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Neues Leben

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18.11.2011
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Neues Leben

Du stehst allein zwischen den Regalen, einen Moment nur unbeobachtet von den harschen Blicken, deiner Erzeugerin. Deine Gedanken rasen, noch bist du unschlüssig, doch ist die Idee nicht genial?
Sie ist nicht hier, noch nicht, für einen Moment verschwunden, nicht fähig deinen Plan zu erkennen und alles zu ruinieren. Nur die vielen Augen der Puppen in den Regalen beobachten dich, starren dich an und sind Zeuge deines Vorhabens. Eine von ihnen wird heute dieses Geschäft verlassen. Sie ist für das verhasste Objekt bestimmt, um welches so viele deiner Mordfantasien kreisen, sich verselbstständigen und immer bizarrere Formen annehmen, wenn du einen Moment nicht acht gibst, danach um so schockierter, deiner eigenen Gedanken bewusst. Oh ja, es sollte nur bekommen was sein feistes Herz verlangte. Diesmal würde es nicht triumphieren. DiesmalDiesma DienstagDi nicht!

Die Schritte deiner Erzeugerin lassen dich aufschrecken. Sie sind ganz in der Nähe. Ohne noch länger zu zögern, setzt du dich in Bewegung. Jetzt oder nie! Das Tor zu einem neuen und besseren Leben steht weit offen, es streckt dir seine Arme entgegen und ist gewillt, dich endlich in sich aufzunehmen. Du kriechst in eines der unteren Regale, zwischen zwei der kalten Porzellanleiber. Du bist nur ein paar Zentimeter größer, kaum zu unterscheiden und ihren toten, ausdruckslosen Blick hast du lange geübt, ihre Haltung kannst du perfekt. Starr vor Angst und Anspannung sitzt du nun im Regal und harrst der Dinge.
Sie wird dich nicht finden. Sie wird mit einer neuen der ungezählten porzelaneren Monster das Geschäft verlassen und dich hier vergessen, nur Augen für das verhasste, fette Objekt, welches greinend zuhause auf eine weitere Puppe wartet, niemals zufrieden, niemals gestopft oder seiner Wünsche überdrüssig. Doch du wirst frei sein! Und voller Vorfreude wirst du auf eine neue warten, die dich hinfort nimmt, in die bessere Welt. Hinaus aus der alten, in die dich deine herzlose Erzeugerin, schmerzerfüllt und ohne das du jemals gefragt wurdest, hineingepresst hat, ja ohne das sie, oder du es wollten.
Sie hat dich das immer spüren lassen. Ihren Hass auf das biologische Schicksal, das weiblichen besamten Kreaturen auferlegt ist, hat sie immer an dir ausgelassen, doch nicht so an der fetten Kreatur, die nach dir aus ihrem Wanst gekrochen kam. Diesem Wesen wurde eine Liebe zuteil, die Sie dir niemals schenkte und die deiner niemals würdig war.
Doch schon bald wird alles anders werden. Bald wird alles besser werden. Bald wirst du frei sein.

Wie ein einziger tödlicher Schlag, der jeglichen Laut aus deiner Kehle ersticken lässt, zerschlägt sie deinen Plan in tausend Scherben, als sie dich wütend und tadelnd aus dem Regal zerrt und hinfort schleift, hinaus auf die Straße und zurück in die Hölle, während die Tore des neuen Lebens langsam und unvermeidlich zuklappen. Noch kannst du sie sehen, doch schon bald sind sie unter einem Schleier aus Tränen verschwunden und du hörst nur noch, wie sie sich krachend und unerreichbar in weiter Ferne schließen.

 

Ich finde die Geschichte sehr gut, aber warum steht sie unter seltsam? Ein Kind versteckt sich zwischen Puppen- erfolglos, die Mutter nimmt sie wieder mit. Ich mag den Plot und auch die Erzählweise hier. Für mich ein Highlight!

 

Hallo,

mal ganz spießig gesagt: Es ist doch von einem Text, der kaum eine Seite geht, zu erwarten, dass der formal tadellos ist, oder? Grade, wenn er wirken soll. Und hier sind schon nervige Fehler in dem Text.

Du stehst allein zwischen den Regalen, einen Moment nur unbeobachtet von den harschen Blicken, deiner Erzeugerin.
„Harsche“ Blicke … ist schwierig. Dass man unbeobachtet von Blicken ist, das ist auch schwierg. Das sind zwei stilistische Zähneknirscher. Aber das Komma dann vor dem Genetivobjekt ist mir völlig unerklärlich.

nicht fähig deinen Plan zu erkennen und alles zu ruinieren
Das find ich auch sprachlich nicht so stark. Und „dadurch“ alles zu ruinieren? Das ist ja ein logischer Schluss. Wenn sie den Plan erkennt, ruiniert sie alles. Da fühlt sich die Beiordnung falsch an.

Nur die vielen Augen der Puppen in den Regalen beobachten dich, starren dich an und sind Zeuge deines Vorhabens.
Das ist wirklich nervig das zu kommentieren und furchtbar spießig, aber: Die Augen der Puppen sind nicht Zeugen deines Vorhabens, sondern die Puppen selbst.
Der Text will ja allein durch die Sprache dieses Szneario der Bedrohung schaffen, und dann muss die Sprache aber auch poliert sein und Tipp-top-tippi-ti-topp, und das ist bei dem Text irgendwie einfach … fehlt mal eine Politur, noch zwei, drei Arbeitsschritte.

wenn du einen Moment nicht acht gibst, danach um so schockierter, deiner eigenen Gedanken bewusst.
Dir deiner eigenen Gedanken bewusst … so ungefähr, das ist aber schon mit Spucke und viel gutem Willen zusammengekleistert, der ganze Satz.

Oh ja, es sollte nur bekommen was sein feistes Herz verlangte.
, was sein
Und eigentlich „es soll nur“

DiesmalDiesma DienstagDi nicht!
Keine Ahnung, was das hier soll … wenn das ein Stilmittel ist, erkenn ich’s nicht, sonst ist in der Art auch nichts im Text.

Das Tor zu einem neuen und besseren Leben steht weit offen, es streckt dir seine Arme entgegen und ist gewillt, dich endlich in sich aufzunehmen.
Das Tor streckt dir die Arme entgegen? Da vermischen sich die Bilder.

Du kriechst in eines der unteren Regale, zwischen zwei der kalten Porzellanleiber
Besser: zwischen zwei kalte Porzellanleibe

. Sie wird mit einer neuen der ungezählten porzelaneren Monster das Geschäft verlassen
Bestimmt hast du das Wort hier „porzelaneren“ im Textprogramm auch rot unterkringelt bekommen. Warum hast du dann nichts dagegen unternommen?
Wie wär’s mit „Porzellanmonstern“?

niemals zufrieden, niemals gestopft oder seiner Wünsche überdrüssig.
Gestopft? Nicht gut.

und ohne das du jemals gefragt wurdest, hineingepresst hat, ja ohne das sie, oder du es wollten.
Ohne dass – beide Male.
Und ich verstehe nicht, warum die Mutter das nicht wollte?

Wie ein einziger tödlicher Schlag, der jeglichen Laut aus deiner Kehle ersticken lässt, zerschlägt sie deinen Plan in tausend Scherben,
Also diese Metaphern sind echt nix. Ein tödlicher Schlag! Der die Kehle aber nur schließt. Und dann nur den Plan zerschlägt. Aber in tausend Scherben. Was denn nun?
Ein tödlicher Schlag heißt so, weil er tötet. Nicht weil er mundtot macht. Und nicht weil er einen Plan zerschlägt.
Mit diesem tödlichen Schlag werde ich dich schwer verletzen, oder was?

So. Der Text ist – finde ich – schlecht geschrieben, aber gut erzählt.
Die Idee des Textes, finde ich, hat richtig was. Geschwisterhass, dass sich das Kind mit so einer Puppe gleichstellt, dass es ja auch denkt, jemand nimmt es dann selbst mit, das ist schon clever.
Leider darf der Leser bei der Geschichte auf gar keinen Fall an Stewie aus Family Guy denken, was mir leider passiert ist, weil das den Effekt des Textes ziemlich ruiniert.
Aber sonst – taugt das schon richtig was. Das ist ein bekanntes Phänomen – dieser Geschwisterneid -, die Hilflogiskeit des Kindes und so, dieser bizarre Plan, das funktioniert alles richtig gut. Müsste halt wirklich sauber und stark gearbeitet werden an der Sprache hier, damit das funktioniert.

Aber schon wirklich gut sonst
Quinn

 

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