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Nightcruising - Durch Nacht und Nebel

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15.11.2002
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Nightcruising - Durch Nacht und Nebel

NIGHTCRUSING - Durch Nacht und Nebel

Nightcruising – Durch Nacht und Nebel
(v. Daigoro)

Es hat aufgehört zu regnen. Die großen schweren Wolken bewegen sich wieder langsam und träge auseinander und die Dunkelheit umhüllt die Landschaft wie ein dickes schwarzes Tuch. Es ist eisig kalt in dieser Nacht. Und still. Aus der Ferne funkeln zwei gelblich-weiße Punkte am Horizont wie Sterne am Himmel. Sie kommen näher, werden größer ... ein leises Motorengeräusch ertönt, nach und nach zeigt sich immer deutlicher, wozu die zwei leuchtenden Punkte gehören. Ein Jeep fährt im konstanten Tempo die schmale Feldstraße entlang, die langsam steil aufwärts in ein bewaldetes Gebirge führt. Die riesigen Nadelbäume, stehen dicht und bedrohlich an der dunklen Waldstraße hintereinander aufgereiht. Der kaum zu erkennende Wolkenhimmel und die weiten Hügel rund herum lassen die Umgebung wie das Innere einer enorm großen und finsteren Höhle wirken. Je tiefer die Straße in den Wald führt, umso schmaler und kurvenreicher wird sie, so dass zwei Autos kaum nebeneinander fahren können. Ein lautes Frauengekicher ertönt aus dem Jeep.

Kaz und Lina unterhalten sich lebhaft über ihre lustigen Erfahrungen mit Männern. „Das ist nicht dein ernst, oder? Das hat dieser Typ nie im Leben gemacht!" wird Kaz von ihrer Freundin neugierig befragt.
„Doch, wenn er besoffen ist, kann nichts lächerlich genug sein. Hey, dreh’ das mal lauter. Das ist so ein geiles Lied"
Lina fährt mit der Hand über das Autoradio: „Ja, wo kann man hier lau ... ach hier"
Immer tiefer schlängelt sich der Wagen in den geisterhaften Wald.

Die Frauen singen fröhlich mit, albern herum, indem sie Grimassen ziehen und die Sängerin des Liedes in extremer Übertreibung nach machen. Lina streckt ihre Arme aus, als würde sie jemanden umarmen wollen, ihr Gesicht verzerrt sich zu einer schmerzvollen und sehnsüchtigen Miene, in schiefen Tönen grölt sie tief aus dem Rachen: „Near, far, ...“ – Kaz kichert herzhaft - „ ... whereEEEEVER you are … “ Plötzlich unterbricht ein lautes Rauschen das Lied und den vergnüglichen Gesang. Von dem Song ist nur noch schemenhaft und in Fetzen etwas hörbar, allmählich aber verschwindet jeder einzelne Ton.
Verärgert blickt Lina zum Radio: „Oh shit! Doch nicht jetzt, die beste Stelle. Die einzige, wo ich den Text einigermaßen kann. Wieso ist denn auf einmal so ein schlechter Empfang?"
Kaz versucht sie zu beruhigen: „Funkloch oder so was. Das gibt es ja manchmal in höher gelegenen Wäldern"

Lina drückt hektisch am Tuningknopf des Radios hin und her, doch kein Sender will sich deutlich empfangen lassen. Innerhalb weniger Sekunden wird der Jeep von einem dichten Nebel umschlossen, die unheimliche Umgebung sieht aus wie ein verzerrtes und verrauchtes Trugbild. Kaz geht kurz vom Gaspedal und lässt das Tempo langsam auf achtzig km/h runter sinken, damit sie bessere Kontrolle über die unübersichtliche Straße hat. Mit Ehrfurcht und Sorge blickt sie in die gruselige Landschaft, die sie bedrohlich und immer dichter einkreist. Rechts von der Straße geht es steil hinunter, was ihr etwas mehr Angst macht.
„Mann, so ein beschissener Nebel. Ist ganz schön unheimlich hier, oder?"
Lina ist so sehr damit beschäftigt einen Sender zu suchen, dass sie kaum auf die Frage reagiert. Sie drückt immer noch wild an allen Knöpfen, die es an dem Radio zu drücken gibt, und beginnt aus Ungeduld und Wut herum zu fluchen. Kaz schaut kurz auf das nervöse Geschehen und ruft erbost: „Hey, hör auf damit! Du verstellst mir noch meine ganzen Sender!" - „ Halt! Pass auf!", schreit Lina plötzlich, worauf Kaz geschockt auf die Straße blickt. Sie stampft mit voller Wucht auf das Bremspedal. Ein lautes Quietschen der Reifen dröhnt durch den Wald, das Auto kommt nach drei oder vier Metern zum stehen. Es dampft und riecht nach verbranntem Gummi. Absolute Stille außerhalb des Autos, wirres Rauschen aus dem Radio innerhalb des Autos. Die Frauen blicken wie erstarrt und mit halb offenem Mund auf die finstere Straße. Erst nach wenigen Sekunden ist ein Atmen zu hören. Das Blinzeln der Augen kehrt wieder ein und beide Frauen konzentrieren sich auf ein lautes Pulshämmern im Kopf.
Kaz fragt zaghaft und unglaubwürdig ihre geschockte Freundin: „Das ist jetzt nicht wahr, oder?"
„Dann erzähl’ mir mal, warum da ein Mann auf der Straße liegt"
„Ich hätte ihn fast überfahren, verdammt"
„Ja, ich hab’ ihn auch erst ziemlich spät gesehen"
„Scheiße, was machen wir jetzt? Wir können den doch nicht einfach da liegen lassen"
„Hey, schau dich mal um. Ich mache hier keinen Schritt aus dem Auto"
„Und wenn der Mann Hilfe braucht?"
„Und wenn NICHT? Wenn das ein Köder ist, damit du aussteigst und nachschaust, während er dann so GANZ nebenbei plötzlich aufwacht und dir die Kehle aufschlitzt? Oder ein anderer Typ ins Auto gestürmt kommt und... ", widerspricht Lina zynisch.
Kaz fällt ihr zornig ins Wort: „Hey, wir sind aber verpflichtet zu helfen. Es kann als Fahrerflucht gesehen werden!" - „Nein, das ist Selbstmord!", erwidert Lina zickig. Beide Frauen starren sich mit großen Augen an ... die Diskussion wird immer lauter.
„Du brauchst dir ja keine Schuld zu kommen lassen, du fährst das Auto ja nicht. Es muss bloß einen einzigen Zeugen geben und ich hab eine Anzeige am Hals. Ich kenne das"
„Hallo, hier ist niemand weiter außer uns beide"
„Woher willst du das wissen?"
„Ich steige jedenfalls nicht aus und ich will auch nicht, dass du da raus gehst und nachschaust!"
Kaz blickt Lina skeptisch an, schüttelt ihren Kopf, als würde sie diese Ansichten nicht verstehen können und redet erneut auf ihre Freundin ein.
„Was soll ich deiner Meinung nach tun? Ihn überfahren und ignorieren? So wie der da liegt, muss ich ihn von der Straße räumen, bevor ein anderer drüber fährt. Außerdem kommen wir auch nicht an ihm vorbei und zurück will ich nicht. Ich habe einen fetten Jeep und sehe kaum was, ich kann hier also unmöglich wenden"

Lina greift wütend in ihre Handtasche, wühlt darin herum, holt ein kleines Handy heraus und starrt gebannt auf das türkis aufleuchtende Display. „Scheiße, kein Netz! Fuck! Scheiß Wald!", schreit sie wütend und haut wild mit der flachen Hand mehrmals gegen das Armaturenbrett. „Was ist mir deinem Handy?", fragt sie ihre Freundin genervt. Gespannt schaut auch Kaz auf ihr Handy und antwortet in einem verzweifeltem Ton: „Nein. Auch kein Netz"
„OK, wir müssen nur irgendwie versuchen an ihm vorbei zu kommen, dann suchen wir uns ein Telefon und holen Hilfe. Oder vielleicht haben wir schon etwas weiter wieder Empfang. Man weiß ja nie "
Kaz verdreht ihre Augen: „No way. Ich komme mit dem Auto nicht vorbei“
Lina schreit ihre Freundin hysterisch an: „Dann fahr‘ wenigstens rückwärts wieder raus, bis dahin, wo wir noch Empfang hatten!" – „Du sagst mir überhaupt nicht, was ich machen soll! Das ist alles bei den Bedingungen leichter gesagt als getan", brüllt Kaz zickig zurück. Stille. Lina entschuldigt sich und bittet ihre Freundin darum, dass sie den Vorschlag doch befolgen oder es wenigstens versuchen soll. Sie werden sich einig. Während Kaz den Gang einlegt und wieder auf die Straße blickt, spricht sie leise zu sich selbst: „Komm’ schon. Du schaffst das!"

Langsam rollt der Jeep den Weg wieder hinunter. Nach kurzer Zeit gewöhnt sich Kaz daran, rückwärts zu fahren und es fällt ihr deutlich etwas leichter im konstanten Tempo, das Fahrzeug in dieser ungewohnten Umgebung zu steuern. Sie wagt es schneller zu werden. Plötzlich knallt ein gewaltiger Schlag von hinten gegen das Auto. Die Heckscheibe zerbricht in tausend Stücke, Scherben fliegen wirr durch den Wagen. Die Frauen schreien sich die Kehle aus dem Hals, das Fahrzeug kommt wieder erst nach wenigen Metern zum stehen. Glassplitter liegen überall verteilt. Den Frauen stehen die Tränen in den Augen und sie können nicht aufhören zu schreien, fragen sich hysterisch gegenseitig, was das gewesen ist - bis ein Geräusch ihre volle Aufmerksamkeit gewinnt. Mit zitternder Hand tippt Kaz ihre Freundin an die Schulter und flüstert mit einer verheulten und schwachen Stimme: „Da ist jemand auf dem Auto..."
Absolute Stille - bis auf das nervöse Rauschen des Radios. Beide Frauen sitzen ganz starr vor Angst im Wagen und schauen angespannt in die Autodecke hoch. Sie können ihr rasendes Herz nicht beruhigen und wagen es kaum, sich in kleinster Form zu bewegen. Die Angst, dass sie ein Geräusch verursachen würden und somit diese Person, oder was auch immer es sein mag, in irgendeine Weise gefährlich darauf reagieren könnte, lässt sie versteinern. Selbst ein lautes und tieferes Atmen, was dringend vom zittrigen Körper verlangt wird, da er durch den Schock, wie nach einem hundert Metersprint zu ersticken droht, wird gnadenlos unterdrückt. „Fahr los! Schnell!", spricht Lina leise aber entschlossen. Als Kaz aber nicht darauf reagiert, schreit Lina ihr hysterisch ins Ohr: „Fahr endlich los! Oder willst du uns verrecken lassen?"
Kaz zuckt mit zu gekniffenen Augen erschrocken zusammen, zerrt hektisch an dem Schaltknüppel während Lina sie wie wild geworden, ununterbrochen anschreit. Kaz schaltet auf D, krallt sich an das Steuerrad und tritt mit voller Wucht auf das Gaspedal. Der Motor heult auf, die Reifen drehen sich wild dampfend auf der Straße, bevor sich der Wagen vorwärts bewegt. Als das Auto davon rast, fällt eine große dunkle Gestalt rollend vom Wagendach hart auf die Straße und bleibt liegen, mit ihr ein länglicher Knüppel oder Stab, der metallisch klingt.

Wie angetrunken rast Kaz durch den Wald, das Auto bewegt sich unruhig auf der Straße hin und her. Ihr rechter Fuß drückt noch mit ganzer Kraft gegen das Gaspedal, aber sie merkt es nicht, dass der Jeep immer schneller fährt. Beide Frauen schauen immer wieder gespannt zurück, um sich zu vergewissern, dass nichts oder niemand ihnen folgt. Doch tief im Innern hat der Schock eine gruselige Paranoia hinterlassen, der ununterbrochen für viel Unruhe sorgt. Durch die zerschlagene Heckscheibe dringt die eisige Luft in den Jeep. Lina versucht ihre Freundin zu beruhigen, damit sie wieder langsamer und entspannter fährt. In einer unübersichtlichen Kurve jedoch steht plötzlich ein Mann mitten auf der Straße, der so aussieht wie der Mann, der vorher noch, dem Anschein nach, verletzt oder tot auf dem Boden lag. Es ist unmöglich zu bremsen und auszuweichen. Der Mann wird mit voller Wucht vom Auto erwischt, kracht schwer auf die Motorhaube, rollt sich über die Frontscheibe, die er extrem beschädigt und knallt mit dem Kopf hart auf die Straße. Töne von schreienden Frauen, quietschenden Reifen, gebrochenen Knochen, klirrenden Glassplittern und zerknautschtem Blech schallen durch die Dunkelheit. Reflexartiges Zucken, Handeln, Hektik, alles auf einmal, Chaos, keine Orientierung - so schießt dieses Geschehen an allen Beteiligten vorbei. Doch als Kaz direkt nach dem Aufprall im Schockzustand das Lenkrad zur Seite reißt, der Jeep rechts von der Straße kommt und den steilen Hang hinunter stürzt, scheint alles in Zeitlupe zu vergehen. Neun Meter lang fallen sie, und jeder Meter dauert eine Sekunde, so scheint es. Stille anstatt Schreie. Doch der immer näher rasende Aufprall auf dem Boden lässt kaum Zeit, um sich darauf vorzubereiten oder irgendwie noch festzuhalten, geschweige denn, sich zu retten. Das Herz, die Luft, die Zeit, jeglicher Widerstand, alles bleibt irgendwie für eine kurze Weile stehen. Schwer, hart und laut kracht der Wagen unten auf den Waldboden. Die gesamte Motorhaube des Jeeps wird wie eine Cola-Dose zusammen gedrückt und das Auto überschlägt sich mehrmals, bevor es endgültig kopfüber zum Stillstand kommt. Die Vorderräder drehen sich noch für einige Sekunden. Es dampft, zischt und stinkt nach Öl und Benzin. Ein halb zerschlagener Scheinwerfer und die roten Rücklichter senden etwas Licht in die finstere Umgebung.

Kaz drückt mit aller Kraft ihre Tür auf und beginnt nach Luft zu ringen, als ob sie kurz vor dem Ertrinken wäre. Am Kopf hat sie unzählige Kratzer, an ihrem Hals eine leichte Schnittwunde, aus welcher sie blutet. Mühsam krabbelt sie aus dem zerstörten Jeep. Als die Besinnung wieder zurückkehrt und ihr die letzen Bilder vor dem Aufprall noch einmal durch den Kopf schießen, wird ihr plötzlich bewusst, dass sie nicht allein in dem Auto saß. Sie fragt besorgt nach ihrer Freundin, von welcher nichts zu hören ist. Sie schaut mit Zögern und bedrückender Angst vorsichtig in das Cockpit des unheimlichen Wracks. Lina starrt wie eine Leiche gegen die total demolierte und eingedrückte Frontscheibe. Sie atmet ungewöhnlich schnell, als würde sie nach Luft schnappen, als möchte sie weinen... es aber nicht können. „Bist du OK?", fragt Kaz sie liebevoll und steigt langsam wieder in den Jeep, um ihr die Hand zu reichen. Keine Antwort von Lina, die aber die Hand ihrer Freundin registriert und zaghaft danach greift. Als Kaz sie festhält und aus dem Auto ziehen will, schreit Lina schmerzvoll auf. „Mein Bein, mein Bein! Es tut so weh! Mein Bein!", ruft Lina hektisch. Kaz knipst nervös an der Innenbeleuchtung des Wagens, um etwas mehr Licht in das dunkle Cockpit zu bekommen, kriecht etwas weiter und näher zu ihrer Freundin und schaut nach dem verletzten Bein. Der Anblick löst blankes Entsetzen und Übelkeit aus.
Ein eingeklemmtes Schienbein, das nur noch mit Muskelfetzen und einem fast durchgebrochenem Knochen an dem Rest des Beins hängt. Die dunkelrote Pfütze unterhalb der ekelerregenden Verletzung lässt erkennen, wieviel Blut sie schon verloren hat. Lina muss unbedingt aus dem Auto befreit und die Wunde verbunden werden, sonst würde sie jämmerlich verbluten. Kaz hält mit beiden Händen das Gesicht ihrer Freundin fest und redet mit fester Stimme auf sie ein: „Hör zu! Das wird wieder! Du musst jetzt stark sein und mir dabei helfen, dich hier raus zu holen. Ich werde dich hier nicht sterben lassen, OK? Wir machen folgendes. Du wirst dich hier oben an der Tür festhalten und dich mit aller Kraft hier raus ziehen. Ich werde unten versuchen, dein Bein etwas aus der Klemme zu befreien, damit wir dich in einem Stück hier raus holen, verstanden?"
Lina nickt, sie zittert und greift zur Türöffnung auf der Fahrerseite. Sie hält sich an dem Sicherheitsgurt und dem Lenkrad fest, wartet auf das Zeichen ihrer Freundin und stellt sich auf die bestialischen Schmerzen ein. Nach dem ersten Versuch muss sich Kaz fast übergeben, weil sie zusehen muss, wie das Bein etwas nach oben gezogen wird, das eingeklemmte Stück aber nicht mit geht, wobei die Wunde dadurch etwas weiter auseinander wandert und größer wird. Und durch die blutigen Beinfetzen hat man den Knochen sehen können. Es sieht aus, als ob sie ein Hühnerschenkel bricht und auseinander zerrt: während sich Haut und Muskelfasern etwas ausdehnen und reißen, sieht man den blanken Beinknochen - nur hier ist es sehr viel blutiger. Immer wieder schreit Lina vor Schmerzen auf und weint sich das Blut und den Dreck aus dem Gesicht, kämpft sich mühsam aus dem Gefängnis aus Blech, Leder und Kunststoff. Als es ihnen endlich gelingt, sie zu befreien, stürzt sich Kaz aus dem Wagen und übergibt sich so heftig, dass sie sich auf Knien und ausgestreckten Armen vom Boden abstützen muss.

Erschöpft und müde versucht Kaz ihre Freundin an den Armen zu nehmen und mit sich zu ziehen. Weg vom Auto, schnell in ein gutes Versteck, falls der unbekannte Typ, der ihnen einen höllischen Schrecken eingejagt hatte, doch noch auftaucht. Es ist nass und glatt, Lina ist zu schwer und Kaz ist zu schwach. Verzweifelt sackt Kaz in die Knie und fängt an, ihren aufgestockten Emotionen nachzugeben. Sie weint. Beide Frauen klammern sich stürmisch an einander fest und wimmern, erst leise, dann laut. Lina zittert am ganzen Körper und ihr Kopf ist fieberhaft heiß. "Ich habe einen Mann getötet ... was soll ich bloß tun?", jammert Kaz unglücklich.
Lina krallt sich fester an ihre Freundin: „Lass mich nicht allein. Kaz. Bitte nicht! Versprichst du es mir? Lass mich hier nicht alleine sterben"
„Lina, tut mir leid, ich kann dich nicht tragen, ich bin zu schwach"
„Du gehst nicht fort, stimmt’ s? Du bleibst bei mir!"
Kaz blickt in Linas verheulten und ängstlichen Augen. Die Blutspur, die sie durch das verletzte Bein hinterlassen haben, macht ihr schreckliche Angst. Egal wie fest sie die Wunde verbindet, sie kann die Blutung nicht stoppen. Sie muss handeln, und zwar schnell.
„Wir haben noch das Handy. Ich werde hinauf klettern und vielleicht kommt jemand lang gefahren. Es ist schon fast vier Uhr. Vielleicht habe ich ja Empfang, wenn ich etwas höher gehe"
„Nein, bitte nicht! Geh’ nicht. Nein", schreit Lina hysterisch los und krallt sich ganz fest am Kragen ihrer Freundin. „Psssst, ruhig, leise, sei leise!", spricht Kaz auf sie ein und hält ihr dabei sanft mit ihren aneinander gepressten Fingern den Mund zu und schaut vorsichtig um sich, ob jemand sie beobachtet. „Ich muss es versuchen, sonst sterben wir beide, hörst du! Ich verspreche es dir, ich werde dich hier nicht sterben lassen. Du bist meine beste und liebste Freundin und ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn ich dich sterben lasse. Ich muss es versuchen“, redet Kaz mit einfühlsamer Stimme ihrer verwirrten Freundin zu. Mit bitteren Tränen in den Augen reißt Kaz sich wehmütig los, gibt ihrer Freundin noch einen Kuss auf die Stirn und läuft wieder zum Jeep. Zurück bleibt nur das stumme Schluchzen von Lina, die immer noch mit den Armen in der Luft umher wedelt, als würde sie jemanden festhalten und umarmen wollen.

Kaz schnappt sich ihr Handy und krabbelt langsam den Hang hinauf. Ihr Bein schmerzt und sie humpelt leicht, aber der Adrenalinschub lässt sie alles vergessen. Es pocht ihr Puls wie ein Hammer gegen die Schläfe und im Ohr rauscht das Blut wie ein tosendes Meer. Voll konzentriert achtet sie auf jegliche Bewegungen und Geräusche. Da wo die Leiche des Mannes sein sollte, den sie überfahren hatten, ist nur noch eine riesige Pfütze aus Blut, Scherben und Splittern zu sehen. Es muss also jemand hier gewesen sein und mit Sicherheit, war es der unbekannte Typ, der ihre Heckscheibe eingeschlagen hat. Aufgewühlt rennt sie los und starrt permanent auf das Handy. Da, ein Zeichen, es war eben ein Balken auf dem Display zu sehen. Sie hält ihr Handy hoch und runter, hin und her, in jede erdenkliche Richtung, nur um den einen einzigen Balken zu empfangen. Er würde alles retten, denkt sie ununterbrochen. Wie aus dem dunklen Nichts springt plötzlich ein riesiger Mann heraus und ehe sie erschrocken aufschreien kann, schlägt er ihr mit einer fest geballten Faust hart ins Gesicht. Es ist, als würde sie ein kurzes Blitzen sehen und dann wird alles schwarz um ihre Augen. Sie verliert ihr Gleichgewicht, spürt, dass der schmerzhafte, dumpfe zentrale Druck nachlässt, der die Faust auf ihrer Nase hinterlassen hat. Ein Gefühl, das sich langsam, wie kleine feine kribbelnde Stiche, in die einzelnen Zonen der Gesichtsmuskulatur ausbreitet. Als wäre sie in Trance, der sie schweben lässt, fällt sie auf den kalten und nassen Boden. Der Aufprall ihres Rückens mit dem harten Asphalt, presst die ganze warme Luft in ihrer Lunge aus dem zarten weiblichen Körper. Eine große Hand packt sie an den Haaren und zerrt grob daran, so dass sie durch unerträgliche Schmerzen wieder daran erinnert wird, noch am Leben zu sein. Der Mann, vor dem sie sich so gefürchtet hat und sie jetzt wie ein böser Alptraum in seiner Gewalt hält, schleift sie an ihren Haaren hinter sich her, während sie schreiend immer wieder um sich greift und versucht den festen und harten Griff zu lösen, um den höllischen Schmerzen wieder zu entkommen. Er lässt ihre Haare erst los, als er an der bestimmten Stelle angekommen war, an der riesigen Pfütze aus Blut. Sie schaut wie betäubt um sich und erkennt einen Mann, der in einem blutigen braunen Kordmantel eingewickelt und total deformiert ist. Deformiert, weil seine Gliedmaßen eine unnatürliche Form haben,... sie waren in völlig ungünstigen Richtungen gebrochen. Es ist der Mann, den sie überfahren hatte, ... der auf der Straße lag und simulierte.

Er sitzt aufgerichtet und an einem Baum angelehnt, sein Gesicht ist voll mit Blut verschmiert, das offensichtlich aus einer Wunde am Kopf stammt. Er starrt ihr wie eine Leiche in die Augen, doch an dem rauchigen weißen Atem, merkt sie, dass dieser Mann noch lebt. Er stöhnt, als ob er nach mehr Luft sucht, um dann zu dem riesigen Typen hinter ihr zu sprechen. "Was zur Hölle machst du? Du verdammter Idiot. Du solltest Hilfe holen und nicht sie. Diese Schlampe hat mich überfahren", redet er mit einer Stimme, die verraucht und außer Atem klingt und starrt ihr aber dabei immer direkt in die Augen.
"Ich hab gedacht, du willst sie haben. Willst du nicht? Ich bringe sie auch wieder weg, wenn du willst", spricht der mysteriöse riesige Typ hinter ihr. In seiner Stimme liegt ein Tonfall, der sie an Behinderte oder Geistesgestörte erinnert.
"Du verdammter Arsch, warum musstest du ihnen auch über dem Hügel hinter her rennen und sie erschrecken? Du solltest sie doch nur ausrauben. Sieh an, was sie mit mir gemacht hat. Schau mich doch an!", schreit der verletzte Mann wütend. "Ich bin fertig,... die haben einen beschissenen Krüppel... aus mir gemacht! ..."
Es folgt eine beunruhigende Stille, seine Augen starren sie immer noch an, sie werden etwas größer, die Pupillen weiten sich und kein Blinzeln tritt ein. Aus seinem Mund fließt ein kleiner dünner Blutfaden, sein Brustkorb bewegt sich nicht mehr, kein Atem ist zu erkennen, er bleibt regungslos. Es packt sie das absolute Grauen bei dem Gedanke, dass eine Leiche sie mit toten Augen anstarrt. Als ob der Tod sie einfängt und sie auf diese Weise mit einem Fluch besiegelt.

Panisch rennt der Typ hinter ihr auf den blutverschmierten Toten zu, und schiebt hektisch mit einer Hand an der Schulter des Verstorbenen. Als dieser nicht auf seine Handlung reagiert, lässt er die Axt neben sich fallen, packt mit seinen beiden großen Händen an die Wangen der Leiche, schaut dem regungslosen Mann in die starren Augen. Darauf hin greift er ihn wütend am Mantelkragen, rüttelt wild an der Leiche und schreit: "Tom! Tom! Wach auf, Tom! Wach auf. Du musst mir noch sagen, was ich mit ihr machen soll! Tom!"

Kaz sieht ihre Chance. Sie reißt sich mit aller Kraft hoch, schnappt sich die Axt, ... doch anstatt zu zuschlagen, schaut sie in die Augen des unheimlichen Typen, die sich leicht mit Tränen gefüllt haben, und schreckt zurück. Ist sie zu menschlich, um es zu beenden? Dieser Terror, der ganze Scheiß, alles könnte jetzt aufhören. So gesehen hat sie gerade einen Menschen getötet, absichtlich oder nicht aber es ist passiert. Sie ist kein Killer, aber sie will auch nicht sterben. Nicht so und nicht hier. Doch was ist mit dem Typ? Der wird genau so denken ... oder etwa nicht?

Sie setzt einen Schritt nach dem anderen, geht rückwärts, hält die Axt mit beiden Händen an dem langen Holzgriff fest wobei der Metallkopf mit der riesigen Schneide zum Boden zeigt. Der Typ richtet sich ruhig auf und läuft langsam auf sie zu. Sie nähert sich unbewusst immer mehr dem Hang hinter ihr, die Augen ganz auf den furchterregenden Typen gerichtet, der leise zornig etwas zu ihr grummelt. Dieser schaut ihr genau und scharf in die Augen, dann kurz nach unten auf das metallische Geräusch der Axt, die sie hinter sich her schleift, und wieder in ihren ängstlichen Blick zurück. Seine halb langen, dunklen, fettigen und dünnen Haare, hängen ihm nass in das breite schmutzige Gesicht. Er hat eng aneinander liegende Augen, und große hängende Wangen. Sein schmaler zusammen gepresster Mund zittert und sein Brummen wird immer lauter. Die rauhe Haut, teilweise schon faltig mit kleinen spitzen Bartstoppeln. Durch die graublaue Farbe seiner Augen und die weit geöffnete dunkle Pupille wirkt sein Blick im Spiel zwischen Licht und Schatten gespenstisch und psychopathisch. Er reißt langsam und mit voller Zorn seinen Mund auf und brüllt sie mit explodierender Wut an: "Du hast meinen Bruder getötet!" Blitzartig streckt er die Arme auseinander und stürmt schreiend auf sie zu. Reflexartig hebt sie die schwere Axt weit über ihren Kopf und schwingt sie mit aller Kraft dem auf sie zu rennenden riesigen Typen zwischen die Augen. Der Schwung verharrt mit einem ekelhaften knackenden Geräusch in seinem Schädel. Das Geräusch klingt wie ein Brechen von weichem Holz und erinnert an ein Ei, das in der bloßen Hand zerdrückt und dessen gallertartige Flüssigkeit ausgequetscht wird.

Das Blut, das ihr ins Gesicht spritzt, spürt sie kaum, viel mehr ist sie so fixiert auf die enorm schwere Last, die mit starren Augen unaufhaltbar auf sie zu fällt und sie in einer hastigen, festen Todesumarmung immer weiter nach hinten drückt. Sie verliert das Gleichgewicht und fühlt den Boden unter den Füßen nicht mehr, reißt Augen und Mund ganz weit auf und schwebt, so scheint es, diese ganzen neun Meter den Hang hinunter. Wieder scheint der freie Fall für jeden einzelnen Meter eine Sekunde lang zu brauchen und der Schrei bleibt Kaz atemlos im Hals stecken. Ein lautes und dumpfes Krachen auf einen umgekippten Baumstamm beendet all ihre Schmerzen.

Lina hat dieses Krachen gehört und gesehen. Sie liegt regungslos auf dem kalten schlammigen Boden, ihr Gesicht ist kreidebleich und den Kopf hat sie an einer Wurzel gelehnt. Ihr Blick ist unheimlich starr und müde, als würde sie unter einem Rausch von Drogen stehen. Es ist ihr schrecklich kalt, was sie seltsamer Wiese optimistisch stimmt, weil es ein Zeichen dafür ist, dass sie noch lebt und außer Kälte keine weiteren Schmerzen fühlt. Mit einer zitternden leisen Stimme spricht sie jedoch ihre letzten Worte, bevor sie den Kampf um ihr Leben endgültig verliert und mit einem geisterhaften Blick, der Wahnsinn und Ungläubigkeit widerspiegelt, in die Finsternis des Himmels starrt.
"Du bist wieder zurück gekommen... Kaz... ich wusste, dass du zurück kommst... und mich... hier nicht alleine sterben lässt...
... nicht... allein..."

 
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hallo liebe leser,
als ich die geschichte gestern veröffentlichen wollte, war ich überrascht, dass noch jemand eine düstere legenden waldgeschichte geschrieben hat. ich hoffe ihr lässt es euch deswegen nicht entgehen, auch meine waldstory zu lesen (das gefühl einiges zweimal zu lesen). zumal ich schwöre, das ich seit mehr als eine woche daran gearbeitet habe und auch wenn einiges an die "Waldstrecke" von Marou erinnert, nichts ist geklaut. ich habe absichtlich die geschichte um einen tag später veröffentlich, um einen vergleich zu meiden. es ist verdammt lang, ich weiß, aber trotzdem hoffe ich, dass die vielen gemeinheiten und twists euch gut unterhalten können. es ist vielleicht weniger zum gruseln. aber spannend, hoffe ich.
viel spaß und liebe grüße!

Daigz:)

 

Hi Daigoro,

zu einer richtig ausführlichen Kritk bin ich schon zu müde befürchte ich, aber soviel kann ich sagen: Deine Geschichte fand ich nicht schlecht, am Anfang besser als am Ende, und leider noch ziemlich "unordentlich". Mit einer Überarbeitung könntest Du sie deutlich verbessern und eine richtig gute Horrostory daraus machen. :-)
Was mich wirklich sehr irritiert hat, ist, dass die beiden Frauen keine Namen haben. Warum nur "K." und "L."? hab ich den Sinn verpasst? :confused:
Irgendwie finde ich, dass dadurch auch etwas Atmosphäre verloren geht, denn ohne Namen funktioniert in einer solchen Geschichte meiner Meinung nach auch die Identifizierung mit den Protagonisten nicht so gut. Ebenso missfiel mir, dass in den anfänglichen Gesprächen zwischen ihnen alles in Drehbuchform geschrieben ist - bau die Dialoge doch mit ein!
Außerdem befinden sich noch eine Flüchtigkeitsfehler darin, ein paar Absätze sollten besser anders gesetzt werden und manche Formulierungen kamen mir seltsam bis falsch vor (die schaff ich aber heute Nacht nicht mehr rauszusuchen). Hm, und Du hast, was eher ungewöhnlich ist, in Präsens geschrieben, das hat mich ein wenig irritiert. *rummecker* :D

Zum Positiven: Du hast Dir schon viel Mühe gegeben und die Handlung recht gut dargstellt. Mir gefiel gut, wie ausführlich der Einstieg gestaltet ist, z.B. dass die Frauen erst im Auto singen und guter Dinge sind und erst langsam ales unheimlich und grauenvoll wird. Genauso sollte es auch sein. :-)
Das Ende war mir dann etwas zu überladen ... und sehr traurig. :-( Okay, man kann nicht immer ein Happy-End verlangen.
Also, mit einer Überarbeitung kannst Du hier noch einiges verbessern. Die Story hat mir jedenfalls nicht schlecht gefallen und ich habe mich beim Lesen gut unterhalten. :)

Gruß, Ginny

 
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hey ginny,
daß jemand die geschichte um diese zeit noch lesen würde, hätte ich nicht gedacht, eher, dass man anfängt und dann wegen dem miesen ausdruck für den nächsten tag zur seite legt. aber ich danke dir sehr für deine kritik, ich habe deinen rat befolgt und den figuren einen namen gegeben, was ich eigentlich nicht gern mache. ich dachte auch erst darüber nach und hatte mich dagegen entschieden, weil ich dachte, dass die identifikation die leser ausserhalb der geschichte lässt. sehr viele geschichten hier geben nicht viel über ihre prots preis und es funktioniert, aber hier sollte es besser mit namen sein, auch wegen der ewig langen geschichte mit großer verwirrungsqualität.

soviel dazu, was die form und die unordnung angeht, da blicke ich derzeit selbsr nicht so richtig durch, weil ich seit einer woche die geschichte vorund zurück gelesen habe, ich hab so chaos im kopf und vielleicht hilft man mir ja, den überblick zu bekommen.

danke,
LG
daigoro

 

Hallo Daigoro,

ich fand deine Geschichte nicht schlecht. Der Aufbau hat in etwa gepasst und die Wortwahl war weitgehend okay. Du hast von Anfang an Spannung aufgebaut, und ich wollte wissen, wie die Sache weitergeht.
Wie du selbst schon erkannt hast, gibt es aber noch Überarbeitungsbedarf.

Dazu einige Anmerkungen:

Aus der Ferne funkeln zwei ... ertönt aus der Ferne
Ich würde versuchen, solche Wiederholungen zu vermeiden.
zeigt sich immer deutlicher, zu was die zwei leuchtenden Punkte gehören
Besser fände ich: „wozu die zwei...“
die schmale Feldstraße entlang, welche
Welche/welcher würde ich vermeiden. Wieso nicht „...entlang, die...“
dicht in unzählbarer Zahl hintereinander an der dunklen Waldstraße gereiht.
“unzählbarer Zahl“ klingt nicht gut. Den ganzen Satz würde ich anders formulieren.
Lina: „Das…”
Man kann das zwar so machen, aber auf Dauer finde ich diese Dialogform nicht so gut. Warum nicht „Lina sagt: „Das...“? Oder aber den Dialog in den Text einbauen.
z.B:

Lina dreht sich zu Kaz um. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“
„Doch, wenn er besoffen ist...“
„Ja, wo kann man...“

"Er/sie sagt" muss gar nicht immer dabeistehen, wenn aus dem Kontext hervorgeht, wer gerade spricht.

albern herum, in dem sie Grimassen ziehen
indem
von einem dichten Nebel umschlossen, die unheimliche Umgebung sieht aus wie ein verzerrtes und verrauchtes Trugbild
“unheimlich“ könntest du weglassen. Besser wäre es, dem Leser durch Beschreibungen zu zeigen, dass es hier unheimlich ist.
Außerdem kommen wir auch nicht um ihn herum
“an ihm vorbei“ oder „können wir nicht um ihn herumfahren“ fände ich passender
den türkis aufleuchtenden Display
“das Display“, oder?
Kaz: „No way. Ich komme mit dem Auto nicht vorbei.“. Lina schreit ihre Freundin
Der Punkt nach den schließenden Anführungszeichen ist zuviel. Das machst du öfters. Nach den Anführungszeichen würde ich einen Absatz machen und mit „Lina...“ einen neuen Absatz beginnen. Generell würde ich bei Dialogen jedem neuen Dialogsprecher einen eigenen Absatz geben.
fragen sich hysterisch gegenseitig, was das gewesen war
gewesen ist
lässt sie körperlich versteinern
“körperlich“ würde ich streichen, das ist an sich klar.
Doch der immer näher rasende Aufprall mit dem Boden
auf dem Boden
Lina nickt mit dem Kopf, sie zittert
“mit dem Kopf“ würde ich streichen, „nicken“ ist aussagekräftig genug
dass sie auf Knien und ausgestreckten Armen sich vom Boden abstützen muss.
das „sich“ würde ich vorziehen: „dass sie sich auf Knien...“
Der Mann, oder besser der Typ, vor dem sie sich so gefürchtet hat
“oder besser der Typ“ würde ich streichen, ist eine unnötige Floskel
mit einer verrauchten und luftleeren Stimme
unter einer „luftleeren Stimme“ kann ich mir nicht so recht was vorstellen. Wie ist das gemeint?
Wie aus Reflex hebt sie die schwere Axt
Besser vielleicht „Reflexartig hebt sie...“
Der Schwung verharrt ... in seinem Schädel
Das klingt mir irgendwie zu harmlos. Die Axt spaltet den Schädel, dass der Schwung „verharrt“ ist doch da eher nebensächlich, oder?
und erinnert an das Ei, das in der bloßen Hand zerdrückt und die gallertartige Flüssigkeit ausgequetscht wird
und dessen gallertartige...

Der letzte Absatz hat mir nicht so gut gefallen. Klingt irgendwie sehr pathetisch. Vielleicht fällt dir da noch was anderes ein.

Ich hoffe, dass du mit meinen Anmerkungen etwas anfangen kannst und wünsche viel Spaß beim Überarbeiten. Du hast sicherlich einiges Potential, und wenn du dich ranhältst, kannst du aus der Geschichte bestimmt noch mehr machen.

Dazu noch ein Tipp: Ich würde mehrere Überarbeitungsschritte machen und zwischendrin immer etwas Zeit verstreichen lassen, weil man dann erfahrungsgemäß Ungereimtheiten oder unschöne Formulierungen besser erkennen kann.

Viele Grüße

Christian

 

Hallo Daigoro!

Ich kenne zwar einige Urban-Legend-Autostories, aber die hier war mir neu. Richtig gruslig, bei Nacht im Wald einen Unfall zu haben :)

Dass Du den Frauen Namen gegeben hast, hat der Geschichte meiner Meinung nach gut getan - mit Charakteren, die einen Namen haben, ist es IMHO leichter, mitzufiebern, als mit anonymen Anfangsbuchstaben.

Normalerweise verwendest Du direkte Rede in der Geschichte, ab und zu kommen aber auch Szenen vor wie:

In einen leiseren und weicheren Ton entschuldigt sich Lina und bittet ihre Freundin darum, dass sie den Vorschlag doch befolgen oder es wenigstens versuchen soll. Sie werden sich einig.

Vielleicht würde diese Szene an Geschwindigkeit verlieren, wenn Du sie mit direkter Rede genauer ausführen würdest. Aber gerade bei so emotionalen Dingen wie einem Streit oder einer Entschuldigung, kann man meiner Meinung nach die Charaktere mit direkter Rede gut beschreiben, und Atmosphäre erzeugen (Sagt sie einfach nur beiläufig "Sorry.", oder mit zitternder Stimme "Es tut mir wirklich leid, ich bin mit den Nerven total am Ende - wird nicht wieder vorkommen, ich versprech's dir!") - in der direkten Rede stecken viele Ausdrucksmöglichkeiten (die Du an anderer Stelle gut genutzt hast), und deshalb finde ich auch in solchen Fällen direkte Rede meist passender, weil der Text dann nicht so "sachlich" klingt. Mit Ginny-Rose bin ich übrigens einer Meinung, was die "Drehbuchform" der Dialoge angeht - die Szenen, in denen die Dialoge in die Geschichte integriert sind, kommen IMHO einfach besser. (Außer, die Geschichte ist wirklich als Drehbuch gedacht :D )

Achja, zwei Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen:

_wir_ ihr plötzlich bewußt
"wird"

in das Cockpit des unheimlichen _Fracks_
"Wracks" - sonst ist damit kein Auto gemeint :D

Die Schlusspointe hat mir gefallen. (Die Geschichte hätte genug Handlung, um auch ohne Pointe auszukommen, aber mit ist natürlich noch besser :D )

mfg

Bernhard

 
Zuletzt bearbeitet:

@criss
wow, danke dir für die vielen fehlerkorrekturen und anmerkungen. sowas hilft mir echt immer weiter, wie du sicherlich bemerkt hast, fehlt mir das gefühl zum schreiben, was ich hier eigentlich üben will. und da sind mir solche ratschläge wirklich wichtig. danke vielmals. es freut mich auch, dass du die geschichte magst. ich werde versuchen am wochenende diese geschichte und Koma, neu zu bearbeiten, damit man alles besser lesen kann.

@slingshot
ja, eigentlich ist es ein treatment und vorlage für drehbuch, aber da meine connections noch zu klein sind, um einen jeep zu zerschrotten, geschweige denn ein auto im wald 9 meter den hang herunter krachen zu lassen. idee, hatte ich auch als ich durch so eine gegend gefahren bin und dabei mir deine "zirkusZombies" durch den kopf gegangen sind. :)
em, die fehler,ja da bin ich echt schwach. ich arbeite gerade an einer geschichte, die extrem gruselig und psychopathisch rüber kommen soll. dank euch, hoffe ich, dass ich das alles gut rüber bringen kann.
aber danke für kritik, den lob für die bestimmten ansätze und vorschläge.

gruß
Daigz:cool:

 

Hallo Daigoro,

ich denke nicht, dass dir das Gefühl zum Schreiben fehlt. Und was noch nicht da ist, kann man durch üben verbessern bzw. weiterentwickeln.

Allerdings ist meiner Ansicht nach der Überarbeitungsprozess ganz wesentlich beim Schreiben. Ich weiß nicht, wie lange du an der Geschichte geschrieben hast bzw. wie oft du sie überarbeitet hast. Aber stell dich darauf ein, dass unter fünf bis zehn Überarbeitungen kein zufriedenstellendes Ergebnis rauskommt. Und wenn’s ans professionelle Schreiben geht, sind es wohl eher mehr.

Die Genies, die beim ersten Streich gleich einen Volltreffer landen, sind dünn gesät. :D (Falls es sie überhaupt gibt)

Diese "Drehbuchdialogform" könnte ich mir innerhalb einer Geschichte z.B. bei einem Polizeiverhör oder einer Gerichtsverhandlung, wo es hin und her geht, ganz gut vorstellen. Innerhalb dieser Geschichte hat es für mich nicht so gut gepasst.

Viele Grüße

Christian

 

hi criss

Allerdings ist meiner Ansicht nach der Überarbeitungsprozess ganz wesentlich beim Schreiben. Ich weiß nicht, wie lange du an der Geschichte geschrieben hast bzw. wie oft du sie überarbeitet hast. Aber stell dich darauf ein, dass unter fünf bis zehn Überarbeitungen kein zufriedenstellendes Ergebnis rauskommt. Und wenn’s ans professionelle Schreiben geht, sind es wohl eher mehr.

ja, seh ich auch so. ich saß jeden tag an der geschichte und hab überlegt und verändert. immer wieder durch gelesen, laut gelesen, um zu testen, ob man das flüssig lesen kann. aber irgendwann fliegen nur noch wörter um die augen und man checkt gar nichts mehr. deswegen bin ich sehr dankbar, wenn man mich auf einiges hinweist.


Diese "Drehbuchdialogform" könnte ich mir innerhalb einer Geschichte z.B. bei einem Polizeiverhör oder einer Gerichtsverhandlung, wo es hin und her geht, ganz gut vorstellen. Innerhalb dieser Geschichte hat es für mich nicht so gut gepasst.

sehr gut zu wissen, denn bei meiner nächsten gruselgeschichte habe ich genau so ein ähnliches problem. mal schauen wie ich das hinbekomme. danke für die anregung.

bye
daigoro:)

 

@alle:
so, jetzt hatte ich etwas mehr ruhe, um meine story etwas auszubessern. doch wie es wohl jeder kennt, weihnachten bedeutet meistens auch stress, also bin ich mir immer noch nicht sicher, ob die überarbeitung was bewirken konnte.
jedenfalls hatte slingshot kurz die pointe angesprochen und ich wollte noch einmal was dazu sagen, vieelleicht versteht man den twist der story dann etwas besser.
habt ihr eigentlich bemerkt, dass es gar keinen richtigen axtmörder oder killer gibt? es gibt nur eine, die alle umbríngt und in den tod reißt. ja sie hat den typen überfahren, sie hat einen unfall gebaut, woran ihre freundin gestorben ist, sie hat ihm die axt in den schädel geschlagen, em, sie ist aber kein killer oder? also passt auf, wenn ihr nachts auf dunklen straßen unterwegs seid und aus lauter notwehr zum unbewußten mörder mutiert. :D
denn hier hat sie sich sogar selbst igrendwie in den tod gerissen.:rolleyes:
ok
jedenfalls hoffe ich, daß meine nächste psycho-grusel-story, die bald kommt, euch besser gefällt.
bye
daigz

 

Hallo Daigoro,

es ist schon geschickt, wie Du Spannung aufbaust, die Verzweiflung der beiden Frauen ist nachvollziehbar. Gut fand ich, daß Du die Geschehnisse in Bezug zu dem gegenseitigen Verhältnis der Frauen setzt. Durch den Schluß wird das noch einmal unterstrichen, außerdem mit einer gewissen Ironie, die Freundin ist schließlich nicht freiwillig zurückgekommen.
An zwei Dingen bin ich beim Lesen hängengeblieben: „das Blinzeln der Augen kehrt wieder ein“ – „Blinzeln“ ist doch irgendwie etwas schelmisches, `einkehren´ erinnert mich so an `Kneipenbesuch´. „Er starrt sie wie eine Leiche in die Augen“ - er starrt ihr.

Tschüß... Woltochinon

 

hi wolto,
vielen dank für deine positive Kritik, einen fehler, den du angemerkt hast, habe ich schnell beseitigt, tja, bei der menge, geht halt doch schnell der überblick verloren. als fan von wahrhaftig gruseligen geschichten oder erzählungen, versuche ich gern von diesem chema-f-buh-ich-erschreck-dich geschichten weg zu kommen. die wirken geschrieben nicht so gut, wie im film. darum gebe ich mir mühe einen horror zu kreieren, der sein opfer wirklich verfolgt, so dass jeder das gefühl bekommt dagegen machtlos zu sein.
schön, dass du die geschichte für spannend empfunden hast, das bedeutet mir schon wirklich sehr viel.
bye
daigz

 

Hi!
Ich bin ansonsten ein Fan von "Urban Legends", aber diese Geschichte war einfach viel zu lang und dadurch langweilig. Die Situation ist relativ schnell klar, aber dann dauert es ewig, bis es zum Knall kommt und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob vielleicht doch noch ein Clou kommt, der aber leider ausblieb. Ein wenig knapper hätte sie mir besser gefallen.

 

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