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Nichts besonders

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21.09.2017
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Nichts besonders

Sein Blick ruhte auf ihr, während sie sich den Weg durch die Bankreihen bahnte.
Sie hatte den Tisch des Fremden erreicht, drehte sich endlich wieder so, dass er in ihr Gesicht schauen konnte. Ihre dunklen Augen blitzen ihn kurz an, ein spielerisches Grinsen breitete sich auf ihren Lippen aus.
Als sie sich setzte, wurde es ein fast schüchternes, unauffälliges Lächeln.
Nervös knackte er mit seinen Gelenken, trommelte mit seinen Fingern gegen die Tischplatte.
Doch er ließ sie nicht aus den Augen, beobachtete sie unaufhörlich. Keiner ihrer Schritte blieb ihm verborgen. Dabei wusste er eigentlich ganz genau, was in den nächsten Minuten passieren würde.
Sie hatte ihre Haare nach vorne gelegt, so dass sie in ihr schmales Gesicht fielen.
Sie räusperte sich, oder so sah es zumindestens aus, denn auch wenn sie nur wenige Tische trennten, konnte er sie über das leise Stimmengewirr nicht hören. Aber sie hatte auch bei ihm geräuspert, hatte auch bei ihm ihre dünnen Finger durch ihr Haar gleiten lassen, so als wäre sie nervös gewesen. War sie es wirklich, oder gehört selbst diese kleine, unbedeutende Geste zu dem Theater, das sie spielte?
Ihr Mund bewegte sich, anfangs zögerlich, doch mit gefassten Mut, mit gewonnener Aufmerksamkeit prallten ihre Lippen immer häufiger aufeinander, bis sie sich zu einer breiten Kurve ausbreiteten, und die perfekten weißen Zähne freilagen. Er konnte das Gesicht des Fremden nicht sehen, doch er könnte wetten, dass auch auf seinem Gesicht ein Lächeln lag.
Sie senkte ihren Blick auf ihre Hände, die nun auf der Tischplatte ruhten. Sie hob sie an, gestikulierte wild, ließ sie wieder sinken.
Ihre Augen wanderten kurz nach links, nach rechts, wobei sie keinen Blick in seine Richtung verschwendete, sondern voll und ganz auf den Fremden fokussiert schien.
Dann beugte sie ihren Oberkörper leicht nach vorne, spitze ihre Lippen. Auch der Fremde beugte sich in ihre Richtung.
Er schluckte. Versuchte die Erinnerungen an ihre erste Begegnung zu verdrängen, aus seinem Gedächtnis zu streichen. Doch sie lief wie ein Film immer und immer wieder vor seinem geistigen Auge ab. Er konnte nicht wegschauen.
Er konnte sogar noch ihre süßliche Stimme in seinem Ohr hören. Wie sie sich vorgebeugt hatte, und so leise gesprochen hatte, dass er sich auch über den Tisch beugen musste, um sie zu verstehen. Er hatte ihren Atem auf seinen Wangen spüren können, ihr Geruch hatte seine Nase gefüllt.
Er wusste nicht mehr, was sie ihm zu geflüstert hatte, doch er hatte genauso reagiert, wie es der Fremde tat. Er hatte gelacht, herzlich gelacht, und als sie ihren Oberkörper wieder von seinem entfernt hatte, waren ihm die vielen Zentimeter zwischen ihnen plötzlich wie Kilometer vorgekommen. Doch er hatte sich gezwungen auch wieder eine gerade Haltung anzunehmen, sowie es der Fremde tat. Ob dieser sich der Entfernung der beiden Körper nun auch bewusst wurde?
Sie warf ihre Haare in ihren Nacken, so dass ihr Gesicht das erste Mal wirklich frei lag.
Jetzt war er froh das Gesicht des Fremden nicht anschauen zu können, dessen staunen zu betrachten. Der Fremde gab ihr ein Kompliment, das konnte er auch ohne Worte zu verstehen erkennen. Sie reagierte mit einer leichten, flüchtigen Berührung an seine Schulter, doch zog ihre Hand schnell zurück und legte sie auf ihrem dünnen Bein ab.
Sie biss sich auf ihre Unterlippe, lachte scheinbar nervös, lächelte dann. Nickte, lachte. Erwiderte etwas, worauf der Fremde ebenfalls mit einem Lachen reagierte, welches seinen Körper zum Beben brachte.
Das erste Mal ließ sein Blick sie frei. Er wollte das nicht sehen, wollte sie nicht weiter beobachten. Sie konnte jetzt aufhören mit ihrem Spiel, sie hatte es ihm bewiesen. Am liebsten wäre er aufgestanden, hätte sie so gerne geschüttelt, bis sie endlich aus ihrer Rolle auftauchte, endlich wieder ihr eigenes Gesicht zeigte. Doch er bewegte sich keinen Zentimeter, selbst seine Finger ruhten jetzt.
Als er sie wieder erfasste, lag ihre Hand ruhig auf dem Arm des Fremden, der keine Anstalten machte aus der Berührung zu fliehen. Sie hatte sein Handy in der Hand, tippte geschickt ihre Nummer in das Display. Der Fremde hatte angebissen. So wie er es damals getan hatte.
„Ruf mich mal an, ich weiß nicht ob ich die Nummer richtig in Erinnerung habe“ hatte sie lächelnd gesagt. Fast zögerlich. Damals hatte sie einen kitschigen Anrufbeantworter. Den gleichen wie heute noch.
„Süß. Dein Anrufbeantworter“ hatte er damals gesagt. Dann hatte er aufgelegt, ihren Namen in seiner Kontaktliste betrachtet.
„Heißt du wirklich so?“ hatte er gefragt, hätte sich doch am liebsten direkt danach für diese Bemerkung geohrfeigt. Sie hatte genickt, gesagt, dass ihre Eltern eine Vorliebe für extravagante Namen hatten. Ihre Eltern hatte er nie kennen gelernt. Würde er auch nie, da war er sich sicher.
Langsam erhob sie sich von ihrem Platz, deutete mit dem Finger in seine Richtung.
Der Fremde drehte sich um, seine hellen Augen leuchteten ihm entgegen. Er wich ihnen aus.
Sie winkte dem Fremden freundlich zum Abschied, und wurde von seinem Blick verfolgt, bis sie sich wieder auf ihrem ursprünglichen Sitzplatz niederließ. Ein letztes, schüchternes Grinsen warf der Fremde ihr zu, dann drehte er ihr wieder den Rücken zu.
Sie hob grinsend eine Augenbraue. „Schau sag ich doch. Ihr fallt allesamt auf die gleiche Masche rein“
Verbissen biss er sich auf seine Unterlippe. Er hätte gerne Widerworte gegeben, aber ihm fiel nichts Schlagfertiges ein. Deswegen antwortete er bloß: „Ich hab‘ dich wirklich gesehen, weißt du? Wirklich dich, und nicht diese…diese Rolle“ Sie schnaubte.
„Ich bin diese Rolle, mach dir nichts vor“
Langsam stand sie auf und verschwand aus seinem Blickfeld. Er wäre gerne aufgesprungen, ihr nachgelaufen. Doch das war er schon so häufig. Also blieb er stillsitzen, während der Fremde an ihm vorbei rauschte, ihn keines Blickes würdigte, sondern ihr hinter her sprintete, sie sicherlich noch vor dem Ausgang einholen würde.
Er schloss seine Augen. Vielleicht konnte er sie jetzt gehen lassen.
Doch seine Finger glitten in seine Hosentasche und umschlossen sein Handy, noch bevor die Tür des Ausganges in ihr Schloss gefallen war.

 

Liebe/r Skam,

ich begrüße dich bei den Wortkriegern.
Das ist die zweite Geschichte, die du einstellst. Auf deinen ersten Text gab es drei Kommentare, die aber von dir unbeachtet blieben.
Wenn du dich im Forum umsiehst, so wirst du feststellen, dass es eigentlich üblich ist, dass man als Schreiber auf die Kommentare zu seinen Geschichten reagiert, sich bedankt und/oder sich mit der Meinung und den Anregungen auseinandersetzt. Darauf hast du verzichtet und gleich eine neue Geschichte eingestellt.
Zu der würde ich mich ganz gerne äußern, denn es gibt einiges zu ihr zu sagen, inhaltlich und auch, was viele kleine Fehler angeht. Schon der Titel scheint mir in dieser Hinsicht nicht ganz unproblematisch.

Bevor ich aber in weitere Einzelheiten gehe, möchte ich erst einmal abwarten, wie und ob du dich zu den Kommentaren zu deiner ersten Geschichte äußerst. Denn ich bin mir nicht sicher, ob sie dich überhaupt interessiert haben.

Liebe Grüße
barnhelm

 

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