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never is a promise

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08.09.2001
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never is a promise

Never is a promise
(für die, die auszogen, um die Helden ihrer eigenen Lebensgeschichte zu werden)
für M.B.

Gerade habe ich mit dir telephoniert. Du hast mir etwas über kreative Gehirnhälften
und Amerika erzählt. In diesen Augenblicken habe ich dich unglaublich geliebt.
Du redest viel und deine Stimme klingt verkratzt, fast möchte man meinen du rauchst
zu viel, aber du rauchst nicht. Du trinkst nur.
Deine Worte tragen meine Gedanken, wie auf Kissen,-auf Nadelkissen.
Und ich höre dir zu und versuche mir jedes Wort, jeden Laut von dir einzuprägen,
wegzuschließen, um mich daran zu berauschen, wenn es dunkel wird.
*
Der Himmel ist grau und die Wolken ziehen über das Zelt von Sternen, das
weit oben Freiheit verspricht. Auch ich bin frei, stehe im Garten und rauche.
Sehe die nikotingeschwängerte Luft vor meinen Augen tanzen und bin frei.
Nur ist das irgendwie lädierte Freiheit, eingesperrt.
Denn morgen werde ich wieder in die Schule gehen, werde funktionieren und
glücklich sein. So wie alle irgendwie glücklich sein werden, weil sie zufrieden sind.
Ich werde Ellipsen und Anaphern aus einer Rede Weizsäckers fischen und mich mit den hundert verschiedenen Formeln des Zitronensäurezykluses auseinandersetzen.
Dann werde ich auf den Triangelhof schlürfen und in all die leeren Gesichter blicken, die mir
entgegen starren. Werde darauf warten, dass du kommst und mir zulächelst.-
Und du wirst an mir vorüber gehen, ohne dich noch einmal umzudrehen
und dorthin gehen, wo deine Freunde sind.
*
Heute habe ich Ethik geschwänzt. Ich habe mich nach draußen gesetzt und nach Flugzeugen Ausschau gehalten. Habe mir ausgemalt, wohin sie fliegen und insgeheim gebetet , dass sie mich mitnehmen... hatte das Gefühl, überall mehr Leben zu finden, nur nicht in diesem muffigen Klassenzimmer, in dem die Autoritätsperson steht und über Histomat und Diamat referiert.
Hatte nicht das Gefühl , dass das, was ich höre und schreibe so unglaublich wichtig ist und niemals wieder vergessen werden darf.
*
Diese grauen Betonwände und erbarmungslosen Arbeitsräume. In 048 habe ich
meine erste Mathefünf geschrieben. In 014 steht - Besser eine Sechs, als gar keine persönliche Note-. Daneben sind Palmen gemalt, die die Atmosphäre lockern sollten, doch sie verfehlen ihre
Wirkung. Kleine Fenster, bullaugengroß in die Mauer gepfercht- so gut, wie kein Entkommen.
An den Wänden stehen Mitternachtsformeln und Abschiedssprüche, Liebeserklärungen und durchgestrichene Hakenkreuze.
Auf diese Schule gehen ungefähr 800 Schüler, darunter Lebenslegastheniker, Psychopaten, Analphabeten und Metalfreaks. Das gerade zu perfekte Modell unserer Spaßgeneration, das nicht weiß, was es mit sich anfangen soll.
Mein Kopf fühlt sich an, wie eine Schüssel aufgeweichter Haferflocken. Ich bin müde.
*
Gestern war der berüchtigte Rosentag, ich glaube, du hast keine bekommen?!
Dabei wollte ich dir eigentlich eine Rose schicken, eine blaue, aber nach unserem letzten Telefonat hatte ich nur noch Lust, dir meinen Kaffee ins Gesicht zu schütten.
*
Ich stehe immer noch auf dem Balkon. Es regnet Bindfäden. Die Tropfen trielen
über mein Gesicht und vermischen sich mit den Tränen, die über meine
Wange rollen. Und mitten im Bindfadenregen erkenne ich dich.
Deine große, sanfte Statur. Du schreitest über ein weites Maisfeld und hörst Dancehall.
*
Meine Tränen schmecken salzig und sind bitter. Ich habe sie für dich geweint.
Bin sauer darüber, wie ich mich verhalten habe, dir gegenüber und traurig darüber, dass ich nicht die sein kann, die ich gerne wäre.
Du hast schon recht, es ist, wie in einer Billigproduktion auf dem Kinderkanal. Und
ich bin die Protagonistin. Ein schlechter, trashiger Slow-Motionfilm. Mit Kussszene.
Kein tiefer, ehrlicher Kuss, sondern nur ein falscher, trauriger...
*
Die Nadel lockt mich. Ruft meinen Namen, so eindringlich, dass ich machtlos
gegen sie bin. Ich hasse mich dafür, doch kann ich es nicht lassen. Betäube und bekämpfe den Schmerz in meinem Inneren und versuche den Riss zu flicken, den du in mir hinterlassen hast.
Will weglaufen, wie ein verletztes Reh, aber ich kann nicht.
Die Tropfen pressen sich entlang der kleinen Schnitte heraus und benetzen die umliegend rosaschimmernde Haut. Ich blute, also bin ich.
Du hast mir einmal erzählt, man lerne noch im Sterben. Und ich habe dich daraufhin gefragt,
was einem das noch bringe.- Weißt du noch, was du mir geantwortet hast?-
Eben, hast du gesagt und mich gefragt, was gerade im Fernsehen läuft.
Deine Frisur heute sah lustig aus.- Die anderen haben recht, ich denke viel an dich...
ob du gerade glücklich bist?
*
Von irgendwoher höre ich Janis Joplin kreischen. Sie schreit sich die Seele
aus dem Leib. Will sich losschreien, losreißen von den Fesseln , die sie gefangen halten und
verliert letztendlich doch den Kampf mit sich selbst...
Ich nehme die Platte vom Spieler und packe Janis zurück in ihre Hülle. Carpe noctem.
*
Ein kühler Windstoß weht zu meinem Fenster herein. Ich hoffe, dass es bald Frühling
wird. Die Krokusse in unserem Garten blühen schon. Dann werde ich 17. Und bin hoffentlich erwachsener. Muss nicht mehr über vereiste Parkplätze rutschen und mit dir ihm Schneegetobe reden. Dir klar machen, dass ich dich ,,nett’’ finde und mich fragen, was das für ein Wort ist?
Ein Wort, das schon definiert hat, was unausgesprochen bleibt. Wie Marionetten umspielen wir gerne, was wir leugnen...
*
Dann sehe ich dich langsam irgendwo im Bindfadenregen verschwinden. Habe das Gefühl mit jedem Schritt, den du machst, besser atmen zu können und fähig zu sein, das Leben zu spüren,
ein World Invader, genau das bin ich.
*
Deine Schritte sind lang und rasch,- ich hätte Mühe gehabt ihnen nachzukommen...
Ich schaue dir hinterher und präge mir deine Silhouette ein, einfach so, als
du plötzlich stehen bleibst und dich noch einmal umdrehst.
Ein quälendes Lächeln huscht über deine Lippen,- du bist mir nichts schuldig,
aber niemals ist ein Versprechen...
*
Und du gehst weiter, wirst immer kleiner, bis du nur noch ein winziger, schwarzer
Punkt am Horizont bist, der an die Wolken erinnert, die gerade vorübergezogen sind
und den Regen mitgenommen haben.

 

Ähm,

also, ja, das hier ähnelt meines Erachtens mehr einem Tagebucheintrag als einer Geschichte.
Um ehrlich zu sein, kann ich dieses Werk nicht mal unter dem Begriff Stimmungsbild platzieren; es sind lediglich Aneinderreihungen von Gedanken, ohne jeglichen Plot.
Etwas mehr Handlung wäre angebracht.


Gruß, Hendek

 

@Hendek: vollkommen daneben, aber macht nix

wundervolle geschichte. wie schwarzer samt. und es ist gut zu wissen, dass der mond, die sterne, der regen oder der schmerz einer klinge mehr reflektiert als nur die eigenen gedanken...

 

Original erstellt von Sebastian Keller:
<STRONG>@Hendek: vollkommen daneben, aber macht nix </STRONG>

Das kannst Du nicht dementieren, ebensowenig, wie ich deine Kritik abstreiten kann.

 

Also mir hat's eigentlich ganz gut gefallen... ;)

Griasle
stephy

 

Hmm, ein gewisser Plot zieht sich da doch schon durch die Geschichte.
Erstmal ist da die Beschreibung des (Schul-)alltags, das leise Auftauchen der Person, an die geschrieben wird und Gedankengänge der Schreiberin, die sich irgendwie immer um diese Person drehen. Es klingt tatsächlich etwas nach Tagebucheintrag oder Gedankenaneinanderreihung, aber was soll's.

Auf jeden Fall sind da einige sehr schöne Formulierungen und Bilder drin. :)

Aber ich finde, der Titel hätte nicht englisch sein müssen (oder ist da eine besondere Bedeutung? -Song oder so?)

 

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