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Nelly
Marie war ein kleines aufgewecktes Mädchen, mit langen blonden Haaren und Locken wie Korkenzieher.
Das erste Schuljahr war gerade vorbei. Es waren ihre ersten Sommerferien.
Da Ferien waren durfte sie länger aufbleiben, was sie toll fand, da Marie, wie viele andere Kinder auch, nicht gerne ins Bett ging. Um 10:00 Uhr hatten ihre Eltern sie endlich überredet, schlafen zu gehen.
Marie hatte ein großes Kinderzimmer. Direkt über ihrem Bett war ein großes Fenster, bei dem nachts nur die Vorhänge zugezogen wurden. Gegenüber vom Bett waren Regale mit Büchern und Kuscheltieren und gegenüber der Zimmertür war ein großer alter Eichenschrank.
Nach einer kurzen Einschlafgeschichte, die ihr wie in den letzten Ferien auch, ihr Papa erzählt hat, ist sie endlich eingeschlafen.
Mitten in der Nacht schreckte sie plötzlich aus dem Schlaf.
Sie hörte in die Nacht. Leise, wie ein Flüstern, strich der Wind um das Haus, einige Grillen zirpten. Ab und zu raschelte es und knackten Äste. Marie drehte sich von der Wand weg. Der Mond, der durch einen Spalt im Vorhang fiel, erhellte genau die Mitte der gegenüberliegenden Wand, der Rest des Zimmers lag in Schatten.
„Hat sich da nicht etwas bewegt?“ Bestimmt hatte sie sich das nur eingebildet... Aber da war es wieder. In der linken Ecke, hinter dem Eichenschrank. Langsam stellten sich ihr die Haare am ganzen Körper auf, sie lag stocksteif im Bett. Zögernd wuchs ein Schatten aus der Ecke und er wurde immer größer. Allmählich erkannte sie, dass der Schatten einen riesigen Kopf mit spitzen Zähnen wie Dolche hatte. Maries Herz schlug ihr bis zum Hals und sie zitterte vor Angst und der Schatten wuchs immer weiter. Ohne den Blick von dem Monsterschatten zu wenden, kroch sie zum Ende des Bettes. Bei jedem Knarren des Bettes zuckte sie zusammen. Sie tastete im Dunkeln, irgendwo musste es doch sein! Endlich fand sie unter der Bettdecke versteckt ihr Liebligskuscheltier Nelly, das sie ganz fest an sich drückte. Jetzt fühlte sie sich wieder etwas sicherer. Ganz vorsichtig, den Monsterschatten immer noch fest im Blick, kroch sie zurück. Etwa als sie in der Mitte vom Bett war, erschien plötzlich ein Drachenschatten an der mondbeschienen Stelle. Er war gigantisch und in ihr stieg wieder Panik auf. Aber dann sah sie, dass der Drache den Monsterschatten vertrieb. Der Schatten wurde immer kleiner bis er sich schließlich auflöste. Marie war so erleichtert, ihre Angst war wie weggeblasen.
„Schlaf gut, Drache Nelly“, flüsterte sie ihrem Kuscheltier noch ins Ohr und schon war sie wieder eingeschlafen.