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Nichts besonderes hier.

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27.12.2012
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Nichts besonderes hier.

Das Rasiermesser machte ein quietschendes Geräusch, während es über den kleinen Spiegel scharrte.
Der eklige, bittere, chemische Geschmack lief meine Kehle herunter. Ich nahm mir den Eistee vom Tisch und trank ihn hastig

'Michi, bekomm ich den mal?'
Ich drehte mich um und reichte ihr die Flasche.

Im Hintergrund lief der Fernseher. Ich war mir nicht sicher, ob überhaupt irgendwer ihn beachtete und nahm mein Handy wieder in die Hand. Ein Gefühl der Sicherheit durchströmte mich. Ablenkung.
'Und freut ihr euch schon?' Das Mädchen, dem ich gerade den Eistee gegeben hatte, blickte sich auffordernd in der Runde um. Ihre Pupillen waren geweitet, sie war nicht mehr richtig da.
Sie sah zu mir

Hatte ich ihr zu lange in die Augen geschaut?
Ich sah weg.

'Was ist das nochmal genau?' Meine Stimme klang schroff. War ich zu unfreundlich? Ich setzte ein Lächeln auf.
'Drum and Base in Düsseldorf'
'Okay.'
Ich warf einen Blick auf die anderen. Verstrahlte Lächeln, abwesendes Schweigen. Ich wendete mich wieder meinen Handy zu. Facebook gab mir Sicherheit, ein Gefühl der Vertrautheit. Das Mädchen neben mir, nahm auch wieder ihr absurd großes Handy in die Hand und scrollte durch Instagram. Sie stoppte.
'Musik?'
'Klar, hau rein.' Jan saß gegenüber von mir und war gerade dabei den klebrigen, weißen Haufen in einzelne Lines zu verwandeln. Er deutete mit seinem Finger in die Ecke des Raumes und Peter holte ein schwarzes Aux-Kabel hervor. Er reichte es ihr.

Ich spürte einen Blick auf mir haften, oder bildete ich es mir nur ein?*
Ich blickte auf. Jan sah mich an.
'Hast du noch die E's?'

Ich kramte in meiner Hosentasche und holte ein knitteriges Bagget hervor. Sie würden den Abend schon besser machen. Das machten sie immer.
Ich gab es ihm und er kippte es über dem Tisch aus.

Die Pillen hatten die Formen von WIFI-Zeichen, Whatsapp-Symbolen und Smileys, alles ganz harmlos.
'Was für welche sind das jetzt genau?'
'Das sind vier Whatsapp, zwei Wifis und drei Emojis ..'
'Aus Amsterdam?'

Ich dachte an meinen Ausflug nach Amsterdam letzte Woche, meine Finger waren ganz klebrig während ich am Zoll vorbeigefahren bin. Meine Taschen voller Gras.
Ich weiß auch noch wie sie sich gefreut hatten, als ich meine Beute, zurück in Köln, präsentiert hatte.
Sie hatten mir gesagt das es ganz normal sei, dass sie es mit dem Auto über die Grenze fahren. Sie machen das immer.

'Ja, die besten.' Antwortete ich und griff in den Aschenbecher neben mir. Ein weiterer Griff zum Feuerzeug und der Joint brannte wieder.

'Der Jibbet lebt ja noch.'
Die Blicke leuchteten auf, Peter veränderte seine Sitzposition und beugte sich ein wenig zum Tisch vor.

Genüsslich zog ich an ihm und genoss den Geschmack und das Wissen um den baldigen Rausch.

'Hey Michi, ich hab gehört du tickst?'
Peter blickte zu mir herüber, die Frage erschien selbstverständlich
'Alles andere sind Sklavenjobs, Mann.'
Wieder das Kratzen auf dem Spiegel.
'Wieso, willst du was?'
Er überlegte und zog einen 10€ Schein aus seiner Tasche, ich nahm ihn entgegen.
'Zwei Smileys. Willst du mir das dann einfach im Club geben?' fragte er
'Klar.' antwortete ich so knapp wie möglich
'Danke Mann.'
Er lächelte mich an
Ich sah weg.

Auffordernd streckte das Mädchen ihre Finger nach dem qualmenden Leuchtturm in der Dunkelheit des Alltags aus, ihr Lächeln das sie mir zuwarf war breiter, als in dem Moment als sie mich begrüßt hatte.
Ich gab ihn ihr.
Für diesen Moment, diesen kurzen Moment in dem er brennend zwischen ihren Fingern ruhte, lebte sie.
Ich hatte kaum etwas reingepackt, alles nur Tabak. Alles nur Schall und Rauch.

'Wer will die Dinger mit in den Club schmuggeln?'
Sofort öffnete sie ihre Handtasche und suchte nach dem kleinen Riss in ihrer Innenverkleidung.
'Ich nehm sie.' Ich hielt ihm meine offene Hand hin und genoss das Gefühl, etwas zu haben was die Leute aus der Gruppe haben wollten. Nein. Brauchten.
Er packte die Pillen wieder in die Plastikpackung und gab sie mir. Das Plastik fühlte sich irgendwie nass an und wanderte zurück in meine Tasche.

'Wer will noch 'ne Nase?' Jan reichte den Spiegel in der Runde herum, ich griff danach. Der kleine, abgeschnittene Strohhalm fiel herunter. Sie hob ihn für mich auf.
Ich atmete kurz ein -und aus, dann zog ich.
Es brannte in meiner Nase, fürchterlich stark. Aber ich verzog keine Miene. Sie denken dass ich das öfters mache. Ist ja alles ganz harmlos.
Jan nahm den Spiegel wieder zurück, ehe er ihn Peter hinhielt.

'Habt ihr eigentlich was von Sarah gehört?'
Das Mädchen hatte ihr Handy wieder gesperrt und auf den Tisch gelegt. Es lief immer noch keine Musik, wir hatten es vergessen.

'Wieso?' antwortete Peter und lenkte seinen starren Blick vom Fernseher weg. Sarah war seine Ex. Sie hatten Schluss gemacht, weil sie ihm zu viele Drogen nahm. Mittlerweile sahen wir Peter jedoch am meisten hier
'Sie wollte nächste Woche noch Pilze vorbeibringen'
'Ja?' Die Stimmung erheiterte sich wieder in der Runde, Pilze waren schwer zu bekommen
'Sag ihr mal, sie soll welche mitbringen'

'Was habt ihr eigentlich in der letzten Woche gemacht?'
Ich versuchte eine 'normale' Konversation zu starten. Die Drogen ließen meine leichte Sozio-phobie verschwinden. Ein unangenehmes Gefühl blieb jedoch bei den Worten.
Schweigen
Hatte ich etwas falsches gesagt? Oder es falsch formuliert?

'Ich-ich hab meine Hausarbeit fertig gestellt ..'
Versuchte Jan eine Antwort.
Er will irgendwann mal Literatur-Professor werden. Er war jetzt Anfang dreißig. Niemand von uns glaubte wirklich daran, aber niemand sprach es aus.

'Wieviel hast du geschafft?'
Jan schwieg wieder und kratzte sich eine Line zusammen.
'Ich glaub genug ..' Er starrte auf weiter auf den kleinen Spiegel. Das chemische Gebräu hatte Löcher in den Belag gefressen.
Das Tragik-Komische an der Situation erschien mir die Tatsache, dass niemand von uns mehr über die letzte Woche zu sagen hatte. Wir waren feiern. Wie immer.

Ich kramte in meinem Rucksack und überlegte ob ich noch genügend Gras für Morgen hatte. Wenn ich für morgen noch genug hab, kann ich mir vielleicht sogar einen Kino-Besuch leisten.

Wann hatte ich mir zuletzt einen Film im Kino angesehen?

Ich fühlte und ich wusste, dass ich mein letztes Geld nicht für Kino ausgeben würde.

 

Lieber Patrick,
beim Thema Drogen hatte meine Mutter eine ziemlich einfach Lösung für mich. Sie hat mir irgendwann das Buch "Die Kinder vom Bahnhof Zoo" in die Hand gedrückt. Das war für mich als Teenager eindrucksvoll genug.

Heute sind Drogen durchaus im Alltag angekommen. In Amsterdam ist ein Ausflug in den Coffee Shop völlig normal. Ich finde gut, dass Du Dich dem Thema angenommen hast.
Ich hätte mir aber etwas mehr Struktur gewünscht.
Auch fehlt mir irgendwie die Entwicklung in der Geschichte. Ich hab verstanden, dass ein paar Typen gemeinsam abhängen. Du hast wahrscheinlich auch alle Arten von Drogen reingebaut, die mir auf Anhieb einfallen würden, aber ich suche nach Deinem Ziel. Mir stellt sich die Frage, was Du mir sagen möchtest. Du hast gesagt, du willst nicht moralisieren, aber auch nicht verherrlichen, aber was möchtest Du dann?
Ein rein neutraler Bericht, in dem mir die Personen nicht nah kommen, nimmt mich nicht so richtig gefangen.

Und mich haben die * irritiert. Gibt es für dieses Zeichen einen Grund?

Ich glaube, dass Du aus der Geschichte noch mehr rausholen kannst. Wenn Du sie überarbeiten solltest, würde ich sie gerne erneut lesen.

Viele Grüße

Xayide

 

Der Autor schrieb zu seiner Geschichte:

Nachwort des Autors:
Nachdem unsere Assoziationen zu Drogen in den letzten Jahren durch Filme, durch The Wolf of Wallstreet, durch die Nachrichten, durch Seth Rogen (...) zu einer Mischung aus 'dem Zeug was die coolen Kinder nehmen' und 'Instant-Junkie-Transformer' geworden sind, hatte ich die Intentionen etwas ehrliches zu dem Thema zu schreiben. Eine Situation widerzuspiegeln mit der sich einige, die mit dem Thema vertraut sind, identifizieren können. Ohne die Moralpauke zu Schwingen. Ohne es zu verherrlichen.

Bitte Zusatzinfos etc. immer in einem Extrapost schreiben.

 
Zuletzt bearbeitet:

Die '*' sind ein Fehler der Seite, ist mir auch gerade erst aufgefallen. Versuche sie zu entfernen.
Habe bewusst auf einen festen Handlungsstrang verzichtet, da nicht die Charaktere oder ein Plot im Vordergrund stehen sollen, sondern eine Situation darstellen soll, die viel zu schnell 'Alltag' werden kann. Ein ganz normaler Abend für die Personen.
Es schien mir zu unehrlich, die Geschichte mit dem Ziel eines Spannungsbogen zu ändern oder zu dramatisieren.

Werde das Nachwort extern anhängen.

 

Nachdem unsere Assoziationen zu Drogen in den letzten Jahren durch Filme, durch The Wolf of Wallstreet, durch die Nachrichten, durch Seth Rogen (...) zu einer Mischung aus 'dem Zeug was die coolen Kinder nehmen' und 'Instant-Junkie-Transformer' geworden sind, hatte ich die Intentionen etwas ehrliches zu dem Thema zu schreiben. Eine Situation widerzuspiegeln mit der sich einige, die mit dem Thema vertraut sind, identifizieren können. Ohne die Moralpauke zu Schwingen. Ohne es zu verherrlichen.

 

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