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Notizen über Dietmar

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21.07.2002
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Notizen über Dietmar

-Der Düsternis bewusst, stoppte Dietmar plötzlich ab.
Er sah am Torso herab, haftete den Blick ans Schaukelding, -mächtiger Piesacker, gottverdammter Peiniger-, fluchte er Sie. Lief, und klaubte sich schmerzend dunkelschwere Gedanken auf, die ihn zeitlebens verfolgt hatten; dann betrübte er den über die Jahre gefärbten, nun dunkelbraun schrumpeligen Heilsbringer ins Gewissen, sog die untrennbare Gitterlebenszeit in maroder Irrenanstalt ein, den ihm fehlenden Raum Freiheit. Jahrzehnte selbstzerstörerische Anarchie. Und Gedanken kamen, dass sein Leben nie einem anderen Zweck gedient hatte als hier oder anderswo einzusitzen, im willkürlich wechselnden Hitzekessel schuldig abzubüßen. Unfreie, im Sägespankarton, bewahrte zwangsjackenverpackte Hülle.
An guten Tagen lediglich leiblich ans Bett gefesselt. An noch eindrucksvolleren durch Schockbaden in kalt heißen Wassern ertüchtigt. Auch hilfreich zugedröhnt, mit allem was das majestätische Psychiaterherz befiehlt. Seine Depressionen hoffnungsvoll elektrisch angeschlossen, kribbelig durch Stromstöße gewärmt, energisch am Leben gehalten, wenn er fliehen wollte, um folgend abermals zwanghaft, wie zur Zeit der Euthanasie abgespritzt. Retour in die Hölle befohlen,und innen wachsenden Widerstand, der sich teilt wie's grüne Augentierchen. Reproduziertes Muster ohne Wert...
Und nun waren die schon wieder hinter ihm her.
Mindestens fünf hatte er rückwärtig wahrgenommen.
Ah, es war wie damals im geliebten 'Chaplinfilm': -die Szene mit hinter Charly rennenden Gendarmen...
Doch halt!
Er war genug gerannt.
Stopp jetzt allemal!!!
Das eine seiner Leben war zuende getobt.
War aus. Vorbei. Vorüber. Abgelebt. Jetzt hing ein allerletztes Glück nur vom ihm selbst ab.
Dann Dietmars Griff nach der Zeitgabe.
Er tauchte die unverpackte Geschenkhaut in einige Benzolschlucke ein, -entzündungsbereit.
Dann-dann, die Lunte am 'Fahnenmastdocht' gezündet, wandelte er den Unglücksbringer reziprok.
"Du hast die Lebensmühe sinnlos angesammelt" vernahm er. Und dass er den Wind nun nicht mehr jagen sollte.
Dass er mächtiger und reicher im Tode sein werde. Dass die Dummen sterben wie die Klugen, und die Toten es gut hätten.
So nahm er solchen Trost ernst; wollte sich weitere Erneuerermühe sparen, jetzt das Fangspiel mit der Obrigkeit beenden, ja, es war Schluss mit tun und planen, er hatte die Aufgabe sich selber zu erneuern, konnte nun in der anfolgenden Entscheidungsschlacht den Flammenteufel ausbluten, seinen angemieteten Körper, der sowieso schwarzgebrannt und nutzlos erschien wie ein oft gebrauchter Pfeifenreiniger, den endlich aus dem Krieg heimbringen.
Und Sie sehen, er verwirrte sich zunehmend immermehr, tauchte tief in Labyrinthe des Malades und war augenblicklich in vergessenheitsbefohlenen Zeiträumen grundtiefen Irrsinns gefangen, trug schleunigst die heil verbliebenen Reste zur 'Drude' hin.
Das gesamte untere Geschoss des Irrenhauses brannte lichterloh und als zusätzlich, fast als hätten sie sich verabredet, die bisher schlafenden Teufelswinde vom Anstaltsfriedhof her ihre Aufwartung machten, erst eine kleine anerkennende Brise vergnügter Rauchwolken aneinanderklatschten, dann, als Dietmar sich kampflos den Innenhof eroberte, der erste Sturmsegen losbrach, da brannte und stürmte es was es konnte. Schaurig schön war’s...
Aufgeschreckt durchs Inferno, vom rauchigen Schattenreich heranziehenden Todes in Schlafaugen gebissen, kreischten geblendete Visagen im grellen Rhythmus; Klagend zeichneten sich geschundene Existenzen am Freiheitsfenster ab, grässlich anzusehende Monstren, die feurige Tatzenhiebe gegen unerschütterliche Sperren schlugen. Brandopfer allesamt!
Die meisten von ihnen wundenbedeckt, und im ratlos verhungerten, verdursteten, beinahe ausgeblutetem Zustand, - verreckende anarche Könige, deren Seelen hier täglich aufs Neue aufbereitet wurden um stetig im Grenzbereich toten Lebens abgelagert zu sein.
Im Kanister tanzte explosivbereit noch ein fröhlicher Liter Benzin hin und her. Dietmars Zündschnur lag feuergierig auf dem Schoß bereit; kuschte hündisch dem Meister, ward noch nicht gerufen vom Herren -und nie war ein größerer Herrscher als er jetzt hier!: - es ging um das Alles, wie immer.
Der Vorteil gegenüber anderen war, dass er wusste dass sterben leichter war als zu leben, dass er, um nun achtbar aussteigen zu können, lediglich den Krieg in sich- den mit mir, dies ewige Zweierlei beenden musste.
Doch er hoffte auch auf Hilfe durch mich, letztlich sollte ich mit mentaler Kraft den Feldzug der Erneuerung späterhin weiterführen. Nur so konnte Dietmar im ureigentlichen Sinn unsterblich werden. Nur durch mein Mitwirken Herr!, -wenn Ihr gestattet?
Ja, so gelang es mir am Ende hin doch seine Isolation total zu knacken, und es war mir fröhliche Genugtuung, denn lange musste ich geduldig vor dem Schweineschwanz auf den Knien liegen. Jetzt ist's vorbei, und ich bin leichtsinnig wie ein Prinz der Dornröschen aus dem Schlaf küssen möchte.
Ich hab nun die Freude meinen Büßerkragen endgültig herunterzuschlagen, kann meine Ohren zum Hören bringen und will sogleich auch die Augen von der Binde dunkler Verdammnis befreien; beabsichtige, wenn der Rest getan, mich auf eigenen Beinen davonzumachen, hoffend auf dem saumeligen Pfad mit wiedergegebener Stimme ein Lied anzustimmen und merke im Augenblick wie ich's denke schon erste Töne die Schlundbänder besetzen, vernehme jubilierenden Nachtigallengesang der sich verkündend aufmacht, triumphen: der Tag, die Stunde der Befreiung ist da!
So also tötet der Vater den Sohn. Anfang und Ende. Für den Einen das, für den Anderen jenes!
Dietmar war unendlich erschöpft. Keinerlei schmerzliche Empfindungen störten sein Ruhebedürfen; eine Müdigkeit die erstaunlich erquickend, so wohltuend warm Herz und Hirn erweichend in ihm
wirkte-, so ausgezeichnet war's.
Gleich fing er an zu schweben und um den Punkt kreisten flügelschlagschwach fremdlich-freundliche Seelenwesen, -die Geister des Malades, die wohl den engeligen endgültigen Frieden mit sich trugen. Eine ihm unbekannt erscheinende Hand erfühlte den Benzinspender, zwang Lippen, die seine waren, vor die Öffnung, dochtete mit sattem Zungenschlag an, zog einen Schluck ins Maul, sprach den Rest dem Kadaver zu, tränkte wiederholt die schon lange rußige Haut, dachte zum Herren der in ihm rastete, den er liebte, fühlen und schmecken konnte, blies sauerstoffschwanger den Phosphorphönix an.
Als er innendrin stichflammenhell aufschien, flüchteten Neurosen ihrem Heim. Das entscheidende Leben kroch entlang, drängte nach außen; schien die Freiheitsfurcht lebensendlich geendet.
Nichts mehr verblieb im Sein zuhause und er hatte's nun zum Ende gebracht.
Die dauernde Orientierungslosigkeit beherrschte sich selbst, überlebte selbstverständlich die biologischen Erschwernisse, ließ die Biographie links und rechts des Zentrums abliegen; Er bat um Verzeihung wegen des Zeitraubtums und verstieß auch den vielausgeübten Anspruch durch tausend vorgeschobene Erkrankungen an die Herrschaft zu gelangen, stoppte die Hatz nach solchem Glück, pustet sich im urgewaltigen Beschluss die gammeligen Backen auf, wollte mich, die helfende Neurose, sein abgespaltetes Zwillingswesen, ein allerletztes Mal anrufen.
Ich könnte nun mit seiner Erlaubnis auf den Zeithügel der Endgültigkeit ziehen, wenn ich denn wollte; und ich fürchtete er betete am Schlußende hin menschlich zu sein, eine christliche Zukunft erwarten zu dürfen? Doch nicht mit mir Herr...!
Die Saat war aufgegangen und nach langem Anwarten konnte ich doch endlich die angestrebte Niederlage ernten. Und wie schon erwähnt bin ich stolz aufs Erreichte; ich, ich wollte doch liebend gern weiterhin im Unwahren existieren. Und brüderlich werden weltweit andere Neurotiker weiterhin verhindern, dass glaubhafte Wahrheiten eine Basis im Menschen finden. Deshalb und weiterhin: Ich möchte auch in Zukunft mancherlei Triebphänomene herstellen. Will ahnungslosen Schwächen erwecken, von denen ich nur weiß, dass jedermann sie im Besitz trägt. Ich will die Gefährlichkeiten aus meinen Opfern herauskitzeln wie lebensnötige Orgasmen. Ich werde die zitterig fiebern lassen, und nach der ersten lustmachenden Spielrunde werden sie mich um neuerliche Entladungen anflehen, und ich werde dasein.
Ja, ich bin die Seite eins im Buch der Bücher. Bin Herr des Bösen. Ich habe mich aufbereitet in der menschlichen Neurosenlehre, die ab da heißt: Ich bin Sein und das Nichtsein!; und ich lasse auch nie Zweifel offen, dass ein unbewusster Herr ebensoviel pathologisches Seelenleben hervorrufen kann wie der unbewusste Trieb, -eigentlich die Endschuldung für Alles. Ja, so dokumentiere ich meine Geistlichkeit im Malade...
Bald werde ich wieder in Jemanden wie Dietmar einfahren; wunschgemäß und pünktlich, und genau in dem Moment, wenn die noch in Unschuld schlafende Wesen durch ordentliche Erziehung mittels Elektroschock und Spänekistenfolter lernen muss, wie schmackhaft das Leben doch ist. Dann bin ich da!, -schlage aus dem Hinterhalt gnadenlos zu. Erst schnurrend niedlich, eine verschmuste Streichelkatze, -einem Wollknäuel lauernd...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi michy!

Du hast hier eine interessante Geschichte geschrieben. Wenn ich das richtig verstanden hab, geht es hier um einen Menschen, der unter einer psychischen Störung leidet, lange Zeit in einer Anstalt verbracht hat und schließlich die Anstalt niederbrennt und sich selbst anzündet. Das hab ich zumindest herausgefiltert.
Du hast hier speziell die Neurose personifiziert, bzw. aus ihr eine multiple Persönlichkeit gemacht. Ich denke aber, Du meintest eigentlich eine Psychose. Zumindest zählt man darunter eine multiple Persönlickeitsstörung. Aber die Idee gefällt mir, besonders der letzte Absatz ist sehr stimmungsvoll und etwas zugänglicher als der Anfang der Geschichte.

Ansonsten fiel es mir nämlich sehr schwer Deine Geschichte zu lesen. Du verwendest so viele Umschreibungen (in meinen Augen zu viele), die Deinen Text regelrecht umnebeln, sodass nur schwer Bilder im Kopf des Lesers entstehen. Oftmals sind die Sätze dann so kurz, dass dadruch die Lesegeschwindigkeit erhöht wird und man eher über den Text zu stolpern beginnt. Hinzukommend ist der Sprachstil auch nicht einfach zu erschließen. Ich denke, Du hättest mit weniger Verschleierungen einen genauso starken Effekt erzielt. Mir scheint es oft zu extrem und kompliziert ausgedrückt. Es wirkt damit auf mich ein wenig wie ein mehr erzwungener surrealistischer Stil.

Warum verwendest Du eigentlich so seltsame Satzzeichenaneinandereihungen wie "Dann bin ich da!,-schlage..."?

 

Hi,Mes Calinum;
Du hast den Plot gut ergründet. Es handelt sich um eine wahre Geschichte; ein Brandstifter, der in Berlin der 70ziger die Stadt heimsuchte -lol-.
Ich lernte den im Knast kennen, -er war durch eine körperliche Anomalie zum Zündler geworden, lebte seine Sexualität 'Feuerlegend' aus.
Die Story hier ist der Schluss einer langen Kurzgeschichte, deswegen auch nicht leicht verständlich, - weil es eben Finalsätze sind. Meine Satzeichen sind urtümlich aus dem Bauch heraus..., da kann ich nichts machen.
Danke für Dein Lesen; Deine Anmerkungen nehme ich ernst und klopfe den Text daraufhin nochmals ab.
Gr.
michy

 

Hi Michy!

Habe den ersten Absatz gelesen und fand ihn hervorragend. Die Sprache in Bildern verstärken das leid des Inhaftierten.
Jedoch nimmt die geschichte meiner Meinung nach bis zum Schluss hin an Qualität ab und schließlich hab ich mich selbst dabei ertappt, dass ich die Zeilen nur noch überflogen habe. Wahrscheinlich lag es an den Rechtschreib (Groß/Klein) und Satzzeichenfehlern. Versteh mich richtig: Bin kein Rechtschreibfetischist, aber irgendwie stört es das Bild eines Textes.

Ich denke, dass es nur der Schluss einer kürzeren Geschichte ist, führt zu zweierlei Problemen: Zum einem leidet wahrscheinlich die Qualität des Fragmentes darunter, da die Geschichte als ganzes und nicht als autonome Prosa gesehen wird und Zweitens: Für den Challenge muss man extra etwas schreiben (so wie ich das verstanden habe).

Deine Geschichte hat zwar etwas Surreales, ich finde aber, dass man dieses Element noch stärker herausarbeiten könnte.

Mein Tipp: Lass dir von den Modderatoren die Geschichte verschieben und mach dich erneut an das Thema Surrealismus. Ein wenig Zeit hast du ja noch!

Fazit: Eine interessante, nach Schluss hin aber an Qualität abnehmende Geschichte.

Liebe grüße aus Wien,

P.H.

 

Hi - Peter Hrubi;
Jetzt hast Du mich schwer ins Grübeln gebracht, vor Allem vonwegen Verschieben und so, und ob mein Rechtschreibprogramm ne Macke hat; naja, und die Satzzeichen sind reine Willkür. Ich hatte eben immer schlechte Vorbilder -grins-. Dir meinen Dank fürs Lesen und Mühwaltung und sowieso...
Übrigens habe ich schon einen anderen Text eingestellt - und den extra! für die Aufgabe geschrieben.
Gr. nach A.
von
michy

 

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