Netzwerk
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Nach knapp einstündigem Aufbau der Apperaturen der erhebende Moment des ersten Einschaltens - Hoffen, dass während des Transports die Hardware nicht gelitten hat.
Bereits hier sind erste Ausfälle zu beklagen: Das neunköpfige Teilnehmerfeld wird um den bemitleidenswerten Besitzer eines schrottreifen Pentium II 400 dezimiert. Die verbliebenen acht Zocker würdigen den Ausfall mit wenigen verzogenen Minen. Die Bitte um Hilfe bei der Behebung des Fehlers ignorieren sie jedoch.
Allgemein wird während des ganzen Procederes soziales Verhalten auf ein Minimum reduziert, Dialoge von mehr als drei Sätzen sind undenkbar. Der Umstand, dass ausgerechnet acht Leute übrig sind, erweist sich beim zweiten Hinsehen als gar nicht so Übel, Allianzen können einfacher gebildet werden, und eine ungepflegte Partie StarCraft wird möglich - natürlich erst, nachdem abtrünnige Quake-III-Spieler zur Teilnahme gezwungen wurden sowie alle Updates und IPX-Protokolle installiert worden sind. Klingt übel - ist auch so.
Anfängliche Spielfreude geht bei der Verliererpartei schon nach einer Stunde verloren, auch der Enthusiasmus der Sieger hält nur bis zur obligatorischen CPU-Überhitzung oder einer Niederlage in einer Partie Counter-Strike an. In dieser kritischen Phase droht der Crew ein neuraler Kollaps, da die Schwankungen zwischen Freude und Resignation eine Frequenz jenseits der Gigahertzschwelle erreicht haben. Dieser drohenden Auslastung des Systems - welche informell auch als „bluescreen“ bekannt ist - kann nur durch sofortigen Pizzaverzehr Einhalt geboten werden. Danach startet der Prozess neu - quasi wie Windows, welches im Übrigen einen weiteren Unsicherheitsfaktor bei dem gewagten Vorhaben LAN-Party darstellt.
Das zwangsläufig wieder auftretende Stimmungstief kann nun nicht mehr durch Pizzakonsum behoben werden, Ersatzdrogen müssen her. Dabei erweisen sich besonders Alkohol und Rauschmittel als durchaus schlechte Wahl, wenn man die Konsequenzen betrachtet: Mangelnde Konzentration und Selbstbeherrschung führen nicht nur in ein neues Stimmungstief, sondern auch zu aggressiven bis destruktiven Energien bei den Teilnehmern. Im Extremfall droht mancher Tastatur der qualvolle Erstickungstod unter einer Lage Erbrochenem.
So endet die „Party“ meist damit, dass alle Spieler durch Müdigkeit und mangelndes Nervenkostüm dahingerafft werden, und so manch einer konstatiert, er werde sich zukünftig von Netzwerk-Sessions fernhalten, was sich dann im Folgemonat als leeres Versprechen erweist.
Unfassbar ist aber vor allem, dass die Regierung nichts gegen solche Umtriebe unternimmt. Die Drahtzieher des Kartells, welches sich aus namhaften Gesellschaften wie Microsoft, Intel, Blizzard und Id Entertainment zusammensetzt, sind immer noch auf freiem Fuß und treiben in ihrer gesetzlosen Siliziumrepublik jensteits des Ozeans ihr Unwesen. Sie trifft die Hauptlast der Schuld, während der harmlose PC-Dealer an der Straße das volle Ausmaß der Konsequenzen seines Tuns nicht ahnt...
[Beitrag editiert von: BigXtra am 04.02.2002 um 15:51]