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Serie Nippur-Nuzi: Bonabas, Masken und das Rouge et Noir

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24.09.2000
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Nippur-Nuzi: Bonabas, Masken und das Rouge et Noir

Nippur-Nuzi: Bonabas, Masken und das Rouge et Noir

Es war ein schöner Morgen in Nippur-Nuzi. Die Sonne strahlte heiter auf den See, die Schmetterlinge flogen über die Wiesen und das neue Haus des Bürgermeisters ragte hoch hinauf in den wolkenlosen Himmel. Es schien, als könne nichts die Ruhe und den Frieden, der wundervollsten Stadt in ganz Himmel trüben. Außer ein Mord vielleicht.

Oberwachtmeister Karmen machte sich an diesem Morgen schon etwas früher an die Arbeit. Ein Bote des Bürgermeisters hatte bereits ganz früh an seiner Hausklinge geläutet und ihn verständigt. Etwas Schreckliches sei vorgefallen und es hätte mit den Bonabas zu tun und der Bürgermeister wollte ihn sofort sprechen und außerdem und überhaupt.
Karmen war also aus seinem Bett gehuscht, hatte sich seine Zähne geputzt und sich auf den Weg zu dem riesigengroßen Haus des Bürgermeisters gemacht.

Vor der Eingangstür stand bereits Wachtmeister Klu, der sichtlich motivierter war als sein Vorgesetzter.
„Grüß Gott, Oberwachtmeister Karmen!“
„Guten Tag“, entgegnete er genauso höflich, wie sein Kollege.
„Nein, nein, Herr! Ich meine wirklich, du sollst Gott grüßen.“ Er zeigte hoch in die Luft.
Karmen folgte den langen Fingern und erblickte im obersten Geschoss des Hauses eine Gestalt, die fröhlich aus dem Fenster winkte.
„Grüß dich, Gott!“, schrie Fred hinauf, worauf die Gestalt noch heftiger winkte, so als müsse sie den größten Schwarm Bienen vertreiben, den ganz Himmel je gesehen hatte.
„Beobachtet der uns eigentlich jeden Tag?“, fragte Karmen Wachtmeister Klu leise.
„Naja, seitdem er das neue Haus hat bauen lassen.. ja.“
„Na das kann ja heiter werden.“
„Ist ja nicht so schlimm, der Bürgermeister wusste ja immer schon alles. Und als Chef der Nippur-Nuzier Wache ist es wahrlich erforderlich, über alles und jedes bescheid zu wissen.“ Klu klang wie das „Handbuch der guten Wache“, das jeder Polizist zu seiner Berufung auswendig lernen musste.
„Ja, ja“, sagte Karmen. „Gehen wir lieber hinauf.“

Die beiden Polizisten betraten das Haus. In der Mitte befand sich eine große Plattform. Ein langes Seil war daran befestigt, verlief hoch in die Luft und kam dann wieder zu der Plattform zurück. Karmen und Klu stellten sich darauf.
„Wo ist denn der Portier?“, sagte Klu ungeduldig.
„Ich bin schon da, keine Angst!“ Der Portier kam aus einem Nebenraum gehuscht, verfolgt von einer dichten Schwefelwolke. Als er sah, dass ein Oberwachtmeister (was er für einen sehr hohen Rang einschätzte) anwesend war, zog er seinen Schwanz zwischen die Beine und klopfte höflich grüßend mit seinem Pferdefuß auf den Boden.
„Grüß dich auch!“, entgegnete Karmen. Ihm tat die Gestalt irgendwie leid. Früher einmal hatte sie als Abschlussprüfer gearbeitet. Sogar Gottes Sohn hatte sie geprüft, und angeblich hat er mehrmalige Antritte benötigt, bis er sich nicht mehr von Bergen gestürzt hatte und sich von den Boten seines Vater auffangen hat lassen.
Aber die Zeiten sind vorbei, nun war er nur noch Portier im Haus Gottes.
„In den letzten Stock bitte!“
Der Portier, den manche Wachtmeister scherzeshalber Lucie nannten, packte ein Ende des Seils und zog daran. Die Plattform erhob sich etwa einen halben Meter, jedes Mal wenn er es herunter zerrte.
„Na das kann ja lange dauern“, sagte Wachtmeister Klu.
Karmen hatte Mitleid und verstand nicht, warum der Bürgermeister so ein hohes Haus bauen ließ, wenn es sowieso nur einen Stock hatte. Und wenn er nur einen Stock brauchte, warum baute er den dann nicht etwas tiefer, so dass sich der Portier nicht so plagen musste? Karmen verstand das alles nicht.
Da fiel ihm ein Witz ein.
„Klu, wusstest du, dass Gott, bevor er unser Bürgermeister wurde, bei der Straßenplanung gearbeitet hatte?“
In Klus Gehirn schien es zu rattern, als er die gesammelten Werke der Enzyklopädie seines Wissens durchstöberte. Und die war wirklich gewaltig. Schließlich sagte er: „Nein, Herr, das wusste ich nicht.“
„Tja, stimmt aber. Jedoch wurde er gleich nach seinem ersten Projekt entlassen.“
„Wieso das denn?“ Klu war sichtlich entsetzt.
„Naja, niemand kannte sich mehr aus. Gottes Wege sind eben unergründ...“
Klu unterbrach seinen Vorgesetzten: „Also, ich finde, du solltest keine Witze über den Bürgermeister machen. Schließlich ist er der eine und einzige und außerdem hört er alles!“
Karmen seufzte. Manchmal war die trockene Nüchternheit seines Kollegen wirklich sehr anstrengend.

Als sie nach einigen Minuten das Obergeschoß erreichten, begrüßte sie Gott hinter seinem Schreibtisch und gab ihnen zwei Sonnenbrillen. „Mhm, nehmt doch Platz!“
Klu wartete, bis sich Oberwachtmeister Karmen auf einen der beiden Stühle vor dem göttlichen Schreibtisch gesetzt hatte und nahm dann selbst Platz.
„Ihr wisst, um was es geht?“, fragte der Bürgermeister und strich sich seinen langen, weißen Bart zurecht.
„Naja, nicht alles!“, antwortete Karmen, als er sich seine Sonnenbrille aufgesetzt hatte. Nun konnte er dem Bürgermeister in die Augen schauen. „Nur, dass etwas schreckliches im Haus der Bonabas vorgefallen ist.“
„Mhm, mhm, mhm“, sagte Gott bestätigend. „Kalibra, die Chefin des Hauses wurde ermordet. Mhm.“ Er lächelte. Selbst ein solches Ereignis schien ihm seine Heiterkeit nicht nehmen zu können.
„Das ist ja ungeheuerlich!“, sagte Klu und setzte sich in seinem Stuhl auf. „Wie kann gerade den Bonabas so etwas passieren?“
„Mhm!“, bestätigte Gott den Schrecken in Klus Gesicht. „Ihr wisst, wer die Bonabas sind?“
„Naja, eigentlich...“, sagte Karmen, wurde aber durch seinen Kollegen unterbrochen.
„Die Bonabas haben die gleichen Wurzeln wie wir Menschen, nur haben sie im Laufe der Geschichte... also, des göttlichen Weges, meine ich,... äh... sie haben sich anders entwickelt. Sie wurden friedlicher, matriarchalisch und haben eine größere Liebe zur..., wie soll ich sagen...“ Klu wurde rot und räusperte sich verlegen. „Nun ja, eine größere Liebe zur Liebe. Sie leben sehr glücklich, nur hat ihr Wesen einen Nachteil: Sie hassen Gewalt, würden sich nie untereinander schlagen und auch Dritte nur in Ausnahmesituationen. Da sie beim Anblick von Blut bereits die Kontrolle verlieren, versuche sie ihre Krankheiten mittels Zauberei und Gebeten zu heilen.“
„Sehr gut, Wachtmeister Klu. Möchtest du einen Keks?“ Gott hielt ihm zur Belohnung einen Kelch hin, der mit Oblaten gefüllt war. Klu nahm dankend an.
Dann fuhr Gott fort: „Ihr müsst sofort zum Haus Rouge et Noir fahren und den Mörder hier her bringen!“
„Wann ist denn der Mord geschehen?“, wollte Karmen wissen.
Gott schwieg. Plötzlich war es ganz still, nur das Ticken einer großen Uhr war zu hören. Karmen blickte fragend von Gott zu Klu und wieder retour. Er wollte schon etwas sagen, als der Schlag eines kleines Glöckchens erklang und Gott mit freudiger Stimme sagte: „Genau jetzt! Ihr müsst los!“

Wenige Minuten später waren sie bei Rouge er Noir angekommen. Normalerweise wurden hier Feste gefeiert, aber nicht weil es irgendetwas zu feiern gab. Die Bonabas feierten eben ständig. Natürlich waren auch andere Wesen gern gesehen, nur diese hielten sich dann eher versteckt. Kein Mensch, kein Zwerg und kein Vampir in ganz Nippur-Nuzi würde es je zugeben, in diesem Haus gewesen zu sein. Obwohl mindestens die Hälfte schon mindesten einmal darin war.
„Was denkst du, Herr Oberwachtmeister? Wer könnte es gewesen sein?“
„Naja, auf jeden Fall keiner der Bonabas“, sagte Karmen.
„Stimmt, jeder Bonaba würde sofort ein seelisches Trauma erleiden, wenn er nur mit Blut in Berührung käme.“
„Eben. Und wenn drinnen nicht gerade ein verrückter Bonaba laut schreiend durch die Zimmer läuft, müssen wir nach einem anderen Wesen Ausschau halten.“

Als sie das Haus betraten, standen die beiden Polizisten der Nippur-Nuzier Wache in einem riesigen Saal. Die Szenerie war typisch für den Verlust eines geliebten Mitbonabas. Musik spielte und eine große Anzahl der zarten Wesen tanzte in der Mitte. Sie trugen Trauermasken und ein weites Gewand, worunter sie lachten und scherzten.
„Die Trauer ist weiter fortgeschritten, als ich dachte“, sagte Klu umständlich.
Karmen nickte und versuchte dann, einen Bonaba anzusprechen. „Mein Name ist Oberwachtmeister Karmen, das ist mein Kollege Wachtmeister Klu. Wir sind hier, um im Mordfall Kalibra zu ermitteln.“
„Ja, ist das nicht schrecklich“, lachte er. „Nachdem wir die nicht mehr liebenden Überreste unserer geliebten Mutter weggesperrt haben, winden wir uns nun schon ununterbrochen in nicht enden wollender, ekstatischer Trauer.“
Karmen wurde ein Glas Sekt in die Hand gedrückt und dann war der Bonaba auch schon wieder im bunten Tumult verschwunden.
So kann man nicht arbeiten, dachte Karmen und massierte sich das Kinn, um besser nachdenken zu können.
„Der Mörder der Mutter muss noch hier sein. Er hätte keine Chance gehabt, zu entkommen“, sagte Karmen.
„Ich weiß, soweit waren wir bereits“, sagte Klu.
„Allerdings können wir in dem ganzen Trubel nicht erkennen, wer ein Bonabas ist und wer nicht.“
„Auch das ist richtig!“ Klu betrachtete die herumwuselnden, verkleideten Geschöpfe. Die Musik war laut und Lachen durchdrang den Saal. Es war unmöglich eine Person zu erkennen. Wenn sich der Mörder als Bonaba ausgeben wollte, dann konnte er es hier ungehindert tun.
„Wir können auch nicht jedem einzelnen die Maske herunter reißen, um zu sehen, was sich darunter verbirgt.“
„Nein, Herr Oberwachtmeister, das würde die Trauerzeremonie der Bonabas beleidigen und das Institut für Fremdliche Wesen würde die Wache wieder einmal anprangern.“
„Dann gibt es nur eine Möglichkeit!“
Oberwachtmeister Karmen bestieg einen der Tische und kündigte eine Rede an: „Sehr begehrte Herrn und Damen!“ Die Gesellschaft der Maskierten versammelte sich um Oberwachtmeister Karmen und lauschte gespannt.
„Es steht nun an, der Herrin Kalibra den letzten Akt zu erweisen. Viele Stimmen in der Stadtwache Nippur-Nuzi haben sich erigiert, um ihre Anteilnahme durchzudrücken. Durch mein jetziges Intermezzo möchte ich die Trauer der Wache über den frühzeitigen Libidoverlust von Herrin Kalibra zur Welt bringen. Möge sie in den Ewigen Spaßgründen ewig das machen, was sie hier in Himmel so gerne getrieben hat.“
Wachtmeister Klu staunte nicht schlecht, über das Wissen von Oberwachtmeister Karmen. Geschickt gebrauchte er die Sprache der Bonabas und schien sich auch noch mit den religiösen Riten auszukennen.
Doch als Karmen einen Rückwärtssalto zu Ehren der Trauerfeier ankündigte, wurde es Klu übel. Er wusste, Karmen hatte keine Verwandten bei den Zirkusleuten und Bewegung war sowieso nicht eine seiner größten Stärken. Und wie zum Portier sollte das zum Lösen des Falles beitragen?
Nun war es auch im großen Saal des Hauses Rouge et Noir totenstill. Oberwachtmeister Karmen atmete laut, sodass es jeder hören konnte. Die Schar an verkleideten Trauergästen drängt sich zusammen, um die ehrenhafte Vorstellung des höchstrangigen Offiziers der Nippur-Nuzier Stadtwache bei der Ehrerbietung zu beobachten. Nur ein Maskierter fand es nicht so ehrenhaft und hoffte nur, dass die Polizei so schnell wie möglich wieder dorthin fahren würde, wo der Portier Fliegen fraß. Schön langsam machte er sich Sorgen, obwohl er genau wusste, dass ihn niemand in seiner bonabas’schen Trauermaske erkennen konnte.
Dann fing es an. Karmen hüpfte dreimal auf und ab und ging dann tief in die Knie. Er sprang hoch, beugte seinen gesamten, nicht allzu schlanken Körper nach vorne, um den Salto zu vollführen. Doch er wollte keinen Salto machen. Kopfüber landete er wieder auf dem Tisch und schlug mit dem Gesicht kräftig gegen die Holzplatte.
„Oh mein Gott!“, raunte es durch die Menge. „Aber seht, er hat es geschafft!“
Oberwachtmeister Karmen stand wieder auf und hielt siegreich die Hände in die Luft. Die Bonabas applaudierten wertschätzend.
Doch dann geschah das Grauenhafte, ein zweiter Schock an diesem verfluchten Tag. Zuerst war es nicht genau zu sehen, weil es nur ein kleiner Rinnsal war, aber schließlich brach der Damm und eine große Menge an rotem Imkörpersaft floss aus der dicken Nase des Oberwachtmeisters. Oh, so ein grauenvoller Tag.
Die ganze Schar an maskierter Trauergäste fiel auf der Stelle in Ohnmacht und rührte sich nicht mehr.
Nur einer stand noch und lachte aus vollem Halse über das Missgeschick der Nippur-Nuzier Wache.
„Das gibt´s ja nicht!“, prustete er und bekam nicht mit, dass sich Wachtmeister Klu bereits zu im geschlichen hatte. „Wie kann man nur so blöd sein?! Das ist wirklich zu komisch. Ich pack mich nicht mehr.“

Der Mörder, ein Mann namens Karlo Verbeißnicht, der Herrin Kalibra aus einem Geldstreit heraus getötet hatte, lachte noch weiter, als ihn Karmen und Klu abführten.
„Das war wirklich ein ausgezeichneter Plan, Herr Oberwachtmeister!“
Kalibra nahm das Lob seines Kollegen dankbar an und wurde war neugierig: „Warum hast du sie umgebracht, Mörder Verbeißnicht?“
„Weil ich Schulden hatte. Zu viele Schulden. Kalibra wollte mir den Zutritt zum Haus verwehren, aber ich lehnte ab. Ich kann ohne die Bonabas nicht mehr leben.“ Der Mörder wischte sich die Lachtränen aus den Augen. „Und ich hätte auch entkommen können, wenn ihr nicht gewesen wärt. Mit Maske hätte mich bei der Trauerfeier niemand erkannt und nach Polizeibesuch wäre ich einfach abgehauen und nie wieder gekommen.“
„Aber dann könntest du in das Haus Rouge et Noir auch nie wieder hinein und ohne Bonabas kannst du ja nicht leben.“ Klu hatte wieder einmal messerscharf aufgepasst.
Der Mörder schwieg, das Lachen war ihm vergangen.

„Was glaubst du wird der Bürgermeister mit ihm machen?“, fragte Karmen seinen Kollegen, als sie vor dem Bürgermeisterhaus standen. Verbeißnicht war oben und wartete auf seinen Vollzug.
„Gott wird ihm selbstverständlich verzeihen“, sagte Wachtmeister Klu, als wäre es die dümmste Frage der Welt. Natürlich sagte er es nicht ohne gehörigen Respekt vor seinem Vorgesetzten.
„Und dann?“
„Dann wird Mörder Verbeißnicht wieder zu Karlo Verbeißnicht und alles ist wie bisher. Nur ohne Herrin Kalibra.“
Oberwachtmeister Karmen sah zum Himmel empor. „Dann war also alles umsonst?“
„Nein, natürlich nicht! Wir haben den Mörder schließlich geschnappt, nicht wahr?“
Karmen bestätigte und verabschiedete sich. Die beiden Männer der Wache hatten nach erfolgreicher Lösung des Falles von Gott frei bekommen.

Auf dem Weg nach Hause dachte Oberwachtmeister Karmen über den Sinn seines Daseins nach. Er war so in seine Gedanken vertieft, dass er plötzlich nicht mehr wusste, wo er war.
„Entschuldigen sie bitte, wo bin ich denn hier? Ich müsste in die Karamellstraße.“
Der Mann, den Karmen angesprochen hatte, drehte sich zu ihm um und entblößte eine Narbe, die sich um seinen Hals herum schlang. Seine Haut war bläulich, sein Blick etwas leer.
„Karamellstasse?“, sagte er nachdenklich. „Da sind Sie aber ganz falsch. Gehen Sie am besten über die Nebelstraße auf die Hauptstraße zurück, und dann halten Sie sich gen Norden. Sie sind hier auf Keinen Grünen Zweig.“
Karmen bedankte sich bei dem Zombie und folgte dem Weg zurück.

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Lese auch:
Nippur-Nuzi: Italiener, Bankräuber und spontane Lochbildung

Zum Begleitthread der Serie

 

Hallo Peter Hrubri, wie schön, dich hier zu lesen!

Ein bisschen Textzeugs habe ich aber noch gefunden:

Es schien, als könne nichts die Ruhe und den Frieden, der wundervollsten Stadt in ganz Himmel trüben
Komma weg vor "der"

Außer einem Mord vielleicht.

Oberwachtmeister Karmen machte sich an diesem Morgen schon etwas früher an die Arbeit. Ein Bote des Bürgermeisters hatte bereits ganz früh an seiner Hausklinge geläutet und ihn verständigt
Dopplung von "früh"

Etwas Schreckliches sei vorgefallen und es hätte mit den Bonabas zu tun und der Bürgermeister wollte ihm sofort sprechen und außerdem und überhaupt.

Karmen war also aus seinem Bett gehuscht, hatte sich seine Zähne geputzt und sich auf den Weg zu dem riesigengroßen Haus des Bürgermeisters gemacht.
Würde ich "riesiggroßen" schreiben, wirkt sonst so, als hättest du da eine Leertaste vergessen

Karmen folgte den langen Fingern und erblickte im obersten Geschoß des Hauses eine Gestalt, die fröhlich aus dem Fenster winkte.
Würde ich schreiben "Sein Blick folgte..." Aber ansonsten: Köstliche Formulierung :D

Naja, seitdem er das neue Haus hat bauen lassen.. ja.
Drei Punkte

Ein langes Seil war daran befestigt, verlief hoch in die Luft und kam dann wieder zu der Plattform zurück
So wirklich vorstellen kann ich mir das nicht.

Sogar Gottes Sohn hatte sie geprüft, und angeblich hat er mehrmalige Antritte benötigt, bis er sich nicht mehr von Bergen gestürzt hatte und sich von den Boten seines Vater auffangen hat lassen.
würde den Schluss "hat auffangen lassen" schreiben
Aber schöner Satz :D

Die Plattform erhob sich etwa einen halben Meter, jedes Mal, wenn er es herunter zerrte.
Ich verstehe nicht ganz, was du mit diesem Satz sagen willst, außerdem klingt er ziemlich holprig. Ich weiß, dass du es besser kannst!

n hatte Mitleid und verstand nicht, warum der Bürgermeister so ein hohes Haus bauen ließ, wenn es sowieso nur einen Stock hatte.
Besser: Ein Stockwerk

Da sie beim Anblick von Blut bereits die Kontrolle verlieren, versuchen sie, ihre Krankheiten mittels Zauberei und Gebeten zu heilen.“

Normalerweise wurden hier Feste gefeiert, aber nicht, weil es irgendetwas zu feiern gab

Natürlich waren auch andere Wesen gern gesehen, nur diese hielten sich dann eher versteckt.
Würde ich evtl umstellen: "nur hielten diese..."

Obwohl mindestens die Hälfte schon mindesten einmal darin gewesen war.
Den Satz würde ich durch ein Komma mit dem vorigen verbinden, so hängt er so allein in der Luft.

Als sie das Haus betraten, standen die beiden Polizisten der Knüttelfelder Wache in einem riesigen Saal
Klingt so, als würden sie gleichzeitig da drin stehen und das Haus betreten.

Sie trugen Trauermasken und ein weites Gewand, worunter sie lachten und scherzten.
Ich denke mal, jeder von denen hat ein eigenes Gewand...?

So kann man nicht arbeiten, dachte Karmen, und massierte sich das Kinn, um besser nachdenken zu können.
dachte Karmen ist ja ein Einschub

Es war unmöglich, eine Person zu erkennen
Das klingt, als wäre da irgendein wilder Haufen, und man könne keine einzelnen Personen ausmachen. Der Satz lässt sich sicher präziser formulieren.

Nur ein Maskierter fand es nicht so ehrenhaft und hoffte nur, dass die Polizei so schnell wie möglich wieder dorthin fahren würde, wo der Portier Fliegen fraß. Schön langsam machte er sich Sorgen, obwohl er genau wusste, dass ihn niemand in seiner bonabas’schen Trauermaske erkennen konnte.
Hier hast du einen Perspektivsprung drin, ich finde den persönlich nicht so schön.

„Das gibt´s ja nicht!“, prustete er und bekam nicht mit, dass sich Wachtmeister Klu bereits zu ihm geschlichen hatte.

Tja, ich finde die Geschichte stellenweise wirklich schön :D
Nur der Schluss lässt mich etwas gespalten zurück. Ich habe eigentlich keine Pointe erwartet, aber jetzt kommt etwas, das sich so liest, als sei es eine - und ich verstehe sie nicht, das frustriert mich ein wenig.

Aber den Text an sich habe ich gern gelesen, ein paar der Formulierungen waren wirklich schön.

gruß
vita
:bounce:

 

Seas Vita!

Vielen Dank für das Lesen meiner Geschichte. Sie ist ja ein persönliches Experiment, denn obwohl ich Fantasy sehr gerne lese, hab eich noch nie etwas in diese Richtung geschrieben. (Außer vielleicht einmal in einem Challange, aber das war ja Surreales)

Ist sozusagen mein Fantasy-Debut!

Und da freut es mich, wenn es dir als Moderatorin halbwegs gut gefallen hat.

Auch vielen Dank für´s Ausbessern der leider zahlreichen Fehler. Hab (fast) alles angenommen und nun ist die Geschichte noch besser als zuvor.

Der Schluss ist nur eine Pointe in sich (letzter Absatz), also nichts, dass mit dem Mordfall zu tun hätte und die ganze Geschichte umkrempelt. Viel eher soll es eine weitere Anekdote aus Knüttelstadt sein.

Vielleicht schreib ich ja noch eine weitere Geschichte rund um Karmen und den Bürgermeister. Die Idee finde ich ziemlich amüsant. :)

Lg, Peter

Ps: Lese gerade zum ersten Mal Terry Ptatchett. Sein Schreibstil fasziniert mich extrem!!!

 

Hallo Peter!
Wie versprochen habe ich jetzt erst mal deine erste Nippur-Nuzi-Geschichte gelesen. Erst einmal ein paar Textsachen (die vita übersehen hat oder die noch nicht geändert sind):

Etwas schreckliches
etwas Schreckliches

der Bürgermeister wollte ihm sofort sprechen
wollte ihn sofort sprechen

auf den Weg zu dem riesig großen Haus des Bürgermeisters gemacht.
im obersten Geschoß
Geschoss

Klu klang wie das „Handbuch der guten Wache“, das jeder Polizist zu seiner Berufung lernen musste.
Ich würde eher sagen: auswendig lernen musste

ein seelisches Träume
Trauma, oder ist das ein Wortspiel, das ich nicht verstanden habe?

die nicht mehr liebenden Überreste
:lol:

und rief zu einer Ankündigung auf
das klingt so, als ob er die Anwesenden auffordern würde, etwas anzukündigen

„Es steht nun an, der Herrin Kalibra den letzten Akt zu erweisen. Viele Stimmen in der Stadtwache Nippur-Nuzi haben sich erigiert, um ihre Anteilnahme durchzudrücken. Durch mein jetziges Intermezzo möchte ich die Trauer der Wache über den frühzeitigen Libidoverlust von Herrin Kalibra zur Welt bringen. Möge sie in den Ewigen Spaßgründen ewig das machen, was sie hier in Himmel so gerne getrieben hat.“
:lol:

Und wie zum Portier
:lol:

Die ganze Schar an maskierter Trauergäste
Ohne an, würde ich sagen.

So!
Der Text erscheint mir insgesamt sehr viel weniger „pratchettig“ als der andere, und das meine ich im positivsten Sinn. Die Bonabas und ihre Sitten haben mir gut gefallen, auch die eingebauten Wortspiele. Gottes Rolle fand ich hier wirklich besser ausgebaut als in der Bankraubgeschichte (wegen der angesprochenen Allwissenheit und natürlich seiner grenzenlosen Güte). Ein interessantes Gottesbild hast du da gezeichnet: einer, der stets guter Laune ist und sich offenbar köstlich über alles amüsiert, was in Nippur-Nuzi vorgeht, aber ein bisschen neigt er wohl auch zu leichten Boshaftigkeiten (das zu hoch gebaute Haus). Die Idee mit seinem Portier finde ich prima. Ins Stolpern gekommen bin ich bei dem Witz mit Lucie; ich persönlich finde ihn überflüssig, weil ja schon klar geworden ist, wer der Portier ist. Da gefallen mir die später eingebauten Wendungen wie „wer zum Portier“ wesentlich besser! :)
Ein bisschen kritteln muss ich auch an dem Perspektivwechsel, den vita oben angesprochen hat. Das wirkt ein bisschen inkonsequent.
Während des Lesens wollte ich dir noch einen Logikfehler unterstellen, wegen unklaren Mordmotivs, aber den Gedankengang hast du dann clevererweise deinen Wachleuten untergeschoben und Herrn Verbeißnicht vorhalten lassen. Prima! :D
Die Anekdote am Ende irritiert mich auch ein bisschen. An sich gefällt sie mir zwar (zeigt auf, was alles für Wesen in Nippur-Nuzi herumlaufen), ist aber verwirrend, weil die eigentliche Geschichte ja schon beendet ist. Von daher würde ich dir vorschlagen, sie in den Verlauf entweder dieser oder einer anderen Geschichte einzubauen (denn du hast ja vor, noch einiges über Nippur-Nuzi zu schreiben). Da, wo sie jetzt steht, stört sie mich, weil ihr Effekt verloren geht (Straßenname Auf Keinen Grünen Zweig – gefällt mir!).
Alles in allem: gut zu lesen und macht mir persönlich Lust auf mehr.
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hallo Malinche!

Danke für deine Kritik und es freut mich, dass dir der Text gefällt. Auch bin ich froh, dass du Lust auf mehr bekommen hast. Denn es wird wirklich noch einige Teile geben, ob es allerdings sofort die Weihnachtsfolge wird, weiß ich nicht. Ich glaube, da warte ich lieber noch ein Jahr.

Vor allem möchte ich dir aber, fürs Fehler raussuchen danken. Eigene Texte zu korrigieren ist für mich das schwierigste.

Lg, Peter

 

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