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Netto-Liebe

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14.12.2002
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Netto-Liebe

Netto-Liebe

Missmutig knallte ich meine Zimmertür zu. Meine Mutter rief mir noch hinterher, ich sollte einkaufen gehen. Am liebsten hätte ich zurück geschrieen, dass ich gerade 7 stunden lang Lehrer anglotzen, zuhören und auch noch antworten musste. Trotzdem die Ferien vor der Tür standen, hatte ich verdammt schlechte Laune. Ich hatte 3 Wochen, in denen ich restlos für die Schule üben musste, vor mir. Der Freund meiner Mutter war ein wahrer Sklaventreiber.
Aber das hätte mir nur noch mehr Hausarbeiten eingehandelt. Ich schnappte mir also den Einkaufszettel, den meine Mutter vorsorglich für mich bereit gelegt hatte und ging los.
Zum Glück war Spar gleich um die Ecke.
Mit nicht gerade besserer Laune schob ich dann den prall gefüllten Einkaufswagen zur Kasse.
Aber als ich den Kassierer sah, fiel ich auf der stelle tot um.
Na ja, fast jedenfalls.
Und da soll noch ma einer kommen und sagen, Liebe auf dem ersten Blick sei nicht möglich. Da, genau vor mir saß mein absoluter Traumtyp. Er hatte verdammt blaue Augen und blonde Haare. Alles im Allen: er sah fantastisch aus.
Leider riss mich eine ältere Frau hinter mir in der Schlange gewaltsam aus meinen Gedanken. „Mensch, Mädel, träumst du?“ Schuldbewusst lächelte ich sie an und machte mich danach schnell daran meine Sachen auf das Band zu legen. Natürlich nicht ohne IHN dabei unverholt anzugucken. Vielleicht bildete ich mir das ein, aber ich glaube er war auch ziemlich nervös. Er verzählte sich doch glatt bei meinem Kleingeld. Da musste ich wieder grinsen und er grinste zurück.
Ach nee, watt war das Leben doch schön!
Ich schwebte mehr nach Hause, als ich lief.
Die Ferien verbrachte ich mit schwärmen und einkaufen gehen. Jeden Tag ging’s zu Spar. Mein Taschengeld litt da ziemlich drunter, aber IHN zu sehn war fast wie eine Droge. Noch viel, viel besser als Bando zu hören.
Und jedes Mal wenn ich Glück hatte und mein großer Unbekannte an der Kasse war lächelten wir uns an. Ich war selig!
Als ich ihn dann mal auf der Straße ganz unerwartet sah, dachte ich sterbe ein zweites mal. Und er winkte mir zu! Ja, ganz eindeutig!
Aber ihn anzusprechen traute ich mich nicht. Na ja, in meinen Träumen waren wir schon viel weiter als nur bei einem Gespräch.
Und dann kam der Tag, der Tage.
Nichts ahnend ging ich spazieren, um nachzudenken. Und da hörte ich etwas pfeifen. Er war plötzlich hinter mir. In diesem Moment starb ich wahrscheinlich das dritte mal, aber man hat ja bekanntlich sieben Leben. „Rate mal, wie alt ich bin!“
Ohh, was kling seine Stimme bezaubernd. Ich stand vor ihm und ich brachte kein Wort heraus. „hmm, 19?!“ quetschte ich dann doch noch mühsam heraus. „Falsch, 30, schlimm?“
Ohh, was spielt das Alter für eine Rolle, wenn man wirklich liebt?
Die liebe zählt nicht. Es machte mir nichts aus! Überhaupt nichts!
Und dann kamen wir doch ins Gespräch. Auch ohne, dass ich mein 4. Leben opfern musste.
Er hieß Pierre! Was für ein Name! Irgendwie französisch! Wir tauschten unsere Nummern aus.
Dann verabredeten wir uns. Wir liefen lange im Park herum und er erzählte mir eine Menge von sich. Dass er Hausmeister sei und nebenbei bei Spar arbeitete.
Aus dem einen Spaziergang wurden eine Menge Treffen, bei denen mir immer mehr klar wurde, wie sehr ich ihn liebte. Und er liebte mich. Das sagte er mir oft.
Und ich war verdammt glücklich mit ihm!

 

Hallo Fanny,
Der Titel "Netto-Liebe" ein absoluter Volltreffer!
Er paßt recht gut zur Supermarkt-Liebe. Deine lockere, natürliche Sprache gefällt mir. Ich kann mir unter deinen beiden Figuren nicht so recht etwas vorstellen. Der Traumtyp bleibt zu allgemein. Gut fand ich den Dialog an der Kasse, wo sich herausstellt, dass er mindestens zehn Jahre älter ist.
Dein Text liest sich flüssig, aber ein bißchen mehr "Besonderes" könnte eingebaut werden.
Ansonsten finde ich den Aufbau ziemlich gelungen, auch die Dialoge.

Pe

 

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