Was ist neu

Neue Wege

Mitglied
Beitritt
05.09.2002
Beiträge
17
Zuletzt bearbeitet:

Neue Wege

Neue Wege

Wenn heute manchmal wieder der “Palast der Republik” zur Diskussion steht, gibt es in diesem Zusammenhang Erinnerungen, die für mich noch heute unfaßbar sind. Sie stehen im Gegensatz zu der, gelegentlich zu hörenden nostalgischen Definition des Bauwerks.
Zu Zeiten von Mauer und Stacheldraht wurde er gebaut, der Palast der Republik in der geteilten Stadt Berlin. Man war von seinem sozialistischem Wert überzeugt. Es gab damals andersdenkende Menschen, die nicht von den Errungenschaften der damaligen Diktatur beeindruckt waren. Die nicht in dem Sinn denken wollten, wie es für die Öffentlichkeit in dieser Zeit propagiert wurde.
So waren wir irgendwann Ende des Jahres 1987 wieder einmal unterwegs in „Sachen Andersdenkender“, die neue Wege gehen wollten.
Wir hatten dieses Mal wieder aus Not, einige in unserem Besitz befindlichen Schmuckstücke “zu Geld gemacht”, um uns für ein paar Tage in einem Berliner Hotel einzuquartieren.
Es gab einen wöchentlichen Sprechtag in dem zuständigen Ministerium. In einem großen Raum warteten schon verschiedene Personen, auch ganze Familien waren anwesend. Einige von Ihnen hatten wir unterwegs schon mal getroffen, nicht ahnend, daß sie den gleichen Weg hatten. Niemand traute sich den Anderen anzusprechen, auch später nicht. Es war bekannt, daß auf Grund solcher Kontakte schon manchmal Menschen direkt auf der Straße verhaftet worden sind.
Der Vernehmer wollte sich mein Anliegen nicht weiter anhören und war nach seiner Meinung ausreichend informiert. „Eine Entscheidung könne er nicht treffen, sagte er, draußen im Warteraum befänden sich noch viele Menschen und die Zeit sei knapp.“
Nach einer Weile bekamen wir unsere gekennzeichneten Papiere zurück und verließen das Ministerium unverrichteter Dinge.
Für einige Tage nahmen wir den Service unseres Berliner Hotel in Anspruch. Wir ließen uns Zeit für ein paar interessante Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Die Zerstreuung lenkte uns etwas ab von unserer Besorgnis um die Zukunft.
Auch der Palast der Republik stand auf unserem Programm. Damals ahnte ich nicht, daß ich in naher Zukunft die Kehrseite dieses Palastes und unseres Hotels kennenlernen sollte.
Nur wenige Wochen später mußte ich feststellen, daß in einer der Haftanstalten von Berlin unter anderem die Wäsche von “PdR” und unserem damaligen Hotel behandelt wurde.
Die Inhaftierten mußten dort Tag und Nacht die Wäsche sortieren, reinigen, trocknen, mangeln, legen, verpacken und transportieren.
Die Vernehmer der Stasihaftanstalt hatten angekündigt: „Wir haben viel Arbeit in unseren Haftanstalten.“ Die Inhaftierten waren billige Arbeitskräfte und die Arbeitsmethode erfolgte im Akkord mit Schichten, 24 Stunden am Tag waren die ungesicherten Maschinen in Betrieb. Eine Abrechnung von Arbeitsentgeld gab es für die Inhaftierten nicht.
Manchmal, wenn sie glaubten, es in der schäbigen, fensterlosen Waschhalle nicht mehr ertragen zu können, begannen sie zu phantasieren.
Wie es wohl wäre: „Wenn die vielen Menschen -die nach PdR gingen-, oder im Interhotel gastierten, sehen könnten wo ihre Wäsche behandelt wird.“
Alle hätten gern diese ehrenwerte internationale Gesellschaft beobachtet, wie sie wohl reagieren würde. - Die Bettwäsche gewaschen und gemangelt von einer unglücklichen Mörderin, oder die Handtücher getrocknet und sortiert von einer politisch Inhaftierten der Staatssicherheit, der man die Kinder weggenommen hat. Die blütenweißen Tischtücher gebleicht und geglättet von einer rückfälligen Brandstifterin, die Servietten gezählt und fleckenrein verpackt von einer jugendlichen Gewalttäterin, verurteilt wegen wiederholter Körperverletzung. An den Dampfpressen z.B. für die Jacken und Kleider des Personals von PdR und den Interhotels war es besonders unangenehm. Niemand hielt es lange an den ungeschützten, heißen, veralteten Maschinen aus.
Die Kennzeichnung der Wäsche erfolgte mit einer Lösung, die den Süchtigen dieser Anstalt einen kurzen Rausch versprach und die ihnen eigentlich nicht hätte zugänglich sein dürfen.
Das Textilreinigungsunternehmen kann sich an die „damaligen Leiharbeiter“ nicht mehr erinnern.

mahrlen

 

Moin mahrlen.

Ein Text der durchaus etwas Interessantes erzählt.
Nur ist es mMn nur ein Text, wie in einer Zeitung und keine Kurzgeschichte.
Man denkt am Schluß: Aha so war das also in der DDR und legt es dann wieder bei Seite.
Interesssanter wäre es, wenn Du wie in einer KG üblich, diese Arbeit in der Wäscherei aus der Sicht einer erfundenen Person beschreibst die dann heute bei ihren Mitmenschen auf Unglauben trifft.


Etwas anderes hat mich fast vom Lesen des Textes abgehalten:

Wenn heute manchmal wieder “PdR” in der Diskussion ist, gibt es in diesem Zusammenhang Erinnerungen, die für mich noch heute unfaßbar sind.

Ich dachte "PdR" was ist das? ne Krankheit? oder was?
Schreib doch Palast der republik gleich am Anfang und nicht erst einige Zeilen später.

Korrekt müsste es, wenn Du es abkürzt, aus heissen:

Wenn heute manchmal wieder der “PdR” zur Diskussion steht, gibt es in diesem Zusammenhang Erinnerungen, die für mich noch heute unfaßbar sind.

Da Du das ganze wie gesagt ohne Hauptdarsteller/in geschrieben, hast ist mir das Geschehen in der Wäscherei auch ziemlich egal, auch hier und heute in der Bundesrepublik gibt es Leute die für einen Null-Lohn (also grade mal ein Lohn der für eine kleine Bude und billiges Essen reicht) für andere Leute schuften. Deswegen berührt mich der Text nicht wirklich.

tschüü

jaddi

 

Hallo Jadzia,
danke für Deine Kritik.
Die Abkürzung habe ich schon mal geändert.
Über den Vorschlag, die Geschichte nochmal mit Hauptdarsteller/in zu schreiben denke ich nach.
Tschüß mahrlen

 

Danke :) Jetzt klingt es nicht mehr sosehr nach Krankheit

"zur Diskussion steht" klingt aber immer noch besser als "in der Diskussion ist" :D

:)

tschüü

jaddi

 

Danke Jadzia,

Du hast recht, habe es auch gleich geändert.

Tschüß
mahrlen

 

Interessant! Aber stimmt schon ... es liest sich wie ein interessanter Zeitungsartikel!

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom