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Nein danke

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05.02.2014
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Nein danke

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Das Klingeln des Weckers schoss wie ein Feuerwerk in Ulrikes Träume. Sofort waren die Bilder gelöscht. Lediglich ein ungutes Gefühl wies darauf hin, dass es kein schöner Traum gewesen sein konnte.
Ulli starrte an die Decke. »Und was bitte soll ich anziehen?«, murmelte sie, trotzig wie ein Kind.
Es war Sonntagmorgen, acht Uhr. Ein Tag, an dem ihre Freundinnen ausschliefen. Ein Tag, an dem sie zu ihren Eltern fuhr.
Pünktlich um halb zwölf, gleich nach dem Gottesdienst, gab es Mittagessen. Margarete präsentierte stolz immer das Gleiche: Schweinebraten, dazu Gemüse-Kartoffelmus, das je nach Geschmack mit Soße angereichert oder darin ertränkt werden durfte.
Der Geburtstag ihres Bruders Friedjoff sowie Muttertag bildeten eine Ausnahme und wurden im immer gleichen Restaurant gefeiert. Am reservierten Tisch saß Ulli ihrer Mutter gegenüber. Sie sah zu, wie sie ihre Kartoffeln in Stücke schnitt, mit der Gabel zermanschte, um sich dann in der gleichen Form über das Gemüse herzumachen. Margarete vermengte alles zu einem Brei von undefinierbarer Farbe, den sie genüsslich seufzend in ihren breiten, weit geöffneten Mund schob.
Gut, dass sie das Fleisch nicht auf ähnliche Art mit den langen Zinken ihrer Gabel massakrieren konnte.
Zu Hause ersparte sich Margarete die Prozedur, indem sie Kartoffeln und Gemüse gleich im Topf mit dem Pürierstab zerkleinerte und mischte. Alle mussten Pampe essen, und irgendwann würde sie sicher auch den Braten integrieren.

Ulli schlug die Decke zur Seite, setzte sich auf die Bettkante und starrte auf den staubigen Fußboden zu ihren Füßen. Wenn sie sich doch ein Mal trauen würde, den Sonntagsbesuch ausfallen zu lassen!

Friedjoff öffnete ihr die Tür. »Das Essen ist bald fertig.« Er strahlte, als hätte er die ganze Woche nichts bekommen.
»Ulrike!« Margaretes Stimme kratzte am ‚r‘ und spuckte das ‚k‘ wie einen Kirschkern aus, wahrscheinlich direkt in den großen Topf, in dem sie eifrig mit dem Pürierstab hantierte. Ulli begrüßte ihre Mutter, bevor sie ins Wohnzimmer flüchtete.
»Hallo Papa.« Sie ließ sich zwischen ihren Vater und Friedjoff auf das Sofa fallen.
Peter nickte und tätschelte den Arm seiner Tochter.
»Also wirklich!« Margarete stand, die Hände in die Hüften gestemmt, im Türrahmen. Ihr Gesicht leuchtete vor Anstrengung hochrot. Sofort sprang Ulli auf, hastete zum Schrank und hob die guten Teller heraus.
»Das Essen ist soweit«, zwitscherte Margarete aus der Küche, als gäbe es ein Festmenü. Die einzige Überraschung bildete die Farbe der zerquetschten Beilagen, die in einer weißen Schüssel mit Goldrand serviert wurden.

»Ulrike, jetzt stocher nicht auf deinem Teller herum! Iss wenigstens das Gemüse, wenn du schon das gute Fleisch verschmähst.« Margaretes Mund schloss sich wie eine Mausefalle.
Dir würde es auch gut tun, auf das fette Fleisch zu verzichten, dachte Ulli und grinste verstohlen.
»Noch etwas Kartoffelgemüse?« Margarete stand hoch aufgerichtet und schwang die Kelle.
Ulrike schüttelte den Kopf. »Nein danke.«
Schwungvoll landete die hellgrüne Masse auf ihrem Teller. Ihre Mutter sah ihr triumphierend in die Augen. Mit ebensolchem Schwung traf Ullis Mageninhalt das Tischtuch neben ihrem Teller - zumindest in ihrer Fantasie. Als könnte Margarete Ullis Gedanken lesen, fielen ihre Mundwinkel herab und ein Kranz winziger Fältchen grub sich in die Haut um ihre Lippen. »Zu spät. Du hättest ja etwas früher nein sagen können. Friedjoff möchtest du noch?«
Er lehnte sich zurück und rieb seinen Bauch. »Nee, lass mal.«
Margarete klatschte eine Kelle voll auf den Teller ihres Mannes. Freundlich blickte sie auf Friedjoff hinunter. »Den Nachtisch lässt du dir aber nicht entgehen, oder?« Sie lächelte verschwörerisch. »Ich habe ihn extra für dich gemacht.«

Das Essen schien Stunden zu dauern, wie jeden Sonntag. Ulli hätte zum Abschluss gern einen Kaffee gehabt, aber den gab es um Punkt drei. Wenigstens bestand ihre Mutter nicht mehr darauf, dass sie so lange blieb.
»Das wird jetzt aber aufgegessen, Ulrike! Erst nicht genug kriegen, und dann die Hälfte stehen lassen. Wo gibt’s denn sowas?«
Ulli kratzte den Rest vom Teller, blickte verstohlen auf ihre Armbanduhr und nahm eine Anstandsportion Schokoladenpudding. Der weiche Brei in ihrem Mund blähte sich auf. Sie schluckte tapfer. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie ihr Vater versunken löffelte. Die Mutter plapperte an ihr vorbei und Friedjoff grinste dümmlich dazu.
Mit einem Mal war der Gedanke geboren, entwickelte sich in Sekunden zu einem Entschluss: Nie wieder wollte sie an diesen sonntäglichen Essen teilnehmen, sich den Tag, ja die ganze Woche damit verderben. Sie würde ihrer Mutter sagen, dass sie weder den Schweinebraten, noch den Gemüsematsch und schon gar nicht ihre Monologe ertragen konnte. Ihre Ignoranz, ja Frechheiten wollte sie sich nie wieder gefallen lassen. Jetzt war Schluss!
»Ich gehe dann mal.« Ulli griff nach ihrer Tasche.
»Wenn du meinst.« Beleidigt sah Margarete aus dem Fenster, dann klopfte sie Friedjoff lächelnd auf den Oberschenkel. »Soll ich denn schon mal einen Kaffee kochen und die Schwarzwälder auf den Tisch stellen?«
»Tschüss dann.« Peter hob grüßend die Hand in Richtung seiner Tochter.
Margarete hievte sich ächzend aus dem Sessel. »Ja, ja, bis Sonntag, Ulrike.«
»Ja, bis Sonntag«, antwortete sie und schlich über den Flur zur Haustür.

 
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Hallo Sylvi,

leider finde ich deine Geschichte etwas trist.

Das die Story trist ist, ist wahrscheinlich sogar gewollt. ok. :)

Schade ist aber, dass der Rest auch so trist ist. Dadurch quält man sich beim Lesen so durch.
Ullis innerer Kampf könnte da mehr "Spannung", bzw. Abwechlung bieten. Da sehe ich durchaus Potential, die Geschichte für den Leser attraktiver zu machen.

Du erzählst im ersten Absatz schon die ganze Geschichte als Gedankenspiel beim Aufwachen. Anschließend ist der Text dann genau so dröge wie das Essen. so aufgewärmtes Wissen, was man schon gelesen hat. Da kommt nichts Neues, kein Witz, keine Überraschung, keine Wendung.
(klingt vielleicht etwas hart - aber ich fand den Vergleich zum Essen so gut :))

Tja - die Trennung von den Eltern. Macht eigentlich jeder irgendwann durch. und das durchaus laaange nach der Pupertät!!

ich hoffe Du kannst trotz meiner "tristen Stimmung des Kommentars" etwas damit anfangen :)

viele Grüße
pantoholli

 
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Hi Sylvi, nur ein kurzes feedback.
Ich hab diese sonntägliche Essensfolterszene eigentlich ganz gerne gelesen. Du hast es wirklich hingekriegt, dass der Leser Abscheu und Ekel vor Essen und Mutter entwickelt. In vielen Familien ist es ja wirklich so, dass über das Essen Kontrolle ausgeübt wird.
Als Beispiel diese beiden Stellen, da kriegst du das sehr deutlich hin, die fand ich echt gruselig.

»Ulrike!« Margaretes Stimme kratzte am ‚r‘ und spuckte das ‚k‘ wie einen Kirschkern aus, wahrscheinlich direkt in den großen Topf, in dem sie eifrig mit dem Pürierstab hantierte. Ulli begrüßte ihre Mutter, bevor sie ins Wohnzimmer flüchtete.
Oder die hier:
»Noch etwas Kartoffelgemüse?« Margarete stand hoch aufgerichtet und schwang die Kelle.
Ulrike schüttelte den Kopf. »Nein danke.«
Schwungvoll landete die hellgrüne Masse auf ihrem Teller. Ihre Mutter sah ihr triumphierend in die Augen.

Als Kritik: Manchmal überziehst du mir die Essensgeschichte ein bisschen zu sehr, da wirds dann fast ein bisschen klamaukig. Aber mehr noch fehlen mir Ullis Gründe, warum sie es nicht schafft, wie auch immer, sich von diesen Sonntagsessen fernzuhalten. Direkt beim Essen fasst sie ja den Beschluss, nicht mehr hinzugehen, geht dann aber doch schleichend raus. Soll vermutlich heißen, sie kommt am nächsten Sonntag wieder. Also das finde ich alles nicht so ganz klar herausgearbeitet.

Als ich das hier las, dachte ich an Mitleid mit der Mutter.

Mit ebensolchem Schwung traf Ullis Mageninhalt das Tischtuch neben ihrem Teller - zumindest in ihrer Fantasie. Als könnte Margarete Ullis Gedanken lesen, fielen ihre Mundwinkel herab und ein Kranz winziger Fältchen grub sich in die Haut um ihre Lippen. »Zu spät. Du hättest ja etwas früher nein sagen können. Friedjoff möchtest du noch?«
Das wäre etwas, was mir bei allem Ekel, den sie empfindet, einleuchten würde. Aber man ist sich nicht sicher, ob du als Autorin das so sehen willst. Könntre genauso gut sein, dass sie einfach keinen Arsch in der Hose hat, der Mutter zu sagen, dass sie eben nicht kommt. Oder ist sie abhängig vom Geld der Eltern oder was? Also hier fehlts.
Wie gesagt, weder die Gründe, warum sie nie aufmuckt, noch, warum sie dann auf einmal den Beschluss fasst, sich zu wehren, noch der Punkt warum sie innerhalb einer Sekunde dann wieder kneift.

Noch eine Sache:

Ulli fragte sich, wann es dem Fleisch ähnlich ergehen würde. Mit Glück wäre ihre Mutter dann schon zu alt für Restaurantbesuche.
Das ist zumindest in dem Zusammenhang unklar formuliert. Du beziehst es auf das Pürieren, man könnte es beim lockeren Durchlesen aber auch auf das In-den-Mund-schieben beziehen.

Grüße von Novak

 

Hallo pantoholli,

ja, dröge ist die Geschichte, denn der ganze Sonntag ist trockener Horror für Ulli, die sich nicht traut, ihrer Mutter die Stirn zu bieten. Obwohl sie die Besuche hasst, geht sie und wird auch nach ihrem Entschluss wiederkommen. Jeden Sonntag!
Ich kenne erschreckend viele Leute, die sich, längst erwachsen, ihren Eltern schlecht entziehen können. Wenn sie nicht zum Essen gehen, rufen sie doch mindestens an. Sie könnten auch gar nicht zu Besuch kommen, weil sie ihren Wohnort sehr weit entfernt gewählt haben.
Ist überspitzt, ok.

Danke, dass du die Geschichte kommentiert hast, obwohl sie nicht dein Fall ist!
Du hast sicher Recht, wenn du siehst, dass hier Binsenweisheiten aufgekocht worden sind.
Ich werde sehen, ob ich sie noch etwas aufpeppen kann.
Im Grunde bin ich ein Fan von diesen trockenen Storys. Binsenweise will ich natürlich trotzdem nicht sein!
Ich kenne ein paar Leute, die diese Art von Geschichten mögen, aber genauso viele, die das Weglaufen kriegen.

Hallo Novak,

auch dir ein großes Dankeschön für dein feedback.

Wenn jemand seine Eltern besucht, obwohl er diese Besuche schrecklich findet, steht natürlich eine komplette Kindheit dahinter - bei jedem eine andere.
Die Gründe wollte ich nicht erwähnen, das wäre mir zu viel Lamento gewesen. Jeder kann sich seinen eigenen Reim machen - zumindest habe ich mir das so gedacht. Aber wenn diese Gründe für den Leser wichtig sind, werde ich welche einarbeiten. Die Auswahl ist groß.

In Beziehungen, egal wie schlecht sie sind, haben positive Gefühle, und wenn sie nur von Vergangenem leben, ihren Platz. Vielleicht hat Ulli Mitleid mit der Mutter, sieht in diesem Moment die Enttäuschung, weiß auch, dass die Mutter sich ihr Leben einmal anders vorgestellt hat. Trotzdem herrscht Schweigen. Zwei Planeten rauschen aneinander vorbei.
Vielleicht sind die Motive zwischen den Zeilen nicht immer deutlich genug. Ich werde darüber nachdenken und versuchen, sie klarer zu modellieren.

Dieser Fleisch-Satz ist tasächlich etwas merkwürdig. Den ändere ich sofort.

Einen schönen Tag für euch
Sylvi

 

Herrlich! Auch ich kenne diese Pampe auf den guten Tellern mit Goldrand! Und diese alles ertränkende Bratensoße! Aber ich muss das höchsten ein bis zweimal im Jahr über mich ergehen lassen. Ist irgendwie erleichternd, dass auch andere – und viel häufiger noch! - darunter leiden.

Okay, um die Wahrheit zu sagen, das ist für mich kein Leiden, lediglich eine Abwechslung. Aber das jeden Sonntag zu ertragen, das wäre schon nahe an Folter. Kinder befinden sich auch als Erwachsene noch in einem (vielleicht nur eingebildeten) Abhängigkeitsverhältnis zu ihren Eltern – wenn sie zu nah oder gar im Haus der Eltern wohnen. Sie meinen ja nur gut mit einem, und prinzipiell nicht zu erscheinen wäre auch eine Art Grausamkeit.

Aber das gibt es häufig: Der große Sigmund Freud z.B. erschien samt seiner zahlreichen Familie auch jeden Sonntag bei seiner Mutter zum Kaffee und Kuchen, solange sie lebte. Das heißt: Mehr als 40 Jahre!

Insofern finde ich diese Geschichte keineswegs als trist, sondern eher amüsant. Vielleicht, weil ich mich gut in die Protagonistin Ulrike versetzen konnte. Auch sie wird irgendwann einen Weg finden, sich von dem Zwang zu befreien. Da bin mir ganz sicher. Es sei denn, sie wäre eine Masochistin. Aber das wäre dann eine andere Geschichte.

 

Hallo Dion,

ich habe gerade erst einmal darüber gestaunt, wie lange du schon hier bist! Da hattest du ja schon Hölzerne Hochzeit oder so etwas in der Art.

Vielen Dank für deine Antwort. Ich freue mich, dass du dich amüsiert hast und die Geschichte nachvollziehen konntest.
Das bringt mich natürlich auf den Gedanken einer Generationenfrage. Ich weiß zwar nicht, wie alt du bist und vielleicht spielt das auch nur am Rande eine Rolle, aber ich glaube schon, dass diese Verpflichtungen und der Gehorsam den Eltern gegenüber heute nicht mehr so aktuell ist wie in der Generation 1960 -1970 oder erst recht davor. (Siegmund Freud - unglaublich!)
Mein zwanzigjähriger Sohn vesteht diese Art von 'Vergangenheitsbewältigung' nämlich auch nicht. (Puh, Glück gehabt, und zwar alle beide! Dafür gibt es mit Sicherheit adäquaten Ersatz, aber darüber will ich jetzt nix hören.)

Viele Grüße
Sylvi

 

Salü Sylvi,

du hast uns hier ein recht schwieriges Thema in flüssigem Stil angeboten. Soweit muss ich dich loben. Alles kommt sehr dröge daher, nix ist 'um zu' und daher auch nix 'zu um' :D

Aber, beim Roland, ich hätte doch gerne gelesen, was passiert wäre, wenn ... Dann hättest du allen, die quasi lebenslänglich am gleichen Tisch sitzen, eine Lösung anbieten können. So ischa das nun man einfach so, wie es ist und mir is' das n' büschen zu wenig: Muttern einfach machen lassen und darüber maulen.
Auf dem Papier könntest du so viel ausprobieren: Ulli steht auf: "Nein, ich ess' das nicht. Heute nicht und nie mehr. Ich krieg das Zeug nicht mehr 'runter, ehrlich." Was wäre dann passiert?

Ist nur eine Anregung zur Konfliktlösung, egal, wie sie ausgeht, da käme Spannung auf, Empörung vielleicht auch. Aber nur die Tasche nehmen und gehen und wiederkommen und schlucken und gehen und immer so weiter, das kreist vor sich hin und kommt nich' vom Fleck ... Und dann noch Peter und Friedjoff, das sind ja auch so arme Kerle, denen ein wenig Pfeffer unterm Hintern gut täte.

Lies dies nicht als Verriss bitte, so ist das nämlich ganz und gar nicht gemeint. Eher als Tipp, mehr zu wagen! :)

Liebe Grüsse,
Gisanne

 

Da hattest du ja schon Hölzerne Hochzeit oder so etwas in der Art.
Ja, Sylvi, ich gehöre inzwischen zum Inventar hier. Vielleicht lasse ich deswegen die Geschichten einfach über mich ergehen und sage meistens nichts dazu. Aber wenn mich eine Geschichte in irgendeiner Weise anspricht, dann melde ich mich schon noch – wie auch ein alter Stuhl knarzt, wenn sich jemand drauf setzt.

Wünsche Dir noch viel Erfolg beim Schreiben.

 

Dion, ich mag knarzende Stühle. Die sind doch wesentlich lebendiger als Versteinerungen.


Hallo Gisanne,

entweder hast du einen bremischen Volkshochschulkurs absolviert, trauerst einem bremer Liebhaber hinterher und bewahrst die Erinnerung an ihn, indem du seine urtümliche Sprache kultivierst, wenn du nicht sogar selbst das große Los gezogen hast und in dieser beschaulichen Stadt lebst. Oder lebtest. Dein Slang übertrifft den von Herrn Lehmann um mindestens Schlachtelänge.
Ich als Neubremerin (1989 zugezogen) bin beeindruckt!

Danke für den Tipp, eine Lösung zu er-finden. Mir ist dieses sehr offene flüchtig flüchtende Ende zwar ganz lieb, aber ein anderes stelle ich mir auch reizvoll vor. Noch interessanter wäre es, mehrere Autoren ein Ende schreiben zu lassen.
Die Idee werde ich mal im Kopf behalten.

Jetzt hast du meinen Kreativitätsnerv gereizt. Vielen Dank dafür.
Aber was, wenn ich die Lösung finde? Dann ist ein großes Thema für die Literatur verloren. Tja.

Liebe Grüße

Sylvi

 

Also ich muß sagen, den etwas drögen Erzählstil fand ich total passend, es unterstricht doch nur die Tristesse der Situation, der sich die Protagonistin widerwillig aussetzen muß. Und ich schreibe bewußt "muß", denn was für eine Wahl hat sie, wenn sie sich den Erwartungen widersetzt? Sie würde ein emotionales Desaster auslösen und müßte Zeit ihres Lebens dem stummen Vorwurf gefallen lassen müssen. Von daher war es für mich eine rundum gelungene Story mit einem passenden Ende!

 

Hallo,

der Autor macht es sich hier sehr einfach: Biedermeierszenario, und schon ist eine Front aufgebaut. Da kann nichts schief gehen. Sicher, jeder kennt dieses Bild; die Eltern und die Kinder, die gemeinsam spachteln, bis der Wanst sich bläht. Hier ist aber kein doppelter Boden vorhanden, diese Geschichte ist, aus der Erzählperspektive betrachtet, eine Einbahnstraße. Da hast du die Eltern, und die revoltierende Tochter, aber sonst nichts. Das genügt (mir jedenfalls) nicht. Du sagst, jeder Leser soll da selbst etwas implizieren, aber eben das macht doch den Rahmen einer Erzählung aus: Individualität, die wieder verbindlich wird, weil sie ein verbindendes Thema hat. Es ist dann ein wenig beliebig, sozusagen. Man muss es nicht auserzählen, aber andeuten könnte man es schon: So ist die Atmosphäre ja niemals gebrochen, da dominiert die Mutter, und das alles führt zu keinem Ergebnis, sondern nur zu einem kurzen Gedankenspiel. Da steckt, meiner Meinung nach, wesentlich mehr in den Figuren. So ist das eine Versuchsanordnung, die ihre Figuren als Schablonen preisgibt.

Gruss, Jimmy

 
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Hallo apollox,

ich freue mich, dass du der Geschichte so viel abgewinnen konntest! Pulverfass Familie.

Viele Grüße

Sylvi

Hallo Jimmy,

huhu, ich bin es, der Autor oder die Autorin oder einfach nur Sylvi.

Das 'Problem' an solchen Geschichten ist vielleicht, dass jeder sie im Grunde kennt, allerdings aus einer jeweils anderen Perspektive.

Ich sehe hier durchaus einen doppelten Boden. Die Tochter allerdings revoltiert nicht, sondern klemmt in dieser Atmosphäre der Mehrfachbotschaften.

Die Sätze zwischen den Zeilen sind natürlich nicht wirklich lesbar. Bei mehr Erklärungen fürchte ich, die Leser könnten sich bevormundet fühlen.
Trotzdem ist die Idee, das Ganze nicht so sehr ins Leere laufen zu lassen und zum Beispiel mit einer Überraschung zu enden, eine Möglichkeit der Veränderung. Gisanne hat dazu auch schon etwas geschrieben.
Vielleicht ist die Story auch schwach, mag sein. Allerdings habe ich im Moment kein Interesse daran (viel zu wenig Zeit), die Figuren aufzubauen. Dafür sind sie mir nicht wichtig genug.

Ich danke dir für deine Einschätzung und werde sie bei einer neuen Geschichte berücksichtigen. Da diese Alltagsbilder Hauptanteil meines Schreibens sind, nehme ich deinen Hinweis als Tipp zu mehr Sorgfalt.

Viele Grüße

Sylvi

 

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