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Nimo
An manchen Tagen sterben Menschen und an manchen werden sie geboren. Wer den Tod nicht versteht, versteht auch nicht das Leben. Ohne Morgen keine nacht, ohne Sommer keinen Winter. Das gute wechselt mit dem schlechten.
Meine Geschichte beginnt an einem Sonntagmorgen. Valezka bewegt sich langsam und schlaftrunken aus ihrem Bett. Ihre Stimmung ist getrübt. Tränen kommen aus ihren Augen. Sie knipst das Licht an. Ihr Schlafraum wird vom Schein erfasst. Sie setzt sich wieder auf ihr Bett, die Hände unter ihr Kinn verschränkt. Valezka starrt mit weinenden Augen gegen die weiße Zimmerwand. Sie starrt, ihre Gedanken kreisen nur um das Eine: Die Tatsache, nie mehr die Selbe zu sein. Es gibt nur noch die äußere Valezka, mit einem Engelsantlitz. Sie atmet schwer und spürt dass in ihrem Körper etwas fehlt. Was ihr fehlt ist für viele Menschen nicht lebenswichtig, für andere aber mehr Wert als Reichtum und Ruhm. Sie steht auf und geht in ihr Badezimmer. Sie starrt in den Spiegel. Unentwegt starrt sie sich selbst an. Sie nimmt die Zahnbürste und bedeckt sie mit Zahncreme. Sie kann den Blick nicht von sich lassen. Alles was sie tut geschieht mechanisch. Ihr Gesicht wäscht sich wie von alleine, sie kämmt sich ohne zu realisieren das sie ihre Haare pflegt. Warum soll ich den Tod fürchten, wenn ich das Leben hasse, sagt sie zu sich selbst. Keiner versteht meine Entscheidung und wenn ich ehrlich bin, verstehe ich sie auch nicht. Niemand anderes befindet sich in ihrer Wohnung und trotzdem redet sie laut vor sich her.
Valezka verlässt das Bad und geht in die Küche. Sie schaut aus dem Fenster und erhascht eine himmlische Winterlandschaft. Der Schnee liegt hoch und die Strassen sind verschneit. Ohne etwas zu essen verlässt sie die Küche. Sie beschließt einen Spaziergang zu unternehmen. In ihrem Schlafzimmer zieht sie sich passend für die kalte Jahreszeit an. Wieder betritt sie ihr Bad. Der Blick in den Spiegel. Warum soll ich spazieren gehen, ich gehe sonst auch nie, und vor allem nicht bei diesem Wetter, dringt es wütentströmt aus ihrem Mund. Ohne auf sich selbst zu hören verlässt sie doch die Wohnung. Sie geht durch die Strassen und denkt über ihre Entscheidung nach. Manchmal kommen ihr die Tränen. Valezka schlendert durch ein verlassenes Wohnviertel. Es ist inzwischen Mittag geworden. Alles um sie herum ist ruhig. Aber je weiter sie geht, umso deutlicher wird ein winseln. Es ist nicht ihr eigenes winseln, nein es wirkt fremdartig. Sie verspürt keine Angst und geht weiter, das Geräusch wird immer intensiver. Nach ein paar weiteren Metern erkennt sie die Quelle des Geräusches. Ein kleiner Hund sitzt im Schnee, durchnässt, angekettet und traurig. Valezka nähert sich ihm und bleibt stehen, Es ist ein kleiner schwarzer Hund, mit knopfartigen Augen. Er wirkt sehr traurig und ängstlich. Sie schaut ihm in die Augen und nähert sich ihm. Der Hund bleibt sitzen, regungslos. Valezka streichelt ihn. „Armer Kleiner, was haben sie dir angetan, sagt sie“. Der Hund winselt immer noch, sie löst die Kette und nimmt ihn auf den Arm. Valezka trägt ihn nach Hause. Unterwegs ist ihr noch ein Name für ihr „Kind“ eingefallen, Nimo.