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Nicht mehr als ein Zodiakallicht

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14.07.2014
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Nicht mehr als ein Zodiakallicht

Ich tippe verloren mit dem Daumen auf dem Lenkrad herum und überlege, was man zu jemandem sagt, zu dem man zuletzt meinte, dass man ihn nie wieder sehen will.
Die Ampel springt auf grün um und ich lasse die Kupplung zu langsam kommen. Der hinter mir wird ungeduldig. Scheiß Stadtverkehr. Ich beschleunige bald auf fünfzig, der abgeranzte Wagen schnurrt ebenmäßig, obwohl er schon so alt ist.
An der nächsten Abbiegemöglichkeit dann rechts und weiter durch die Nacht. Es wird immer später, die Musik wird lauter und aggressiver. Vielleicht einfach umkehren? Ich blicke auf die Kilometeranzeige am Armaturenbrett. Dreihundert Kilometer zu viel drauf. Umkehren wäre ein Zugeständnis, das ich mir jetzt nicht mehr machen möchte.
Irgendwo hier muss es doch sein. Die Stockwerkanzahl der Wohnhäuser steigt parallel zu meiner Nervosität stetig an. Mein Herz scheint platzen zu wollen, als ich den Namen auf dem Straßenschild erkenne. Hier einbiegen, ein riesiger Parkplatz vor einem riesigem Wohnblock.
Ich chauffiere den Wagen in eine einsame Parklücke und blicke hinauf zu den Häusern. Hier und da brennt ein gedimmtes Licht, doch die meisten Bewohner scheinen entweder ausgegangen zu sein, oder sie schlafen. Ich muss nicht nochmal auf mein Navigationsgerät blicken, um zu wissen, dass ich hier richtig bin. Stuttgart, du bist so hässlich-schön.
Ich stelle den Motor ab, lasse den Schlüssel aber stecken. Was will ich hier?

Es fängt zu regnen an, als ich mit festen Schritten zur Haustüre laufe. Die Kapuze auf meinem Kopf fängt zwar die meisten Tropfen ab, aber meine Haarspitzen, die wirr unter dem Stoff hervorblitzen, werden nass und dunkel. Der Regen zieht seine Bahnen über mein Gesicht, als ich vor der Tür stehe und nach oben blicke und mir wünsche, niemals in mein Auto gestiegen zu sein. Nicht für diese eine Fahrt, diese lächerliche Fahrt.
So viele Klingelschilder. Ich brauche ein paar Minuten, um das Richtige zu finden. Mit einer ungewollten Zärtlichkeit, die ich nicht mehr zurücknehmen kann, streicht mein Zeigefinger über deinen Namen. Dann drücke ich ein Schild im letzten Stockwerk und hoffe, dass jemand blöd oder verschlafen genug ist, um mir die Türe aufzumachen.
Ein bleiernes Summen ertönt und ich lehne mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die schwere Tür, bevor sie sich nicht mehr öffnen lässt. Im Treppenhaus schließe ich sie ganz langsam und bleibe erst mal stehen. Ich höre, wie oben eine Tür auf geht und sich irgendwann wieder schließt. Dann ganz lange nichts mehr.

Was sagt man denn nun zu jemandem, den man nie wieder sehen wollte und für den man nun dreihundert Kilometer in die Fremde gefahren ist? "Hallo, wie geht es dir?"
Ich muss lachen. Ziehe mir die Kapuze vom Kopf und den Reißverschluss meiner Jacke auf. Dann steige ich die Stufen nach oben, Stufe für Stufe, bis zum achten Stock. Hier sind vier Türen, alle verschlossen. Unter einer Tür sehe ich einen schmalen Lichtstrahl, doch dorthin möchte ich nicht. Stattdessen gehe ich zu der Tür ganz am Ende des Flures und weiß, ohne auf das Namensschild zu schauen, dass ich angekommen bin.

Jetzt klopfen.
Ich trau mich nicht.

Ich lasse all die Luft raus, die ich zuvor in meine Lungen gepresst habe, und lasse mich dann auf die Treppenstufen sinken. Der Boden ist kalt unter meinem Hintern und so langsam zieht sie Kälte auch durch meine Kleidung. Das ist die einzige Erklärung für die Gänsehaut. Ja, ganz bestimmt.
Mein Kopf lehnt sich irgendwann wie von Selbst gegen die Wand neben mir. Mein Körper ist müde, aber das nervöse Zucken in meinen Händen und Beinen hält mich wach und meine Gedanken tanzen wirr umeinander herum. Was soll ich bloß sagen?

Ich höre etwas. Unter mir fällt eine Tür schwer ins Schloss und Schritte kämpfen sich die vielen Treppen nach oben. Sie kommen mir immer näher und kurz überlege ich, ob ich weiter nach oben flüchten soll. Doch ich komme nicht hoch, meine Gelenke sind schwer. Mit erstarrter Miene bleibe ich also dort am Boden und warte auf-

Der Mann, der mir entgegen kommt, bist nicht du. Aber trotzdem bleibt er stehen und blickt mich fragend an, bis sich ein überraschter Ausdruck in seine Augen schleicht. Ein stilles 'Ich kenne dich'.
"Entschuldigung, kann ich dir helfen?"
Ich ziehe die Beine an, damit er an mir vorbei gehen kann, und schüttle den Kopf. "Nee". Ich glaube nicht.
"Bist du Antonia?"
Etwas in mir fängt an, zu hüpfen. Mein Herz? Mein Magen? Wenn diese Unruhe nicht endlich ihr Ende findet, kotze ich dem Fremden direkt vor die Füße.
Ich runzle die Stirn und schaue den Mann nun direkt an. Ist das-
"Komm, steh auf. Ich lass dich in die Wohnung rein." Dein Mitbewohner bringt mich zu dir.

Die Wohnung ist dunkel, aber warm. Es riecht nach Kaffee und ein wenig nach deinen Zigaretten. Ich weiß, dass es deine sind. Ich weiß es einfach. Ich streife meine Jacke ab und drücke den nasskalten Stoff an mich, als wäre er mein Anker. Mein Blick geht nach links unten, zu den Schuhen. Eines der Paare kenne ich.
Wieder atme ich schwer aus und dein Mitbewohner hört es. "Ist alles okay?"
Kopfschüttelnd sage ich nur: "Ich sollte gehen." Doch er stellt sich neben mich, blickt mich aufmunternd an und meint: "Bleib." Also bleibe ich. Er sagt dann, dass er dich rufen wird und ich im Wohnzimmer warten könne, doch ich will hier stehen bleiben. Meine Knie zittern nämlich jetzt so sehr, dass ich keinen Schritt mehr machen könnte.

Ich sehe zuerst nur den Rücken deines Mitbewohners, der an deine Tür klopft und irgendetwas ruft. In meinen Ohren rauscht es. Dann geht dein Mitbewohner und ich sehe nur noch die Tür. Und dann deine Hand, mit dem blöden Ring am Finger. Ich kann nichts dafür, mein Blick geht zu meiner eigenen Hand und ich spreize meine Finger, bis ich meine Handlinien sehen kann, die deinen so verflucht ähnlich sind.

Ich habe nie verstanden, für wen du diese Ringe trägst.

Als ich wieder nach oben schaue, stehst du da gegen den Türrahmen gelehnt und blickst mich mit einer Mischung aus Traurigkeit und Erstaunen an. Ich weiß jetzt, was man zu jemandem sagt, den man eigentlich nie wieder sehen wollte. Nämlich gar nichts.

Deine Haare sind länger geworden, fast sogar länger als meine. Sie hängen dir strubblig in die Stirn und in die dunklen Augen, gerötet von- ja, von was? Will ich denn überhaupt noch wissen, ob du dir dein Hirn wegballerst?
Ich schaue dich an und fühle nur, ganz tief in mir, ein einsames Zwicken und nicht mehr. Das Kribbeln ist schon lange tot. Ich glaube, wir sind keine Seelenverwandten mehr. Doch als du sprichst, zieht es mir erneut den Hals zusammen.

"Bitte, geh."

Das Rauschen wird zu leisen Wellen und dann zum tosenden Sturm. Ich drücke meine Jacke wieder fest an meinen Bauch und wünsche mir die schützende Kapuze zurück auf meinen Kopf. Ich seh dich nur noch verschwommen.

Ich weiß nicht mehr, wie ich in das Treppenhaus gekommen bin. Hinter der geschlossenen Türe deiner Wohnung höre ich nur noch aufgeregte Stimmen, dein Mitbewohner schimpft mit dir und du schimpfst zurück. Ich will nach Hause.

Der Abstieg ist einfacher als der Aufstieg. Ich flüchte in Windeseile zu meinem Auto, werfe meine Jacke auf den Beifahrersitz und hantiere ungeschickt mit dem Autoschlüssel. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie im Treppenhaus das Licht angeht, und mein Schlüssel fällt in meinen Schoß. Dumme Idee, hierher zu fahren.

Du bist mir nachgelaufen. Als ich aussteige und du mir entgegen gehst, ist es fast so wie damals, nur ohne das Spitzbubengrinsen. Du bleibst nicht stehen, du kommst ganz nah an mich heran und schließt vorsichtig die Tür meines Wagens.

Dann nimmst du mich einfach in den Arm.

Ich rieche deine Zigaretten und deine Haut, die nach Zigaretten riecht. Nur nach Zigaretten. Und du sahst so viel mehr in mir.
Wir sind nur noch ein Zodiakallicht am Himmel - und nicht mehr mehr.


„Ich hatte einen schönen Traum“ – „Ich dachte, du wärst draußen gewesen.“ – „Auf dem Balkon.“ – „Was hast du geträumt?“ – „Dass wir alt sind. Und kleine Kinder bei meinen Eltern abgeben und dann nach Paris fahren. Und auf der Autofahrt, da waren so warme Bilder. Wie du auf meiner Schulter liegst und zu mir hoch lächelst und wir total glücklich sind. So warme Farben. Und wir liegen im Hotel, dann gehen wir raus und wir sind so glücklich. Als wäre kein Tag vergangen zwischen dem, an dem wir uns kennengelernt haben und heute.“ –
Der Hörer in meiner Hand wackelt. - „Das ist ein sehr schöner Traum. Wenn ich das heute Nacht träume, wird es dann wahr?“ – „Ja. Du hast ja gesagt, das passiert so.“ – „Und wenn ich das nicht träume, wird es trotzdem wahr?“ – „Ja. Das ist ja das Schöne.“ – „Und dir ist bewusst, was das heißt?“ – „Ja. Und dir?“ – „Ja.“ - “Ich werde aus mir einen besseren Menschen machen. Für dich werde ich besser sein."

 
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Hallo Maris,

zuerst möchte ich dich herzlich bei den Wortkriegern begrüßen. Dein Debüttext besticht schon mal durch seine Fehlerfreiheit. Dafür schon mal ein Pluspunkt. :)

Nun zur Geschichte. Der Plot ist ja überschaubar und auch vorhersehbar, es gibt eigentlich keinen nennenswerten Spannungsbogen. Sie fährt nach Stuttgart und ist sich nicht sicher, ob das gut ist, weil sie ihren ehemaligen? Freund nicht wiedersehen wollte, sie aber nun doch wieder Sehnsucht nach ihm hat. Er schickt sie weg, und wie der Prinz bei den drei Haselnüssen für Aschenbrödel wird ihr Freund von seinem Mitbewohner hinterhergeschickt. Das plätschert so dahin, hier und da könnte noch gekürzt werden, aber sonst solide geschrieben.
Und dann kommt das Telefongespräch. Das sticht richtig vom übrigen Text ab. Es ist authentisch, die Dialoge sind gut, es liest sich runter. Warum ist das so? Weil es so komprimiert ist, aufs Wesentliche beschränkt. Kein Schmus, keine unnötigen Erklärungen.
Frag mich jetzt nicht, wie du in diesem Plot mehr Spannung reinbringen sollst, es ist eine Herz-Schmerz-Geschichte. Aber wenn du dir den letzten Abschnitt als Vorbild nimmst, und den übrigen Text komprimierst, dann wird er gewinnen.

Mit einer ungewollten Zärtlichkeit, die ich nicht mehr zurücknehmen kann, streicht mein Zeigefinger über deinen Namen. Dann drücke ich ein Schild im letzten Stockwerk und hoffe, dass jemand blöd oder verschlafen genug ist, um mir die Türe aufzumachen.

Das klingt irgendwie komisch, so als hätte deine Protagonistin das Namensschild gefunden, drückt aber auf einen anderen Knopf im obersten Stockwerk. Ich weiß schon, dass der da oben wohnt. Liest sich aber seltsam, für mich jedenfalls.

Ich runzle die Stirn und schaue den Mann nun direkt an. Ist das-

Ich würde hier keinen Gedankenstrich machen, sondern Auslassungszeichen und am Ende ein Fragezeichen. Ist das ...?

Guter Einstieg! Schreiben kannst du auf jeden Fall und ich freue mich auf mehr von dir.

Schönen Gruß
khnebel

P.S.: Wie ich gerade sehe, bist du ja schon sein eineinhalb Jahren dabei und hast noch nicht mal auf den Kommentar auf deine erste Geschichte geantwortet. Es wäre schön, wenn du dich in die Community mit einbringst, sonst kann es passieren, du schreibst schöne Geschichten und keiner liest sie mehr.

 

Hallo khnebel,

erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Geschichte zu lesen und zu kommentieren. Wie dir aufgefallen ist, bin ich schon länger hier, aber von damals bis gestern eigentlich inaktiv gewesen, das möchte ich jedoch ändern.
Deine Kritik trifft genau die Punkte, an denen ich auch schon seit längerem festhänge. Ich werde mich mal hinsetzen und versuchen, sie umzusetzen, vielleicht kriege ich dann mehr Schärfe in den Hauptteil.

Zu den Namensschildern eine kleine Erklärung: Die Protagonistin hat zwar das Namensschild ihres Freundes gesehen, möchte aber nicht dort klingeln, sondern klingelt stattdessen wo anders, um Zugang zu dem Gebäude zu bekommen. Dieser Teil soll die Hin- und Hergerissenheit der Protagonistin untermalen, ich sehe jedoch, dass ich es vielleicht ungünstig formuliert habe.

Also, noch einmal vielen Dank!

Lieben Gruß zurück,
Maris

 

Hallo Maris - schön von dir zu lesen!:)

Bevor ich auf deine Geschichte eingehe - kennst du eigentlich die Sitcom "Frasier" mit Kelsey Grammer? Da gibt's auch eine "Maris" - wenn du mich also jetzt sehen könntest, würde das jedenfalls mein Dauergrinsen erklären, während ich dir schreibe!!:D

Na gut - jetzt zum Zodiakallicht!

Khnebel hat es ja bereits im Wesentliche auf den Punkt gebracht - gut geschrieben und fehlerfrei! Hut ab - Chapeau!

Deine Figuren sind durchaus glaubwürdig und ich konnte mich in Antonia gut hineinversetzen. Besonders gut gefällt mir an ihrem Charakter, dass er so plastisch die "weibliche" Seite der handelnden Person zeigt.
Als nämlich ihr (Ex-)Freund lapidar "Bitte geh!" sagt, habe ich zuerst weniger die emotionale Tragik der Szene betrachtet, sondern mir wohl eher pragmatische Gedanken gemacht: "Na toll, und dafür hast du jetzt 600Km runtergerissen? Das hättest du mit nem Anruf billiger haben können!";)

Wie gesagt - irgendwie hat mir bei deiner Geschichte der emotional-weibliche Touch gut gefallen. (Ich kann's leider nicht besser beschreiben, und das ist keineswegs chauvinistisch/sexistisch gemeint!) Und ich bin mir ziemlich sicher, dass bestimmt auch viele Kerle 600Km fahren würden bzw. viele Mädels auch denken würden, dass das ein ziemlicher Aufwand gewesen ist!

Von daher - gute knappe Story, die glaubhaft und ohne große Schnörkel daherkommt. Ok, sie ist jetzt nichts spektakulär sensationell Umwerfendes, aber das war sicher auch nicht deine Absicht, als du sie geschrieben hast, nicht wahr? Wie gesagt - gute, solide Geschichte.
Hat mir gefallen, obwohl's eigentlich so überhaupt nicht mein Sujet ist! Das will ja was heißen!:)

Grüße vom Eisenmann (der Stuttgart nur sehr oberflächlich kennt!)

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich finde deinen Text wunderbar, Maris, ehrlich. Zwar erzählt er mir nicht gerade eine hirnwegsprengende Story, aber die Art, wie er das macht, gefällt mir ausgesprochen gut. Du hast nämlich eine richtig schöne, feine, präzise Sprache drauf.
Dass ich mir einen Gutteil der Beziehung der beiden Figuren selber zusammenreimen muss, macht mir in diesem Fall herzlich wenig aus. So wie überhaupt der Stil, in dem eine Geschichte erzählt wird, mir allemal wichtiger ist als der Plot.

Ein paar Kleinigkeiten hab ich allerdings gefunden, die mir nicht wirklich hundertprozentig erschienen. (Aber ich hätte mir nicht die Mühe gemacht, diese Peanuts rauszusuchen, wäre ich nicht davon überzeugt, dass sich aus dieser guten Geschichte eine sehr gute machen ließe):


und überlege, was man zu jemandem sagt, zu dem man zuletzt meinte, dass man ihn nie wieder sehen will.
Strenggenommen müsstest du hier den Konjunktiv I (wolle) verwenden.

der abgeranzte Wagen schnurrt ebenmäßig, obwohl er schon so alt ist.
Mir (als Ö) sagt der Begriff „abgeranzt“ zwar nichts, sollte er jedoch das bedeuten, was ich vermute, ist er redundant mit dem Nebensatz.

Es wird immer später, die Musik wird lauter und aggressiver.
Eventuell: Es wird immer später und die Musik lauter und aggressiver.

Ich blicke auf die Kilometeranzeige am Armaturenbrett.
Abgesehen davon, dass Armaturenbrett schon lange nicht mehr der richtige Ausdruck dafür ist, was du hier meinst (Konsole, what ever …), ist er auch vollkommen entbehrlich. Kein Mensch vermutet die Kilometeranzeige z.B. unter der Sonnenblende oder an der Nackenstütze. Ergo: weg damit.

Ich chauffiere den Wagen in eine einsame Parklücke und blicke hinauf zu den Häusern.
Hm. Einsame Parklücke? Braucht’s für mein Gefühl auch nicht unbedingt.
Und eventuell: … hinüber zu den Häusern. Hinauf klingt, als würden die Häuser auf einem Hügel stehen oder gar in der Luft schweben.

Mein Herz scheint platzen zu wollen
[…]
doch die meisten Bewohner scheinen entweder ausgegangen zu sein, oder sie schlafen.
Innerhalb von drei Zeilen „scheint“ es mir einmal zu oft.
Eventuell: … die meisten Bewohner sind vermutlich ausgegangen oder sie schlafen.

So viele Klingelschilder. Ich brauche ein paar Minuten, um das Richtige [richtige] zu finden.
(Bezieht sich adjektivisch auf die Klingelschilder.)

Ein bleiernes Summen ertönt
Ich hab keine Ahnung, was ich mir unter einem bleiernen Summen vorstellen soll.

… ich lehne mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die schwere Tür, […]. Im Treppenhaus schließe ich sie ganz langsam und bleibe erst mal stehen.
Das gefällt mir nicht recht.
Eventuell: Als ich drin bin, schließe ich sie ganz langsam und bleibe erst mal stehen.

um mir die Türe aufzumachen
[..]
Ich höre, wie oben eine Tür auf geht [aufgeht]
Sowohl Türe als auch Tür ist dudenkonform, allerdings solltest du dich innerhalb eines Textes für eine Variante entscheiden.

Unter einer Tür sehe ich einen schmalen Lichtstrahl,
Besser: Lichtschein

Mein Kopf lehnt sich irgendwann wie von Selbst [selbst] gegen die Wand

Der Mann, der mir entgegen kommt, bist nicht du.
Besser: … der auf mich zukommt. (Sie sitzt ja. „Entgegen“ allerdings evoziert, dass sie sich auch bewegt.)

Deine Haare sind länger geworden, fast sogar länger als meine.
Das holpert ein bisschen.
Eventuell: Deine Haare sind länger geworden, fast/beinahe länger als meine.

Hinter der geschlossenen Türe deiner Wohnung höre ich nur noch aufgeregte Stimmen, dein Mitbewohner schimpft mit dir
Wir lesen im Nebensatz vom Mitbewohner, also ist auch klar, um wessen Wohnung es sich handelt.

Wir sind nur noch ein Zodiakallicht am Himmel - und nicht mehr mehr.

Auch wenn ich von Astronomie ziemlich angefixt bin und deshalb weiß, was das Zodiakallicht ist (es beim Segeln und Bergsteigen auch schon öfter gesehen habe), erschließt sich mir nicht wirklich der Bezug zur Geschichte. Aber egal. Mir gefällt allein schon das Wort. :D)

Eine wirklich schöne Miniatur ist dir hier gelungen, Maris, mit zwei Figuren, von denen man zwar nicht allzu viel erfährt, die einem aber trotzdem sympathisch werden und denen man viel Glück wünschen möchte.


Willkommen hier, auch wenn du schon ein Jahr dabei bist.

offshore


Edit (weil ich jetzt auch die Kommentare gelesen habe):

Maris schrieb:
Zu den Namensschildern eine kleine Erklärung: Die Protagonistin hat zwar das Namensschild ihres Freundes gesehen, möchte aber nicht dort klingeln, sondern klingelt stattdessen wo anders, um Zugang zu dem Gebäude zu bekommen. Dieser Teil soll die Hin- und Hergerissenheit der Protagonistin untermalen, ich sehe jedoch, dass ich es vielleicht ungünstig formuliert habe.
Ich sehe hier keinen Änderungsbedarf. Mir erschien diese Stelle vollkommen eindeutig: Die Erzählerin möchte zwar ins Haus rein, aber gleichzeitig die Entscheidung, ihren Exfreund zu treffen, möglichst lange hinauszögern.)


PS
Sarkasmus zum Tag:

khnebel schrieb:
Dein Debüttext besticht schon mal durch seine Fehlerfreiheit
Eisenmann schrieb:
… gut geschrieben und fehlerfrei!

Würdet ihr statt solcher absoluten Aussagen z.B. schreiben: „Mir ist kein Fehler aufgefallen“, würdet ihr auch damit nicht gar so weit aus dem Fenster lehnen. :D

 

Hallo, Eisenmann
und hallo, ernst offshore

Vielen lieben Dank für Eure Kommentare. Habe mich sehr darüber gefreut.
Da ich im Moment aufgrund meiner Klausurenphase wenig Zeit habe, muss ich mich hier leider etwas kurz fassen, aber eure Kritik will ich nicht unbeantwortet lassen. Und danke! Vor allem mit deinen Vorschlägen, ernst offshore, konnte ich viel anfangen. Du hast bei mir wieder ein paar literarische Gehirnzellen angeregt, die seit dem Abitur scheinbar eingeschlafen sind.

Die Geschichte bedeutet mir viel und ich habe lange überlegt, ob ich sie hochladen soll. Da freut es mich umso mehr, dass das, was ich mit ihr ausdrücken wollte, auch angekommen ist.

Ich wünsche euch allen einen schönen Abend,
bis bald,

Maris


PS: Eisenmann, die Sitcom kenne ich zwar nicht, aber es freut mich, dass ich dich zum Grinsen bringen konnte :)

 

Hi Maris!

Also wenn ich bei dir etwas von Abitur lese, hätte ich dich nicht nach dieser Dinosaurier-Serie aus der Steinzeit gefragt ... sieh's einem alten Mann wie mir nach!:D

Hach, das Abi ... das waren noch Zeiten! Zu meiner Abizeit gabs noch nicht mal Handys!!! Kannst du dir das vorstellen?;)

Trotzdem viel Glück bei deinen Klausuren:)

Grüße vom alten Eisen ...mann

 

Hey, Eisenmann,

wäre schön, wenn's nochmal das Abi wäre :lol: Ich studiere Medizintechnik und darf mich durch ellenlange Physik- und Matheskripte quälen. Aber man macht es ja gerne.

Vielen Dank
und liebe Grüße :)

 
Zuletzt bearbeitet:

offtopic

Eisenmann schrieb:
Zu meiner Abizeit gabs noch nicht mal Handys!!! Kannst du dir das vorstellen?
Jetzt heul nicht, Eisenmann.
Bis zu meinem neunten Lebensjahr telefonierte ich noch mit einem wählscheibenlosen, handvermittelten Telefon.
(Kein Witz. Meine Heimatgemeinde in Niederösterreich war die vorletzte in Österreich, die 1968 ans Selbstwählnetz angeschlossen wurde.)

 

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