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Noch ein Tag im Fuk Market

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Noch ein Tag im Fuk Market

Anmerkung des Autors: Achtung! Frühwerk! Jedenfalls war dies einer meiner ersten Gehversuche in Punkto Kurzgeschichten. Der Stil war aber trotzdem so beabsichtigt...

Ben Jockisch

Noch ein Tag im Fuk Market

07:00
Ein wunderbarer Morgen im Fuk Market - und die Kunden kaufen bereits fleißig. Freilich weiß keiner von denen, was sie da eigentlich kaufen...und ich werd’ den Teufel tun und ihnen das sagen.
Die alte Witwe Rampalla kauft gerade drei Kilo davon.
Sie fragt mich, ob ich das Wetter auch so schön finde.
Ja, sage ich und wiege drei Kilo ab. Innerlich lache ich mich kaputt.
Ich Scherzkeks.

08:15
Kurz Pause gemacht und den Abstellraum gesäubert. War echt mal nötig. Außerdem hege ich den Verdacht, dass der Chef heute vorbeikommt. Gott bewahre.
Und der Kram geht immer noch weg wie warme Semmeln.
Das schmutzige Zeug von gestern habe ich hinten in den Müllcontainer geschmissen.
Hoffentlich kramt da nicht wieder so ein Penner drin rum, wie letztes mal.

11:35
Ich glaube, ich werde heute alles los. Da muss dringend Nachschub her. Wenn nicht heute, dann aber auf jeden Fall morgen.
Das "K" vom Schild ist ausgefallen. Heute Abend, wenn ich das Licht anmache, steht dann da "FU MARKET". Wenn der Chef wirklich vorbeikommen sollte, muss ich ihn auf diesen schrecklichen Missstand aufmerksam machen.

12:00
Mittagspause.
Ich rauche eine. Ich finde noch ein schmutziges Stückchen Stoff von gestern. Ich will es in den Container werfen, bevor es einer sieht – da steht doch wieder so einen Penner auf unserem Hof. Ich brüll' ihn an, aber er hört nicht. Ich renne schnell rein und hole es (ihr wisst schon, was!), aber als ich wieder rauskomme, ist er weg. Kluger Mann.

13:54
Die alte Rampalla ist tatsächlich noch mal wiedergekommen, um noch mehr davon zu kaufen. So blöd möchte ich mal sein.
Apropos blöd, hätte mir beinahe den Finger abgeschnitten, als ich gerade wieder so lachen musste.
Eine Kundin fragt mich, ob alles in Ordnung sei.
"Klar", sage ich und kriege einen schrecklichen Lachanfall. Wenn ich nicht aufpasse, verrate ich mich noch.
Die Frau fragt, weshalb ich so lache, aber ich sage es ihr natürlich nicht.
Es ist aber auch zu lustig.

15:03
Mist!
Der Chef ist wirklich vorbeigekommen!
Zum Glück habe ich alles davon bereits verkauft, ich glaube nämlich, dass er der einzige wäre, der was merken würde.
Ich weise ihn auf die Sache mit dem Schild hin und er meint, das würde er in den kommenden Tagen reparieren lassen.
Das finde ich sehr verantwortungslos von ihm, sich so lange Zeit zu lassen. Was sollen denn die Kunden denken.

16:45
Der Chef ist endlich weg, der nervige alte Sack.
Außerdem geht es langsam auf den Feierabend zu. Der Fuk Market schließt heute um sechs. Da muss ich mich ranhalten, wenn ich wirklich noch was für morgen besorgen will.
Ich lege es (na, ihr wisst schon!) unterm Tresen bereit. Hoffentlich klappt es, sonst wird mir der morgendliche Arbeitstag überhaupt keinen Spaß bereiten.
Und Spaß, meine Freunde, ist schließlich das wichtigste im Leben, oder etwa nicht?

17:30
Ein wunderbarer Abend im Fuk Market.
Bald schließen wir für heute. Aber vorher...ich freu mich schon.
Ich reibe mir die Hände und kichere in mich hinein. Es sind nur noch wenige Kunden im Laden und ich sehe mir jeden von ihnen genau an.
Was bin ich doch für ein Schlingel!

17:54
Nur noch ein einziger Kunde ist im Laden! Jetzt oder nie!
Er sieht sich im hinteren Teil des Ladens die Auslagen an. Er guckt ziemlich blöd in die Gegend. Ich glaube, der ist ideal.
Ich schließe die Ausgangstür unauffällig ab. Er merkt nichts.
Ich frage ihn, ob er mir vielleicht bei etwas zur Hand gehen könnte, zumal ich ganz allein hier bin.
Bereitwillig folgt er mir in den Abstellraum. Ich muss meine Vorfreude noch ein wenig verbergen.
Ich gehe zurück zur Theke und ziehe das Beil darunter hervor.
Ich halte es hinter meinem Rücken versteckt und gehe freundlich lächelnd in den Abstellraum zurück.
Frischfleisch!
Der morgige Tag ist gerettet!

 

"Der Stil war so beabsichtigt?"
Was hast du denn gegen den Stil einzuwenden? Ist doch in Ordnung und kongruent zum amüsanten Inhalt der Geschichte.

Brr, zum Schluß der Geschichte habe ich mich doch etwas rütteln müssen, was mehr eine (Re-)Aktion in Bezug auf die Witwe Rampalla war, die das Frischfleisch zu konsumieren bereit ist. :eek:
Also, in dieser Stadt möchte ich ehrlich gesagt nicht leben.
Bezieht denn der Fußfetischist sein Hobbymaterial auch aus dem Fuk Market?


Gruß, Hendek

 

Wer weiß, wo der Aldi seine billigen Artikel bezieht?

Im Ernst: Gute Geschichte! Sehr amüsant und flüssig zum Lesen.
Der Schluss: Okay, der passt ja ganz gut in den Kontext, will ich nicht abstreiten.
Interessant hätte ich gefunden, wenn ungeklärt geblieben wäre, WAS denn eigentlich verkauft wird?
Verstehst du?

Ich hätte nicht soviel Kafka lesen sollen, jetzt hab ich den Salat...

 

@Hendek:

Bezieht denn der Fußfetischist sein Hobbymaterial auch aus dem Fuk Market?

Nein, aber mein Lieblings-Protagonist Schorse vergiftet in "WARUM ich das mache" die Joghurts im Fuk Market mit LSD. Die Witwe Rampalla taucht im Fußfetischisten wieder auf...

Was hast du denn gegen den Stil einzuwenden? Ist doch in Ordnung und kongruent zum amüsanten Inhalt der Geschichte.

Eigentlich nix. Weiß gar nicht genau, warum ich die Anmerkung so geschrieben habe. :rolleyes:


Die Inspiration zum Namen des Fuk Market stammt übrigens aus Hannover. Aber inzwischen haben sie das Schild repariert, und jetzt steht da wieder UFUK Market.
Somit ist der Fuk Market wieder einzigartig...

(Hmm, irgendwie funktioniert der Button "Alle Geschichten des Autors anzeigen" in meinem Profil nicht richtig, so werden nur meine letzten 2 hier veröffentlichten Geschichten angezeigt. Mist.)

 

Klar, Ben

das ist der ganz normale Alltag. Ich war schon immer mißtrauisch gegenüber Hackfleisch...heute gibt es bei mir jedenfalls keine Frikadellen.

Das ist Horror, das ist Satire....das ist einfach nur gut. <IMG SRC="smilies/thumbs.gif" border="0">

Hab nichts zum bekritteln gefunden.


Gruß.....Ingrid


PS: Warst du das, der meinen Link gerettet hat? Falls ja, danke.

 

Hm...Muss mal deine letzten Geschichten durchlesen.

Apropos: Irgendwo bei uns gibt es einen Ort der heißt "Fucking".
Egal, wie oft sie das Ortsschild erneuern und wie sie es befestigen - irgendwann isses wieder weg! :D


So - bei dir sind wirklich nur die letzten beiden Geschichten aufgeführt!

 

@Ingrid:
Ja, ich war das mit dem Link.

Thanx für die Kritik! :)

@Rainer:
Äh, ja. War das eine Kritik? :D

 

He, Rainer!
Hast ja doch eine Kritik geschrieben!
Mann, seid ihr heute wieder schnell.
Man kommt ja gar nicht mit.

Danke für das Lob, Mann.

Auf den Trichter, solche Dinge offenzulassen, bin ich dann später auch gekommen.
Siehe die Geschichte "K.", bei der man sich über Interpretationsspielraum wohl nicht beklagen kann. :)

 

So! jetzt bin wohl ich mal wieder dran!
Gut das Kurzgeschichten nun mal Geschmacksache sind. Denn ich muss zugeben, das ich von dem Stil und auch dem Thema nicht so erbaut bin.
Ist ja auch nicht unbedingt etwas neues, dass jemand Menschen umbringt und das Fleisch in seinem Laden verkauft.
Und irgendwo anders hab ich schon mal verlauten lassen, dass ich kein Freund von Geschichten im Telegrammstil bin. Ich finde, da geht irgendetwas verloren. Was kann ich leider nicht sagen!
Aber wie du siehst ben bin ich mal wieder mit meiner Meinung auf weiter Flur! Also lass dich von deinem Weg nicht abbringen!

 

Hehe, hab mir gedacht, dass es Hühnerbein sein würde, der sich zuerst über den Stil beschwert.
Vielleicht hab ich deshalb den Disclaimer geschrieben... auf jeden Fall eignet sich der "Telegrammstil" (Stop) ziemlich gut für die Geschichte (Stop), da man so gut Dinge im Dunkeln lassen kann, und der Protagonist sowieso keiner zu sein scheint, der großartig poetische Umschreibungen von sich gibt.
Aber der Stil ist eben Geschmackssache...

Das Thema kam mir beim erneuten Lesen auch nicht mehr so originell vor, aber das liegt vielleicht daran, dass ich inzwischen den thematisch verwandten Film "Delicatessen" gesehen habe, den ich vorher noch nicht kannte.

 

Der geilste Ortsname ist aber immer noch "Tuntenhausen", liegt irgendwo in der Nähe von München.
Das würde ich nicht gerne wohnen, schon alleine deshalb, weil einem das keiner abnimmt: "WO wohnen sie? Hahaha, guter Witz, aber jetzt mal ehrlich!"

 

Der kurze und buendige Stil gefaellt mir ziemlich gut, die Idee ist halt nicht ganz neu. Wuerde aber trotzdem sagen, dass man die Geschichte gelten lassen kann.

Interessant finde ich nur, dass ausgerechnet der Buchstabe K ausfaellt...

:rolleyes:

 

Tja, unter meinen Geschichten gibt es mysteriöse Verbindungen. Wenn man dann mein Gesamtwerk mit einem speziellen Dechiffriercode durcharbeitet, kommt man hinter das erschreckende Geheimnis der Existenz.

 

Also, ich finde weder den Telegrammstil, noch die Auflösung störend. An was ich bei dem Zeug gedacht hab, will ich lieber nicht sagen <img src="graemlins/fettgrinz.gif" border="0" alt="[ben]" /> .

Es gibt noch nen lustigen Ort in Bayern: Tussenhausen.

So, das war mein 666. Posting. Extra für Dich, Ben.

 

Also irgendwie war mir von Anfang an klar was er da denn nun verkauft ... Den Stil der Story finde ich ganz Ok - wenn auch beides, Idee und Stil nichts neues sind.

 

Hm, Jadzia hat deine alte Geschichte wieder rausgekramt, gut so! Die kannte ich noch nicht.

Die Umsetzung des nicht sehr innovativen Plots ist dir meiner Meinung nach gut gelungen und zwar deshalb, weil du einen Spannungsbogen aufbaust, der mich Leser mitzieht, weil ich natürlich unbedingt wissen will, was da verkauft wird.
Insoweit war es für mich nicht von Anfang an klar, was da läuft.
Dass du dann aber brav mich Leser am Ende der Geschichte mit der Antwort bedienst, dass finde ich enttäuschend. Ich hätte es im Nebel gelassen.

Lieben Gruß
lakita

 

Moin.

Oha, das alte Teil von Anno 99. Habe ich mir selber schon ewig nicht mehr durchgelesen... :Pfeif:

Ich halte die Idee auch nicht mehr für die originellste, aber für zwischendurch ist der Text ganz witzig, da er sich so schön in die "Mythologie" meiner Stories einreiht und einige Charaktere und Begebenheiten in anderen Geschichten wieder auftauchen...

Das Beste ist immer noch der Name "Fuk Market", seine Entstehungsgeschichte steht hier auch im Thread.

Warum hab ich das eigentlich in "Alltag" veröffentlicht? :hmm:

Gruß

Ben

 

Weil Alltag/Sonstige damals noch gemeinsam ein Forum bildeten? ;)

Na ja, ein etwas bizarrer Alltag, aber da man ja kaum hinter die Theken schaut, weiß man ja eh nicht, was genau sie einem da andrehen... :D

 

Habe jetzt mal die Erklärung gelsen wie der Market zu seinem Namen kam - eher profan :D

Aber der Titel wirkt - man klickt die Story an :D

 

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