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Nein... werden wir nicht

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19.06.2001
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2.198

Nein... werden wir nicht

NEIN... WERDEN WIR NICHT

„Und? Was denkst du?“
„Weiß nicht... ist nicht mehr viel da.“
„Wieviel Tage gibst du uns noch?“
„Ich weiß es nicht. Ich kann es dir nicht sagen.“
„Ich dachte...“
„Soll ich dir leere Versprechungen machen?“
„Nein... nein, sollst du nicht.“
„Dann...“
„Ich dachte nur... Wenn wir hier nicht bald raus sind... wir werden verrecken.“
„Werden wir nicht. Hör mir genau zu...“
„Ich...“
„Sei ruhig und hör mir zu, okay?“
„Ja... schon gut.“
„Wir hatten einfach Pech. Wir sind von der Einheit getrennt worden. Erinnerst du dich?“
„Ja... vor zwei Wochen. Während des...“
„Ja, genau. Über diese Sache müssen wir nicht mehr reden. Es war... es...“
„Es war grausam. All die... Oh Gott. Dafür werden wir in die Hölle kommen.“
„Nein. Da sind wir längst. Alles was wir tun müssen, ist versuchen, aus der Hölle wieder rauszukommen. Nur das zählt noch. Alle anderen sind tot...“
„Woher willst du das wissen?“
„Ich weiß es einfach... Hör mir zu. Wir müssen nach Osten. Dort sind unsere Truppen. Im Westen sitzt der Vietcong. Norden und Süden ist Niemandsland. Da haben wir keine Chance.“
„Die haben wir doch so oder so nicht.“
„Hör auf damit!“
„Warum soll ich damit aufhören, hm? Warum? Warum soll ich das? Du sagst doch selbst, daß du nicht weißt, ob wir es schaffen werden...“
„Halt´s Maul, verdammt nochmal. Halt´s Maul!“
„Keine leeren Versprechen machen... du redest dir selbst nur was ein! Wir kommen hier niemals wieder raus. Wir werden krepieren... in diesem Scheißdschungel.“
„Vielleicht werden wir das. Ja, durchaus möglich... vor allem viel schneller als mir lieb ist, wenn du weiterhin so rumschreist!“
„Sollen sie doch kommen, die Pisser... NA LOS! KOMMT DOCH HER!“
„Jack...“
„KOMMT UND HOLT UNS, IHR ÄRSCHE...“
„Jack! Beruhig dich! Verdammt nochmal, beruhig dich! Bitte!“
„Alles sinnlos, Quentin. Hat doch keinen Sinn... hat doch alles keinen Sinn. Die ganze Scheiße... alles sinnlos. Von Anfang an.“
„Trink mal einen Schluck Wasser, okay?“
„Ja...“
„Hör mal... wir haben in den letzten Tagen gut zwanzig Meilen gemacht. Es kann nicht mehr weit sein. Wir dürfen... wir... wir müssen einfach versuchen....“
„Was? Was versuchen? Quentin?“
„Wir...“
„Quentin? Was ist los?“
„Nichts. Schon gut. Schon gut... geht schon wieder. Jack, wir müssen weiter. Osten. Nach Osten...“
„Ja. Glaubst du, wir schaffen es?“
„Ja... wir werden es schaffen...“

„Private Wilson? Können Sie mich hören?“
„Wo... wo bin ich?“
„In Sicherheit, Private. Alles wird gut.“
„Quentin... wo ist Quentin?“
„Wer?“
„Quentin... Quentin Flaming... wo?“
„Flaming... Sie können sich nicht erinnern, oder?“
„Doc? Was...“
„Er hat Ihnen das Leben gerettet. Hat Sie vier Tage durch den Dschungel geschleppt. Zu uns...“
„Wo...“
„Nein. Später, Private. Alles zu seiner Zeit...“
„Er hat mir das Leben gerettet? Quentin ist... wo ist er?“
„Alles zu seiner Zeit, Private. Ruhen Sie sich aus. Sie brauchen Schlaf.“
„Ist er tot? Doc? Ist Quentin tot?“
„Ruhen Sie sich aus. Das ist vorerst das Wichtigste...“
„Quentin...“
„Schlafen sie, Private! Schlaf tut Ihnen gut.“

ENDE

copyright by Poncher (SV)

05.03.2002

 

Klasse! Dir ist es gelungen, "nur" mit Dialogen wirklich eine Geschichte zu erzählen. Die bedrückende Stimmung wird wunderbar eingefangen, lies mich sofort an "Dschungel, 1969" denken. Vor allem beeindruckt mich, daß Du es geschafft hast, so klare Bilder vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen.
Die Sprache ist passend, die Charaktere sind glaubhaft. Auch den Schluß finde ich sehr gelungen. Rundum gut, ich hab nichts auszusetzen.

Haste fein gemacht. ;)

Sav

 

Genau das ist mein Problem mit diesem Dialog: er erinnert zu stark an "Dschungel, 1969".
Du bist doch sonst um keine Idee verlegen! Wieso bereitest Du ein altes Thema nochmal auf?

Wenn man Dschungel, 1969 nicht kennt, gibts allerdings nicht viel auszusetzen. Ich hab nur das dicke Klischee im Nacken sitzen, weil ich beim Lesen ständig an Kriegsfilme denken muss. Lässt mir wenig Spielraum, um eigene Bilder aufbauen zu können.
Raven: Schon viele Kriegs-/Antikriegsfilme gesehen? Wenn nicht, bestätigt das mein Empfinden. Wenn ja, muss ich wohl mal meinen Kopf durchpusten lassen :D

(Ich gebs zu, bin nach Chandra so vorbelastet, daß ich einfach Steigerungen erwarte - und dieser Dialog ist mE keine)

[Beitrag editiert von: Webmaster am 05.03.2002 um 14:40]

 

Hi Poncher

Gefällt mir die Geschichte. Die hoffnungslose Situation der Soldaten wird gut und leicht verständlich dargestellt. Die Aufopferung eines Soldatens für seinen Freund und sein anschließender Tod. Dramatisch und glaubhaft. Diese Formulierung hat mir am besten gefallen:

"(...)Dafür werden wir in die Hölle kommen.“
„Nein. Da sind wir längst. Alles was wir tun müssen, ist versuchen, aus der Hölle wieder rauszukommen. Nur das zählt noch. "

Die Geschichte erinnterte mich streckenweise an patriotische Ami-Filme, aber zum Glück nur streckenweise. Insgesamt ein guter Dialog.

Bis denne,
Frederik

[Beitrag editiert von: Frederik am 05.03.2002 um 15:02]

 

Hey.

Meine Lieblingsstelle ist diese hier:

„Werden wir nicht. Hör mir genau zu...“
„Ich...“
„Sei ruhig und hör mir zu, okay?“
Auf den ersten Blick eher simple, aber man spürt irgendwie den beruhigenden Ton. Vielleicht ist es Einbildung meinerseits, ich kann mir hier genau eine eher leise, sanfte, beruhigende aber gleichzeitig auch eindringliche Stimme vorstellen.

Ich weiß jetzt nicht, ob es in den anderen Dialogen mal zur Sprache gekommen ist: was sind eigentlich die wichtigesten Merkmale? Die Teilnehmer leicht auseinanderhalten zu können? Klar. Das Gesagte muss Sinn machen? Auch. Als Leser soll man die Hintergedanken sehen, also zwischen den Zeilen lesen können? Sicher. Aber mittlerweise hat sich für mich ein weiteres Merkmal herauskristalisiert, nämlich der oben angesprochene Ton bzw. Tonfall. Laut, leise, agressiv, drängelnd, weinerlich, etc. Ponch hat das an einigen Textstellen gut hingekriegt, allerdings noch nicht konsequent genug.

So far, so good...aber immer noch ausbaufähig.

Sandra

 

Hi Ihr!

Danke für die überwiegend positiven Antworten. Freut mich, Gefühle und "Bilder im Kopf" vermittelt haben zu können.

Was "Dschungel, 1969" betrifft... stimmt, da haben Anja und Mirko Recht. Wenn man es kennt, wird man zwangsläufig daran erinnert.

Gruß

Poncher

 

Hallo Poncher!

Zitat: "Wenn man Dschungel, 1969 nicht kennt, gibts allerdings nicht viel auszusetzen."

- So ist es. Ich kenn´s nicht und ich finde Deinen Dialog einfach super!
Ich war vom Anfang bis zum Schluß gefesselt und habe die Stimmung deutlich herausgefühlt, Du hast es also verstanden, sie zu vermitteln, auch wenn man keinen Film damit assoziiert. :thumbsup:

Liebe Grüße
Susi :)

 

Auch ich hatte beim Lesen Dschungel, 1969, im Hinterkopf. Allerdings ist Nein... wir werden nicht als "das-Schrecken-spielt-sich-im-Kopf-des-Lesers-ab" Experiment um einiges besser gelungen, da du dem Leser dazu eine Handfeste Handlung lieferst, und ihn nicht, wie bei Dschungel, 1969 total in der Luft hängen lässt.

Auch ist mir aufgefallen, daß die Personen in deinem Dialog eigentlich wie Synkronsprecher in der Deutschen Version eines amerikanischen Films reden. z.B. "Doc" sagt auf Deutsch niemand. Das ist zum einen vielleicht ganz gut, da es sich ja um Amerikaner handelt, andererseits klingt es aber auch einfach nicht so "echt", und lässt es mich deshalb etwas zwiespältig zurück. Ließe sich die gleiche Geschichte denn nicht auch in Stalingrad erzählen?


Die Aufopferung eines Soldatens für seinen Freund und sein anschließender Tod.

Also gestorben ist er nicht. Ich habe mal hier nachgesehen, und einen Quentin Flaming habe ich nicht gefunden. :cool: ;)

 

Ich hab nahcgesehen und festgestellt, dass Jacko dort gestorben ist und zwar 4mal :eek:

 

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