- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 2
Neawoulfs Ostergeschichte
Dies ist die Fortsetzung von "Neawoulfs Weihnachtsgeschichte". Um die Handlung besser zu verstehen, empfehle ich zuerst die Weihnachtsgeschichte und danach diese Ostergeschichte zu lesen.
-----
Zitternd lag der kleine Phillippe-Gustav in seinem kleinen, lustigen Bettchen, träumte einen Traum, den nicht einmal ein träumender Träumer zu träumen wagte. Die Erinnerungen an das letzte Weihnachtsfest plagten ihn.
In seinen Gedanken sah er wuschelige kleine Häschen knurrend und Zähne fletschend am Wohnzimmerfenster kratzen. Seine kugelrunden Augen wanden sich vor Angst in seinem Kopf, seine Nase lief und sein Mund schmatzte panisch im Takte nicht vorhandener Musik.
Schließlich wachte der kleine Phillippe-Gustav auf. Er sah auf den lustigen Teddybärenkalender an seiner bunten Zimmerwand und entdeckte ein Tier darauf. Es sah aus wie… ja, es sah nicht nur aus wie ein Hase. Es war ein Hase! Es bestand kein Zweifel mehr: Ostern stand vor der Tür und die Hasen werden ihre Rache nehmen. Rache dafür, dass man ihnen im letzten Winter das Festmahl in Form des lieben, guten Weihnachtsmannes nahm.
Wild quietschend und mit beiden Armen heftig wedelnd rannte er aus seinem Zimmer, stolperte dabei beinahe über Wulfgard, den heiligen Pinguin, den der Papa ihm ein paar Tage nach Weihnachten geschenkt hatte. Und kaum hatte er sein lustiges, buntes, kleines Zimmerchen verlassen, saß er auch schon auf seinem Bobbycar und ließ in seiner lebhaften und völlig individuellen Fantasie den nicht vorhandenen Motor aufheulen.
Wie ein Mäuschen piepsend rannte seine kleine Schwester Olga-Lotte an ihm vorbei und streckte ihm ihre lange, gewundene Zunge entgegen. Das war Phillippe-Gustav zu viel: Er flitzte los und rumpelte über das kleine Schwesterchen drüber wie der Papa es immer mit der Mama getan hatte. Ihr Piepsen endete somit vorübergehend.
Im Wohnzimmer auf der Couch lag der Papa und rülpste. Im Fernsehen lief Fußball. Phillippe-Gustav wusste, dass der Papa Fußball ganz toll fand und fand daher eher wenig Mut, ihn auf das bevorstehende Ereignis hinzuweisen, beziehungsweise den Papa danach zu fragen, welch fatale Folgen der folgende Tag, den alle völlig verharmlosend als Ostern bezeichneten, auf sein weiteres, kleines, lustiges Leben haben könnte.
So fand der kleine Phillippe-Gustav doch den Mut, fragend seinen Wuschelkopf zu schütteln und somit klar zu machen, dass er eine Antwort vom Papa erwartete. Der Papa rülpste und Phillippe-Gustav starrte traurig auf die schlafende Katze, die auf dem Sessel lag und hektisch mit den Ohren wackelte.
Wieder schüttelte der kleine Phillippe-Gustav seinen Kopf so heftig, dass es leise raschelte. So zog er schließlich doch die Aufmerksamkeit des Papas auf sich und quietschte leise.
Grunzens spuckte der Papa einen Schluck Bier in den Aschenbecher, während er mit zitternden Augenbrauen eine leere Bierdose zerquetschte. Ein kurzes, wortloses Gespräch folgte und die grausame Gewissheit packte Phillippe-Gustav wie Kingkong eine Banane.
Irgendwo krabbelte in diesem Moment ein Mäuschen durchs Häuschen und verschwand mit einem Stück Käse irgendwo anders.
Vorsichtig öffnete die kleine Olga-Lotte ihre kleinen Äuglein um sie schließlich entsetzt aufzureißen. „Eieieiei!!!“ schrie sie laut und zeigte mit ihren lustigen kleinen Fingerchen auf das Fenster.
Quietschend und mit wackelndem Kopf rannte der kleine Phillippe-Gustav zum Fenster und wedelte mit seinen kleinen Ärmchen über seinem großen Köpfchen herum, bis er schließlich sah, was mit großen Augen durch das Fenster hinein starrte: Es war die dicke Tante Gnotta und sie hielt eine Tafel Schokolade in der Hand.
Phillippe-Gustav quietschte wieder und versuchte auf diese Weise seiner Schwester unmissverständlich klar zu machen, dass es nun gefährlich sei, sich der Tür zu nähern. Doch leise trapsend und vom hypnotischen Anblick der Tafel Schokolade in Tante Gnottas Hand angezogen, trapste sie langsam zur Haustür.
Der Papa brüllte laut und hob die Faust, als ein scheinbar außerordentlich bedeutendes Ereignis in dem so genannten Fußballspiel stattfand.
Doch Phillippe-Gustav hatte ganz andere Sorgen: Er musste sein Schwesterchen einfach vor Tante Gnotta retten, koste es, was es wolle.
Das kleine Mädchen schlenderte noch immer träge, doch motiviert in Richtung Flur, während die dicke Tante Gnotta sie mit der Tafel Schokolade weiter anlockte.
´Das ist zu viel!´ dachte Phillippe-Gustav und setzte sich auf sein Bobbycar. Er machte sich damit auf den Weg in die Küche, und überlegte dabei, was er tun könne, um seine Schwester vor Tante Gnotta zu retten. Unterwegs hielt er an, als er eine Gestalt am Teppichrand ausmachte. Es war Wulfgard, der heilige Pinguin.
Laut quakend winkte der schwarz-weiße Vogel Phillippe-Gustav zu sich herüber. Vorsichtig brachte er sein schweres Bobbycar zu stehen und stieg ab. Mit ernstem Gesicht ging Phillippe-Gustav Wulfgard, dem heiligen Pinguin, entgegen.
Phillippe-Gustav hatte in all den Wochen gelernt, Wulfgard zu respektieren, denn Wulfgard war weise und mächtig. Sie sprachen nur sehr selten miteinander, doch wenn Wulfgard zu ihm sprach, dann standen zweifellos bedeutende Ereignisse bevor.
„Dunkle Schatten streifen über das Land“ begann Wulfgard und seine Stimme klang ebenso verängstigt, wie warnend. „das Rudel ist zu neuem Leben erwacht, es macht sich auf die Suche. Ja, auf die Suche nach Euch!“ während er das sagte, begann der schwarz-weiße Vogel schon beinahe schreien und Phillippe-Gustav bekam es mit der Angst zutun.
Er glaubte, das Rudel am letzten Weihnachtsfest bereits besiegt zu haben, doch die Hasen waren noch nicht geschlagen. Sie würden wiederkommen, soviel war ihm klar. Und sie würden bald kommen… sehr bald!
„Haltet das Portal geschlossen oder die Schatten des Rudels werden bis in euer Reich vordringen!“ warte Wulfgard und schließlich verschwand der heilige Pinguin im Kühlschrank.
Noch immer versuchte Phillippe-Gustav dieses Gespräch zu verdauen und sich der Tragweite der kommenden Ereignisse bewusst zu werden. Er setzte sich auf sein Bobbycar und überlegte.
Die Schatten würden durch das offene Portal in dieses Reich eindringen… aber welches Portal meinte er? Vielleicht die Waschmaschine, in der Phillippe-Gustav schon immer die Mächte des Bösen vermutete?
Oder haben die Hasen einen Pakt geschlossen mit Hildebert, dem panischen Mäuschen, das hinter dem Wohnzimmerschrank lebte? Oder lauerte das Böse etwa doch woanders? Ein plötzliches Klopfen ließ ihn die Realität erkennen: Tante Gnotta stand noch immer vor der Haustür.
Phillippe-Gustav nahm seinen ganzen Mut zusammen und fuhr in Richtung Flur, um dort seinem kleinen Schwesterchen im Kampf gegen Tante Gnotta beizustehen.
Im Flur stand die kleine Olga-Lotte vor der Tür und versuchte springend die Klinke zu erreichen, um ihrer Tante Gnotta die Tür zu öffnen. Doch immer wieder rutschte sie mit ihren kleinen, lustigen Fingerchen von der Klinke ab und landete unsanft auf der Nase, was die kleine Olga-Lotte mit einem verärgerten „Eieiei!“ kommentierte.
Bedrohlich hielt die dicke Tante Gnotta nun die Tafel Schokolade direkt an das Fenster neben der Tür und lächelte. Es war ein grausames, böses Lächeln, doch die kleine Olga-Lotte übersah dies in ihrer Schokoladengier völlig und stand wieder auf, griff mit ihren Fingerchen ein weiteres Mal nach der Klinke.
Inzwischen hatte auch der Papa gemerkt, was los war da das Fußballspiel zu ende war, und schlurfte brummend zur Tür. Phillippe-Gustav war nun bereits im Wohnzimmer, sah, wie einige Meter vor ihm, die drohende Gefahr völlig ignorierend, der Papa zur Tür ging.
Er holte alles aus seinem Bobbycar heraus, er musste einfach verhindern, dass dieses Portal des Bösen geöffnet und Tante Gnotta hereinkommen würde. Doch er war sich klar: Wie schnell er auch fuhr, er würde niemals rechtzeitig die Tür erreichen.
Der Papa war nun fast an der Tür und Phillippe-Gustav fuhr gerade über die Türschwelle in den Flur. Wieder sprang die kleine Olga-Lotte hoch und versuchte, die Türklinge zu ergreifen, fiel wieder auf die Nase und sprach wieder verärgert „Eieiei!“
„Eieiei“ brummte nun auch der Papa und hob die kleine Olga-Lotte auf, setzte sie auf seine Schulter. Dann griff er zur Klinke. Phillippe-Gustav betete zu Gott, dass auch er die Klinke nicht erreichen und auf den Boden stürzen würde, was jedoch aufgrund der Tatsache, dass der Papa sehr erfahren im Öffnen von Türen war, sehr unwahrscheinlich erschien.
Die Tür öffnete sich tatsächlich, zuerst nur einen Spalt, dann weiter. Phillippe-Gustav konnte nicht mehr bremsen und fuhr dem Papa in die Hacken, stürzte dabei über die Motorhaube seines Bobbycars und fiel an dem Papa und der dicken Tante Gnotta vorbei durch die Tür nach draußen, wo er einige Sekunden liegen blieb und überlegte, ob dieser Sturz es wert war, dafür zu weinen.
„Eieiei!“ kicherte die kleine Olga-Lotte von Papas Schulter herunter und so entschied Phillippe-Gustav sich gegen das Weinen. Es gab einfach wichtigere Dinge zu tun.
Doch was war das? Was hielt die dicke Tante Gnotta da in ihrer linken, schrumpeligen Hand? Es war ein Käfig! Phillippe-Gustav hatte noch nie einen Käfig gesehen, aber aus den Geschichten, die Wulfgard, der heilige Pinguin, ihm vor ein paar Wochen erzählte, wusste er, woran ein Käfig zu erkennen war.
Da Phillippe-Gustav noch immer auf dem Boden lag, konnte er nicht in den Käfig hinein sehen, also stand er wieder auf und ging dem Papa und der dicken Tante Gnotta hinterher ins Haus.
Inzwischen in einer dunklen Ecke des Hauses:
Wulfgard, der heilige Pinguin saß auf einem Stück Käse, ihm gegenüber saß, die Barthaare zittern lassend, Hildebert, das panische Mäuschen. Hildebert schnüffelte leise, jedoch hektisch und fand kaum Luft, um ein Wort zu piepsen, tat es jedoch trotzdem:
„Was machen die Hasen mit dem Jungen, wenn sie ihn finden?“
Wulfgard schüttelte betrübt seinen Kopf, welcher auf einem sehr dünnen Hals montiert war. Dann öffnete er langsam den Schnabel, schloss ihn jedoch wieder. Er nahm eine Tomate und eine Zahnbürste, welche er mit all seiner lustigen, kleinen Kraft durch die fruchtig leckere Tomate drückte, die mit einem leisen, matschenden Geräusch zerplatzte.
Ernst sah Wulfgard nun wieder zu Hildebert, dem panischen Mäuschen. Die Barthaare zitterten und er verspürte wieder die Gier, den Käse zu fressen, sah jedoch nur traurig aus und wackelte mit seinem langen, dünnen Schwänzchen, bis er sich entschloss, damit aufzuhören, um das Stückchen Käse zu fressen.
„Der Käfig der Schatten ist nun hier, und nun können wir uns nur noch auf eine Person verlassen.“ Sagte Wulfgard, der heilige Pinguin, und putzte schließlich sein Gefieder.
Hastig kaute Hildebert, das panische Mäuschen, das Stückchen Käse zu Ende und sah hinüber zum Eingang seines Mauseloches, dann wieder dem heiligen Pinguin ins Gesicht. „Wer ist es?“
Doch Wulfgard, der heilige Pinguin schwieg. Schließlich erschien eine kleine, weiße und überaus flauschige Gestalt im Eingang des Mauseloches. Schließlich gab sich Hildebert, das panische Mäuschen, seiner Panik vollkommen hin und quietschte, dass selbst die Fliegen sich die Ohren zuhalten mussten.
Rumpelnd trampelte die dicke Tante Gnotta durch den Flur, noch immer den Käfig und die Tafel Schokolade in der Hand haltend. Die kleine Olga-Lotte tanzte um sie herum und sprang hoch wie ein Hündchen, dem man einen Hundekuchen über die Schnauze hielt.
„Eieieiei!!!“ kicherte sie laut und sprang, die lustigen kleinen Ärmchen gierig nach oben ausgestreckt, wieder in die Höhe, drehte sich dort um 180 Grad und stürzte zurück auf den Boden. In dieser Sekunde flitzte der der kleine Phillippe-Gustav auf seinem Bobbycar vorbei und die kleine Olga-Lotte wurde wieder zu Boden geworfen, fest entschlossen, das ganze wiederholt mit einem „Eieiei!“ zu kommentieren, was sie jedoch nicht tat, da sie vorübergehend beschloss, mit ihren großen, kugelig runden Augen der Tafel Schokolade zu folgen, die noch immer zwischen den wurstig-feuchten Fingern der dicken Tante Gnotta verharrte.
Unter der Tafel Schokolade kreiste nun nervös der kleine Phillippe-Gustav auf seinem Bobbycar und hielt mit offenem Mündchen den großen, eisernen Käfig im Auge, in den er von dort unten nicht hineinsehen konnte, jedoch Schlimmes vermutete, da er dort oben ein tiefes, laut und bedrohlich schnüffelndes Geräusch hörte, das zweifellos von einem Hasen stammte.
So ist es also wahr: Die dicke Tante Gnotta steckt mit den Häschen unter einer Decke. Vermutlich hat sie sogar das hinterhältige Attentat auf den Weihnachtsmann geplant, der am vergangenen Weihnachtsfest im Garten abgestürzt war und von diesen Häschen so übel zugerichtet wurde, dass der Papa den Weihnachtsmann einfach erschoss.
Doch die Gefahr war nun wieder allgegenwärtig, Phillippe-Gustav hatte nun keinen Zweifel mehr daran, dass die Hasen sich nun dafür an ihm rächen würden, dass er mit seinem schweren Bobbycar im vergangen Winter die niedlichen kleinen und aggressiv knurrenden bösen Häschen niedergemetzelt hatte.
„Rumpeldirump“ machte es mit jedem Schritt, den die dicke Tante Gnotta in Richtung Wohnzimmer machte und sich dabei mit dem Papa leise brummend über Dinge unterhielt, von denen der kleine Phillippe-Gustav keine Ahnung hatte.
So flitzte der kleine Phillippe-Gustav nervös quengelnd und quiekend voraus, um heftig mit seinen Ärmchen wedelnd auf dem Wohnzimmerteppich mit quietschenden Reifen zum Stehen zu kommen und von dort aus zu beobachten, was die dicke Tante Gnotta wohl mit diesem Käfig, und vor allem mit dem sich darin befindenden niedlichen kleinen, aggressiv knurrenden bösen Häschen anstellen würde.
„Rumpeldirump“ machte es wieder und der Käfig stand. Darin saß schwarz und böse, der niedliche kleine, aggressiv knurrende Hase und starrte den kleinen Phillippe-Gustav an. Er knurrte laut und sprang gegen das Gitter, dass es laut schepperte, fletschte die Zähne, während aus seinem Mund frischer Speichel und von seinen Zähnen Blut tropfte.
Der Papa und die dicke Tante Gnotta standen über dem Käfig und sahen vergnügt zu dem kleinen Phillippe-Gustav hinab, der mit großen Augen in den Käfig starrte.
„Möchtest du ihn streicheln, kleiner Mann?“ fragte die dicke Tante Gnotta drohend und lächelte freundlich zu ihm herab, was ihn sehr verwirrte.
Angsterfüllt schüttelte der kleine Phillippe-Gustav seinen überproportional großen Kinderkopf mehrmals im Kreis herum, stieg auf sein Bobbycar und fuhr davon.
Er wusste nicht, wie lange er unterwegs war, jedoch kam es ihm sehr lang vor, denn er war bereits bis in die Küche gekommen und wartete unter dem Kühlschrank darauf, dass Wulfgard, der heilige Pinguin zu ihm sprach um ihm einige hilfreiche Ratschläge zur Bekämpfung des nun präsenten Bösen zu geben. Doch Wulfgard erschien nicht.
Ängstlich machte sich Phillippe-Gustav mit seinem Bobbycar auf den Weg zurück ins Wohnzimmer, wo schließlich nicht nur der Papa und die dicke Tante Gnotta auf der Couch saßen, sondern auch Onkel Beinfried und die Omi.
Zwischen der dicken Tante Gnotta und der alten Omi saß sein kleines, lustiges Schwesterchen Olga-Lotte und hielt glücklich die große, leckere Tafel Alpenvollmilchschokolade von Milka in ihren kleinen Patschehändchen und gab ein fröhliches „Eieiei!“ nach dem anderen zum Besten.
Doch kaum hatte Omi den kleinen Phillippe-Gustav gesehen, humpelte sie ganz hektisch auf ihn zu, jeder Fluchtversuch war vergebens, und knuddelte ihn, dass ihm die Luft weg blieb und schrie dabei immer wieder schrill die Worte „Kutschikutschikuh!!!“ dass es durch den ganzen Raum hallte.
Schließlich scheuerte sie mit ihrem rauen, alten Gesicht seine Wange wund und humpelte dann ein bisschen weniger hektisch zur Couch zurück. Sie begannen zu essen was der Papa im Schrank gefunden hatte.
Doch plötzlich begann die Omi leise zu röcheln und fasste sich an ihren alten, schrumpeligen Hals, während sich ihr Gesicht allmählich blau färbte. Ganz offensichtlich schmeckte ihr das Essen vom Papa nicht.
Ihr Röcheln wurde lauter, jedoch nicht intensiver und schließlich begann die kleine Olga-Lotte auf Omas Schoß herumzuhüpfen und laut zu kichern.
„Du musst kräftig husten, dann kommt es raus!“ schrie die dicke Tante Gnotta immer wieder die arme, leise röchelnde Omi an, die sich jedoch keineswegs an die Anweisung hielt und es bevorzugte, mit ihrem Kopf den Teller mit Salat zu zertrümmern und darauf liegen zu bleiben.
Dann packte der Papa die kleine Olga-Lotte, die nun zusammengequetscht auf Omis Schoß lag und noch immer laut kicherte, immer wieder „Eieiei!“ sagte und mit den Patschehändchen wedelte, setzte sie auf den Boden und die dicke Tante Gnotta nahm die Omi auf die Schulter und trug sie raus, während Onkel Beinfried genüsslich einen Schluck Bier trank.
Schließlich war es Nacht geworden und sowohl die Tante Gnotta als auch der Onkel Beinfried und die Omi waren nun fort, doch noch immer stand auf dem Teppich der Käfig. Die Nacht vor Ostern hatte begonnen, das Böse war nun hier und Wulfgard, der heilige Pinguin hatte sich nicht mehr blicken lassen.
Mit weit aufgerissenen Augen lag der kleine Phillippe-Gustav in seinem süßen, kuschelig lustigen Bettchen und zitterte, was das Zeug hält. Tiefes Knurren und ein ständiges Rattern war aus dem Käfig im Wohnzimmer zu hören und der kleine Phillippe-Gustav hatte solche Angst, dass er nicht mehr wusste, was er tun sollte.
´Was würde Goofy jetzt tun?´ überlegte er, kam jedoch zu keinem zufrieden stellenden Ergebnis. Goofy war ein überaus kluger Mann, jedoch auch er hatte seine Grenzen und Schwachpunkte. Plötzlich wurde es still. Weder hörte der kleine Phillippe-Gustav den niedlichen kleinen, bösen Hasen aggressiv knurren, noch hörte er, wie er an den Gitterstäben herumhantierte.
Elegant schwang Phillippe-Gustav sich aus seinem warmen, weichen und überaus bunten Bettchen und beschloss, mit seinem Bobbycar die Lage zu erkunden. So fuhr er los und kam schließlich im Wohnzimmer an, seine großen kugelrunden Augen waren auf den Käfig gerichtet.
Doch der Käfig war leer, stattdessen waren einige der Gitterstäbe nach außen gebogen und dazwischen befand sich ein Loch. Der niedliche kleine, aggressiv knurrende böse schwarze Hase hatte sich ein Loch in den Käfig gebissen und war entkommen.
Zuerst war der kleine Phillippe-Gustav sehr erleichtert, jedoch nur bis ihm klar wurde, dass der niedliche kleine, aggressiv knurrende böse schwarze Hase nicht fort, sondern irgendwo in der dunklen Wohnung war.
Ganz doll hoffte nun der kleine Phillippe-Gustav, dass Wulfgard, der heilige Pinguin, ihm im Folgenden Kampf zur Seite stehen würde, jedoch rechnete er nicht wirklich damit.
Vorsichtig schlich der kleine Phillippe-Gustav durch den Raum und versteckte sich hinter einer der Topfpflanzen und suchte mit seinen Äuglein den ganzen Raum ab, doch nichts war zu erkennen.
Aber plötzlich spürte Phillippe-Gustav eine Bewegung ganz in der Nähe und er wusste genau, dass sich etwas unglaublich Flauschiges direkt hinter ihm befand, da er sowohl dessen Atem als auch die allgemein beunruhigende Präsenz des Hasen spürte.
Schließlich wurde der kleine Phillippe-Gustav von hinten gepackt, schwere, flauschige Hasenohren wirbelten herum, als der kleine Phillippe-Gustav mit riesigen Krallen fortgezogen wurde. Wieder überlegte er, wie Goofy in dieser Situation reagieren würde und entschloss sich, das Bewusstsein zu verlieren.
Nebel schwebten durch die Welt, Umrisse eines Kegels waren zu erkennen. Dieser Kegel begann schließlich zu sprechen, weise Worte, die Phillippe-Gustav jedoch nicht verstand. Der Nebel lichtete sich und Phillippe-Gustav erkannte, dass der Kegel kein Kegel, sondern Wulfgard, der heilige Pinguin war.
Fröhlich lächelnd und quietschend schlang Phillippe-Gustav seine kleinen Ärmchen um den heiligen Pinguin, der spürbar ins Wanken geriet.
Doch es war noch jemand im Raum… eine Präsenz, die Phillippe-Gustav erzittern ließ. Plötzlich lag eine weiße, flauschige Hasenpfote auf seiner Schulter und bevor er es schaffte zu schreien, begann Wulfgard, der heilige Pinguin, ein beruhigendes Lied zu singen, damit Phillippe-Gustav sich nicht so aufregte.
„Fürchte dich nicht“ sagte eine extrem hohe, offensichtlich weibliche Stimme direkt hinter Phillippe-Gustav, der sich nun umdrehte und dort ein kleines, niedliches und überaus lieb schauendes weißes Häschen in einem rosa Kleidchen sah.
„Ich bin Ida, die Beschützerin“ sagte das Häschen mit ganz, ganz lieben Augen. Fragend schaute Phillippe-Gustav zu Wulfgard, dem heiligen Pinguin herüber, der nur freundlich seinen Schnabel verzog und Phillippe-Gustav nickend mitteilte, dass Ida die Wahrheit sprach.
Im Laufe der Nacht erzählte Ida, die Beschützerin, wie sie vom Rudel aufgrund ihrer weißen Fellfarbe verstoßen wurde und so den Kampf gegen das schwarze Rudel der niedlichen kleinen aggressiv knurrenden, bösen schwarzen Häschen aufnahm.
Sie versprach Phillippe-Gustav und seiner kleinen Schwester Olga-Lotte im Kampf gegen die niedlichen kleinen, aggressiv knurrenden bösen schwarzen Häschen beizustehen, wenn der Papa sie dazu aufforderte, die Ostereier zu holen.
Und so geschah es. Der Papa fürchtete sich ganz doll und schickte den kleinen Phillippe-Gustav und die kleine Olga-Lotte ganz, ganz allein nach draußen, um dort dem Rudel der kleinen niedlichen, aggressiv knurrenden bösen schwarzen Osterhasen die lustigen bunten Eier zu klauen.
Vorsichtig schlichen sie durch das hohe grüne Gras, bemühten sich leise zu sein. Etwa einen halben Meter vor ihnen hoppelte Ida, die Beschützerin, während hinter ihnen Wulfgard, der heilige Pinguin watschelte und sich mit Hildebert, dem panischen Mäuschen über holländische Käsesorten unterhielt.
Doch Wulfgard, der heilige Pinguin, war alt geworden, wie Phillippe-Gustav auffiel. Sein Gefieder begann bereits grau zu werden, im Sonnenschein war es deutlich zu erkennen.
Schließlich fanden sie, wonach sie gesucht hatten: Es war ein grünes Hasennest, in welches die niedlichen kleinen, aggressiv knurrenden bösen schwarzen Osterhäschen vermutlich ihre Eier legten. Es waren 6 Eier, eines bunter und lustiger als das andere. Phillippe-Gustav und sein kleines Schwesterchen Olga-Lotte sammelten all die Eier auf und verzehrten jeweils gierig Eines davon.
Dann hörten sie ein Rascheln im Gras. Ida, die Beschützerin, spitzte ihre langen Öhrchen und lauschte. Doch es war zu spät. Schwarz und böse sprang ein niedliches kleines, aggressiv knurrendes Häschen aus dem Gebüsch und landete direkt auf Wulfgard, dem heiligen Pinguin und Hildebert, dem panischen Mäuschen.
Hildebert rannte laut piepsend und in absoluter Panik davon, doch Wulfgard, der heilige Pinguin, schaffte es nicht. In einer überaus schnellen Reaktion stürzte sich Ida, die Beschützerin, auf den niedlichen kleinen, aggressiv knurrenden, bösen schwarzen Osterhasen und zog ihm wortwörtlich das Fell über die Ohren. Aufgeregt sprang Olga-Lotte auf und ab und schrie immer wieder laut „Eieiei!!!“
Stolz präsentierte Ida, die Beschützerin, ihre Beute, doch Phillippe-Gustav hatte viel wichtigere Dinge in seinem kleinen Kinderköpfchen. Er rannte zu Wulfgard, dem heiligen Pinguin, herüber, der sterbend im Gras lag.
Plüsch strömte aus all seinen Wunden und er sah so schwach aus… doch schaffte er es, seinen Schnabel zu öffnen und folgende Worte zu sagen: „Gib den Kampf nicht auf, das Rudel der kleinen niedlichen, aggressiv knurrenden, bösen schwarzen Häschen muss vernichtet werden!“
So starb Wulfgard, der heilige Pinguin, im Gras direkt vor Phillippe-Gustavs Augen, alles war voller Plüsch. Ida, die Beschützerin legte ihm ihre Pfote tröstend auf die Schulter, doch Phillippe-Gustav weinte, immer lauter und heftiger, das Gras wurde ganz nass und wuchs die folgenden Jahre doppelt so hoch, wie an anderen Stellen im Garten.