Handlung ist zwar "langweilig" (bitte nicht falsch verstehen), weil sie einen normalen Tag im Leben eines normalen Kleinstadt-Teenagers beschreibt, aber der Blick auf sein Innenleben, seine Nöte und Sorgen, der mir dadurch gewährt wird, die Dialoge und die Szenerie, machen den Text unterhaltsam. Das macht m.E. eine gute slice-of-life-story aus.

Ich bin zwar nicht ganz vom gleichen Jahrgang wie der Prot, habe mich aber in den 90ern noch einigermaßen musikalisch auf dem Laufenden gehalten, so dass mir die Bandnamen und die damit verbundene Musikrichtung vertraut sind - die Richtung war ja auch meine bevorzugte, wenn auch nicht unbedingt die genannten Vertreter. Andere mögen vielleicht nicht so leicht den Zugang finden, da die Musik und die Texte schon eine recht große Bedeutung einnehmen.

Stilistisch habe ich nichts zu beanstanden, deine Schreibe ist lebendig und die Sprache ist aus einem Guss. Ich finde aber, dass du den Text an den Dialogen etwas entzerren könntest. Für das Leseverständnis ist es hilfreich, die Redner durch Absätze zu trennen, etwa so:

«Zieh dir doch wenigstens Socken zum Frühstück an!»

«Als würde es einen Unterschied machen!»

Seine Schwester saß wie jeden Morgen schon perfekt hergerichtet am Frühstückstisch. Was hatte er hier eigentlich verloren?

«Morgen», kam spärlich über seine Lippen. Er setze sich an den Tisch. Schaute aus dem Fenster, es war noch dunkel. Es nieselte. Wassertropfen bahnten sich an der Scheibe ihren Weg. Die Richtung war klar und vorherbestimmt. Physik. Mutter schob ihm einen Teller mit einer Scheibe Toast unter die Nase. Er biss ab. Salami. Wie immer. Danke. Vater war schon lange außer Haus. Er arbeitete sehr früh. Und sehr lang. Und immer. Seine Kaffeetasse stand noch an seinem Platz, ein bisschen war noch drin, er war wohl wie so oft recht schnell aus dem Haus, zum Auto, zum Büro. Ach, zum Teufel. Keine Ahnung, wann er das letzte Mal so richtig mit ihm gesprochen hatte. Vielleicht im Sommerurlaub? Bestimmt da. Oder so.

«Jetzt aber ab in die Schule! Und zieh dir endlich Socken an.»

Er ging noch mal nach oben, zog die Socken an, die von gestern Abend vor dem Bett lagen. Nahm den Walkman, checkte die Batterien, zirka 50 Prozent. Dann zog er die Armeejacke und die Stiefel an, nahm die Tasche mit seinen Schulsachen.

Seine Mutter wartete schon unten an der Haustür. Sie bestand darauf. Jeden Morgen. «Pass gut auf in der Schule. Und hol’ dir etwas Vernünftiges zum Frühstück.» Sie gab ihm fünf Mark und einen Kuss.


Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass mir der Titel nicht besonders gefällt. Er wirkt ein bißchen so, als hättest du mehrere Kandidaten und könntest dich nicht entscheiden.

Gern gelesen und weiterhin viel Spaß hier
Hopper

 
Zuletzt bearbeitet:

Hopper schrieb:
Ich finde aber, dass du den Text an den Dialogen etwas entzerren könntest. Für das Leseverständnis ist es hilfreich, die Redner durch Absätze zu trennen, etwa so:

«Zieh dir doch wenigstens Socken zum Frühstück an!»

«Als würde es einen Unterschied machen!»

Seine Schwester saß wie jeden Morgen schon perfekt hergerichtet am Frühstückstisch. Was hatte er hier eigentlich verloren?

usw.


Hoppers Vorschlag zum Textlayout solltest du jetzt nicht unbedingt 1 : 1 übernehmen, DiPalma.
Leerzeilen haben zwischen Dialogzeilen nämlich absolut nichts verloren.

 

Hallo DiPalma,

wenn ernst offshore sagt, da ist jemand wie der junge zigga, muss ich natürlich auf jeden Fall reinlesen - und bin hängen geblieben. Ich finde wirklich, man erkennt, dass du Talent hast. Ich habe deine Story auf jeden Fall in einem Zug durchgelesen und fühlte mich nicht nur gut unterhalten, sondern deine Figuren und deine Settings kamen mir sehr authentisch und gut gezeichnet vor. An der Sprache - sage ich jetzt mal - merkt man schon, dass das der erste Text ist - da fehlt noch ein eigener Sound, eine eigene, starke Erzählstimme - aber die kommt, musst bloß dran bleiben mit dem Schreiben, dann kommt das von ganz alleine. Auch die Gedanken über Musik und Phsyik, das fand ich echt gut, das charakterisiert deinen Helden und wirkt authentisch. Ich hab auch ne ganz schön lange Zeit viel über Musik nachgedacht.

Kritik: Du brichst an der falschen Stelle ab. Du hast da ein schönes Setting aufgezogen, hast deinen Prot und seine Sidekicks, hast das Mädchen, man hat alles gut vor Augen und ist interessiert, dann tauchen die Bullys auf, man riecht den Ärger, der da noch kommen mag - und dann brichst du praktisch den Text ab, als die Bullys Anne rumschubsen, und dein Prot hinfällt. Wieso? Klar, du kannst jetzt sagen, das ist gewollt, nur das wolltest du erzählen ... aber ich glaube: Hier wird es erst schwer, der Text. Dein Prot könnte einem der Bullys ins Gesicht schlagen, könnte Anne udn sich befreien und die beiden hauen zusammen ab ... ja, dann wird es für dich als Autor erst richtig schwer, das Teil zu schreiben, aber: Für mich als Leser wird das dann erst richtig spannend. Bau das mal weiter aus, ist mein Ratschlag, schreib das Teil weiter, das ist ein super Einstieg, aber jetzt will ich als Leser schon wissen, wie das ausgeht, ob der Prot das Mädchen abkriegt, ob und wie er sich den Bullys stellt, und wie er sich durch die ganze Aktion verändert. Probiers mal aus.

Zweiter, kleiner Kritikpunkt: Ich weiß, dass du mit dem Cliffhanger am Anfang Spannung erzeugen willst und den Leser gleich reinholen willst in den Text, aber ich finde, den braucht es gar nicht.

Am Morgen war die Welt noch in Ordnung. Der Wecker ging das erste Mal um 7:03.
Das wäre auch ein super Anfang, finde ich, gerade, wenn du den Text noch ausbauen würdest. Aber nur am Rand.

Bleib am Ball. Zu viel Lob kann zu satt machen und bremsen, aber ich mag das Teil bis dato, hat richtig was, für mich. Wenn du dran bleibst bin ich gespannt, was aus dir hier in einem Jahr werden könnte.

Alles Beste
zigga

 
Zuletzt bearbeitet:

Bin auf jeden Fall neugierig auf weitere Sachen von dir. Willkommen hier, DiPalma.

offshore


Hallo Ernst,

vielen Dank fürs Lesen und die Korrektur! Bin selbst schon neugierig, was ich wann hier nochmal zum Besten geben werde;-)

DiPalma,

der vielgestaltige Friedel / Freatle aus Ironien ist bei allen benachbarten Göttern Ioniens und Homers kein , dem sicherlich irgendwann ein Pommesfritz oder -freetea hinzukäme. Namen sind eben nicht Schall und Rauch, sagt das

Dante Friedchen,
das noch ein schönes Wochenende wünscht!


Ist korrigiert, da waren die Augen wohl schon etwas müde.

Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass mir der Titel nicht besonders gefällt. Er wirkt ein bißchen so, als hättest du mehrere Kandidaten und könntest dich nicht entscheiden.

Gern gelesen und weiterhin viel Spaß hier
Hopper


Hallo Hopper,

auch dir vielen Dank fürs Lesen und für Lob und Kritik! Der Titel war schon mit Absicht etwas kryptisch und kompliziert gewählt. So, wie es oft bei Songtiteln der Fall ist. Der Musik-Bezug ist für mich sehr wichtig in der Story. Aber ist ja auch ein Stück weit Geschmackssache;-)

Kritik: Du brichst an der falschen Stelle ab. Du hast da ein schönes Setting aufgezogen, hast deinen Prot und seine Sidekicks, hast das Mädchen, man hat alles gut vor Augen und ist interessiert, dann tauchen die Bullys auf, man riecht den Ärger, der da noch kommen mag - und dann brichst du praktisch den Text ab, als die Bullys Anne rumschubsen, und dein Prot hinfällt. Wieso? Klar, du kannst jetzt sagen, das ist gewollt, nur das wolltest du erzählen ... aber ich glaube: Hier wird es erst schwer, der Text. Dein Prot könnte einem der Bullys ins Gesicht schlagen, könnte Anne udn sich befreien und die beiden hauen zusammen ab ... ja, dann wird es für dich als Autor erst richtig schwer, das Teil zu schreiben, aber: Für mich als Leser wird das dann erst richtig spannend. Bau das mal weiter aus, ist mein Ratschlag, schreib das Teil weiter, das ist ein super Einstieg, aber jetzt will ich als Leser schon wissen, wie das ausgeht, ob der Prot das Mädchen abkriegt, ob und wie er sich den Bullys stellt, und wie er sich durch die ganze Aktion verändert. Probiers mal aus.

Zweiter, kleiner Kritikpunkt: Ich weiß, dass du mit dem Cliffhanger am Anfang Spannung erzeugen willst und den Leser gleich reinholen willst in den Text, aber ich finde, den braucht es gar nicht.

Das wäre auch ein super Anfang, finde ich, gerade, wenn du den Text noch ausbauen würdest. Aber nur am Rand.


Hallo zigga,

danke für deine Beurteilung des Textes! Ich werde mir mal die Zeit nehmen, um deine Werke zu lesen, bin schon auf eventuelle Parallelen gespannt.

Zum ersten Kritikpunkt: Generell ist mir schon klar, dass ich den Leser mit dem Schluss im Ungewissen lasse. Erstens wollte ich die Szene nicht zu direkt, zu brutal beschreiben, sondern das genaue Geschehen der Phantasie des Lesers überlassen. Zudem wollte ich kein klares Happy End. Wäre mir zu einfach. Vielleicht lasse ich mir aber auch nur Platz für eine Fortsetzung.

Zum zweiten Kritikpunkt: Vielleicht denke ich zu visuell bei Texten. Ab und wann schreibe ich für Bewegtbild und habe auch sonst beruflich eher mit visuellen Eindrücken zu tun. Daher setze ich wohl ab und zu Stilmittel ein, die man eher aus Filmen kennt;-)


Danke euch allen fürs Lesen und Kommentieren. Ich werde mir sicherlich einiges davon zu Herzen nehmen und versuchen, es im nächsten Text umzusetzen.

Viele Grüße
DiPalma

 

Blut tropfte aus seiner Nase und zerstörte das ebene Spiegelbild.

Das ist etwas umständlich formuliert, ich würde das in dem Satz zusammenfassen, damit es eine Sinneinheit ergibt. Das ebene Spiegelbild, das klingt auch so gespreizt, muss das da wirklich hin? Ansonsten finde ich den Einstieg gut, kurze Verortung, klare Sprache. Ist mir allerdings auch zu unschlüssig, das Verhältnis von Erzähler zu Erzähltem, vor allem der Vorgriff: Warum gehört er nur vielleicht da hin? Lieber eindeutiger sein, oder weglassen, zumindest im ersten Absatz.

Am Morgen war die Welt noch in Ordnung. Auch hier: Warum war sie noch in Ordnung? Das weckt eine Erwartungshaltung beim Leser. Lass den Leser doch selber erleben, warum die Welt dann eben NICHT mehr in Ordnung ist. Show, don't tell.

Seine Schwester saß wie jeden Morgen schon perfekt hergerichtet am Frühstückstisch. Auch hier: Was ist perfekt hergerichtet? Zeig das deinem Leser, nimm nicht den Umweg. Dann kannst du dir die Conclusio sparen, der Leser muss selber denken: Was macht DER den eigentlich da? Noch zu den Dialogen. Antwortet er wirklich: «Als würde es einen Unterschied machen!» Zu was einen Unterschied. Lies dir das mal laut vor. Eben sagte er noch spärlich "Morgen", dann so was? Nein. Viel eher nickt er mit dem Kopf und setzt sich an den Tisch, oder?

Wie immer. Danke. Das ist erlebte Rede. Ich wäre damit vorsichtig, weil es den Erzähler unweigerliche sehr nahe an das Geschehen heranrückt. Vielleicht auch mal drüber nachdenken, den ganzen Text aus der Ich-Perspektive zu schreiben. Fände ich fast sinnvoller, weil es mehr Rollenprosa werden würde, einen tieferen Einblick bietet.

Vater war schon lange außer Haus. Er arbeitete sehr früh. Und sehr lang. Und immer. Der Satz danach nimmt diesen Gedanken wieder auf. Du hast das aber bei dem anderen Satz viel besser gemacht: Du hast gezeigt, da ist noch ein Rest in der Tasse, aber der Vater ist nicht mehr dazugekommen, ihn auszutrinken. Das ZEIGT die Eile, die er hat. Auch hier: Lieber keinen Umweg. Mehr zeigen. Der Leser ist nicht dumm, verlange ihm eine Transferleistung ab, er zahlt das in echter, purer Emotion zurück.

Ach, zum Teufel. Keine Ahnung, wann er das letzte Mal so richtig mit ihm gesprochen hatte. Vielleicht im Sommerurlaub? Bei solchen Stellen bietet es sich an, ein konkretes Bild zu liefern. Bsp: "Als wir letzten Sommer am See saßen, da redeten wir über das, was nach der Schule passiert, passieren soll, das konnte ich kaum glauben, das wir so dasaßen und redeten." Direkt in die konkrete Erinnerung.

Fast schon rituell öffnete er die Schachtel, warf die Folie und das Stückchen Silberpapier in den Papierkorb vor dem Kiosk.
Wenn es ein Ritual ist, macht er etwas regelmäßig und auf eine bestimmte Weise: auch hier, zeig das dem Leser. Nicht sagen: Fast rituell. Sondern beschreiben.

Das zieht sich durch den ganzen Text. Ich plädiere echt, das Teil ins Ich zu verlagern, das bietet dir viel mehr Möglichkeiten, finde ich.

Mich erinnert das an einen Film aus den 80ern, Ragman, da geht es auch um einen Metalhead, der in der Schule getriezt wird und sich dann mit dem Geist eines verstorbenen Musikers rächt, damals Gold wert, das VHS Tape. Ich bin ähnlich musikalisch sozialisiert, State of Euphoria, Lies, Reign in Blood und so, klar. Mir wird dennoch nicht klar, warum jetzt der Prot so anders ist. Da fehlt es an Tiefe, an Kontur, da gibt es nur die ominösen Halbstarken, und deiner ist ja so ein halber Nerd, der es auch was mit Mädchen schwer hat, aber das wird nie klar, es gibt keinen Grund. Das ist mir zu einfach. Das mit Anna geht auch viel zu schnell, das wirkt angeklebt, weil in eine coming of age Story gehört noch `n Mädel. Nee. Du könntest so anfangen, dass er von ihr träumt, dann würde es rund werden, oder eben ganz anders, aber nicht so aus dem Himmel heraus.

Konstruktiv: Mehr zeigen, weniger erklären. Dialoge sind auch oft drüber, lieber knapper und genauer. Erlebte Rede und die Wertungen des Erzählers - hier wirklich mal die Perspektive bedenken, sonst wirkt es irgendwie seltsam unrund, als säße da ein Kommentator neben der Geschichte.


Gruss, Jimmy

 

Hallo jimmysalaryman,

vielen Dank für deine Verbesserungsvorschläge und deine konstruktive Kritik! Ich werde versuchen, diese in meinen nächsten Text einfließen zu lassen. Den hier vorgestellten Text werde ich als Erstlingswerk erstmal so lassen, wie er ist. Aber ich hoffe, dass ich hinzulerne und mich mit Hilfe eurer Antworten weiterentwickle.

Viele Grüße
DiPalma

 

Danke für den Tipp jimmysalaryman! Das ist doch der gute Mann, der "Fight Club" geschrieben hat, oder?

Gruß
DiPalma

 

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