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No Angel

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21.07.2002
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No Angel

No Angel

Er sitzt auf dem Sofa, in seinem Zimmer, bei sich Zuhause.
Er liest in der Zeitung, blickt ins Fernsehen.
Und im ersten Moment glaubt man, er würde sich geschmeichelt fühlen, weil er grinst, bei dem was er liest, was er sieht und hört: Begnadet bist du...!

... jedoch Zuhause ist er jetzt nicht.
Er steht in vertrauter Fremde, und sieht aus dem Fenster des achten Stockwerks eines Hauses.
Er blickt auf Wohnhäuser. Auf Büros, Kneipen, Tankstellen. Auf eine Kreuzung, an der sich Autos stauen. Auf den Parkplatz eines Supermarktes.
Er sieht, ohne gesehen zu werden. Er sucht und wird selber gesucht. Sterben bringt er, ohne selber zu sterben. Angst und Lust beseelt ist er. Gewaltig will er wirken. Sein Dasein ist der Tod. Vergehen im Willen.
Er blickt durch das Zielfernrohr in die Todeszone. Existenzen wie ein kaputter Reißverschluss.
Es ist wie im Film.
Doch die Realität ist real.
Die ist Geld wie Macht.
Arm und Reich.
Mord und Selbstmord.
Sex gleich Liebe.
Lug und Trug.
Die Realität ist ohne Glauben.
Die ist zum Kotzen, ohne Irrtum.
Noch ein Blick, - dann der Schuss...

© 2002 - michy

 

Hallo michy,

ein leider topaktuelles Thema, von dir kurz und beeindruckend aufbereitet. Schonungslose Sprache, karg und knapp. So ist die Welt, manchmal der Alltag.
Toll gemacht, Kompliment.


Liebe Grüße - Aqualung

 

Hallo, michy!

Großes Lob auch von mir. Sprache passt hervorragend zum Inhalt.

Ciao
Antonia

 

Hallo michy,

Deine Geschichte ist inhaltlich schon OK, doch bin ich über einige Aussagen gestolpert:

„ohne selber zu sterben“ - selbst.
„Angst und Lust beseelt ist er“ - Eigentlich `von´ Angst, aber das ist eine Stilfrage.
„Sein Dasein ist der Tod“ – Tod zu sein, ist ein seltenes Dasein, wohl eher: Bringt den Tod.

„Es ist wie im Film.
Doch die Realität ist real.“ – Genau, das ist sie. Du meinst doch etwas anderes.

„Die ist Geld wie Macht“ - „Die“ bezieht sich auf „Realität“. Also muß es wohl heißen `Geld und Macht´ o.ä.

„Lug und Trug“ - sind keine richtigen Gegensätze, gut - man kann das Schema auch brechen.

„Die (Realität) ist zum Kotzen, ohne Irrtum.“ Warum soll es in der Realität keinen Irrtum geben? Du meinst wohl `daran gibt es keinen Irrtum´(Zweifel).

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

Hallo Antonia; Hi Aqualung!
...danke fürs Lesen, -fürs positive Feedback...
Liebe Gr.
- michy

 

Hi, Woltochinon;
Nichts ist perfekt -und es gibt immer ein 'aber'.

Beispiel:
----Die Realität ist ohne Glauben.
----Die ist zum Kotzen, ohne Irrtum.

Hier bezieht sich das 'aber' aber auf den Kritiker.
- Zu lesen wäre die Passage so, dass sich 'ohne Irrtum' aufs 'Kotzen' bezieht, - meine Fantasie... compri?
Die anderen Anmerkungen sehe ich ebenso, -denn warum soll sich der Schreiber nicht seine eigene 'Aberwelt' aufbauen und vermeintliche Stilrichtungen krustig aufbrechen?
Bei 'selber' und 'selbst' komme ich ins Grübeln; wann sagt man was?
Gr.
michy

 

Hallo, michy!

Wie ich Dir bereits mitgeteilt habe, gefällt mir Deine Geschichte. Das von Dir genannte Beispiel habe ich so empfunden, wie Du es ausdrücken wolltest.
Trotzdem gebe ich Wolto in den anderen von ihm angeführten Fällen Recht. Stilrichtungen krustig aufzubrechen sollte innerhalb der geltenden Regeln geschehen.


Ciao
Antonia

 

Hi, Antonia;
…apropos Regeln... Dazu meine launige Meinung:
- Soll die hier geforderte Regel Richtschnur oder Vorschrift sein?
Egal, denn ich behaupte, es gibt keine solchen Regel(n); auch deshalb nicht, weil diese Regel(n) niemandem zugehörig, - ist ein herrenloser Hund, der sich dem unterwirft der ihn füttert; und wird im schlimmsten Fall erfunden, so wie Sylvester erfunden wurde, dass in verschieden Kulturen zu unterschiedlichen Zeiten gefeiert. Das ist die Regel; die, auch, um bei einer Regelabweichung die Regelgröße an den Sollwert anzugleichen, ausgeübt wird, - und immer irrt.
... was soll die Regel in der Literatur?
So was lapidares wie Rechtschreibung, -alt wie neu-, regeln. Für wen? Für den Geschäftsverkehr...?
Der Schreiber, der Anarchist, was soll der damit, -was sollte der schreiben? Regelwerke, Gesetzestexte? Zu anderem würde er (in der Regel) nicht taugen.
...und die Fantasie? Welcher Regel gehorcht die?

- Es ist jedoch, bei manch- bestimmten Leuten, die Regel, aus vollem Herzen JA zu sagen (dass sie irgendetwas gut finden, und sei es beim Monopoli die Spielsteine), dann ein- JA,- ABER!!! - nachzuschieben, und dann kommt der Wink auf die Regel(n), wie auf die ungeputzte Nase der Zeit...

- Man sollte sie abschaffen, diese Nasen, die Ja-aber-sager, die Regeln.
Und man staune, man kann die durchaus von den Vormündern befreien, -wenn man Mut hat. Nämlich durch autonome Kunst, wie der Malerei, Bildhauerei, Tanz und Theater, - durch das Wort, das sich, wie alles, in Fantasie kleidet; so, und für mich nicht anders.

Ja, Antonia;
Das sind michys (gekürzte) Äußerungen über Regeln. *fg*
Und wenn Du mal auf meine HP gehst, ich schreibe auch als Gastautor in ’zugetextet’, desweiteren wurde ’eine regellose Story’ in der Oktoberausgabe der Lit.zeitschrift ’Federwelt’ veröffentlicht, -wirst Du ahnen warum ich Regeln vehement ablehne.

Gr. + happy Sonntag
v. michy

 

Hallo, michy!

Jedem das Seine. Ich bin da eben zu wenig flexibel.
Deine Geschichte gefällt mir trotzdem.


Ciao
Antonia

 

---Jedem das Seine.---

:confused: Meine Anmerkung, Antonia, sollte auch lockerer daherkommen. Manchmal trifft man eben den Ton nicht recht - sorry...
Gr.
michy

 

Hallo michy,

wenn ich meine „aber“ Metawelt Deiner entgegensetze und der Nächste wieder mit „aber“ kontert, wird man nie zu einem Ergebnis kommen. Fakt ist, daß der Bezug in dem Satz „Die ist zum Kotzen, ohne Irrtum“ nicht stimmt. Was Du denkst oder mit „aber“ aussagen willst, muß in der Geschichte stehen, sonst ist es nutzlos.
Jetzt zum brechen von Regeln: Man muß unterscheiden zwischen Regeln um der Regeln willen und nützlichen Regeln, die auf Vereinbarungen beruhen, die man als hilfreich allgemein anerkannt hat. Ein Spiel ohne Regeln hat keine Spannung, Regeln zu beachten und `es trotzdem´ zu schaffen, ein Ziel zu erreichen - hierzu dient Kreativität. Auch Du folgst in Deiner Geschichte Regeln und besonders „mutig“ ist es auch nicht, die Sache locker anzugehen. (Mut hat etwas mit Gefahr zu tun).
Trotzdem: Regeln ändern sich, werden auch abgeschafft (das ist besonders gut, wenn sie vom zuerst genannten Typus sind), doch das ist meistens nur sinnvoll, wenn sie durch neue, allgemein akzeptierbare Regeln ersetzt werden. Die Voraussetzung hierfür ist die Nützlichkeit des neuen Regelsystems. In besonderen Situationen (z.B. Brainstorming) setzt man sich partiell über solche Dinge hinweg, es ist aber dann vereinbart, so zu handeln ( eine begrenzte Zeit lang).
Deine Geschichte ist eigentlich viel zu gut, sie sollte nicht durch n u t z l o s e Regellosigkeit leiden. „Aber“ das ist nur meine kleine, private Meinung.(Die ist auch ganz locker gemeint !).

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

Hi,Woltochinon;
Zitat: ---Jedem das Seine---
Das stimmt auch hier, auch wenn es lapidar scheint. Meines Erachtens gibt es keine Regeln in der Kunst -und ich will mich auch nicht danach richten, so es doch eine gäbe... Somit gibt es (für mich) auch keine Brechung von Regeln, - es gibt Kunst!, weil, u.a., auch die eigene Objektivität die Realität, so man die will, in der Kunst aufhebt und durch ein Verfahren ersetzt, das Brecht -für sein episches Theater benutzte und -als 'Verfremdungseffekt' definierte.
Nun könnten wir sicher noch endlos...;
doch es gibt noch andere Dinge.
Danke für's Lesen.
Gr. und ciao
michy

 

Hallo michy,

einiges ist mir doch zu leicht hergesagt. Deshalb noch ein letztes Statement: „Was soll die Regel in der Literatur?“ – Kommunikation ermöglichen, trotz (überschäumender) Fantasie.
Verfremdung gibt es nur, wenn man sie an einem existierenden Status, der Regeln kennt, mißt.
In der Kunst gibt es Regeln, sonst gäbe es keine Stilrichtungen.
Aber ich glaube, ich weiß, was Du willst: Experimentieren. Das ist ja auch wichtig ( ich mache es auch gerne). Da muß man trotzdem, um es `mal technisch auszudrücken, zwischen Prototyp und verkaufsfähigem Modell unterscheiden.—
„So was lapidares wie Rechtschreibung, -alt wie neu-, regeln.“ Lapidar = kurz und bündig; kraftvoll, wuchtig.
Diese Anmerkungen sollen eine konstruktive Kritik sein, und nicht Deine Fähigkeiten als Autor in Frage stellen.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg,

tschüß... Woltochinon

 

:) Woltochinon;

Ich weiß Deine Mühe zu schätzen, und weiß das Du mich nicht persönlich meinst. Und sei gewiss, ich lerne immer gerne dazu.

- Und ich meine, bezogen auf unsere Disk., und das weißt Du: !!!unter den Talaren - Muff von 1000 Jahren!!!

- Schade. Von Dir -und manch anderem- hätte ich gerne mehr gehört. Leider fehlt am PC das in die Augen schauen...
Wir, die -zugetexten-, treffen uns im November in HH.
Ich freue mich darauf - und eigentlich sollte in jedem Forum ein 'pers. Kennenlernen' möglich sein, so man will...
Alles 'Gute'
+ Gr. v.
michy

 

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