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Nicht nur die Erde dreht sich im Kreis

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21.09.2002
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Nicht nur die Erde dreht sich im Kreis

Nicht nur die Erde dreht sich im Kreis


Tedje und Fidje, zwei Brüder, trafen sich nach langer, langer Zeit, bei einer Familienfeier bei Tedje.
Nach dem 2.Weltkrieg, wurde Tedje nach Westdeutschland verschlagen und Fidje blieb in Ostdeutschland. Beide Brüder haben verschiedene Ansichten über Politik und Politiker. Dennoch sind die Ängste und Hoffnungen für die Zukunft ihrer Familien gleich.
„Sage mal, was hältst du von der Wiedervereinigung? fragte Tedje seinen Bruder.
„ Ich glaube sie kam für beide Staaten zu früh“
„ Ja der Meinung bin ich auch, aber die Politiker wussten bestimmt was sie taten“, pflichtete Fidje seinen Bruder gelassen bei.
Daraufhin mischte sich Tedjes Frau, Doris ein.
„ Ihr könnt euch doch wohl nicht beklagen. Wir brachten euch doch erst Westtechnologie und wie man sie bei uns benutzt. Denn euer „ großer Bruder“ hatte ja nicht viel davon, und ihr selbst ja noch weniger.“
„ Na ja, das stimmt ja alles soweit, aber du musst auch unsere Lage verstehen. Hättest du früher mal etwas mehr Ostfernsehen gesehen, und zwar immer dann, wenn Staatstreffen waren. Gleich zur Begrüßung, hat unser „großer Bruder“ die Hände zusammengedrückt und unser Staatschef hat immer mit beiden Händen abgewinkt, und nur wenige wussten warum. Ich hatte so meine Theorie. Das Zusammendrücken der Hände sollte bedeuten, ich Quetsche euch aus wie eine Zitrone und das Abwinken sollte bedeuten, wir haben nichts Neues.“ erwiderte Fidjes Frau Karin ärgerlich.
“ Was war mit eurem Wirtschaftssystem? Das lag doch schon am Boden, weil euer Staatschef immer sagte: Aus den Betrieben ist mehr herauszuholen.
Und viele nahmen es wörtlich. Jeder nahm was er kriegen konnte, ohne zu bezahlen.“, konterte Doris arrogant.
Die Stimmung beider Familien war sehr gereizt. Man zog Vergleiche über Ost und West, wie über den Wohlstand; den Grundbesitz; den Arbeitslosen; die Kriminalität aber auch über Drogentote, Preise, Wirtschaft und Politiker.
Kay, Tedjes Sohn konnte die gereizte Stimmung nicht länger ertragen.
„Warum standen immer soviel Leute am Pier, wenn eure Handelsschiffe ausgelaufen sind? Warf er fragend ein.
„ Man bis du aber dumm! Da waren unsere neusten Errungenschaften drin und alle hofften, dass wir wenigstens das Schiff wiederbekommen und nicht, dass die Seeleute mit dem Zug wieder die Heimreise antreten mussten.“, lachte Fidjes Tochter Lisa auf.
„ Endschuldige bitte. Wir streiten uns um Dinge, die wir nicht hätten andern können. Dabei wollten wir doch nur eine ganz normale Familienfeier“ sagte Doris sinnend.
„ Ja endschuldige. Wir benehmen uns wie die Parteien im Bundestag. Wir streiten, streiten und nichts, als leere Worte und ausgedroschenes Stroh kommt dabei heraus. Nichts ändert sich.“, bemerkte nun auch Karin. Alle sahen sich beschämt an und mussten plötzlich lachten.

Um in aller Ruhe und Gemütlichkeit eine Zigarre und einen guten Sherry zu genießen, zogen sich die beiden Männer ins Arbeitszimmer zurück.
„Sage mal, wie siehst du die Endwicklung der Markwirtschaft in der europäischen Gemeinschaft?“ fragte Fidje seinen Bruder.
„ Ich glaube, die Marktwirtschaft dreht sich im Kreis. Wir haben eine hohe Arbeitslosenzahl, so wie eine hohe Kriminalität. Zunehmender Ausländerhass, steigende Preise in allen Bereichen. Na und die Währungsreform hat auch nichts Besseres gebracht“ gab Tedje zur Antwort.
„ Ja das stimmt. Irgendwie hatten wir schon mal solch eine Situation. Es fehlen bloß noch Lebensmittelmarken.“, gab Fidje zu.
„ Ja und zwar, wie in der Weltwirtschaftkrise vor 1932“, stimmte Tedje seinen Bruder bei.
Plötzlich öffnete sich Tür zum Arbeitszimmer. Karin und Doris traten kichernd ins Zimmer.
„ Na ihr Privatpolitiker. Ist die Welt nun zu eurer Zufriedenheit, oder kommen noch grüne Männchen, die Euch den Kaffee bringen.
„ Ich glaube die Farbe der Männchen ist ihnen egal. Hauptsache ist doch nur, sie sind weiblich und schön. Und der Kaffee, schwarz wie die Nacht und heiß. Nicht wahr?“ meinte Doris daraufhin spöttisch.
Sie kanten ihre Männer genau, und wussten, dass das Thema Politik noch nicht zu Ende war.
. „Es war ein sehr unterhaltsamer Nachmittag. Dies können wir wiederholen. Ich glaube, die Politik hat es uns beiden angetan. Es gibt noch so viele Themen, über die man sich unterhalten kann“, meinte Fidje zum Abschied.
„ Männer und ihre Politik“, frotzelte Karin noch beim hinausgehen.

 

Hallo Rosi,

so oder so ähnlich sind wohl zigtausend Unterhaltungen seit der Wiedervereinigung zwischen Verwandten, Bekannten, Nachbarn etc. abgelaufen, und auch in Zukunft werden noch viele Gespräche sich um dieses Thema drehen.

Noch oft werden Sachen verurteilt, die gar nicht richtig verstanden werden, und es wird auch weiterhin vorkommen, dass etwas verteidigt wird, das man früher selbst nicht gutgeheißen hat, nur weil man meint, sich verteidigen zu müssen.

Deine Geschichte ist flüssig geschrieben und gut zu lesen. Insgesamt eine "nette Geschichte für zwischendruch" würde ich sagen.

Nach den Anführungszeichen zu Beginn eines Dialogsatzes machst du oft ein Leerzeichen, das da eigentlich nicht hingehört.

"Sage" würde ich nicht schreiben. Das "e" entfällt üblicherweise: "Sag".

Viele Grüße

Christian

 

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