Was ist neu

Not und Neid

Monster-WG
Beitritt
10.07.2019
Beiträge
344
Zuletzt bearbeitet:

Not und Neid

Ich bin fast dreißig Jahre alt und besitze ganze zehn Euro. Vielleicht bilden wir einen Kreis: Svea, 29, Schulfreundin, Angestellte im Naturschutz. Rechts ihr Freund Oliver, 31, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wattenmeerkunde und ich. Ich Vivien. Ich stelle fest: Die Fähre zum Festland, sieben Euro, der Rest Reisespesen. Musste trampen, bis nach Hause, bis nach Dresden. Wir haben nicht mal Stühle zum Geraderücken, sondern sitzen auf einer Betonbank am Inselhafen. Wir trinken Bier aus Bügelflaschen.
Svea erzählt aus den letzten Minuten ihrer Schwangerschaft.
„Busfahrplan, Vivien. So takten die im Krankenhaus die Geburten. Wie ein Busfahrplan. Per Wehenauslöser! Vivien!“
Vivien denkt: Ich bleibe locker und entspannt. Die Kontrolle meiner Wahrnehmung obliegt meinem Bewusstsein. Ich bin ein guter Mensch und genieße Sveas Gastfreundschaft auf dieser kleinen Reise. Sie ist bestimmt ein guter Mensch.
Svea spricht: „Ist doch schrecklich, das Ganze, oder Vivien? Oder?"
Oliver blickt auf die Reihe festländischer Windmühlen und trinkt Bier.
„Und dann hat die Schwester den Namen falsch geschrieben. Timon, sie packte ein Ha zwischen I und Te, Thimon. Kannst du dir das vorstellen? Die haben ein Ha eingebaut. Thi-Eytsch. Kannst du das Vivien?“
„Nein, nicht wirklich“, denkt sich Vivien die Antwort. Sie steckt die Zungenspitze zwischen die Schneidezähne: „Thi. Thi“, flüstert sie: „Thi. Thi. Thi-mon.“

Sie spazieren am Meer.
„Und meine Kollegin, die hatte Zwillinge, die haben das eine Kind per Kaiserschnitt und das andere richtig entbunden. Musst dir vorstellen, die haben alle Bauchmuskeln durchtrennt, das ist nämlich der Kaiserschnitt. Das Durchtrennen aller Bauchmuskeln. Kannst du dir das vorstellen?“
„Nein. Nicht wirklich.“
Pause der verlorenen Gesprächsfäden. Nicht jede festländische Windmühle erzeugt elektrische Energie.
„Ist die nächste Geburtsstation eigentlich in Husum?“, fragt Vivien gespielt interessiert.
„Richtig.“
„Vielleicht fünfzig Kilometer?"
"Nein. So achtzig. Achtzig Kilometer."
"Es sind fünfundneunzig Kilometer. Eine Stunde per Hubschrauber." Oliver hat korrigiert. Svea nickt ihn ab: „Ist halt plattes Land. Keine Großstadt. Kein schönes Dresden. Nö, das ist Friesland“
„Was machen eigentlich deine Pläne? Du bist fast dreißig?“, fragt Oliver: „Familie?“ Er schaut einer festländischen Windmühle beim Luftverwirbeln zu.
„Mir gefällt Dresden. Schöne Stadt, ich wohne nicht unweit der Elbe. Man ist sehr schnell in der Sächsischen Schweiz.“
„Ein faszinierender Naturraum“, befindet Oliver. Svea nickt sie an. Flut setzt ein.

In Viviens letzter Nacht schreit Timon vor Verderben und Not (Snarrkind, hätte Viviens Oma gesagt, ein Snarrkind, wie du Vivien, oder deine Mutter früher, hätte sie mit der Fastachtzig-Stimme des Vorwurfs gesagt, die Nacht macht dir Not, musste dich gewöhnen, an Nacht, ist was Normales, die Nacht).
„Weil sie da ist“, hört sie Svea sagen. „Das kann ich mir nicht vorstellen“, ergänzt Oliver. Ich schon, denkt Vivien: Meine kleine negative Energie in mir. Hinter mir verderben alle Alleen. Sie öffnet die Dachluke. Die Insel aus der Luke: Rechterhand die dunkle Burg des Instituts für Wattenmeerkunde, dem weltweit führenden Forschungsinstitut vom Wattenmeer und seinen Bewohnern. Von seinen Zinnen beobachten fähigste Wattenmeerkundler den Lebensraum Watt. Auch jetzt, in der Nacht. So viel Wattmasse bis zum Land! Frontal das schwarze Festland. Linkerhand die hellen Dünen des Strandhakens Nord, einer Akkumulation von Meeressedimenten durch Küstenprozesse. Windstill und salzig die Nachtluft. Sie erinnert sich an Land-Insel-Windsysteme und an das Schulfach Erdkunde, an Svea beim Malen von Lehrer-Karikaturen, an die Langeweile einer sechsten Stunde Französisch, an die alte Svea neben ihr, in Bus und Klasse:
„Schade, Svea, schade“, sagt Vivien und flüstert: „Thi. Thi. Thi-mon.“

Gegen vier Uhr dreißig schreibt sie das Danke der notwendigen Höflichkeit. Pinnt es an die Familien-Planungs-Pinnwand. Jaja, Familie, jaja. Rattenschwanz an Versorgung! Brauch‘ ich nicht. Timon reagiert auf Vivien und schreit Hunger, Essen, Not. Ich war noch nie gut, auch im Setzen von Schlussstrichen, denkt Vivien und verlässt das Backsteinhaus tonlos, so gut es eben geht. Timon überschreit das Schließen der Eingangstür sehr, sehr gut. Trotzdem, ein blödes Snarrkind. Sie läuft zum Fährhafen.

Und überhaupt, dieses weltweit führende Institut für Wattenmeerkunde. Seine Beobachter blicken durch Feldstecherglas in alle vier Inselstraßen. Olivers Praktikanten polieren den Backstein. Außerdem, „weltweit führend“ ist das Adjektiv der Selbstkrönung. In der Schule imitierte Svea Napoleon: Ich packe eine Krone und mache sie zu meiner. Im Schulbus prophezeite Svea: Du wirst richtig, richtig gut werden. Vivien. Musst dich nur selber disziplinieren. Familie, du gründen wirst, Kinder, du gebären wirst. Klang das nicht nach süßer, realer Naturwissenschaft statt Naturschwafelei? Nach Werktag statt Weihnachten? Jetzt habe ich weder Abschluss noch Kind. Dafür noch zehn tolle Euro.
Vivien beschleunigt ihren Lauf. In der Nautischen Dämmerung strahlt der Fährhafen als das große Licht der Insel. Ein Volkswagen wartet auf die Fähre; die Fahrerin schlürft einen Becher Thermoskannenkaffee und schaut den festländischen Windmühlen beim Rotblinken zu.
„Moin. Fußpassagier?“
„Ja, schon.“
„Wo musste hin?“
„Richtung Hamburg, nach Süden.“
„Steig' ein, ist doch lang bis dahin. Ich bin Maja und müde. Nee, keine Angst, hab‘ mal Fernbeziehung nach Österreich geführt, das ist brutale Müdigkeit, sag‘ ich dir. Tausend Kilometer A7. Das hier nicht. Kaffee?“
„Ja.“ Vivien schluckt. „Ja, gern.“

Sie überqueren die Meerenge, fahren an der Reihe festländischer Windmühlen vorbei. Das rote Auto – „Hubi, so nenne ich es, Hubi“ – bewegt sich auf die zentrale Autobahn Jütlands zu. „Ich dachte früher, es gäbe eine Schlammspalte von Hamburg bis nach Dänemark. Und der Schlamm fließt zur Ost- und Nordsee, trocknet, reagiert auf Salzwasser, auf Brackwasser und bildet Schleswig-Holstein.“ Dann hören sie Welt- und Verkehrsnachrichten und die Hits von Heute. Maja dreht die Lautstärke leiser:
„Aber du haust nicht von deinem Kerl ab?“
„Nein, nicht wirklich.“
„Nicht was? Sorry, Hubi beschleunigt sehr laut. Alter Motor.“
„Ich habe Freunde besucht. Svea, Oliver.“
„Oliver? Der Oliver vom Institut?“
„Ja?“
„So ein großer mit dicker Hornbrille? Ja, den kenn' ich. Spannender und schwieriger Kerl.“
„Wieso?“
„Ach, ist nicht einfach in einer Beziehung mit Svea. Oliver ist eher so ein passiv-attraktives Teilchen. Man redet mit ihm…ja, man weiß nie, was bei ihm alles ankommt, wie er das verarbeitet. Er hat sicherlich Geheimnisse. Das macht ihn sehr interessant.“
„Ja. Ja, stimmt, wirklich, ein interessanter Typ.“
Sie fahren auf die A7.

„Oliver ist sicherlich ein guter Vater.“ Vivien lächelt.
„Ja.“ Kleine Pause. „Ja, bestimmt. Woher kennst du Svea?“
„Wir waren auf einer Schule.“
„Wie? Echt? Und?“ Maja schaltet hoch.
„Ja, sie war früher immer für jemanden da.“
Vivien prüft Majas Reaktion. Maja arbeitet – Sommersprossen auf leicht gebräunter Haut, ganz hübsch, in extremerer Variante eine Hippie-Mutter. Typenklärung: Ich folge den Entwicklungsphasen des Lebens konsequent, gebe mich aber wild. Ich bin konservativ in der Familienplanung, aber progressiv in der Selbstwahrnehmung. Ich bin Maja, 25, Inselschwester. Ihre Einschätzung zu Svea:
„Svea ist für jemanden da, der in ihr Schema passt. Ich bin das Licht und ihr habt mir zu folgen. So eine nervige Frau.“
„Früher hat sie Oliver betrogen.“
„Wie? Die kennen sich schon so lange?“
„Ja, seit der Schule. Svea hat ihn oft betrogen. Bis heute.“
Die kleine, negative Energie.
„Übrigens, dort, an der nächsten Ausfahrt, da bin ich aufgewachsen. Sechs Häuser in Reihe am alten Stackdeich.“ Vivien blickt in die andere Richtung:
„Eigentlich…“
„Ja?“
„Svea nutzt einen nur aus. Ich weiß, es ist ein hartes, ein gemeines Urteil. Es muss immer nach ihrer Linie gehen. Sie hat Oliver nicht verdient.“
„Vielleicht.“ Maja antwortet sehr leise. Die nächsten Ausfahrten schweigt sie. Sie überholen Lastwagen und alte Menschen in kleinen oder übergroßen Autos. Die Hits von Heute wechseln mit dem Besten der Achtziger ab.
„Klingt nicht nach dem besten Urlaub auf der Insel.“
„Ja.“
"Schade, Vivien, schade."

„Ich mag ja die Insel. Man lebt dort unter sich, aber im Endeffekt sind alle füreinander da. Man erfährt eben viel, man stützt sich. Alle kaufen dieselben Produkte, alle haben dieselben Tomaten vom Inselmarkt, man macht die Spaziergänge immer an denselben Stellen. Mehr ist es nicht. Ich mag sie. Aber die Großstadt auch. Mein Freund arbeitet dort. Er ist Polizist.“
„Das ist ein schwerer Beruf.“
„Es geht.“
„Ja, es geht viel.“
Sie sprechen die letzten Kilometer bis Hamburg nicht. Nur dem Allerbesten der Neunziger hören sie zu. Oder auch nicht. Vivien lispelt leise: „Thi, Thi, Thi-mon. Thi, Thi, Thi-mon.“

 

Hej @kiroly ,

der Klang deines Textes ist speziell und somit weckt er augenblicklich mein Interesse.
Die Protagonisten stehen allein im Wattenraum, jeder für sich. Ihre Kommunikation trifft sich nirgendwo, sie reden um des Redens willen. Ich spüre sofort, sie kennen sich, sind sich dennoch nicht nah, vielleicht sogar fremd. Was treibt die dort zusammen ? Welche Not?
Und deswegen reizt es mich - wieder einmal - zu sagen, ich wünschte mehr!

Musste trampen

meintest du müsste?

Gut, Vivien (ich nutze gerne Namen mit V:shy:) führt mich durch diese Geschichte, in der Kürze erfahre ich eine Menge, deswegen wäre mir eine längere eben auch lieber, du müsstest mich nicht informieren, du könntest es mir erzählen. Ich hätte die Beziehungen gerne herausgelesen, wie ihre Ab- und Zuneigung sich entwickelt hat, ihre Notfreundschaft. Gut, du nutzt dafür Maya (auch diesen Namen habe ich gern;)). Meine Maya war der Schleier, der das wahre Wesen verhüllt und entrissen zeigt sich der wahre Wille, der einzig wahre Wille zum Leben. Deine Maya gilt der Aufklärung.

„Nein, nicht wirklich. Ich hatte noch nie eine Geburt.“

Das ist die einzige Stelle, an der ich anhielt (okay, beim Aufzählen der Tätigkeiten am Institut noch mal, aber das willst du ja so :D) zu lesen, denn, das wissen dort ja alle und gerade weil Vivien eine eher tiefe Persönlichkeit ist, bin ich pingelig und ich hatte gehofft, sie würde etwas Überraschendes sagen. Etwas, dass auch die nervige Svea einhalten lässt, kurz wenigstens.
(Brauchst du eigentlich diese vielen Wiederholungen der Festlandwindmühlen?)
Viviens Abgang ist schön. Im Sinne von passend. Eine nächtliche Konfrontation mit einer der Protagonisten (jenseits von Maya) hätte mir gefallen. Mit und ohne Wendepunkt. (am liebsten mit) So weiß ich jetzt gar nicht so genau, woran ich als Erstes denken soll, wenn ich an diese Geschichte ...denke.

Aber nach mir gehts ja nie. :lol:

Lieber Gruß, Kanji

Ach und die Sternchen brauchst’ nicht, Absätze würden genügen und den Text nicht verlängern. Zeilen sparen :shy:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @kiroly,

sprachlich ist das Ganze sehr interessant aufgezogen. Ich bin jemand, der sich durch einen originellen Schreibstil gerne auch durch stille Geschichten führen lässt, wo wenig passiert. Und das war deine Geschichte: Still, auch etwas nostalgisch und wehmütig, atmosphärisch ansprechend beschrieben, gerade die norddeutsche Kulisse passt sehr gut.

Vivien ist eine interessante Protagonistin, über die ich gerne mehr erfahren hätte, speziell über ihre Beweggründe und warum sie ihre Freunde ("Freunde") besucht. Weil man das so macht, wenn sie ein Kind bekommen? Brauchte sie nur einen Notschlafplatz (wenn ja, warum?), beides? In welches Leben kehrt sie zurück, wenn sie in "Richtung Hamburg" gefahren wird, das bleibt mir persönlich alles zu unspezifisch. Du hast hier eine sehr schöne Welt- und Figurenkonstellation, von der ich einfach gerne mehr gesehen und erfahren hätte. Generell schwingt da bei Vivien etwas Wehmut mit, sie wird 30, ist kinderlos, arm und ohne Abschluss, fast schon eine stille Midlife-Crisis.
Da hätte ich mir etwas mehr Introspektion aus ihrer Perspektive gewünscht. Ich vermute aber auch, dass mir hier mehr Details auffallen werden, wenn ich die Geschichte mehrmals lese.

Etwas Textkram:

ich bin an die dreißig Jahre alt
Nur eine Kleinigkeit: Dass die Erzählerin hier so unspezifisch und distanziert ist, hört sich seltsam an. Es scheint ihr ja auch fast etwas unangenehm zu sein, ihr Alter zu sagen, das passt ja, wäre dann aber vielleicht besser: "ich bin fast dreißig"?

Svea erzählt aus den letzten Minuten ihrer Schwangerschaft.
Das ist nur mein persönliches Sprachgefühl, aber ich fände besser: "Svea erzählt von den letzten Minuten ihrer Schwangerschaft."

Svea umfasst einen Luftraum.
Ich weiß, was du meinst, aber, wenn ich Luftraum höre, denke ich an Flugzeuge und bin hier kurz gestolpert.

Sie steckt die Zungenspitze zwischen den Schneidezähnen
zwischen die Schneidezähne(n)?

Rechterhand[,] die dunkle Burg des Instituts für Wattenmeerkunde
Linkerhand[,] die hellen Dünenmasse des Strandhakens Nord
Ich glaube, da müssen Kommas hin.

Familie, du gründen wirst, Kinder, du gebären wirst.
Ich vermute, es ist Absicht, dass die das sagt wie Yoda, hört sich aber in meinen Ohren seltsam an, zumindest ohne Ankündigung oder kleine Info, warum sie hier plötzlich so spricht.

In der Nautischen Dämmerung
In der nautischen Dämmerung

Ich bin konservativ in der Familienplanung, aber progressiv in der Selbstwahrnehmung. Ich bin Maja, 25, Inselschwester. Ihre Einschätzung zu Svea:
Deine Erzählperspektive ist sehr interessant, die Kamera schwenkt ganz nah an Figuren heran, dann raus, dann wieder nah an jemand anders. Das schafft so natürlich irgendwo auch Distanz zu Vivien. Ich weiß nicht, ob es mir nicht besser gefallen hätte, alles nur aus Viviens Perspektive zu sehen.
Eine richtige Gut-Schlecht-Meinung dazu habe ich nicht, zum Schreibstil passt das, wollte den Punkt nur mal erwähnt haben.

So oder so: Habe die Geschichte gerne gelesen, wegen des Stils, der interessanten Protagonistin und auch der ganz eigentümlichen Atmosphäre, die du da aufbaust.

Viele Grüße,
Catington

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey kiroly,

das nenne ich mal ein spannendes Erzählerexpriment! Das hat was. Ich gebe Dir mal meinen Leseeindruck.

Ich bin Vivien, denkt Vivien, ich bin an die dreißig Jahre alt und besitze zehn tolle Euro. Vielleicht bilden wir einen Kreis: Svea, 29, Schulfreundin, Angestellte im Naturschutz. Rechts ihr Freund Oliver, 31, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wattenmeerkunde und ich. Ich Vivien.

Nachdem ich den ersten Satz gelesen hab, dachte ich, nee, denkt doch keiner. Ich bin Vivien. Ich bin Paul. Ich bin Waltraud ... Aber die nächsten Sätze verorten den ersten Satz dann irgendwie. Alle sitzen im Kreis und stellen sich einander vor. Wie in so einer Therapierunde. Und irgendwie ist diese ganze Reise ja eine Therapie für sie. Oder soll es zumindest sein.

Vivien denkt: Ich bleibe locker und entspannt. Die Kontrolle meiner Wahrnehmung obliegt meinem Bewusstsein. Ich bin ein guter Mensch und genieße Sveas Gastfreundschaft auf dieser Notfreundschafts-Reise. Das ist sie, eine Notfreundschafts-Reise, denn in der größten Not hilft nur die Not-Freundin. Sie ist bestimmt ein guter Mensch.

Und das hier hat auch so was Mantramäßiges. Klingt nach: Ich will die Kontrolle über meine Gefühle übernehmen. Ich bin gut. Svea ist gut. Was ich tue ist gut. Mir wird Gutes getan. Das ist gut. Das ihr das nicht so recht gelingt , zeigt der letzte Satz: Sie ist bestimmt ein guter Mensch. Das »bestimmt« relativiert alle vorherigen Aussagen. So richtig dran glauben, tut sie nämlich nicht.

Oliver blickt auf die Reihe festländischer Windmühlen und trinkt Bier.

Oliver scheint unbeteiligt. Er flüchtet mit dem Blick runter von der kleinen Insel, auf der sie festsitzen.

„Und dann hat die Schwester den Namen falsch geschrieben. Timon, sie packte ein Ha zwischen I und Te, Thimon. Kannst du dir das vorstellen? Die haben ein Ha eingebaut. Thi-Eytsch. Kannst du das Vivien?“
:) Mal kurz und schön die Svea charakterisiert.

„Nein, nicht wirklich“, denkt sich Vivien die Antwort. Sie steckt die Zungenspitze zwischen den Schneidezähnen: „Thi. Thi“, flüstert sie: „Thi. Thi. Thi-mon.“

Warum da die Gänsefüßchen? Hast Du vorher auch nicht, wenn sie denkt. Und wenn Du sie im weiteren Verlauf des Textes setzt, verwirrt mich das sehr, weil man immer denkt, sie sagt das, ach nee, sie denkt. Keine Ahnung, ob Du das bewusst gemacht hast, aber mich hat das sehr irritiert.
Und dieses »Thi. Thi. Thi-mon« - das war auch ein schräges Leseerlebnis. Irgendwann begann mein Kopf daraus ein Ti-amo zu machen. Wenn das Absicht war, dann - Chapeau! Und falls nicht, trotzdem geil :).

„Was machen eigentlich deine Pläne? Du bist fast dreißig?“, fragt Oliver: „Familie?“ Er schaut einer festländischen Windmühle beim Luftverwirbeln zu.
Während vorher sich eigentlich niemand für den Inhalt des Gespräches interessiert hat, höchstens Svea sich selbst, kommt hier das erste mal tatsächliche Interaktion auf. Nur, dass der Oliver dabei ganz weit weg guckt.

„Mir gefällt Dresden. Schöne Stadt, ich wohne nicht unweit der Elbe. Man ist sehr schnell in der Sächsischen Schweiz.“
Klingt ein bisschen nach Reiseführer. Und ist so gar nicht die Antwort auf seine Frage. Nein, diese Frage will Vivien nicht beantworten. Nicht dem Oliver. Und ein kleines bisschen auch nicht sich selbst. Denn dann wäre sie ja gleich wieder in ihrem eigenen, traurigen Leben und daraus flüchtet sie ja gerade. Dann doch lieber meditatives Windmühlenglotzen.


„Weil sie da ist“, hört sie Svea sagen: „Neue Gäste, Einfluss.“ „Das kann ich mir nicht vorstellen“, ergänzt Oliver. „Ich schon“, denkt Vivien: „Meine kleine negative Energie in mir. Hinter mir verderben alle Alleen.“
Hier stören mich die "..." ungemein bei Vivien.

Gegen vier Uhr dreißig schreibt sie das Danke der notwendigen Höflichkeit.
Pflicht. Kein echtes Danke. Ein Anstandsdanke.

Pinnt es an die Familien-Planungs-Pinnwand. Jaja, Familie, jaja. Rattenschwanz an Versorgung! Brauch‘ ich nicht.
Familien-Planungs-Pinnwand - hehe
Brauch ich nicht! Ja, sie redet es sich da hin, ihr Leben.

Ich war noch nie gut, auch im Setzen von Schlussstrichen“, denkt Vivien und verlässt das Backsteinhaus tonlos, ...
Sie schleicht sich wie ein Dieb aus dem Haus. Keiner der sie verabschiedet.
Nicht gut im Setzen von Schlussstrichen. Der Oliver. Da fehlt der Punkt. Den bekommt sie einfach nicht hingesetzt.

Außerdem, „weltweit führend“ ist das Adjektiv der Selbstkrönung. In der Schule imitierte Svea Napoleon: Ich packe eine Krone und mache sie zu meiner. Im Schulbus prophezeite Svea: Du wirst richtig, richtig gut werden. Vivien. Musst dich nur selber disziplinieren. Familie, du gründen wirst, Kinder, du gebären wirst. Klang das nicht nach süßer, realer Naturwissenschaft statt Naturschwafelei? Nach Werktag statt Weihnachten? Jetzt habe ich weder Abschluss noch Kind. Dafür noch zehn tolle Euro.
Der eine hat, der andere nicht. Stünde es nicht ohnhin im Titel, jetzt ploppt das Wort Neid ganz groß auf vor meinem inneren Auge. Schön dieser Sarkasmus am Ende sich selbst gegenüber. Sie muss weiter zu ihrer inneren Therapiestunde.

„Aber du haust nicht von deinem Kerl ab?“
„Nein, nicht wirklich.“
Doch. Doch ganz bestimmt.

„Ach, ist nicht einfach in einer Beziehung mit Svea. Oliver ist eher so ein passiv-attraktives Teilchen. Man redet mit ihm…ja, man weiß nie, was bei ihm alles ankommt, wie er das verarbeitet. Er hat sicherlich Geheimnisse. Das macht ihn sehr interessant.“
„Ja. Ja, stimmt, wirklich, ein interessanter Typ.“
Ja? Was lief da zwischen denen? Mich interessieren die Geheimnisse auch.

„Ja, sie war früher immer für jemanden da.“
Vivien prüft Majas Reaktion.
Kann ich noch nicht richtig einordnen. Was für eine Reaktion erhofft sie sich von Maja? Keine Ahnung.

Ich bin Maja, 25, Inselschwester.
...
„Früher hat sie Oliver betrogen.“
Jaaaa. Erzähl es der Inselschwester. Die kennt jeden auf der Insel. Die wird das schon weitererzählen.

„Ja, seit der Schule. Svea hat ihn oft betrogen. Bis heute.“
Genau. Und jetzt noch mal schön festigen diese Erkenntnis im Majahirn.

„Übrigens, dort, an der nächsten Ausfahrt, da bin ich aufgewachsen. Sechs Häuser in Reihe am alten Stackdeich.“ Vivien blickt in die andere Richtung.
„Eigentlich…“
„Ja?“
Wer sagt hier was?

„Svea nutzt einen nur aus. Ich weiß, es ist ein hartes, ein gemeines Urteil. Es muss immer nach ihrer Linie gehen. Sie hat Oliver nicht verdient.
Nein. Der ist für Vivien, denkt Vivien.

„Ich mag ja die Insel. Man lebt dort unter sich, aber im Endeffekt sind alle füreinander da. Man erfährt eben viel, man stützt sich. Alle kaufen dieselben Produkte, alle haben dieselben Tomaten vom Inselmarkt, man macht die Spaziergänge immer an denselben Stellen. Mehr ist es nicht. Ich mag sie. Aber die Großstadt auch. Mein Freund arbeitet dort. Er ist Polizist.“
Ja, diese kleine Zelle der Geborgenheit. Die vermisst sie ganz schrecklich. Die Großstadt ist zu groß für sie. Und der Freund, der ist so ein Notbehelf. Klingt ja voll verliebt, wie sie über ihn redet (Augen roll). Vielleicht ist der auch gar nicht wirklich da, sondern eine Notlüge. Für Maja und für ihre Selbstachtung.

Vivien lispelt leise: „Thi, Thi, Thi-mon. Thi, Thi, Thi-mon.“
Entweder ti amo oder eben tatsächlich des Kindes Namen. Es hätte ihr Kind sein sollen. So wie Oliver und das Inselleben. So wie die gesellschaftliche Anerkennung. Weltruhm vs. 10,00 Euro. Ach, Vivien. Der Oliver hat sie nicht zur Seite genommen und mit ihr Pläne zum Durchbrennen igeschmiedet. Der hat Windmühlen angeschaut, die ihre Kreise am immer selben Ort ziehen. Nicht alle erzeugen Energie. Manche drehen sich auch einfach stumm und nutzlos um sich selbst. Keine Ahnung, ob die beiden tatsächlich das bessere Paar wären. Die Erzählerin ist unzuverlässig. Ich weiß nicht, was ich ihr glauben kann und was nicht, gerade was sie über Svea erzählt. Verletzte Frauen sind da ja nicht unbedingt glaubhaft und unvoreingenommen in ihren Wahrnehmungen. Oliver selbst wollte sie ja eher nicht auf der Insel haben ...

Diese selbstanalytische Sicht der Prot. hat etwas ungemein faszinierendes. Irgendwie tut sie einem Leid, andererseits ist sie mir auch nicht gerade sympathisch. Ich mein, klar, so eine einseitige Liebe ist schon belastend. Und dann fährt sie dahin in der Hoffnung, dass es den beiden nicht gut geht. Aber es geht ihnen gut. Und damit sinkt das letzte Stück Hoffnung. Aber sie ist halt auch fies und dann tut sie einem eben doch nicht leid. Und dieses hin und her, leid tun, nicht leid tun, leid tun, ... das hat eine ziemlich erstaunliche Wirkung bei mir hinterlassen. Trotz der seltsamen Distanz durch die Außenbetrachtung Viviens auf sich selbst. Das hat schon was gemacht mit mir. Wäre sie jetzt nur die arme verprellte - also rein Opfer - der Text wäre nur halb so stark. Ist halt eine spannende Figur, gerade auch durch die Erzählstruktur. Mir hat das gut gefallen. Wäre der Text um ein Vielfaches länger, ich bin mir sicher, irgendwann hätte ich aufgehört zu lesen, weil mir Vivien echt auf die Nerven gegangen wäre, aber auf die Länge funktioniert das extrem gut bei mir.

So. Reicht. Ist ja auch ziemlich lang geworden.
Beste Grüße, Fliege

 

Hallo zusammen! :-)

@Kanji,
@Catington,
@Fliege

Vielen, vielen Dank für's Lesen und für's ausführliche Kommentieren, für Eure Ratschläge und Ideen. Ich werde nochmal einzeln auf eure Kommentare eingehen, allerdings ruft die ewige Erwerbsarbeit, deswegen erstmal eine kurze Rückmeldung - nicht, dass ihr denkt, Eure Kommentare verpuffen im luftleeren Raum. Einige Sachen haben mich echt überrascht.

Aus Euren Kommentaren entnehme ich aber eine grobe Tendenz: Interessanter Text, aber man will mehr erfahren, insbesondere über Vivien, eine Auflösung vielleicht sogar. Ist eine Schwäche von mir, dass ich schnell ins "Volldiffuse" abrutsche und dann schwebt alles, ja alles, im Wattenraum. Vielleicht werde ich eine weitere Szene, in Hamburg zum Beispiel, einbauen, der zur Auflösung beiträgt. Mir war es wichtig, einen ambivalenten, widersprüchlichen Menschen darzustellen, da mir diese Widersprüchlichkeit realitätsnaher, menschlicher erscheint. Das war mir sehr, sehr wichtig.

Merci, danke, gracias und so, es kommt noch etwas :-)
kiroly

 

Moin, kiroly,

ich fall mal gleich mit der Tür ins Haus (ich mag einfach Deine Sprache – oder wie Lennon, eben der Johnny be good, es sagen würde „Deine (dear) eigene Schreibe“, und der Titel ist ganz nach meinem Herzen, aber ich hör schon meinen Drahtesel ungestüm scharren, also ganz kurz nur, denn da sind Holprigkeiten oder Stolpersteine der Art

„Und meine Kollegin, die hatte Zwillinge, die haben das eine Kind per Kaiserschnitt und das andere richtig gebärt.
(ver)störend.

Also „gebären“(got. „gabaíran“, ahd. „ki-/giperan“ [„erzeugen / hervorbringen / gebären“]), gramm. „gebärt / gebar / hat geboren“), die Mutter gebiert, und wenn das eine Menschlein per Kaiserschnitt, so wird das andere normal „entbunden“, würd ich vorschlagen.

Und die Auslassungspunte musst auf jeden Fall korrigieren - lass zwischen Wort und Auslassungspunkten i. d. R. eine Leerstelle. Sind Auslassungspunkte am Ende eines Satzes, muss man nur bis drei zählen können. Sie ersetzen gleichzeitig den Abschlusspunkt - nicht aber Frage- und Ausrufezeichen.

Und hetzt erst mal tschüss und bis bald

Friedel

 

Hi @kiroly

ich habe bisher keinen Text von dir kommentiert und hinterlasse dir auch diesmal nur ein paar Gedanken.

Mir war es wichtig, einen ambivalenten, widersprüchlichen Menschen darzustellen, da mir diese Widersprüchlichkeit realitätsnaher, menschlicher erscheint. Das war mir sehr, sehr wichtig.
dieses Ziel hast du zweifellos erreicht. Die Figur wirft Schatten, nahe am unerklärlichen der Gehrinverwirrungen, die ein jeder in sich trägt.
Die Erzählstimme jedoch wirkt auf mich in Teilen wie eine Mogelpackung, versteckt hinter der Figur, die persona auftritt, einen alles kontrollierenden Erzähler, wodurch die scheinbare Unschärfe und Ziellosigkeit noch viel störender erscheint und das Erzählte von mir ale Leser mit einem: So what, oder besser: so Watt, Thi-tho-thu aufgenommen wird.

Vivien denkt: Ich bleibe locker und entspannt. Die Kontrolle meiner Wahrnehmung obliegt meinem Bewusstsein. Ich bin ein guter Mensch und genieße Sveas Gastfreundschaft auf dieser Notfreundschafts-Reise
Zum Beispiel hier
Die sprachlichen Preziosen verwendest du ziemlich beliebig, fast inflationär, die Wiederholung der Notfallfrendschafts-Reise wirkt auf mich, als wolle der Erzähler den eignen stilistischen Einfall im Bewusstsein des Lesers als Hey-da-bin-ich-aber-einfallsreich-und-ach-so-literarisch-Hinweis verankern. Ich kann selbst ein Lied singen von ähnlichen Einwänden bei meinen Texten singen und habe daraus gelernt, dass Sprachakrobatikversuche ihre Wirkung verlieren, wenn sie allzu häufig verwendet werden.

Dennoch: ohne Zweifel ein interessanter Text.

viele Jetzt.gehört-sichs-ja-gesund-zu-bleiben-Grüße
Isegrims

 

Ich nochmal - und wieder nur kurz, denn Gerüch(t)e kommen aus der Küche herüber zu mir ... Ein bisschen kommt es mir wie eine Quichoterie (darf man das so sagen?) nicht nur wegen der Mühlen vor, aber die Planung eines Krankenhauses mit einem Fahrplan des öffentlichen Nahverkehrs zu vergleichen ist schon ein gewagtes Bild, besonders wenn die Zeitangaben auf Bahnhöfen und anderen Haltestellen nur Näherungen sein können und eine 50minütige Verspätung als Fortschritt in Sachen Pünktlichkeit abgeben werden kann - es hätten ja auch 60 Minuten sein können ...

Tschüss,

Friedel

 

Hallo @Friedrichard, @Isegrims, @Sisorus, vielen Dank für Eure Kommentare, für Eure Eindrücke und Einschätzungen - ich werde sie noch ausführlicher kommentieren. Das Kunststückchen im ersten Satz habe ich schon abgeändert. Und nein @Sisorus, dein Kommentar war überhaupt nicht zu hart, ganz im Gegenteil :-) Danke, danke!

Hallo @Kanji, vielen Dank für Deinen Kommentar nochmal :-)

Was treibt die dort zusammen ? Welche Not?
Und deswegen reizt es mich - wieder einmal - zu sagen, ich wünschte mehr!

Ja, das ist die große Schwäche und nach den weiteren Kommentaren wird mir mehr und mehr bewusst, dass dieses "In-der-Luft-schweben" einen unbefriedigenden Eindruck hinterlassen kann, der sich dann ins Gewollt-Literarische krümmt (was ich auch den Kommentaren von @Isegrims und @Sisorius entnehme). Im Grunde ein Fehler, der mir schon oft unterlaufen ist und den ich zu beheben versuche, das Ende gefällt mir auch...ja, da kann ich nur mit einem "Mal schauen" vertrösten, auch wenn "Mal schauen" immer nach Ablage Archiv klingt :-(

Musste trampen
meintest du müsste?

Hier bleibe ich doch beim umgangssprachlicheren "Musste", letzteres klingt für mich "achselzuckender" und "situationsakzeptierender".

„Nein, nicht wirklich. Ich hatte noch nie eine Geburt.“
Das ist die einzige Stelle, an der ich anhielt (okay, beim Aufzählen der Tätigkeiten am Institut noch mal, aber das willst du ja so :D) zu lesen,

Das habe ich etwas abgeschwächt und durch ein "Nein. Nicht wirklich" ersetzt, danke dafür :-) Ja, das erste klang echt ein bisschen...sehr...anders...egal^^. Auch die Sternchenabsätze habe ich durch Leerzeilen ersetzt, danke für den Hinweis.

So weiß ich jetzt gar nicht so genau, woran ich als Erstes denken soll, wenn ich an diese Geschichte ...denke.

Diesen Hinweis finde ich sehr, sehr wichtig - er spielt ja auf das mentale Bild an, das sich im Kopf nach dem Lesen eines Textes festsetzt und auf das später zurückgegriffen wird. Ohne jetzt allzu sehr darauf einzugehen, packe ich diesen Eindruck in eine Gruppe mit dem Hinweis von

über die ich gerne mehr erfahren hätte, speziell über ihre Beweggründe und warum sie ihre Freunde ("Freunde") besucht.

der auf eine präzisere Zeichnung Viviens, einer Aufklärung, hindeutet. Ja - "Mal schauen", mehr kann ich dazu jetzt leider nicht schreiben :-D

Vielen Dank für deinen Kommentar :-)

LG
kiroly

 

Liebeer @kiroly ,

endlich. Es war wirklich mal wieder an der Zeit. (Und) du hast wieder gelierfert, finde ich. Der Text gefällt mir gut. Macht mir immer wieder Spaß zu lesen, wie du mit Sprache umgehst; wie du mit äußerst geschickten Beobachtungen, einem großen Stilempfinden und Gespür für Syntax wie mit einem bunten Geschenkekorb die Runde machst. Das ist (entschuldige diesen Vergleich, aber ich finde, es passt einfach irgendwie) wie Jazz. Als würdest du das Thema umspielen, (fast) immer in den richtigen Abständen, mit Schleifen und ja, mir fehlt da auch das Vokabular. Das ist vielleicht auch das spannende an deiner Textform, es gibt hier keine Notation oder sonstige mathematische Behelfsmittel. Du musst da so kitschig es klingt immer wieder aufs Gefühl vertrauen. Aber davon hast du zum Glück viel.
Mich überzeugt der Text, weil er so zielsicher aufs Anspruchsvolle geschrieben ist. Da steckt eine große Sprachlust drin und das finde ich toll. Da gibt es brilliante Bilder und Beobachtungen, einen wirklich bestechenden Anfang und ein knackiges Ende (bei letzteren beiden macht dir echt kaum jemand etwas vor ...) und natürlich ist es toll und auch typisch kiroly-Text, dass hier das klassische Szenen-Dialog-Schema aufgebrochen wird. Das macht es ein bisschen schwieriger beim Lesen. Dafür entsteht etwas ganz Neues, auf erfrischende Weise Reizvolles.
Ich finde, du könntest versuchen, noch mehr über mögliche Lesarten deiner Texte nachzudenken und wie man so etwas beim Skizzieren berücksichtigen könnte. Wer das für mich wirklich meisterhaft beherrscht und sogar hier im Form aktiv ist! @Peeperkorn. Einfach mal in verschiedene Storys reinlesen. "Antons Versuch" wollte ich dir empfehlen, scheint aber offline zu sein. Aber da gibt es viele Beispiele. Ich denke, es ist immer eine Qualität, wenn ein Text mehrere Lesarten aufweist, und eine schöne Herausforderung beim Schreiben ist es auch. Damit ist nicht gemeint, dass hier und da ein Symbol auftaucht, das für etwas steht, sondern umfänglicher, eben eine Story hinter der Story.
Ansonsten denke ich könnte die Geschichte trotz ihres resignativen Tons etwas mehr Haltung vertragen. Das hängt für mich fast immer mit der Figurenzeichnung des Protagonisten zusammen. Wenn der oder in diesem Fall die nicht stark genug gezeichnet ist, da kaum ein Wollen oder eine Bereitschaft gegen Widerstände ist, dann kommt etwas wie Haltung nicht zustande, glaube ich. Unterscheidbar und interessant auf ihre vielschichte Art sind die Figuren ja alle. Das ist es nicht. Die Protagonistin ist sehr bei sich und wird auch in diesem Setting nicht aus der Reserve gelockt werden, sodass es vielleicht sein kann, dass sie unter anderen Umständen mehr Charakter zeigte, nicht aber hier.
Das wärs erstmal :-)

Ich bin fast dreißig Jahre alt und besitze zehn tolle Euro. Vielleicht bilden wir einen Kreis: Svea, 29, Schulfreundin, Angestellte im Naturschutz. Rechts ihr Freund Oliver, 31, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wattenmeerkunde und ich. Ich Vivien. Ich habe zehn Euro und rechne: Die Fähre zum Festland, sieben Euro, der Rest Reisespesen.

wie gesagt, toller Einstieg, finde ich.

Kannst du dir das vorstellen? Die haben ein Ha eingebaut. Thi-Eytsch. Kannst du das Vivien?“

hehe, ist lustig, dieses doppelte Nachfragen, ohne eine Reaktion abzuwarten. Auch das ausgeschriebene Thi-Eytsch.

Sie steckt die Zungenspitze zwischen den Schneidezähnen: „Thi. Thi“, flüstert sie: „Thi. Thi. Thi-mon.“

sehr schön! :-)

Kannst du dir das vorstellen?“
„Nein. Nicht wirklich.“

Gefällt mir auch gut. Das hätte ich mir als so einen Running Gag auch noch einmal vielleicht sogar auch ein viertes Mal im Text vorstellen können. Kannst du dir das eigentlich vorstellen? Um ehrlich zu sein, nein.
Ist eben so ... wieder so ein wunderbarer Griff in die Grabbelkiste demaskierter Widrigkeiten des Menschseins. Okay, ein bisschen viel Pathos.

Pause der verlorenen Gesprächsfäden. Nicht jede festländische Windmühle erzeugt elektrische Energie.

Ist doch super, so was. Da ist Poesie mit drin. Das ist etwas, dass kein Bild in keinem Film oder anderem visuellem Medium so schaffen kann. So etwas geht eben nur über Text und warum nutzen wir das so wenig? Weil wir es uns oder irgendwelchen potentiellen, schwerlich je gefundenen Lesern nicht zutrauen?

„Ein faszinierender Naturraum“, befindet Oliver.

hehe. Hier musste ich irgendwie an deinen Kommentar zu Goo denken, wo du was vom Hangelschreiben erzählt hast. Das könnte genauso entstanden sein. Gefällt mir sehr gut.

Meine kleine negative Energie in mir. Hinter mir verderben alle Alleen.

Das Kind ist gemeint oder? Diese Dopplung der persönlicher Pronomen mit "meine" und "mir" entstellt den Satz, finde ich, etwas. Da würde ich mir etwas mehr Pointierung wünschen, zumal der Gedanke echt krass ist. Fast so ein bisschen Lars von Triers mäßig, heh.

Und überhaupt, dieses weltweit führende Institut für Wattenmeerkunde. Seine Beobachter blicken durch Feldstecherglas in alle vier Inselstraßen. Praktikanten polieren den Backstein. Außerdem, „weltweit führend“ ist das Adjektiv der Selbstkrönung. In der Schule imitierte Svea Napoleon: Ich packe eine Krone und mache sie zu meiner. Im Schulbus prophezeite Svea: Du wirst richtig, richtig gut werden. Vivien. Musst dich nur selber disziplinieren. Familie, du gründen wirst, Kinder, du gebären wirst. Klang das nicht nach süßer, realer Naturwissenschaft statt Naturschwafelei? Nach Werktag statt Weihnachten? Jetzt habe ich weder Abschluss noch Kind. Dafür noch zehn tolle Euro.

Man, das ist echt dicht geschrieben. Diesen Text kann man zehn mal lesen und man kriegt wahre Bilder vorgelegt, in die man sich hineinfressen kann, die sind zum Einziehenlassen. Vielleicht mache ich das nochmal. Text als Bodylotion oder so ... :silly:

reagiert auf Salzwasser, auf Brackwasser und bildet Schleswig-Holstein

Spannende Sicht darauf.

passiv-attraktives

schöne Neuverbindung zu passiv-aggressiv

in extremerer Variante eine Hippie-Mutter.

hehe

Typenklärung: Ich folge den Entwicklungsphasen des Lebens konsequent, gebe mich aber wild. Ich bin konservativ in der Familienplanung, aber progressiv in der Selbstwahrnehmung. Ich bin Maja, 25, Inselschwester.

Hah! Klasse. Ich hab so was in Texten von mir auch ab und zu gemacht. Ich finde das auch witzig, außerdem denke ich, dass es sich bei so einer Erzählerin erlaubt. Es überrascht zudem, erfrischt irgendwie und liefert Infos. Also was will man eigentlich mehr.

----

Nochmal zu dir, @Sisorus,

fand deinen Kommentar sehr inspirierend und hab mich ein Stück weit auch selbst darin wiedererkannt. Jimmy S. hat ein paar Mal gegen übergriffige Kommentatoren gewettert, man solle niemandem in seine persönliche Sichtweise auf einen Text hineingrätschen. Das habe ich mir gemerkt und bin ein bisschen sensibel dafür geworden. Trotzdem möchte ich zu den Sachen, die du ansprichst, nochmal ein zwei Worte verlieren.

Aber mir scheint, hier steckst Du fest und machst, statt abenteuerliche Dinge mit komplexerer Sprache zu wagen, lieber kleine Kunststückchen mit Dingen, die gemeinhin als schlechte Form betrachtet werden.

Etwas ähnliches habe ich Kiroly auch schon in einem anderen Text vorgeworfen. Ich muss aber sagen, dass das hier im Text schon viel weniger im Fokus steht. Und was man auch mal sagen muss: Das Ding ist ja, dass das erst zu stören anfängt, wenn da keine Story ist und die Sprache quasi nur im Weg herumsteht. Das tut sie hier aber schon viel weniger. An sich nämlich, finde ich zumindest, sind diese "kleinen Kunststückchen mit Dingen, die gemeinhin als schlechte Form betrachtet werden" damn großes Kino, was einfach mal nur ein sehr geringer Teil aller Leute, die so schreiben, beherrscht. Autoren haben da manchmal einen sehr kritischen Blick drauf, obwohl das etwas ist, das so viel Mühe braucht und eigentlich auch sehr wertvoll ist. Vielleicht verstehe ich aber auch nur nicht, was du mit "abenteuerliche Dinge mit komplexerer Sprache zu wagen" meinst. Vielleicht gibt es da ja irgendwelche Ebenen, die mir verborgen sind. Würde mich sehr interessieren.

Denn Du weißt, wann und warum sie schlechte Form sind. Also kannst Du ein wenig damit spielen, ohne dir die Finger zu verbrennen. Das ist ein Weg, den man gehen kann. Den, glaube ich, viele gehen und über den einige dieser vielen auch ihren Weg in Literaturzeitschriften und auf Lesebühnen finden.

Das, wie gesagt, empfinde ich als GROßE Stärke. Tja und in gute Literaturzeitschriften und auf Lesebühnen zu kommen ist jetzt nicht gerade eine Schande, finde ich. Wenn ich Texte aus guten Literaturzeitschriften (Bella Triste, Kolik, Edit, Narr, Jenny etc.) lese, dann bin ich in den meisten Fällen beeindruckt und denke mir, dass ich davon gern mal was Längeres lesen würde. Klar, da gibt es auch einfach abgefahrene Sachen und mit reiner Lyrik kenne ich mich persönlich kaum aus, gibts da ja auch oft, aber grundsätzlich ist das für mich erstrebenswert. Das heißt, du machst etwas, was wirklich neu ist und vielleicht findest du wirklich einen ganz eigenen Ton. Klar, man kann auch alles in schlichter Sprache, gut leserlich und auf Verständlichkeit getrimmt schreiben und damit großartige Literatur schaffen (Daniel Kehlmann muss da jetzt mal herhalten – wie so oft). Ist dann eben etwas 'leichter' und damit für den Markt geeigneter. Ich bin der letzte, der da jetzt so einen pseudo-Ethos draus macht, von wegen nieder mit dem kapitalistischen Buchmarkt! Ich finde nur, dass Literaturzeitschriften auch sehr Wertvolles leisten. Falls du selbst, wie du schreibst, nicht ganz unschuldig bist, was das Thema angeht, darfst du, finde ich, auch einfach mal stolz darauf sein :-P

Ich bin da (man vergebe mir das eitle Gehabe) selbst nicht ganz unschuldig und vielleicht projeziere ich auch gerade nur meine Unfähigkeit auf Dich. Falls dem so sein sollte: bitte verzeih mir.

?

Liebe Grüße an euch beide
Carlo

 

Hallo @Catington!

Vielen Dank für Deinen Kommentar! Ich schätze deine präzise und klare Kommentar-Sprache, du bist hier im Forum auch sehr, sehr aktiv.

Du hast hier eine sehr schöne Welt- und Figurenkonstellation, von der ich einfach gerne mehr gesehen und erfahren hätte. Generell schwingt da bei Vivien etwas Wehmut mit, sie wird 30, ist kinderlos, arm und ohne Abschluss, fast schon eine stille Midlife-Crisis.
Da hätte ich mir etwas mehr Introspektion aus ihrer Perspektive gewünscht.

Auch aus diesem Eindruck entnehme ich den bereits mehrfach erwähnten Wunsch nach einer Weiterentwicklung der Geschichte, vielen Dank. Insbesondere der letzte Punkt - "mehr Introspektion" - ist ein konkreter Anhaltspunkt, aus dem sich, hoffentlich, etwas entwickeln lässt.

ich bin an die dreißig Jahre alt
Nur eine Kleinigkeit: Dass die Erzählerin hier so unspezifisch und distanziert ist, hört sich seltsam an. Es scheint ihr ja auch fast etwas unangenehm zu sein, ihr Alter zu sagen, das passt ja, wäre dann aber vielleicht besser: "ich bin fast dreißig"?

Deinen Vorschlag habe ich übernommen. Ich bin fast dreißig klingt auch natürlich, weniger kunststückchenhaft, merci.


Svea umfasst einen Luftraum.
Ich weiß, was du meinst, aber, wenn ich Luftraum höre, denke ich an Flugzeuge und bin hier kurz gestolpert.

Ich hatte anfangs die Idee einer naturwissenschaftlich-analytischen Vivien, die ihre eigene Midlife-Crisis über eine repetitive, strukturierte und analytische Auflösung der eigenen Wahrnehmung zu kontrollieren versucht. Eine rationale, kühle Vivien, die nicht versteht, warum sie mit Ende 20 dort steht, wo sie steht - arm und ohne Abschluss. Deswegen auch die Idee vom Luftraum. Aber es stimmt, es ist doch ein arg technischer Ausdruck, vielleicht eher Luftmasse? Oder lassen wir es einfach bei simpler Nordseeluft.


Sie steckt die Zungenspitze zwischen den Schneidezähnen
zwischen die Schneidezähne(n)?

Leider gehöre ich auch zur Borderline-Gruppe Dativ/Akkusativ und verweise auf

"zwischen" mit Dativ/Akkusativ

wobei ich Deinen Vorschlag als Variante 2b erkenne - "zwischen" als räumliches Adverb, das eine Hinbewegung auf eine Stelle kennzeichnet (durch "stecken"). Danke.

Familie, du gründen wirst, Kinder, du gebären wirst.
Ich vermute, es ist Absicht, dass die das sagt wie Yoda, hört sich aber in meinen Ohren seltsam an, zumindest ohne Ankündigung oder kleine Info, warum sie hier plötzlich so spricht.

Ja, der Yoda war Absicht. Der Satz sollte als eine Prophezeiung auf der Basis einer banalen (Schüler-)Weisheit klingen. Aber es stimmt, ein Stilmittel, das den Textfluss extrem unterbricht. Ich habe ihn trotzdem gelassen, da er - meiner Ansicht nach - auf den Familien-Neid Viviens anspielen soll.

So oder so: Habe die Geschichte gerne gelesen, wegen des Stils, der interessanten Protagonistin und auch der ganz eigentümlichen Atmosphäre, die du da aufbaust.

Schön, freut mich. Danke für deinen Kommentar :-)

 

Hallo @Carlo Zwei,

vielen, vielen Dank für Deinen Kommentar :-) Hat mich super-sehr gefreut...ich werde nochmal darauf eingehen.

lg
kiroly

 

Hallo @Fliege!

Vielen Dank für Deinen (Live?)-Kommentar :-) Vieles, was Du angesprochen hast, hat mich überrascht, da ich daran gar nicht gedacht habe. Andererseits bin ich ein Gegner des "Autorintentionsratens", auf mich wirkt das manchmal wie eine Spielshow mit zickigen Kindern. Der Text wird mit Veröffentlichung losgelassen und soll eine eigene Dynamik entwickeln. Leider kann ich das nicht näher beschreiben, ich hoffe du verstehst, was ich ungefähr meine.

Alle sitzen im Kreis und stellen sich einander vor. Wie in so einer Therapierunde. Und irgendwie ist diese ganze Reise ja eine Therapie für sie. Oder soll es zumindest sein.

Und das hier hat auch so was Mantramäßiges. Klingt nach: Ich will die Kontrolle über meine Gefühle übernehmen. Ich bin gut. Svea ist gut. Was ich tue ist gut. Mir wird Gutes getan. Das ist gut. Das ihr das nicht so recht gelingt , zeigt der letzte Satz: Sie ist bestimmt ein guter Mensch. Das »bestimmt« relativiert alle vorherigen Aussagen. So richtig dran glauben, tut sie nämlich nicht.


Ja, das war die zentrale Idee des Textes: Vivien versucht durch Selbstanalyse sich selber zu verorten, ihre eigene Krise zu verarbeiten und die eigenen, als moralisch schlecht empfundenen Gefühle zu kontrollieren. Bin froh, dass das bei dir so ankam

Oliver blickt auf die Reihe festländischer Windmühlen und trinkt Bier.

Oliver scheint unbeteiligt. Er flüchtet mit dem Blick runter von der kleinen Insel, auf der sie festsitzen.

In der Landschaft Mitteleuropas bilden elektrizitätserzeugende Windenergieanlagen oft das einzige sich konstant bewegende Element. Vielleicht noch eine Möwe, vielleicht noch Ebbe und Flut. Sie ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Ja, Oliver flüchtet sich, wie im Grunde alle Insulanerinnen und Insulaner der Geschichte. Freut mich, dass das ankam.

„Nein, nicht wirklich“, denkt sich Vivien die Antwort. Sie steckt die Zungenspitze zwischen den Schneidezähnen: „Thi. Thi“, flüstert sie: „Thi. Thi. Thi-mon.“

Warum da die Gänsefüßchen? Hast Du vorher auch nicht, wenn sie denkt. Und wenn Du sie im weiteren Verlauf des Textes setzt, verwirrt mich das sehr, weil man immer denkt, sie sagt das, ach nee, sie denkt. Keine Ahnung, ob Du das bewusst gemacht hast, aber mich hat das sehr irritiert.
Und dieses »Thi. Thi. Thi-mon« - das war auch ein schräges Leseerlebnis. Irgendwann begann mein Kopf daraus ein Ti-amo zu machen. Wenn das Absicht war, dann - Chapeau! Und falls nicht, trotzdem geil :).

Nö, war es nicht :-) Aber schön, ja...ja...klasse :-D Die blöden Gänsefüßchen wurden erfolgreich entfernt. Bei "Thi" hatte ich auch eher das englische "th" im Kopf, der Sabber deutscher Schüler sprenkelt das Smartphonedisplay....egal.

„Mir gefällt Dresden. Schöne Stadt, ich wohne nicht unweit der Elbe. Man ist sehr schnell in der Sächsischen Schweiz.“
Klingt ein bisschen nach Reiseführer. Und ist so gar nicht die Antwort auf seine Frage. Nein, diese Frage will Vivien nicht beantworten. Nicht dem Oliver. Und ein kleines bisschen auch nicht sich selbst. Denn dann wäre sie ja gleich wieder in ihrem eigenen, traurigen Leben und daraus flüchtet sie ja gerade. Dann doch lieber meditatives Windmühlenglotzen.

Das hast du richtig gut ausgedrückt. Im Endeffekt bleibt eben nur das meditative Windmühlenglotzen. Auch schön. Lauf', Mühle, Lauf'. Mach' uns Strom.

„Weil sie da ist“, hört sie Svea sagen: „Neue Gäste, Einfluss.“ „Das kann ich mir nicht vorstellen“, ergänzt Oliver. „Ich schon“, denkt Vivien: „Meine kleine negative Energie in mir. Hinter mir verderben alle Alleen.“
Hier stören mich die "..." ungemein bei Vivien.

Korrigiert.

Pinnt es an die Familien-Planungs-Pinnwand. Jaja, Familie, jaja. Rattenschwanz an Versorgung! Brauch‘ ich nicht.
Familien-Planungs-Pinnwand - hehe
Brauch ich nicht! Ja, sie redet es sich da hin, ihr Leben.

Danke, ja...besser kann man es nicht ausdrücken, dieses reflexive In-sich-Hineinreden, als könne man so die eigene Krise zurechtbiegen.

Außerdem, „weltweit führend“ ist das Adjektiv der Selbstkrönung. In der Schule imitierte Svea Napoleon: Ich packe eine Krone und mache sie zu meiner. Im Schulbus prophezeite Svea: Du wirst richtig, richtig gut werden. Vivien. Musst dich nur selber disziplinieren. Familie, du gründen wirst, Kinder, du gebären wirst. Klang das nicht nach süßer, realer Naturwissenschaft statt Naturschwafelei? Nach Werktag statt Weihnachten? Jetzt habe ich weder Abschluss noch Kind. Dafür noch zehn tolle Euro.
Der eine hat, der andere nicht. Stünde es nicht ohnhin im Titel, jetzt ploppt das Wort Neid ganz groß auf vor meinem inneren Auge. Schön dieser Sarkasmus am Ende sich selbst gegenüber. Sie muss weiter zu ihrer inneren Therapiestunde.

:-)

„Aber du haust nicht von deinem Kerl ab?“
„Nein, nicht wirklich.“
Doch. Doch ganz bestimmt.

Tja, da ruft wieder der zitronensaure Neid. Vivien hat vielleicht auch Interesse an Oliver (gehabt). Aber auch hier bleibt es beim "vielleicht", denn zwischen Nicht-Interesse und Verliebtsein liegen zigtausende, realistische Graustufen. Ach, der ist ja ganz attraktiv. Ach, irgendwo nicht. Ach, ich gönne es Svea. Ach, irgendwie nicht. Sicherlich macht diese Perspektive auf die perzeptuelle Wahrnehmung, auf die Verarbeitungsprozesse in Viviens Hirn, das Lesen echt schwierig. Andererseits empfinde ich das für einen realistischeren Ansatz. Und hier scheint das funktioniert zu haben. Uff, das ist ja kompliziert ausgedrückt...

„Ach, ist nicht einfach in einer Beziehung mit Svea. Oliver ist eher so ein passiv-attraktives Teilchen. Man redet mit ihm…ja, man weiß nie, was bei ihm alles ankommt, wie er das verarbeitet. Er hat sicherlich Geheimnisse. Das macht ihn sehr interessant.“
„Ja. Ja, stimmt, wirklich, ein interessanter Typ.“
Ja? Was lief da zwischen denen? Mich interessieren die Geheimnisse auch.

Steht auf der To-Do-Liste und deckt sich mit den Einschätzungen Catingtons und kanjis :-)

„Ja, sie war früher immer für jemanden da.“
Vivien prüft Majas Reaktion.
Kann ich noch nicht richtig einordnen. Was für eine Reaktion erhofft sie sich von Maja? Keine Ahnung.

Vivien sollte hier manipulativ wirken. Der Neid bricht aus - Vivien manipuliert mit kühler Berechnung Majas Meinung gegenüber Svea. Ob das alles stimmt, was Vivien sagt, spielt keine Rolle. So ein Satz wie "Ja, sie war früher immer für jemanden da." sollte bewusst unscharf wirken - Vivien kann ihn, je nach positiver oder negativer Einschätzung, an die eigene Vergangenheit anpassen. War Svea da? Dann denkt Vivien daran, wie schön Svea sie beim ersten pubertären Liebeskummer getröstet hat. War Svea nicht da? Dann denkt Vivien daran, wie Svea beim ersten pubertären Liebeskummer das Training um 19 Uhr erwähnt hat und sagte: Ich muss jetzt los. Der Neid ätzt in die Vergangenheit. Und manipuliert.


Ich bin Maja, 25, Inselschwester.
...
„Früher hat sie Oliver betrogen.“
Jaaaa. Erzähl es der Inselschwester. Die kennt jeden auf der Insel. Die wird das schon weitererzählen.

Stimmt ja, tut sie ja auch zwecks Berufes! Habe ich gar nicht daran gedacht :-)

„Übrigens, dort, an der nächsten Ausfahrt, da bin ich aufgewachsen. Sechs Häuser in Reihe am alten Stackdeich.“ Vivien blickt in die andere Richtung.
„Eigentlich…“
„Ja?“
Wer sagt hier was?

Ausgebessert.

Vivien lispelt leise: „Thi, Thi, Thi-mon. Thi, Thi, Thi-mon.“
Entweder ti amo oder eben tatsächlich des Kindes Namen. Es hätte ihr Kind sein sollen. So wie Oliver und das Inselleben. So wie die gesellschaftliche Anerkennung. Weltruhm vs. 10,00 Euro. Ach, Vivien. Der Oliver hat sie nicht zur Seite genommen und mit ihr Pläne zum Durchbrennen igeschmiedet. Der hat Windmühlen angeschaut, die ihre Kreise am immer selben Ort ziehen. Nicht alle erzeugen Energie. Manche drehen sich auch einfach stumm und nutzlos um sich selbst. Keine Ahnung, ob die beiden tatsächlich das bessere Paar wären. Die Erzählerin ist unzuverlässig. Ich weiß nicht, was ich ihr glauben kann und was nicht, gerade was sie über Svea erzählt. Verletzte Frauen sind da ja nicht unbedingt glaubhaft und unvoreingenommen in ihren Wahrnehmungen. Oliver selbst wollte sie ja eher nicht auf der Insel haben ...

Das hast du super ausgedrückt. Ich hätte hier jetzt ewig palavern können, aber genau...ja...liebe Fliege, das ist des Kernes Story, äh, der Story Kern (kleine platte Wortspielerei bei Sonnenaufgang, sorry :-D ). Aber es braucht wohl noch etwas mehr Info über Vivien, ein paar stabile Anker für den Leser.


Diese selbstanalytische Sicht der Prot. hat etwas ungemein faszinierendes. Irgendwie tut sie einem Leid, andererseits ist sie mir auch nicht gerade sympathisch. Ich mein, klar, so eine einseitige Liebe ist schon belastend. Und dann fährt sie dahin in der Hoffnung, dass es den beiden nicht gut geht. Aber es geht ihnen gut. Und damit sinkt das letzte Stück Hoffnung. Aber sie ist halt auch fies und dann tut sie einem eben doch nicht leid. Und dieses hin und her, leid tun, nicht leid tun, leid tun, ... das hat eine ziemlich erstaunliche Wirkung bei mir hinterlassen. Trotz der seltsamen Distanz durch die Außenbetrachtung Viviens auf sich selbst. Das hat schon was gemacht mit mir. Wäre sie jetzt nur die arme verprellte - also rein Opfer - der Text wäre nur halb so stark. Ist halt eine spannende Figur, gerade auch durch die Erzählstruktur. Mir hat das gut gefallen. Wäre der Text um ein Vielfaches länger, ich bin mir sicher, irgendwann hätte ich aufgehört zu lesen, weil mir Vivien echt auf die Nerven gegangen wäre, aber auf die Länge funktioniert das extrem gut bei mir.

Mich freut es sehr, dass die Hin-und-Her-Wirkung auf Vivien bei dir gut funktioniert hat. Danke für deinen ausführlichen Kommentar, er hat mir sehr weitergeholfen. :-)

lg kiroly

************

Guten Morgen @Friedrichard!

Danke für Deine Hinweise! :-)

Mich freut es sehr, dass Dir meine Schreibe gefällt (Schreibe, schönes Wort: Schreibe und Denke). Die Hinweise aus Deinem ersten Kommentar habe ich übernommen. Zu Deinem zweiten Kommentar:

Ich nochmal - und wieder nur kurz, denn Gerüch(t)e kommen aus der Küche herüber zu mir ... Ein bisschen kommt es mir wie eine Quichoterie (darf man das so sagen?) nicht nur wegen der Mühlen vor, aber die Planung eines Krankenhauses mit einem Fahrplan des öffentlichen Nahverkehrs zu vergleichen ist schon ein gewagtes Bild, besonders wenn die Zeitangaben auf Bahnhöfen und anderen Haltestellen nur Näherungen sein können und eine 50minütige Verspätung als Fortschritt in Sachen Pünktlichkeit abgeben werden kann - es hätten ja auch 60 Minuten sein können ...

An eine Quichoterie habe ich gar nicht gedacht. Aber jetzt, wo du es geschrieben hast, macht es Sinn, wobei ich vorsichtig bin - wahrscheinlich ist jedes wiederholte Erwähnen des Starrens auf eine Windmühle sehr schnell mit dem kastilischen Superhelden verbunden. Ich mochte es irgendwie, die Windenergieanlagen als Windmühlen zu bezeichnen, letzteres Wort wirkt mMn "landschaftsverbundener", "eingebetteter" und passender im Text (ähnlich wie entbinden statt gebären, danke dafür). Windenergieanlage wirkt landschaftsunabhängiger, es ist eben eine an mathematisch-geographischen Kriterien errichtete technische Anlage zur Erzeugung elektrischer Energie. Punkt.

Zum Fahrplan: Besuche die Metropolregion Mitteldeutschland und erlebe eine überraschend pünktliche S-Bahn! Silberngrüne Elektrotriebwagen im Takt Mitteldeutschlands (so das Motto, was auch immer das bedeuten soll) und erlebe die besten Schienenersatzverkehr-Umstiege Mitteleuropas! Gerade am S-Bahnhof Leipzig-Connewitz...ach egal, ich lass' mal die S-Bahn-Glosse.

Danke für Deinen Kommentar!

**********

Hallo @Isegrims!

Vielen, vielen Dank für Deinen Kommentar :-)

Die Erzählstimme jedoch wirkt auf mich in Teilen wie eine Mogelpackung, versteckt hinter der Figur, die persona auftritt, einen alles kontrollierenden Erzähler, wodurch die scheinbare Unschärfe und Ziellosigkeit noch viel störender erscheint und das Erzählte von mir ale Leser mit einem: So what, oder besser: so Watt, Thi-tho-thu aufgenommen wird.

Einen solchen Eindruck möchte ich natürlich nicht hinterlassen. Aus Deinem Kommentar entnehme ich den Wunsch nach einer einheitlichen, geschlossenen Erzählstimme. Hier die kontrollierte Erzählerin - dort die scheinbare Unschärfe. Andererseits habe ich hier versucht, genau das aufzubrechen, da ich in diesem Text die Erzählstimme möglichst eng an den mentalen Prozessen Viviens anlegen möchte. Im Grunde ist das auch das einzig wichtig für mich. Da droht natürlich immer die Gefahr, dass der Text zu leserunfreundlich, diffus und "gemogelt" wirkt und dein Kommentar bestätigt mich, dass ich hier sehr vorsichtig arbeiten muss. Manchmal klappt es, manchmal nicht.

Die sprachlichen Preziosen verwendest du ziemlich beliebig, fast inflationär, die Wiederholung der Notfallfrendschafts-Reise wirkt auf mich, als wolle der Erzähler den eignen stilistischen Einfall im Bewusstsein des Lesers als Hey-da-bin-ich-aber-einfallsreich-und-ach-so-literarisch-Hinweis verankern. Ich kann selbst ein Lied singen von ähnlichen Einwänden bei meinen Texten singen und habe daraus gelernt, dass Sprachakrobatikversuche ihre Wirkung verlieren, wenn sie allzu häufig verwendet werden.

Auch einen solchen Eindruck möchte ich nicht vermitteln und denke ich auch nicht, auch wenn der literarische Eitelkeits-Vorwurf mit einer simplen Abwehr á la "Nein, so sehe ich das nicht" nie entkräftigt werden kann. Wenn ein solcher Eindruck entstanden ist, dann ist er entstanden und die Textintention ist verfehlt. Die Story sollte auf die Sprache durchpausen, dann löst sich jegliche Sprachakrobatik von selbst auf, hier scheint mir das nicht ganz gelungen zu sein. Trotzdem fragte ich mich, ob ich das Gefühl von "Wow-bin-ich-literarisch" beim Schreiben hatte und kann nur sagen: Nein, hatte ich nicht. Dazu habe ich schon zu viele schlechte Texte auch geschrieben, nicht nur in diesem Forum :-D

Vielen Dank für Deinen Kommentar

Dennoch: ohne Zweifel ein interessanter Text.

Danke :-)
Lg
kiroly

**********

Hallo @Sisorus!

Vielen Dank für deinen Kommentar!

Hallo liebe/r @kiroly !
da dis mit dem Leipziger Stammtisch wohl vorerst nix wird, quatschen wir einfach etwas unter deiner Geschichte, ja? :D

Ja, schade, oder? Aber wird nachgeholt (wobei ich mich fragte: Wie grenzen wir den Stammtisch geographisch ein? Mitteldeutschland? Mitteldeutschland und Markgebiete? Sachsen? Leipzig? Zwischen den Breiten- und Längengraden? Ach egal^^)

Du schreibst sehr bewusst. Hast auch ein Auge für Bilder. Aber hast, glaube ich, ein Problem, dass viele erfahrenere Schreiberlinge, insofern sie denn bewusst schreiben, entwickelt. Du hast dich wegbewegt vom Wortüberfluss des sprachlich begabten Neulings, weißt jetzt um die Tugenden der einfachen und vor allem präzisen Sprache. Aber mir scheint, hier steckst Du fest und machst, statt abenteuerliche Dinge mit komplexerer Sprache zu wagen, lieber kleine Kunststückchen mit Dingen, die gemeinhin als schlechte Form betrachtet werden. Denn Du weißt, wann und warum sie schlechte Form sind. Also kannst Du ein wenig damit spielen, ohne dir die Finger zu verbrennen. Das ist ein Weg, den man gehen kann. Den, glaube ich, viele gehen und über den einige dieser vielen auch ihren Weg in Literaturzeitschriften und auf Lesebühnen finden.

Da hast du nicht unrecht. Ich habe mich auch beim Veröffentlichen hier im Forum gefragt: Ist das nicht schon wieder so eine kiroly-Sülze, die pseudoliterarisch daherkommt? Und nach den Kommentaren wird mir deutlich, dass ich sehr nah an der Sollbruchstelle zwischen "Mogelpackung und Eitelkeit" und "Interessantes, schönes Leseerlebnis" geraten bin. Ist halt ein Grat, fällst du runter, bist du entweder im nördlichen oder südlichen Tal. Oft steckt man ja in der eigenen Textblindheit fest und weiß nicht so recht, was das eigentlich ist, was man online stellt. Erst den Kommentaren gelingt dann eine Einordnung. Vielen Dank dafür!

Deinen Kommentar nehme ich sehr ernst, weil er auch einen sehr guten Ansatzpunkt liefert: Etwas mit präziserer, komplexerer Sprache wagen, etwas einfacher geschriebenes, mit verschiedenen Lesarten des Textes. Vielleicht versuche ich mich einfach an einer Kindergeschichte - da ist mogeln verboten. Andererseits habe ich eben auch eine Phantasielust beim Schreiben und glaube, dass letzteres (manchmal) an der Wahrnehmung der Welt realitätsnäher ist. So präzise und klar denkt der Mensch nämlich nicht, wie es oft in Texten wirkt und in diese Zwischenräume sollte dieser Text vorstoßen.

Ich bin da (man vergebe mir das eitle Gehabe) selbst nicht ganz unschuldig und vielleicht projeziere ich auch gerade nur meine Unfähigkeit auf Dich. Falls dem so sein sollte: bitte verzeih mir.

Quatsch, tust du nicht.

Der Text funktioniert, hab ihn auch gern gelesen. Aber ich glaube, Du kannst mehr wagen.

Danke :-)

lg
kiroly

********

 

Hallo @kiroly


Ich spüre den Ehrgeiz, in jede Zeile eine tolle Formulierung einzubauen, was unter Umständen aufgesetzt wirken kann. Hier, sowie in anderen Deiner Texte, habe ich immer das Gefühl, dass der Limes nur leicht überschritten wird.
Ganz allgemein würde ich raten, die Dosis nicht aus den Augen zu verlieren.

Während ich Deinen Schreibstil genieße, muss ich aber sagen, dass ich den Inhalt dieser Geschichte wohl schnell vergessen haben werde.
Das mag an meinen persönlichen Vorlieben und Ablehnungen liegen. Obwohl mich der Plot dieser Geschichte nicht sehr reizte, bin ich trotzdem gerne gefolgt.

Schöne Grüße!
Kellerkind

 

Hey @kiroly,

ich hab deinen Text schon früh gelesen und habe ihn sacken lassen, bevor ich kommentiere, was daran liegt, dass ich beim ersten Lesen nicht zum Kern der Geschichte durchgedrungen bin, weil die sprachlichen Manierismen mich von den Figuren abgelenkt haben und ich ständig hinterfragt habe, was wird mir eigentlich erzählt? Jemand hat geschrieben, du fokussierst auf eine Person, zoomst rein und wieder raus und bist schon bei der nächsten. So ging es mir auch, wie ein Tanz der Atome, die verhindern, dass ich das Zentrum des Moleküls, um das sich alles dreht, zu fassen bekomme. Beim zweiten und dritten Lesen werfe ich von außen einen Blick auf das Gesamtgebilde und setze mir aus den Kreisen, Schlenkern und Andeutungen ein Gesamtbild zusammen, das mich ahnen lässt, die Geschichte hat keinen wirklichen Kern. Braucht sie einen?
Die späten Zwanziger sind die Zeit, in der sich viele Dinge entscheiden, Kind, Partnerschaft, Kredit, Karriere, die Fragen: Wie will ich leben? Was ist Zukunft? Das Indifferente des Textes spiegelt dieses Umherschweifen, dieses Kreisen um Entscheidungen für mich sehr gut wider. Das kann sowohl Schwäche als auch Stärke sein, kann als Erzählmangel, als fehlende Linearität erlebt werden (ich weiß, wovon ich schreibe ;)), aber mir auch die Luft geben, die Lücken selbst zu füllen.

Ich bin fast dreißig Jahre alt und besitze zehn tolle Euro.
Was ist das Tolle an zehn Euronen? Das ist mir als Selbstironie(?) an der Stelle zu viel Butter auf dem Brot. Ich würde den Ball flacher halten: … und besitze ganze zehn Euronen.

Wir haben nicht mal Stühle zum Geraderücken, sondern sitzen auf einer Betonbank am Inselhafen.
Ich denke, sie bilden vielleicht einen Kreis?

So takten die im Krankenhaus die Geburten. Wie ein Busfahrplan.
Da entsteht kein Bild bei mir, weil mir das Dringliche, Hektische fehlt, das z.B. einem Bahnhof oder Flughafen innewohnt. Busfahren ist bei uns gemütlich und hat viel mit Warten zu tun. Okay, ich gebe zu, mein Wohnort ist da eine schlechte Referenz, dennoch würde ich etwas generell Nachvollziehbares wählen.

Ich bin ein guter Mensch und genieße Sveas Gastfreundschaft auf dieser Notfreundschafts-Reise.
Diese "Not-Freundschaftsreise" verortet das Ganze fast als Verzweiflungstat von jemandem, der nicht weiterweiß und die "Not-Freundin" besucht. Ich erfahre allerdings nicht, ob es sich um eine akute Lebenskrise handelt, für die es einen Auslöser geben müsste (anstehender Dreißigster?), oder um eine allgemeine Orientierungslosigkeit, aus der ein wahlloses Greifen nach Strohhalmen folgt? Dazu würde das "Sie ist bestimmt ein guter Mensch" passen.

„Ist doch schrecklich, das Ganze, oder Vivien?“ Svea umfasst einen Luftraum. Er soll diese Empörung repräsentieren.
Ich weiß nicht, wie ich den Luftraum mit der Empörung zusammenbringen soll.

„Und dann hat die Schwester den Namen falsch geschrieben. Timon, sie packte ein Ha zwischen I und Te, Thimon. Kannst du dir das vorstellen? Die haben ein Ha eingebaut. Thi-Eytsch. Kannst du das Vivien?“
Das ist bezeichnend für das Dampfwalzenartige, das Svea offenbart und den Abstand der Figuren, denn Svea redet auch im nächsten Absatz nur über Entbindung und Vivien scheint gar nicht vorzukommen. Und so ist es Oliver vorbehalten, mal eine persönliche Frage zu stellen:
„Was machen eigentlich deine Pläne? Du bist fast dreißig?“, fragt Oliver: „Familie?“ Er schaut einer festländischen Windmühle beim Luftverwirbeln zu.
„Mir gefällt Dresden. Schöne Stadt, ich wohne nicht unweit der Elbe. Man ist sehr schnell in der Sächsischen Schweiz.“
Das finde ich stark, weil du mit der Antwort, die keine ist, die Fremdheit zwischen ihnen aufzeigst. Übrigens ein Effekt, der auch typisch für dieses Alter ist, dieses Aufspalten in Menschen mit Kind und ohne, dieses Leben auf verschiedenen Inseln und das Auseinanderdriften, das sich daraus ergibt. Die Einen sind ganz im Elternglück gefangen, die anderen sind froh dass ihnen der "Rattenschwanz an Versorgung!" erspart bleibt. Krass überspitzt gesagt.

Nicht jede festländische Windmühle erzeugt elektrische Energie.
Das finde ich gelungen, weil schön hintersinnig.

Das ist ja sehr weit!“, empört sich Vivien, dass die Flaschenbügel klackern.
Mir ist die Empörung zu künstlich, zu dick für die introvertierte Vivien, die sonst meistens vor sich hin flüstert. Beim Lesen der Stelle dachte ich an Comedia dell'arte und das Herausstellen dieser szenischen Wirkung, für mich hier leider unpassend.

die Nacht macht dir Not, musste dich gewöhnen, an Nacht, ist was Normales
Das klingt in meinem Ohr so, als würde Vivien nicht die Oma zitieren, sondern das für sich als Selbstversicherung denken.

Ich schon, denkt Vivien: Meine kleine negative Energie in mir. Hinter mir verderben alle Alleen.
Oje, fette Depri-Selbstzweifel, die Arme.

Rechterhand die dunkle Burg des Instituts für Wattenmeerkunde, dem weltweit führenden Forschungsinstitut vom Wattenmeer und seinen Bewohnern. Von seinen Zinnen beobachten fähigste Wattenmeerkundler den Lebensraum Watt. Auch jetzt, in der Nacht.
Okay, dreimal Wattenmeer, ist Absicht, sure. :D Wirkt eher so, als würde die Insel und das, wofür sie steht, der spezielle Mikrokosmos, bewacht.

Sie erinnert sich an Land-Insel-Windsysteme und an das Schulfach Erdkunde, an Svea beim Malen von Karikaturen, an die Langeweile, die sie jetzt irgendwie vermisst, so dumm es klingt.
„Schade, Svea, schade“, sagt Vivien und lispelt: „Thi. Thi. Thi-mon.“
Auch da könnte man etwas hineinlesen, ist halt nur die Frage, ob du es so gewollt hast? Also meine Exegese: Vivien sehnt diese Einigkeit beim Fühlen der Langweile wieder herbei, jetzt, wo das Thema Land(Vivien)-Insel(Svea)-Windsysteme(energetische Wechselwirkungen) so stark nach vorne tritt und die Unterschiede so viel Gewicht erhalten.

Gegen vier Uhr dreißig schreibt sie das Danke der notwendigen Höflichkeit
Für mich ist das Kursive nicht unbedingt ein Gewinn.

Praktikanten polieren den Backstein.
Aussage? :confused:

Im Schulbus prophezeite Svea: Du wirst richtig, richtig gut werden. Vivien. (worin?) Musst dich nur selber disziplinieren. Familie, du gründen wirst, Kinder, du gebären wirst. Klang das nicht nach süßer, realer Naturwissenschaft statt Naturschwafelei? Nach Werktag statt Weihnachten? Jetzt habe ich weder Abschluss noch Kind. Dafür noch zehn tolle Euro.
Also doch gescheiterter Lebensplan?

„Aber du haust nicht von deinem Kerl ab?“
„Nein, nicht wirklich.“
„Nicht was? Sorry, Hubi beschleunigt sehr laut. Alter Motor.“
„Ich habe Freunde besucht. Svea, Oliver.“
„Oliver? Der Oliver vom Institut?“
„Ja?“
Weil das Thema Untreue im Raum steht, lese ich daraus, dass Vivien und Oliver früher was miteinander hatten. Der interessante Typ, das passiv-attraktive Teilchen. Wenn Oliver Svea seit der Schule kennt („Ja, seit der Schule. Svea hat ihn oft betrogen. Bis heute.“), wird Vivien Oliver auch kennen, oder? Vllt. war der Betrug nicht einseitig? Ist das Olivers Geheimnis? Das würde ein ganz anderes Schlaglicht auf Viviens Motivation der Reise werfen. Vielleicht hat sie Oliver besucht und nicht Svea? Auch das hier: „Oliver ist sicherlich ein guter Vater“ und "Sie hat Oliver nicht verdient" deuten in diese Richtung.

Typenklärung: Ich folge den Entwicklungsphasen des Lebens konsequent, gebe mich aber wild. Ich bin konservativ in der Familienplanung, aber progressiv in der Selbstwahrnehmung. Ich bin Maja, 25, Inselschwester.
Und wieder kreist ein Geschichtenatom um den Kern und ich frage mich: Wozu brauche ich jetzt diese Info?

"Schade, Vivien, schade."
Haha, "Schade, Svea, schade."

Alle kaufen dieselben Produkte, alle haben dieselben Tomaten vom Inselmarkt, man macht die Spaziergänge immer an denselben Stellen. Mehr ist es nicht. Ich mag sie.
Einfachheit kann attraktiv sein, wenn der Rest so kompliziert ist.

Gerne gelesen. Peace, ltf.

 

Hey kiroly

Ist ein guter Text, den ich gerne gelesen habe. Sprachlich finde ich das interessant, ich finde nicht, dass der Text gewollt originell klingt, vielmehr passend zur Figur, so ein wenig verpeilt. Gewollt originell wirken Sprachfiguren immer dann auf mich, wenn sie Kraft vorgaukeln und Grosses anzeigen wollen, hier befinden wir uns aber eher im Nebligen, Diffusen. Und es betrifft ja vor allem auch die Satzstellungen. Ausser der etwas sperrigen Notfreundschaftsreise ist mir auf der begrifflichen Ebene nichts besonderes aufgefallen, das ist ja ganz normale Sprache. Spannend, dass alleine durch die etwas verschrobene Syntax dieser Eindruck einer eigenwilligen Sprache entsteht. Na ja, ich find's gut. Ich mag das.

Der ständige Wechsel von Ich zu Vivien: Ich bin da hin- und hergerissen. Denn einerseits empfinde ich das nun tatsächlich als etwas künstlich. Anderseits passt es ja sehr gut zum Text: Vivien, die immer mal wieder aus sich heraustritt und in der dritten Person erzählt oder umgekehrt, die Erzählerin, die immer mal wieder in den Kopf von Vivien zoomt. Insgesamt passt das schon für mich.

Was ich schade finde, ist Folgendes: Vivien haut viel zu früh ab. Also, nicht in der erzählten Zeit, sondern zu früh im Text. Danach kann sie nicht mehr kommunizieren und Maja muss her, als Gesprächsartnerin und da wird ein Stück weit im Dialog entwickelt, was ich lieber in der Interaktion zwischen den drei Figuren Vivien, Svea und Oliver gelesen hätte. Ich finde es gut, dass es Maja gibt und diesen Dialog, das ermöglicht es, den Blickwinkel nochmals zu verändern, eine gewisse Aussenperspektive einzunehmen. Konkret: Vivien kann sagen, was sie von Svenja hält, was von Oliver. Das ist zusätzlich spannend, weil sie ja eher eine unzuverlässige Erzählerin ist.
Aber dieser Dialog nimmt mir zu viel Raum ein, zuweilen hatte ich das Gefühl, hier wird mir erklärt, worum es in der (eigentlichen) Geschichte gegangen ist. Da kommen Aspekte ins Spiel, von denen ich mir gewünscht hätte, sie vorher zwischen Zeilen erspürt zu haben, als die drei tatsächlich noch beieinander waren. Ich weiss nicht, ob ich mich da verständlich machen kann. Ich wäre gerne einfach noch sehr viel länger im Kreis dieser dreier Figuren gestanden und hätte gelauscht, was da abgeht.
Mit Timo als Scharnier hast du ein gutes Mittel gefunden, Dinge zu zeigen, ohne sie ausprechen zu müssen. In diese Richtung könnte noch mehr gearbeitet werden, Ambivalenzen zeigen etc. Das Schreien, zum Glück muss ich das nicht ertragen, aber süss ist er doch und wenn er mein Kind wäre ... (In einer ganz plumpen Andeutung dessen, was ich meine). Und eben noch weitere Scharniere finden, Reflexionsflächen, die die psychologische Dynamik Viviens spiegeln.

Ich bin fast dreißig Jahre alt und besitze zehn tolle Euro.
Ich wäre da noch zurückhaltend mit der sarkastischen Bewertung und würde das streichen.
Vielleicht bilden wir einen Kreis
Ha, finde ich spannend. Ich bin kein Freund von "vielleicht", aber hier ist es ganz anregend. Also, man überlegt sich sofort, wie diese Figuren wohl zueinander stehen mögen. Sie sitzen ja auf einer Bank, das mit Kreis geht ja nicht wirklich, also heisst das "vielleicht" vielleicht: "wir könnten" oder "ich möchte gerne". Also in den Kreis genommen werden von den beiden, als gleichgewichtiger Teil. Gut.
Ich habe zehn Euro und rechne
Es gibt einige berechtigte Wiederholungen im Text. Diese hier erscheint mir unnötig.
Sie ist bestimmt ein guter Mensch.
Das hat mich zu sehr irritiert. Immerhin kennen sie sich ja schon sehr lange und doch so gut, dass ein Besuch keine allzugrosse Überraschung darstellt. Ich habe das nicht so recht auf die Reihe gekriegt und tatsächlich noch mal oben ansetzen müssen, um zu überprüfen, ob die sich nun von früher kennen oder nicht.
Pause der verlorenen Gesprächsfäden. Nicht jede festländische Windmühle erzeugt elektrische Energie.
Sehr schön. Von solchen Passagen hätte ich mir noch mehr gewünscht, im Rahmen der Dreierkonstellation. Die Dialoge sind übrigens ebenfalls sehr schön, dieses Aufdenandereneinreden Sveas und das Aneinandervorbeireden insgesamt. Diese neblige Atmosphäre, psychologisch. Ich hätte hier nicht widerstehen können und auch realen Nebel in die Geschichte eingefügt. Aber den hat's dort vielleicht gar nicht?
„Weil sie da ist“, hört sie Svea sagen: „Neue Gäste, Einfluss.“
Ich fand diese abschwächende Erklärung fast ein wenig schade.
Jetzt habe ich weder Abschluss noch Kind. Dafür noch zehn tolle Euro.
Nicht mehr nötig, an dieser Stelle, finde ich.
„So ein großer mit dicker Hornbrille? Ja, den kenn' ich. Spannender und schwieriger Kerl.“
„Wieso?“
„Ach, ist nicht einfach in einer Beziehung mit Svea. Oliver ist eher so ein passiv-attraktives Teilchen. Man redet mit ihm…ja, man weiß nie, was bei ihm alles ankommt, wie er das verarbeitet. Er hat sicherlich Geheimnisse. Das macht ihn sehr interessant.“
„Ja. Ja, stimmt, wirklich, ein interessanter Typ.“
Uff. Ja, das war so eine Passage, wo ich mich gefragt habe, weshalb hast du mir das vorhin nicht ausführlicher gezeigt?
„Svea ist für jemanden da, der in ihr Schema passt. Ich bin das Licht und ihr habt mir zu folgen. So eine nervige Frau.“
Auch hier. Weiss der Leser schon. Jetzt erfährt er bloss, dass Maja das auch weiss, und diese Info ist im Kontext der ganzen Geshcichte irgendwie unnütz.
„Svea nutzt einen nur aus. Ich weiß, es ist ein hartes, ein gemeines Urteil. Es muss immer nach ihrer Linie gehen. Sie hat Oliver nicht verdient.“
Ja, auch hier.
Wie gesagt, das Setting am Ende finde ich an sich schon gut. Aber wenn vorher alles erzählt wäre - also so weit es nötig ist, das müssten m.E. durchaus auch noch mehr Beobachtungen, Spannungen zwischen den Figuren, Zeichen, was auch immer sein - dann könntest du dich hier ganz auf die kleine und irgendwie auch unsinnig nutzlose Intrige konzentrieren, die Vivien hier spinnt. Das wäre dann etwas entschlackt.
Um es auf einen ganz einfachen Nenner zu bringen: Ich hatte den Eindruck, der zweite Teil der Geschichte blicke auf den ersten zurück und könne daher nicht seine eigene Bedeutsamkeit entfalten.

Aber Stimmung und Thema der Geschichte haben mir sehr gut gefallen. Schön, dass du hier bist. Deine Texte sind ein Gewinn fürs Forum.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo @Carlo Zwei!

Vielen Dank für Deinen Kommentar! Entschuldige, dass du etwas warten musstest. Auch wenn du es schon oft hören musstest - ich (na, nicht nur ich) schätze deine höfliche, genaue, kritische und motivierende Art des Kommentierens sehr. Mich freut es, dass du mit dem Text etwas anfangen konntest, dass er dir gut gefällt. Ich könnte jetzt ganz ganz viel schreiben, was sich schon wiederholt, aber aus deinem Kommentar entnehme ich eine wertvolle Zusammenfassung: Die Story muss auf die Sprache durchpausen. Dann wirkt es nicht überkünstelt. Ist wahrscheinlich echt ein wenig speziell, das ganze und spezielle Sachen mag man oder man mag sie nicht.

endlich. Es war wirklich mal wieder an der Zeit.

Ja, ich hatte mir auch vorgenommen, bis Freitag, 12 Uhr, einen Text einzustellen, ich glaube, ich tat es gegen 11:37 Uhr. Egal, jetzt zum Text.

Mich überzeugt der Text, weil er so zielsicher aufs Anspruchsvolle geschrieben ist. Da steckt eine große Sprachlust drin und das finde ich toll. Da gibt es brilliante Bilder und Beobachtungen, einen wirklich bestechenden Anfang und ein knackiges Ende (bei letzteren beiden macht dir echt kaum jemand etwas vor ...) und natürlich ist es toll und auch typisch kiroly-Text, dass hier das klassische Szenen-Dialog-Schema aufgebrochen wird. Das macht es ein bisschen schwieriger beim Lesen. Dafür entsteht etwas ganz Neues, auf erfrischende Weise Reizvolles.

Danke, aber auch echt interessant, wie unterschiedlich der Text aufgefasst wird, wie man anhand der Kommentare erkennen kann. Da wird man etwas unsicher. Ist das gut, ist es nicht? Hm, ich wollte ja gar nicht bewusst anspruchsvoll schreiben, sondern eher "psychologisch". Da neige ich sehr schnell zum Diffusen, was sicherlich schnell als "anspruchsvoll" und "Kunststückchen" empfunden wird. Diffuses heißt ja: Ich kann die Leitplanke nicht so richtig erkennen. Aber ich ahne sie. Aber noch besser wäre: Ich hoffe, dass sie da ist und handle nach der Hoffnung. Da können spannende Geschichten ansetzen.

Ich finde, du könntest versuchen, noch mehr über mögliche Lesarten deiner Texte nachzudenken und wie man so etwas beim Skizzieren berücksichtigen könnte. Wer das für mich wirklich meisterhaft beherrscht und sogar hier im Form aktiv ist! @Peeperkorn. Einfach mal in verschiedene Storys reinlesen. "Antons Versuch" wollte ich dir empfehlen, scheint aber offline zu sein. Aber da gibt es viele Beispiele. Ich denke, es ist immer eine Qualität, wenn ein Text mehrere Lesarten aufweist, und eine schöne Herausforderung beim Schreiben ist es auch. Damit ist nicht gemeint, dass hier und da ein Symbol auftaucht, das für etwas steht, sondern umfänglicher, eben eine Story hinter der Story.

Ich glaube, das ist die Königsklasse. Die Story hinter der Story, der Subtext, die vielen Lesarten, die sich in einem Text wiederspiegeln oder in die sich der Leser wiederspiegelt oder was auch immer. Kaleidoskop, das ganze.

Ansonsten denke ich könnte die Geschichte trotz ihres resignativen Tons etwas mehr Haltung vertragen. Das hängt für mich fast immer mit der Figurenzeichnung des Protagonisten zusammen. Wenn der oder in diesem Fall die nicht stark genug gezeichnet ist, da kaum ein Wollen oder eine Bereitschaft gegen Widerstände ist, dann kommt etwas wie Haltung nicht zustande, glaube ich. Unterscheidbar und interessant auf ihre vielschichte Art sind die Figuren ja alle. Das ist es nicht. Die Protagonistin ist sehr bei sich und wird auch in diesem Setting nicht aus der Reserve gelockt werden, sodass es vielleicht sein kann, dass sie unter anderen Umständen mehr Charakter zeigte, nicht aber hier.

Ich verstehe, was du meinst, aber nach Pepperkorns Hinweis fällt es mir leichter, das einzuordnen: Eigentlich haut ja Vivien wirklich früh aus der Story ab. Und Oliver und Svea werden um die Bande Maya angespielt. Ein, zwei neue Szenen, Zeichen, irgendwas im Dreieck Svea-Oliver-Vivien. Das reduziert die Story auf einen Kern, vielleicht. Anders gesagt: Arbeit, Arbeit, Arbeit! :-D

Ist eben so ... wieder so ein wunderbarer Griff in die Grabbelkiste demaskierter Widrigkeiten des Menschseins. Okay, ein bisschen viel Pathos.

:-D

hehe. Hier musste ich irgendwie an deinen Kommentar zu Goo denken, wo du was vom Hangelschreiben erzählt hast. Das könnte genauso entstanden sein. Gefällt mir sehr gut.

Oh, daran erinnere ich mich, aber Carlo - krass, dass du so genau liest.

Ja, vielen, vielen Dank @Carlo Zwei :-)

lg
kiroly

****

Hallo @linktofink! :-)

Vielen Dank für Deinen Kommentar und die ausführliche Analyse, den genauen Blick auf Wort und Satz, deine Anmerkungen :-) Vor allem half mir dein Kommentar, diese lose Bildfolge im Kopf zu sortieren - wer will eigentlich was in der Geschichte? Dazu ein paar Anmerkungen zu deinen Anmerkungen

Hey @kiroly,
Beim zweiten und dritten Lesen werfe ich von außen einen Blick auf das Gesamtgebilde und setze mir aus den Kreisen, Schlenkern und Andeutungen ein Gesamtbild zusammen, das mich ahnen lässt, die Geschichte hat keinen wirklichen Kern. Braucht sie einen?

Eigentlich ging es mir im Kern um eine lebens-orientierungslose Vivien, die auf ihre Schulfreundin Neid empfindet: Neid für das Kind, Neid für den tollen Oliver, Neid. Sie will sich aber diesen Neid nicht eingestehen, sie sieht darin ein schlechtes Gefühl, im Grenzraum zur Sünde. Mit Selbstreflexion versucht sie, ihr Leben und ihre Gefühle zu kontrollieren. Das gelingt ihr nicht.

Die späten Zwanziger sind die Zeit, in der sich viele Dinge entscheiden, Kind, Partnerschaft, Kredit, Karriere, die Fragen: Wie will ich leben? Was ist Zukunft? Das Indifferente des Textes spiegelt dieses Umherschweifen, dieses Kreisen um Entscheidungen für mich sehr gut wider. Das kann sowohl Schwäche als auch Stärke sein, kann als Erzählmangel, als fehlende Linearität erlebt werden (ich weiß, wovon ich schreibe ;)), aber mir auch die Luft geben, die Lücken selbst zu füllen.

Das deckt sich gut mit den anderen zahlreichen Einschätzungen, die zwischen Stärke/Schwäche, einerseits-andererseits hin- und herpendeln, danke :-)

Ich bin fast dreißig Jahre alt und besitze zehn tolle Euro.
Was ist das Tolle an zehn Euronen? Das ist mir als Selbstironie(?) an der Stelle zu viel Butter auf dem Brot. Ich würde den Ball flacher halten: … und besitze ganze zehn Euronen.

Geändert :-)

Wir haben nicht mal Stühle zum Geraderücken, sondern sitzen auf einer Betonbank am Inselhafen.
Ich denke, sie bilden vielleicht einen Kreis?

Der Anfang sollte an eine Therapieszene erinnern, eines der Motive Viviens Reise - sie versucht, ihrem Leben neue Kontrolle zu geben und versucht, den Kontakt zu Svea und Oliver zu behalten. Kann die alte Schulfreundin ihr helfen? Aber irgendwie klappt das ganze nicht, Svea kann ihr nicht helfen, sie lebt in einer ganz anderen Lebensphase und dann sifft noch Viviens Neid auf Thimon durch. Das sollte das Bild zeigen.

So takten die im Krankenhaus die Geburten. Wie ein Busfahrplan.
Da entsteht kein Bild bei mir, weil mir das Dringliche, Hektische fehlt, das z.B. einem Bahnhof oder Flughafen innewohnt. Busfahren ist bei uns gemütlich und hat viel mit Warten zu tun. Okay, ich gebe zu, mein Wohnort ist da eine schlechte Referenz, dennoch würde ich etwas generell Nachvollziehbares wählen.

Bei uns war Busfahren hektisch, in fahrgastarmen, pandemischen Zeiten ist das etwas anders^^.

Ich bin ein guter Mensch und genieße Sveas Gastfreundschaft auf dieser Notfreundschafts-Reise.
Diese "Not-Freundschaftsreise" verortet das Ganze fast als Verzweiflungstat von jemandem, der nicht weiterweiß und die "Not-Freundin" besucht. Ich erfahre allerdings nicht, ob es sich um eine akute Lebenskrise handelt, für die es einen Auslöser geben müsste (anstehender Dreißigster?), oder um eine allgemeine Orientierungslosigkeit, aus der ein wahlloses Greifen nach Strohhalmen folgt? Dazu würde das "Sie ist bestimmt ein guter Mensch" passen.

Ja, da sollte die allgemeine Orientierungslosigkeit zum Vorschein kommen.

„Ist doch schrecklich, das Ganze, oder Vivien?“ Svea umfasst einen Luftraum. Er soll diese Empörung repräsentieren.
Ich weiß nicht, wie ich den Luftraum mit der Empörung zusammenbringen soll.

Das ist ein krummes Bild habe ich abgeändert, danke dafür.

„Und dann hat die Schwester den Namen falsch geschrieben. Timon, sie packte ein Ha zwischen I und Te, Thimon. Kannst du dir das vorstellen? Die haben ein Ha eingebaut. Thi-Eytsch. Kannst du das Vivien?“
Das ist bezeichnend für das Dampfwalzenartige, das Svea offenbart und den Abstand der Figuren, denn Svea redet auch im nächsten Absatz nur über Entbindung und Vivien scheint gar nicht vorzukommen. Und so ist es Oliver vorbehalten, mal eine persönliche Frage zu stellen:
„Was machen eigentlich deine Pläne? Du bist fast dreißig?“, fragt Oliver: „Familie?“ Er schaut einer festländischen Windmühle beim Luftverwirbeln zu.
„Mir gefällt Dresden. Schöne Stadt, ich wohne nicht unweit der Elbe. Man ist sehr schnell in der Sächsischen Schweiz.“
Das finde ich stark, weil du mit der Antwort, die keine ist, die Fremdheit zwischen ihnen aufzeigst.

Nicht jede festländische Windmühle erzeugt elektrische Energie.
Das finde ich gelungen, weil schön hintersinnig.

Danke :-)

Das ist ja sehr weit!“, empört sich Vivien, dass die Flaschenbügel klackern.
Mir ist die Empörung zu künstlich, zu dick für die introvertierte Vivien, die sonst meistens vor sich hin flüstert. Beim Lesen der Stelle dachte ich an Comedia dell'arte und das Herausstellen dieser szenischen Wirkung, für mich hier leider unpassend.

Hm, stimmt. Das sollte dick wirken, naja, ist Pampe geworden, ich habe es abgeändert.

die Nacht macht dir Not, musste dich gewöhnen, an Nacht, ist was Normales
Das klingt in meinem Ohr so, als würde Vivien nicht die Oma zitieren, sondern das für sich als Selbstversicherung denken.

Stimmt, fällt mir jetzt auch auf - Viviens Mantras zur Selbstkontrolle. Eigentlich sollte das ein kleiner Kontrast sein, Vivien ist so ruhig Ende dreißig, aber als Kind schrie sie.

Rechterhand die dunkle Burg des Instituts für Wattenmeerkunde, dem weltweit führenden Forschungsinstitut vom Wattenmeer und seinen Bewohnern. Von seinen Zinnen beobachten fähigste Wattenmeerkundler den Lebensraum Watt. Auch jetzt, in der Nacht.
Okay, dreimal Wattenmeer, ist Absicht, sure. :D Wirkt eher so, als würde die Insel und das, wofür sie steht, der spezielle Mikrokosmos, bewacht.

Ich hatte ein Bild im Kopf, das Bild norddeutscher Backsteingotik, die auf mich immer abwehrend, bewachend, "burghaftig" wirkt (außer vielleicht das Stralsunder Rathaus), wie zum Beispiel das viel zu schwere Holstentor in seiner Entwässerungs-Mulde. Ich dachte an ein riesiges klobiges Institutsgebäude zur reinen Watt-Erforschung. Das als Inselzentrum. Vielleicht könnte ich noch diesen Mikrokosmos Insel stärker skizzieren.

Sie erinnert sich an Land-Insel-Windsysteme und an das Schulfach Erdkunde, an Svea beim Malen von Karikaturen, an die Langeweile, die sie jetzt irgendwie vermisst, so dumm es klingt.
„Schade, Svea, schade“, sagt Vivien und lispelt: „Thi. Thi. Thi-mon.“
Auch da könnte man etwas hineinlesen, ist halt nur die Frage, ob du es so gewollt hast? Also meine Exegese: Vivien sehnt diese Einigkeit beim Fühlen der Langweile wieder herbei, jetzt, wo das Thema Land(Vivien)-Insel(Svea)-Windsysteme(energetische Wechselwirkungen) so stark nach vorne tritt und die Unterschiede so viel Gewicht erhalten.

Da dachte ich banal an die Langeweile eines Schulunterrichts. Ich habe den Satz etwas verstärkt.

Praktikanten polieren den Backstein.
Aussage? :confused:

Stimmt, keine! Habe daraus "Olivers Praktikanten" gemacht, um seine Stellung im Institut zu zeigen.

„Aber du haust nicht von deinem Kerl ab?“
„Nein, nicht wirklich.“
„Nicht was? Sorry, Hubi beschleunigt sehr laut. Alter Motor.“
„Ich habe Freunde besucht. Svea, Oliver.“
„Oliver? Der Oliver vom Institut?“
„Ja?“
Weil das Thema Untreue im Raum steht, lese ich daraus, dass Vivien und Oliver früher was miteinander hatten. Der interessante Typ, das passiv-attraktive Teilchen. Wenn Oliver Svea seit der Schule kennt („Ja, seit der Schule. Svea hat ihn oft betrogen. Bis heute.“), wird Vivien Oliver auch kennen, oder? Vllt. war der Betrug nicht einseitig? Ist das Olivers Geheimnis? Das würde ein ganz anderes Schlaglicht auf Viviens Motivation der Reise werfen. Vielleicht hat sie Oliver besucht und nicht Svea? Auch das hier: „Oliver ist sicherlich ein guter Vater“ und "Sie hat Oliver nicht verdient" deuten in diese Richtung.

Für Vivien sollte es nicht ein einziges Motiv ihrer Reise geben. Da kommt ein ganz dicker Sack an Sehnsüchten, Erinnerungen, Erlebnissen durch. Vivien ist neidisch auf Svea, sie hätte auch gerne etwas mit Oliver gehabt. Aber mehr ist daraus nie geworden, es ist keine große, gescheiterte Liebe sondern ein vages Interesse, Vivien ist kein Mensch der klaren Entscheidungen, das konnte sie nie. Da muss ich aber nochmal textarbeiten.

Typenklärung: Ich folge den Entwicklungsphasen des Lebens konsequent, gebe mich aber wild. Ich bin konservativ in der Familienplanung, aber progressiv in der Selbstwahrnehmung. Ich bin Maja, 25, Inselschwester.
Und wieder kreist ein Geschichtenatom um den Kern und ich frage mich: Wozu brauche ich jetzt diese Info?

Da wird es noch Änderungen geben. Eigentlich ist das ja überflüssiger Krams, ist ja ganz nett, aber sonst?

Gerne gelesen. Peace, ltf.

Freut mich!

****

Hallo @Peeperkorn! :-)

Vielen, vielen Dank, dass du dir für den Text Zeit genommen hast.

Was ich schade finde, ist Folgendes: Vivien haut viel zu früh ab.

Da sitzt man an diesem so schönen Vorsommertag in seinem Neubaublock, die Vögel zwitschern, der Nachbar spielt Gitarre und man fragt sich, wie man diesen Text verbessern kann, abändern kann und dann kommst du und machst die Dinge klar. Keine Szene am Hamburger Hauptbahnhof, kein Rasthof A7 Höhe Heide-Süd, sondern das Vordringen zu dem, was hier zurecht kritisiert wurde: Der fehlende Kern, der Wunsch nach "mehr Vivien als Persönlichkeit" denn als Nebelkreuzer. Danke, du hast mir sehr geholfen, vielen Dank für deinen tollen Kommentar (nein, kann Sarkasmus-Toll): Er ist sehr hilfreich, weil ich jetzt verstehe, was ich jetzt umsetzen kann.

Also, nicht in der erzählten Zeit, sondern zu früh im Text. Danach kann sie nicht mehr kommunizieren und Maja muss her, als Gesprächsartnerin und da wird ein Stück weit im Dialog entwickelt, was ich lieber in der Interaktion zwischen den drei Figuren Vivien, Svea und Oliver gelesen hätte. Ich finde es gut, dass es Maja gibt und diesen Dialog, das ermöglicht es, den Blickwinkel nochmals zu verändern, eine gewisse Aussenperspektive einzunehmen. Konkret: Vivien kann sagen, was sie von Svenja hält, was von Oliver. Das ist zusätzlich spannend, weil sie ja eher eine unzuverlässige Erzählerin ist.
Aber dieser Dialog nimmt mir zu viel Raum ein, zuweilen hatte ich das Gefühl, hier wird mir erklärt, worum es in der (eigentlichen) Geschichte gegangen ist. Da kommen Aspekte ins Spiel, von denen ich mir gewünscht hätte, sie vorher zwischen Zeilen erspürt zu haben, als die drei tatsächlich noch beieinander waren. Ich weiss nicht, ob ich mich da verständlich machen kann.

Doch, das hast du geschafft :-D

Mit Timo als Scharnier hast du ein gutes Mittel gefunden, Dinge zu zeigen, ohne sie ausprechen zu müssen. In diese Richtung könnte noch mehr gearbeitet werden, Ambivalenzen zeigen etc. Das Schreien, zum Glück muss ich das nicht ertragen, aber süss ist er doch und wenn er mein Kind wäre ... (In einer ganz plumpen Andeutung dessen, was ich meine). Und eben noch weitere Scharniere finden, Reflexionsflächen, die die psychologische Dynamik Viviens spiegeln.

Ich bin fast dreißig Jahre alt und besitze zehn tolle Euro.

Ich wäre da noch zurückhaltend mit der sarkastischen Bewertung und würde das streichen.

Das hat auch @linktofink kritisiert, ich habe es gestrichen.

Vielleicht bilden wir einen Kreis
Ha, finde ich spannend. Ich bin kein Freund von "vielleicht", aber hier ist es ganz anregend. Also, man überlegt sich sofort, wie diese Figuren wohl zueinander stehen mögen. Sie sitzen ja auf einer Bank, das mit Kreis geht ja nicht wirklich, also heisst das "vielleicht" vielleicht: "wir könnten" oder "ich möchte gerne". Also in den Kreis genommen werden von den beiden, als gleichgewichtiger Teil. Gut.

Merci.

Ich habe zehn Euro und rechne
Es gibt einige berechtigte Wiederholungen im Text. Diese hier erscheint mir unnötig.

Habe ich geändert, hier mit einem harten "Ich stelle fest"

Sie ist bestimmt ein guter Mensch.
Das hat mich zu sehr irritiert. Immerhin kennen sie sich ja schon sehr lange und doch so gut, dass ein Besuch keine allzugrosse Überraschung darstellt. Ich habe das nicht so recht auf die Reihe gekriegt und tatsächlich noch mal oben ansetzen müssen, um zu überprüfen, ob die sich nun von früher kennen oder nicht.

Hm, hm. Der kleine Satz sollte Zweifel öffnen; Zweifel, ob die alte Schulfreundin die alte Schulfreundin geblieben ist, ein Zweifel, den der Neid nährt.

Pause der verlorenen Gesprächsfäden. Nicht jede festländische Windmühle erzeugt elektrische Energie.
Sehr schön. Von solchen Passagen hätte ich mir noch mehr gewünscht, im Rahmen der Dreierkonstellation. Die Dialoge sind übrigens ebenfalls sehr schön, dieses Aufdenandereneinreden Sveas und das Aneinandervorbeireden insgesamt.

Dankeschön!

„Weil sie da ist“, hört sie Svea sagen: „Neue Gäste, Einfluss.“
Ich fand diese abschwächende Erklärung fast ein wenig schade.

Ich habe das etwas abgeändert.

„So ein großer mit dicker Hornbrille? Ja, den kenn' ich. Spannender und schwieriger Kerl.“
„Wieso?“
„Ach, ist nicht einfach in einer Beziehung mit Svea. Oliver ist eher so ein passiv-attraktives Teilchen. Man redet mit ihm…ja, man weiß nie, was bei ihm alles ankommt, wie er das verarbeitet. Er hat sicherlich Geheimnisse. Das macht ihn sehr interessant.“
„Ja. Ja, stimmt, wirklich, ein interessanter Typ.“
Uff. Ja, das war so eine Passage, wo ich mich gefragt habe, weshalb hast du mir das vorhin nicht ausführlicher gezeigt?
„Svea ist für jemanden da, der in ihr Schema passt. Ich bin das Licht und ihr habt mir zu folgen. So eine nervige Frau.“
Auch hier. Weiss der Leser schon. Jetzt erfährt er bloss, dass Maja das auch weiss, und diese Info ist im Kontext der ganzen Geshcichte irgendwie unnütz.
„Svea nutzt einen nur aus. Ich weiß, es ist ein hartes, ein gemeines Urteil. Es muss immer nach ihrer Linie gehen. Sie hat Oliver nicht verdient.“
Ja, auch hier.

Vielen Dank, Peeperkorn, das verstehe ich als konkreten Ansatzpunkt zur Weiterentwicklung, zu ein, zwei weiteren Inselszenen. Das hilft sehr, im Grunde verweisen deine Anmerkungen auf Viviens "textverfrühte" Flucht von der Insel.

Aber Stimmung und Thema der Geschichte haben mir sehr gut gefallen. Schön, dass du hier bist. Deine Texte sind ein Gewinn fürs Forum.

Danke, freut mich! Schöne Osterfeiertage aus Leipzig!

lg
kiroly

*****

Hallo @Kellerkind!

Danke fürs Lesen und für Deine Anmerkung:

Ich spüre den Ehrgeiz, in jede Zeile eine tolle Formulierung einzubauen, was unter Umständen aufgesetzt wirken kann. Hier, sowie in anderen Deiner Texte, habe ich immer das Gefühl, dass der Limes nur leicht überschritten wird.
Ganz allgemein würde ich raten, die Dosis nicht aus den Augen zu verlieren.

Jetzt könnte ich sagen: Mach' ich, aber so einfach ist das ja nicht...hm, hm, seltsamerweise habe ich gar nicht das Gefühl, dass ich immer ehrgeizig-toll formulieren möchte, aber darauf kommt es nicht an: Es kommt eben auf den Text an, wie der wirkt.

Während ich Deinen Schreibstil genieße, muss ich aber sagen, dass ich den Inhalt dieser Geschichte wohl schnell vergessen haben werde.
Das mag an meinen persönlichen Vorlieben und Ablehnungen liegen. Obwohl mich der Plot dieser Geschichte nicht sehr reizte, bin ich trotzdem gerne gefolgt.

Schön, dass ich dich trotzdem bei der Stange halten konnte.

lg kiroly

*****

Nur abschließend noch ein, zwei Worte: Ich finde es irre, wie viele erfahrene, gute, reflektierte (komm, das geht noch was an Adjektiven), detaillierte und interessierte Kommentare mir gegeben worden sind, ich bin echt ein bisschen baff über das Interesse an diesem Text. Wirklich. Hilft richtig gut. Ich kam kaum mit dem Antwortkommentieren hinterher. Ich weiß das zu schätzen, hoffe, dass ihr das auch merkt, setze mich nochmal an den Text. lg kiroly :-)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom