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Normalität oder Drama?

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06.10.2002
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Normalität oder Drama?

Ein Mann am Herd! Ungewöhnlich, stellt sie fest und nähert sich dem Mann. Er ist groß. So viel größer als sie. Er setzt sich an den Küchentisch und schneidet Zwiebeln. Sie summt leise vor sich hin und lässt sich neben ihm nieder.
Ärgerlich sieht er sie von der Seite an und macht eine unwirsche Bewegung mit der Hand, in der er das Zwiebelmesser hält. Es kommt ihr gefährlich nahe. Empört erhebt sie sich und begibt sich in Richtung Herd. Doch kaum dort angekommen, ist er fertig mit dem Zwiebel-Schneiden und kommt auf den Herd zu, wo er sie abermals mit einer groben Bewegung verdrängt. Wütend weicht sie diesmal nur ein kleines Stück zur Seite.
Er ignoriert sie einige Momente. Doch dann will er an den Küchenschrank und sie ist natürlich wieder im Weg.
„Hau doch endlich ab! Du nervst!“, fährt er sie an und knallt ihr mit diesen Worten die Schranktür vor den Kopf. Empörung und Wut weichen fast vollständig dem Entsetzen. Sie taumelt benommen zurück. Wie durch leichten Nebel sieht sie ihn an. Kein Wort der Entschuldigung verlässt seinen Mund. Sie fängt sich wieder etwas und das Entsetzen macht ohnmächtiger Wut Platz. Voller Hass bewegt sie sich auf ihn zu und... da tut er es tatsächlich, er holt weit aus und schlägt kräftig zu! Sie schreit auf, doch er hört sie nichtmal! Ignoriert sie, wie sie in eine Ecke der Küche taumelt und dort reglos an der Wand sitzen bleibt.
Eine Weile passiert nichts. Dann aber bemerkt sie viel zu spät, wie er, mit den Händen ein Küchentuch umklammernd, auf sie zukommt... 2 ½ Sekunden später denkt sie nichts mehr, denn ihr winziges Gehirn klebt an der Wand und der Rest ihres Körpers wird mitsamt des erkalteten Spülwassers in den unendlichen Tiefen der Kanlisation versenkt.

So endet das traurige leben einer empörten Mücke, die nur einen kleinen unschönen Fleck an der Küchenwand hinterließ.

 
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Ich finde der Titel deines Küchenduells läßt eher eine kritische Annäherung an irgendwas mit Theater erwarten.
Aber wie man zum Schluss unschwer feststellen kann, handelt es sich hier wieder mal um eine klassische Mücke-Mensch-Beziehung.
Im Vergleich zu einer vormaligen nicht von dir verfaßten Gürtel-Mensch-Beziehung geht sie einen entscheidenden Schritt weiter. Sie lotet radikal die Grenzen des Daseins aus, in dem sie dem Leser einmal mehr schonungslos vor Augen führt, was Mücken doch für niedrige und stockblöde Wesen sind. Ich finde der Protagonist hat richtig gehandelt, als er der Mücke das sowieso nur rudimentär vorhandene Gehirn rausgeprügelt hat.
Die Härte mit der er gegen den schmarotzenden Eindringling in den eigenen vier Wänden vorgeht läßt darauf schließen, das die Mücke-Mensch-Beziehung am Ende ist und keiner der beiden Partner an ihrer Fortführung interessiert ist.
Denn die Mücke beteiligt sich nicht an dem für Beziehungen so wichtigen Geben und Nehmen. Sie will immer nur Blut saugen während der Mensch den Abwasch macht. Das kann auf die Dauer nicht gut gehen.
Da ist es auch verständlich, dass der Mensch kein Wort der Entschuldigung für das nichtsnutzige Insekt übrig hat. Hätte sich die Mücke konstruktiv am Abwasch beteiligt, oder schon mal die Zwiebeln abgeschält, wäre es meiner Meinung nicht zu dieser Eskalation der Lage gekommen. Und das Hirn der Mücke wäre in ihrem Kopf verblieben. Doch auch hier wird dem Leser klar, das der Ort des Hirns der Mücke sowieso egal ist. Ob im Schädel der Mücke oder an der Wand der Küche.
Der Abwasch muss so oder so vom unterdrückten und gequälten Partner gemacht werden, der von der Mücke mit ihrer Ignoranz zu diesem brutalen Amoklauf genötigt wurde.
Als alternatives Ende würde ich einen konsequenten Freitod der Mücke im Spülwasser vorschlagen. Denn so kann dem Leser die Verzweiflung der Mücke über ihre körperlich bedingte Nutzlosigkeit dargelegt werden. Sollte sie dazu mit ihrem hedonistischen Blutsaugerinstinkt in der Lage sein, wäre noch ein Fünkchen Hoffnung für eine neue Mücke-Mensch-Beziehung unter anderen Vorzeichen gegeben.
P.S. Haut die Mücken wo ihr sie trefft.
Ciao Tenfingers

 
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Offensichtlich ist die Brisanz und fulminante Aktualität der Kurzgeschichte "Normaltität oder Drama" nicht allen Lesern klar geworden.
Die Klarheit und Deutlichkeit mit der hier alltäglichen Problemen vom Autor "MadameJack" nachgespürt wird entbehrt jeglichem Beispiel und kann als Meilenstein in der Geschichte der Alltagsbeobachtung gelesen werden. Hier wird in Worte gefaßt, was selbst dem geübtesten Formulierer die Sprache verschlägt.
Mit einem gerüttelt Maß an Wortwitz schafft es der oder die Autorin hier quasi alles zusammenzufassen, was jemals auch nur ansatzweise gedacht, gesagt und vermutet wurde.
Die Tatsache, dass, sich die große Masse dem Talent von MadameJack verweigert, ja ich möchte fast sagen sie ignoriert, beweist ein weiteres Mal, dass Qualität nicht massentauglich ist.
Weiter so "MadameJack"

 

MadameJack. Wer ist dieses Phänomen? Wer steckt hinter der Maske dieses begnadeten Autoren? Wie schafft dieses neue Talent es nur so lange aus dem Untergrund heraus, seine beissenden Wahrheiten unter die Leute zu bringen. Verschloss das Publikum absichtlich bis jetzt vor diesem aufgehenden Stern am Kurzgeschichtenautorenhimmel die Augen, oder war es blanker Neid der "MadameJack" den Zutritt zur Szene versperrte?
Mit welcher Detailliebe und Präzision hier zielgenau und schonungslos auf unser aller Probleme eingangen wird, ist frappierend. Angewidert und zugleich liebevoll nimmt der Leser wahr, wie sich hier ein Patchwork aus Gefühlen aber auch Fakten entfaltet, dass dem Leser keinen Ausweg läßt aus dem Labyrinth der Erschütterung. "MadameJack" schafft es wie keine zweite ihre Sinnesorgane so weit zu öffnen, dass auch nur der kleinste nebensächliche Windhauch ihr gewahr wird. Mit detektivischer Akrebie und emotionaler Intelligenz entführt "MadameJack" uns in ihre Küche.
"MadameJack" ich liebe dich.

 

Hallo MadameJack,

ich dachte bis zum Ende deiner Geschichte, dass es sich hier um einen angespannten Beziehungskrach in der Küche handelt. Die Pointe ist allerdings tadellos.
Den Rest sagte schon dein Manager tenfingers. Schön einen zu haben, der sich so ins Zeug legt. Scheint auch ein bisschen Liebe dabei zu sein, denke ich.

Grüße nach Hamburg - Aqua

 

Hi tenfingers!

Entweder bist Du selbst MadameJack und versuchst verzweifelt, Deine Geschichte weit oben zu halten - diesem Wunsch entspreche ich grad mal mit disem Posting - oder Du triefst nur so vor Sarkasmus. Dagegen spricht, dass man solche Postings nicht alle drei Tage wiederholt.

AGB gelesen?

chaosqueen :queen:

 

Tach chaosqueen.

Natürlich habe ich die AGB gelesen, wieso fragst du? Habe ich mich nicht an die Regeln gehalten? Auf deine Frage hin möchte antworten, Nein, Nein, Nein ich bin nicht MadameJack.
Ich fand nur, dass die Fähigkeiten von MadameJack nicht ausreichend gewürdigt wurden und habe deswegen mehrmalig auf sie aufmerksam gemacht.
Wenn du das Sarkasmus nennst, weiss ich auch nicht weiter, ich nenne es jedenfalls eher ausufernde Begeisterung.
Trotzdem, chaosqueen, sind deine Geschichten auch sehr schön geschrieben.
Ciao Tenfingers

 

Hej tenfingers!

Es ging mir darum, dass ich diese Geschichte nicht soooo toll finde, dass ich Deine Begeisterung teile - und sie auch nicht so ganz verstehen kann.
Da kam bei mir der Verdacht auf, dass Du vielleicht versuchst, diese Geschichte möglichst weit oben in der Liste zu halten, indem Du alle zwei Tage von Neuem in Begeisterungsstürme ausbrichtst.
Wie auch immer: Ich entschuldige mich für die Unterstellung, Du wärst MadameJack, ich glaub Dir.

Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:

 

Hallo tenfingers, Aqualung und chaos!
Das "Mysterium" MadameJack (+lach+) hat soeben beschlossen aus der Versenkung aufzutauchen in der leider kein Computer greifbar war ;-). Ich war schlicht in den Ferien.
Tenfingers, ob sarkasmus oder was auch immer, ich fand Deine Kommentare genial. Eigentlich eine Geschichte für sich. Vielen Dank, ich bin richtig gerührt, da darf ich Dich mit meiner nächsten Geschichte ja auf garkeinen Fall enttäuschen :-).
Aqualung, inwiefern "mit ein bisschen Liebe..."?
Vielen Dank auch für Deine Antwort, Dir scheint die Geschichte ebenfalls gefallen zu haben +freu+.
Und als letztes Chaos: Was gefällt Dir denn nicht an der Geschichte? Das war schließlich mein Debut hier und mein Lernelan ist ungebremst, also bitte ein wenig konstruktive Kritik ;-).
So, was waren ansonsten noch für Fragen? Ach ja, tenfingers bei meiner Person handelt es sich um ein Wesen weiblichen geschlechts, das war irgendwie nicht ganz klar.
Abschließend nochmals allen Antwortenden vielen Dank, schade, dass das Interesse ansonsten nicht so groß war, aber ich fange ja schließlich auch erst an.
Viele liebe Grüße
Catharina alias MadameJack

 

hallo MadameJack, es fehlte in Alisha Devils Geschichte, "Sie war nicht schuldig" so ungefähr,....hey, wenn ich grad hier bin, dann kann ich ja mal was lesen!!! Warte mal eben......


......ja, ja, ja, ich bin drauf reingefallen, okay.
Gemein. Verdammt gut aber, hab gedacht, was ist das bloss für ne komische Beziehung. Doch, war gut. und ich bin reingefallen. Ja, allerdings habe ich sowas auch schon 4 oder 7 mal gemacht. Alles hängt am letzten Satz.

Übrigens 6 oder 11 Zeile, Zweibel=Zwiebel ein typischer tippfehler (unwichtige Bemerkung)

bis dann stefan

 

Hallo MadameJack,

nettes Häppchen für die Zwischendurchmahlzeit. Gut geschrieben. Noch bevor ich mich darüber aufregen konnte, wie plakativ so eine Mann-Frau-Beziehung von dir beschrieben wird, und ich mir so dachte, na warte Madame zu dieser Art Beziehungsstreit kann ich dir noch ein paar Tiefenursachen liefern, war's schon vorbei und ich der Lösung deiner Geschichte näher, besser gesagt am Ende mit meinen Vorurteilen. Hat mir vom Spannungsbogen her sehr gut gefallen.

@tenfingers

wenn du so unverschämt bist und uns restlichen Kritikern alle Vokabeln des Lobes für diese Geschichte stiehlst, dann mußte dich nicht wundern, wenn du allein auf weiter Flur den Oberlobhudelerer machen mußt.
Hab doch Erbarmen mit der Fantasielosigkeit des Kritikers im Allgemeinen und laß auch noch ein paar Loblücken für andere nach. Dann klappt es auch mit dem Nachbarn....:D


P.S. Schön, MadameJack, dass in deinem Profil HH steht.;)

 

Hallo MadameJack,

gelobt wurde genug, da will ich mich nicht anschließen. Was mir markant auffällt, ist die Tatsache, dass hier allgemein die Kritiker sich einig zu sein scheinen, dass man bis vor den letzten Satz davon ausgehen konnte, es handele sich um eine Frau. Ersetzen wir also mal in den Kritiken die Mücke durch die Frau und denken darüber nach, dass nicht ein Einziger (von tenfingers bis lakita) diesen Kritiken widersprochen hat. Dazu ein paar (von vielen möglichen) Zitate:

der Protagonist hat richtig gehandelt, als er der Mücke das sowieso nur rudimentär vorhandene Gehirn rausgeprügelt hat

Hätte sich die Mücke konstruktiv am Abwasch beteiligt, oder schon mal die Zwiebeln abgeschält, wäre es meiner Meinung nicht zu dieser Eskalation der Lage gekommen

Denn so kann dem Leser die Verzweiflung der Mücke über ihre körperlich bedingte Nutzlosigkeit dargelegt werden.

Teile ja die Meinung, aber muss das ausgerechnet eine Frau derart deutlich formulieren? :D ...für mich ein Drama.
Gruß vom querkopp

 
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Hallo querkopp,
wurde nicht so ganz schlau aus Deiner Antwort... kannst mir da mal auf die Sprünge helfen?
Also, Dir hat die Geschichte nicht gefallen, weil man die Mücke theoretisch durch eine Frau erstzen könnte und hierdurch ein gnadenlos schlechtes Drama entstünde?
Bin etwas verwirrt. Wäre für eine "Übersetzung" dankbar :D
liebe Grüße Catharina alias MadameJack

 

Hallo Madame Jack,

ich bin ja nicht die Einzige, die glaubt, dass es sich um einen herben Ehekrach handelt. Richtig reingelegt hast du mich. Das ist Dir sehr gut gelungen!

Von Rixta

 
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Hallo,
@Lakita
erstmal wollte ich vorrausschicken, dass ich recht gut mit meinen Nachbarn klar komme, auch wenn hier anscheinend bei den Kritikern der Eindruck aufgekommen ist, ich hätte eine angespanntes Nachbarschaftsverhältnis.
@querkopp
eine interessante Idee anstelle von Mücke "Frau" einzusetzen. Ich habe allerdings beim Lesen die ganze Zeit anstelle von Küchentuch Fitnessstudio eingesetzt und bei Küche habe ich immer an mich selber gedacht. So dachte ich, müsste man die von MadameJack hier veröffentlichte Geschichte verstehen.
Ich fühlte mich allerdings reingelegt als zum Schluss heraus kam, dass die Frau nicht wie von mir vermutet das Adoptivkind des Mannes war, sondern ein Insekt das für mich den Ex-Freund des Mannes symbolisiert.
Aber zum Glück hat MadameJack mit ihren Erläuterungen einiges wieder gerade gebogen.
Bis dann
eure tenfingers.
P.S. Was hat noch mal Alisha Devils "Sie war nicht schuldig" mit der ganzen Sache zu tun?

 

Hey tenfingers!
Die Vermutung, dass die summende Protagonistin die Stiefschwester des Exfreundes der Freundin des Mannes am Herd sein könnte, ist doch eine interessante Überlegung... Ich werde darüber nachdenken eine entsprechende Andeutung in den Text einzufügen :D.
Bis denne viele Grüße Catharina alias MadameJack

Ps: Die Anmerkung mit Alisha Devils bezog sich auf eine andere Geschichte

 
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Hallo MadameJack,
die Andeutung darf aber nicht zu eindeutig ausfallen. Der entsprechende Bezug muss so unauffällig daher kommen, dass niemand ihn überhaupt erkennt, ausser ich natürlich. Ich könnte dann in einer schleunigst verfertigten Kritik den Bezug aufdecken und ihn auf die Schwester der Freundin, des Exfreundes der Mücke beziehen. Wie die geheime Anspielung jetzt genau aussehen muss bleibt natürlich dem Künstler überlassen, da möchte ich mich nicht einmischen. Nur unauffällig muss sie sein.
Bis zum nächsten Mal
Ciao

 

Hallo MadameJack,

habe wohl blöd formuliert. Deine Geschichte gefällt mir. Wollte nur ironisch darauf hinweisen, wie erschreckend einfach sich die Verwechslung Frau/Mücke im Kopf des Lesers verwirklichen läßt. D.h. die schlechte (unmenschliche) Behandlung der Mücke wurde vom Leser als die, wenn auch vielleicht kritikwürdige, Behandlung einer Frau unterstellt, somit akzeptiert. Das sollte schon nachdenklich machen.
Und dass du, als Frau, der Behandlung deiner Geschlechtsgenossinnen nicht mehr Kritik entgegen setzt, nannte ich Drama, ironisch im Tenor, aber mit erhobenem Zeigefinger gedacht.
Hoffe, dass ich mich jetzt etwas verständlicher ausdrücken konnte.
Gruß vom querkopp

 

Hallo MadameJack,

ich seit Tagen komme ich nicht dazu einen Beitrag zu schreiben.
Ich behaupte, dass diese Geschichte sehr gelungen ist, mit einem sehr überrascheden Ende. Nein, damit habe ich nicht gerechnet. Mich wundert wie geschickt du es vermieden hast, zu verschweigen, dass es sich um eine Mücke handelt. Und das hast du die ganze Geschichte über geschafft! Du hast auch nicht mit einem Wort erwähnt, dass es sich um einen Ehestreit handelt, aber alle waren der Meinung.

Sehr gut.

Lukasch

 

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