- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 7
Nissen, nicht nur zur Weihnachtszeit
Eine steife Brise bläst über die Dünen und verteilt Regen über das flache Land. Und einige nordischen Hausgeister, die Nissen genannt werden, erwachen.
Sind das die Vorboten des Winters?
Mit einem Ruck hat York die rote Wollmütze seiner Nissen Schwester Valborg entrissen und beißt hinein.
„Hey, was soll das? Willst du meine Mütze essen?“, fragt Valborg mit weit aufgerissenen Augen und versucht ihre Mütze zu schnappen.
„Ja, ich habe Hunger. Die Menschenkinder haben uns seit Tagen, kein Essen hingestellt“, antwortet York.
Valborg hat den Zipfel ihrer Mütze mit ihren Fingern erwischt. Aber York lässt nicht los. Wild zerren beide Nissenkinder, an der Mütze.
„Ah, hey!“, kreischt Valborg.
„Nein, du kriegst sie nicht. Ich will sie essen!“
Schließlich versucht Valborg mit ihren weißen Holzschuhen, York zu treten. Aber er ist flink und springt zur Seite. Dabei lockert er leicht seinen Griff und Valborg erobert ihre Mütze zurück. Schnell setzt sie die rote Mütze auf. Jetzt sieht sie wieder wie ein typischer, nordischer Hausgeist aus.
„Also esse ich heute nicht deine Mütze. Wollen wir die Menschen mit Nüsse bewerfen?“, fragt York.
„Gute Idee. Vielleicht fällt ihnen dann wieder ein, dass sie uns lieber den Reispudding hinstellen sollten“, stimmt Valborg zu, die auch Hunger hat.
„Ansonsten rasieren wir Weihnachten dem Christbaum die Nadeln ab.“
„Oder wir vertauschen die Namenskärtchen an den Weihnachtspäckchen.“
„Ja, das wird ein Spaß. Besonders, wenn die Jungens die Puppen erhalten und die Mädchen die Autos.“
„Und die Väter bekommen Schmuck und die Mütter Rasierwasser“, ergänzt York und klatsch vor Begeisterung in die Hände.
„Oder wir stibitzen die Geschenke!“
„Oder wir bleiben das ganze Jahr wach und tanzen jede Nacht mit unseren Holzschuhen auf den Dielen.“ Valborg beginnt mit den Holzschuhen ein kleines Tänzchen.
„Oder wir ….“
York liebt es, ein schelmischer Kobold zu sein und den Menschen Streiche zu spielen.
„Was ist hier los?“, fragt Valborgs und Yorks Mutter, die vom Geplapper geweckt wurde.
„York hat Hunger und wollte meine Mütze essen“, erklärt Valborg.
Verdutzt schaut die Mutter ihre Nissenkinder an und schüttelt den Kopf.
„Ich habe Hunger. Die blöden Menschenkinder stellen uns kein Essen hin“, schimpft York mit einem Grinsen, weil er sich noch immer über die ausgedachten Späßchen freut.
„Eigentlich solltet ihr im Sommer schlafen und erst am 13. Dezember erwachen. Und erst dann bekommen wir, am Abend ein Schälchen mit Reispudding von den Menschen. Also legt euch wieder zu euren Geschwistern in die Socken, bevor wir sie und euren Vater aufwecken“, ordnet die Mutter an.
„Ist heute nicht die Erscheinung der Heiligen Lucia?“, fragt York
„Wir wollten die schönen Mädchen mit den Kerzenkronen sehen“, ergänzt Valborg.
„Nein, es noch Sommer. Merkt ihr nicht, es ist wärmer als im Winter? Ihr müsstet in euren grauen Wollsachen und roten Wollstrümpfen schwitzen, oder?“
York und Valborg nicken nur. Langsam gehen sie zurück zu den Schlafplätzen. Valborg hätte zu gerne heute die Mädchen in ihren weißen Kleidern mit goldener Kerzenkrone gesehen.
Es ist aber noch Ruhezeit für die Nissen, das bedeutet im Normalfall für die nordischen Hausgeister unsichtbar zu sein. Erst wenn die Menschen die Nissen verärgern, werden diese böse und geistern das ganze Jahr hindurch.
„Gute Nacht, York und Valborg“, sagt die Mutter und gibt beiden Kindern einen dicken Kuss.
„Nacht Mama“, antworten beide Nissenkinder im Chor.
Kurze Zeit später schlafen alle Nissen tief und fest.