Neujahr
Neujahr, 05:23. Es ist kalt, ich halte deine Hand. Wir torkeln über die Straße, wir sind müde. Links sehen wir die Lichter der Stadt, rechts sehen wir gar nichts.
Es ist wieder geschafft, Silvester ist vorbei, wir haben es überlebt. Silvester, gute Laune auf Knopfdruck. Jedes Jahr jagt die gesamte Menschheit dem perfekten Silvester hinterher ohne es zu finden. Diesmal waren wir nah dran, nun die Nacht ist noch nicht vorbei.
Wir kennen uns jetzt seit drei Jahren. Damals war ich ziemlich verliebt in dich und ich weiß nicht wann das aufgehört haben soll. Vielleicht warst du ja auch mal verliebt in mich, wir haben ja nie darüber gesprochen. Irgendwann kamst du dann mit deinem neuen Freund auf diese Party. Ich mochte ihn nie, aber irgendetwas wirst du wohl in ihm gesehen haben. Das ganze ging nicht sehr lange, wahrscheinlich war er doch nicht so super.
Wir nähern uns der großen Kreuzung, gleich sind wir bei dir.
Der Abend war schön, wir haben über alte Zeiten geredet, die doch gerade einmal ein halbes Jahr her sind. Wir haben viel getrunken, viel gelacht, irgendwann musste ich dann deine Haare halten. Wir haben über Dinge geredet, über die wir vorher nie geredet hatten. Es ist schön, mit der betrunken zu sein.
Wir stehen vor deiner Haustür. Ich küsse dich, du erwiderst den Kuss kurz, doch drehst dich dann weg. Dann sagst du, es ginge nicht. Wir schauen uns in die Augen, schweigend, mehrere Minuten lang. Du umarmst mich, bedankst dich fürs nach Hause Bringen und sagst Gute Nacht. Ich laufe zurück nach Hause.
Neujahr, 12:54. Perfekt war dieses Silvester wieder nicht.