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Norwegian Wood

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01.10.2002
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Norwegian Wood

Im Radio liefen die Beatles.

I once had a girl
Or should I say she once had me
She showed me her room
Isn’t it good Norwegian wood?

„Was war das Hässlichste in den Wohnungen eurer Mädels?“, fragt Hein in die Runde, während er die Säge auf den Tisch legt. Drei Augenpaare betrachten ihn. Betroffen, wie er findet. Die Frage ist viel intimer als Fragen nach Körbchengrößen oder Sexvorlieben, die sie ohnehin schon oft genug besprochen haben. Bevor es losging mit selbstgebauten Murmelbahnen. Und aus Regalen Puppenhäuser wurden.
„Ein Parkett aus Korken“, meint Tobi und spielt mit ein paar Schrauben. „Sie sammelte Korken und spießte sie auf kurze Nägel im Boden. Die federten noch nach, als wir es miteinander auf dem Boden trieben.“
„Das kann nicht sein“, erwidert Kalle, stolzer Besitzer eines Wasserbetts. „Wir wissen doch alle, dass Kork nicht nachfedert. Willst wohl nur nicht zugeben, dass schon nach dem ersten Date Schluss war.“
„Und du Robin?“, versucht Tobi schnell von sich abzulenken. Sein gutmütiger Freund fällt darauf rein und nimmt sich vorher einen kräftigen Schluck aus seiner Bierflasche. Er weiß, dass er etwas beisteuern muss, sonst denken hinterher alle, er hätte zu wenig Frauen gekannt.
„Eine Wand tapeziert mit Bierdeckeln“, sagt er nach sichtlichem Grübeln. „Aber das Coole war, wie diese hässlichen Papp-Kacheln an der Wand klebten. Sie war ein echtes Technikmädchen. Stellt euch vor, sie hat sich extra dafür eine Heißklebepistole gebaut. Selbstgebaut, Mann. Nicht einfach eine aus dem Baumarkt.“ Robin sieht an den begeisterten Mienen, dass die anderen den Köder bereitwillig schlucken. Seit den ersten Enkeln ist kein Baumarkt mehr vor ihnen sicher.

She asked me to stay
And she told me to sit anywhere

„Das Schlimmste für mich war die Matratzenlandschaft in ihrem Zimmer“, gibt Hein zu. „Es gab kein Sofa. Nicht einen Stuhl. Und obwohl sie so nah neben mir lag –“
„... hast du dir nur ihre Geschichten angehört“, meint Kalle. „Du tapptest schon damals in die Kumpelfalle.“
„Unser Hein war schon immer ein Geschenk für die Damenwelt“, sagt Tobi und verbrennt sich am Lötkolben.

We talked until two
and then she said
„It’s time for bed“

„Hey, die Lady war Krankenschwester. Und musste früh raus“, verteidigt sich Hein. „Aber allein der Wein war es schon wert.“
„Und dann durftest du dich wenigstens auf eine ihrer vielen Matratzen kuscheln?“, fragt Kalle. „Oder waren die für ihre neun Katzen reserviert?“

I told her I didn’t
And crawled off to sleep in the bath

„Ich war so schlau –“, meint Hein.
„Du meinst so blau“, unterbricht Kalle ihn und nimmt sich noch einen großen Schluck.
„Hey, ich war so schlau, dass ich einfach auf ihr Klo ging und nicht wieder rauskam“, startet Hein einen neuen Versuch. „Sie klopfte, aber ich machte einfach nicht auf.“
„Und das ließ sie sich gefallen?“, staunt Robin. „Sie musste doch bestimmt auch mal in der Nacht.“
„Ich bin erst am nächsten Nachmittag wieder zu mir gekommen“, sagt Hein. „Da wurde es schon wieder dunkel. Im Bad ging kein Licht und ich holte mein Feuerzeug raus.“
„Eine Übernachtung in der Badewanne wie beim guten John?“, fragt Tobi mitfühlend. „Da hätte sie dir am nächsten Morgen gleich wieder alles einrenken können.“
„Wenn er von ihrem Klopfen wach geworden wäre“, meint Robin. „Aber wahrscheinlich war sie froh, unsern Hein los zu sein und verschwand lieber ungewaschen aus dem Haus.“
„Und es spielen nicht alle die Krankenschwester auch vor und nach dem Dienst“, stichelt Kalle und spielt auf Tobis Dauer-Wehwehchen an.
„Bist ja nur neidisch, dass meine Eva dich nicht massiert“, spöttelt Tobi.

And when I awoke I was alone
This bird had flown
So I lit a fire
Isn’t it good Norwegian wood?

„Auf jeden Fall war es dunkel und kalt“, sagt Hein. „Und ich allein.“
„Und dann hast du dir aus Verzweiflung erst mal eine Tüte gebaut?“, fragt Robin. „Pass auf Tobi. Hier räucherts ja schon.“
„Fast schon wie früher oder Hein?“, sagt Kalle mit gefährlichem Unterton. „Oder an was erinnerst du dich?“
„Also, ich machte mein Feuerzeug an –“, versucht Hein es wieder.
„Und dann hast du ein Feuerchen gemacht, um dich aufzuwärmen?“, unterbricht ihn Robin. „In ihrem Kamin vor dem Matratzenlager?“
„Um die Bude schon mal gemütlich vorzuheizen“, meint Kalle und grinst gemein. „Auch wenn es dann für einen anderen war.“
„Den brachte sie als Verstärkung mit“, ergänzt Tobi, „um dich loszuwerden.“
„Aber du bist dem Vögelchen zuvorgekommen und hast es richtig brennen lassen“, sagt Kalle in die Runde. „Unser Hein war schon immer kein Freund von Billigfurnier.“

The Beatles, Norwegian Wood (This Bird Has Flown) Veröffentlichung: 5.Dezember 1965

 

„Ich hatt‘ mal ‘ne Frau,
besser sag ich,
sie hatte mich.“
eigene Übersetzung, 1965
„Was war das Hässlichste in den Wohnungen eurer Mädels?“
Solang es nicht das Mädchen ist … oder, schlimm genug, eine potetielle Schwiegermutter ...
Dass ich das noch erleben darf, dass die Fab Four mitsamt Sitar uns besuchen und damit einen Hauch Weltmusik liefern. Gut, dass Harrison nicht eine Zither verwendete – da würd ich halbtaube Nuss schon beim Stimmen bekloppt werden und einen vollen Monat, wenn nicht eine ganze Jahreszeit dran rumwirken und es wäre …

Schöner, kleiner Happen für zwischendurch und @AWM hat ja schon Flusen aufgelesen.

Was mir besonders auffällt - gerade, weil die Trennung der unbetonten, kurzsilbigen Wörter wie "Fluss" mit doppel-s und der gedehnten, betonten Silben wie "Fuß" an Dear vorbeigehen, eine der sinnvolleren Ergebnisse der Rechtschreibreform,

liebe petdays -

und wegen der Kürze noch‘n Gedicht von Lennon (aus: “In his own Write“, dt. „In seiner eigenen Schreibe“, Übersetzer ist mir entfallen), wo der Vogel ausfliegt. Also, keine Bange, weder Original noch Übersetzung stammt von mir, ist aber singbar

„Ich saß allein im Waldrevier / demütig, klein und dick / Ein holdes Stimmchen sang zu mir / verborgen meinem Blick // Das zarte Stimmchen lullt‘ mich ein / für ein oder zwei Stunden / Dann blickt‘ ich in den Wald hinein / kein Fräulein hab ich gefunden // Doch plötzlich auf dem kleinsten Ast / sah ich bei meiner Seel‘ / ein Ferkel, minniwinzig fast / das sang aus voller Kehl‘ // „Ich hielt dich für ein Mägdelein / rief ich im Kicherton // und, traun fürwahr, das Mägdelein / stand auf und flog davon.“

Gern gelesen vom

Freatle

 

Hallo @petdays,

du bist fleißig im Forum unterwegs. Und das nicht nur beim Posten eigener Werke, sondern erfreulicher weise auch mit dem Lesen und konstruktiven Kommentieren anderer Geschichten. Ich versuch dir auch was Brauchbares dazulassen.


I once had a girl
Or should I say she once had me
She showed me her room
… da bin ich kurz abgedriftet:
‘Feel the fever of my doom
Falling falling
Through the floor
I'm knocking on the devil's door yeah …’

Okay, das war jetzt noch nicht wirklich brauchbar. :lol:


Die Frage ist viel intimer als Fragen nach Körbchengrößen oder Sexvorlieben, die sie ohnehin schon oft genug besprochen haben. In den letzten 50 Jahren.
Ein Parkett aus Korken“,
schockierend. :sconf: ;)


diese häßlichen Papp-Kacheln
hässlichen

„Hey, sie war Krankenschwester. Und musste früh raus“, verteidigt sich Hein. „Aber der Wein war es allein schon wert.“

Vielleicht ging ich deine kurze Geschichte zu schnell und unkonzentriert an. Ich dachte erst, die Verse sind ausschließlich für den Leser bestimmt, um auf einer anderen Metaebene eine gewisse Grundstimmung zu transportieren, quasi als Metatheorie über Liebe, Verlangen, Besitz, Verlust. Als ich Nuss mich beim dritten Vers wunderte, was Hein gegenüber seinen Freunden verteidigte, obwohl sie ein ganz anderes Gesprächsthema hatten, fiel bei mir der Groschen und ich fing den Text noch einmal von Anfang an zu lesen. Und die Idee, das Lied auszuerzählen, gefällt mir richtig gut.


spielt auf Tobis Dauer-Wehwechen
Wehwehchen


„Aber du bist dem Vögelchen zuvor[]gekommen und hast es richtig brennen lassen", mutmaßt Tobi. „Du warst doch nie ein Freund von Billigfurnier."
Schöner (Ein)schluss.

Norwegian Wood
Ich mag selten englische Titel über deutschen Texten. Das hat für mein Empfinden leider oft was Kitschiges, auf hippe Jugendliteratur getrimmtes. Aber, der englische Titel hier passt zu den englisch sprachigen Liedeinschüben. Weswegen ich fine damit bin. ;) Deine Geschichte lebt natürlich auch von der Lyrikqualität des Beatles-Song. Nichtsdestotrotz mag ich, wie du die Charaktere und Lebenserfahrungen der Freunde eingewebt hast.

Gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

 

Hallo AWM,

Danke fürs Lesen und Deinen ausführlichen Kommentar!

Hallo @petdays ich finde deine Dialoge unterhaltsam. Mir ist nicht klar, was das Lied für eine Funktion hat und warum du diese Einschübe hast. Hören sie das Lied gerade in ihrer Männerunde?
Freut mich, dass Du die Dialoge unterhaltsam findest. Eigentlich bin ich nicht der "Dialog-Typ"...;) Aber ich versuche, an dieser Baustelle zu arbeiten. Der Song. John Lennon hat in ihm seine Vorliebe für Affairen während seiner ersten Ehe verarbeitet. Mit "Norwegian Wood" ist dieses billige Imitatholz gemeint, dass es damals häufig in den Flats gab und das zum Symbol wird für einen versuchten One-night-stand, der es nicht gebracht hat. Deshalb habe ich mich in den Dialogen auf das "Hässlichste in Wohnungen" bezogen. Der Songtext und die Dialoge beziehen sich eng aufeinander, fast in Form einer Nacherzählung.

Mir gefällt es nicht, dass du so oft die Perspektive wechselst. Fände es besser, wenn die Geschichte nur aus einer erzählt werden würde. Außerdem müsste nach dem wenn ein Konjunktiv hin.
>> Grundsätzlich stimme ich Dir zu. Hier wollte ich mit dem allwissenden Erzähler arbeiten, um Song und Geschichte besser zu verschränken.
war, waren, war --> unschön
Danke für den Hinweis. Es taucht auch sonst inflationär oft "war" auf. Die Kunst besteht wohl darin, das Umgangssprachliche, "Einfache" zu erhalten, ohne dass die Herrenrunde zu gepflegt spricht.... Ein Balanceakt, den ich nicht hinbekommen habe. Mir war [schon wieder ein war :D]lieber, dass Einfache zu erhalten.
Das gefällt mir auch nicht. Ich selbst nutze fast nur "sagt" oder "fragt" bei Dialogen. Man muss das sicher nicht so streng sehen. Ich finde aber, dass du es etwas übertreibst. Ein guter Dialog funktioniert meiner Meinung nach ohne Verben, die dem Leser unter die NAse reiben, ob er sich verteidigt, erklärt oder sonstwas.
>>> Grundsätzlich stimme ich Dir zu. Aber wie gesagt, hier gibt es für mich das zusätzliche Problem, Songtext, Metaebene und Dialogpassagen stimmig zu verbinden, auch Raum für die Ironie zwischen Dialog und Songtext zu schaffen ....
Über eine bessere Lösung wäre ich natürlich glücklicher.

Danke auf jeden Fall auch für Deine Korrekturen, habe sie gleich schon eingearbeitet.

liebe Grüße, petdays

 

Mein lieber Freatle,

Schöner, kleiner Happen für zwischendurch

danke. :)
Was mir besonders auffällt - gerade, weil die Trennung der unbetonten, kurzsilbigen Wörter wie "Fluss" mit doppel-s und der gedehnten, betonten Silben wie "Fuß" an Dear vorbeigehen, eine der sinnvolleren Ergebnisse der Rechtschreibreform,
... danke für die Nachhilfe. Du hast es sehr schön erklärt. :) :)
„Ich saß allein im Waldrevier / demütig, klein und dick / Ein holdes Stimmchen sang zu mir / verborgen meinem Blick // Das zarte Stimmchen lullt‘ mich ein / für ein oder zwei Stunden / Dann blickt‘ ich in den Wald hinein / kein Fräulein hab ich gefunden // Doch plötzlich auf dem kleinsten Ast / sah ich bei meiner Seel‘ / ein Ferkel, minniwinzig fast / das sang aus voller Kehl‘ // „Ich hielt dich für ein Mägdelein / rief ich im Kicherton // und, traun fürwahr, das Mägdelein / stand auf und flog davon.“
>>> das ist ja ein richtiges Pendant, das Du ausgegraben hast. Hat mir sehr gefallen!!
Freatle
köstlich.

liebe Grüße, petdays

 

Hallo wegen,

Vielen Dank fürs Lesen und Deinen ausführlichen Kommentar!

Als ich Nuss mich beim dritten Vers wunderte, was Hein gegenüber seinen Freunden verteidigte, obwohl sie ein ganz anderes Gesprächsthema hatten, fiel bei mir der Groschen und ich fing den Text noch einmal von Anfang an zu lesen. Und die Idee, das Lied auszuerzählen, gefällt mir richtig gut.
>>> Auserzählen. Das hast Du super in Worte gefasst!
Ich mag selten englische Titel über deutschen Texten. Das hat für mein Empfinden leider oft was Kitschiges, auf hippe Jugendliteratur getrimmtes. Aber, der englische Titel hier passt zu den englisch sprachigen Liedeinschüben. Weswegen ich fine damit bin. ;) Deine Geschichte lebt natürlich auch von der Lyrikqualität des Beatles-Song.
Die Geschichte existiert eigentlich nur wegen des Beatles-Songs, den ich vor allem vom Text sehr mag.
Ein eigener Titel wäre mir noch lieber. Ich hoffe, mir fällt noch etwas Passendes ein.

Ein paar Titelideen auf die Schnelle:

Billigfurnier

Kein Freund von Billigfurnier

Einrichtungssünden

Korken, Bierdeckel und Matratzen

Bastelstunde

Bisher gefällt mir Bastelstunde am besten.

Liebe Grüße, petdays

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @petdays,

yes, I speak English / yes, I love you – den Titel hab ich gleich verstanden. Klingt anspruchsvoll, irgendwie.
Es geht auch gleich auf Englisch weiter. Da stellt sich die Frage, ob der Leser zum Verständnis des Textes Englisch können müsste – schließlich steht das zeilenmäßige Verhältnis Deutsch zu Englisch 2 : 1.

Ich bleibe mal beim deutschen Teil: Tobi lügt, dass sich Tisch und Bänke biegen. Na ja, denke ich als Leser, oder ha ha. Erfahre sogar, dass er nur 1 (in Worten ein) Date hatte.
Bisschen mager, gell?

Dann lese ich von Bierdeckeln und selbstgebauter Heißklebepistole. Ist das nicht eine Winzigkeit am Thema vorbei?

Die eigentliche Frage zielt in eine andere Richtung, nämlich ins Intime. Hallo? Ja, hier steht schwarz auf weiß:

Drei Augenpaare betrachten ihn. Betroffen, wie er findet. Die Frage ist viel intimer als Fragen nach Körbchengrößen oder Sexvorlieben, ...
Ts, ts, ts. Wirklich pikant :rolleyes: .

... Selbstgebaut, Mann. Nicht einfach eine aus dem Baumarkt.“ Robin sieht an den begeisterten Mienen, dass die anderen den Köder bereitwillig schlucken. Basteln ist ihre gemeinsame Welt, besonders, seit er und Kalle Enkel haben.
Wunderbar. Die sind nicht nur alt, sondern auch gaga. Die Frage lautet anders.

„Das schlimmste für mich war die Matratzenlandschaft in ihrem Zimmer“, gibt Hein freiwillig zu.
Hein findet zum Thema zurück. Verstehe nur nicht, wieso er das ‚freiwillig zugeben’ muss.
Spielen die Inquisition oder steckt da ein verquerer Geist dahinter?

Dann lese ich von Klo, Badewanne und Wehwehchen – aber wozu, warum, weswegen?
Da bin ich doch bei Ditsche! Aber ob ich Laberköppen zuhöre oder ihre Sprechblasen lese, ist einfach nicht amüsant.

Auch das Finale kann mich nicht überzeugen, es wirkt erzwungen – das schöne;) Holz muss in Flammen aufgehen. Der wortreiche Weg – ohne die geringste Handlung – bis zu diesem Punkt war mMn nicht lesenswert. Es hat den Anschein, dass der Text um das Englische geschrieben wurde. Wie man zur Qualität des englischen Textes steht, ist Privatsache:D.

Ja, schade. Eigentlich wollte ich etwas Positives posten, so mit Lob und schönem Wetter.

Mir fällt noch ein, dass Du kürzlich schriebst, jeden Monat zwei Kurzgeschichten zu kreieren. Da staune ich. In einer vorgegebenen Zeit? Kann man doch nicht mit 'gewöhnlicher' Arbeit vergleichen.

Liebe petdays, dass Du schreiben kannst, muss Dir nach den langen Jahren im Forum keiner sagen. Dein Humor passt mir, und Deine Art und Weise ebenfalls. Möchte mich jetzt fast entschuldigen, dass ich so gewütet habe – andrerseits wollen wir sportlich-fair bleiben und den Honigquast nur dort benutzen, wo es angebracht ist.

Schöne Grüße!
José

PS: Eben lese ich in Deiner Antwort auf AWMs Komm:

Der Songtext und die Dialoge beziehen sich eng aufeinander, fast in Form einer Nacherzählung.

Da liegt der Hase im Pfeffer:cool:.

 

Lieber José,

Dank Dir fürs Lesen. :)

Fang gleich mal an:

Da stellt sich die Frage, ob der Leser zum Verständnis des Textes Englisch können müsste – schließlich steht das zeilenmäßige Verhältnis Deutsch zu Englisch 2 : 1.

... normalerweise natürlich nicht. Aber hier habe ich mich an einer Hommage an einem meiner Beatles-Lieblingssongs versucht...
Dann lese ich von Bierdeckeln und selbstgebauter Heißklebepistole. Ist das nicht eine Winzigkeit am Thema vorbei?
Norwegian Wood ist quasi ein Synonym für schlechten Einrichtungs-Geschmack
Hein findet zum Thema zurück. Verstehe nur nicht, wieso er das ‚freiwillig zugeben’ muss.
>>> die anderen lügen, er bleibt bei der Wahrheit.
das schöne;) Holz muss in Flammen aufgehen.
>>> Norwegian Wood hat schon einige - gedanklich - zum Zündeln verlockt, aber so ganz genau wird man das nicht herausfinden. In den Fandebatten gibt es verschiedene Versionen. ;)
Wie man zur Qualität des englischen Textes steht, ist Privatsache:D.
... ein Meisterwerk vom guten John.
Mir fällt noch ein, dass Du kürzlich schriebst, jeden Monat zwei Kurzgeschichten zu kreieren. Da staune ich. In einer vorgegebenen Zeit? Kann man doch nicht mit 'gewöhnlicher' Arbeit vergleichen.
>> Wenn ich jobmäßig texte, stelle ich mir eine Stoppuhr. Auch privat bin ich dazu übergegangen, den Wordcount zu kontrollieren. Jede Textdatei statte ich damit aus, das gibt mir einfach ein Gefühl von Produktivität, die ich vorher in dieser Form nicht kannte. Auf jeden Fall macht mir das Schreiben wieder Spaß. Bei manchen Texten dachte ich vorher, da "hätte ich ewig dran gearbeitet". In gewisser Form ja, manche Texte beschäftigen mich Monate. Ich denke immer wieder über die Geschichte nach, die eigentliche Schreibzeit beträgt bei mir meist nur wenige Stunden. Ausnahmen sind Arbeiten wie "Haarrisse", da bin ich letztendlich wohl auf 20 Stunden gekommen. 7 - 8 Stunden schreiben (über viele Tage verteilt), der Rest Überarbeitung, auch dank vieler guter, weil oft richtig kritischer Kritiken. Ich glaube, dass man Schreiben letztendlich schon mit "gewöhnlicher" Arbeit vergleichen kann. Seitdem ich das mache (es ist noch gar nicht so lange her) hat die Produktivität raketenartig zugenommen. Es hat für mich mit Prioriätensetzung, dem unbedingten Willen, Arbeit an sich selbst und vor allem viel Spaß zu tun. Mein Brot-Job hilft mir natürlich auch... Als Dozentin habe ich genug "freie Zeit" im Unterricht wenn Studenten/Schüler/Kursteilnehmer gerade konzentriert an ihren eigenen Dingen arbeiten und ich sie nicht nerven möchte, indem ich "beobachtend" daneben stehe.... Vorher habe ich vielleicht manchmal zu "aufdringlich interessiert" gewirkt, jetzt macht jeder sein Ding, eine Atmosphäre der Kreativität erfasst den Raum, sehr cool und statt wie andere Dozenten immer nur das eigene Smartphone betrachten oder ins Klassenbuch schauen, mache ich mir im Kopf Notizen zu Texten. Darunter leidet die eigentliche Arbeit in keinster Weise... Wie gesagt, ich mache das nur, wenn die Leutchen selbst beschäftigt sind. Dann arbeite ich zuhause gern mit Diktiersoftware, spreche Texte ins Smartphone und habe extrem an meiner Tippgeschwindigkeit gearbeitet. Allein das war einer der Gamechanger schlechthin. Wenn die Finger nur noch über die Tastatur rasen, ist es einfach nur noch cool. Wie liebe ich es!!!!! Der Weg war aber recht steinig, um dahin zu kommen. Kann es aber nur empfehlen.
Liebe petdays, dass Du schreiben kannst, muss Dir nach den langen Jahren im Forum keiner sagen. Dein Humor passt mir, und Deine Art und Weise ebenfalls. Möchte mich jetzt fast entschuldigen, dass ich so gewütet habe – andrerseits wollen wir sportlich-fair bleiben und den Honigquast nur dort benutzen, wo es angebracht ist.
>>> Danke fürs Lob und ja, den Honigquast wollen wir nicht zu oft benutzen. Und ja, ich mag es, wenn Du wütest, das ist so richtig José-typisch.... ;) Dass ich lange im Forum bin, hat eigentlich nicht viel zu sagen, die aktiven Jahre sind an einer Hand abzuzählen. Dazwischen habe ich viele andere Dinge gemacht, so dass ich Jahre lang kaum noch etwas geschrieben hatte.... Seit ca. 4 Jahren habe ich wieder angefangen, intensiver zu schreiben, wenn man mal von beruflichen Dingen absieht.
Da liegt der Hase im Pfeffer:cool:.
Ja, da liegt das Häschen mariniert und gepfeffert. Der Text sollte einen starken Musikbezug haben... Für mich als Nichtmusikerin noch echtes Neuland.

einen schönen Nachmittag für Dich, ich selber muss gleich wieder los.

lg petdays

 

Hallo @petdays

Die Geschichte plätschert ohne Höhen und Tiefen dahin. Es gibt keinen ansprechenden Plot. Die Figuren dienen als Witze-Erzähler, ohne charakterlich greifbar zu werden. Eine Art "Hangover" ohne Alk und Drogen oder "Der alte Mann und das Meer" ohne Meer.
Eine Aufzählung spannungs- und humorloser Episoden zum Thema Inneneinrichtung.
Ein Thema, vor dem gestandene Autoren zurückschrecken, da es so viel Lahmheit in sich trägt, dass es mit einem exorbitanten Maß an Gewalt und Sex angereichert werden müsste, um zu verhindern, dass der Leser ins Wachkoma fällt.

Oder man nutzt das Thema als Stilmittel um etwas anderes zu transportieren:

Zitat:
»Und ich war der einzige Sklave meines Nestbauinstinkts. Meine Bekannten, die früher mit Pornographie im Badezimmer hockten, die hocken nun mit ihrem IKEA-Katalog drin.
Wir haben alle den gleichen Sessel »Johanneshov« mit dem grünen Streifenmuster »Stinne«. Meiner fiel brennend fünfzehn Stockwerke tief in einen Brunnen.
Wir haben die gleichen Papierlampen »Rislampa/Har« aus Draht und umweltfreundlich ungebleichtem Papier. Meine sind jetzt Konfetti.
[...]
Ich habe ein ganzes Leben gebraucht, um mir dieses Zeug zusammenzukaufen.
Dann sitzt du in deinem hübschen Nest in der Falle, und die Dinge, die du einmal besessen hast, sie besitzen nun dich.«
(Palahniuk, Chuck; "Fight Club" 1996)

Die englischsprachigen Einschübe nerven; vor allem, weil sie nur denselben Schwachsinn auf englisch erzählen.

Im Forum fallen mir vor allem zwei Sorten von schlechten Geschichten auf: Entweder ein Schreibanfänger hat eine zündende Idee, verfügt aber noch nicht über das Geschick, sie ansprechend umzusetzen, oder ein routinierter Autor schreibt ideenlosen Quark.
Diese Geschichte zähle ich zur zweiten Kategorie.

Schöne Grüße
Kellerkind

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kellerkind,

Danke für Deine ehrliche Meinung!

(Palahniuk, Chuck; "Fight Club" 1996)
>> das Zitat finde ich sehr spannend, vielen Dank fürs Einstellen! Der Film hatte mir damals sehr gut gefallen. Vielleicht lese ich das Buch auch noch. Stilistisch gefällt mir die Passage sehr. Ja, und Du hast Recht, so sähe diese Stilmittel aus, wenn es gekonnt umgesetzt wird ...
Die englischsprachigen Einschübe nerven; vor allem, weil sie nur denselben Schwachsinn auf englisch erzählen.
>>> Der Text ist für einen Musikschreibwettbewerb, wo der tatsächliche Songtext im Vordergrund stehen und in eine korrespondierende Geschichte verwandelt werden soll... /// Für mich ein Experiment, weil ich so normalerweise nicht vorgehe ... Der Songtext, was Du als englischsprachige Einschübe bezeichnest ist sozusagen der Haupttext, die deutschen Teile die Einschübe...
oder ein routinierter Autor schreibt ideenlosen Quark.
Diese Geschichte zähle ich zur zweiten Kategorie.
>>> danke für das indirekte Kompliment, obwohl ich mich so routiniert gar nicht fühle ... Wie gesagt, ich bin auch noch in der Phase (oder vielleicht zwischendurch wieder in der Phase) des Experimentierens. Und klar, kann ein Experiment glücken oder gehörig daneben gehen.
Ich glaube, dass dieser Text eher polarisiert, einigen gefällt er, andere finden ihn Quark.
Vielleicht ist er das. Ja, und manchmal mag ich Quark.

Grundsätzlich sollte man allerdings einen gewissen Anspruch verfolgen, da gebe ich Dir Recht und das versuche ich auch in anderen Texten, zuletzt in dem langen Text "Haarrisse". Wahrscheinlich musste ich mich von der langen, harten Arbeit etwas erholen, indem ich mal ein 2-Stunden-Stück zu einem Wettbewerbsthema "rausgehauen" habe .... An anderen Texten sitze ich schon teilweise 100 Stunden oder noch länger... Die sind sicherlich erheblich durchdachter, aber eben leider verbleiben sie als Baustelle.... Für mich ist ein Ziel, nicht mehr so viele Baustellen, dafür mal in Kauf nehmen, dass etwas danebengeht. Die abgeschlossenen Kurzgeschichten sind leider nie so durchdacht wie manche der angefangenen, ambitionierten "Großprojekte" oder die als Ruine verbliebenen längeren Kurzgeschichten ... Oft habe ich einfach dermaßen viel recherchiert, dass ich keinen vernünftigen Plot mehr hinbekommen habe oder alle Energie sich vorher verbraucht hat.
Insofern werde ich öfters mal "kleinere Brötchen" backen, einfach um das Gefühl zu haben, etwas tatsächlich beendet zu haben.

liebe Grüße, petdays

 

Hi @petdays,

„Was war das Hässlichste in den Wohnungen eurer Mädels?“, fragt Hein in die Runde. Drei Augenpaare betrachten ihn. Betroffen, wie er findet. Die Frage ist viel intimer als Fragen nach Körbchengrößen oder Sexvorlieben, die sie ohnehin schon oft genug besprochen haben. In den letzten 50 Jahren.
„Ein Parkett aus Korken“, meint Tobi schließlich. „Sie sammelte Korken und spießte sie auf kurze Nägel im Boden. Die federten noch nach, als wir es miteinander auf dem Boden trieben.“ Das stimmt zwar nicht, hört sich aber besser an, als wenn er zugibt, dass schon nach dem ersten Date Schluss war.
Ich finde das unauthentisch. Würde ein 60- oder 70-jähriger Mann wirklich so etwas erfinden? Vielleicht bist du näher an dem Alter dran als ich und kannst das besser einschätzen, und ich irre mich, aber nach meinem Gefühl klingt das eher wie 20-jährige als Rentner.
Ich meine, es braucht eigentlich nicht einmal den Redebegleitsatz, um zu verstehen, dass sich hier jemand etwas ausgedacht hat. Ich stelle mal in den Raum, dass jeder, der mal eine Flasche Wein geöffnet hat und mehr als zwei Daumen besitzt, weiß, dass ein Korkenboden beim Sex nicht nachfedern würde. Das ist doch kein Wasserbett.

Zweitens stelle ich die Beatles-Einschübe in Frage. Für wen hast du die geschrieben? Ich glaube nicht, dass du sie für den Leser geschrieben hast. Wenn ich mir vorstelle, du würdest sie komplett aus dem Text kürzen, würde dann etwas im Text fehlen? Du hast an anderer Stelle geschrieben, der Text enstand erst aus dem Song. So liest sich das leider auch. Also, es scheint mir wie ein writer's darling, die Lyrics-Einschübe, die eher für dich da stehen, als dass sie einen Nutzen für die Handlung oder anderes im Text hätten.

Die Redebegleitsätze sind so eine Frage. Natürlich reicht das in Geschmacksfragen hinein, aber dennoch stört es mich ein wenig, wenn ein auktorialer Erzähler hier alles, was gesagt wird, noch mal nacherklärt. Das kann originell sein, wenn dieser Wissensvorsprung uns als Leser Konflikte zwischen den Figuren vorausahnen lässt. Aber in der jetzigen Form mag das bei mir nicht so recht zünden, da es mir leicht redundant vorkommt; also, das meiste, was der Erzähler kommentiert, kann ich mir eigentlich fast selbst beim Lesen der Dialoge denken, z.B. dass sich der erste die Geschichte ausgedacht hat.

Den Hauptmanko des Textes sehe ich in der Ereignislosigkeit. Wer sind die Figuren? Ich habe niemanden vor Augen bekommen, und das ist schade.

Ich muss sagen, dass mich die letzten Sätze am meisten abgeholt haben. Hat die Figur eine Wohnung einer Frau abgefackelt? Hier steckt die eigentlich erzählenswerte Geschichte. Das Vorgeplänkel führt nirgends hin und klingt pubertär, die Beatles-Einschübe wirken bremsend und bringen den Text nicht weiter. Aber jemand, der aus Eifersucht, Neid, Kummer o.ä. die Wohnung einer Geliebten abfackelt? Das ist doch eine Geschichte, die es zu erzählen wert wäre.

Für mich ist der Text falsch herum komponiert. In den letzten Sätzen steckt die interessante Geschichte. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht krumm, aber in seiner Gesamtheit wirkt der Text in der aktuellen Fassung banal auf mich und ich gehe leider mit einem Schulterzucken raus, weil ich nicht verstehe, was mir hier erzählt werden sollte.

Nichts für ungut,
zigga

 

@zigga

Danke fürs Lesen und den Austausch.

Ich finde das unauthentisch. Würde ein 60- oder 70-jähriger Mann wirklich so etwas erfinden?
>> Damals [ich war alterstechnisch selbst nicht dabei ;)] gab es eine Welle von "kreativen Wohnungsverschönerungen". Die Punkte habe ich mir nicht ausgedacht.
Zweitens stelle ich die Beatles-Einschübe in Frage. Für wen hast du die geschrieben?
>> Das ganze ist ein Wettbewerbstext für eine Anthologie, Thema: eine Geschichte, die sich aus einem Song entwickelt. Sicherlich gibt es noch spannendere Lösungen...
Das kann originell sein, wenn dieser Wissensvorsprung uns als Leser Konflikte zwischen den Figuren vorausahnen lässt.
>> versteh, was Du meinst.
Den Hauptmanko des Textes sehe ich in der Ereignislosigkeit. Wer sind die Figuren? Ich habe niemanden vor Augen bekommen, und das ist schade.
>> hab die Talking Head Struktur, das hörspielmäßige abgemildert und ein kleines Setting angedeutet.
Hat die Figur eine Wohnung einer Frau abgefackelt? Hier steckt die eigentlich erzählenswerte Geschichte. Das Vorgeplänkel führt nirgends hin und klingt pubertär, die Beatles-Einschübe wirken bremsend und bringen den Text nicht weiter. Aber jemand, der aus Eifersucht, Neid, Kummer o.ä. die Wohnung einer Geliebten abfackelt? Das ist doch eine Geschichte, die es zu erzählen wert wäre.
>> Mögliches Abfackeln. Den Schwerpunkt habe ich etwas ausgebaut, so dass hoffentlich eine gewisse Grundspannung entsteht wie in dem Song, "hat er oder hat er nicht?" Auf einer Metaebene habe ich auch mit den Fandebatten gespielt und die verschiedenen Lesarten (Kamin, Tüte bauen, abfackeln aus Eifersucht, abfackeln aus puristischen Designansprüchen, die etwas gegen Norwegian wood (=Billigfurnier) haben, einfließen lassen.

Vielen Dank für Deine Hinweise, sie haben mir geholfen, den Text zu überarbeiten.
Und die Idee die Wohnung einer Geliebten abzufackeln, werde ich mir für eine meiner nächsten Geschichten reservieren!

Grüße, petdays

 

Nur kurz:

>> Das ganze ist ein Wettbewerbstext für eine Anthologie, Thema: eine Geschichte, die sich aus einem Song entwickelt. Sicherlich gibt es noch spannendere Lösungen...
Ah, okay. Das habe ich natürlich nicht gewusst. Ja, das mildert meine Kritik an dem Punkt eventuell etwas, wenn ich mir das im Kontext einer Anthologie mit diesem Titel vorstelle.

>> Damals [ich war alterstechnisch selbst nicht dabei ;)] gab es eine Welle von "kreativen Wohnungsverschönerungen". Die Punkte habe ich mir nicht ausgedacht.
Das glaube ich dir, und ich habe nicht den Korkboden an sich in Frage gestellt, sondern viel mehr dass dein Prot sagt, er würde beim Sex nachbeben.

Und die Idee die Wohnung einer Geliebten abzufackeln, werde ich mir für eine meiner nächsten Geschichten reservieren!
:D Ist ja auch deine Idee, mein Freund

Danke fürs Lesen und den Austausch.
Gerne und alles Beste.

Viele Grüße,
zigga

 

@zigga

Hey zigga,

:D Ist ja auch deine Idee, mein Freund

>> die Lesart hatte ich gar nicht auf dem Schirm gehabt. :D Ich meinte damit nur, dass ich die Idee in einer weiteren Geschichte nochmal extra beleuchten könnte ...

und ja: Freundin

@Kellerkind @wegen @AWM @Friedrichard @josefelipe

hab mir eure kritiken nochmal richtig zu herzen genommen und die grundstruktur geändert. weniger zitate. mehr eigentliche geschichte.

die auseinadersetzung mit euren hinweisen hat mir auf jeden fall weiter geholfen. danke nochmal und allen einen schönen sonntag.

 

Hoppela,

den direkten Vergleich mit der alten Fassung kann ich jetzt gar nicht ziehen, aber es geht, so meine ich, einiges durch gekürzte Lyrics zum Mobiliar (mutmaßlich der Einrichtung aus Kiefer, Billigholz halt, einer ersten Wohnung, dass es da nicht mal zu Bananenkisten als Sitzmöbel reichte, aber einem Teppich, der noch nicht einmal fliegen kann) verloren.

Aber lass Dir da nix von mir reinreden.

Ich kenn den Song seit mehr als einem halben Jahrhundert und kann ihn vor- und rückwärts spielen/singen, selbst wenn Dylan‘s Gesang gegenüber meinem wie Caruso klingt. Denn eigentlich ist es eine Parodie.

Aber hier – keine Bange, nix aufregendes - zwo Anmerkungen

„Eine Wand tapeziert mit Bierdeckeln“, sagt er nach sichtlichem Nachdenken
find ich zweierlei bedenkenswert, erst das gedoppelte „nach“ und zum andern das „sichtliche“ Nachdenken, erkennt man doch i. d. R., wenn einer „brütet“, „grübelt“oder „in sich geht“, also „nachdem er gebrütet / gegrübelt“ oder „in sich gegangen war“. Aber wie denkt man sichtlich?

„Und dann hast du dir aus Verzweiflung erst[...]mal eine Tüte gebaut?“, fragt Robin.
„erst mal“ auseinander, weil eigentlich ein verkürztes „erst einmal“, sollte man solange akzeptieren, bis die Dudenredaktion selbst merkt, dass dergleichen auch für „sowas“ (eigentlich ein „so etwas“) oder noch deutlicher beim „nochmal“, eigentlich ein verkürztes „noch einmal“ gelten sollte (und auch bis zu dieser leidigen Reform galt),und weil ich schon mal dabei bin,

liebe petdays,

noch ‘ne kleine Anmerkung bzgl. des Songs – trotz seiner vermeintlichen Schlichtheit ein Meilenstein der populären Musik wie “Rubber Soul“ insgesamt und mit “Revolver“ schlugen die Fab Four (jetzt muss ich den Brecht geben und den „… lesenden Arbeiter“ dazu packen, George Martin und der eine und andere auch aus dem Apple-Team, deren Namen man gar nicht so schnell parat hat), insgesamt bereits ans Tor zur Ewigkeit – oder doch für eine verdammt lange Zeit. Und tatsächlich hab ich „bei Durchsicht meiner Unterlagen“ eine Ausgabe des “Rolling Stone“ gefunden (quatsch, ich wusste, wo der lag), der u. a. Songs wie eben “Norwegian Wood“ bespricht. Ich zitiere:
„Lennon singt über Sex wie kein Rock‘n‘Roller vor ihm. Seine trockenen Wortspiele zur Akustik-Gitarre mögen eine Verneigung vor Dylan gewesen sein, aber hätte Dylan über ein Girl gesungen, das ihn zuerst verführt und dann zum Schlafen in die Badewanne schickt? Harrisons Sitar war ein spontanes Experiment – wie er selber zugab: „Ich wusste nicht mal, wie man das Ding stimmt, und es war obendrein ein billiges Exemplar.“ (aus „The Beatles. Album für Album – das große Sonderheft“, Hg. Ulf Poschardt, Berlin o. J.*, S. 57)

Dazu muss man wissen, dass nach der ersten Begegnung mit Bob Dylan im Jahr zuvor die Texte sich merklich änderten - weg von der spätpubertären Schülerlyrik und spätestens mit der ersten nicht-elektrifizierten Aufnahme, der Dylanparodie “You‘ve Got to Hide Your Love Away“ auf “Help“.

Tschüss und schönen Restsonntag vom

Freatle

* mutmaßlich 2011,
weil auf der Rückseite des Deckblattes Scorsese‘ “George Harrison/Living in the Material World“ angekündigt wird.

 

Lieber Freatle,

Man merkt richtig den Musikexperten bei Dir durchschimmern.... so kenntnisreich und gleichzeitig mit Friedeltypischem Witz. :) :)

ber hätte Dylan über ein Girl gesungen, das ihn zuerst verführt und dann zum Schlafen in die Badewanne schickt?
:D
noch ‘ne kleine Anmerkung bzgl. des Songs – trotz seiner vermeintlichen Schlichtheit ein Meilenstein der populären Musik
vermeintlich schlicht - du triffst es auf den Punkt. Das ist einer meiner Lieblingssongs von den Beatles, gerade dieser Mix aus skurillem Humor, einer rätselhaften Geschichte, einem namenlosen Mädchen...
den direkten Vergleich mit der alten Fassung kann ich jetzt gar nicht ziehen, aber es geht, so meine ich, einiges durch gekürzte Lyrics zum Mobiliar
... im Grunde muss man jetzt die lyrics gut kennen, um die Pointen zu verstehen. Am liebsten hätte ich die Lyrics in voller Länge gelassen, es gab nur zu viel Kritiken, vor allem, ob man aus Urheberrechtsgründen so viel zitieren darf. Was meinst du?

einen schönen Abend, lieber Friedel, petdays

 

... im Grunde muss man jetzt die lyrics gut kennen, um die Pointen zu verstehen. Am liebsten hätte ich die Lyrics in voller Länge gelassen, es gab nur zu viel Kritiken, vor allem, ob man aus Urheberrechtsgründen so viel zitieren darf. Was meinst du?

Ordentlich als Zitat gekennzeichnet dürfte es kein Problem geben, und das tustu ja (soll doch auch keine Doktorarbeit werden, oder willstu Verteidigungs-, Bildungs-/Kultus- oder Familienminister*in werden?) Selbst Lennon/McCartney würde genügen, denn darauf hatten sich die beiden geeinigt und - das ist das lustige - die Nachwelt grübelt drüber nach, wer denn nun was daran geschaffen habe. Ich tipp mal, Lennon überwiegend Idee und größten Teil der Verse, McCartney den 3/4-Takt und das Folk-artige.

It's only Rock'n'Roll ...

...erich Fried...

 

lieber Friedel,

Ordentlich als Zitat gekennzeichnet dürfte es kein Problem geben

schön wäre es. :)

wenn es nur einzelne strophen sind, kein problem. aber ein komplettzitat kann urheberrechtsmäßig etwas tückischer sein. wenn der eigene teil überwiegt, es eine künstlerische auseinandersetzung mit dem zitat gibt (in form einer kreativen eigenleistung), dürfte es okay sein.

lg p.

 

Wird und soll so sein.

Oder lass you tube laufen, aber nicht die deutsche Übersetzung verwenden - da drehen sich meine Augen nach innen ...

Tschüss & viel Erfolg,

wünscht der Freatle

 

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