- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 6
Nie wieder Zug
Ich hasse es - das Zug fahren.
Erst das Gedrängel beim Einsteigen, wobei dir irgendein alter Mann den Arsch tätschelt – nur aus Versehen natürlich! – und dann in diesem Gedrängel auch noch einen Platz finden, auf dessen Nachbarsitz nicht irgend so ein stinkender oder nervender Mensch Platz nimmt.
Doch heute war es mal wieder so weit, ich steckte meinen Discman ein und hoffte auf eine angenehme Fahrt nach Berlin.
Zufrieden stellte ich am Bahnhof fest, dass ich ganz allein auf dem Bahnsteig stand – was wohl daran lag, dass ich... aber Moment dazu komme ich später. Erst einmal kam der Zug – zwar etwas zu früh, aber er war wenigstens leer, also stieg ich ein und schon schlossen sich die Türen.
Wer jetzt denkt, dass ich allein war, liege daran, dass ich in den Zug Richtung Bonn oder so gestiegen sei - der irrt sich.
Es war die richtige Richtung. Auf der Fahrt stieg niemand zu, was ich als sehr angenehm empfand – anfangs. Doch bald wurde ich nervös. Also entschied ich mich zu schauen, ob noch jemand da war - doch ich fand niemanden. Mir kam die Idee den Schaffner zu suchen, einer mußte ja den Zug fahren. Außerdem fuhr ja immer einer mit, der die Fahrkarten kontrollierte.
Als ich um die Ecke kam, sah ich den Zugbegleiter auf dem Boden liegen – bäuchlings. Ich wollte ihn fragen, ob alles in Ordnung sei, doch da sah ich eine dunkle Flüssigkeit auf dem Boden. Diese verteilte sich um ihn herum. Ich schreckte zurück. Als ich auf einmal eine Stimme hörte, die immer näher kam und schallend lachte, rannte ich ängstlich zum nächsten Klo. Von dort erkannte ich nur einen Schatten, der etwas Langes in der Hand hielt.
„Die Mordwaffe, mein Gott, du bist Zeuge eines Mordes“
dachte ich. Als der Schatten auf mich zukam, schloss ich schnell die Tür: „Auf dem nächsten Bahnhof steig ich aus und ruf die Polizei“ nahm ich mir vor. Doch als der Zug hielt, ging die Tür nicht mehr auf. Durch das Poltern wurde „der Schatten“ wohl auf mich aufmerksam. Ich hörte die Schritte, wie sie auf mich zukamen und wurde immer nervöser:
„Was sollte ich tun? Würde er mich auch umbringen?“
Zitternd wartete ich auf mein Ende und als die Tür aufging, schrie ich vor Angst. Mein Gegenüber zuckte zusammen. Kurz darauf bemerkte ich, dass dieser nicht allein war. Es waren zwei Personen, beide in Zugbegleiteruniform und beide lächelten mich mit besorgtem Blick an.
Vorsichtig schielte ich um die Ecke – keine Leiche.
Hatte ich etwa nur geträumt?