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Nicht so bald

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18.11.2001
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Nicht so bald

Es nachtete bereits, als Uriels Blick die weiten Schluchten streifte, die Felsen, die steil und zackig in die Tiefe fielen und an ihrem Fuß vom Meer verschlungen wurden.
„So einsam wählst du den Ort, an dem wir uns begegnen?“
Er drehte sich nicht um, als er sprach. „Gefällt es dir nicht, Schöne?“
„Du weißt doch gar nicht, ob ich noch schön bin, Schnitter.“
„Sehnsucht ist immer schön, ich weiß es. Es kann nichts geben, was ihr je gleich kommen könnte.“ Nun wandte er sich ihrem Antlitz zu, sah sie, im weißen Gewandt der Tugenden Gottes, mit langem Haar und diesen dunklen, grau anmutenden Augen. Wie recht er hatte. Doch wie war sie geworden, was hatte Er aus ihr gemacht? Uriel sah sie bloß an.
„Möchtest du mich nicht berühren, mich verhungern lassen hier?“ Der Wind, der ihn nicht berührte, zerrte an ihren Haaren und Kleidern und ihr Gesicht war feucht vom Regen. „Sag nicht, ich bin umsonst hierher gekommen.“ Sie blickte ihn an und er entdeckte die Veränderung in ihren Augen, auf ihren Zügen, im Klang ihrer Stimme. Die Flügel waren verschwunden und an manchen Stellen war ihre samtene Haut zerschnitten. Sie war jetzt ein Mensch, kein Engel mehr. Gott hatte ihren Verrat an seinem Gesetz bestraft.
Sie wandte den Blick ab und schritt mit ihren bloßen Füßen an ihm vorbei zum den Rand der Klippen. „Ich habe bei Gott für uns beide bezahlt, Uriel. Für eine Liebe, der ich mir jetzt nicht mehr sicher sein kann, wenn ich in deine Augen sehe.“ Dort, wo einst die weißen Schwingen ihren Rücken bedeckten, starrte ihn nun eine klaffende Wunde an. Das Blut, das noch nicht getrocknet war, färbte ihr Gewand dunkel.
„Reust du es?“
„Nein.“ Der Wind wehte so heftig, dass er sie in die Tiefe zu reißen drohte. „Ich werde dich nicht wiedersehen, nicht wahr?“ So hatten ihre Augen ihn noch nie zuvor angesehen. Die Augen eines Engels waren dazu nicht imstande. „Und doch, einmal wirst du es nicht verhindern können. Ich bin jetzt eine Sterbliche.“ Sie lächelte in die Nacht. „Du bist der Tod, der göttliche Tod.“
Er schwieg eine Weile. „Gott gab uns dies letzte Mal.“
„Wie gütig Er ist, der Seinen eigenen Geschöpfen das Lieben nicht gestattet!“ Jetzt schaute sie ihn wieder an und nun ertrug er es nicht mehr, dass sie fern schien von ihm, obwohl sie doch so nah war. Er streckte die Hände nach ihr aus und nahm sie in seine Arme, drückte sie an sich und umschloss sie mit seinen schwarzen Schwingen, auf dass nichts sie erreichen könne, nichts ihr wehtun, sie verletzten oder von ihm fortreißen. Sie fühlte sich beinah an, wie es immer gewesen war, wenn sie sich trafen an Stellen, von denen sie glaubten, sie lägen jenseits der allsehenden Augen des Herrn, und sie sich küssten, einander festhielten, sich liebten, wie es nur die Menschen taten; so, wie es Engeln nicht gestattet war.
Sie verharrten lange still, bis sie wussten, dass es Zeit war. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände, blickte sie an und küsste sie sacht auf die Lippen, die jetzt, da sie ein Mensch war, warm waren und nach Leben schmeckten.
Er strich ihr eine Strähne nassen Haares aus der hohen Stirn. „Dass wir uns wiedersehen... Lass es nicht so bald sein.“
Dann war er verschwunden.

 

*zusammenreiß*

Nun, Ally, wir haben ja schon früher festgestellt, daß ich mit Deinem Stil nicht viel anfangen kann. Diese Geschichte ist dermaßen schwül, daß ich Mühe hatte, sie überhaupt zuende zu lesen. Das fängt beim ersten Satz an, wird dann immer schlimmer und bei den Dialogen tränen mir fast die Augen vor lauter Kitsch... *gnf*
Nimms nicht persönlich, Ally, ich bin einfach allergisch gegen Schwulst.

Sav

 

Dem schliesse ich mich an. Passt sehr gut zu einer Bravo-Romanstory oder Fernsehnovelle am Nachmittag.

 

Das Thema finde ich interessant - gefallene Engel kennt man ja, aber dass der Engel verstoßen wurde weil er sich in den Tod verliebt hat, habe ich noch nie vorher gelesen. An der Handlung habe ich also nichts auszusetzen.

Der Stil allerdings ist mir eindeutig zu altmodisch; bei einer Romantik-Story wird so etwas leicht gefärlich weil die Geschichte dadurch leicht in die Kitsch-Ecke gedrängt wird, und hier fallen einem sofort einige Formulierungen auf, die den Leser zusammenzucken lassen. Ausserdem habe ich den Eindruck, dass die Geschichte durch die ungewohnten Ausdrücke unfreiwillig komisch wirkt.

Ich hab Dir mal die aufgelistet, die mir am stärksten aufgefallen sind:


Es nachtete bereits
Schon der erste Satz lässt mich zurückschrecken; ich hab "nachten" noch nie gehört, wiewohl es diese Formulierung sicherlich geben wird, aber ein "es dämmerte", "es dunkelte", oder am passendsten wohl "die Nacht brach bereits an".

„Gefällt es dir nicht, Schöne?“
"Schöne" als Anrede lässt mich schon fast grinsen, obwohl es doch romantsich wirken soll... "Meine Schöne" klänge für mich auf jeden Fall besser, bei "Schöne" assoziiere ich Märchengestalten oder denke an einen Ritter der bei seinem Burgfräulein Minne macht... Ich finde den Ausdruck einfach zu altmodisch und zu ungebräuchlich und kann mir nur schwer ein Liebespaar vorstellen dass sich so anredet...

„Du weißt doch gar nicht, ob ich noch schön bin, Schnitter.“
Ich finde es schade, dass Du den "Engel" ihren Liebsten so anreden lässt; viel besser gefiele es mir, wenn sie ihn mit Uriel (Quake-Spieler wie ich wissen auch dann, wer gemeint ist :D ) ansprechen würde, und im Absatz darauf wo sein Name fällt, er "Schnitter" genannt wird. So wird dem Leser auch angedeutet dass es sich bei ihm um den Tod handelt (bevor es am Ende explizit gesagt wird), aber ich empfinde es als angenehmer wenn sie ihn bloß mit seinem Namen anspricht.

„Reust du es?“
"Be-reust du es" klingt besser.

Also, das Thema fasziniert mich, ich weiss nicht ob es Deiner Fantasie ensprungen ist oder Du Dich an einer anderen Story orientiert hast; ich mag sowas, nur der Stil hat mich gestört. :)

[Beitrag editiert von: Ginnyrose am 21.02.2002 um 16:37]

 

Danke für eure Worte, oh ihr Geistreichen der weiten Flur!

Ja, ich weiß, mein Schreibstil hat viel von Kitsch und Romantik und altmodischen Formulierungen, aber die hat er auch nur, weil ich die persönlich hübsch finde und in 99,9% aller Fälle für mich selber schreibe. (Savi, Darling, wenn du sie doch nicht magst, WARUM liest du sie dann?! Wartest du auf ein Wunder? ;) ) Außerdem schreibt doch jeder Sachen wie "Die Nacht brach herein." dunkel oder etwas ähnlich ausgelatschtes und da dachte ich mir, ich für meinen Teil finde ausgedient besser als ausgelatscht, was nichts damit zu tun hat, dass ich Füße nicht mag.
Der altmodisch anmutende Touch rührt daher, dass das Ganze nicht in der heutigen Zeit geschieht, woran man ja auch mal hätte denken können. Und dass sie ihn Schnitter nennt, liegt daran, dass sie ihn als düsteren Tod liebt, nicht den Engel, hinter dem er sich versteckt.
Ach ja, so ist das... Und, ja, es ist Kitsch, aber wenn mir nach Kitsch und Romantik ist, dann sieht das halt so aus und hört sich so an, "schmeichelt so leis, wie er es tat, wenn seine kühle Stimme an ihr Ohr drang und sie nicht anders konnte, als sich ihm hinzugeben, jedes Mal." Das stammt aus dem Rest der Geschichte, denn eigentlich ist sie sehr viel länger, aber ich spare mir hier den übrigen Teil.
Desweiteren geht es, betrachtet man es nicht rein oberflächlich, nciht um den Engel Uriel und irgend einen anderen Engel, die sich rein zufällig lieben. Es geht und den Tod und die Sehnsucht...
Aber das ist nun wieder etwas anderes!
Bis zum nächsten Mal sagt eure
Ally :)

 

Also wenn schon auf dem Kitsch reiten, dann aber richtig. Und dann ist es egal was geschrieben wird. Mit dem Geschwülst läßt sich auch eine Betriebsanleitung ohne Probleme rüberbringen.

Uns so überbringe ich dir, ohne dass es dich erzürne, die liebliche Botschaft an dich. Kitsch wie auch immer du mögest verpacken, ändert nichts an dem seinen, wie und was es ist. Und trägst auch nächtigends du tiefgründiges vor, mit Schmerz und Trauer, wie kein Zweiter sie mag zu erkennen, so vermag sie nicht zu mir zu dringen, denn alles was mein Blick da findet vor, ist und bleib nur Kitsch.

Aber keine Sorge, auch ich gleite hier und da in das kitschige Milieu ab. :D

Gruß avni

[Beitrag editiert von: avni am 01.03.2002 um 17:29]

 

Hallo Ally,

mich hat deine Geschichte wirklich beeindruckt. Ich finde deinen Schreibstil toll und denke das die "altmodischen" Begriffe gut dazu passen. Sie machen den Text erst richtig gut... :)

Also, kitschig oder nicht (liegt im Auge des Betrachters), ich bin total hin und weg von deiner Story... :D

Gruß Claudia

[Beitrag editiert von: Claudia_ am 03.03.2002 um 21:27]

 

Hallo Ally,

irgendwie erinnert mich Deine Geschichte an etwas, an etwas...
hm... "Stadt der Engel" vielleicht, wo auch ein Engel bitter für eine ganz normale, "sterbliche" Liebe büßen muss. Wenn es also ein Screenplay-Schreiber schafft, damit einen Spielfilm zu produzieren, der Millionen einbringt - und auch noch einen Nicolas Cage für die Hauptrolle zu gewinnen - wie komme dann ich, Leser und Hobby-Autor dazu, dergleichen als "Kitsch" abzutun? Lass Dich nicht beirren!

Nur anstelle von "Reust Du es?" würde ich zwischen "Bereust du es?" oder aber "Reut es dich?" wählen, weil es den Ausdruck in der von Dir gewählten Form leider nicht gibt.

Alles Liebe
P.

 

Hallo Ally!

Mir gefällt Dein Stil außerordentlich gut. Ich finde den Text gar nicht sooo kitschig, und Deine Wortwahl paßt hundertprozentig zum Inhalt! Also, laß Dich nicht beirren, es gibt auch Menschen, die solche Geschichten lieben, jawohl! ;)
Ach ja, ich hab zwei klitzekleine Fehlerchen gefunden:
1. "Gewand" schreibt man ohne t am Ende
2.

Sie wandte den Blick ab und schritt mit ihren bloßen Füßen an ihm vorbei zum den Rand der Klippen
Da ist entweder ein "m" zuviel oder ein "den".

Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:

P.S.: Hab ich eine Chance, den ganzen Text zu lesen? Würde mich interessieren!

 

Immer diese bitterbösen Tippfehler! Dabei sollte das mir am wenigsten passieren... Aber ich bin ja hier, Gott sei Dank, inkognito unterwegs... (Ich wollte erst "inflagranti" schreiben, besann mich dann aber doch noch eines besseren... ^_^*)

Vielen lieben Dank an die letzten drei Kommentatoren. Ihr baut mich auf! Ich hatte schon befürchtet, dass ich, wenn ich irgendwann in Rente gehen werde und selbige etwas aufzubessern versuche, dies beim Cora-Verlag würde tun müssen mit "Bestsellern" wie "Brennende Leidenschaf" oder "Feurige Liebesnächte"... (Es gibt sogar einen, aus der Historical Serie, wenn mich nicht alles täuscht, der ist wirklich schön... Ich bekam ihn geschenkt, um ihn in der Badewanne bei Kerzenschein und Blubberbläschen zu verschlingen. Zu diesem Zweck finde ich ihn sehr geeignet.) Aber dies kann ich nun doch wieder etwas weiter von mir schieben,hoffe ich.

Mir ist überdies sehr wohl bewusst, dass mein Schreibstil ein wenig Gewöhnung bedarf. Deshalb verlange ich bestimmt von keinem, dass er/sie ihn mögen muss. (Klar, finde ich es gut, wenn's doch jemand tut! ^_^**)

Nun denn, bis zum nächsten Abenteuer!

Ach, den Bezug zu "Stadt der Engel" habe ich persönlich beim Schreiben der Geschichte weniger gemacht, weil bei "Nicht so bald" die Zeit eine andere ist. "Stadt der Engel" ist wesentlich gegenwärtiger. Des weiteren war meine "Sehnsucht" ja ebenfalls ein Engel, der nur fiel, weil er Liebe hegte zu einem anderen Engel. (Bei mir dürfen die nämlich niemanden lieben! *hehe*)

@ Chaosqueen: 1. Dein NIck gefällt mir. 2. Wenn sie ganz und völlig fertig ist, die gesamtverpackung, lasse ich sie dir gern zukommen. Weiß zwar noch nicht wie, aber das finde ich dann schon heraus. Zum posten ist sie jedenfalls zu lang (und kitschig! :D )

Bussi, die Ally

 

Liebes Allyfäntchen!

Endlich ringe ich mich auch einmal dazu durch, Deine Meisterwerke zu kommentieren ^_^* Mir persönlich gefällt sowohl diese bitter-süße, sehr anrührende Geschichte im Besonderen als auch Dein Schreibstil im Allgemeinen sehr gut (aber das weißt du ja). Man mag Dir ja vieles vorwerfen können, aber nicht, dass Du Deinem eigenen Stil untreu wirst!
Auch ja, die Langversion von "Nicht so bald" würde mich auch interessieren (kleiner Zaunpfahlwink in the morning)

 

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