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November, Dezember,... Totes Gleis
Rüngi winkte gewissenhaft ab.
„Es wird schon passen, Frau“, meinte er.
Er sei schon ganz rosa, meinte er.
Er hätte schon fast genug davon, dachte er.
Das Auto aus dem er ausstieg war frisch gestrichen und auf sympatische Art und Weise in sich zusammengeschrumpft, der Auspuff ragte heraus wie ein phallisches Ausrufezeichen.
Während seine Schritte auf dem Wellblech widerhallten, atmete er noch das bißchen Luft ein, das vorhanden war, und schnäuzte sich in seine Atombombe.
Niemand bemerkte, dass er diese Bewegung nur zum Schein ausführte, um einer gänzlich andersartigen Intention zu folgen:
Der automatischen Wegzehrung seiner Innentasche. Tod glitt in seinen Schlund und endete dort als Kotze.
Er ging weiter. Ein zwei drei Räder lang folgte er dem geraden Pfad, bis der erste Kerl ihn von der Seite anlaberte.
Was er wolle.
„Diskretion, mein lieber. Diskretion und etwas wahres, füllendes. Ich fühle mich wie ein würdevoller Haufen Scheiße, als ob ich ein Wachhund wäre, der ein Skelett bewacht.“
Der Kerl nickte, nachdem er den Worten des anderen gewissenhaft nüchtern und verstehend gelauscht hatte, den Blick direkt in seinen Augäpfeln.
Er senkte den Kopf und machte einen Vermerk auf dem Formular vor ihm.
Zuhause.
Zuletzt war es schnell gegangen. Er hatte stundenlang dort gesessen, konzentriert wie Säure, die sich in den Kopf des Lehrers hineinfraß.
Er hatte so lange auf die Lippen gestarrt, hatte sich an dem Strom aus Worten festgeklammert, wie an einem schlingernden Seil, bis der Kerl nur noch aus einem plappernden Mund zu bestehen schien.
Er stieg auf die Waage. Wieder drei Kilo weniger, das machte dann fast 7 Kilo Untergewicht.
Er stellte sich vor den Spiegel und betrachtete seinen von Depressionen ausgemergelten Körper.
Ein Gerüst, ein abgefucktes Schiff, das zu verlassen ihn nicht stören würde, selbst wenn das den Tod bedeuten würde.
Es schien als wollte sogar sein eigenes Fleisch ihn verstoßen.
Mehr als alles andere wünschte er sich, etwas spüren zu können.
Zu essen.
Hinter dem Fenster zwitscherten Vögel blöde Lieder.
Für ihn klangen sie wie... nichts.