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Neun Monate (überarbeitete Version)

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19.10.2003
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Neun Monate (überarbeitete Version)

Es war vor etwa neun Monaten. Ich hatte mich soeben für Leon richtig hübsch gemacht. Es war mein Geburtstag und zu diesem Anlass wollten wir mal wieder richtig fein, griechisch Essen gehen. Nach einem anstrengenden Arbeitstag in der Firma von Leon, meinem Mann, freute er sich auf den schönen Abend. Ich erwartete ihn gegen zwanzig Uhr. Leon war selten pünktlich doch dieses Mal wuchs er über sich hinaus. Um kurz vor acht Uhr, läutete er an der Türe. Ich hüpfte die Stufen hinunter. Die dunklen leicht lockigen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, ich sah aus wie Audrey Hepburn in dem Film Frühstück bei Tiffany. Leon in einem schicken dunklen Anzug, sogar die Krawatte passte dazu. Ich hatte sie Ihm ausgesucht.
Im Restaurant ließen wir es uns schmecken. Als Vorspeise: Zaziki mit Oliven. Als Hauptgang: Gyros mit Reis und Salat. (Leon meinte, das sei zu trocken, die Soße fehle!) Ein echter Schwabe isst alles mit ganz viel dicker Soße. Leon ist ein Schwabe, ein ganz echter. Während des Essens zeigte sich bald die aphrodisierende Wirkung. Tief in die Augen blickend und schmachtende Blicke tauschend, rutschten wir auf unseren Stühlen hin und her. Zum Nachtisch isst er mich, hat er gesagt. Vielleicht waren die Portionen zu klein? Was in dieser Nacht geschah, muss ich euch wohl nicht erzählen.

Es war ein Feuerwerk. Um mich herum leuchteten und tanzten plötzlich viele verschiedenfarbige Lichter, das war das erste was ich empfand. Irgendwann, kam ein monotones Tock, Tock Geräusch dazu. Ein wenig Unterhaltung, zu dem stetigen
Blubbern, das mich seitdem umgab. Ab und zu stupfte mich auch jemand an. Wohl um mich aufzuwecken. Schlafen, war das Einzige was ich konnte. Und wachsen, Hunger hatte ich auch andauernd. Ich musste nur an Nahrung denken, da fing schon das Völlegefühl an. Gegen den Durst trank ich einfach das Wasser, das mich umgab.

Es stand fest, wir erwarteten unser erstes Kind. Leon war aus dem Häuschen. Er redete über nichts anderes mehr. Die ersten Wochen gingen ohne die typischen Schwangerschaftsbeschwerden vorbei. An den Heißhunger auf bestimmte Nahrungsmittel hatte ich mich auch schon gewöhnt. Leon wunderte sich immer wieder, welche Varianten der Zusammenstellung möglich waren. Eines Tages, ich lag auf der Couch im Wohnzimmer, gegann mein Bauch rytmisch zu klopfen. Über den Zustand besorgt, rief ich bei meinem Arzt an. Der lachte schallend in den Telefonhörer hinein, ich bräuchte mir keine Sorgen machen, unser Kind hätte wohl zuviel Fruchtwasser getrunken, er hätte nur Schluckauf.

Nach einer gewissen Zeit, entdeckte ich meine Arme und Beine. Damit konnte ich wie wild herumfuchteln. Endlich ein wenig Abwechslung. Jemand spielte mit mir. Ich hatte herausgefunden, wenn ich mein Fuß ganz ausstreckte, drückte ihn jemand anderes in die vorherige Stellung zurück. Das versuchte ich abwechseln mit dem rechten, dann mit dem linken Fuß. Wenn mir das zu langweilig wurde, übte ich ein wenig Karate, nur blöd, dass kein Gegner da war. Die Schlinge, die sich auch in meiner Höhle befand, war dabei sehr hinderlich. Ich musste immer aufpassen, dass sie sich nicht um meinen Hals wickelte. Nicht dass ich keine Luft mehr bekam, daran dachte ich noch gar nicht, es erschwerte mir das Wasser trinken.

Langsam wurde mein Bauch hinderlich. Beim Schließen der Schuhe, brauchte ich jemanden, der mir half die Schnürsenkel zu binden. Für die vorher einfachsten Arbeiten im Haushalt, benötigte ich immer mehr Hilfe von Leon. Auch das Schlafen war nicht mehr so einfach wie früher. Mehrmals musste mich Leon auf die andere Seite drehen, weil ich nicht mehr in der Lage war, selbst meinen Bauch zu heben. Eines Abends, ich lag wiedermal auf unserer Couch, wollte mir unser Baby keine Ruhe gönnen. Da kam Leon auf die Idee, ihm ein wenig Musik vorzuspielen. Er suchte ein Lied von Cockney Rebel aus. Die Kopfhörer auf den Bauch abgelegt, den Plattenspieler angeschaltet, warteten wir ob es unserem Baby gefällt. Ich erschrak, meine Bauchdecke begann wie wild zu klopfen. Vor lauter Schreck über das Ergebnis, die Schaltplatte so schnell wie möglich auszuschalten, zerkratzte diese. Nun war Leon nicht mehr bereit, es noch mit einer anderen seiner Lieblingsplatten zu versuchen.

Eines Tages hatte ich ein tolles Erlebnis. Ich lag in warmen, roten Licht. Eine gewisse Zeit lang, immer wiederkehrend das gleiche Schauspiel. Ich genoss es und hoffte, das würde nie mehr vergehen. Doch es kam anderst.

Wir kamen gestern von unserem Ostseeurlaub heim. Es waren viele Tage der Ruhe und Besinnlichkeit. Wohl hab ich mir zuviel zugemutet, schmerzte mein Rücken plötzlich, als ich meine Reisetasche zum Entleeren auf den Tisch gestellt hatte. Ich ließ mich auf den Stuhl, der hinter mir stand sinken, abwartend ob sich dieser Schmerz wiederholte. Leon kam gerade in die Küche herein, musterte mich und fragte „na, Schatz, hast du gerade ein Gespenst gesehen?“ „Nein, aber ich glaube es ist so weit.“
In dem Moment lief mir etwas Warmes die Füße hinunter. Leon riss die Augen auf, drehte sich um die eigene Achse und stürzte in Richtung Haustüre. „Leon nein, fürs Krankenhaus ist es sicher schon zu spät. Ruf bitte meinen Arzt an und sage ihm dass meine Fruchtblase schon geplatzt ist.“ Von einer Freundin wusste ich, dass von diesem Moment an, die Geburt sehr schnell gehen kann. Als Leon zurück kam gab er zur Antwort, der Arzt sei schon unterwegs. Nun wurden die Schmerzen und auch die Abstände immer intersiver und kürzer.

Gerade spürte ich das erste Mal wie ich von allen Seiten zusammengedrückt und die Flüssigkeit, in die ich manchmal pinkelte, weniger wurde. Zuerst dachte ich, jemand wird mir schon wieder frisches Wasser auffüllen, doch ich wartete vergebens. Die Höhlenwände fühlten sich glitschig an, außerdem hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Die Trommel, die ich, seit dem ich denken kann, hörte, schlug doppelt so schnell wie sonst. Alles um mich herum begann, sich in immer wiederkehrenden Wogen zusammenzuziehen. Das tat weh, meine Füße stemmten sich bei jeder Attache in meinen Bauch, das treibt einem ja das letzte Fruchtwasser aus dem Mund.

Inzwischen bereitete Leon die Hausgeburt vor. Nervös suchte er alle die von mir delegierten Utensilien zusammen. Ich machte es mir so gut es eben ging, im Schlafzimmer bequem, da klingelte es an der Eingangstüre. Der Arzt kam noch rechtzeitig. Nach einer kurzen Untersuchung stellte er fest, dass Eile geboten sei. Mein Zustand veränderte sich von Minute zu Minute. Eigentlich wäre es erst in zwei Wochen so weit, doch nun müssten wir bald mit der Geburt rechnen. Die Pausen zwischen den Wehen, wurden immer kürzer. Schonungslos bahnte sich klein Leon seinen Weg in die Zukunft. „Noch ein paar Wehen, dann ist er da.“ Meinte mein Arzt. „Ich halte das nicht mehr aus!“ Nach Luft ringend, die letzte Wehe.

Kalte Hände zerren an mir herum, ich friere. Lasst mich in Ruhe. Ich will wieder zurück in meine Höhle. Da, die Stimme kenn ich doch, Mama?


„Hallo mein Sohn“


Die alte Version lesen könnt ihr:hier

 

Liebe chaosqueen,

bitte könntest du mir meine alte Geschichte in der Neuen verlinken, so dass man die alte Geschichte auch noch einlesen könnte?

Deine Mailbox ist leider voll, hab es auf diesem Weg zuerst versucht.

Vielen Dank im Vorraus

Morpheus

 

Hallo Morpheus
Vorweg habe ich die erste Fassung gelesen. Auch wenn darin Ungereimtheiten waren, hatte sie mich amüsiert, weil der Gag an solchen Geschichten ja immer ist, dass das der Prot allwissend ist.

Da die humorige Seite nicht ganz so gelungen war, entstand wohl dieser zweite etwas ernsthaftere Text, mit dem du logisch die Schwangerschaft aus der Sicht des Ungeborenen und der künftigen Eltern beschreibst.

Leider blieb mir verborgen, um was es dir jetzt hauptsächlich ging.

Die Gefühlswelt, des Ungeborenen, die du in der ersten Vision versucht hattest darzustellen, kommt hier nicht durch.

Ich spreche zum Beispiel die umwickelte Nabelschnur an.

Auch die Eltern könnstest du mit bildhafteren Beschreibungen, dem Leser gefühlsmäßig näher bringen.

Wenn die Intension deiner Geschichte war, das Wunderbare eines werdenen Lebens darzustellen, ist diese Version meiner Meinung nach, noch zu überarbeiten.

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame

erstmal danke für`s Lesen meiner beiden Geschichten. Ja, du hast recht, in der ersten Geschichte, versuchte ich die Empfängnis und das Erleben des Fötus, lustig darzustellen. Ich scheiterte daran, dass ich den Ablauf zu unlogisch schrieb. Es sei an den Haaren herbeigezogen.
Im zweiten Versuch blieb ich also bei der Logig, wobei das Lustige auf der Strecke blieb.
Leider hab ich den Dreh, beides zu vereinen noch nicht raus. Ich arbeite daran.

Aber vielen Dank für deine Kritik
einen schönen Abend wünsch ich dir

Morpheus

 

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