Was ist neu

Neulich mit dem Werbefernsehen

Mitglied
Beitritt
21.02.2002
Beiträge
28

Neulich mit dem Werbefernsehen

Werbung muss sein. Wie sonst würde der Verbraucher Kenntnis erlangen über die vielen wundervollen und nützlichen Produkte, die ihn verschönern, sättigen oder den Haushalt quasi ganz alleine erledigen?

Auch mich erwischte die Werbewirtschaft während meiner unlängst stattgefundenen Fernseh-Bügel-Sitzung, da die Fernbedienung ausser Reichweite lag und die hübsche, gerade in Arbeit befindliche Bluse mit Brandflecken nur noch bedingt zur Entzückung der Männerwelt geeignet gewesen wäre.

So ergab ich mich also in mein Schicksal und verfolgte die bahnbrechenden Neuigkeiten auf dem Produktsektor. Und es gibt fürwahr erstaunliches zu berichten.

Betrachten wir beispielsweise die Geschürrspül-Tabs der Marke Calgonit (nicht zu verwechseln mit dem Waschmittel Calgon, das unser allseits geschätzter Herr Bürgi so tatkräftig unters Volk bringt und damit leichtsinnig seinen eigenen Arbeitsplatz gefährdet - ein Fall für die Ermittler des Arbeitsamtes, wie ich finde).

Nicht nur, dass der Klarspüler inzwischen in die Reinigungs-Tabs gleich integriert ist - wobei der rote Klarspüler-Klecks einen hübschen Farbkontrast zum ansonsten blau-weißen Tabs bildet - nein, Calgonit hat seinen Tab auch gleich mit Intelligenz versehen! Um nicht zu sagen mit einer (Achtung, ich zitiere wörtlich!) 'intelligenten Beschichtung', die genau erkennt, wann das Geschirr seines Schmutzes befreit und somit die Zeit für die Aktivierung des Klarspülers gekommen ist.

Respekt, liebe Damen und Herren Produktentwickler! Da beschäftigt sich eine ganze Heerschar von hochdotierten Wissenschaftlern immer noch mit der Frage, was Intelligenz denn eigentlich nun genau ist und ihr habt sie bereits einfach so - schwuppsdiwupps - in einem unscheinbaren Geschirrspül-Tab untergebracht.

Allerdings habe ich berechtigte Zweifel, ob trotz des sicherlich vorhandenen Nutzens dieser Wunder-Tabs im Haushalt nicht doch die ein oder andere übereifrige Hausfrau auf den Gedanken kommen könnte, ihren Sprößlingen mittels Verköstigung eben jener Tabs im Hinblick auf die Verbesserung der Schulnoten ein wenig auf die Sprünge zu helfen. Sollten also in naher Zukunft Schüler während der Klassenarbeit Schaum vor dem Mund haben, ich weiß, wer Schuld ist!

Ähnliche Glanzleistungen vollbringt nach Aussage eines Herren mit einer tiefen, sonoren Stimme ein Hair-Repair-Produkt eines Shampoo-Herstellers, dessen Name mir jetzt gerade entfallen ist (da haben die Herren und Damen Werbestrategen wohl nicht ganz optimal gearbeitet ...). Ganz alleine nämlich sucht diese Repair-Creme nach kaputten Stellen im Haar und macht sich dann direkt an die Reparaturarbeiten. Ich bin entzückt. Nie wieder stundenlange und im wahrsten Sinne des Wortes haarsträubende Sitzungen vor dem Kosmetikspiegel bei der Suche nach Spliss - nein, die Creme macht sich wie von Zauberhand gelenkt ganz alleine auf die Suche, während sich Madame währenddessen viel angenehmeren Tätigkeiten widmen kann. Ungeklärt dagegen blieb die Frage: was macht die Creme, wenn es gar keine kaputten Haarstellen gibt? Macht sie sich dann unverrichteter Dinge vom Acker und teilt mir mit, dass die Investition in die teure Creme völlig umsonst war?

Auch der Lebensmittel-Sektor macht nicht halt vor der künstlichen Intelligenz. Obstgarten zum Beispiel. Wie es scheint, hat der Quark verspeisende Berti Vogts nicht den erwünschten Zuspruch der Bevölkerung erhalten (was ich durchaus nachvollziehen kann ... man erinnere sich an das leicht gequält dreinblickende Gesicht unseres Herren Ex-Bundestrainer beim Löffeln dieser wunderbar leichten Quark-Speise).
Nun schickt Obstgarten Proteine ins Rennen um die Gunst der Quark-Esser. Und zwar nicht irgendwelche Proteine (das könnte ja jeder) - nein, MOBILE Proteine. Also Proteine, die sich - man beachte die auffallende Parallele zur Hair-Repair-Creme - sofort nach der Ankunft im Magen mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen auf den Weg durch den menschlichen Körper machen (so jedenfalls im Fernsehspot illustriert) und genau da ihr Wirkungsgebiet finden, wo es der Körper gerade am nötigsten hat.

Wie gut, dass es mobile Proteine gibt, kam es mir da während des Bügelns eines linken Hosenbeins in den Sinn, denn ICH wüsste nur schwerlich, ob nun gerade mein linker Ringfinger oder aber mein dicker Zeh am rechten Fuß den größten Proteinmangel aufweist.

Die Produkt-Intelligenz hatte es mir in der Tat angetan. Und so hastete ich nach Bewältigung der Bügelwäsche flugs an den Schreibtisch und schrieb einen Wunschzettel an die Damen und Herren Produktentwickler.

Liebe Produktentwickler, ihr braucht gar nicht lange den Markt erforschen, ich hätte konkret Verwendung für folgende Dinge und würde mich auch nicht scheuen, viel Geld dafür auszugeben:

1. Intelligente Saucen und Rotweine, die sich sofort in Luft auflösen, sofern sie nicht am eigentlichen Bestimmungsort, sondern auf dem strahlend weißen Hemd des Liebsten gelandet sind

2. Intelligente IKEA-Möbel, die beim Zusammenbau laut aufschreien, wenn der Einlegeboden doch andersherum zu montieren ist nebst intelligenten Schrauben, die mich nach dem Zusammenbau darauf aufmerksam machen, dass ihr Übrigsein völlig normal und nur der Unfähigkeit der Schrauben-Tütchen-Packer zu verdanken ist.

3. Intelligente Koffer, die sich automatisch schließen, wenn der Zeitpunkt erreicht ist, dass keine Aufnahme weiterer Kleidungsstücke mehr möglich und auch hartnäckiges Platznehmen auf dem Kofferdeckel nicht von Erfolg gekrönt ist.

4. Intelligente Wäsche-Trockner, die sich sofort ausschalten, wenn der neue sündhaft teure Pullover beginnt, sich seiner ursprünglich optimalen Paßform zu entledigen und Gefahr läuft, als Puppenbekleidung zu enden.

5. Intelligente Süßwaren- und Knabberartikel, die sich nach ihrer Verköstigung und Umwandlung in Fettzellen nicht etwa an Hüfte, Oberschenkel oder Bauch, sondern beispielsweise im Brustbereich ansiedeln. Frei nach dem Motto: was eine Hair-Repair-Creme und mobile Proteine zu leisten in der Lage sind, sollte auch einer Tafel Schokolade möglich sein!

Für eine kurze Benachrichtigung nach der erfolgreichen Entwicklung dieser Produkte wäre ich äußerst dankbar ... sie können mir den Vollzug auch gerne via Werbefernsehen bekanntgeben, irgendwann muss ich eh wieder bügeln.

Mit freundlichen Grüßen und Dank im voraus für ihre Mühe

Petra

 

Köstlich ......war wieder mal sehr erheiternd zu lesen.

seltsam....mir fallen die selben dinge auf wie dir....aber eines wurde mir eben schmerzlich bewußt.
Punkt 6. wird es nie geben:
den intelligenten fernseher, der bei werbung auf einen anderen Kanal zappt.

nunmehr erheiterte grüße,
franzl

 

Punkt 6. wird es nie geben:
den intelligenten fernseher, der bei werbung auf einen anderen Kanal zappt.
Technisch kein Problem. Aber da hat die Industrie natürlich den Finger drauf.

 

Liebe Petra!

Deine Ausführung hat mich äußerst erheitert!

Perfekt geschrieben, gut zu lesen, und auch die Orthographie paßt.

Ich freue mich auf Deine nächste Geschichte!

Liebe Grüße
Susi :)

 

Erinnert mich an diesen Typ der Briefe an die Werbefirmen geschrieben hat.

Ich fand deine Geschichte erfrischend heiter.

Aber fehlen bei den IKEA Möbeln nicht meistens Schrauben, anstatt das welche übrig bleiben?

 

Wieder mal eine richtig lustige Geschichte. Mir würde nun noch eine humoristische Einlage zum Thema Einkaufen fehlen. :thumbsup:
:rotfl:

 

tja mirko, (toll...der webmaster heisst genauso wie einer in meinem letzten posting...shit :D ) genauso meinte ich das auch :) ...denn was technische möglichkeiten angeht, bin ich nicht ganz unbedarft :p

 

Vielen Dank zunächst mal für das Lob. Freut mich, wenn euch die Geschichten gefallen.

@ Lady of Camster

Du meinst vermutlich 'Sehr geehrter Herr Maggi' von Jürgen Sprenzinger, von dem es inzwischen auch schon ein Nachfolge-Buch gibt. Sehr empfehlenswert, ich hab mich kringelig gelacht beim Lesen.

Übrigens gibt es etwas ähnliches auch als Web-Version von Familie Knarr: http://knarr.germany.net/

@ nightboat

Dein Wunsch sei mir Befehl, zum Thema Einkaufen habe ich zufällig auch noch eine Geschichte parat (die übrigens mein Erstlings-Werk war). Kommt sofort.

Liebe Grüße

Petra

 

Du meinst vermutlich 'Sehr geehrter Herr Maggi' von Jürgen Sprenzinger,

Genau den meinte ich. Das Buch liegt auch bei mir zuhause.

Familie Knarr hatte ich auch schon vor einiger Zeit mal auf ihrer Seite besucht. :D

 

Hallo Petra

Ein Kritiker schrieb:

Perfekt geschrieben, gut zu lesen, und auch die Orthographie paßt.
Wenn jemand auf Rechtschreibfehler hinweist, sollte er diese auch erwähnen. Als da wären:
Auch mich erwischte die Werbewirtschaft während meiner unlängst stattgefundenen Fernseh-Bügel-Sitzung, da die Fernbedienung ausser (!) Reichweite
"außer" muss es heißen.

Hier fehlt ein Komma:

von hochdotierten Wissenschaftlern immer noch mit der Frage, was Intelligenz denn eigentlich nun genau ist(,) und ihr habt

"was Intelligenz denn nun genau ist", das ist ein eingeschobener Nebensatz, der vollständig durch Kommata abgetrennt wird.

Und es gibt fürwahr erstaunliches zu berichten.
Es heißt "Erstaunliches". Substantivierte Adjektive und Partizipien schreibt man groß.
während sich Madame währenddessen viel angenehmeren
Zwei Mal "während" - war wahrscheinlich ein Tippfehler?

auflösen, sofern sie nicht am eigentlichen Bestimmungsort, sondern auf dem strahlend weißen Hemd des Liebsten gelandet sind(.)
Du hast den Punkt vergessen.

Wie oben schon erwähnt: Nach Abschluss des Nebensatzes ein Komma.

2. Intelligente IKEA-Möbel, die beim Zusammenbau laut aufschreien, wenn der Einlegeboden doch andersherum zu montieren ist(,) nebst intelligenten Schrauben

Noch ein paar Eindrücke zu deiner Sprache: Augenscheinlich wolltest du eine etwas ausschweifende Sprache gebrauchen. Aber hier liegt eine stilistisch unschöne Tautologie vor, die so wohl nicht beabsichtigt war:
3. Intelligente Koffer, die sich automatisch schließen, wenn der Zeitpunkt erreicht ist, dass keine Aufnahme weiterer Kleidungsstücke mehr möglich und auch hartnäckiges Platznehmen auf dem Kofferdeckel nicht von Erfolg gekrönt ist.
Du meinst:
"1. Intelligente Koffer, die sich automatisch schließen, wenn keine Aufnahme weiterer Kleidungsstücke mehr möglich und . . ."
('Wenn' beinhaltet ja schon, dass der Zeitpunkt erreicht ist.)

Oder:
"1. Koffer, die sich automatisch schließen, wenn keine Aufnahme weiterer Kleidungsstücke mehr möglich und . . ."
(Die Intelligenz besteht ja eben darin, dass die Koffer sich automatisch schließen. Das war dir sicherlich bewusst, du hast es geschrieben, um die Intelligenz zu betonen - ich finde nur, es hört sich seltsam an.)
Ebenso hier:

Frei nach dem Motto: was eine Hair-Repair-Creme und mobile Proteine zu leisten in der Lage sind, sollte auch einer Tafel Schokolade möglich sein!
Du meintest: "Frei nach dem Motto: Was eine Hair-Repair-Creme und mobile Proteine leisten, sollte auch einer Tafel Schokolade möglich sein."


Puristen könnten auch dieses bemängeln:

Für eine kurze Benachrichtigung nach der (erfolgreichen) Entwicklung dieser
Das "erfolgreich" könntest du streichen, da die Nachricht über eine nicht erfolgreiche Entwicklung hier wohl kaum gemeint sein kann.

Und das hier zum Abschluss:

wäre ich äußerst dankbar ... sie (Sie)können mir den

Entschuldigung für diesen Beitrag. Mir war ein wenig langweilig.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan

[Beitrag editiert von: Quasimodo666 am 05.03.2002 um 16:26]

 

....ich will auch das studieren was stefan macht :D

zu dem beistrich vor dem 'und': meines wissen nach ist nach der NR vor 'und' kein beistrich mehr nötig, sondern die wahl dem autor überlassen, ob er das kommata für die gliederung als notwendig erachtet.

und mein winword2000 bessert mir 'außer' auf 'ausser' aus. naja, solche fehler nehm ich hin, die arbeit, auch noch die rechtschreibprüfung kontrollieren zu müssen tu' ich mich nicht antun tun.

 

zu dem beistrich vor dem 'und': meines wissen nach ist nach der NR vor 'und' kein beistrich mehr nötig, sondern die wahl dem autor überlassen, ob er das kommata für die gliederung als notwendig erachtet.
Hauptsätze kann man durch 'und' verbinden. Haupt- und Nebensatz müssen getrennt werden. Zuwiderhandlung ist verboten.

und mein winword2000 bessert mir 'außer' auf 'ausser' aus.
Tja, auch Computer machen Fehler.

Abgesehen davon habe ich das Gefühl, die Zahl der Rechtschreibregeln ist so hoch, dass sie nie ein Mensch vollständig beherrschen wird; Fehler lassen sich gar nicht vermeiden, es sei denn, man sitzt ständig mit dem Duden in der Hand daneben.

Außerdem glaube ich nicht, dass solche Details - die ja ohnehin kaum einer bemerkt - noch einen Einfluss auf die Qualität des Textes haben.

Gruß

Stefan

 

hm....ich jetzt nachgesehen bei den regeln, bei 'außen' is er klar, da zwielaut.

aber mit dem beistrich vor dem 'und' scheine ich recht zu haben. :D

an dieser stelle stand mal ein zitat aus dem netz, das meine meinung untermauerte, zumindest solange bis untenstehende antwort von susi (danke übrigens) kam.

ich habe doch UNRECHT und gebe dies feierlich zu protokoll :D

grüße,
franzl

P.S.: @stefan: was studierst du eigentlich?

[Beitrag editiert von: franzl am 05.03.2002 um 21:59]

 

@Franzl: Im Prinzip ist es dem Schreiber überlassen, so wie Du sagst - zwischen gleichrangigen Sätzen. Vorsicht aber bei Nebensätzen - dazu der Duden:

"Nichts ändert sich am Grundsatz, dass das Komma am Ende eines Nebensatzes oder eines Nachtrags auch vor »und« nicht fehlen darf: Er sagte, dass er morgen komme, und verabschiedete sich. Mein Onkel, ein großer Tierfreund, und seine Katzen leben in einer alten Mühle."

Alles liebe
Susi

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom