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New York und zurück

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08.04.2009
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New York und zurück

New York und zurück
Als abends das Telefon klingelte ging ich ran. Normalerweise hasste ich solche Anrufer, die waren schlimmer als Verstopfung. Aber diesmal musste es einfach geklappt haben. Ich hatte nämlich bei einem Schreibwettbewerb mitgemacht und eine Geschichte, über eine Band die versucht einen Plattenvertrag zu kriegen, eingeschickt. Tatsächlich, die Frau am Telefon erzählte mir kurze Zeit später, dass die Jury sich ,unter 250 Einsendungen, für meine Story entschieden hätte. Sie meinte ich hätte echt Talent. Mich interessierte allerdings am meisten was ich denn nun gewonnen hätte. Auf diese Frage hin, schwieg die Frau, das heißt sie kramte eher in ihren Unterlagen. „Moment“ nuschelte sie . „Ah ja…du hast eine Woche Ferien in New York gewonnen mit deiner Familie und du darfst auch noch eine Freundin mitnehmen, zusätzlich hast du die einmalige Chance einen kleinen Artikel über deinen Gewinn zu schreiben für eine bekannte Zeitung in New York.“ Dann war sie auf einmal furchtbar kurz angebunden. „Die Unterlagen für deine Eltern und die Tickets schicken wir dir demnächst zu- herzlichen Glückwunsch und viel Spaß in New York.“ Schon hatte sie das Gespräch beendet. Lange Zeit konnte ich mein Glück nicht fassen und erzählte deshalb auch niemandem etwas, bis die Tickets ein paar Tage später wirklich da waren. Mein Vater schaute entgeistert als er sie mir neugierig aus der Hand nahm. „Joana, das sind Flugtickets für New York und zurück?!“ Er musterte mich als wäre ich verrückt. „Das sehe ich“ erwiderte ich schnippisch. Mein Vater wurde langsam ärgerlich. Hätte mir klar sein müssen, dass ich ihn in so einer Angelegenheit nicht reizen sollte. „Was hat das bitte zu bedeuten Joana?“ Ich setzte mich zu ihm und meiner Mutter und ging sachlich vor. „Ich habe bei einem Schreibwettbewerb mitgemacht und eine Reise nach New York gewonnen mit euch.“ Ich grinste sie an. Meine Mutter strahlte erst mich, dann meinen Vater an, der sich nun den Unterlagen widmete. „Ich wusste gar nicht, dass du so talentiert bist Schätzchen.“ Pah. In Wirklichkeit freute sie sich doch nur über den Gewinn. Sie wollte schließlich schon immer ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten , nichts würde ihr da besser passen als der ’Big Apple‘. Leise fügte ich hinzu, ich dürfe auch eine Freundin mitnehmen. Auf der Stelle wurde mein Vater nervös und seine Stimmung verschlechterte sich. Es war klar was er mir nun mitteilen würde. „Bitte nicht Mimi, nimm doch Lisa mit oder Klara,“ schlug er hoffnungsvoll vor. „Warum denn nicht Mimi,“ nörgelte ich schlagartig. Das Feuer war eröffnet, solche Diskussionen waren nicht selten bei uns, da ich ständig Mimi dabeihaben wollte , sie war ja auch total nett und lustig, außerdem war sie meine beste Freundin. „Mimi ist zwar sehr nett, aber sie ist immer so aufgekratzt und na ja redselig.“ Ein bisschen verstand ich Papa schon, aber diesmal hatte er den Kürzeren gezogen, ich hatte die besseren Argumente. „Entweder Mimi oder ich lehne den Gewinn ab.“ Dem konnte mein Vater eben nichts entgegen setzen, ich wusste ja insgeheim ,dass er stolz auf mich war und die Reise gerne mit mir und Mama machen würde. An meine Mutter gewandt raunte er „Irene schreib Klebeband auf den Einkaufszettel.“ Ich hatte keine Ahnung was das zu bedeuten hatte, bis meine Mutter entsetzt entgegnete: „ Reinhardt wir können Mimi doch nicht den Mund zu kleben.“ Da mussten wir alle lachen und ich wusste, dass ich endgültig gewonnen hatte. Diese Neuigkeiten musste ich sofort Mimi erzählen. Während des Telefonats kam ich jedoch nicht oft zu Wort, Georg hatte mit ihr Schluss gemacht. Angesichts dieser Tatsache ließ ich sie 5 Minuten am Stück reden und unterbrach sie dann erst. „Mimi, das tut mir voll Leid, aber ich hab etwas, das dich vielleicht aufmuntern würde.“ Sie beteuerte, dass nichts sie in diesem Moment der Trauer aufmuntern könne, nicht mal ein Treffen mit Brad Pitt.“ Das war mein Stichwort. „Schade ich wollte Brad eigentlich sagen er soll nach New York kommen, damit wir ihn da treffen können.“ Sie erklärte mich für albern und hatte keine Ahnung was ich damit meinte. Nachdem ich ihr die Sache erklärt hatte, hörte ich nur noch einen Schrei der so laut war, dass ich mir den Hörer vom Ohr weghalten musste. Sie schien gerade einen Freudentanz aufzuführen. Dann japste sie noch „Du bist die beste Freundin der Welt.“ Dann war das Gespräch auch schon beendet. Eine Viertelstunde später hatte ich sie schon wieder am Apparat. Diesmal klang sie eher nüchtern: „Ich kann nur mit wenn ich eine eins in Englisch schreibe haben meine Eltern gesagt.“ In Englisch war Mimi keine große Leuchte, die Wahrscheinlichkeit dies zu schaffen war also ziemlich gering. Ich würde jedoch nicht kampflos aufgeben. „Ich bin gleich da.“ „Wieso?“ Sie klang verdutzt und ich grinste hämisch in mich hinein. „Na zum Üben.“Eine halbe Stunde später war ich auch schon da bewaffnet mit meinem Englischbuch und dem Grammatikheft. Ihr großer Bruder Tobias öffnete mir die Tür. „Hey Joana , ich hab gehört du fliegst nach New York“ begrüßte er mich. „Ja“ erwiderte ich stolz „und Mimi kommt auch mit.“ Tobias lachte kurz auf. Er meinte die Chancen stünden sehr schlecht, dass dies passieren würde, da Mimi und Englisch zwei verschieden Welten waren. „Das werden wir ja sehen“ knurrte ich leise. Mimi kam die Treppe hinunter mit bester Laune im Gepäck, was mich verwunderte. „Ach du bist ja nur neidisch auf mich , weil du nicht mit Joana nach New York darfst.“ Tobias funkelte seine Schwester mit spöttischem Blick an und zog ab in sein Zimmer. Mimi warf mir einen wissenden Blick zu .Danach machten wir uns sofort an die Arbeit. Es war mühsam, aber nach drei Stunden hatte sie die verschieden Zeiten perfekt drauf. Ich betete zum Himmel, dass dies ihr in drei Tagen helfen würde. Die nächsten zwei Tage sah ich sie nicht ohne ihr Englischbuch, das gab schon ein komisches Bild ab, da man so etwas von ihr einfach nicht gewohnt war. Dann war der große Tag da. Unsere Englischlehrerin teilte in aller Seelenruhe die Arbeiten aus. Mimi und ich kauten wie wild an unseren Nägeln und waren ganz nervös. Der Rest der Klasse lehnte sich entspannt zurück. Erst als die Lehrerin uns viel Glück wünschte bemerkte ich, dass die Zettel schon auf unseren Tischen lagen. Ich drehte das Blatt um. Einfach waren die Aufgaben nicht, das sah ich auf den Blick. Ich spähte aufgeregt zu Mimi rüber, doch sie hatte den Blick starr auf die Aufgaben gerichtet und studierte jede einzelne. Als sie damit fertig war merkte sie, dass ich sie unruhig beobachtete. Sie schenkte mir einen beruhigenden Blick der sagen sollte, dass wir es schon schaffen würden. Also widmete ich mich wieder meinem eigenen Test. Ich hatte so meine Probleme, diesmal würde es wohl nur für eine drei reichen, hoffentlich sah das bei Mimi anders aus. Nach 25 Minuten gab sie schon ab- oder gab sie etwa schon auf?! Ich konnte es nicht einschätzen. Sie setzte sich ohne eine Miene zu verziehen wieder an ihren Platz. Nach der letzten Stunde gingen wir zusammen zum Bus. „Und“ fragte ich ungeduldig. Sie zuckte nur mit den Schultern und meinte sie könne sich gar nicht mehr an die Aufgaben erinnern. Meiner Meinung nach war das ein schlechtes Zeichen. Doch die Ungewissheit würde nicht lange andauern. Am Freitag also zwei Tage später bekamen wir die Arbeiten schon zurück. Unsere Englischlehrerin kam an unseren Tisch und legte die Arbeiten umgedreht darauf. Sie runzelte die Stirn und murmelte: „Joana das war nicht schlecht, Mimi, ich habe es nicht für möglich gehalten, aber Wunder scheint es wirklich zu geben.“ Sie ging weiter und wir trauten uns nicht die Arbeit umzudrehen. Da Mimis letzte Arbeit eine 5+ gewesen war, wäre eine 3 oder 2 auch als Wunder anzuwerten. „Mach du es , bitte.“ Mimi drückte mir ihre Arbeit in die Hand . Ich warf einen Blick darauf : Eine fette rote Eins leuchtete mir entgegen. Ich wollte grinsen, verkniff es mir jedoch kurzfristig. Ich setzte eine Trauermiene auf. „Oh nur eine zwei.“ Mimi riss mir das Blatt aus der Hand und schlug mir danach leicht auf die Schulter. Ein breites Grinsen machte sich in ihrem Gesicht breit. Sie sprang hoch und rief: „New York wir kommen.“ Die Klasse war erst mucksmäuschenstill , dann brach schallendes Gelächter aus. Sogar unsere Lehrerin konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, dann bat sie Mimi sich doch bitte wieder hinzusetzen. Nichts an diesem Tag konnte unsere Laune trüben. Zuhause stieß ich mit der wunderbaren Nachricht nicht gerade auf Freudengeschrei, aber auf ein sanftes Lächeln meiner Mutter und ein anerkennendes Nicken meines Vaters. Meine Mutter schien irgendetwas wissen zu wollen, denn sie schaute mich mit diesem durchbohrenden Blick an. Nach einer geschlagenen Ewigkeit dann fragte sie : „Sag mal wie heißt denn eigentlich der Bruder von Mimi nochmal ,Torben?“ Oh nein, ich hatte den starken Verdacht, dass sie in meinem Tagebuch geschnüffelt hatte. „Tobias, wieso?!“ ich versuchte dabei mir nichts anmerken zu lassen, obwohl ich bestimmt wieder kirschrot wurde. „Nur so,“ log sie in gekonnt beiläufigen Ton, denn ich oft versuchte zu kopieren wenn Ärger vor der Tür stand. Diese Information hieß für mich : Tagebuch mit einem Schloss verriegeln. Andererseits war meine Mutter eine hübsche Frau, sie hatte doch früher mit Sicherheit viele Erfahrungen mit Jungs gesammelt. Warum sollte sie mir nicht einen Tipp geben können, wenn sie sowieso schon alles wusste. Da sie zudem auch noch klug war brachte Abstreiten sowieso nichts . Also ergriff ich die Gelegenheit als sie die Teller in die Spülmaschine räumte. „Mama, ich wollte dich mal etwas fragen.“ Aus meinem Mund klang das ziemlich bescheuert, denn ich fragte nicht oft um Rat. „Was gibt es?!“ hakte meine Mutter lässig nach. Aber auch ich war nicht auf den Kopf gefallen. Gleich, das wusste sie, würde ein Mutter-Tochter Gespräch stattfinden, das sie sich schon immer gewünscht hatte. „Es geht um Liebe.“Knallhart ohne alberne Erklärungen brachte ich die Sache auf den Tisch und erzählte von Tobias. Mittendrin kam Papa um die Ecke und spähte neugierig zu uns herüber. Er schien zu merken, dass hier ein Frauengespräch stattfand und darauf hatte wohl auch er lange gewartet. Meine Mutter schmiss ihn liebevoll aus der Küche. Nachdem ich ihr mein Leid geklagt hatte, analysierte sie mein Liebesleben. Sie schilderte mir die Gefahr die auftreten könnte wenn ich mich in den Bruder meiner besten Freundin verliebte. „Grundsätzlich gilt flirten und drauf hören was das Herz dir sagt, dann klappt es schon,“ gab sie mir am Ende unseres Gespräches noch mit auf den Weg. Alles in allem war es doch ganz gut gelaufen. Am Nachmittag wollte ich Mimi zur Feier des Tages besuchen. Es war wieder ihr Bruder der mir öffnete. „Hi Jo , Mimi ist nicht da, komm doch trotzdem rein, du könntest hier auf sie warten.“ Ich trat ein und war etwas konfus, Mimi hätte mir doch erzählt wenn sie heute etwas vorgehabt hätte. Tobias wusste schon von der Eins in Englisch, also blieb es mir erspart, ihn darüber aufzuklären, dass er unrecht gehabt hatte. „Ich bin dir übrigens sehr dankbar dafür, dass du mir Mimi eine Woche lang vom Hals hältst.“ „Kein Problem“ ich lächelte obwohl es Mimi gegenüber eigentlich nicht so nett war. „Wie wäre es mit einer Zeichnung als Dankesbekundung.“ Das würde ich mir nicht entgehen lassen, bisher hatte ich nie die Chance gehabt das Zimmer eines Jungen zu inspizieren, der älter war als ich. Ich folgte ihm also und war begeistert. Es sah ordentlicher aus als ich es von ihm erwartet hätte. Überall hingen Poster von Bands und Bilder von berühmten Schauspielern und Sängern. „Hier- such dir irgendeins aus, egal welches.“Er drückte mir eine Zeichenmappe in die Hand. Verblüfft studierte ich die einzigartigen Porträts die alle unterschiedlich waren. Eine Zeichnung stach mir besonders ins Auge. Irgendwie sah mir die Person bedeutend ähnlich. Ich schaute mir das Bild genauer an und nun bestand eigentlich kein Zweifel. In diesem Moment kam Mimi die Treppe hinauf. Ich klappte die Mappe schnell wieder zu und reichte sie Tobi, damit Mimi ihn nicht wieder aufzog. Dankbar nahm er die Mappe entgegen und legte sie in sein Schreibtischfach nach ganz unten. „Hi Joana du hier, wow betrachte es als Ehre , dass du hier reinkommst, normalerweise lässt Tobi hier niemanden rein, nur seine bestem Kumpels und sich.“ Meine Gesichtsfarbe wechselte automisch zu kirschrot. Ich stand auf und ging mit Mimi in ihr Zimmer, kurz bevor ich das Zimmer verließ drehte ich mich nochmal um und sagte: „Du hast echt Talent.“ Tobi lächelte und bedankte sich schüchtern. Leider bekam ich an diesem Nachmittag keine große Möglichkeit mehr nachzuforschen ob das Mädchen auf dem Bild wirklich ich war. Kaum waren Tobi und ich mal kurz alleine platzte kurze Zeit später Mimi dazwischen. Ihre Eltern waren übers Wochenende weg also durfte ich bei ihr übernachten. Meine Eltern hatten zum Glück nichts dagegen. Mimi ging kurz auf die Toilette und Tobi setzte sich zu mir ins Wohnzimmer. „Unsere Eltern wollen ihre Ehe mit diesem Wochenende retten, haben sie uns so gesagt.“ Er klang ziemlich fertig. „Aber sie werden sich sowieso nur streiten.“ Mitleidig schaute ich ihn an. Das hatte Mimi mir gar nicht erzählt, merkwürdig, sonst war sie immer wie ein Wasserfall. „Das belastet dich sehr oder , hast du schon mal mit ihnen darüber geredet,“ fragt ich vorsichtig. „Die interessiert es doch gar nicht wie es uns dabei geht.“ „Scheiße“, mehr konnte ich dazu gar nicht sagen. Tobi lächelte kurz . „Ich habe dich damit ganz schön geschockt oder.“ Ich wusste nicht ob ich geschockt war , aber ich wusste , dass es mir für die beiden leid tat. Da kam auch schon Mimi wieder mit aufgesetzt fröhlicher Miene . Jetzt wurde mir langsam bewusst, warum sie immer so eine angebliche gute Laune hatte. Das war wohl ihre Art sich damit auseinanderzusetzen, dass ihre Eltern sich ständig stritten. Ihre Traurigkeit lag verborgen hinter dem Schleier aus aufgesetzter Fröhlichkeit. Ich versuchte sie und Tobi ein bisschen abzulenken und kochte deshalb Pfannkuchen zum Abendbrot. Diese nahmen wir dann mit vor den Fernseher. Tobi und ich mussten lachen als der Film im vollen Gange war. Mimi war mit Sicherheit der einzige Mensch der bei einem Horrorfilm einschlief. Tobias und ich guckten den Film zuende und machten dann den Fernseher aus. Jetzt hatten wir wieder Zeit zum Reden. „Darf ich mir denn immer noch eine Zeichnung aussuchen“ fragte ich zaghaft. Tobi nickte und meinte „Klar, hab ich dir doch versprochen…eine Zeichnung ist dir bestimmt besonders aufgefallen.“ Treffer, genau darauf wollte ich doch hinaus. Eine peinliche Pause entstand und ich überlegte mir wie ich sie fühlen konnte. Aber mir fiel irgendwie nichts ein. „Sie sieht jemandem ziemlich ähnlich, jemandem ganz Besonderes.“ Was sollte dieses indirekte Gerede. Ich wollte jetzt wissen was Sache. „Bin ich das Mädchen auf diesem Bild.“ Ich war über meine eigenen Worte überrascht. Wieso sagte ich denn bitte sowas, was wenn ich es doch nicht war. Das wäre ja mega-peinlich. Tobias würde denken, ich hielt mich für etwas Besonderes. „Ja“ bestätigte er den Verdacht und wusste nicht wo er hinschauen sollte. Mir ging es da ähnlich. „Mich hat noch nie jemand gemalt, danke,“ sagte ich um die Stille zu überbrücken. Dann fiel mir noch etwas lustiges ein um die Stimmung ein wenig zu lockern. „Man du hättest mir das sagen müssen, dann hätte ich Modell gestanden.“ Ich kicherte leise in mich hinein und bekam ein Lächeln von Tobi. „Das nächste Mal sag ich dir Bescheid .“ Endlich der peinliche Moment war überwunden. Ich hatte es tatsächlich geschafft die Atmosphäre aufzufrischen. „Für Aktmalerei bist du wohl nicht zu begeistern was?“ Diese Frage verneinte ich deutlich. Wir fingen an zu lachen. Plötzlich ertönte eine Stimme hinter uns und wir erschraken fürchterlich. Durch unser Lachen war Mimi wach geworden und schien uns schon einen kleinen Moment zu belauschen. „Das ist die geschmackloseste Anmache die ich je gehört habe , Jo lass dich bloß nicht davon einlullen .“ Dann stand sie auf und gähnte laut. Tobias und ich waren wie so oft ein wenig peinlich berührt. „Kommt schon Leute, denkt ihr ich merke nicht wie es zwischen euch funkt.“ Die Peinlichkeitsskala hatte ihren Höchstwert erreicht. Ich schaute auf meine Schuhe , an die Decke , aber nicht in das Gesicht von Tobias . Wir sagten gar nichts mehr , vielleicht auch weil wir zu müde waren. „Ich geh dann mal ins Bett, du kannst ja nachkommen wenn ihr euch zu ende unterhalten habt.“ Es klang leicht zynisch und vielleicht ein bisschen verletzt. Konnte es sein , dass Mimi sich ausgeschlossen fühlte. „Sie ist glaub ich eifersüchtig“ mutmaßte Tobias. Wir gingen auch nach oben. An seiner Zimmertür verabschiedeten wir uns dann. „Na dann, gute Nacht“ sagte ich und wollte mich umdrehen, doch Tobias hielt mich am Arm fest. Leichte Schauer liefen mir über den Rücken. „Warte kurz, ich wollte dir noch was geben.“ Ich nahm an er wollte mir das Bild geben , doch es kam anders. Stattdessen nahm er meine Wange in seine Hand und zog mich zu sich heran. Dann küsste er mich. Es schien als würde die Zeit still stehen. Ich vergaß alles um mich herum. Ich vergaß die Reise nach New York, die Eifersucht von Mimi, das Gespräch mit meiner Mutter und die Eheprobleme von Mimis und Tobis Eltern. Ich ließ es einfach nur zu geküsst zu werden. Leider war es irgendwann doch vorbei. Schade. Ich hätte gern weiter gemacht. Langsam löste ich mich von ihm und war unfähig zu sprechen. Wie in Trance ging ich in Mimis Zimmer und legte mich in den Schlafsack den Mimi organisiert hatte. Zu Mimi sagte ich kein Wort. Ich dachte einfach nur über den Moment nach, den ich eben erlebt hatte. „Joana, alles klar?“ Ich nickte nur und schloss die Augen, kurze Zeit später war ich auch schon eingeschlafen. Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert. Mimi war schon aufgestanden und war bestimmt gerade duschen. Als ich nach unten kam saß Tobias schon am Frühstückstisch mit einer großen Schüssel Cornflakes. Ich trat in die Küche und setzte mich zu ihm. Erwartungsvoll schaute er mich an und nuschelte : „Morgen Jo.“ Ich erwiderte das ‚Morgen‘. Tobias bot mir alle möglichen Frühstücksmöglichkeiten an, doch ich lehnte alles ab. Irgendwie war es mir peinlich vor ihm zu essen. „Komm schon Süße….“ Abrupt brach er ab. In mir dagegen stieg gerade eine große Party. Er hatte mich Süße genannt. Hieß das jetzt, dass wir zusammen waren. Ich ließ mich zu einem Croissant hinreißen und biss herzhaft hinein. Dabei muss mir wohl ein Stück Croissant am Mund hängen geblieben sein. Er beugte sich zu mir rüber um es abzupflücken. Ich spürte schon wieder diesen Schauer über meinen Rücken kommen. Widerwillig ließ ich es zu, dass er seine Hand wieder wegnahm. Für einen kurzen Augenblick überlegte ich mir was es noch für schöne Gesprächsthemen gab, denen wir uns widmen konnten. Wie es der Zufall wollte, wurden meine Gedankengänge jedoch von Lilly unterbrochen, die uns mit einem brummeligen „Morgen“ hochschrecken ließ. Sie ließ sich auf ihren Stuhl nieder, grabschte nach den Cornflakes und bediente sich auch an allen anderen Lebensmitteln ungeniert. Ihre schlechte Laune schien uns als Grund irgendwie mit einzubeziehen. Eine Zeit lang wusste keiner was es noch groß zu reden gab. Nach dem Frühstück packte ich meine Sachen zusammen und verabschiedete mich von den beiden. Unter dem Vorwand sich beim Bäcker neben an eine Computerzeitschrift kaufen zu wollen, begleitete mich Tobias zur Tür heraus. Lilly beobachtete dieses Szenario kopfschüttelnd so nach dem Motto Für wie blöd hält der mich eigentlich. Ab diesem Moment konnte ich einfach nur noch grinsen, zu ihm herüberschauen, den Blick nach unten richten um dann erneut zu grinsen. Tobias bestand darauf meine Tasche zu tragen, was ich persönlich schon wieder ein bisschen too much fand. Klar, es war total lieb von ihm, aber eben ein bisschen zu viel des Guten. An der Haltestelle angekommen , bemerkten wir, dass der Bus erst wieder in einer halben Stunde fuhr, wir hatten ihn also knapp verpasst. Von Traurigkeit unsererseits deswegen aber keine Spur. Im Gegenteil es passte uns ziemlich gut in den Kram. Kontrolle gab es seitdem bei mir nicht mehr unsere Verabschiedung endete mehr oder minder in einer wilden Knutscherei wie ich sie noch nie erlebt hatte. Lilly wäre stolz auf mich, wenn es nicht gerade ihr Bruder wäre, denn ich hier abknutschte. Nach einer halben Stunde verliebten Knutschens, Händchenhaltens, sowie Kuschelns, kam dann überraschend der Bus, obwohl ich hätte schwören können, dass an diesem Tag kein einziges Auto bzw. nicht ein Bus mehr fuhr. Das war also meine kurze Zeit im siebten Himmel, die leider auch ganz bald wieder vorbei sein sollte. Denn wie man es in der Hochphase des Verliebtseins nie erwartet , kann es leider auch ganz schnell wieder vorbei sein. So kam es, dass die bevorstehende Reise nach New York für Lilly immer greifbarer, für mich aber in weite ferne rückte. Lilly hatte ihren Herzschmerz bezüglich Georg überwunden, ich aber war mit meiner gescheiterten Beziehung zu Tobias alles andere im Sinn als eine Reise zu unternehmen. Nur klägliche 21 Tage hatte unser Glück gehalten es war genau dass eingetreten, was Mutti mir damals bei unserem ersten vertrauten Gespräch gepredigt hatte. Die Bedingungen für unsere Liebe waren einfach gefestigt genug gewesen und der Zeitpunkt (obwohl er das ja nie sein soll) absolut nicht der richtige. Lilly war, wie sich später herausstellte eifersüchtig weil ich soviel Zeit mit ihrem Bruder verbrachte und eine Beziehung hatte und sie nicht. Hinzukam die Trennung der Eltern der beiden. Ich meinerseits hatte mit ganz anderen Dingen zu kämpfen. Alles ereignete sich einen Tag vor der Trennung mit Tobi. Ich suchte dringend nach einem Kugelschreiber und da ich wusste, dass sich im Arbeitszimmer meines Vaters in der Regel immer welche befanden kramte ich in seinen Schubläden herum und entdeckte ein Babyfoto. Lächelnd betrachtete ich das runde Mondgesicht und wunderte mich darüber wie sehr sich dieses Bild von meinen anderen Babyfotos unterschied. Die Haare waren zudem viel heller als meine damals gewesen waren. Verunsichert und neugierig hielt ich das Bild meinen Eltern unter die Nase und fragte sie , wie so etwas denn zustande käme. Schlagartig wurden beide ziemlich schweigsam und hatten einen melancholischen leicht traurigen Ausdruck im Gesicht. Dies konnte unmöglich wegen der Haarfarbenveränderung sein. Ich begriff, dass dieses Baby auf dem Foto nicht ich war, sondern jemand anderes. Dazu hatte ich auch schon einen leichten Verdacht. Dann endlich wollte mein Vater mit der Sprache herausrücken: „Joanna wir wissen nicht wie wir es dir erklären sollen, nun ,wir waren nicht immer ehrlich zu dir.“ Er brach ab und konnte nichts mehr sagen. Meine Mutter betrachtete immer noch das Foto als wäre es einer ihrer grüßten Schätze . „Das Baby auf dem Foto ist meine Schwester stimmt’s!“ Plötzlich brach alles aus meiner Mutter heraus und sie erzählte, dass sie meine Schwester zur Adoption hat freigeben lassen und dass sie jetzt 24 sein müsse, warum erzählte sie mir noch nicht, allerdings war ich auch so schon geschockt genug. Wahrscheinlich, weil ich mir Adoptiveltern immer nur mit prügelnden Vätern und Müttern die keine Kinder kriegen konnte vorstellte. Meinen Eltern hätte ich nie zugetraut, dass sie ihr eigenes Kind zur Adoption freigeben würden. Ich lief in mein Zimmer, knallte die Tür zu und weinte. Viele Fragen und Zweifel schossen in meinen Kopf , ich war in meinem Leben noch nie so verwirrt gewesen. Nach langem Nachdenken fasste ich noch einen Entschluss: Liebe und New York, das konnte ich nicht haben, bevor ich nicht eins wiedergefunden hatte: Meine Schwester. Mit diesem Ziel vor Augen musste ich mich der Wahrheit stellen und suchen. Meine Eltern waren jetzt sicher auch verzweifelt. Ich öffnete die Tür und nahm meine weinende Mutter in den Arm.

 

Hi Domino!
Eigentlich möchte ich zu deiner Geschichte nur eines sagen: Mach doch ein paar Absätze rein, das erleichtert das Lesen sehr ;)
S:)nnige Grüße
Cathy

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo Domino, wow....du hast wirklich viel Stoff in eine einzelne Geschichte gepackt. Ich glaube du hast dich so von deiner Phantasie leiten lassen, dass du alles reingepackt hast, was dir gerade eingefallen ist. Leider verliert sich die Geschichte dadurch total. Du startest mit dem Ansatz, dass Jo eine Reise nach NY gewinnt, darüber auch einen Artikel schreiben darf. Aber dann fängt sozusagen wieder eine neue Geschichte an mit der 1 in Englisch, dann kommt die Liebesgeschichte mit dem Bruder und am Schluss hast du dann das Scheitern der Beziheung und NY einfach in ein paar Sätze zusammengetackert. Als ob du jetzt schnell zu einem Ende kommen wolltest und die Ausführung dann zuviel Zeit gekostet hätte.
Viel zuviel Inhalt, so bekommt die KG kein echtes Leben mehr. Du kannst nicht in so wenigen Zeilen soviel Stoff reinpacken. Das finale Ende ist dann ganz hopplahopp mit der Schwester, die plötzlich auftaucht.
Der Name deiner Geschichte lautet "einmal NY und zurück", aber zu erzählt nicht wirklich davon. Mit dem Gewinn nach NY fängt die Geschichte an, aber die Reise wird dann zur totalen Nebensache.
Ich würde die Geschichte mal auseinander nehmen und mich auf EINE Sache konzentrieren. Mach einfach mehrere Geschichten aus deinen ganzen Ideen. Eine über den NY Gewinn und ihre Kurzgeschichte die sie geschrieben hat, eine über Tobias und sie etc etc.
Ansonsten fehlen ziemlich viele Kommas und wie schon von Cath. bemerkt, Absätze !
In diesem Sinne noch fröhliches Schaffen ! Lg

 

Danke erstmal für die Kritik ^^ Ja du hast Recht, meine Fantasie ist mal wieder mit mir durchgegangen, ich wusste nur nicht wie ich eine Reise nach New York beschreiben soll.... :D der Titel ist also auch nicht wirklich passend..und lässt sich wohl nur so interpretieren, das einmal die Reise im Mittelpunkt steht (am Anfang) sich das dann aber wieder auflöst, etwas kompliziert ich weiß, ich habe nur leider immer das Problem, das meine Ideen alle manchmal für ein Buch reichen könnten ich dann aber den Faden verliere und ich hätte die Suche nach der Schwester auch in New York abspielen lassen können, aber das wäre alles zu lang' geworden, deshalb das abgehackte Ende. Aber ich übe noch und muss mich in meinem Schreibwall noch etwas zügeln,sowie die Impressionen komprimieren, sofern es hier ja um Kurzgeschichten geht. Danke für's Lesen.
LG
Domino

 

Hey Domino92,

auf mich wirkt Dein Text unendlich ruhelos. Als hättest Du alles aufgeschrieben, was Dir durch den Kopf ging, ohne Luft zu holen, ohne Absätze, ohne das Hinterfragen: Ist dieser Satz wichtig für meine Geschichte?

ich habe nur leider immer das Problem, das meine Ideen alle manchmal für ein Buch reichen könnten ich dann aber den Faden verliere ...

Diese Selbsteinschätzung trifft es ziemlich gut. Wie wäre es, wenn Du die Schwester einfach wegläßt und statt dessen den Bruch mit Tobias etwas mehr Zeilen gönnst. Das Ende will mir so gar nicht. Erst ist sie wütend auf ihre Eltern und gleich darauf stürzt sie aus dem Zimmer und umarmt ihre Mutter.
Dem Beginn der Tobiasliebe gibst Du sehr viel Raum, beschreibst Seitenweise und dann, gleich im nächsten Satz, ist alles aus. Da kommt der Leser nicht hinterher. Nicht mal ein Absatz, zeigt dem Leser an, dass hier Tage dazwischen liegen.
Die Geschichte könnte ja am Flughafen enden, da musst Du dann nicht wirklich NY einfangen. Sie fliegen los, Anfang und Ende finden zueinander. Nur so als Vorschlag.

Aber ich übe noch und muss mich in meinem Schreibwall noch etwas zügeln,sowie die Impressionen komprimieren, sofern es hier ja um Kurzgeschichten geht.

Ja, dass täte Deiner Geschichte wirklich gut ;). Versuche doch selbst mal die Stellen, Wörter, Sätze rauszufinden, die dem Inhalt nichts anhaben, gäbe es sie nicht. Ich denke, Du könntest hier mindestens zwei Seiten einsparen. Verdichten und damit auch Intensität erzeugen.

Formales:

Zur Leertaste und zu Kommatas scheinst Du ein gespaltenes Verhältnis zu haben. Da solltest Du Dir jemanden im Freundeskreis suchen, der die Texte daraufhin für Dich vorkorriegiert.

Wörtliche Rede:

Manchmal richtig, manchmal falsch, als hättest Du da kein System. Es gibt aber eines :teach:

„Moment“ nuschelte sie . „Ah ja…du

"Moment"(Komma) (Leerzeichen) nuschelte sie (kein Leerzeichen vor Punkt/Satzende). (Leerzeichen) "Ah ja (Leerzeichen) ... (Leerzeichen) du ...

„Moment“, nuschelte sie. „Ah ja … du ...

Dito: Geht ein Text nach der Rede weiter, so folgt ein Komma, danach ein Leerzeichen und weiter gehts.

Generell gilt:

Ein Leerzeichen folgt nach Komma oder Satzzeichen, nicht davor! Ausnahme sind die drei Punkte, da davor und danach.

Für den Leser ist es überschaubarer, wenn Du mit "reden" in einer neuen Zeile beginnst. (Punkto Absätze)

Allein Deinen Text auf diese Punkte hin abzuklopfen ist ne Menge Arbeit. Deshalb höre ich an dieser Stelle mal auf. Soll es genügen für den Anfang.

Und denke nebenbei wirklich mal über den Titel nach. Der passt so gar nicht.
Reise mit Hindernissen, Reisefieber, Tage vor New York - um mal einige Denkanstöße zu geben.

Liebe Grüße Fliege

 
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Hey Fliege,
Mit vielen Dingen magst du wohl recht haben, mit Satzzeichen stehe ich prinzipiell auf Kriegsfuß;meine Klausuren danken es mir nicht gerade ^^ Trotzdem danke, dass du mich korrigierst. Irgendwie ist das Schreiben von Kurzgeschichten doch nicht so einfach, zudem sehen die Anführungszeichen so komisch aus,ziemlich strange das alles.Da ich an Aufschieberitis leide *hüstel* ^^ werde ich die Überarbeitung des Textes wohl nicht so schnell angehen. Die Geschichte ist sicher auch schon ein Jahr alt, hab' sie nur mal abgetippt um sie 'loszuwerden'. Na ja, ich danke dir erstmal für die vielen Tipps und Anregungen ;) Vielleicht lern' ich es in diesem Leben noch einmal. Ich hoffe die Geschichte hat dir trotz ihrer vielen Wendungen und kindlichen Naivität(meiner, als ich sie geschrieben habe) ein bisschen gefallen.
LG Domino

By the Way: Stimmt, das Ende ist bescheuert, hatte nur keine Lust mehr ;)

 

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